Besser bescheidwissen über die Oktoberrevolution

Gerade wird die Oktoberrevolution abgehakt. Das hat mit dem 40. Jahrestag dieser Briefmarke zu tun.

In diesen Tagen werden die bürgerlichen Mythen wieder aufgewärmt, etwa, daß der Sturm auf das Winterpalais gar nicht stattgefunden hätte (WAZ) bzw. daß nicht mehr passiert sei, als daß ein paar Soldaten den Weinkeller des Zaren entdeckt und leergetrunken hätten uns sonst nicht viel (Jungle World). Arno Widmann urteilt, die Oktoberrevolution sei ein Verbrechen gewesen (an der Menschheit). Der hat nämlich auch mal in jungen Jahren in den Kommunismus hineingefaßt und ist von einem nie endenden Waschzwang ergriffen.
Diese Publizisten (so nennt man diese Leute) merken nicht, daß sie nichts über ihr Thema offenbaren, sondern ihr Thema über sie.
Von den Gewalttaten, Repressionen und Irrwegen, die der Revolution von 1917 folgten, von dem unnachgiebigen Willen der Bolschewiken, ihre errungene Macht zu erhalten, wird viel geredet. Nicht die Rede ist dabei von der Brutalität und Bestialität der Konterrevolution, die gipfelte und nicht endete im Zweiten Weltkrieg. Aber der war ja ein Schlag des Schicksals, heißt es immer.
Für die Gewaltförmigkeit der geschichtlichen Auseinandersetzungen ist nicht der Fortschritt verantwortlich zu machen, sondern der Versuch, den Fortschritt zu verhindern.

Auf ein Buch habe ich Euch schon aufmerksam gemacht:

Eine Auswahl weiterer Bücher zum Thema, die nicht nur den Besuchern der Buchhandlung Weltbühne zur Verfügung stehen, sondern auch denen, die die Buchhandlung Weltbühne als Versandbuchhandlung nutzen wollen:

Stefan Bollinger: Lenin. Theoretiker, Stratege, marxistischer Realpolitiker. PapyRossa Verlag, Reihe Basiswissen. 147 S. 9,90 Euro.
Angefeindet, bekämpft, verteufelt und schließlich angeschossen wurde der Revolutionär, Theoretiker und Realpolitiker Lenin, der es 1917 unternahm, einen völkermörderischen Krieg zu beenden und eine sozialistische Gesellschaft zu errichten. Er hasste den Krieg, Kriegstreiber und „linke“ Helfershelfer des Krieges. Er wollte den Bruch mit Zarismus, Kapitalismus und der Herrschaft von Adel wie Bourgeoisie. Das erreichte er in Russland, von der Linken im Westen im Stich gelassen. Unter seiner Führung waren ein unverschuldeter Bürgerkrieg und die Intervention ausländischer Mächte, der Wiederaufbau eines zutiefst rückständigen, armen, zerstörten Landes zu meistern. Unter schier aussichtslosen Umständen suchte und fand er Lösungen und öffnete den Weg in eine neue Zivilisation. Unter seinen Nachfolgern ging diese Chance verloren. Umso mehr sind seine Denkweise und sein politisches Handeln zu rekonstruieren, um zu überprüfen, was davon auch heute noch für eine grundlegende gesellschaftliche Umgestaltung, für den Kampf gegen Krieg und die Sicherung des Friedens nützlich sein könnte.

Alfred Schröder, Heiner Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution. VSA 2017. 176 S. 17.80 Euro
Die Autoren arbeiten die Eigenarten der russischen Gesellschaft und des Revolutionsverlaufs 1917 heraus und gelangen zu einer Neubewertung der Oktoberrevolution, die das »kurze« 20.Jahrhundert prägte.

100 Jahre Oktoberrevolution. Irrweg oder Ausweg? Herausgegeben von Daniel Bratanovic. edition berolina 2017. 160 S. 9,99 Euro.
Verlagstext:
Wie steht es um das programmatische Erbe der Oktoberrevolution? Kann der Blick auf das Werk der Bolschewiki etwas anderes sein als nostalgische Verklärung einerseits oder Verdammung andererseits? Ein Chor von renommierten Historikern, die Daniel Bratanovic hier versammelt, beantwortet jenseits aller emotionalen Aufgeregtheiten auf vielschichtige Weise die Frage, ob und, falls ja, wie die Oktoberrevolution und ihre Errungenschaften auch 100 Jahre danach immer noch als Maßstab zum Verständnis gegenwärtiger Krisen dienen können. Die Umstände, mit denen
die Bolschewiki konfrontiert waren und für die sie eine Lösung suchten (und nicht immer fanden), herrschen heute – in deutlich anderer Form, im Kern unverändert – erneut. Nicht in erster Linie historische Ereignisgeschichte wird hier aufbereitet, sondern die Autoren präsentieren einen vielstimmigen Debattenbeitrag zur Frage: Wie aktuell ist die Oktoberrevolution heute noch?

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