Aus der Welt der Literatur oder der Aufsprung auf die Bimmelbahn

… es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände …


Da kann man (respective „frau“) nicht abseits stehen, sonst ist man abgehängt.
Das Anfassen am Gesäß (neudeutsch: Po-Grapschen – mit oder mitohne Bindestrich) ist die Lieblings-Obsession der Wohlfühl-Empörer (respective _*Innen). Der schaurig-schöne Schauer ist nur in der Pose der Entrüstung gestattet.
Die Wohlfühl-Empörer (respective _*Innen) haben den Skandal sehr gern. Damit rechtfertigen Sie ihre Existenz.

Aus einem Notruf wurde ein Reflex. Der Anlaß ist im Spektakel zum Vorwand eskaliert.

Anti-Sexismus ist der Vorwand.

Anti-Sex ist die Absicht (zumindest die nicht unwillkommene Wirkung).

Das Resultat ist die neue, zeit- und marktgerechte Einordnung der Sexualität – in einer Atmosphäre der Anschuldigung, Verdächtigung, Verteuferung der Lust, Unsachlichkeit, Zweifel-Losigkeit, Delegitimierung.

Die Geschlechterbeziehung wird aus kalkuliertem Interesse zu einem Schlachtfeld, auf dem am Ende die am meisten verlieren, die den Notruf ausgesendet hatten.

Aus Anti-Sexismus ist längst Antisex-ismus geworden.

„Mitgliederinnen“. Die haben doch einen Knall haben die doch.

Sie wissen ja:
Ich bin ein deutschen Schriftsteller.
Ich traf mal eine deutsche Schriftstellerin, das war auf einer Veranstaltung, und aus reiner Wiedersehensfreude streichelte ich ihren Hintern.
Die Kollegin rief (so laut, daß das weit und breit zu hören war): „Nicht aufhören! Das ist seeehr angenehm!“
Damit war sie natürlich als Hauptschuldige entlarvt. Aller Sittsamkeits-Furor richtet sich in letzter Konsequenz gegen Frauen.

Noch ein Vorkommnis, das zur Skandalisierung benutzt werden kann:
Ich traf eine deutsche Schriftstellerin. Wir hatten uns in einem Park verabredet. Zur Begrüßung faßte ich ihr an den Hintern. Das überraschte sie gar nicht. Ein Fahrradfahrer (älterer Jahrgang) rief im Vorbeifahren empört: „In aller Öffentlichkeit!“
„Tja,“ sagte meine Kollegin, „wir sind hier nicht im Ruhrgebiet. Wir sind im katholischen Bonn. Da hören die Leute noch darauf, was der Pastor sagt.“

„Die Frauenbewegung war und ist in ihren Resten als ‚Politik für Frauen‘ (vulgo Staatsfeminismus) eine Angelegenheit der akademisch qualifizierten Mittelklasse. Ihr Problembewusstsein reichte nur zur Etablierung einer Beschwerdekultur, mit den Männern als Adressaten und Papa Staat als Medizinmann. […] Schon die Studentinnen von 1968 waren nicht benachteiligt, sondern von einer Freiheit gefordert, für die es in der Geschichte kein Beispiel gibt. Statt hier anzusetzen, hat man das überholte Modell der ewig nörgelnden Ehefrau auf Politikformat gepustet.“
Katharina Rutschky

3 Gedanken zu „Aus der Welt der Literatur oder der Aufsprung auf die Bimmelbahn

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