Kirk Douglas

Kirk Douglas spielte sehr unterschiedliche Rollen: Spartacus und den sensiblen Maler van Gogh ebenso wie den skrupellosen Chuck Tatum in „Reporter des Satans“, Odysseus ebenso wie den Colonel Dax in „Wege zum Ruhm“ und Ned Land in „20.000 Meilen unter dem Meer“. Vielleicht kann jemand besser als ich im Moment formulieren, was diesen gegensätzlichen Rollen gemeinsam ist. Dem wird dann vielleicht der Filmtitel „Einsam sind die Tapferen“ einfallen.
Kirk Douglas war nie an ein „Studio“ (soll heißen: an einen Filmkonzern) vertraglich gebunden. Er blieb immer ein freier Schauspieler. Er war auch Produzent. So war er nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produktionsleiter von „Spartacus“ (1960).

Der Film über den historischen Sklavenaufstand in den Jahren 73-71 v.u.Z. (in der Frankfurter Allgemeinen als der „bewegendste, intelligenteste und beste Sandalenfilm aller Zeiten“ gewertet) entstand nach dem Roman von Howard Fast, geschrieben 1950 im Gefängnis, weil der Autor Mitglied der Kommunistischen Partei der USA war. Auch der Drehbuchautor Dalton Trumbo stand auf der Schwarzen Liste.
Die Anklage gegen die Versklavung des Menschen hatte Bezüge zu den Verhältnissen in den USA. Die Szene, in der einer nach dem anderen der geschlagenen Sklavenarmee aufsteht und ruft „Ich bin Spartakus“, nachdem die siegreiche Armee die Auslieferung ihres Anführers verlangt hatte, ist ein deutliches Contra gegen das staatlich angeordnete Denunziantentum in der McCarthy-Ära.
Für die Regie hatte Kirk Douglas den damals noch weitgehend unbekannten Stanley Kubrick gewonnen.

Mit Kubrik hatte er schon 1957 zusammengearbeitet in „Wege zum Ruhm“. In diesem Antikriegsfilm wird die mörderische Stupidität militaristischer Mentalität und nationalistischer Engstirnigkeit vorgeführt, die so klingt:
„Die Leute haben nicht darüber zu entscheiden, ob ein Befehl durchführbar ist oder nicht. Wenn er nicht durchführbar war, so müssten jetzt zum Beweis ihre toten Körper den Boden der Gräben bedecken.“

Eine Dialogstelle in „Wege zum Ruhm“:
„Was hat er über Patriotismus gesagt?“ – „Er sagte, daß Patriotismus die letzte Zuflucht eines Schurken sei.“
Damit dieser Film überhaupt verwirklicht werden konnte, hat Kirk Douglas auf eine Gage verzichtet. So konnte dieser Satz in die Filmgeschichte eingehen.

Was hat Kirk Douglas mit Lichtern des Lichtspiels wie Marilyn Monroe, Marlene Dietrich, Cary Grant, Maureen O’Hara, Charlie Chaplin und Alfred Hitchcock gemeinsam? Auch er hat nie den Oscar bekommen. (Ehrenoscars zählen nicht).

Kirk Douglas hat heute Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt.

Fernsehgucken als Kunst

Ich habe mir angewöhnt, die Krimis im Fernsehen immer erst nach einer halben Stunde einzuschalten. Sie werden dadurch spannender.
Ich verstehe dann zwar nicht, worum es geht. Aber in wahren Leben versteht man ja auch nicht, worum es geht.

Ah! Da sind Sie ja, Herr Schröder!

SuelzkoppSchroederDieser „Kasten“, enthaltend Zitate aus Dialogen in dem Tatort-Film „Moltke“ von 1988 (mit Götz George als Schimanski, Grimmepreis) erschien in DER METZGER Nr. 56 (Februar 1999) auf Seite 3 (als sogenanntes Intro).
In diesem überaus gelungenen und komikgeladenen Schimanski-Film fand ich den running gag lustig. Daß der geniale Überblicker Schimanski sich den Allerwelts-Namen „Schröder“ partout nicht merken kann, daß Hänschen wie immer sanft-korrigierend eingreifen muß, und daß sogar auf den stets korrekten Königsberg Schimanskis brachiale Namensgebung abfärbt – zum Lachen.
Schimanskis Fähigkeit, einen Menschen sehr schnell einschätzen zu können, versagt in diesem Fall ebenso wie sein Namensgedächtnis. Denn dieser „Sülzkopp“ genannte Schröder „hängt“ keineswegs „da mit drin“, sondern ist bloß irgendson Lackaffe, der da rumsteht.

Kurz vor Ausgabe Nr. 56 hatte eine Bundestagswahl stattgefunden, aufgrund derer Helmut K. als Bundeskanzler von Gerhard S. abgelöst wurde.
Hansjürgen Bott wunderete sich, daß in dem Heft die neue Regierung gar nicht kommentiert wurde.
Ich sagte: „Doch! Guck ma Seite 3.“
Aber das war nur eine Ausrede.

30 Jahre Lindenstraße

Gestern war 30 Jahre Lindenstraße, mit allerlei Tamtam, z.B. live gesendet, was der Sache nicht unbedingt zuträglich war, aber egal.
Ich weiß noch, wie Lindenstraße zum ersten Mal gesendet wurde. Das muß nach Adam Riese 1985 gewesen sein. In der ersten Sendung zogen Leute in das Haus ein, die hatten in einem Käfig eine Maus, als Haustier.
Die Maus sagte: Piep. Da fuhr unser Kater aus dem Schlaf hoch. In einem Sekundenbruchteil stand der auf seinen Beinen, bereit und entschlossen, sich auf die Maus zu stürzen. Ich mußte dem erklären, daß das gar keine tatsächliche Maus in der Wohnung war, sondern bloß eine Maus im Fernsehen.
Unser Kater guckte auch gern Fernsehen, besonders Eishockey: diese Männekes, die durchs Bild huschten, faszinierten ihn. Ich sagte: Eines Tages fängst du dir einen…
kater2_ffDas war ein lieber Freund, der sich bei uns seines Katzenlebens freuen konnte. Er hieß Kater. Ich hätte keinen Namen gewußt, der besser zu ihm gepaßt hätte. Der wußte auch, daß er Kater heißt.
Die Ähnlichkeit mit dem Kater aus „Frühstück bei Tiffany“ ist frappant. Der hieß ja auch einfach „Kater“.

Heil dir im Siegerkrands, Sänger des Vaterlanz

Xavier Naidoo soll für das Deutsche Reich singen, hat die ARD entschieden.
Läßt sich die ARD denn jetzt von der Montags-Friedenswahnmache beraten?
„Ausgerechnet Xavier Naidoo soll Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. Was die ARD da selbstherrlich im Hinterzimmer entschieden hat, ist der blanke Hohn“, kommentiert Carolin Gasteiger in der Süddeutschen Zeitung. „Wenn Xavier Naidoo Deutschland beim ESC vertritt, wirkt das so, als würde man Matthias Matussek zum Bundespräsidenten küren.“

Hat der ARD-Unterhaltungsfritze Thomas Schreiber nicht gewußt, mit wem er es zu tun hat? Dann ist er bloß dumm. Oder war es ein Unterwanderungsversuch? Dann ist er ein Provokateur. Für letztere ebenso wie für die erstere Möglichkeit spricht, daß er „wußte“, daß X.N. „polarisiert“. Dann hat er sich den X.N. gefragt, ob er wirklich so fies ist wie alle sagen. (So kriegt auch Bandbreite Jobs).

Aber der „schlechte Scherz“ (SZ) findet doch nicht statt. Für den gekürten und wieder abgesetzten Reichsbotschafter ist das „ok“: „Mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst.“ Daß Begriffe wie Freiheit und Toleranz zu inhaltslosen Phrasen zerquasselt werden, wird auch nicht gebremst.
ARD-Tollpatsch Schreiber: Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. „Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten.“
Das ist wiederum schade. Es wäre doch schön, wenn diese europäische Bombastik-Bumm-Schau kaputtzukriegen wäre. Da könnte ein Vertreter des deutschen Kaiserreichs vielleicht doch nützlich sein.
hl-tenoereWer weiß, wo das alles noch hinführt. Vielleicht werden demnächst, wenn „Deutschland“ dran ist, zwei Sänger gleichzeitig gegeneinander singen (siehe Zeichnung).
Metzger114CoverBitte lesen Sie die Xavier-Naidoof-Titelgeschichte in DER METZGER Nr. 114.

Finanzminister Schäuble ist eine Tasse

Wann fängt der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mal damit an, Anstalten zu treffen, die Zahlung von Kriegsentschädigungen an Griechenland vorzubereiten?
Er hat sich dazu schon mal geäußert, indem er behauptete, mit dem „Zweiplusviervertrag“ von 1990 seien alle Folgelasten des Zweiten Weltkriegs erledigt.
Ach nee!
Der „Zweiplusviervertrag“ wurde geschlossen zwischen der BRD, der DDR, den USA, der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich. Griechenland war gar nicht beteiligt. Griechenland ist im „Zweiplusviervertrag“ kein Vertragspartner.
Wolfgang Schäuble, so wird gesagt, ist Jurist. Dann müßte er doch eigentlich wissen, daß Verträge zu Lasten Dritter gar nicht möglich sind. Verträge kann man mit anderen schließen, aber nicht über andere.
Sonst könnte ich ja mit dem Schäuble vertraglich vereinbaren, daß wir bei Aldi an der Kasse nix mehr bezahlen müssen. Ich gehe mit der Ware einfach durch, und wenn die Kassiererin dafür Geld von mir haben will, dann sage ich: „Wieso? Ich hab mit dem Schäuble einen Vertrag, daß ich hier alles umsonst kriege.“
Ich könnte auch mit dem Schäuble vertraglich vereinbaren, daß ich immer umsonst mit’m Taxi fahren kann. Wenn der Taxifahrer kassieren will, sage ich: „Wieso? Ich hab mit dem Schäuble einen Vertrag, daß ich umsonst Taxi fahren kann.“ Oder noch besser: ich sage: „Laut Zweiplusviervertrag müssen Taxichauffeure mich kostenlos befördern.“
Der Taxifahrer sagt dann: „Sagen Sie mal, sind Sie bekloppt?“
Dann sage ich: „Nicht ich. Sondern der Schäuble.“

Wissen Sie, was morgen für ein Tag ist?

Morgen ist der 1. Juli 2015, der 25. Jahrestag der „Währungsunion“.
Ein Nachbarland wurde einverleibt (vulgo: annektiert), die westdeutsche Währung wurde dort eingeführt, als ob das mal so einfach ginge. Folge war, daß eine Volkswirtschaft zusammenbrach.
Der wirtschafts- und währungspolitischen Entscheidung lag keine nüchterne Kalkulation zugrunde, ökonomischer Sachverstand spielte keine Rolle. Umso mehr der Kalte Krieg. Ideologische Verblendung und marktwirtschaftlicher Heilsglauben tobten sich aus. Darum führte die Entscheidung in die Katastrophe. Gucken Sie sich diese „blühenden Landschaften“ doch mal an.

Dieselben Scharlatane, die auf Verluste keine Rücksicht nehmen, sind jetzt damit beschäftigt, „Griechenland zu retten“.
Vor einem Jahr wurden die Renten halbiert, weil die Verkünder der Marktwirtschaft meinten, die Renten wären zu hoch. Letzte Tage in einer dieser TV-Talkshows sagte der Wirtschaftsguru Sinn: in Griechenland sind die Renten zu hoch.
Denen fällt nichts Neues ein. Die Renten sind zu hoch, nicht nur in Griechenland, und nicht nur die Renten, sondern vor allem die Löhne.
Folgt man den Wirtschafts-Pappnasen, dann kommt die riesige Staatsverschuldung daher, daß die einfachen Leute „über ihre Verhältnisse gelebt haben“. Staatsschulden im Kapitalismus sind systembedingt, und wer etwas anderes behauptet, ist ein Idiot.
Und genau das ist der Punkt: Wir haben es mit Vollidioten zu tun.
Wer predigt, die Programme, die jahraus jahrein das Elend nur vergrößert haben, müßten unbedingt fortgesetzt werden, der ist verrückt – wie der Brüsseler ARD-Korrespondent Krause, der sie nicht mehr alle auf dem Kastenmänneken hat.
Wie sieht es eigentlich mit der Staatsverschuldung in Deutschland aus?
Die EU-Wirtschaftspolitiker samt ihren pseudowissenschaftlichen Zuträgern wollen Griechenland nicht „retten“, sondern ihre marktwirtschaftlichen Wahnvorstellungen ausbreiten.
Die Sparpolitik wird die Schulden nicht senken. Die Sparpolitik soll die Schulden nicht senken, sondern die Renten.
Die Anti-Griechenland-Politik läßt erkennen, was den Politikern, die unser Land regieren, zuzutrauen ist.
Und die griechische Regierung? Die tut einfach nicht, was „wir“ ihr befehlen. Wo „wir“ es doch nur gut mit ihnen meinen.
Auch die Anti-Griechenland-Politik der EU hat was mit Kaltem Krieg zu tun. Warten Sie mal ab, wenn in Athen die Konservativen an der Regierung sind, wie dann die Geldquellen wieder sprudeln; und dem Schäuble, dieser schwarzen Null, kann es dann gar nicht schnell genug gehen, seinen griechischen Parteifreunden das Geld überall hineinzuschieben.
Lesen Sie das und das.
Und lesen Sie auch das.

Wissen Sie, was heute für ein Tag ist? Heute ist der Tag meines Rentenbescheids.

Legalize it!

Über den Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken, der in der Bundesrepublik nach einem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts erleichtert zugänglich gemacht werden soll, las ich in der WAZ diesen Kommentar (4. Februar, Seite 1, Verfasser: Frank Preuß):
„Längst überfällig.
Die Politik bewegt sich langsam, aber immerhin hat sie sich nun zu einem kleinen Schritt aufgerafft: Cannabis auf Kassenrezept, wenn es um Behandlung von Schmerzen zum Beispiel krebskranker Menschen geht – das ist überfällig. Wenn es nun ausgerechnet auch noch die Steinzeitideologen der CSU fordern, dann weiß man, wie lange es schon überfällig ist.
[…] Es ist ja beileibe nicht das erste Mal, daß Juristen Politiker zwingen, sich mit einer Wirklichkeit zu beschäftigen, die ihren Grundüberzeugungen zuwider laufen mag: In diesem Fall einer Wirklichkeit, im der das Leid von Hunderttausenden gelindert werden kann, wenn man endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft.
Wer nun befürchtet, die komplette Freigabe von Cannabis stehe damit unmittelbar bevor, unterschätzt das Beharrungsvermögen in der Politik. Bis aus der Erkenntnis, daß der repressive Umgang mit Drogen gescheitert ist, weil er nur Millionen Menschen kriminalisiert und das organisierte Verbrechen füttert, Berliner Beschlüsse werden, dürfte es noch eine Weile dauern.“

Vierzig Jahre mußten vergehen, bis es amtlich war, daß der Untergang des Nazi-Regimes als erfreuliche Tatsache zu bewerten ist („Tag der Befreiung“).
Mehr als ein halbes Jahrhundert mußte vergehen, bis die CDU dann doch sich dazu durchringen mußte, zuzugeben, daß die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland ist.
Jahrzehntelang hat sich die CDU in ihrem Starrsinn gegen den Ausstieg aus der Atomenergie gestemmt.
Jahrzehntelang hat sich die CDU in ihrer Dummheit, in ihrer spießbürgerlichen Verblendung jeder erfolgversprechenden Korrektur, jeder Entideologisierung der Drogenpolitik verweigert. Dadurch ist irreparabler Schaden entstanden. Durch die Legalisierung wäre immerhin der Drogenmafia ein schwerer Schlag zu versetzen.
Mary
Gesundheitsminister Hermann Gröhe hat sogleich versichert, daß eine allgemeine Freigabe von Cannabis ausgeschlossen ist. Warum? Mit welchem Argument?
Ich frage: Ist es Dummheit allein? Oder gibt es eine Verbindung zwischen der CDU und der Drogenmafia?

Was hat Weizsäcker denn gesagt?

In der Rede am 8. Mai 1985 – 40. Jahrestags des Kriegsendes in Europa – sagte Bundespräsident von Weizsäcker, der 8. Mai 1945 sei ein Tag des Befreiung gewesen.
Weizsäcker hat eigentlich doch etwas Selbstverständliches gesagt, und ist dennoch ein Wagnis eingegangen.
Daß der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war, der Befreiung von Faschismus, das hatten andere schon vorher gesagt. Ich hatte das gesagt, und die, mit denen ich mich geistig verwandt fühle. Wir standen damit im Gegensatz zu denen, die von „Zusammenbruch“ sprachen. Das war nicht bloß ein Unterschied in der Formulierung. Manche suchten den Ausweg aus dem Dilemma mit der Formulierung „Stunde Null“ – als könnte man die Geschichte einfach nochmal von vorn anfangen lassen.
Weizsäcker sprach gewissermaßen als Schiedsrichter des öffentlichen Bewußtseins.
Die Feststellung über die Bedeutung des Datums 8. Mai ist das Fazit der Rede, in der auch diese Sätze vorkamen:
„Wir gedenken der ermordeten Sinti und Roma, der getöteten Homosexuellen, der umgebrachten Geisteskranken, der Menschen, die um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen sterben mußten. Wir gedenken der erschossenen Geiseln. Wir denken an die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten. Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des Widerstandes der Kommunisten.
[…] Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Haß zu schüren. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernen Sie miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“
Der das sagte, wandte sich gegen den bis dahin geltenden herrschaftlichen Konsens, gegen die Staats- und Gesellschaftsdoktrin dieses Landes. Wer die Veranstaltung damals im Fernsehen gesehen hat, erinnert sich auch an die versteinerten Gesichter von Kohl und seiner Bagage. Das Prinzip der Konkurrenz („gegeneinander“) wurde von Konservativen stets als Element der Herrschaftssicherung gesehen und genutzt.
Das Hantieren mit Vorurteilen, Feindschaften und Haß, im Inneren wie im Äußeren, hat mit dem Ende Hitlers kein Ende gefunden. Es waren dieselben Vorurteile, wenig oder gar nicht temperiert, dieselben Opfer des Hasses, dieselben Feindschaften und dieselben Feindbilder. Gerade auch die Feindschaft gegen die Russen war konstituierendes Element der Nachkriegsordnung. Ohne den inneren und ohne den äußeren Feind hätte dieses Land, dieses Volk nicht auf Vordermann gebracht werden können.
Die Doktrin der CDU lautete: Wer nicht genauso denkt wie wir, der ist ein Feind, und den muß man bekämpfen, und dabei ist jedes Mittel erlaubt.
Erinnern wir uns an die Zeit vor 30 Jahren. Die 80er Jahre waren eine Zeit großer Auseinandersetzungen darüber, wie wir uns selbst verstehen, wie unsere Zukunft gestaltet sein soll und wie wir leben wollen. „Alternativ“ zu denken und zu leben (was damals vielleicht noch ein Begriff mit Inhalt war), das bedeutete, in die Reihe der Feinde eingereiht zu werden, gegen die Vorurteile, Feindschaft und Haß mobil gemacht werden.

Über Gott (live)

Einige Passagen meiner Lesung in der Zeche Carl in Essen am 31. August wurden gefilmt. Heute zeige ich Euch: „Den lieben Gott gibt es. Aber gibt es ihn auch wirklich?“ (aus „Wir bleiben im Bahnhof“).

Ton- und Bildaufzeichnung: Hafenstaedter.
Fortsetzung folgt.

Frei-hei-hei-hei-hei-heit

Alles, aber auch wirklich alles wird geregelt durch Angebot & Nachfrage. Gegenwärtig ist die Nachfrage nach Phrasen so groß wie schon lange nicht mehr.
„Aufeinander zugehen“ (bzw. „auf die Menschen“), „bürgernah“, „Verantwortung“, „nahebringen“, „auf das Nahebringen zugehen“, „Verantwortung für die Bürgernähe“, „die Menschen mitnehmen“, „Entschiedenheit im Miteinander“, „Verantwortung mitbringen“, „die Menschen zu den Bürgern bringen“, „Bürgernähe transparent machen“, „Transparenz verantworten“, „mit Inhalten füllen“, „das Wir im Uns“, „das Wir in unserer Verantwortung“, „das Ganze“.
Und der Papst war auch schon da.
Da die Geschäfte weitergehen müssen, muß der Kalte Krieg im Inneren weitergehen. „Da ist Tünche nötig“ (Brecht).
Ihr werdet euch noch umgucken, soll Gesine Lötzsch gesagt haben. Von wegen! Wenn der Gauck so ein paar richtig militaristische Sentenzen losgelassen haben wird, dann werden die Grünen noch lauter jubeln. Und der Trittin redet, als hätte er einen Homburg auf dem Kopp. Der ist ja jetzt sowas von Staatsmann! (Jedenfalls hat er die Pose geübt). Der beantwortet zum Beispiel im Interview keine Frage mehr.
joachim-gauck-mit-schnaeuzAlso, ich finde, der Gauck könnte sich doch wenigstens mal einen Schnäuz stehen lassen.

Gestern bei Plasberg

Gestern, einen Tag nach der Europawahl, wurde bei Plasberg über die AfD gesprochen. Der Lucke, der Flipflap, war auch da.
Ja, die AfD, die Partei der frustrierten Großbürger und verängstigten Kleinbürger (so kennzeichnete sie der Friedman, der war auch da), die Partei, die auch am rechten Rand Stimmen einsammelt, Ressentiments zu nutzen weiß und für ihre TV-Auftritte reichlich Kreide frißt.
Gestern ging es um die Frage, ob diese ad-hoc-Partei in den Bundestag kommt (ich fürchte: ja) und sich halten kann.
Die Wahl vorgestern hat der Tendenz, daß sich in den europäischen Ländern (namentlich England und Frankreich) das tradierte Parteiengefüge auflöst, einen großen Schub gegeben. In Italien ist das vertraute Parteiengefüge schon völlig aufgelöst. Hierzulande geht das langsamer vonstatten, aber auf die Dauer wird das auch an der BRD nicht vorübergehen.
Die SPD ist zu einer 20- bis 30-Prozent-Partei geschrumpft. Von der AfD wird erwartet, daß sie die Lücke ausfüllt, die eine Traditions-Partei hinterläßt, die KO gegangen ist und vielleicht nicht wieder aufsteht: die Partei des Sozialneids.
Die Partei, die dem Arbeiter den Pfennig Lohnerhöhung, dem Arbeitslosen die Stütze, dem Kranken das Krankengeld und dem Armen die Margarine auf dem trockenen Brot nicht gönnt, hat einen Ersatz gefunden? Schlimmer als die FDP wird es die AfD wohl doch nicht treiben.

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Was wäre dieses deutsche Volk ohne seinen Erbfeind?

Zitat:
„Unsere Staatsmänner in Bonn haben die Sowjets nicht für Menschen, sondern für entartete Teufel eingeschätzt. So waren sie nicht imstande, sich selbst in Gedanken an die Stelle des Gegners zu versetzen und sich zu fragen, was sie an seiner Stelle wohl tun würden… Das erste Erfordernis aber, um richtige Politik zu machen, besteht darin, in die Haut des Feindes zu schlüpfen… Die Sowjets …haben, um ehrlich zu sein, auch wenig Grund, deutschen Beteuerungen zu glauben. Es drohte also eine Situation, in der die Sowjets von den Deutschen um die Früchte ihres Sieges über Hitler gebracht werden könnten. Es drohte eine gewaltsame Revision des Sieges von 1945, und zwar von Seiten des Besiegten.“
Rudolf Augstein im Spiegel (1961)

Es fällt auf, daß hierzulande manche Leute über die Krim-Krise reden, als hätte der Zweite Weltkrieg nicht stattgefunden.

Frollein Lohmeier erklärt die wahren Gründe (bitte anschnallen)

Letzte Woche Maybrit Illner gesehen (manchmal läßt die ja auch mal ihre Gäste zu Wort kommen). Und immer wenn jemand sowas sagte wie: „Daß die, die unablässig anderen Moral predigt…“, oder: „Seit dreißig Jahren zeigt sie allen den erhobenen Zeigefinger, und dann sowas…“, dann war der Beifall heftig. Besonders heftig applaudierten die Frauen im Publikum. Denn die Frauen sind es schon lange leid, von der Anstandsdame und selbsternannten Anführerin der Damenbewegung bevormundet zu werden.
Frollein Lohmeier erklärt das aber anders (und sie hat ja immer recht).
Zitat auf aliceschwarzer.de:
„In den vergangenen Monaten ist mir aufgefallen, dass Männer sich viel öfter kritisch über Prostitution äußern als Frauen. Frauen scheinen Angst zu haben, als prüde oder Spaßbremse zu gelten.“
Ich glaube eher, daß Frauen sich nicht zu prüden Spaßbremsen im Dienste einer rechthaberischen Selbstdarstellerin abrichten lassen wollen.
Schwarzer3Ich wünsche mir, daß der Slogan
HALT DIE KLAPPE, ALICE
demnächst auch öfter mal von Männern zu hören ist.

Land der Geheimnisse

Ein Fernsehbericht aus dem Land der Geheimnisse: Der Kommentator erzählt: Ein Verkehrspolizist steht auf einer leeren Kreuzung und regelt den Verkehr, der nicht stattfindet. Im Bild zu sehen ist aber eine belebte Kreuzung, die von einigen Fahrzeugen passiert wird. Ob die Fahrzeuge am Ende der Straße kehrt machen, um erneut die Kreuzung zu passieren, um dem deutschen Fernsehen ein Bild zeigen zu können, das es dann doch nicht sieht? Wahrnehmungsstörungen stellen sich ein, wenn die Gelbe Gefahr mal wieder aktiviert werden soll.
Doch wie nimmt das Land Nordkorea, das Demokratische Volksrepublik Korea genannt werden will, sich selbst wahr? Wie stellt es  sich dar? Wie will es gesehen werden? Plakate aus der DVRK mögen Aufschluß geben.

Korea1Der Soldat, der Bergmann mit entschlossen geschultertem Abbaugerät, der Architekt mit gebügeltem Hemd und die Ernteaktivistin haben sich vereint, und sie gucken. Die Dame hat die gemeldete Rekordernte gleich mitgebracht.

Korea2Text oben: „Laßt uns entschlossen im Geist der Juche-Idee, auf den Spuren des geliebten Führers und Opernkomponisten Kim Jong Il wandelnd den Feinden des Volkes unsere Schiffsbauproduktion vor den Latz knallen!“
Text unten: „Juche! Das ist überhaupt DIE Idee! Das ist eine Ideologie, sowas gab es noch nie!“

korea3Mit Entschlossenheit demonstrieren die Bauarbeiter, daß sie entschlossen sind, mit Entschlossenheit entschlossen zu sein. Ausrufezeichen. Möchten Sie einen Spaten?

korea4Luftschlangen! Konfetti! Nelke im Knopfloch! Er geht als Soldat, sie als Matrose. Pjönjang Alaaf!

Vor der Wahl ist nach der Wahl (2003)

In ein paar Tagen wird der Bundestag gewählt. Diesem Ereignis gingen frühere Wahlen voraus, und die Parteien, die um Aufmerksamkeit werben, geben uns nicht erst in diesen Tagen zu denken. Um die bevorstehende Wahl in die Zeitgeschichte einzuordnen, werden an dieser Stelle einige Kommentare zu Parteien und früheren Wahlen in loser Folge dokumentiert, heute ein Kommentar aus dem Jahre 2003 (aus DER METZGER 66):

Es hat gewählt: Der Untertan

In Deutschland wird das Parlament in geheimer Wahl gewählt. Aber die Leute wählen, als würde ihnen dabei jemand über die Schulter schauen. In einer Demokratie, deren auffälligstes Merkmal ein eklatanter Mangel an demokratischem Bewußtsein ist, sind Wahlen eine Veranstaltung zur Bestätigung der Mächtigen: Ja, wir sind einverstanden. Eigentlich hätte die Einführung des allgemeinen Wahlrechts die Abschaffung des Untertanen bedeuten müssen. Das ist nicht eingetreten, und darum gewinnt die CDU. Die CDU paßt zur Demokratie wie Straßenteer in ein Rezept für Pudding. Der Erfolg dieser Partei der Engherzigkeit, der Engstirnigkeit kommt daher, daß der Wähler, der Souverän, ein Untertan geblieben ist. Teer im Pudding ist wie ein Untertan in der Wahlkabine.
Man soll nicht verallgemeinern. Nicht jeder wählt CDU. Nicht jeder ist vom Charakter her ein Untertan. Und nicht jeder, der von Politik nichts versteht und dem infolgedessen falsche Entscheidungen unterlaufen, muß deshalb ein doofer Mensch sein. Bei gutem Wetter oder nach einem guten Essen könnte man vielleicht sogar sagen: Die Menschen sind nicht wirklich so schlecht, wie das, was sie tun, wenn sie einem Stimmzettel ausfüllen. Oder doch?
Manche wählen die SPD. Wer SPD wählt, ist, tendenziell, ein bißchen moderner und aufgeklärter als jemand, der CDU wählt. Darum verliert die SPD meistens. Überzeugte Sozialdemokraten gibt es nur wenige. Die meisten, die SPD wählen, halten sie für das „kleinere Übel“. Sie wählen die SPD, weil sie die CDU nicht wollen. Das sind auch nicht viele.
Trotzdem hat die SPD die Bundestagswahl gewonnen, und zwar zum zweiten Mal hintereinander. Was war los?
Der Untertan ist ein sehr komplizierter Charakter. Seine Entscheidungen folgen nicht den Gesetzen der Logik und der Einsicht. Man kann sich noch nicht einmal darauf verlassen, daß das Marmeladenbrot, das auf die Erde fällt, auf der Marmeladenseite landet. Darum ist jetzt Schröder Bundeskanzler und nicht Stoiber. Aber eigentlich ist die CDU doch die Staatspartei, sie ist die eigentliche Obrigkeit, und der SPD haftet immer noch der Umsturz an. Es fällt schwer, es zu glauben, aber es ist so. Vielleicht liegt es daran, daß Sozialdemokraten sonntags länger schlafen.
Manche Untertanen haben einen kleinen Attentäter im Ohr. Darum haben viele Untertanen diesmal SPD gewählt, obwohl sie sich eigentlich verpflichtet fühlen, CDU zu wählen. Die sind am 22. September nach Hause gegangen und haben sich gesagt: „Bo! Jetzt haben wir uns aber was getraut!“
Aber dann meldet sich das Gewissen (sonst zuständig dafür, daß die Handtücher nicht kratzen). Was haben wir getan! SPD! Die Opposition regieren lassen! Wenn er es einmal tut, verzeiht der Untertan es sich nochmal. Aber zweimal! Dann kommt so eine Stimmung auf wie Weiterlesen

Die Farbe des Geldes (1)

geldschein2In der wohl flachsten TV-Talkshow mit politischem Anhauch („Menschen bei Maischberger“) wurde geredet über Reichtum.
Da war ein Ehepaar, das mit irgendeinem Mode-Trallala viel Geld gemacht und sich dann frühzeitig zur Ruhe gesetzt hatte, um fortan ihren Reichtum zu genießen bzw. das, was sie für Reichtum halten, nämlich ihre Kröten, die für sie die Maßeinheit für Luxus ist.
Nun gut, Luxus sei jedem gegönnt, der sich was draus macht (für mich wär‘ das nix). Und es ist mir auch egal, wie viele Milliönchen die mit sich herumschleppen. Klarzustellen wäre allerdings, daß man ein Vermögen von zwei oder drei oder zehn oder fünfzig Millionen keineswegs als „Reichtum“ bezeichnen kann. Über die Dimensionen von Reichtum herrschen sehr unzutreffende Vorstellungen. Der Normalverdiener glaubt, Reichtum daran zu erkennen, daß jemand in einer Villa wohnt und vielleicht noch ein paar Appartements in den diversen Schickeria-Residenzen besitzt, über einen Fuhrpark teurer Karossen verfügt und sich die Zigarren mit Geldscheinen anzündet. Das ist Luxus, aber kein Reichtum.
Bernt Engelmann hat vor Jahrzehnten die Dimensionen von Vermögen und Reichtum anschaulich gemacht (Das ABC des Großen Geldes). Er teilte die Vermögen in vier Kategorien ein:
Kategorie 1: normale Multimillionäre.
Kategorie 2: mit solchem Vermögen können politische Entscheidungen beeinflußt oder verhindert werden.
Kategorie 3: überfordert jedes Vorstellungsvermögen.
Kategorie 4: sehr reiche Leute.
Man müßte, so Engelmann, ein Vermögen, also nicht nur Geldvermögen in Bargeld und Guthaben, sondern auch Immobilien, Unternehmensanteile, Versicherungspolicen, Wertpapiere, Sachwerte etc. in Hundertmarkscheine umrechnen und diese aufeinanderstapeln.
Mit Hunderteuroscheinen geht das genauso: Zehn Hunderteuroscheine ergeben einen Stapel von einem Millimeter. Ein Millimeter sind tausend Euro. Wer gut was auf die Seite gelegt hat und sich wenig Sorgen zu machen braucht, hat dann vielleicht einen Stapel von zwei oder drei oder zehn Zentimeter vor sich liegen. Eine Million ergibt einen Geldscheinstapel von einem Meter, und wer zwei bis drei Millionen besitzt, dessen Stapel reicht bis zur Zimmerdecke. Mit sechs bis acht Millonen reicht der Stapel bis zum Dachfirst. Wer 20 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe eines achtgeschossigen Hochhauses. Wer 150 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe es Kölner Doms, und wer 300 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe des Eiffelturms.
Es gibt allerdings auch Vermögen in privaten Händen, das würde in Hunderteuroscheinen aufeinandergestapelt die Höhe es Mount Everest erreichen (knapp 9 Milliarden Euro). Der reichte Mann der Welt könnte sein Vermögen bis in die Stratosphäre stapeln. Aus solcher Höhe ist der Unterschied zwischen dem Kölner Dom und einer Streichholzschachtel nicht mehr wahrnehmbar.
Oder stellen Sie sich vor, man würde die Vermögensverhältnisse in Deutschland in einer Skala von einem Meter Breite darstellen, reichend vom Habenichts bei Null und dem größten Vermögen in Deutschland (schätzen wir es auf zehn Milliarden) bei einem Meter. Wenn zehn Milliarden ein Meter sind, dann sind 10 Zentimeter eine Milliarde. Ein Zentimeter sind 100 Millionen. Ein Millimeter sind 10 Millionen. Und eine Million wäre ein Zehntel Millimeter. So spitze Bleistifte gibt es nicht, um das Vermögen eines einfachen Millionärs in eine Skala von einem Meter einzeichnen zu können. Der Millionär befindet sich nicht am oberen, sondern am untersten Ende der Vermögensskala. Der Millionär ist nicht viel reicher als der, der gar nichts hat.
Wenn man sich über die Proportionen von Reichtum Klarheit verschafft, erkennt man auch die Gefahr des Reichtums: Reichtum äußert sich nicht in Luxus, sondern in Macht.
Die Reichen um ihren Luxus zu beneiden oder ihr luxuriöses Lotterleben, das sie angeblich führen, zu kritisieren, ist töricht. Das ist bloßer Moralismus und in der Konsequenz reaktionär. Ach, würden die Reichen doch nur in Luxus schwelgen – dann hätte man von ihnen nichts zu befürchten. Wer vom Leben mehr erwartet als Sinnlosigkeit, hätte niemanden um seinen banalen Luxus zu beneiden, wohl aber die Macht zu fürchten.
Man hört auch immer wieder die Geschichte von dem Mann, der von drei Milliarden zwei verloren hat und nun ganz unglücklich darüber ist, daß er nur noch eine Milliarde hat. Man kann ihn gar nicht verstehen. Doch wer zwei Milliarden verloren hat, wird die dritte auch nicht mehr lange behalten. Jede größere Verschiebung in der Vermögensstruktur einer Nationalökonomie hat zwangsläufig Verwerfungen zur Folge, die in das Leben jedes Einzelnen verheerender eingreifen als es eine Entscheidung einer noch so dilettantischen Regierung vermöchte, und kann ganze gesellschaftliche Gruppen deklassieren.
Ein anderes Wort für Vermögen lautet: Kapital. Kapital kann nur existieren, indem es sich vermehrt. Kapitalismus kann nur existieren, indem er die Grundlagen seiner Existenz fortwährend vernichtet.