Action Painting meets Street Art

Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Action Painting meets Street Art.
Mit geringem Aufwand (auch was Zeit und Material betrifft) wurde hier (Grabenstraße) ein Werk geschaffen, das Action Art und Street Painting vereint. Man kann mit Fug Minimalism als drittes Element hinzudenken.
Wer glaubt, hier wäre einfach so ein Eimer weiße Farbe umgekippt, hat von der Welt ein falsches Bild. Gewiß ist hier ein Eimer weiße Farbe umgkippt. Aber doch nicht einfach so!

„Guck mal! ‘Ne nackte Frau!“

Ein junges Paar, beide etwa 16, vielleicht 15, gehen die Straße entlang. Das Mädchen entdeckt was im Schaufenster. Sie ruft (begeistert):
„Guck mal! ‘Ne nackte Frau! Eh! Guck doch mal!“
Vielleicht will sie mit ihm gemeinsam den Anblick lustig finden.
Vielleicht will sie mit ihm gemeinsam den Anblick genießen.
Vielleicht will sie auf sich aufmerksam machen?
„Eh! Guck doch mal!“
Der Junge schaut nicht zu dem Bild hin. Es ist ihm nicht angenehm. Er schaut stur geradeaus.
Braver Junge! (Braver Trottel). Mädchen, such dir’n anderen.
„Guck doch mal!“

Orphischer Futurismus

Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Orphischer Futurismus
Diese durch die Bild-Sprache der Verkehrszeichen inspirierte Skulpturen-Gruppe ist ein Paradebeispiel für die Kunst-Konzeption des Orphischen Futurismus. Nicht zufällig wird dieses Werk nicht in einem Museum ausgestellt, sondern in der Umgebung, in der diese Bild-Sprache zur Regelung der Verkehrs-Formen benutzt wird.
Hier werden zwei Kunst-Richtungen kombiniert:
Der Orphismus basiert auf Kreis-Gebilden, bei Abkehr von der eher monochromen Farb-Gebung des frühen Kubismus, und Hinwendung zu kontrastreicher Farb-Gebung (hier: blau und rot).
Der Futurismus gestaltet und propagiert das Tempo, die Beschleunigung: Weiter, weiter, weiter! Dies wird durch das Halte-Verbot zum Ausdruck gebracht. Es sagt uns: Weiter, weiter, weiter! Bleiben Sie hier nicht stehen!

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Alexander Kluge

Alexander Kluge wurde am 14. Februar 1932 geboren, heute vor 90 Jahren. Er gehört also zu den Menschen in unserem Land, die im Kindesalter den Weltkrieg erlebt haben.
Alexander Kluge studierte Jura (Promotion zum Dr. jur. 1956). Er arbeitete als Justiziar im Frankfurter Institut für Sozialforschung (Kritische Theorie, „Frankfurter Schule“). Mit seinen literarischen Ambitionen erstaunte er die Wissenschaftler des Instituts (berichtete Habermas später, und Adorno meinte sowieso, die Literatur sei beendet). Durch Adorno kam Kluge mit Fritz Lang in Verbindung, die kannten sich aus dem Exil). Erstaunlich fand man, daß er Lebensläufe unauffälliger Zeitgenossen schrieb.
Als er dann anfing, Filme zu machen, dachte man im Institut: Jetzt ist er völlig verrückt geworden. Und man staunte nicht schlecht, als er für „Abschied von gestern“ und dann für „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ bei den Filmfestspielen in Venedig höchste Auszeichnungen gewann.

Das Staunen nimmt kein Ende, denn jetzt erfahren Sie, daß ich „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ (noch) nie gesehen habe.
Viel Freude und Gewinn hatte ich beim Anschauen von „Abschied von gestern“, „Gelegenheitsarbeit einer Sklavin“, „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“. Die Auftritte von Alfred Edel gehören zu den Highlights der europäischen Filmgeschichte. Gut fand ich den Doppelcharakter der Filme als Spiel- und Dokumentarfilme, den Einsatz (zitierter) Musik, und daß, wie es im „wahren Leben“ ja auch ist, immer mehrere Geschichten gleichzeitig erzählt werden, zum Beispiel die Geschichte von dem Polizeipräsidenten, dem wegen Trunkenheit am Steuer der Führerschein abgenommen wurde.