„Irgendwelche Personen“ (aus aktuellem Anlass)

Wieso mein Vorschlag – Fußball nur für Frauen – mein voller Ernst ist:
Am 30. Juli 1955 wollte der Frauensportverein DFC Duisburg-Hamborn ein Freundschaftsspiel gegen Gruga Essen veranstalten. Dafür hatten die Frauen den Platz von Hamborn 90 angemietet. Der Fußball-Verband Niederrhein aber kriegte Wind davon und verfügte: „Allen Vereinen ist es untersagt, Damen-Fußballabteilungen zu bilden, ihre Plätze für solche Spiele herzugeben und irgendwelchen Personen zur Verfügung zu stellen.“ Das bedeutete – trotz Mietvertrag – für die Fußballspielerinnen Platzverweis. Die beiden Teams versuchten ihr Glück auf dem Platz von Hertha Hamborn. Das Spiel hatte gerade 20 Minuten gedauert, da kam die Polizei. Kurz darauf erließ der DFB ein Fauenfußball-Verbot.
Paul Breitner, Fußball-Profi erst bei Bayern München, dann bei Real Madrid (zwei Scheißvereine) sprach das geflügelte Wort, Frauenfußball sei „unästhetisch“. Wir wollen/sollen nicht darüber räsonieren, in welchem Maße Paul Breitner an ästheische Empfindungen appelliert. Vielleicht wollte er ja bloß sein ästhetisches Empfinden kundtun (des Männermannes Ästhetik-Empfinden ist sein Sofakissen). Aber als Fußballprofi (Weltmeister 1974) tut er Leuten „aus der Seele sprechen“, sein Wort ist konstitutiv. Ist es auch Quatsch – es setzt Maßstäbe.
Ob Frauen Fußball spielen, sollte nicht von Herrn Breitner abhängen. Wenn sie Fußball spielen wollen, dann sollen sie doch Fußball spielen! Wenn der Herr Breitner sich davor erschaudert, dann ist das egal. Fußball spielende Frauen nehmen keinem was weg.
Warum also schritt die Polizei gegen ein Frauen-Fußballspiel ein? Wem taten die Frauen mit ihrem Fußballspiel etwas zuleide?
Niemandem. Aber das spielte keine Rolle. Sie verstießen gegen die Ordnung: Es war so, weil es so war. Nach dem Sinn zu fragen war aufrührerisch.

Projektgruppe Pudding und gestern – Chantal Könkels

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Lesungen fallen aus

Lesungen fallen aus, darüber bin ich nicht froh.
Aber, so höre ich im Radio, die Pop-Stars geben Solokonzerte im Internet.
Dann will ich es denen mal gleichtun.
Ausschnitte aus meinen Vorträgen im Panama.
Klicken Sie mal an, das müßte funktionieren:

 

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Breloer über Brecht

Die zweiteilige Dokumentation von Heinrich Breloer über Bertolt Brecht (180 Minuten) wurde vorigen Freitag auf Arte gesendet und kommt heute ab 20.15 Uhr in der ARD.
Gezeigt werden historische Aufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und Spielszenen. Das Thema in 180 Minuten zu behandeln macht Weglassungen unvermeidlich. So ist ein fragmentarisches Werk entstanden. Der erste Teil behandelt die Zeit bis 1933, der zweite die Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil 1948. Der Bericht-Zeitraum wird ach im schnellen Tempo überflogen. Viele wichtige Mitarbeiter wie Ernst Busch, Paul Dessau, Margarete Steffin und Hanns Eisler kommen gar nicht vor, andere wie Ruth Berlau und Elisabeth Hauptmann bleiben unterbelichtet. Die Zeit des Exils, in der die wichtigsten Arbeiten entstanden, wegzulassen, war riskant.
Der erste Teil stellt die Frauen-Beziehungen so sehr in den Vordergrund, daß die Arbeit (auch die Bedeutung „seiner“ Frauen für die Arbeit) arg ins Hintertreffen geriet. Das ist insofern ärgerlich, weil der tratschsüchtige Durchblicker-Markt mit Durchblicker-Tratsch versorgt wird und insbesondere der gerade in linken Kreisen grassierende sexuelle Rechtspopulismus und Neokonservatismus mit Stoff versorgt wird.

Alles in allem aber eine sorgfältige, fachkundige, handwerklich gediegene Arbeit, die Brecht-Kennern und und solchen, die Brecht kennenlernen wollen, einige Information bietet.
Ausführliche Ergänzung ist die METZGER-Sonderausgabe (Ausgabe Nr. 55), die 1998 erschien: 52 Seiten, erhältlich für 5 Euro einschließlich Versand. Bitte bestellen Sie in der (Versand-)Buchhandlung Weltbühne.
Mit Primär- und Sekundär-Literatur von und über Brecht ist die Buchhandlung Weltbühne gut bestückt.

Und so ist auch das Buch zum Film von Heinrich Breloer „Brecht – Roman seines Lebens“ (Kiepenheuer & Witsch, 530 Seiten, 26 Euro) hier im Angebot.

Eine Schüppe

Es war im Jahre 1955, ich ging noch nicht zur Schule. Ich war in Wanheimerort zu Besuch bei meiner Tante (Forststraße). Ich schaute aus dem Fenster (Obergeschoß). Am Nachbarhaus (Hilgers) waren Bauarbeiter mit irgendwas beschäftigt. Ein Bauarbeiter (offenbar von einer anderen Firma) kam die Straße entlang; er zog einen Karren voller Baugeräte hinter sich her (Spaten, Pickhacken etc.), und er rief:
„Äh! Ihr happt noch öne Schüppe von uns!“
Die Bauarbeiter an dem Haus antworteten:
„Wat? Öhh böbö höö-hö“, was wohl heißen sollte: Nein, wir haben keine Schüppe von euch.

Der Pudding im Wandel der Zeiten

Letztens habe ich bei Edeka gesehen: Es gibt noch Puddingpulver!
Puddingpulver, kennen Sie das? Es gibt immer noch die kleinen Tüten mit dem Pulver da drin. Während der Wirtschaftswunderzeit teilten sich die Marken Reese und Doktor Oetker das Monopol. Auf der Reesepuddingtüre war ein Gutschein für einen Pfennig aufgdruckt, einzulösen gegen bar an der Ladenkasse (wenn man 50 Gutscheine beeinanderhatte – da mußte man viel Pudding essen, um zu Geld zu kommen). Auf den Tütchen mit Backpulver und denen für Vanillezucker war ein Gutschein über einen halben Pfennig.
Auwm Steinbart-Gymnsium in der Mittelstufe hatten wir einen Sportlehrer, der hieß Rehse, genannt „Pudding“ „Bei wem habt ihr Sport?“ – „Beim Pudding.“ Das war so‘n Möchtegern-Playboy. Immer wenn der über den Schulhof ging, tönte es aus allen Richtungen: „Pudding!“ „Pudding!“
1962 kam ein neues Pudding-Gefühl ins Werbefernsehen, das war der Saroma-Pudding. Das war ein Instant-Pudding. Da mußte man nur das Pulver in die Milch schütten und umrühren – und fertig war der Pudding. Der kam zur selben Zeit auf wie Nesquick.
Die Kinder mochten den Saroma-Pudding, aus Geschmacksgründen. Die Hausfrauen lehnten den Saroma-Pudding einhellig ab, aber mehr aus ethischen Gründen. Denn: einfach bloß umrühren ist doch keine Kunst, das kann ja jeder. Inzwischen kann jeder fertigen Pudding im Supermarkt kriegen. Wenn wir früher nach Holland gefahren sind, haben wir nicht nur Tabak, Tee, Kaffee, Rizla und Mascotte geholt, sondern auch Vla (in Glasflaschen!) und auch Pindakaas, chinesische Gewörtze – und überhaupt.
Für wen wird Puddingpulver noch hergestellt? Das beschränkt sich doch auf eine Generation, die noch Wert darauf legt, daß Weiterlesen

Über das Machen von Spaß

Um diese Geschichte zu verstehen, muß man wissen, daß damals (50er Jahre) auf der Düsseldorfer Landstraße, und zwar auf der rechten Seite, wenn man in Richtung Düsseldorf fuhr, ein einzelnes Haus herumstand, und darin war ein Postamt. Und man muß wissen, daß die weite Fläche bis zum Rhein wenig bebaut war, sondern für Getreidefelder genutzt, so daß Klänge aus weiter Entfernung zu hören waren, etwa, wenn das Hüttenwerk Krupp Rheinhausen durch ein Sirenensignal den Schichtwechsel verkündete.
Im Postamt:
Mann mittleren Alters: „Wie spät iset?“
Älterer Mann: „Et is schon zwei Uhr durch.“
Ältere Frau: „Nein, es ist noch nicht zwei Uhr. Krupp hat noch nicht getutet.“
Älterer Mann: „Man darf noch nimmals Spaß make.“
Wovon wir hier Zeuge wurden, ist niederrheinischer Frohsinn, der seinen Gipfelpunkt erreicht, indem man das Gerücht in die Welt setzt, es wäre schon zwei Uhr, obwohl Krupp noch nicht getutet hat.

Gestern: Heinrich Böll 100 Jahre

Ich will nicht leugnen, daß Heinrich Böll (1917-1985, Nobelpreis 1972) einen inspirierenden Einfluß auf mich hatte.
Erstmals mit Heinrich Böll konkret konfrontiert wurde ich 1964 durch den Fernsehfilm „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“. Allein schon der Titel! Und dann noch der Hildebrandt! Ich fand den Film gut, weil der so seltsam war. Sonst (Nachbarn, Bekannte, Verwandte) fand den Film keiner gut, weil der so seltsam war. (Damals gab es nur ein Fernsehprogramm, und Volk hatte sich abends vor dem Fernsehapparat einzufinden und zu gucken, was ihm vorgesetzt wurde). Wie kann man sich nur einen Namen wie Burmalottke einfallen lassen!
„Ansichten eines Clowns“ habe ich mit 15 Jahren gelesen. Ein Roman, der an einem einzigen Nachmittag und Abend spielt, durch viele Rückblenden eine nicht-chronologische Handlung bekommt, eine Collage aus Situationen. Thema: Die Unbestechlichkeit eines Menschen in schwacher Position. Das Buch war für den 15jährigen Leser eine Quelle der Kraft, die für all den Widerstand und all die Verweigerung, die ich um der Menschenwürde Willen in den weiteren Jahren und Jahrzehnten meines Lebens zu leisten hatte. Das Buch habe ich in verschiedenen Lebensabschnitten wieder gelesen. Eine neue Lektüre wäre mal wieder fällig. „Billard um halbzehn“ habe ich nur angefangen zu lesen. Darauf kann ich also noch gespannt sein.
In der Verfilmung von „Ansichten eines Clowns“ kommt eine Szene vor, die fand ich zum Lachen. Ein etwa elfjähriger Junge geht im strömenden Regen langsam die Straße entlang. Er trägt seine offene Schultasche vor sich her, damit es da reinregnet.
Den Böll muß man hören. Diesen rheinischen Akzent! Das ist die Stimme eines Mannes, der sich nicht aus der Ruhe bringen läßt.
Ich hörte den Böll reden auf der Kundgebung im Bonner Hofgarten gegen die Notstandsgesetze am 11. Mai 1968. Er sagte (unter anderem), der Widerstand müßte gewaltlos sein. Daraufhin ein paar Pfiffe aus dem Auditorium. Böll: „Jaja. Feifense ruhich. Feifense ruhich.“
Bei der Kundgebung am selben Ort am 10. Oktober 1981 (gegen die Atomrüstung) war er als letzter Redner dran. Da die Zeit schon weit fortgeschritten war, verzichtete er auf die ursprünglich vorgesehene Rede und improvisierte stattdessen. Nur war die improvisierte Rede dann länger als die nach dem ursprünglichen Manuskript.
Heinrich Böll wußte mit seinem Nobelpreisehren und seinem Prominentenstatus wirkungsvoll zu wuchern, um den Widerstand gegen Militarismus, gegen dioe Baader-Meinhof-Hysterie und gegen die Springerpresse zu unterstützen. Das war riskant. Die Niedertracht seiner Gegner, vornehmlich aus der CSU/CDU wurde sichtbar. Willy Brandt schrieb an ihn: „Resignieren sollten Sie nicht. Ich habe es auch nicht getan.“ Günter Grass forderte Böll auf, sich für die von der SPD geführte Bunesregierung einzusetzen. Böll antwortete, er würde sich immer für Willy Brandt einsetzen, aber nicht für die Regierung.
Willy Brandt, der antifaschistische Widerstandskämpfer, mußte auf seinem Weg einige seiner Ideale dem Kompromiß opfern – nicht aus Schwäche, sondern aus Unvermeidlichkeit. Das mußte Heinrich Böll nicht. Man ist besser beraten, nicht Politiker, sondern Schriftsteller zu werden. Man kann dann mehr bewirken.
In diesen Tagen denkt man vielleicht an die Geschichte „Nicht nur zur Weihnachtszeit“. Eine alte Frau, vom Krieg traumatisiert, will täglich Heiligabend feiern. Die Geschichte wurde auch verfilmt.
Dieser Film würde seine satirische Kraft erst dann vollkommen entfalten, wenn er täglich gesendet würde, jeden Abend zur Hauptsendezeit, auf allen Kanälen.
Hüten Sie sich also davor, mich zum Diktator über Deutschland zu machen.

Die Dinger gibt es noch

Ja, warum soll es die auch nicht geben.

Ich meine die Dinger, von denen eins auf diesem Foto abgebildet ist.
Es machte mich beim Verlassen des Hauses durch ein sonores, langdauerndes Brumm-Geräusch auf sich aufmerksam, das auch dann noch unüberhörbar ist, wenn es als Geräuschquelle kaum noch zu sehen ist, wie in diesem Fall.
Ich meine dieses helle Pünktchen inmitten des Firmaments, das Sie vielleicht übersehen haben, aber nicht überhört hätten.
„Zeppelin“ nannte man so ein Ding, ein mit Gas gefüllter, zigarrenförmiger Flugkörper, der mit einem Propellermotor in Bewegung gesetzt wird.
Früher gab es viel davon, oder besser gesagt: Früher (in den Zeiten meiner Kindheit) waren die öfter unterwegs. Heutzutage kann es sein, daß Jahre vergehen, in denen Sie keinen Zeppelin zu sehen kriegen.
„Guck mal! Ein Zeppelin!“
„Zeppelin“ ist eigentlich gar nicht die richtige Bezeichnung, belehrten uns die Bescheidwisser. Es müßte „Luftschiff“ heißen, und damit „fliegt“ man nicht, sondern man „fährt“. „Zeppelin“ wurden die genannt, weil der Graf Zeppelin da am Bodensee so Dinger fabriziert hat. Das war eine Pioniertat der Luftfahrt, sagt man. „Luftschiff“ klang auch schon übertrieben für die Geräte, die wir in den 50er Jahren bestaunten.
Die richtigen klassischen Zeppeline wurden im Ersten Weltkrieg militärisch eingesetzt. Sie dienten dann auch für Transatlantikflüge der zivilen Luftfahrt. Nach der Katastrophe von Lakehurst 1937, als ein deutsches Luftschiff bei der Landung Feuer fing und ausbrannte, war die Zeit der Zeppeline vorbei. Das leuchtet mir nicht ein. Wieso beendet eine Luftschiff-Katastrophe das Zeitalter der Luftschiffe, währen dem Ereignis tausende von Flugzeugabstürzen folgte, ohne daß eine ähnliche Wirkung die Propeller-Turbo-Tragflächen-Flugtechnik traf!
In den 50er Jahren wurden dann solche Mini-Luftschiffe, die aber immer noch von den Leuten „Zeppelin“ genannt wurden, für Reklamezwecke eingesetzt. Die werden mit Heißluft hochgehoben, was den Antrieb durch einen Verbrennungsmotor relativ risikolos macht. In der Gondel ist nur Platz für den Piloten. Man könnte doch den Reklameeinsatz mit Rundflügen für Familien o.ä. verbinden. Aber das soll denen ihre Sorge sein.
Für was dieses Luftschiff da Reklame machte, erschloß sich mir nicht, da es sich mir nicht von der beschrifteten Flanke zeigte, sondern es vorzog, über das Uni-Gelände Richtung Mülheim von mir davon zu fliegen.

In Buchholz

Zehnter Autorenplausch der Stadtbibliothek Duisburg, Zweigstelle Buchholz. Darin: Helmut Loeven liest uns was vor. Veranstaltet von Werner Zapp (rechts im Bild) und Rainero Spahn. Wann war das? Am 14. September 2017.

Jetzo: Fahrt zum Himmel (1-7)

Vorgestern: Hochfest, Schulfrei, Geschäfte zu. Als aufmerksamer Leser wissen Sie bescheid, was jetzt kommt.

Jetzo kommt die Zeit heran. Schritt aus der Haustür.

Blick zurück – nicht im Zorn, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Schöne Straße, auf der ich wohne.

Botanische Eskapaden auf dem Uni-Gelände.

Überragend!

Typisch Uni des 21. Jahrhunderts. Hier werdet Ihr „fit“ gemacht. („fit“ = geeignet, brauchbar, verwertbar). Doch wir sind Misfits.


Zugang zum Walde mittels Überbrückung von Eisenbahn und Autobahn mithilfe der Expo-Brücke.
Warum heißt die Expo-Brücke Expo-Brücke?
Die Expo-Brücke heißt Expo-Brücke, weil sie erst auf dem Gelände der Weltausstellung (Expo) 1958 in Brüssel stand. Als die Expo 1958 endete, wurde die Brücke dort nicht mehr gebraucht, darum zerlegt und in Duisburg wieder zusammengebaut. Sie diente jahrzehntelang als Zoo-Brücke, weil sie die beiden durch die Autobahn getrennten Teile des Zoogeländes miteinander verband. Dann wurde sie auch dort abgebaut und ein paar Kilometer südlich wieder zusammengebaut. Narrenhände beschmieren Tisch und Expo-Brücke.
Nebenbei: Der größte Pin der Welt!

…denn im Wald sind nicht die Säu-äufer!

Fortsetzung folgt.
Und jetzt und immer: Bilder anklicken zum Vergößern.

Neu in der Weltbühne: Über den Fall Ethel und Julius Rosenberg


Sina Arnold, Olaf Kistenmacher: Der Fall Ethel und Julius Rosenberg. Antikommunismus, Antisemitismus und Sexismus in den USA zu Beginn des Kalten Krieges. Edition Assemblage 2016. 96 S. 12,80 Euro
Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.

Bitte bestellen Sie das Buch nicht am Amazonas, sondern in der Buchhandlung Weltbühne, Duisburg, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg (Neudorf). Telefon 0203-375121.
E-mail: bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de
www.buchhandlung-weltbuehne.de
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Am FKK-Strand ganz köstlich amüsiert

Fünf junge Männer (ca. 20 bis 25 Jahre) wollten mal eine richtige Sause erleben und fuhren nach Xanten, wo es einen FKK-Strand gibt. Dort pöbelten sie die Badegäste an, und zwar, folgt man den Darstellungen in der Tagespresse, in besonders heftiger Weise. Laut Zeugenaussagen sollen in besonders heftiger Weise Frauen angegangen worden sein. In der WAZ las ich:
„Eine Gruppe von jungen Männern beleidigte die Gäste aufs übelste, beschimpfte vor allem Frauen. ‚Sie haben uns beleidigt, beschimpft und sogar bespuckt‘, sagt eine Leserin […]. „Wir Frauen seien alle Schlampen, und sie würden uns alle ausrotten‘.“
Daß sich die Störer des Wochenendvergnügens durch den Ruf „Allahu akbar“ (auf Deutsch: „Gott ist groß“) als Vertreter einer der abrahamitischen Religionen zu erkennen geben wollten, ist für diese Situation nicht untypisch. Das schaurig-schöne Amüsemang über den Verfall der Sitten rechtfertigt sich durch den Gestus vorgeschobener Empörung.
„Willst du nackte Weiber sehen?“ Dann mußt du sie aber beschimpfen – dann darfst du gucken. (Und dann regt sich das, was im seelisch verkorksten, religiös pervertierten Untertan durch sexuellen Reiz zum Vorschein kommt: Haß, Aggression, Bereitschaft zur Gewalt).
Ein großer Teil der pornographischen Literatur der letzten 1000 Jahre ergeht sich in bigotter Entrüstung über die Schweinigeleien der Wilden, der Juden, der Jesuiten, der schamlosen Weiber, der Kommunarden, der Grünen Witwen, der Zarin Katharina II., der langhaarigen Marihuana-Raucher, der Studentinnen, der Ungläubigen, der Mittelmeeranrainer, der Unterschicht et cetera pepé, wobei die eigene Weste unbefleckt bleibt. Das Auftreten der Gottesverkünder in Xanten dürfte dem fidelen Entrüstungs-Tourismus zuzurechnen sein. Denen, die diese Republik schon in ihrer gerontokratischen Anfangsphase kennenlernen durften, kommt das alles bekannt vor. „Ausrotten“ war nach 1945 keineswegs zum Tabuwort geworden.
Integration gelungen? Die fidelen Entrüster stehen wohl so etwa auf dem Stand von 1960.
Und genau das ist es ja, wohin die Pegida-Idioten alles wieder hinbringen wollen.

Neu in der Weltbühne: Der deutsche Nachkrieg in 16 Episoden

Zu den erfreulichsten Neuerscheinungen gehören oft die Neu-Ausgaben, Bücher also, die es längst nicht mehr gibt und die wieder aufgelegt wurden, wie dieses:
KoehlerSieBliebenOtto Köhler: Hitler ging – sie blieben: Der deutsche Nachkrieg in 16 Exempeln
Edition Berolina. 192 S. 9,99 Euro.
Klappentext:
„Otto Köhler skizziert 16 schaurige biographische Porträts zum Thema NS-Kontinuität in der BRD. Seine hier versammelten Schriften zeichnen ein eindeutiges Bild: Die Bundesrepublik hat sich als Rechtsnachfolgerin des NS-Staates nie eindeutig mit dem faschistischen Erbe auseinandergesetzt oder sich ideell wie personell distanziert. Nach wie vor ungeheuerliche Lektüre zu einem immer noch aktuellen Problem.“
Wer die im Konkret-Literaturverlag 1996 erschienene Erstausgabe verpaßt hat – und auch übersehen hat, daß diese – gut bevorratet – immer noch im Regal der Buchhandlung Weltbühne steht, dem empfehle ich, zuzugreifen. Denn die Erfahrung lehrt uns, daß Bücher schnell wieder aus den Angeboten verschwinden und immer kürzere Lebensdauer haben.
Bestellen Sie bitte dieses Buch (und überhaupt: alle Bücher) in der Buchhandlung Weltbühne (auch im Versand). Weltbühne muß bleiben.

Circe

Stu-04-NatGal

Franz von Stuck malte dieses Bild, das Circe darstellt, im Jahre 1913.
Modell für das Bild der verhängnisvollen Verführerin aus der griechischen Mythologie war die Schauspielerin Tilla Durieux.
Von denen, die sich an die Schauspielerin der 50er und 60er Jahre erinnern, die noch 1970 mit 90 Jahren vor der Kamera stand, wissen viele wohl nicht, daß Tilla Durieux als junge Frau eine bewunderte Schönheit der „besseren Gesellschaft“ Berlins war. Ihr Ehemann war der fortschrittliche Galerist Paul Cassirer.
Als erfolgreiche Schauspielerin nutzte sie ihre Möglichkeiten, fortschrittliche kulturelle und politische Projekte wirksam zu fördern, wie die Piscator-Bühne und die Rote Hilfe. Auch im Exil konnte sie Verfolgten des Naziregimes helfen.
An ihren Geburtstag, 18. August 1880, wird heute erinnert.

Bilder einer Vergewisserung (8-15)

pf2015-08pf2015-09pf2015-10Das andere Fachwerkhaus, „die Monning“, war schon zur Kaiserzeit ein Ausflugslkokal, wo sich sonntags nachmittags die paarungswillige Jugend zum Tanz traf. Ich lernte als Kind diese Generation noch kennen zu Zeiten, als sie das Rentenalter erreicht hatte, und ich mußte mich anstrengen, mir diese Großonkel und Großtanten als jung und paarungswillig vorzustellen. Ich dachte: Sich sonntags nachmittags zum Tanz in der Monning zu treffen – das kann’s doch nicht sein! Da war es ein guter Rat, Kraft zu sammeln, um die Lebensabläufe nach ganz anderen Absichten zu gestalten! Folge dürfte auch sein, daß der Nachdruck, mit dem zum Einordnen aufgefordert wird, sehr nachlassen zu haben scheint.
Das Haus passierend verläßt man das Duisburger Stadtgebiet und befindet sich in Mülheim. Darum heißt die Straße ab hier nicht mehr Mülheimer Straße, sondern Duisburger Straße.

pf2015-11Das Fachwerkhaus ist nur der Eingangsbereich zu einem Komplex, in dem jetzt allerlei Firmen und Studios untergebracht sind. Zu dem Freizeitvergnügungs-Komplex gehörte dereinst der „Tanzpalast Okay“, den niemals zu betreten mein fester Vorsatz ist, an dem ich auch jetzt noch, da es ihn nicht mehr gibt, eisern festhalte.

pf2015-12DEN gibt’s aber eine Tür weiter immer noch: den „Ball“, der früher „Ball der einsamen Herzen“ hieß und nicht ohne Diskretion und Selbstironie als „Tanz für die reifere Jugend“ tituliert wird. Das ist ein Ort, an dem man sich mit einem der größten Übel aller Zeiten, der Einsamkeit, nicht abfinden will. Eine Schule des Verständnisses. Eine Subkultur gewissermaßen? Es sollte uns allen fernliegen, etwas Mokantes daran zu finden.

pf2015-13Was wäre Ihnen lieber: In diesem Hause zu wohnen oder dieses Haus zu besitzen. Wenn ich zu einer Entscheidung GEZWUNGEN WÄRE, würde ist sagen: beides.
Mir würden (für mich allein) die beiden oberen Stockwerke und der Dachboden reichen.

pf2015-14In diesem Haus war ich mal zu Besuch. Das war Anfang 1969. Das „Katholische Jugendamt“ (das man aber nicht für eine Behörde halten darf) hatte die Idee, in der Aula des Steinbart-Gymnasiums eine Podiumsdiskussion über das Thema „Kriegsdienstverweigerung“ zu veranstalten. Das war nämlich die Zeit, in der die Zahl der Kriegsdienstverweigerer rapide zunahm. Eine Podiumsdiskussion also mit einem Bundestagsabgeordneten der CDU, einem Bundestagsabgeordneten der SPD, einem Katholiken, einem Protestanten und einem Origanal-Kriegsdienstverweigerer. Das war ich, 19 Jahre, aktiv im Verband der Kriegsdienstverweigerer (VK – später Bestandteil der DFG-VK) und last but not least Professor Nikolaus Koch.
In diesem Haus fand eine Art „Vorbesprechung“ statt, aber nicht mit einem Pastor und auch nicht mit einer Ordensschwester, sondern mit einer netten jungen Frau, die beim „Katholischen Jugendamt“ wohl einen Bürojob hatte, und mit der unterhielt ich mich den ganzen Abend über das Thema „Was denkt die APO?“.
Die Katholen haben mir ein großzügiges Honorar gezahlt.
Ein paar Monate später habe ich bei den Evangelen in Neudorf auch wieder einen Vortrag über Kriegsdienstverweigerung halten dürfen. Da war das Honorar ein bißchen bescheidener. Über diese etwas kuriose Veranstaltung berichtete ich in meinem Buch „Der Gartenoffizier“ auf Seite 82.

pf2015-15..

Bilder einer Vergewisserung (1-7)

Die katholischen Hochfeste, die in den Frühling fallen, wenn es lange hell bleibt, und die zudem gesetzliche Feiertage sind usw. Ich sagte es bereits.
Die Wanderung am Pfingst-Sonntag („Pfingsten, das liebliche Fest“, Goethe – deutscher Dichter) war in diesem Jahr ganz linear: die Mülheimer Straße entlang.

pf2015-01Wo komme ich her, und …

pf2015-02… wo gehe ich hin?
Von Duisburg nach Mülheim.

pf2015-03Ein Fachwerkhaus kommt selten allein (siehe unten).
Hier: „Lindenwirtin“.
Unter diesen Original-Linden wurde in einer April-Nacht des Jahres 1968 von zwei jungen Autoren beschlossen, eine literarisch-satirische Zeitschrift herauszugeben. Der eine der beiden war ich. Z.Zt. wird die 114. Ausgabe vorbereitet.

pf2015-04An dem weltberühmten Zoo ging ich vorbei.

pf2015-05Man muß keine Eintrittskarte lösen, um wenigstens das Giraffengehege von der Straße aus zu betrachten.

pf2015-06Ich erinnere mich an Zeiten (der Krieg war noch nicht so lange her), da standen deutsche Männer auf Brücken und schauten fasziniert der Autobahn zu. Denken Sie jetzt auch, was ich denke?

pf2015-07Ein Wald voller Autos. Abends, wenn die Zoo-Besucher weg sind, wird der Zoo-Parkplatz zum Straßenstrich. Der Waldspaziergänger macht hierum besser einen Bogen, weil man leicht für einen Spanner gehalten wird. Mit Fotoapparat lasse man sich hier tunlichst nicht sehen.

WIRD FORTGESETZT.