Neu in der Weltbühne: 50 Jahre nach der „Nelkenrevolution“

Phil Mailer: Portugal – Die unmögliche Revolution?
Aus dem Englischen von Anke Fusek und Felix Kurz. Deutsche Erstausgabe in der Edition Nautilus. Broschur, mit s/w-Abbildungen, 384 Seiten. 22,00 €

Verlagstext:
Zum 50. Jahrestag der Nelkenrevolution im April 2024: Phil Mailers mitreißender Bericht der Ereignisse endlich auf Deutsch.
Als am 25. April 1974 in Portugal ein Militärputsch gegen die Diktatur des Estado Novo losschlägt, befindet sich der junge Linke Phil Mailer als Englischlehrer im Land. Wie der Großteil der Bevölkerung wird auch er von den Ereignissen überrascht – eher zufällig erlebt er mit, was als Nelkenrevolution in die Geschichte eingehen würde.
Die linksgerichteten Militärs des Movimento das Forças Armadas beendeten mit ihrem Putsch nahezu gewaltfrei fast 50 Jahre faschistischer Herrschaft – unterstützt von der breiten Bevölkerung, die die Gewehrläufe der Soldaten mit den namensgebenden Nelken schmückte. In den darauffolgenden 18 Monaten setzte sich eine unglaubliche Energie in dem bis dahin von Zensur und Geheimpolizei unterdrückten Land frei: Riesige Massendemonstrationen, hunderte Streiks, Besetzungen und Kollektivierungen von Fabriken, Betrieben und Wohnraum sowie die Gründung dutzender Arbeiterkomitees, Gruppen und Parteien.
Phil Mailers nun erstmals ins Deutsche übersetzter Bericht dokumentiert auf faszinierende und detaillierte Weise die Hoffnungen und den enormen Enthusiasmus von Hunderttausenden Menschen, die die Neugestaltung ihres Lebens in die Hand nahmen.

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Wer kennt Conny Röder?

Sonja Röder sucht die Spuren von Conny (Kunibert) Röder, ihrem Onkel, geboren 1944, Kindheit in der Eifel / im Hunsrück, etwa 1970 übergesiedelt nach Duisburg (Ruhrort), für die ländliche Familie in der Großstadt „untergetaucht“, gestorben 1979.
Eine abenteuerliche Suche nach abenteuerlichen Spuren.
Wer kann helfen? Wer erinnert sich? Wer kannte Conny Röder?
Hier der Steckbrief:
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Neu in der Weltbühne: Der Sound der 70er

Ernst Hofacker: Die 70er. Der Sound eines Jahrzehnts. Reclam 2., durchges. Auflage. Geb. mit Fadenheftung. 350 S. 63 Farbabb. 28,00 €
Das sagt der Verlag:
Die 70er sind das innovationsfreudigste und folgenreichste Jahrzehnt der Popmusik. So unterschiedliche Genres wie Glam, Punk, Reggae und Metal feiern hier ihren Ursprung.
Ernst Hofacker erzählt die Story dieses einzigartigen Jahrzehnts anhand von zehn exemplarischen Daten. Er entfaltet die popkulturelle Vielschichtigkeit, zeigt auf, wie Trends und ihre Gegenbewegungen entstanden, und verfolgt die gesellschaftlichen Hintergründe und ihr Fortwirken bis heute.
Helmut Böttiger im Deutschlandfunk:
Im Gegensatz zu einigen, die aus der Wahrnehmung von heute über die Popmusik dieser Jahre schreiben, ist dieser Autor ein Zeitgenosse gewesen. Hofacker stellt das Lebensgierige heraus, aber auch das Fragile und Verzweifelte. Nicht nur in der wilden Literaturszene, sondern auch in der Popmusik zeigt sich, dass die 70er Jahre nicht auf einen Nenner zu bringen sind. Sie sind keineswegs mit dem Terrorismus und dem ‚deutschen Herbst‘ gleichzusetzen. Es war nicht ausschließlich die Zeit einer ‚BRD noir‘, sondern auch die verschiedenster ekstatischer Augenblicke.
Zukunft war etwas, auf das man sich ohne Wenn und Aber freuen konnte. Erste Wermutstropfen – etwa in Gestalt der Ölkrise von 1973 und des aufrüttelnden Reports ‚Die Grenzen des Wachstums‘, den der Club of Rome 1972 vorstellte – trübten zwar schon bald die Wachstums-Euphorie, waren aber 1970 noch kaum zu vermuten und sollten ihre Wirkung auf das gesellschaftliche Klima erst allmählich entfalten. Eine nennenswerte Fortschritts- und Wachstums-Skepsis entwickelte sich in den westlichen Ländern jedenfalls erst zum Ende des 70er Jahrzehnts.
Hofacker ist kein Diskursjongleur, sondern äußert sich eher wie ein Fan. Detailliert widmet er sich den prägenden Musikgruppen, den kalifornischen Singer/Songwritern, dem Glamrock und natürlich dem Punk; es geht um Reggae, Kraftwerk und Pink Floyd. Und wenn er über Iggy Pop schreibt, wird nicht nur dessen genialer Künstler-Nachname effektvoll gebraucht:
‚Pop ist ein kluger und belesener Mann. Er würde wohl sofort bestätigen, dass Rock ’n’ Roll seinerzeit nicht das war, als das er heute verstanden wird, nämlich ein Synonym für ritualisierte Entgrenzung in einer durchformatierten und normierten Wohlstandsgesellschaft. Vielmehr war er die lautstarke Notwehr, das Nein! einer jungen Generation, die sich nicht länger an die durchgefaulten Moralkodizes ihrer Elterngeneration halten wollte. Sie suchte nach überzeugenden Alternativen und einem freien Leben mit selbstbestimmtem Wertesystem.‘
Das Rebellische hat sich mittlerweile gelegt. Die Kommerzialisierung, die Funktionalisierung innerhalb der Konsumgesellschaft ist längst ein wesentlicher Bestandteil der Popkultur. Im Vergleich zur Literatur hat ein grundlegender Rollenwechsel stattgefunden: Anfang der 70er Jahre war Popmusik die Sache einer gesellschaftlichen Minderheit, etwas Widerständiges und Subversives. Man musste sich mühsam in den wenigen Fachmagazinen und den ersten Plattenläden informieren, Popmusik bildete noch nicht die Hintergrundbeschallung von Kaufhäusern oder Cafés. Heute setzt die Popkultur die Maßstäbe, und die Literatur ist demgegenüber jetzt zur Sache einer Minderheit geworden, die, wenn sie es ernst meint und sich nicht anpasst, ihrerseits fast schon widerständig und subversiv anmutet. Ob in den siebziger Jahren alles besser war, wird man auch nach der Lektüre nicht unbedingt bejahen. Aber eines steht fest: sie waren auf jeden Fall anders.

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50 Jahre Baader-Befreiung

Nicht bekannt ist, welche Rolle [Ulrike Meinhof] bei der „Baader-Befreiung“ spielte. Der in Berlin einsitzende Kaufhausbrandstifter Andreas Baader durfte begleitet von zwei Justizbeamten im Mai 1970 das Berliner Zentralinstitut für Soziale Fragen aufsuchen, um dort mit Ulrike Meinhof für eine gemeinsame Publikation Archivalien einzusehen. Eine bewaffnete Gruppe stürmte das Institut, um Baader zu befreien. Mit ihm und den Befreiern sprang auch Ulrike Meinhof aus dem Fenster und entschwand. Es ist nicht erwiesen, daß sie in den Befreiungsplan eingeweiht war. Möglich ist auch, daß sie – spontan, also ohne Überlegung – sich erst in diesem Moment der Gruppe anschloß, deren Aktion der Beginn der Roten Armee Fraktion war, die mal als „Baader-Meinhof-Gruppe“, mal als „Baader-Meinhof-Bande“ tituliert wurde. Diese Namensgebungen sind unzutreffend, denn Ulrike Meinhof kann kaum als Anführerin dieser Organisation gelten. Sicher ist nur, daß durch diese Aktion – ob geplant oder nicht – Ulrike Meinhof von einem auf den anderen Moment ihre Existenz vernichtete.
Aber: für was? Was war so wichtig, so wertvoll, so vorrangig, daß dafür aller Verlust gerechtfertigt gewesen wäre? Andreas Baader wäre bald vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Er hätte vielleicht schon nach ein paar Monaten als freier Mann aus dem Gefängnis spazieren können. Und er hätte, wenn er partout vorgehabt hätte, aus dem Untergrund gewaltsame Aktionen gegen den Staat zu unternehmen, nach einer regulären Entlassung dafür bessere Bedingungen gehabt. Aber nein! Eine Heldentat mußte getan werden! Ein Fanal! Mit Tusch! Kurz vor der Entlassung ausbrechen – das ist so, als würde man mit einem Schießeisen in der Hand in der Bank Geld von seinem Sparbuch abheben. Sowas gibt es sonst nur in italienischen Filmkomödien. Bloß daß italienische Filmkomödien sich auf die Komik des Erstaunlichen beschränken und keiner zu Schaden kommt. Bei der kuriosen „Befreiung“ erlitten ein Archivmitarbeiter und zwei Justizbeamte Schußverletzungen.
Erstaunlich, aber nicht komisch war die Verlautbarung, die der Baader-Befreiung folgte. „Daß die Befreiung Baaders nur ein Anfang ist! Daß ein Ende der Bullenherrschaft abzusehen ist! … Was heißt: Die Konflikte auf die Spitze treiben? Das heißt: Sich nicht abschlachten lassen. Deshalb bauen wir die Rote Armee auf.“
Gewiß, das Leben im Konflikt mit der gesellschaftlichen Herrschaft ist nicht ungefährlich. Aber in der Bundesrepublik war die Gefahr, abgeschlachtet zu werden, nie so groß, daß man sie nur noch mit dem Aufbau der Roten Armee hätte abwenden können. Den Namen der Roten Armee, die Hitlers Wehrmacht zerschlagen hatte, für sich zu beanspruchen, war anmaßend; sich zudem „RAF“ zu nennen, war kurios. Bis dahin war das die Abkürzung der britischen Royal Air Force gewesen. Ein Glück, daß sie sich keinen Namen gaben, der mit „AOK“ oder „JWD“ abgekürzt worden wäre!
Ulrike Meinhof und die führenden RAF-Leute Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Holger Meins wurden 1972 binnen weniger Wochen verhaftet (sie alle starben im Gefängnis eines unnatürlichen Todes). Die RAF aber überstand in der Illegalität – das Wort von der „Zweiten Generation“ wurde geprägt. Nicht die erste, sondern die „Zweite Generation“ war es, die die schwersten, blutigsten, am meisten gewaltsamen Aktionen durchführte. Inwieweit diese „Generationen“ der RAF miteinander konform oder voneinander unterschieden waren, ist ungeklärt. Daß die Inhaftierten aus ihren Zellen mittels eines Kommunikationsnetzes durch ihre Anwälte die Aktionen lenkten, wurde propagandistisch herumposaunt, aber nie bewiesen – trotz illegaler Verteidigerüberwachung.

Auszug aus „Kritik und Kriminalität“ in „Wir bleiben im Bahnhof“, Situationspresse 2013, zuerst in DER METZGER Nr. 79 (2007)

Bitter-Sweet


Der Jasmin, in diesem Jahr etwas früher.
Die Blüten: Da kommt keine 60er-Jahre-Waschmittel-Reklame mit. Die Blätter sind dunkelgrün. Die Blüten duften, wie sie aussehen: bittersweet, giftig-süß.
In „Knubbels Garten“ gab es Jasmintee. Das war wie für besondere Anlässe (ich glaube auch ein bißchen teurer). Sie wissen nicht, was „Knubbels Garten“ war? Erzähle ich ein anderes Mal. (ist auch schon fast ein halbes Jahrhundert her).
In dem Tee schwammen die Blütenblätter. Das fand ich nicht so gut. Aber: egal.

Hu! Ha! Sching-gis Kahn!

Heute abend ist ja wieder diese Juropien-Bombastik-Bumm-Schau „im Taumeltanz der Schaumfabrik“, diesmal in Tel Aviv.
1979 war der Song-Contest schon einmal in der durchaus nicht in Europa liegenden Stadt, und „Deutschland“ beteiligte sich an dem Wettbewerb mit der Doof-Kapelle „Tschinghis Khan“, die einen Gesang gleichen Titels zum besten gab.
Aber im „Vorfeld“ regten sich Zweifel. Der Name des Gesangsvereins und der Titel des Liedes wurden unweigerlich mit dem gleichklingenden, aber etwas anders geschriebenen Tschingis Khan, dem martialischen Mongolenherrscher aus dem 13. Jahrhundert assoziiert. Kann man, darf man als Deutsche mit sowas in Israel auftreten? Oder lieber nicht?
Das war „Frage der Woche“ in der WAZ. Leserbriefe erbeten.
Ich schrieb denen:

OB DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND ODER SONSTWER DIE BAND TSCHINGHIS KHAN ODER SONSTWEN MIT DIESEM ODER EINEM ANDEREN LIED IN ISRAEL ODER SONSTWO AUFTRETEN LÄSST ODER NICHT; IST MIR EGAL.

Der Brief wurde nicht gedruckt. Das ist schade. Eine wegweisende Betrachtung wurde dem Publikum vorenthalten. Ich hätte aufzeigen können, daß, frei nach Brecht, wer A sagt nicht unbedingt B sagen muß, oder, daß es außer Pro und Contra noch eine weitere Entscheidung gibt, und zwar NICHT „sowohl als auch“ (das wäre Merkel/Scholz/Lindner), sondern: WEDER NOCH.

Heute würden die Leserbriefleute vielleicht sagen: „Hähä, das bringen wir.“ Aber 1979 konnte das nicht gehen. Da hatte man sich zu entscheiden, ob man zuerst mit dem rechten oder mit dem linken Bein für Deutschland schreitet, ob forschen Willens oder mit vorläufiger Zurückhaltung in gewissen Ausnahmesituationen.

Bei dieser Tel Aviver Effekt-Orgie handelt es sich nicht etwa um die Europa-Wahl, von der in diesen Tagen so viel geredet wird. Die ist erst eine Woche später. Es kann da leicht zu Verwechslungen kommen.
Darum, bezogen auf die Wahl, ein diesmal konkreter Vorschlag von mir:
Man kann es auch so sagen:

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Good old everlasting Sternbuschweg, Februar 2019


Der Sternbuschweg an sich. Hier in Höhe der Bushaltestelle Holteistraße, Foto aufgenommen im November 2012.
Das Haus links neben dem gerade vorbeifahrendes Bus (Linie 37 nach Rheinhausen) mit den auffallend roten Erkern ist zu beachten. Die Wohnung im ersten Obergeschoß ist ein wahrer Dachsbau.
Sie wissen: Dachsbauten („Kessel“) werden manchmal jahrhundertelang von einer an die nächste Dachsgeneration vererbt. Mit manchen Wohnungen ist das ähnlich. Nach dem Prinzip „Nachmieter gesucht“ bleiben solche Wohnungen jahrzehntelang „in der Familie“, besser gesagt „in der Szene“.
In dieser Wohnung dort wohnte erst der Strähler. In dem Erker fanden die Besprechnungen von Hut-Film statt, bis es mir reichte. (Aber Aufstieg und Fall und Wiedererwachen von Hut-Film ist eine andere Geschichte). Später wohnte da die Silvia, und dann der Sowa. Auch der Kalus wohnte dort. Oft war ich in dem Haus und habe immer wieder andere Leute besucht.
Everlasting Hut-Film.

Glückwunsch (und Interesse?) an Angela Davis

Angela Davis wird heute 75 Jahre alt.
Foto: Wikimedia Commons.

ADN-ZB / Koard 11.9.72
Berlin: Erich Honecker empfing Angela Davis. – Der Erste Sekretär des ZK der SED, Erich Honecker, empfing am 11.9.72 die amerikanische Bürgerrechtskämpferin Angela Davis. Während dieser Begegnung überreichte er der Vertreterin des anderen Amerikas die Einladung für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in der DDR-Hauptstadt.

Angela Davis nach ihrer Haftentlsassung 1972 bei Erich Honecker in Berlin (DDR). Foto: Bundesarchiv.
Angela Davis: Freiheit ist ein ständiger Kampf. Aus dem Englischen von Sven Wunderlich. Unrast Verlag 160 S. 14 Euro.
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Siehe auch DER METZGER Nr. 13 und 14.

Ja oder nein?


Anfang der 70er Jahre wurde oft gerufen: „Raus aus den Unis – rein in die Betriebe!“
Einer hat gesagt: „Wenn Karl Marx in die Fabrik gegangen wäre statt ins British Museum, würde die Arbeiterklasse jetzt ganz schön dumm da stehen.“

War das richtig?
Ich habe dazu eine Meinung. Aber was sagen Sie? Ja oder nein?

Neu in der Weltbühne: ein neues Buch von Angela Davis

Meine heutige Empfehlung:

Angela Davis: Freiheit ist ein ständiger Kampf. Aus dem Englischen von Sven Wunderlich. Unrast Verlag 160 S. 14 Euro.
Der Verlag über sein Buch:
Anhand einer Auswahl von Schriften, Gesprächen und Vorträgen untersucht die international bekannte Aktivistin und Wissenschaftlerin Angela Davis die Schnittmengen und Verbindungen von Befreiungskämpfen gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt rund um unseren Planeten. Es geht um die Rolle der Schwarzen Frauenbewegung (Black Feminism), die Zusammenhänge von Ungleichheit in ›Rasse‹, Geschlecht und Klasse (Intersektionalität), den kapitalistischen Individualismus, die Bewegung gegen Gefängnisse (Prison Abolition Movement) und Polizeigewalt. Sie schreibt gegen den weltgrößten, Rekordprofite erzielenden ‚Sicherheits’konzern G4S sowie über länder- und grenzüberschreitende Solidarität für die Widerstandskämpfe unserer Zeit. Von der Schwarzen US-amerikanischen Freiheitsbewegung bis zur südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung: Davis lässt bedeutende zeithistorische Befreiungsbewegungen Revue passieren, nimmt deren Gemeinsamkeiten unter die Lupe und arbeitet ihre Bedeutung für die aktuellen Bewegungen gegen Staatsgewalt heraus – von Ferguson bis Palästina. Davis plädiert dafür, eine weltumspannende Bewegung zur Befreiung der Menschheit aufzubauen und erinnert daran, dass die Erlangung von Freiheit einen langen, permanenten, kollektiven Kampf bedeutet.
Stimmen:
„Einmal mehr bietet uns Angela Davis präzise, dringend benötigte, weitreichende Einsichten in den systemimmanenten Rassismus, in die Grundlagen intersektionaler Analyse und Solidarität und in die wichtige Aufgabe, als Gleiche Hand in Hand aktiv zu werden, um ungerechte Systeme zu entblößen und zu entmachten. Die umfangreiche Sammlung von Essays enthält eine messerscharfe Analyse über die Polizeigewalt gegen People of Color, die systematische Inhaftierung Schwarzer in den USA, die Beweggründe von Linken für ihre Solidarität mit Palästinensern, die Bejahung von Transgender-Inklusion und die Notwendigkeit, dem Konzern G4S und seinem profitgierigen Imperium, welches Rassismus unter dem Vorwand der Sicherheit institutionalisiert, entgegenzutreten. Die Essays nehmen uns mit auf eine Reise in die Geschichte, zu den Begründern revolutionärer und anti-rassistischer Kämpfe, doch führen sie uns auch die Möglichkeit vor Augen, intersektionale Solidarität und Kämpfe nachhaltig fortzusetzen.“ Judith Butler

„Das ist die gute alte Angela: einsichtsvoll, wissbegierig, aufmerksam, brillant. In diesem Buch stellt und beantwortet sie Fragen über das Geschehen in unserem Jahrhundert, die dem des vorigen Jahrhunderts erstaunlich ähneln.“ Mumia Abu-Jamal

Muß man Angela Davis vorstellen? Der Unrast-Verlag gibt über sie bekannt:
Angela Yvonne Davis ist politische Aktivistin, Autorin, Rednerin und emeritierte Professorin der University of California. Seit den 1970er Jahren gilt sie als Symbolfigur der Bewegung für die Rechte von politischen Gefangenen in den USA und setzt sich bis heute für die Befreiung der Schwarzen ein, kämpft gegen rassistische, Geschlechter- und Klassendiskriminierung sowie gegen den gefängnisindustriellen Komplex in den USA ein.

Ich füge zwei Fakten hinzu: Daß sie Schülerin von Herbert Marcuse und daß sie Mitglied der Kommunistischen Partei der USA war.
Ich weiß nicht, ob es wenigen oder vielen bekannt ist. Angela Davis wurde 1970 verhaftet und unter fadenscheinigen Vorwürfen angeklagt, an einem Mordkomplott beteiligt zu sein. Ihr drohte die Todesstrafe. International erhob sich die Solidaritätsbewegung für Angela Davis. Wir haben für sie gekämpft wie für die eigene Schwester. Wir haben sie in unsere Herzen geschlossen.

Angela Davis nach ihrer Haftentlsassung 1972 bei Erich Honecker in Berlin (DDR). Foto: Bundesarchiv.

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Wieso eigentlich immer „Kessel des Monats“?

Mit der Rubrik „Kessel des Monats“ hat es natürlich, wie Sie sich denken können, eine besondere Bewandtnis.
In den 70er Jahren waren Magda und ich manchmal auf Zusammenkünften anwesend von diversen meist nicht parteigebundenen linken Individuen und Gruppen, die veranstaltet wurden zwecks Kennenlernen und Vernetzen (alles so unter der Ägide von SB Offenbach, hatte auch was mit der Zeitschrift Revier zu tun). Da waren also hauptsächlich Intellektuelle aus dem Uni-Milieu, aber ebenso Betriebsräte und Gewerkschaftler (Gewerkschaftslinke).
Einer von denen war der Betriebsratsvorsitzende von Küppersbusch.
Ein anderer war einer aus dem Betriebsrat von Standardkessel Meiderich. Der redete sinnfällig und kenntnisreich über Themen, die weit über die Betriebs- und Gewerkschaftsthematik hinausgingen, zum Beispiel über Frauenbewegung und Geschlechterverhältnis in der Geschichte und über die Ursache allen Übels in der Unterdrückung der Frau. Mit Marcuse kannte der sich auch aus.
Ich dachte mir: Da muß ich doch mal Ausschau halten ob es überhaupt so viele Kessel gibt in unserer Region, ob es einen solchen Kessel-Bedarf gibt, daß die Firma sich einen Philosophen auf ihrer Gehaltsliste leisten kann.
Jetz abber:

kessel2016-11
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Hohes C

Zwei traurige Nachrichten.

Es stand heute noch nicht in der Zeitung, gestern hörte ich es im Radio: Leonard Cohen ist am 7. November, am vorigen Montag gestorben. Er wurde 82 Jahre alt. Keine vier Wochen vor seinem Tod erschien sein letztes Album „You want it darker“.

LEONARD COHEN . CHANTEUR CANADIEN . FOLK . TOURNAGE D UN CLIP . AVEC DOMINIQUE ISSERMANN . PHOTOGRAPHE . PLAGE DE TROUVILLE . 26 JANVIER 1988 .

LEONARD COHEN . CHANTEUR CANADIEN . FOLK . TOURNAGE D UN CLIP . AVEC DOMINIQUE ISSERMANN . PHOTOGRAPHE . PLAGE DE TROUVILLE . 26 JANVIER 1988 .

Wikimedia Commons

Als die Vergabe des Literaturnobelpreises an Bob Dylan bekanntgegeben wurde, wurde vielfach erörtert, ob der Preis nicht eher oder ebensogut dem kanadischen Songschreiber hätte zuerkannt werden können. Leonard Cohen war als Lyriker im nordamerikanischen Sprachraum schon bekannt, als er sich musikalischer Arbeit zuwandte.
Daß er hierzulande als Schriftsteller nicht hinter dem Musiker verschwand, ist dem März-Verlag zu verdanken, der seine frühen Titel („Schöne Verlierer“, „Blumen für Hitler“) herausbrachte. Cohens melancholisch klingenden Songs ist es zu verdanken, daß er nie von der Schaumfabrik eines sich fortwährend banalisierenden Show-Business aufgefressen wurde. In dem Album „The Future“ (1992) bezieht er sich äußerst skeptisch auf die weltpolitischen Entwicklungen jener Jahre: „I’ve seen the future, it is murder“. Von der tumben Bedusseltheit nach dem „Fall der Mauer“ ließ er sich nicht anstecken.
Joni Mitchell hat in einigen ihrer Songs ihre Beziehung mit Leonard Cohen reflektiert (z.B. „Chelsea Morning“).

Am Dienstag, 8. November starb Raoul Coutard im Alter von 92 Jahren.
Der Name dürfte selbst unter interessierten Kinogängern nicht vielen bekannt sein. Umso nachdrücklicher wird hier an ihn erinnert.
Raoul Coutard war Kameramann des französischen Films von den 50er bis zu dem 90er Jahren. Für die meisten Filme von Jean-Luc Gorard bediente er die Kamera. Er arbeitete auch für Francois Truffaut und Costa-Gavras. Der fortschrittlichen Stellung des französischen Films verpflichtete er sich auch als Regisseur: in dem Vietnam-Drama Hoa Binh (1969) und in „S.A.S. – Terreur à San Salvador“ (1983), einem Film über die Todesschwadronen und die Ermordung des Bischofs Oscar Romero durch die Faschisten.
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Die Autoren der Nouvelle Vague erweiterten die Bildsprache des Kinos, das der Essayistik filmische Möglichkeiten verschaffen sollte. Die Stilrichtung des progressiven, emanzipatorischen, kritisch-analytischen Films wurde von Raoul Coutard nicht weniger geprägt als von den Theoretikern und Regisseuren, mit denen er zusammenarbeitete.

alphavilleAlphaville von Jean-Luc Godard (1965) ist einer der erstaunlichsten, gewagtesten und am schönsten fotografierten politischen Filme. Anna Karina, Eddie Constantine.