Für Städtebewohner

Neu in der Weltbühne:
Mickaël Labbé: Platz nehmen Gegen eine Architektur der Verachtung.
Aus dem Französischen von Felix Kurz.
Edition Nautilus 2023. Nautilus Flugschrift. 208 Seiten mit zahlreichen S/W-Abbildungen. 20 €

Gegen eine Architektur, die ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzt – für eine Neuerfindung der Stadt als gemeinsamer Raum
Wer hat ein Recht auf Stadt? Wer soll und wer darf sich im öffentlichen Raum aufhalten? Städtische Verwaltungen und Regierungen sind zunehmend besessen vom »Image« ihrer Stadt und stürzen sich in einen Vermarktungswettbewerb, der auf Tourismus, Investoren und Immobilienmärkte ausgerichtet ist. Die Menschen, die in der Stadt leben, werden dabei zum Ziel architektonischer Verdrängungsmaßnahmen. Überwachungskameras, Bänke mit geneigter Sitzfläche oder trennenden Armlehnen, auf denen man nicht schlafen kann, und andere Instrumente »defensiver Architektur« erschweren insbesondere sozial marginalisierten Menschen wie Obdachlosen das Leben in der Stadt. Massive Tourismusförderung macht die Stadt ihren Bewohnern fremd und unlebbar. Business Improvement Districts heben unter dem Vorwand der Strukturförderung elementare Grundrechte auf.
Gegen diese Tendenzen führt Labbé die Notwendigkeit ins Feld, eine Stadt neu zu erfinden, die sich an uns alle richtet. Er zeigt, wie Widerstand gegen diese Architektur der Verachtung gelingt und Orte wieder angeeignet werden können, und fordert eine Architektur, die ihre Aufgabe als soziale begreift und Räume der Anerkennung schafft. Denn eine Stadt, in der wir einander nicht mehr in aller Unterschiedlichkeit begegnen können, ist ein Verlust für uns alle.
Dazu paßt dieses Standardwerk:

Henri Lefebvre: Das Recht auf Stadt. Aus dem Französischen von Birgit Althaler. Mit einem Vorwort von Christoph Schäfer. Edition Nautilus 2016, 224 S. 20 €

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Zwei Häuser, was ist der Unterschied?

Zwei Häuser, nebeneinander, beide an der Kammerstraße. Was unterscheidet sie voneinander? (bitte genau).

Bitte, versuchen Sie herauszufinden, welches der beiden Gebäude eine Lagerstätte für wohnende Studenten und welches ein Weltkriegs-Bunker ist (und: woran haben Sie den Unterschied erkannt?).

Good old everlasting Sternbuschweg. Juli 2021

Ja, auch das muß man mal zur Sprache bringen. Der Sternbuschweg hat nicht nur schöne Seiten (Straßenabschnitte).
Eine Bushaltestelle, die aussieht, als wäre es keine Bushaltestelle.
Die beiden Häuser links im Bild sind ja schon schlimm genug. Parterre nur geeignet für eine Fahrschule. Wohnungen für Leute, denen anscheinend alles egal ist.
Und dann: dieser Quader!
Es gibt Meisterwerke der Architektur, da möchte man fragen: Wer war das??
Da sind anscheinend welche aufs Dach gestiegen, um an den Giebeln der Nachbarhäuser was anzumalen. Das hätte man von der Straße aus nicht gesehen, aber es mußte überpinselt werden.
Da war mal dieses Eiscafé Grün oder Eisgrün Café oder wie das hieß. Waren Sie da mal drin? Ich auch nicht.
Und danach kam Matratzen Concord. Die sind immer noch da drin. Die sind ihre Matratzen immer noch nicht quitt.

Good old everlasting Sternbuschweg. Februar 2021


Ein Bild nicht nur aus einer anderen Jahreszeit, sondern auch aus einem anderen Jahr.
Früher gab es ja auf der Koloniestraße die Firma Ketzer & Frings. Ein Firmenname, der im Erzbistum Köln verwunderlich klingen mag. Jedenfalls gab es da alles: Fahrräder, Geschirr, Petroleum für die Petroleum-Lampe usw.
Und hier, nahe der Radrennbahn, stand am Sternbuschweg ein einzelnes Haus, recht groß, gediegen und in Würden ergraut. (Hier im Ruhrgebiet wurden die Häuser grau; nicht von selbst, sondern durch Einflüsse der Atmosphäre).
Auf der Seiten-Fassade war, im Stil früherer Jahre, eine Fassadenwerbung zu sehen. Wer in Richtung Grunewald fuhr oder ging, las in großer Schrift: „Ketzer & Co.“. Die Werbung stammte also aus der Zeit, als Frings sich noch nicht dem Ketzer zugesellt hatte.
Irgendwann, und das ist auch schon einige Zeit her, da wurde das Haus abgerissen, genauer gesagt: der Teil des Hauses oberhalb des Kellers. Die weitere Gestaltung des Gebäude-Restes wurde der Vegetation überlassen.
Auch dabei ist es nicht geblieben. Die letzten Reste wurden entfernt, um Platz zu schaffen für einen Neubau.
Was hat es damit auf sich, daß hier dem Fragment des alten Gebäudes der Vorzug gegeben wird, das neue einer Abbildung in dieser Galerie nicht für würdig erachtet wurde? Die Aussage könnte lauten: Die Ruinen von einst sind besser als die Neubauten von heute.
Heute baut man Häuser für Leute, die da schnell wieder raus wollen.

P.S.: Wer glaubt, das Verschwinden der Treppe symbolisiere das Verschwinden der Aufstiegs-Chancen in der modernen Gesellschaft, hat das falsch verstanden.

Bewegungstag (23-28)

Wie meinen? Was meinen? Wen meinen?

Ein Gaststättenschild.
Aber keine Gaststätte weit und breit. Aber gut zu wissen, daß es, gäbe es sie, hier Diebels Alt geben würde.
Was dieses Signal „NAS“ bedeutet, hat mir immer noch keiner erklären können.

Üppiges Grün!
Und der asphaltierte Fußweg und die Kabel in der Höhe sagen: Heimat! Beziehungsweise Heimweg.

Hier war der Anfang (am 22. Mai). Jetzt in der umgekehrten Richtung.

„Unter Adolf hättet sowat nich gegeben.“ Bauhaus, Flachdach und Wildwuchs.

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Silvia 20 bis 27

Wenn von der Hitzestraße in Duisburg-Wanheimerort (von der Rheintörchenstraße – im Bild-Hintergrund – bis zur Fortstraße – im Rücken des Betrachters –) die Rede ist, hat das nichts mit hohen Temperaturen zu tun (was in der Hauptstadt der Metall-Verhüttung ja durchaus für möglich gehalten werden kann). Die Straße ist benannt nach Franz Hitze (1851-1921), Geistlicher und Politiker (Zentrumspartei). Überhaupt ist die ganze Gegend hier erzkatholisch („Bernhardsheim“, benannt nach Kaplan Bernhard Sievert). Die Häuser wurden 1920 bis 1922 von einer katholischen Siedlergenossenschaft errichtet. Andere Straßennamen hier: Windhorststraße, Pollmannstraße, von-Spee-Straße, Mallinchrodtstraße.
Die Hitzestraße ist auf einem Abschnitt von ca. 150 Meter rätselhafterweise eingezäunt uns stillgelegt worden (und ist seither mehr und mehr mit Moos bedeckt). Als Verkehrsfläche existiert auf diesem Abschnitt nur noch der Bürgersteig (links hinter der Hecke).
Links im Bild: Die Schule Hitzestraße, steht seit vielen Jahren leer und hat sich ihrem Verfall hingegeben. Die Stadt muß sparen, darum wird mit der Sanierung des Gebäuses erst begonnen, wenn kaum noch was zu retten ist.
Rechts im Bild der Sportplatz vom Duisburger Spielverein.

Ein Sportplatz in Zeiten seiner Verlassenheit (Silvesternachmittag 2018).

Oder bringt dieses Bild es besser zum Ausdruck?

Das macht sich auch nicht schlecht als „Zeichen der Zeit“.

Früher war der Platz vom Duisburger Spielverein („Spielvereinsplatz“) von der Straße durch eine mannshohe Mauer getrennt.
Ich hab mal gesehen (als Kind), wie viele Männer, die auf dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause fuhren („Schichtwechsel“), hier angehalten hatten und auf den Stangen ihrer Fahrräder stehend über die Mauer guckten. Denn auf dem Platz wurde Fußball gespielt. Das war nur Training. Der DSV spielte in der Oberliga West (vor Einführung der Bundesliga höchste Spielplasse), und zwar im Wedaustadion. Das Vereinsgelände war Trainingsanlage. Aber egal: Der Klang eines getretenen Lederballs hatte auf die Schichtarbeiter eine geradezu hypnotische Wirkung. Da mußten die einfach gucken!

Es wird immer behauptet, die Modell-Häuskes auf der elektrischen Eisenbahn seien realen Gebäuden maßstabsgerecht nachgebaut. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: Diese Häuser wurden den Häuskes einer elektrischen Eisenbahn nachgebildet.
Gibt es überhaupt noch Modelleisenbahnen?

Windhorststraße Ecke Pollmannstraße. Ich erinnere mich. Ich war vielleicht 5 Jahre alt. Ein Junge, etwa 10 Jahre alt, einen Stapel leerer Pappkartons vor sich her tragend, stürmte aus der Tür. Er hatte es beim Hinabsteigen des Treppchens etwas zu eilig und flog auf die Fresse.

Die bizarren Winterzeichnungen der Vegetation überragen die Häuser auf der Forststraße. Den Neubau rechts im Bild im Hintergrund kann man sich ruhig wegdenken. Da war früher ein Sportplatz (DJK – natürlich – kathol‘sch).
An Garagen hatte man im Jahr der Erbauung (1921) noch nicht gedacht. An Gartenflächen für Gemüse für den Eigenbedarf denkt man heute nicht mehr. Aus den Fenstern in dem grauen Giebel habe ich als Kind oft rausgeschaut. Das Haus ist immer noch in verwandtschaftlichem Besitz. Es steckt auch voller Anekdoten (z.B. Gartenoffizier, S. 10).
Jetzt habe ich Ihnen eine sehr interessante Geschichte erzählt. Wenn Sie die nicht sehr interessant finden, dann stimmt was nicht mit Ihnen.

Feiertag aus dem Alltag (1-7)

Wie ich schon öfters erzählt habe, nutze ich gern die katholischen Hochfeste des Hochfrühlings und den Tag mit der längsten Tageshelligkeit (21. Juni) zu Erkundungsgängen, gern mit Fotoapparat, um meine Beobachtungen zu dokumentieren.
Hier also:

Von da oben aus alles beobachten (würde ich an denen ihrer Stelle).

Was soll ich dazu sagen?

Glücklich iiist, wer dort leeebt?
Auf jeden Fall haaat man die besten Chancen. Machen Sie sich das klar.

Zum Bauhaus-Konzept gehörten auch breite Straßen. Und weite Blicke.
Ein Glück, daß es Bauhaus gibt!
Ein Glück, daß es nicht nur Bauhaus gibt!

Ist eine Straße, die Richard-Wagner-Straße heißt, nicht schon genug gestraft?
Man glaubte, an die Bauhaus-Architektur der Ein-Schornstein-Siedlung einfach ein Stück 50er-Jahre-Fließband-Architektur dranklatschen zu können. Flachdach allein bringt’s nicht.

Dieses Haus auf der Koloniestraße hatte auch eine gewisse Bedeutung für die Herausbildung einer progressiven Gegenkultur in Duisburg. Davon erzähle ich vielleicht später mal.

In dem Haus in der Mitte des Bildes war eine Kneipe mit dem Namen „Entstation“. Denn auf dem (jetzt mit Gras bewachsenen) Mittelstreifen der Koloniestraße war die Endstation der Straßenbahnlinie 4. Diese Straßenbahnlinie von Ruhrort nach Neudorf gibt es nicht mehr. Nach ihrer Stillegung gab es noch lange die Kneipe (bis 2001), und so lange hieß sie noch „Endstation“, womit sich bei einer Kneipe ohne Straßenbahn ganz andere Assoziationen einstellen. Die Kneipe gibt es jetzt schon fast 20 Jahre nicht mehr. Wahrscheinlich stehen da jetzt noch die Barhocker und Stühle auf den Tischen, damit die Putzfrauen den Boden aufwischen können. So ist das heutzutage. Immer mehr Geschäftslokale stehen immer länger leer.

Fortsetzung folgt.

Die schönsten europäischen Einfahrten (17)


Das „Silberpalais“ an der Mülheimer Straße (aka Mülleimerstraße), in Glanzzeiten erbaut als Zentrale des Klöckner-Konzerns, zweitgrößter Stahlproduzent in der BRD (nach Thyssen), hier in der prachtvollen Seitenansicht (von der Danziger Straße).
Was macht man mit einer solchen Kathedrale, wenn der Konzern nur noch als Restposten im Portefeuille eines Einsammel-Holdings zu finden ist (Salzgitter)? Soll meine Sorge nicht sein.
Konzern-Rest Klöckner & Co. ist aber in einem Seitenflügel noch drin.