Schöne Grüße vom Ostermarsch!

Bilder, die für sich was sagen: Bilder vom Ostermarsch 1987 (Duisburg, Essen, Dortmund), aus dem Bildarchiv der DFG-VK (Gruppe Duisburg).
Diese 9 Bilder sind als POSTKARTENSERIE erschienen.
Gibt es noch Leute, die wissen, was eine Postkarte ist? Eine Bildpostkarte? Man nannte sie auch „Ansichtskarte“.
Postkarten werden von der Post immer noch befördert, und manche Leute freuen sich, wenn sie eine Postkarte bekommen – als schönen Gruß aus der materiellen Welt. Man muß sie nicht verschicken. Man kann sie auch an die Wand hängen oder sonstwie aufbewahren.
Es gibt Leute, die Postkarten sammeln, und es gibt Leute, denen man empfehlen sollte, damit anzufangen. Denn die Postkarte ist ein universelles und mitunter subversives Medium: in der Form stringent (DIN-A6, Hoch- oder Querformat), in der Thematik geradezu unbegrenzt.

OM87-Karte01Der meistens unvermeidliche Infostand der DFG-VK.

OM87-Karte02Wer genau hinguckt, erkennt den Zweimetermann mit Schlips: Henning Scherf.

OM87-Karte03OM87-Karte04Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime begrüßen den Ostermarsch. Bruno Bachler spricht.
OM87-Karte05
OM87-Karte06Wer genau hinguckt, erkennt Dietmar Schönherr (am Mikrophon).

OM87-Karte07OM87-Karte08
OM87-Karte09

Die Postkartenserie Ostermarsch 1987 (1 bis 9) ist für 10 Euro erhältlich (einschließlich Porto).
Die Motive sind auch einzeln erhältlich (Stückpreis: 1 Euro).
Bestelladresse: DFG-VK c/o Buchh. Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg.
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

DFG-VK heißt: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner.
Und: Es gibt aus unserer Werkstatt noch viele andere Postkarten.
Und: Dran denken: Ostermarsch 2014!

Das ist ja das Neueste: Heinestraße

Die Heinestraße in Neudorf erhielt ihren Namen nicht, wie viele glauben, nach dem Dichter Heinrich Heine, sondern nach dem marodierenden SA-Truppenführer Friedrich-Heine, der am 4. März 1933 bei blutigen Straßenkämpfen auf der damaligen Kleiststraße in Neudorf ums Leben kam. Nach seinem Tod wurde mit Nazi-Pomp die Kleiststraße in „Friedrich-Heine-Straße“ umbenannt. Nach dem Krieg, so hat es jetzt der Historiker der Uni Duisburg, Dr. Ludger Heid, herausgefunden, wurde dann bequemerweise nur der Vorname gestrichen und der „Etikettenschwindel“, so der Historiker, nahm seinen Lauf.
HeinestraßeDa in Neudorf viele Straßen nach Dichtern benannt sind, fiel der „Etikettenschwindel“ nicht auf. Aber Ludger Heid weist auf Merkwürdigkeiten in anderen Duisburger Stadtteilen hin. In Walsum – wo noch die Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße an den Berkwerksdirektor und NS-Reichswirtschaftsführer Roelen erinnert (Heid: „Er hat Arbeitssklaven an die Industrie vermittelt!“) – hat man nach dem Krieg die umgekehrte Variante angewendet: Man hatte den Nachnamen aus den Straßenbezeichnungen entfernt: Die Hermann-Göring-Straße wurde somit zur „Hermannstraße“. Heid: „Unfassbar! Dabei haben wir mit Gottfried Kinkel oder Heinz Kiwitz und anderen genug positive Beispiele; gute Demokraten, die für eine Namensgebung taugen würden.“

Bruno Bachler

Bruno Bachler

Für eine Straßenbenennung würde sich auch der Name Bruno Bachler eignen (siehe DER METZGER 98). Auch an Harro Schulze-Boysen, neben Wilhelm Canaris prominentestes Opfer des Naziregimes aus Duisburg, erinnert in Duisburg keine Straße. Die VVN fordert seit Jahren, eine Straße nach Wilhelmine Struth zu benennen, die als erste nach der „Machtergreifung“ in Duisburg von einem SS-Trupp ermordet wurde.

An Harro Schulze-Boysen erinnert in Duisburg kein Straßenname

An Harro Schulze-Boysen erinnert in Duisburg kein Straßenname

Die Linke hat in den Rat der Stadt den Antrag eingebracht, die Heine-Straße nun endlich in „Heinrich-Heine-Straße“ umzubenennen. Beschlossen wurde vom Rat, den Namen nicht zu verändern, aber durch Hinweistafeln an Heinrich Heine zu erinnern.
Eine Neuigkeit ist die Namensverwechslung der Heinestraße in Neudorf allerdings nicht, denn darüber berichtete DER METZGER in Nr. 3, Februar 1969.

(Vorabdruck aus DER METZGER 105).

Bruno Bachler

Foto: Bruno Bachler (links) mit Oskar Rothstein

An eine komische Begebenheit erinnere ich mich. Er griff nach meinem Haarschopf und legte ihn über seine Glatze.
„Bruno, jetzt müssen wir aber nebeneinander gehen.“
„Wat sachse?“
„Jetzt müssen wir nebeneinander gehen.“
Ich erinnere mich auch nicht ohne Heiterkeit daran, daß ich in dem VVN-Büro auf dem Lith in Wanheimerort immer mit einem Schnäpsken begrüßt wurde. Zum Abschied nannte er mich immer „Liebe Jung‘“, auch als mein Haar schon grau wurde. „Tschüß, liebe Jung‘!“
*
Wir saßen im Zug nach Dortmund, zum UZ-Pressefest. Der ganze Wagen voller Genossen. Ich wurde von einer Freundin begleitet. „Wer ist der Mann, der da spricht?“ – „Das ist Bruno Bachler.“ Sie war beeindruckt, und darum ein paar Tage später Mitglied der VVN. Ob ich denn auch Mitglied der VVN sei, fragte sie ihn.
„Der Helmut ist einer von uns.“
Das hat Bruno gesagt. Alle Verdienstkreuze und Auszeichnungen können dafür stecken bleiben. Mir muß klar sein, welche Verpflichtung mir mit dieser Anerkennung aufgetragen ist.
*
Ein Bekannter von mir, ein Lehrer, erzählte mir oft, daß er auf die Linken nicht gut zu sprechen ist – aus Gründen, die ich verstehe. Ganz anders sein Urteil, als er Bruno Bachler und Karl-Heinz Winstermann (Brunos Kamerad aus dem Widerstand) kennenlernte, als sie mit der Ausstellung „Verfolgung und Widerstand in Duisburg“ auch an seine Schule kamen und vor Schulklassen sprachen. „Die beiden sind einfach echt!“
Es ist bezeugt, daß die Schülerinnen und Schüler nicht weniger beeindruckt waren – nicht nur von seinen Kenntnissen, nicht nur von seinen Argumenten, sondern von seiner Persönlichkeit.
Lehrer zu sein, sagte er mir, wäre sein Traumberuf gewesen, junge Menschen zu begleiten.
*
Bruno, aus einer kommunistischen Familie stammend, gehörte in der Nazizeit zu den Edelweißpiraten – Jugendliche, die sich von der HJ abgrenzten und mehr und mehr zum Widerstand übergingen. Wegen „Wehrkraftzersetzung“ kam Bruno in das KZ Buchenwald.
Mit dem Ende des Naziregimes begann für ihn eine neue Phase des Kampfes. Er leitete in Duisburg die FDJ, wofür er ins Gefängnis kam. 1960 wurde er als Mitglied der illegalen KPD wieder verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Er war dabei, als nach 1968 die Kommunisten wieder eine legale Partei aufbauten. Er war als Gewerkschafter und Betriebsratsvorsitzender aktiv. Sein Lebensmittelpunkt war die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten. Daß der Antifaschist auch in diesem Staat suspekt ist, mußte er erfahren. Um Anerkennung des antifaschistischen Widerstandes hat er sich erfolgreich bemüht, und er würde sofort betonen, daß sie nicht minder denen zu verdanken ist, mit denen er gemeinsam kämpfte.
Von Bundestagspräsident Thierse wurde Bruno zu einer Feierstunde des Bundestages eingeladen. Bruno lehnte die Einladung ab. Zurecht erwartete er Genugtuung für das, was dieser Staat ihm angetan hat. In Havanna wurde Bruno von Fidel Castro empfangen, der ihm für seine Lebensleistung dankte.
*
Das Alter verlangte einen hohen Tribut. Zum letzten Mal sprach ich mit ihm bei der Feier zu seinem 85. Geburtstag in den Ausstellungsräumen der VVN in Kaßlerfeld. Da kam auch der Oberbürgermeister, der damals noch ein angesehener Mann war.
*
Nun haben wir Bruno auf seinem letzten Weg begleitet. Es sind sehr viele gekommen, für die es eine Ehrensache war. Der Sauerland kam diesmal nicht. Aber Josef Krings war da. An Brunos Grab wurde noch einmal das Moosoldatenlied gesungen – ganz leise.
*
Bruno Bachler – diesen Namen haben wir immer mit Stolz und Rührung ausgesprochen. Wir haben ihn nicht nur geachtet. Wir haben ihn nicht nur verehrt.
Den Bruno haben wir geliebt.