Wußtest Du schon, daß …

… es früher in vielen Zeitungen und Zeitschriften eine Rubrik mit dem Titel „Wußtest Du schon, daß …“ (respective „Wußten Sie schon, daß …“) gab? Nein? Dann wissen Sie es jetzt.
Das gab – in Schülerzeitungen etwa – der Verlegenheit eine Gelegenheit zu krampfhaftem Nonsense („…daß sonntags schulfrei ist“), aber auch in Kundenzeitungen von Bäcker und Metzger und in der Lotto-Totto-Zeitung stand sowas („…daß der Killimann Scharo der högste Berg von Dingenskirchen ist“).

Und darum gibt es das von jetzt an auch hier. Und das hat einen aktuellen Anlaß.

Wußten Sie schon, daß auch Doris Lessing, Elfriede Jelinek und Harold Pinter nicht nach Stockholm kamen, um den Nobelpreis entgegenzunehmen?
Pinter war wohl schon von Krankheit beeinträchtigt. Aber die Jelinek soll sinngemaß geäußert haben, unter so viel Leuten fühle sie sich nicht wohl.
Da wurde noch nicht ein solcher Anstoß genommen wie in diesen Tagen an der Abwesenheit des Nobelpreisträgers bei der Preisübergabe.
Was sagt man dazu?

Dies ist übrigens Notat Nümero 1212. Wußten Sie schon, daß das keine Schnapszahl ist und ich kein’n ausgeben muß? Die letzte Schnapszahl fand hier am 21. Juli statt.

Liebe Leute, wie wäre es mit einer Fahrt nach Panama?

Nicht zum ersten Mal wurde ich freundlich nach Panama eingeladen. Man wird mir zustimmen: eine solche Einladung, wollte man sie annehmen, ist mit Aufwand verbunden, und zwar weitaus mehr als Sie spontan sich vorgestellt haben mögen. Ja, wenn es bloß um die Überquerung des Atlantik ginge …

Nicht nur der Atlantik, auch die Ruhr trennt Kontinente, nämlich den nördlichen und den südlichen Teil von Duisburg.
Und eben dort in Norden liegt das Panama, das Janosch‘sche Panama gewissermaßen, der schon legendäre Garten Kepos von Werner Muth.
Da Sie – vielleicht automobilisiert, vielleicht zu früherem Aufbruch fähig – es leichter haben könnten, an diesem Fest teilzunehmen, gebe ich die Einladung weiter:

Ihr Lieben,
die Sommerpause ist vorbei und Panama wartet mit einem musikalischen Highlight auf, zu dem ich Euch recht herzlich einladen möchte.
RYAN LEE CROSBY (USA) und PETER THISELL (SWE)
Donnerstag, 6. Oktober 2016, 20.00 Uhr Konzertbeginn
Westfälische Str. 12 in 47169 Duisburg
ab 19.00 Uhr Eintreffen der Gäste und erster Umtrunk

Der Multiinstrumentalist Ryan Lee Crosby aus Boston ist einer der kreativsten Musiker im Genre „Roots/Americana“, der zur Zeit live zu erleben ist. Sein versiertes Fingerpicking und der kultivierte Umgang mit der US-amerikanischen Blues Musik der 30er Jahre rückt ihn in die Nähe eines Kelly Joe Phelbs oder Ry Cooders. Ob auf der 12-saitigen oder der 6-Saitigen Gitarre: Crosbys ganz eigener Umgang mit der Tradition des Mississippi-Delta-Blues entfaltet eine fast schon hypnotische Wirkung und zieht die Zuschauer in eine andere, fremde Welt.
Crosby hat in den letzten 10 Jahren 5 Studioalben veröffentlicht. Er schrieb Filmmusik und teilte sich in den USA mit diversen Grössen des Blues die Bühne.
Auf seiner aktuellen Europatour wird Crosby zum ersten mal neben den 12- und 6-Saitigen Gitarren eine mit 20 Saiten bestückte Mohan Vina auf der Bühne zum Einsatz bringen. Die Mohan Vina ist eine modifizierte Slide Gitarre, die in Europa vor allem durch den Ausnahmemusiker Vishwa Mohan Batt und dessen Zusammenarbeit mit Ry Cooder auf dem Album A Meeting by the River bekannt wurde.
Ryan Lee Crosby verwendet die Klangmöglichkeiten seiner Mohan Vina sowohl für seine eigenen als auch für traditionelle Kompositionen, die indische Ragas und US-amerikanischen Blues zusammenführen.
Ein weiterer Gast des Abends ist die Band des großartigen schwedischen Songwriters Peter Thisell. Terrascope magazine schwärmt:
“Filled with honest and beautiful songs, the latest album (“I”) from the Swedish band THISELL is a delight from beginning to end.”

Außer Musik gibt es noch wie gewohnt Bier, Wein und Wasser, sowie Brot, Schinken, Salami und Käse als abendlichen Imbiss. Und irgendwann geht ein Hut ( oder eine Dose) rum, damit wir die Musiker mit einer kleinen Gage verabschieden können.
Bitte macht euch auf den Weg. Ich würde mich sehr freuen.
Viele Grüße
Werner

P.S.: Im Kepos/Panama soll, so viel ist schon mal angedacht, in der ersten Jahreshälfte (und das ist ja auch nicht mehr so lange hin) eine gemeinsame Lesung mit Werner Muth, Lütfiye Güzel und mir stattfinden: Das Traumtrio tritt auf! (Der Ausdruck „Traumtrio“ ist von mir). Na, dann! (Informationen beizeiten hier).

… kann ja jeder sagen

Es gibt Menschen, die ein phänomenales Gedächtnis haben und sich darum vielleicht an das „Unsichtbare Komitee“ erinnern, das vor 5 Jahren das Buch mit dem Titel „Der kommende Aufstand“ geschrieben hat. Mehr hat man auch nicht erwartet (mehr als einen Aufstand oder auch ein paar Aufstände).
Doch es ist wieder da! Mit einem neuen Buch (wieder in der Edition Nautilus) bringt es sich in Erinnerung:
Unsichtbares Komitee: An unsere Freunde. Aus dem Französischen von Birgit Althaler. 192 Seiten, Paperback. 16 Euro

nautilus_pbAus dem Klappentext:
„Seit dem Kommenden Aufstand, der …“
… zwar keinen Aufstand, aber
„… eine breite und kontroverse internationale Debatte entfacht hat, sind das Unsichtbare Komitee und seine Freunde bei nahezu allen Aufständen in allen Ecken der Welt dabei gewesen.“

Wer sich als „Unsichtbares Komitee“ konstituiert, kann sich immer rühmen, dabeigewesen zu sein, und hat gleichzeitig immer ein Alibi.
Ich will mit denen, die sich von einem Aufstand etwas versprechen, nicht ungnädig sein. Das Manifest der Manifeste von 2010 hat durchaus etwas zum Fortschritt beigetragen: Es hat sich ganz gut verkauft und ein kleines bißchen zur Stabilität der Buchhandlung Weltbühne beigetragen.

Also: Wenn, dann in der Buchhandlung Weltbühne bestellen. Weltbühne muß bleiben.

Das erste Buch haben wir auch noch vorrätig.
nautilus_pb..

Mit der Eisenbahn durch das Ruhrgebiet

Heimfahrt vom UZ-Pressefest in Dortmund nach Duisburg. Das ist nicht die südliche Linie über Bochum und Essen, sondern die nördliche. Wir unterhalten uns über dieses & jenes. Aus einem Lautsprecher kommt alle paar Minuten die Stationsansage.
„Nächster Halt: Dortmund Mengede.”
Ich sage: „Dortmund Mengede? Warum nicht?”
„Nächster Halt: Castrop-Rauxel Hauptbahnhof.”
„Wat? Dat nennen die ‚Hauptbahnhof‘?”
„Nächster Halt: Herne.”
„Ach, sind wir schon in Herne?”
„Nächster Halt: Wanne-Eickel.”
„Wanne-Eickel? Ich dachte, wir wären schon in Gelsenkirchen.”
„Nächster Halt: Gelsenkirchen.”
„Gelsenkirchen? Ich dachte, wir wären schon in Katernberg.”
Einem jungen Kerl, zwei Meter, zwei Zentner, der sich durch sein Äußeres als Schake-Nullvier-Verehrer zu erkennen gibt, wird es zu viel:
„Also, paß ma auf: Jetz kommt Gelsenkirchen, dann Katernberg, dann Altenessen, dann Bergeborbeck, dann Dellwig, dann Oberhausen, und dann Duisburg. Klar?”
Er lehnt sich zurück, mustert mich von oben bis unten und sagt: „Besoffen bisse ja nich, nä? Wohl eh‘r bekifft, wa?”
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Religion

Die Grundschule hieß, als ich sie besuchte, noch „Volksschule“: in den 50er Jahren. Das war natürlich eine Konfessionsschule. Als Siebenjähriger empfing ich erste Unterweisungen in der katholischen Religion.
Das interessierte mich alles lebhaft. Aber manchmal hatte ich mit theologischen Fragen doch so meine Schwierigkeiten.
Einmal wandte ich mich an den Kaplan de Pöhl:
„Gott weiß doch alles auch schon vorher, nicht?“
„Ja.“
„Aber dann hat Gott doch auch schon vorher gewußt, daß Adam und Eva sündigen.“
Ein siebenjähriges Kind hatte Gott dabei erwischt, wie er so tat als wüßte er von nichts. Der Kaplan strich mir übers Haar. „Ein Intellektueller!“ dachte er bestimmt. Dann sprach er zu mir ein paar Glaubensworte, denen der Siebenjährige nichts entgegensetzen konnte, die ihn aber auch nicht überzeugten. Dem Kaplan (dem eine große Karriere in der Kirche bevorstand) war in weitaus größerem Maße als mir bewußt, welche Ungeheuerlichkeit sich da zutrug: Daß da einer den ewigen Glaubensdingen beikommen wollte mit Logik! Ja, sogar noch mit kritischer Logik! Aber der junge Kaplan war weise genug, der satanischen Logik mit einem milden Lächeln zu begegnen. Denn er hatte die Gewißheit auf seiner Seite, die sich hinter dem milden Lächeln verbarg: „Du bist ja noch so jung, mein Kind. Diese kritischen Fragen, die werden wir dir noch beizeiten abgewöhnen. Dafür sind wir ja schließlich da.“ Wer den weiteren Verlauf meines Lebens kennt, der lernt, daß die Gewißheiten eines Kaplans manchmal auch trügerisch sein können.

Volksschule Duisburg-Buchholz

Volksschule Duisburg-Buchholz

Biblische Geschichte hatten wir bei Fräulein Tischer, 23 Jahre alt. Die brachte ich gleich zweimal durch das Berühren theologischer Grundsatzfragen in arge Verlegenheit.
Fräulein Tischer wollte uns auf anschauliche Weise klarmachen, daß Jesus, bevor er als Erlöser tätig wurde, ein ganz normales Kind gewesen sei, so wie wir. Überhaupt sei bei Mariaundjosefs alles ganz alltäglich zugegangen. Als die Familie von Bethlehem nach Nazareth zurückgekehrt war, habe auf den Möbeln soo dick der Staub gelegen, berichtete sie uns. Das Bild der Muttergottes mit Schrubber und Aufnehmer hat sich mir eingeprägt. Und Jesus – nun, der hätte mit den anderen Kindern Indianer gespielt.
Ich meldete mich.: „Frollein?“
„Ja?“
„Der kann doch gar nicht Indianer gespielt haben.“
„?“
„Amerika war doch noch gar nicht entdeckt.“
Fräulein Tischer antwortete nicht. Sie wußte nicht, was sie hätte sagen sollen. Ich für mein Teil hatte übrigens nicht den geringsten Zweifel, daß Jesus als Gottessohn die Existenz eines noch nicht entdeckten Kontinents durchaus bekannt war. Aber ich hielt Jesus doch für so klug, daß er Gleichaltrigen gegenüber mit seinem Wissen hinterm Berge hielt. Oder hätte er denen vielleicht sagen sollen: „Wir spielen jetzt Ureinwohner eines Erdteils, der in knapp anderthalb Jahrtausenden entdeckt werden wird“? Die hätten doch gesagt: „Mit dem spielen wir nicht mehr!“
Fräulein Tischer versuchte auch, uns die Arche Noah zu erklären. Auf seine Arche nahm Noah von jeder Tierart zwei Exemplare mit: ein Männchen und ein Weibchen.
Ich meldete mich. „Frollein?“
„Ja?“
„Hat der von allen Tieren welche mitgenommen?“
„Ja.“
„Von allen?“
„Ja.“
„Auch Fische?“
Fräulein Tischer schnappte nach Luft. Schließlich fiel ihr die Antwort ein: „Dafür hatten sie Eimer mitgenommen.“
Ich setzte mich wieder hin. Ich war enttäuscht. Fräulein Tischer hatte den Sinn meiner Frage nicht verstanden. Es beunruhigte mich, von einer Lehrerin unterrichtet zu werden, der es an Einsicht ermangelte von der völligen Überflüssigkeit des Unterfangens, Fische vor dem Ertrinken zu retten.

Der Witz am Sonntag

Dieser Witz wurde mir vor einer Woche erzählt:

Tünnes und Schäl gingen übber de Rheinbrück.
Da is dem Tünnes die Brille ins Wasser gefallen.
Do säät däTünn: Da is m’r doch glatt die Brill in die Weser gefallen.
Do säät dä Schäl: Dat is doch nich die Weser, dat is doch d’r Rhinn!
Do säät de Tünn: Siehs du, wie schlääsch isch ohne Brill sinn konn.

Als ich in der Sexta war, hörte ich folgenden Witz:

Tünnes und Schäl gingen übber de Rheinbrück.
Da is dem Tünnes die Brille ins Wasser gefallen.
Do säät däTünn: Da is m’r doch glatt die Brill in d’r Mosel gefallen.
Do säät dä Schäl: Dat is doch nich die Mosel, dat is doch d’r Rhinn!
Do säät de Tünn: Siehs du, wie schlääsch isch ohne Brill sinn konn.

Das ist also schon bekannt.
Aber den Witz, wo der Tünnes sagt: „Da is m’r doch glatt die Brill in die Weser gefallen“,
den kannte ich noch nicht.