Odyssee im Weltraum?


Die Skulptur „Rheinorgange“ des Kölner Bildhauers Lutz Fritsch, 25 Meter hoch und 7 Meter Breit, aus Stahl, angestrichen mit der Farbe Reinorgange (Farbton RAL 2004) steht am Rhein in Duisburg Kasslerfeld bei Rheinkilometer 780, genau an der Mündung der Ruhr.

Das Gebilde erinnert an die Monolithen aus dem Film „2001: A Space Odyssey“ von Stanley Kubrick (GB, USA 1968).

Ich erinnere mich an den Fernsehbericht. Der Reporter fragte die Thyssen-Arbeiter, wie sie es denn fanden, ein solches Kunstwerk von 83 Tonnen Gewicht mit dieser Farbe dort aufzustellen.
Antwort: „Ja, wenn der dat so haben will …“

Ich finde, das ist die richtige Einstellung zur Kunst.

Zu viel Moral ist das Resultat von zu wenig (was?)


Die Künstlerin ist somit freigegeben – zumindest zu absichtsvollem Falschverstandenwerden. Pardon wird nicht gegeben.
Was ich klarstellen will:
Die durch die „Debatte“ ausgelösen Tendenz zu einem „neuen“ Puritanismus ist keineswegs eine unschöne Nebenwirkung, sondern Absicht.
Moral schützt nicht die Schwachen, kann es nicht und soll es nicht.

50/40 Jahre 11. Mai (26-38)

Der Film, der vor 40 Jahren entstand, behandelt ein Ereignis, das vor 50 Jahren stattfand, und damit verbundene Assoziationen.

Der Titel des Films lautet „Der 11. Mai – Le Onze Mai“ (Hut-Film 1078, 35 Min.).

Der Film ist auf der DVD „Der 11. Mai und andere Kurzfilme von Helmut Loeven“ enthalten (Hut-Film DVD 2009, zusammen 98 Minuten) und für 12,50 Euro überall im Buchhandel (ISBN 978-3-935673-26-6) oder direkt in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich.

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Kennedy shot


Dieses Foto habe ich vor 50 Jahren aufgenommen, es muß der 5. oder 6. Juni 1968 gewesen sein, im Bahnhof von Dover, dort, wo man auf der Fähre über den Kanal ankommt und dann in den Zug nach London einsteigt.
Erst in der Sekunde nach der Aufnahme sah ich die Schlagzeile auf der Zeitung, die der Mann ganz rechts im Bild in der Hand hielt: „KENNEDY SHOT“. Mein erster Gedanke war: Was ist das denn für eine Schlagzeile? Kennedy wurde doch schon vor 5 Jahren erschossen.
Der junge Mann links im Vordergrund hatte schon die Zeitung gekauft und klärte mich auf: Attentat auf den Senator und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy, der den Vietnam-Krieg beenden wollte.
So gekonnt in schwarzweiß wurde damals die Weltpolitik fotografiert. Robert F. Kennedy und seine Ehefrau Ethel im Ambassador Hotel in Los Angeles. Das Bild entstand wohl nur wenige Minuten vor dem Mord.
In dem Hotel wurden ein Jahr zuvor Szenen für den Film Die Reifeprüfung von Mike Nichols aufgenommen. Dieser Film zeigt das ermattende bürgerliche Establishment in den USA in der Zeit der Kennedy-Morde. So hängt alles miteinander zusammen. Auch sehr aufschlußreich der Film „Shampoo“ von Hal Ashby.

50/40 Jahre 11. Mai (14-25)


Der Film, der vor 40 Jahren entstand, behandelt ein Ereignis, das vor 50 Jahren stattfand, und damit verbundene Assoziationen.


Der Titel des Films lautet „Der 11. Mai – Le Onze Mai“ (Hut-Film 1078, 35 Min.).




Fortsetzung folgt.

Der Film ist auf der DVD „Der 11. Mai und andere Kurzfilme von Helmut Loeven“ enthalten (Hut-Film DVD 2009, zusammen 98 Minuten) und für 12,50 Euro überall im Buchhandel (ISBN 978-3-935673-26-6) oder direkt in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich.

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50/40 Jahre 11. Mai (1-13)

Die rätselhafte Überschrift erklärt sich so:
Dieser Film, von dem hier in Fortsetzungen 38 Stills zu sehen sein werden, ist ein Film vom 11. Mai und über den 11. Mai.
Der Film „Der 11. Mai – Le Onze Mai“ (Hut-Film 1978, 35 Minuten) bezieht sich auf den 11. Mai 1968, an dem in Bonn die erste große zentrale Aktion der APO stattfand: der „Sternmarsch“ gegen die geplanten Notstandsgesetze. Zehn Jahre später suchte ich den Ort der Handlung wieder auf und kombinierte diese Außenaufnahmen mit Bilddokumenten (TV-Bilder, Faksimiles, Fotos etc.), die dieses eine Ereignis in den globalen, historischen, kulturell-ästhetischen, biografischen, sexuellen Kontext stellten.
Die Bilder wurden nicht erklärt und nicht kommentiert, dafür aber teilweise extrem verfremdet und scheinbar willkürlich montiert und somit der freien Assoziation überlassen.
Konkrete Fragen zu einzelnen Bildern werde ich gern, sofern möglich, beantworten.
Es heißt in der französischen Sprache nicht „l’onze mai“, wie man meinen könnte, sondern tatsächlich „le onze mai“.
Daß der Monat an einer Stelle „may“ geschrieben wurde, hat schon seine Gründe.
Bonn und insbesondere den Hofgarten habe ich in den Jahren danach aus höchstprivaten Gründen immer wieder aufgesucht (zuletzt 2007). Mir das nach 50 Jahren, also heute, alles noch mal anzugucken hatte ich ernsthaft erwogen.

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Neu in der Weltbühne: Anne Wiazemsky über den Mai ’68 in Paris

Anne Wiazemsky: Paris, Mai ’68. Ein Erinnerungsroman. Aus dem Französischen von Jan Rhein. Verlag Klais Wagenbach 2018 (Reihe SALTO). 168 S. Fadengeheftet. Rotes Leinen. Gebunden mit Schildchen und Prägung. 18 Euro

Verlagstext:
Für die junge Schauspielerin ist alles neu: ihre plötzliche Berühmtheit und die Ehe mit Jean-Luc Godard, die Welt ihres Mannes und die Themen, die Studenten, Arbeiter und Intellektuelle auf die Barrikaden treiben.
Januar 1968. Das frisch verheiratete Paar Godard-Wiazemsky bezieht sein »Liebesnest« im Pariser Quartier Latin. Godard ist siebenunddreißig, Wiazemsky zwanzig Jahre alt. Als im Mai die Revolte losbricht, verfolgt Anne das mit Sympathie und Interesse, ohne selbst politisiert zu werden. Sie steht mit Jacques Brel vor der Kamera und nimmt gelegentlich auf Rollschuhen an den Demonstrationen teil. Anne Wiazemsky erzählt von Dreharbeiten in Italien oder von der Rückreise aus Cannes mit Gilles Deleuze, von ihrem Jugendfreund Daniel Cohn-Bendit und von der Begegnung mit den Beatles in London, wo Paul McCartney sie auffordert, mit ihm unterm Tisch Tee zu trinken. Während sie ihre Jugend und den neuen Ruhm genießt, erwachsener wird und sich befreit, radikalisiert sich Godard zusehends. Er träumt von einem revolutionären Kino und wird zugleich krankhaft eifersüchtig auf seine junge Frau.
Nach dem erfolgreichen Roman »Mein Berliner Kind« erscheint nun dieses spannende, subjektive Erinnerungsbuch voller Anekdoten – ein authentisches Zeugnis der 68er-Aufstände in Frankreich und eine berührende Liebesgeschichte.

Kaufen/bestellen Sie dieses Buch in der (Versand-)Buchhandlung Weltbühne.
Fragen Sie dort nach weiteren Büchern der Autorin.
Strukturen der Aufklärung müssen gerettet werden. Weltbühne muß bleiben.

Zu Anne Wiazemsky siehe auch DER METZGER Nr. 124

Galerie der Buhmänner

Gestern bin ich nicht dazu gekommen, aber ich will das unbedingt nachholen.
Gestern hatte Hardy Krüger Geburtstag. Er wurde 90 Jahre alt.
Jahrgang 1928. Als Hitler an die Macht kam, war er 5 Jahre alt.
Eberhard Krüger wurde als 13jähriger auf die Adolf-Hitler-Schule in Sonthofen geschickt, ein Internat, in dem das Führungspersonal der Nazi-Bewegung herangebildet wurde. Er berichtet heute, daß er als Jugendlicher ein begeisterter Anhänger des „Führers“ war.
1943 wurde er als Darsteller in dem Propagandafilm „Die jungen Adler“ ausgewählt. (In einer weiterenm Rolle: Dietmar Schönherr). In den UFA-Studios in Babelsberg lernte er den bekannten Filmschauspieler Hans Söhnker kennen. Und der klärte den Jungen auf: „Dein Halbgott ist ein Verbrecher.“ Das war mehr als riskant.
Zur „Waffen-SS-Division Nibelungen“ eingezogen, weigerte er sich, auf einen Spähtrupp der US-Streitkräfte zu schießen. Dafür wurde der 16jährige zum Tode verurteilt. Er wurde begnadigt und als Meldegänger eingesetzt, war einem Himmelfahrtskommando gleichkam. Bei seinem zweiten Meldegang desertierte er, versteckte sich in den Wäldern.
In den 50er und 60er Jahren war Hardy Krüger einer der beliebtesten Filmstars in Deutschland. Er spielte auch in Hollywood (z.B. unter der Regie von Otto Preminger, Howard Hawks und Richard Attenborough). Seine bekanntesten internationalen Filme waren „Hatari“ und „Der Flug des Phoenix“.
Während seiner Karriere und auch noch danach wurde Hardy Krüger nie müde, seine Stimme gegen Rassenhass und Rechtsextremismus zu erheben. Als ich in den 60er Jahren auf die antimilitaristische Opposition aufmerksam wurde, las ich auch den Namen Hardy Krüger unter dem Aufruf zum Ostermarsch.

Foto: Wikipedia / Die Bücher-Berg / Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0

Hardy Krüger geht auch heute noch in Schulklassen, um junge Menschen über die Gefährlichkeit des Rechtsextremismus aufzuklären. Er unterstützt die Amadeu Antonio Stiftung. 2013 gründete er zusammen mit Exit Deutschland, Klaus Bednarz, Hark Bohm und Dieter Hallervorden die Initiative Gemeinsam gegen rechte Gewalt. Ziel der Initiative ist die Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus. Außerdem ist er Unterstützer von Mut gegen rechte Gewalt.
Zu seinem 90. Geburtstag sagte er im Radio: „Es ist unsere Pflicht, zur Wahl zu gehen und die nicht zu wählen, die die Demokratie abschaffen wollen. Es ist unsere Pflicht, mitzudenken.“

Catherine Deneuve befürchtet totalitäre Gesellschaft

Paris Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve bezieht Position gegen die #MeToo-Debatte. Die meldet heute die Deutsche Presse Agentur (dpa). Hartnäckiges Flirten dürfe nicht zum Delikt werden.
Catherine Deneuve und weitere Frauen warnen in der #MeToo-Debatte vor einem „Klima einer totalitären Gesellschaft“. „Vergewaltigung ist ein Verbrechen. Aber hartnäckiges oder ungeschicktes Flirten ist kein Delikt, und eine Galanterie auch keine chauvinistische Aggression“, heißt es in einem Gastbeitrag, der von „Le Monde“ veröffentlicht wurde.
„Als Frauen erkennen wir uns nicht in diesem Feminismus, der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt.“ Laut „Le Monde“ wurde der Text unter anderem von der französischen Schriftstellerin Catherine Millet verfasst. Unterschrieben haben demnach insgesamt rund 100 Frauen – darunter etwa Künsterinnen, Wissenschaftlerinnen, Journalistinnen. Die Schauspielerin Deneuve ist die wohl bekannteste Unterzeichnerin.
Die #MeToo-Debatte um Sexismus und sexuelle Übergriffe kam ins Rollen, als im Oktober Vorwürfe gegen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein bekannt wurden. Die Diskussion habe legitimerweise Bewusstsein geschaffen für sexuelle Gewalt gegen Frauen, heißt es in dem nun veröffentlichten Gastbeitrag, dies sei notwendig gewesen.
#MeToo habe in der Presse und den sozialen Netzwerken eine „Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen“ ausgelöst – die Beschuldigten seien auf eine Stufe mit sexuellen Aggressoren gestellt worden, ohne antworten oder sich verteidigen zu können. „Dieses Fieber, die ‚Schweine‘ zur Schlachtbank zu führen (…) dient in Wahrheit den Interessen der Feinde sexueller Freiheit, der religiösen Extremisten, der schlimmsten Reaktionäre und derjenigen, die meinen, dass Frauen ‚besondere‘ Wesen sind, Kinder mit Erwachsenengesicht, die nach Schutz verlangen.“
Catherine Deneuve (74) erlangte Weltruhm durch ihre Rolle in Luis Buñuel’s „Belle de Jour“, in der sie eine Prostituierte spielt.

Strick-Graffiti

Begrifflichkeiten der Kunst(-geschichte): Strick-Graffiti.
Alle paar Jahre wird ein Strick-Graffito an der Tür befestigt, jetzt also das zweite. Das geschieht in einem Tempo, daß man nicht befürchten muß, daß einem bald die Sicht vollends versperrt sein wird. Das ist eine langsame Kunst, und die Langsamkeit – so viel ist inzwischen klar – ist in Zeiten kommerziell genutzter Idiotisierung ein Akt der Selbstverteidigung.
Hier hat eine Cineastin eine Spur gelegt. Aus winzigen aufgenähten Buchstabenklötzkes ergibt sich die Parole „Some like it hot“. Eine bestrickende Woll-Hommage bzw. gewollte Strick-Hommage an Marilyn Monroe!

Siehe auch hier!

DER METZGER Nr. 124 Grund zur Freude

DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 124.

Und das steht drin:

Renate König: Stolze Versager. Das Gesundheitssystem in den USA ist das teuerste der Welt und zudem sehr uneffektiv.

Ulrich Sander: Schlag nach bei Erich Kästner. Statt „Lügenpresse“ müßte man von einer Lückenpresse sprechen.

Helmut Loeven: Deutschland hatte keine andere Wahl. Soll heißen: Deutschland hat keine andere Wahl zustande gebracht.

Chemische Auflösung und Rollenhygiene. Wie reagiert die rechte Presse auf den Durchmarsch der AfD?

Hundert Jahre Oktoberrevolution. Darf ich Ihnen meine Briefmarkensammlung zeigen?

Patrick Schreiner: Arbeitgeber: „Sachgrundlose Befristungen sind unverzichtbar“ – wirklich? Die Arbeitgeber-Propaganda ist leicht zu widerlegen.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: Warum können die Leute mich eigentlich nicht leiden? Eine Ärztin findet das Wetter nicht schön; Viel Gerede über den „Playboy“; Matriarchatsträume; Klassenkampf nach Dienstvorschrift; Nachruf auf den „Roten Webmaster“; Komische Häuser, komische Schilder, komische Rasierapparatreklame; Die Idioten sind unter uns.

Les pères de la libelle. Nicht immer hat Frau Dr. Wagenknecht uns froh gemacht in letzter Zeit.

La Notte. Lina Ganowski über die französische Schauspielerin und Schriftstellerin Anne Wiazemsky.

Carl Korte: Zwischenruf. In seiner Reporterkolumne berichtet Motte über den Lokalpolitiker Pferdimann.

Neuer Karrieretrend: Versagen.

Das Heft kostet 3 Euro.
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Eddie Constantine

Heute vor hunderrt Jahren wurde Eddie Constantine geboren.
Er war Chorsänger in den USA, seit Ende der 40er Jahre Nachtclubsänger in London und Paris, später Nebenrollendarsteller in Filmen. Seit 1953 spielte er in einer Serie von B-Movies den „FBI-Agenten“ Lemmy Caution. Das waren komödiantische, nicht ganz ernst gemeinte Actionfilme, denen man einen gewissen selbstironischen Charme nicht absprechen konnte (mit Filmtiteln wie „Rote Lippen – blaue Bohnen“).
Später wechselte er ins Charakterfach und überzeugte in Filmen unter der Regie von Wim Wenders, Fassbinder, Geissendörfer, Godard. 1969 spielte er in der Filmbiografie des Anarchisten Malatesta von Peter Lilienthal die Titelrolle. 1975 erschien sein Roman „Der Favorit“.
In der TV-Serie „Kottan ermittelt“ parodierte er die Figur des heldenhaften Film-Detektivs Lemmy Caution, in dessen Rolle er geglänzt hatte. Das war vielleicht der Versuch, die Festlegung auf dieses Rollen-Klischee zu durchbrechen.
Sehr wirksam unterlief er das Klischee in dem Film von Jean-Luc Godard „Alphaville“ (1965 – höchste Auszeichnung auf der Berlinale). In diesem Film trat er als Lemmy Caution auf, was viele Kinogänger aufs Äußerste verblüffte, manche gar entsetzte, denn sie bekamen etwas zu sehen, was sie nicht erwartet hatten.
„Alphaville“ ist die Geschichte einer von Verwertungslogik und Entwertung des Menschen beherrschen Zukunftsstadt – einer Zukunft, die schon begonnen hat. Ein Science-Fiction-Film ohne jegliche Spazialeffekte. Die Kulisse ist die Stadt Paris, ihre Autostraßen und ihre Architektur.
„Alphaville“ ist nicht nur einer der besten Filme der Geschichte, sondern auch einer der schönsten. Der Haudrauf Lemmy Caution und der sachliche Analytiker Godard überraschten mit einer warmherzigen Botschaft, mit einem eindringlichen Plädoyer für Menschlichkeit und Poesie.

Anna Karina und Eddie Constantine in Alphaville.

Auch an Pfingsten: Für Sie unterwegs…

Ich weiß ja, daß Sie voller Neugier auf meinen obligaten Bildbericht von meiner traditionellen Pfingstmontags-Erkundungswanderung warten.

Kein Mensch bis zum Horizont.
Man erkennt den ehemals größten Rangierbahnhof der Welt ja gar nicht mehr wieder. Dafür aber die Kulisse eines sechsstündigen Western ohne Darsteller (mit wenigen, dafür jeweils sehr langen Einstellungen).

Die Industrie und ihre Gesellschaft (und ihre Gehäuse) zerfallen. Und was dann? Alle Signale stehen auf Halt.
Und als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, soll dieses riesige Areal natürlich bebaut werden. Und zwar mit Luxus-Behausungen – für die Leute, die es gar nicht mehr erwarten können, ausgerechnet nach Duisburg zu ziehen, der Stadt mit dem Zukunfts-Image!

Anscheinend wurde mit dem Bau schon begonnen.

Bilder für größer und für schöner anklicken.
Weitergehende Betrachtungen dieses Rangierbahnhofs-Phänomens demnächst in diesem Weblog.

Wußtest Du schon, daß …

… Mike Nichols der Enkel von Gustav Landauer war?

Gustav Landauer, geboren am 7. April 1870 in Karlsruhe, ermordet von Freikorpsmännern am 2. Mai 1919 in München.
Der Todesprediger (1893)
Macht und Mächte (1903)
Die Revolution (1907)
Aufruf zum Sozialismus (1911)
Der werdende Mensch (posthum)

Mike Nichols, geboren am 6. November 1931 in Berlin als Michail Igor Peschkowsky, gestorben am 19. November 2014 in New York.
Wer hat Angst vor Virginia Woolf? (1966)
Die Reifeprüfung (1967)
Catch 22 (1970)
Silkwood (1983)


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Ja, Sie brauchen einen Bundespräsidenten.

Brauchen wir noch einen Bundespräsidenten? So wird gleich die ganze Institution in Frage gestellt (wobei der in der Verfassung festgeschriebene Aufgabenbereich dieses Verfassungsorgans ausgeblendet wird). Aber solche Fragen werden gern gestellt. Denn man möchte ja wenigstens das abschaffen, was eigentlich gar nicht weiter schadet.
Ich meine: Ja, Sie brauchen einen Bundespräsidenten. Es ist wichtig, daß alle fünf Jahre einer gewählt wird. Das „Kandidatenkarussell“ ist schon recht unterhaltsam, vor allem, wenn, wie seinerzeit Heidmann (oder Heitmann?), einer durchfällt. Die Wahl selbst ist eine gute Show, vor allem, wenn es mehrere Durchgänge gibt. Sollte ich mal – gottbehüte! – in der Bundesversammlung sitzen, dann würde ich auch nicht gern schon nach dem ersten Wahlgang nach Hause geschickt. Wenn schon denn schon!
Die Präsidentenwahlen boten guten Anschauungsunterricht: Etwa, als vorgeführt wurde, daß Rotgrün versuchte, die CDU rechts zu überholen (Gauck contra Wulff). Oder, als die SPD-Kandidatin (Gesine Schwan) nicht von allen SPD-Deputierten gewählt wurde. Daran sollte man sich erinnern, wenn die SPD mal wieder eine knappe Koalition zusammenzubringen versucht, was schon in Hessen schiefging.
Die Wahl des Bundespräsidenten hat was von den Abiturentlassungsfeiern, wie sie zu meiner Zeit noch waren. Samstags nach der zweiten Stunde versammelte sich die „Schulgemeinde“ ab Mittelstufe inclusive stolzen Eltern, Ehemaligen, Löbenichtern, Jubilaren in der Aula zu einem würdevollen Spektakel mit Schulorchester. Alle in dunklem Anzug mit Krawatte. Die ersten beiden Stunden aber war noch normaler Unterricht. Und stellen Sie sich das bitte vor: Mathematik und Erdkunde im dunklen Anzug mit Krawatte. Das ist Surrealismus! Das ist Bunuel!