Frank Baier

In der Volkshochschule fand eine Ausstellung statt: über „alternative Medien“. Gestaltet war die Ausstellung vom Afas. An einem Abend war auch eine Vortragsveranstaltung. Ich saß neben Kurt Walter. Dem fiel einer auf, der ab und zu was gesagt hatte, und er fragte mich:
„Wer ist das? Den kenne ich doch irgendwo her.“
Ich sagte:; „Das ist Frank Baier.“
„Ach jaaa!“ Dann laut durch den Saal: „Bist du der Frank Baier?“
Antwort: „Ja.“
Nun wußten es also alle.

Die erste Begegnung (war es die erste? Man verwechselt nach vielen Jahren die Reihenfolge) war im Eschhaus-Buchladen. Dorthin führte er die madegassische Band Rossy – als einen Ort, den man kennen muß, wenn man Duisburg kennenlernen will. Wir müssen uns vorher schon getroffen haben, er ist ja zum Beispiel im Eschhaus mit Walter Westrupp und HC Meier Pumpe aufgetreten. Die Hungerstreik-Aktion für den Erhalt der Rheinpreußen-Zechensiedlung war doch auch – glaube ich – vorher gewesen.
Zuvor kannte ich Frank Baier durch Schallplattenmusik: Die Band Kattong („Stiehl dem Volk die Geduld“, „Schenk mir deine Wut, ich kann sie gebrauchen“).

Zum letzten Mal als Live-Musiker erlebte ich ihn bei der Eröffnung der neuen Afas-Archivräume auf der Münzstraße. Man konnte erleben, wie viel Energie aus einer kleinen Ukulele zu holen ist. „Protestsänger mit ‚Spässken‘“, (wie die WAZ heute überschrieb) war da zu erleben. Das war überhaupt ein sehr schöner Tag.
Zum letzten Mal trafen wir uns bei einer Afas-Veranstaltung im Projekt 47-Laden, 2019 war das – so lang ist das schon her! Klaus der Geiger spielte. Die „schwere Operation“, von der Frank Baier vorher gesprochen hatte, hatte er da gerade hinter sich. „Gesundheitliche Probleme“ ließen sich nicht übersehen.
An dem Buch im Trikont-Verlag „Leben – Kämpfen – Solidarisieren“ wurde lange gearbeitet, und es ist erschienen – als Vermächtnis einer Künstler-Existenz an der Frontlinie.

Charakteristisch war sein Zusammenwirken mit zahlreichen, auch verschiedenen Künstlern: Bernd Witthüser, Fasia Jansen, Walter Westrupp, Stefan Stoppok, Tom Kannmacher, Walter Mossmann, das Duisburger Bandoneon-Orchester: Lang ist die Liste der Künstler, mit denen er sich austauschte.
Die Palette seiner Themen: Bergarbeiter auf der Schwarzen Liste, deklassierte Jugendliche, Atomkraftgegner, Hausbesetzer, Opfer des Radikalenerlasses, diskriminierte Ausländer, Flüchtlinge.

„Where Working men defend their Rights …“ ist eine Zeile aus einem Lied, das durch Joan Baez bekannt wurde. „It’s there you find …“ Man kann den Namen Frank Baier einsetzen.
Es hat gut getan, ihn zu kennen.

Frank Baier wurde 79 Jahre alt.
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Ostermarsch 2022 ?

Wird es auch im Jahre 2022 einen Ostermarsch geben? Wenn ja, werden viele daran teilnehmen? Noch eine Frage. Warum fragt man sich das heutzutage?
Darüber wäre noch zu reden.
So viel ist klar: Den Ostermarsch Ruhr 2022 soll es geben, und er wird vorbereitet. In zwei Wochen soll er in Duisburg beginnen. Ich werde hingehen, zumindest als Beobachter und Berichterstatter. (Grund mich rauszureden hätte ich ja: Ich betreibe ein Einzelhandelsgeschäft, das am Ostersamstag eigentlich geöffnet sein müßte). Bis heute sind noch eine Plakate und Materialien für den Ostermarsch in der Buchhandlung Weltbühne überbracht worden. Geheimgehalten würden sie hier nicht.
Die Informations-Stände der DFG-VK Duisburg nebst Buch-Basar und Kaffee-Ausschank sind eine schöne Erinnerung an schöne Epochen.
Hier ein Dokument:

https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2022/aufrufe/rhein-ruhr
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Ein ganzes Wochenende fast ganz ohne Schreibtisch

Letzten Donnerstag hielt ich einen Vortrag. Die Vorbereitungen nahmen das ganze Wochenende davor in Anspruch, die Vorbereitungen dauerten sogar noch bis zum Donnerstag Nachmittag. Am Freitag beließ ich es mit ein paar Routine-Kleinigkeiten. Am Wochenende wollte ich endlich wieder in Klausur. Aber es war ein besonders schöner Frühlings-Samstag. Also mußte ich flanieren. Denn was ist die Arbeit dann noch wert, wenn man darüber den Frühling gar nicht bemerkt hat?
Die grünen Blätter (man sieht sie kommen) werden die gelben Blüten ersetzen.
Blauer Himmel, noch kein Laub.
Zum Botanischen Garten zu gehen war es mir dann doch zu weit. Ich ging die Vorgärten entlang zu den „Grünanlagen“ an der Lotharstraße. Lektüre auf einer Bank.
Das ist mir auch noch nie passiert, daß ich am Samstag-Abend noch im Hellen schlafen gegangen bin. Den ganzen langen Sonntag wollte ich dann am Schreibtisch verbringen, habe dann aber das Frühstück (mit viel Kaffee, Zeitungen, Radio) fast auf den ganzen Tag ausgedehnt und mußte dann auch noch an die frische Luft.
Da können Sie mal sehen.

Neu in der Weltbühne: Das Buch von Frank Baier ist endlich erschienen !

Frank Baier – Leben–Kämpfen–Solidarisieren Ruhrgebiet. Trikont-Verlag 2022. 192 S. Mit zahlreichen Abbildungen und einem Vorwort von Eckart Pressler. 15 €
Leben–Kämpfen–Solidarisieren; Kohlengräberland Zeitmaschine; Lieder aus dem Ruhrgebiet 1889–1920–1967–2003; Lieder und Leute vor Ort; Arbeitsweisen mit alten und neuen Liedern im Ruhrgebiet; Konzert in der DDR – Akademie der Künste; Die Faust „NDAO“

Aus dem Vorwort von Eckart Pressler:
Schnell drehen sich die Räder dieser Tage. Eh man sich’s versieht ist Bewahrenswertes zu Geschichte geworden und in Vergessenheit geraten. Es sind kaum fünfzig Jahre her, dass die großen sozialen Themen der Gefährdung des Friedens, der Umwelt und der Arbeitsplätze unser Land und Leben an der Ruhr in vorher nicht gekannter Weise in Bewegung brachten. Mitten drin blühte eine neue Kultur auf: Musiker, Autoren, Singer-Songwriter spürten früh und besonders empfindsam die Erosion der ökonomischen Strukturen und der politischen und sozialen Verhältnisse. Sie machten die Sorgen, Nöte und Hoffnungen der Menschen zu ihrem eigenen, künstlerischen Anliegen. Einer von ihnen war der „Songpoet an der Ruhr“ Frank Baier, Duisburger mit Essener Wurzeln, streitbar, liebevoll und mit seinen Liedern im- mer am aktuellen Puls dieser kämpferischen Zeit. Mit den hier vorliegenden drei Essays erfasste er mit genauem Verständnis und viel Herz diese Hinwendung der Literaten und Musiker zu den Menschen an der Ruhr und ihrem Leben in den Betrieben, ihren Nachbarschaften und in ihrer Freizeit- kultur. Seine ganz persönliche, oft humorvolle Kreativität und seine entschiedene Parteilichkeit für ‚uns da unten’ machen ihn zu einem wertvollen Chronisten und beispielhaft engagierten Künstler. Seine vor 30, 40 Jahren bereits veröffentlichten Beobachtungen verdienen es neu vorgelegt zu werden, um sie vor dem drohenden Vergessen zu bewahren. Es ist anzunehmen, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft noch mal gebraucht werden könnten.

Frank Baier (r.) und Klaus der Geiger.
DIESES BUCH ist NOCH NICHT, sondern erst in ein paar Tagen im Buchhandel erhältlich, aber wir haben schon einen kleinen Stapel ergattert. Also: in der BUCHHANDLUNG WELTBÜHNE gibt es das Buch schon.
Darum:
Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne
Tel. 0203-375121
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

Bestellt Bücher in der Buchhandlung Weltbühne und sonst nirgends.
Vor allem das VERSANDGESCHÄFT müßte dringend erweitert werden.

Zögern Sie nicht.
Helfen Sie uns mit Aufträgen.
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !

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Das Foto zum Zwanzigsten

Ein Studie in Schwarzweiß

Manchmal wird gesagt: Die eigentliche Foto-Kunst ist die Schwarzweiß-Fotografie.
Ich kann dazu sagen: Schwarzweiß-Fotografie ist besonders schwierig.
In meiner Zeitung kann ich (bis heute) nur s/w-Bilder drucken. Dabei handelt es sich in der Regel um Farbbilder, die „in Graustufen umgewandelt“ sind.
Farb-Bilder (stehende und bewegte) habe ich früher nur bei Hut-Film und in der Hut-Film-Lightshow gezeigt.
Durch Digitalfotografie, digitale Bildträger, Digitaldruck etc. sind Farb-Darstellungen (fotografiert, gezeichnet, gemalt) vielfältiger mitzuteilen. Die Grenzen des technisch möglichen sind die einzigen Grenzen, die ich in der künstlerischen Arbeit gelten lasse.
Bild anklicken zum Vergrößern.

Willi Hoffmeister

Die VVN teilte uns mit:
Unser Kamerad Willi Hoffmeister ist am 3.8.2021 im Alter von 88 Jahren gestorben.
Willi Hoffmeister wurde 1933 im Landkreis Lübbecke geboren. Willi hatte als Kind die Schrecken des Krieges und des Faschismus erlebt. Seine Eltern waren Antifaschisten und sein Onkel Franz wurde schon 1934 als Kommunist im KZ eingekerkert. Onkel Franz kam krank nach elfjähriger Haft aus dem KZ zurück und gab ihm mit auf dem Weg: „Junge, tu alles, damit es nie wieder zu Faschismus und Krieg kommt.“ Diese Aufforderung wurde zu seinem Leitspruch:
1948 war er Mitbegründer einer FDJ-Gruppe im Landkreis Lübbecke.
Nach dem Verbot der FDJ blieb Willi seiner Überzeugung treu und wurde Mitglied der KPD. Er ließ sich von den starken staatlichen Repressionen gegen Kommunisten und Antifaschisten nicht einschüchtern und wurde Mitglied der Vereinigten Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und der DKP. Willi organisierte sich in der Gewerkschaft. Zuerst bei der ÖTV und später bei der IG Metall. Er wurde Vertrauensmann und später freigestelltes Betriebsratsmitglied.
Aus Protest gegen die Remilitarisierung unter Adenauer mit dem Ziel Atomwaffen zu besitzen entstand die Ostermarschbewegung. 1961 führte der erste Ostermarsch Ruhr von Duisburg nach Dortmund, quer durch das Ruhrgebiet. Willi war von Anfang an dabei. Die ersten zehn Jahre als Mitdemonstrant. Ab 1971 als Mitorganisator und in den letzten Jahrzehnten war er einer der Organisatoren des heutigen Ostermarsch Rhein-Ruhr. Es nicht vermessen zu behaupten, dass ohne Willi der Ostermarsch Rhein-Ruhr in der heutigen Form wohl nicht mehr bestehen würde.
Er engagierte sich seit Jahrzehnten in der Friedens- und Ostermarschbewegung, dem Dortmunder Friedensforum, der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), dem Kasseler Friedensratschlag, der Friedensversammlung Rhein-Ruhr ( früher Ostermarsch Rhein-Ruhr-Komitee), dem Bündnis »Dortmund gegen rechts«, dem Runden Tisch „Nordstadt gegen rechts“.
Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit kämpfte er für Frieden, eine bessere, gerechtere Welt und gegen Faschismus. Zuhören können und bei Problemen nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, das war ihm immer wichtig und zeichnete ihn aus.
Am 30.07.2021 bekam Willi das Bundesverdienstkreuz am Krankenbett verliehen. Willi sah diese Auszeichnung sehr kritisch. Er nahm sie nur an, da er damit seine und die Arbeit seiner Mitstreiter*innen in der Friedensbewegung und in der antifaschistischen Arbeit gewürdigt sah.
Willis Tod reißt eine große Lücke in der Friedensbewegung und im antifaschistischen Kampf. Wir werden versuchen seine Arbeit fortzusetzen.
Was weiß dieses Land von seinen Besten?

Das Buch als Wahnsinns-Tat

Oder: eine gewagte Tat – könnte man sagen.
In Zeiten kronabedingten Ausfallens von Lesungen – wo doch erfahrungsgemäß Gedichtbände am ehesten bei Lesungen an die Leserin und den Leser zu bringen sind.
Titel und Untertitel, die für eine lokal begrenzte Thematik gehalten werden können.
Und dann auch noch: lauter FARBFOTOS, wodurch die Herstellungskosten anstrengende Höhen erreichten.

DANN ABER: Die Hoffnung, daß der HELLSTE TEIL des Publikums die Schrägheiten zu schätzen weiß, die UNDERGROUND genannt werden.

Werner Muth: Alsumer Berg. Gedichte aus dem Duisburger Norden und Bilder von Jean Paul Gatz. Situationspresse 2020, 66 Seiten Pb. mit zahlreichen farbigen Abbildungen. 14 €, gedruckt von Maro.
ISBN 978-3-935673-48-8
Zu besorgen in allen Buchhandlungen.
Oder gleich in der Buchhandlung Weltbühne (auch im Versand).

BEAT-POETRY. Und mit der Entdeckung des Ruhegebiets soll man nie aufhören.

Ein Bild aus der Serie Männer mit Bärte: Der Verleger (links) und der Autor (auch links).

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Barbara-Tag

„Ja, haben Sie denn in diesem Jahr nicht Ihren Barbara-Tag zelebriert?“
Dochdoch.
Neben den öffentlichen Feiertage habe ich meine ganz persönlichen Feiertage. Einer davon ist der 1. Juni. Und dann ist da noch der Barbara-Tag. Das ist der 21. Juni, der „längste Tag“, das heißt der Tag mit der am längsten anhaltenden Tageshelligkeit. Da brauche ich mich nicht zu beeilen, um noch m Hellen nach Hause zu kommen; es ist also auch der Tag mit der meisten Zeit.
Fällt der 21. Juni auf einen Sonntag, wie in diesem Jahr, verschiebt sich der Barbara-Tag auf den 22. Dann ist es immer noch hell genug.
Der Tag heißt nach einem See und nach einer Frau. Barbara-See und Barbara W. Ich berichtete bereits darüber. Das können Sie sich ruhig nochmal durchlesen. Da ging es ja auch um die sichtbaren Denkmäler der Industrialisierung und des damit zusammenhängenden Zweiten Weltkriegs (Flak-Anlage).

Der Barbara-See in einer menschenleeren Landschaft des Ruhrgebiets. An dieser Stelle trifft man kaum mal einen Menschen, nur ab und zu mal einen Jocker (Schogger?). Aber die sind ja auch schnell wieder weg.

Ein Stück Mauer an einem in der Tat gefährlichen steilen Abhang. Der ganze Weg liegt an diesem Abhang. Warum die Mauer nur an diesem Stück.
Das kann nur ein Denkmal des Antifaschistischen Schutzwalls durch Berlin sein. Ist doch klar, oder?

Kann mir jemand sagen, was das für eine Pflanze ist, krautig mit stabilem harten Stengel, wächst zusammen mit wildem Gras. Wirksam. Wie heißen die?

Künstlicher Fels auf dem künstlichen Berg: Hochofenschlacke von Krupp Rheinhausen aus der Kaiserzeit. Daher der Name Schlackeberg.

Noch mehr Mauer! Noch antifaschistischer.

Dahinrostend wird das Geländer zum Gelände.

Landschaft, wie sie mir gefällt.

Nicht weit weg: Der Regatta-See. Lauter rote Punkte über und gelbe Punkte auf dem Wasser. Da steht wohl ein Wettbewerb bevor.

Well if you want it, you can lean on me …

Wenn schon denn schon! Kaufen Sie, lesen Sie dieses Buch!
Wenn Sie noch nicht wissen, was Sie Ihrer Freundin zum Barbara-Tag schenken sollen: Hier: ISBN 978-3-945634-17-2. Dann freut sich der Kalus.

War denn nichts los?

Wieso war denn hier nichts los? Wieso war der Buchladen am Samstag zu?
Am Samstag war in Oberhausen (Zentrum Altenberg) die Landeskonferenz der VVN (Sie wissen: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten).
Seit Jahrzehnten ist der Büchertisch der Buchhandlung Weltbühne auf der Landeskonferenz dabei. Ehrensache.

Noch keiner da. Zeit genug zum Aufbauen (mit Sorgfalt).

Kann losgehen.


„Eisenlager“ heißt der Konferenrzraum. Die schwindende Industrie hinterläßt wenigstens ihre (unbeabsichtigte, gleichwohl wirkende) Ästhetik: rohrreich!

Kraft und Heiterkeit! Felix Oekentorp spricht das Grußwort der DFG-VK. (Ich wollte, wir hätten zehn von der Sorte).

So zwischendurch mal kurz vor die Tür … konnte man diesen industriegeschichtlichen Turm betrachten.

Rainy day!

Silvia 20 bis 27

Wenn von der Hitzestraße in Duisburg-Wanheimerort (von der Rheintörchenstraße – im Bild-Hintergrund – bis zur Fortstraße – im Rücken des Betrachters –) die Rede ist, hat das nichts mit hohen Temperaturen zu tun (was in der Hauptstadt der Metall-Verhüttung ja durchaus für möglich gehalten werden kann). Die Straße ist benannt nach Franz Hitze (1851-1921), Geistlicher und Politiker (Zentrumspartei). Überhaupt ist die ganze Gegend hier erzkatholisch („Bernhardsheim“, benannt nach Kaplan Bernhard Sievert). Die Häuser wurden 1920 bis 1922 von einer katholischen Siedlergenossenschaft errichtet. Andere Straßennamen hier: Windhorststraße, Pollmannstraße, von-Spee-Straße, Mallinchrodtstraße.
Die Hitzestraße ist auf einem Abschnitt von ca. 150 Meter rätselhafterweise eingezäunt uns stillgelegt worden (und ist seither mehr und mehr mit Moos bedeckt). Als Verkehrsfläche existiert auf diesem Abschnitt nur noch der Bürgersteig (links hinter der Hecke).
Links im Bild: Die Schule Hitzestraße, steht seit vielen Jahren leer und hat sich ihrem Verfall hingegeben. Die Stadt muß sparen, darum wird mit der Sanierung des Gebäuses erst begonnen, wenn kaum noch was zu retten ist.
Rechts im Bild der Sportplatz vom Duisburger Spielverein.

Ein Sportplatz in Zeiten seiner Verlassenheit (Silvesternachmittag 2018).

Oder bringt dieses Bild es besser zum Ausdruck?

Das macht sich auch nicht schlecht als „Zeichen der Zeit“.

Früher war der Platz vom Duisburger Spielverein („Spielvereinsplatz“) von der Straße durch eine mannshohe Mauer getrennt.
Ich hab mal gesehen (als Kind), wie viele Männer, die auf dem Fahrrad von der Arbeit nach Hause fuhren („Schichtwechsel“), hier angehalten hatten und auf den Stangen ihrer Fahrräder stehend über die Mauer guckten. Denn auf dem Platz wurde Fußball gespielt. Das war nur Training. Der DSV spielte in der Oberliga West (vor Einführung der Bundesliga höchste Spielplasse), und zwar im Wedaustadion. Das Vereinsgelände war Trainingsanlage. Aber egal: Der Klang eines getretenen Lederballs hatte auf die Schichtarbeiter eine geradezu hypnotische Wirkung. Da mußten die einfach gucken!

Es wird immer behauptet, die Modell-Häuskes auf der elektrischen Eisenbahn seien realen Gebäuden maßstabsgerecht nachgebaut. In Wirklichkeit ist es umgekehrt: Diese Häuser wurden den Häuskes einer elektrischen Eisenbahn nachgebildet.
Gibt es überhaupt noch Modelleisenbahnen?

Windhorststraße Ecke Pollmannstraße. Ich erinnere mich. Ich war vielleicht 5 Jahre alt. Ein Junge, etwa 10 Jahre alt, einen Stapel leerer Pappkartons vor sich her tragend, stürmte aus der Tür. Er hatte es beim Hinabsteigen des Treppchens etwas zu eilig und flog auf die Fresse.

Die bizarren Winterzeichnungen der Vegetation überragen die Häuser auf der Forststraße. Den Neubau rechts im Bild im Hintergrund kann man sich ruhig wegdenken. Da war früher ein Sportplatz (DJK – natürlich – kathol‘sch).
An Garagen hatte man im Jahr der Erbauung (1921) noch nicht gedacht. An Gartenflächen für Gemüse für den Eigenbedarf denkt man heute nicht mehr. Aus den Fenstern in dem grauen Giebel habe ich als Kind oft rausgeschaut. Das Haus ist immer noch in verwandtschaftlichem Besitz. Es steckt auch voller Anekdoten (z.B. Gartenoffizier, S. 10).
Jetzt habe ich Ihnen eine sehr interessante Geschichte erzählt. Wenn Sie die nicht sehr interessant finden, dann stimmt was nicht mit Ihnen.

Silvia 13 bis 19

Den Silvester-Nachmittag 2018, also heute vor einem Jahr, verbrachte ich, wie Sie seit gestern wissen, spazierengehend und fotografierend in Wanheimerort.

Von der (eigentlichen) Wanheimer Straße knickt die „alte Wanheimer Straße“ ab.
In diesem Eckhaus war früher eine Kneipe, in deren Gesellschaftsraum wir uns manchmal trafen, um den Ostermarsch 1969 zu organisieren. Ich war damals nämlich im Ostermarsch-Ausschuß.

Da ist bestimmt schon lange keiner mehr rauf- beziehungsweise runtergeklettert.

Das Bild kennen Sie ja schon. Diese Straße gab es schon vor Jahrhunderten – natürlich nicht schon immer in der heutigen asphaltierten Gestalt. Das war schon immer eine Handelsstraße als Nord-Süd-Verbindung, parallel zur östlich verlaufenden Düsseldorfer Straße, die auch schon im Mittelalter Handelsweg war. Wußten Sie das?
Wer das weiß ist glücklicher als jemand der das nicht weiß.
In Duisburg haben einige Straßen abschnittsweise wechselnde Namen (finde ich Quatsch, da verwirrend). Von Norden kommend hätten Sie (ohne abzubiegen) die Heerstraße und die Wanheimer Straße hinter sich gebracht. Das auf diesem Bild sichtbare Stück heißt Kaiserswerther Straße, dann kommt noch Ehinger Straße.
Weitergehend, mich entfernend hörte ich, vom Rhein her, die Rufe einer Schar in den Süden ziehender Wildgänse. Zugvögel orientieren sich oft an den Flußläufen.
Öffnet die Augen und die Ohren! Beachtet die wilde Kreatur“

Ein Bild, geeignet für die Serie „Die schönsten europäischen Einfahrten“. Diese ist gleich in beide Richtungen als schöne Einfahrt nutzbar. Im Hintergrund sieht man die Straßenbahn vorbeirauschen.

Hier entlanggehend hatte ich die Idee zu einer Kurzgeschichte, die ich aber in dem Jahr seither noch nicht geschrieben habe. Mit dieser Geschichte (ob geschrieben oder ungeschrieben) paßt dieses Bild gar nicht zusammen. Sollte sie mal gedruckt werden, dann wird sie mit diesem Bild illustriert!

Eine Fassade, die von vergangenem Aufbruch kündet (ins Motoröl-Paradies).
Das Foto entstand an der Ecke Rheintörchenstraße / Hitzestraße.

Über die Hitzestraße erfahren Sie von mir am Neujahrstag mehr.

Silvia 1 bis 12

Als Orientierungshilfe galt immer: Die Rheintörchenstraße (in Duisburg-Wanheimerort von der Düsseldorfer Straße bis zur Wanheimer Straße) ist genau einen Kilometer lang.
Doch nein!
Um den Kilometer zu komplettieren, muß man auch noch das Stück („dat Stücksken“) bis zum Rhein gehen.
Das tat ich, und zwar am Silvester-Nachmittag 2018, also vor ziemlich genau einem Jahr.

Dieses Stück Straße in schöner Landschaft ist für keinen. Hier wohnt keiner, hier fährt keiner, hier geht keiner, hier arbeitet keiner.


Diesen Kessel (Rüttgers Chemie) kennen Sie ja schon, wenn sie aufmerksamer Dauerbenutzer sind.



Dort im Hintergrund fließet der Rhein. Der Betrachter ist vom Flusse abgehalten durch Mauer und Stacheldraht.
Ein Bild voller SIMM-bollick.
Die einst von Hermann L. Gremliza geäußerte These, daß große Zeiten für Deutschland stets schlechte Zeiten für die Welt waren und umgekehrt, wurde in Berlin veranschaulicht. Als Berlin geteilt war (durch Mauer & Stacheldraht), da war die Welt noch halbwegs in Ordnung.



Dies ist ein Ort, an dem der Kapitalismus nur noch Feierabend produziert.
Zum Wesen den Kapitalismus gehört aber auch, daß die frohe Botschaft (ewiger Feierabend) mit einem Schrecken verbunden ist.
Aber da könnte man doch was dran machen.
Mein Vorschlag: Amazon bezahlt jedem, der seinen Arbeitsplatz verliert, das Gehalt weiter, finanziert jedem Arbeitslosen seinen ewigen Urlaub.
Diese Sozialleistung wird allerdings für die gestrichen, die Bücher bei Amazon bestellen.

Pille! (zweifarbig).

Fortsetzung folgt