Alles war, nix is mehr (1)

Ach! Sieh an!

nixis01Ein Zeichen der Zeit! Muß nicht heißen: Zeichen der Gegenwart. Die Gegenwart ist nicht die einzige Zeit. Auch die Vergangenheit sendet Zeichen, die vergleichbar sind mit dem sprichwörtlichen Stein im Schuh.
„Oma Kohl“ war mal der INOFFIZIELLE Name dieser Kneipe auf der Börsenstraße. Offiziell hieß diese Kneipe anders, hatte irgendeinen nichtssagenden Kneipen-Namen wie Soundso-Stube oder Zum-Soundso. Die winzige Kneipe wurde von einem älteren Ehepaar betrieben. Die hießen Kohl. Darum ging man zu „Oma Kohl“.
Um die Mittagszeit, manchmal nachmittags, ging man da hin. Die antiautoritären, die radikalisierten und radikalisierenden APO-Schüler. Warum gerade da hin? Weiß ich nicht. Weiß wahrscheinlich kein Mensch. Die Kneipe hatte nicht besonderes. Sie war nicht schön, die war nicht originell, sie war nicht besonders gemütlich. Sie war einfach nur übriggeblieben. Das Wirts-Ehepaar Kohl (beide mindestens 70) müssen gedacht haben: „Wo kommen bloß die ganzen jungen Gäste her?“ Na, ihnen konnte es recht sein.
Vorne war die Theke, hinten paßten gerade mal zwei große Tische rein.
Ich ging da mal an einem Nachmittag hin, um den Dichter Willy Blassen zu treffen. Der schrieb existentialistische Gedichte, die nicht zum Lachen waren, richtig mit Reimen und Strophen. Und ich hatte mich entschlossen, eine Zeitschrift herauszugeben, und wollte Beiträge von dem kriegen. Meine Freundin Barbara begleitete mich. Die fand den Willy Blassen gar nicht gut, weil der so auf ernst und existentialistisch macht, so auf superlässig (heute würde man sagen, der „macht auf cool“). Die Barbara war eine ganz kühle, die bei jedem auf Anhieb die unangenehmen Seiten entdeckte. Aber mich liebte sie erstaunlicherweise.
Daß die Wirtsleute, die vielleicht gar nicht wußten, wie ihre Kneipe wirklich hieß, diese Nachfolgern überließen, habe ich nicht mehr mitgekriegt. Aber der Name hat sich anscheinend erhalten. Irgendwann haben sie da das Schild drüber gehängt und fanden das lustig, und wissen nicht was ich weiß.
Wenn man genau hinguckt, sieht man: Steht leer. Nachmieter gesucht.

nixis02Das Kellerlokal, das heute Djäzz heißt, gab es auch damals schon, hieß aber anders. Ich war da nie drin. In ein Etablissement, das sich „Börsenstreet“ nennt, gehe ich nicht.

nixis03Das war in der Zeit, von der hier die Rede ist, gewissermaßen das Gegenteil von Oma Kohl. In der Gaststätte mit dem bezeichnenden Namen „Fürstenkrone“ auf der Claubergstraße trafen sich die elitären Schnösel, deren Lebensleistung darin bestand, aus besseren Kreisen zu stammen.
Ich war da auch mal drin. Wenn man da mal drin ist, ist das wichtigste, zu wissen, wo der Ausgang ist.
Das Gebäude war dem Forum-Bombastikum im Weg. Die Fassade stand unter Denkmalschutz. Also hat man das Gebäude zwar abgerissen, die Fassade aber stehenlassen. Wo einst Fürstenkrone war, ist nur noch Fassade, dahinter Karstadt, C&A und das alles. Die Eliten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn ich die heutigen Zustände sehe, tröste ich mich mit dem, was es nicht mehr gibt.

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Ein paar Häuser weiter. Da war ich nie drin. Das war mal so eine richtige Nepp-Bar, mit Bardamen/Animierdamen. Muß auch sein. Piccolöchen für 85 Mark.
Und jetzt? „Bistro Café“ Noch nicht mal zu einen accent aigu reicht’s bei denen.
Gucken Sie mal diese Schlucht zwischen den Häusern!
Nächste Tage erzähle ich Ihnen mehr über meinen Samstags-Nachmittags-Straßen-Spaziergang von voriger Woche.
Früher war ich ja einer von denen, die von der Zukunft künden. Jetzt krame ich vor Ihnen im Vergangenheit herum. Ich nehme also inzwischen eine radikalere Haltung ein.

Sosoo! Jajaa! 37 Jahre Esoterik für die Allerdööfsten

Ein Buchverlag (spezialisiert auf Pop-Musik-Themen) hat mir eine dieser E-mails geschickt. Mir wird mitgeteilt, daß Nina Hagen 60 Jahre alt geworden ist.
Aha.
Und?
Ja, in dem Verlag ist ein Buch erschienen, von oder über Udo Lindenberg. Irgenzone Sammlung von Udo-Lindenberg-Aussprüchen oder sowas. Und Nina Hagen hat dazu ein Vorwort geschrieben.
Soso.
Ich schau im VLB nach. Das Buch ist 1998 erschienen. Der 60. Geburtstag von Nina Hagen ist also der herausragende Anlaß, an den 17. Jahrestag des Erscheinens eines Buches zu erinnern, zu dem Nina Hagen so eine Art Vorwort geschrieben haben soll. (Das erinnert mich an Nordkorea. Dort gibt es einen Staatsakt anläßlich des 23. Jahrestages einer Rede von Kim Il Sung bei einem Bankett in der Rumänischen Botschaft).
Und was hat sie geschrieben? Einen zusammenhängenden Text? Das nun gerade nicht, sondern allerhand über „göttliche Abstammung – Hohepriester – prophetische Antennen“, das übliche Gequassel.

Irgendwann, von einem Tag auf den anderen, wurde im Eschhaus fast nur noch Nina Hagen gespielt. Man konnte an einem beliebigen Tag sich eine halbe Stunde lang im Eschhaus aufhalten und hatte mindestens drei mal „Unbeschreiplisch!! Weiplisch!!“ gehört bzw. „Ich glotz TV“.
Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich habe kein Wort davon geglaubt. Das war doch nicht echt! Das war doch vor dem Spiegel eingeübte Pose. Das war doch was für Doowe. Das war doch was für Leute, denen man alles andrehen kann. Das war: Schlagerindustrie entdeckt Punk. Als (einer der) Erschaffer des Eschhauses schämte ich mich wegen der Anspruchslosigkeit, die hier manifest wurde. Das war Punk für Spießer (damit die Spießer, wenn man „Punk“ sagte, „aha!“ sagen konnten). Merkt denn keiner, daß das Tinnef ist?
Da stimmte doch gar nichts. Oder doch?
Was Kleinfritzchen sich unter „Punk“ vorstellt: Genau das ist es auch.

Irgendwann, an einem Samstag Nachmittag, erreichte mich ein Anruf von Ernst Meibeck. Ernst Meibeck war der langjährige Geschäftsführer des Eschhauses. Der hat, aus Gründen, die ich nie erfahren werde, mir dauernd Schwierigkeiten gemacht. Und nun war er auch wieder im Begriff, mir Ärger zu bereiten.
Er wußte leider, daß ich ca. 50 Meter entfernt vom Universitätsgelände wohne. Und an diesem Samstag sollte im Audimax Nina Hagen auftreten. Er bat mich, ich solle doch mal rübergehen und der Nina Hagen ausrichten, daß sie den Meibeck im Eschhaus anrufen soll.
Und was tat ich? Ich ging tatsächlich rüber, sah vor dem Gebäude LA einen Möbelwagen rumstehen, und sonst rührte sich nichts.
Ich ging wieder nach Hause, rief den Meibeck an und sagte, die Türen zum Gebäude LA wären geschlossen gewesen, kein Reinkommen, nichts. Den Möbelwagen verschwieg ich. Ich hatte nicht ausprobiert, ob die Eingänge offen oder abgeschlossen waren. Ich bin nur hin und zurück gegangen, um im richtigen Zeitabstand den Meibeck anzurufen. Ich wäre doch nie da reingegangen, um irgendeinen Rodi auch mal Chef sein zu lassen!
Warum ist der Meibeck da nicht selbst hingegangen? Der hätte es fertig gebracht, bis in Nina Hagens Künstlergarderobe vorzudringen. Der wäre auch bis zu Mick Jagger vorgedrungen.

„Allein! Die Welt hat mich vergessen!“ Leider nicht!
Nina Hagen hat in der Skala der hoffnungslos überschätzten Personen (Henryk M. Broder, Alice Schwarzer, Wolf Biermann, Barbara Schöneberger) den Spitzenplatz inne. Sie ist das seltene Beispiel eines Stars, der noch bekloppter ist als seine Fans. Den zur Schau gestellten Seelenzustand als „regressiv“ zu bezeichnen ist schon ebenso untertrieben wie ihr Auftreten als „overstyled“ zu bezeichnen. Noch’n Vogelkäfig als Ohrring, und kein Blick in die viel zu oft eingeschaltete Kamera ohne dieses Fratzenschneiden. Kindsköpfe, denen es peinlich ist, einfach so zu sein wie sie sind, erkennt man an der Grimasse und an ihrem aufdringlichen Herumgehampel. Und ein Gerede, das allen, denen sie ihre Fürsprache spendiert, peinlich sein müßte! Esoterik für Doowe. Aliens für Saudoowe. Dieser ganze Humbug! Jahrzehntelang nur Scheiße reden: Das ist keine Leistung, die Anerkennung verdient.
Bei irgendeiner Kundgebung der Friedensbewegung (wo war’s? In Büchel glaub ich) durfte auch Nina Hagen auftreten. Ich dachte: Ist es schon so weit? Und ich dachte: Jetzt kann es eigentlich nur noch schlimmer kommen.
Und das ist es ja auch.

Vom Putzen des Flures: Tack! Pöng!

Vom Putzmittel nimmt man die doppelte Menge. Umweltschutz und Gewässerbelastung haben hier einmal untergeordnete Bedeutung. Sorgen Sie dafür, daß der Duft von Salmiak und Zitrone sich im Hausflur ausbreitet. Am Wasser können Sie sparen. Ein zu einem Viertel gefüllter Eimer reicht. Warmes Wasser brauchen Sie nicht. Kaltes Wasser reicht. So sparen Sie Wasser und Energie und leisten der Umwelt doch noch einen Tribut.
Erzeugen Sie die typischen Flurputz-Geräusche: Den Henkel loslassen, daß er auf den Eimer knallt: tack! Den Schrubber umfallen lassen: pöng! Wiederholen Sie das oft. Wenn der Aufnehmer ausgewrungen wird, hat das geräuschvoll zu geschehen.
Wischen Sie den Boden zum Schluß nicht trocken auf. Lassen Sie ihn naß. Es soll noch lange zu sehen sein, daß hier geputzt wurde.
Wenn Ihnen während des Flurputzens Nachbarn über den Weg laufen und gar noch höflich fragen, ob sie über die gerade geputzte Fläche laufen dürfen, ist das ein besonderer Glücksfall.
Am besten, Sie kaufen sich ein eigenes Haus, das Sie mit keinen Nachbarn teilen müssen. Dann brauchen Sie nur noch das Trottoir zu fegen.

Samstag. Neudorf. November.

Letzten Samstag war schönes Novemberwetter. Da bin ich hier mal rumgelaufen und habe mir das alles mal angesehen.

November8-01Finden Sie das schön (Oststraße von hinten). Ich finde das schön. Kein Haus ähnelt dem anderen.

November8-02Hier auch. (Lotharstraße von hinten).

November8-03Good old everlasting Lotharstraße.

November8-04Die zwei Miniläden auf der Grabenstraße. Der Laden rechts gehörte früher zwei alten Damen, bei denen man Zeitungen kaufen und Lottoscheine abgeben konnte. Den Laden links hatte jemand gemietet, um ihn mit Pappkartons vollstellen zu können. Jetzt hat er auch den anderen Laden übernommen und vollgestellt. Jahrzehntelang hat sich da nichts verändert.

November8-05Detailansicht.

November8-06In der Glastür spiegele ich mich in meiner Eigenschaft als Fotograf.
Das ist die Bundesgeschäftsstelle von „Solidarität International“, einer – wie sagt man – „Vorfeldorganisation“ der MLPD. War das nicht früher das Geschäft Erbslöh, wo man Vogelfutter, Hamsterkäfige, Mausefallen (Lebendfallen!) etc. kriegen konnte?

November8-07Und was ist das? Wo jetzt das Fenster mit runtergelassenem Rolladen ist, war früher ein Schaufenster, links daneben – inzwischen zugemauert – die Ladentür. In dem Laden war das legendäre Tonträgergeschäft „Garageland“ von Lothar Röse und Rolf Menrath. Ausgesprochen wurde das „Gärretsch-Länd“. Ich habe aber immer „Garageland“ gesagt. Das wurde mißbilligt.
In den hinteren Räumen war der Trikont-Verlag. Den gibt es zwar noch, aber der ist jetzt woanders.
Neudorf ist auch nicht mehr das, was es mal war.

November8-08Ich verstehe: OTR OTR OTR OTR OTR OTR OTR
„Scum“ (engl. etwa: Abschaum) mal positiv (rechts), mal negativ (Pfeil) konnotiert?
November8-09Mitteilungen grundsätzlich in Englisch zu formulieren ist eine schlechte Angewohnheit, eine Modetorheit. Wer drei Ausrufezeichen benötigt, mißtraut der Kraft seiner eigenen Aussage.

November8-10Hier, am Lieferanteneingang von Edeka, bat ich die zigarettenpäuskenmachende Edeka-Dame: „Könnten Sie mal einen Schritt zur Seite gehen, damit ich diese eigentümliche Mitteilung dokumentieren kann?“
„Esst die Reichen“. Da kann einem aber schon der Appetit vergehen!
(Für Veganer gibt es eine Ausnahmegenehmigung).

November8-11Ahh! Da ist jemand aufs Dach gestiegen, um sich unverständlich zu machen.
Die Trinkhalle gibt es immer noch – bloß, daß sie seit Jahren nicht mehr geöffnet wurde.
Oben: Eine Werbung, die auf einem Zeichensetzungsfehler beruht. Richtig müßte es doch heißen:
„Mediamarkt? Ich bin doch nicht blöd!“
„Kostenlose Finanzierung“ heißt auf deutsch: Mehr bezahlen.

November8-12Enthauptete Schaufensterfiguren!
Französische Revolution? Sanson était ici?
Das ist doch Horror! Wer denkt sich sowas aus?
Wasserpumpe im Schaufenster? Warum hat sich die Firma nicht um einen Anschluß an das Wasserversorgungsnetz bemüht? Da ist – im Vergleich – die Buchhandlung Weltbühne doch moderner ausgestattet.

November8-13Völlig kopfloses Verhalten! Die Schaufensterpuppen von Sport Hildebrandt haben das Schaufenster verlassen und irren auf dem Sternbuschweg umher!

November8-14Was folgt daraus?

Demnächst in der Weltbühne: Unbeugsam und widerständig

Ein monumentales Werk ist auf den Weg gebracht und wird in den nächsten Tagen eintreffen:
UnbeugsamUlrich Peters: Unbeugsam und widerständig. Die radikale Linke in Deutschland seit 1989/90. Unrast Verlag. 728 Seiten. 29,80 Euro.
So kündigt der Verlag das Buch an:

Als die Mauer fiel und „das glücklichste Volk der Welt“ die sogenannte „Wiedervereinigung“ zelebrierte, wurde der Klassenkampf samt dem „Zeitalter der Ideologien“ offiziell für beendet erklärt. Die salbungsvollen Worte erwiesen sich aber als inhaltsleer, der deutsche Imperialismus feierte fröhliche Urständ, aber auch die radikale Linke, die sich als Fundamentalopposition versteht, verschwand nicht von der Bildfläche. Über 20 Jahre später bietet sich nun die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und den Werdegang jener politischen Minderheit zu untersuchen, die sich einst gegen die Annexion der DDR gestemmt hatte.
Der Autor zeigt auf, wie sich der Epochenbruch von 1989/90 politisch und organisatorisch auf die verschiedenen Strömungen der radikalen Linken (Kommunisten, Anarchisten, Autonome) auswirkte, widmet sich dem Pro und Contra der antideutschen Orientierung und analysiert die praktischen Aktivitäten der Antikapitalisten, um der Frage nachgehen zu können, welchen Platz sie heute in der politischen Landschaft der zur Weltmacht aufgestiegenen BRD einnehmen. Zudem wird der Entwicklung der radikalen Linken ideengeschichtlich nachgespürt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bemühungen, eine zeitgenössische Imperialismustheorie zu erarbeiten, Lehren aus der historischen Niederlage des Sozialismus zu ziehen und diese in Entwürfe eines zukünftigen Gesellschaftsmodells zu integrieren. Thematisiert werden auch Debatten zur Frage eines revolutionären Subjekts und die Stellung der radikalen Linken zum Islam.

Der Preis ist, gemessen am Umfang, doch recht günstig!
Für so dicke Bücher habe ich was übrig. Da muß man zu einer dauerhaften Beziehung bereit sein. Schade, daß die meisten Bücher im Herbst erscheinen. Dann kann man kaum noch die Samstagnachmittage damit im Botanischen Garten zubringen und muß das elektrische Licht zuhilfe nehmen.
Welches „Pro“ der „antideutschen Orientierung“ zu attestieren ist, wird sich mir auch nach der Lektüre nicht erschließen. Die „Antideutschen“ (die sich inzwischen auch nicht mehr so nennen) sind doch am ehesten mit der (ebenfalls der Linken entsprungenen) LaRouche-Sekte vergleichbar, bloß haben sie mehr Leute angefixt.
Nebenbei bemerkt: Wer in dieser allumfassenden Geschichte der radikalen Linken in Deutschland wieder mal nicht zitiert wird und nicht vorkommt, kann ich mir jetzt schon denken. Sollte ich mich irren, werde ich das melden. Zu wünschen wäre mal eine Geschichte der Minderheit in der Minderheit.

Und damit wären wir beim Thema:
Bestellen Sie dieses Buch (solche Bücher) in der Buchhandlung Weltbühne.
Wir besorgen jedes lieferbare Buch. Wir liefern jedes Buch an jeden Ort.
LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.
Weltbühne muß bleiben.
Buchhandlung Weltbühne, eine gute Angewohnheit.

„About the Flowers and the Trees“

Der erste Samstag im Oktober hat mit dem letzten Samstag im März zu tun. Selbe Gegend. Selbe Absicht. Selbe Hoffnung.

FlowersTrees01Good old everlasting Sternbuschweg (o., u.).

FlowersTrees02FlowersTrees03Gneisenaustraße.

FlowersTrees04FlowersTrees05FlowersTrees06FlowersTrees07FlowersTrees08Helles Grün vor hellem Blau – verändert.

FlowersTrees09So sieht das manchmal aus, wenn ich das Haus verlasse.

FlowersTrees10FlowersTrees11Schweizer Straße, Weg zum Botanischen Garten, Seitenblick.

FlowersTrees12Botanischer Garten (o., u.).

FlowersTrees13FlowersTrees14There! She! Goes!
(Prospekte verteilen).

FlowersTrees15Zauberstäbe!

Wir waren auf der Dritten Libertären Medienmesse

Und da wir auch schon vor zwei Jahren bei der zweiten Messe (damals: Bochum) dabeiwaren, hatten wir allen Grund zur Vorfreude.

Limesse-2014-01Diesmal fand die Messe in der Zeche Carl in Essen-Altenessen statt.

Limesse-2014-02Alles Positive, was ich von der zweiten Messe vor zwei Jahren berichtet habe, könnte ich wörtlich wiederholen: Es gab keine Nervosität, keine Hektik und keine Pannen. Das Publikum war auch sehr angenehm. Überhaupt lag Freundlichkeit in der Luft. Eine von A bis Z erfreuliche Veranstaltung. Man muß sich mal vorstellen: Drei Tage lang lauter linke Leute – und kein Zoff! Keinerlei Berührungsängste, kein kleinlicher Fraktionismus, keine Verkündung der „Reinen Lehre“, keinerlei eitle Selbstdarstellung und Besserwisserei. Stattdessen: Unaufgeregtheit, Kollegialität der Aussteller, Interesse des Publikums. Hier hat sich die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß Verschiedenheit unsere Stärke und gut zu ertragen ist.
Das Organisationsteam lasse ich hochleben! Vom großen Wurf bis zum kleinsten Detail alles gelungen!

Limesse-2014-03Voriges Mal hatten wir den letzten Stand ganz hinten, diesmal den ersten ganz vorn, direkt am Einhang.

Limesse-2014-04Als ich was erzählte, wurde ich fotografiert.

Limesse-2014-05Und beachten Sie auch unsere gewagten Obszönitäten („It’s not only physical“).

Limesse-2014-06Limesse-2014-07Ab und zu muß man dann an die frische Luft gehen und sich bewegen. Da hinten ist ein Park, der aus Gestrüpp und wildwuchernden Gräsern besteht.

Limesse-2014-08Wenn man durch diese Tür hindurchgeht, kommt man in ein schönes Restaurant.

Limesse-2014-09Blick nach oben.

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Limesse-2014-11-var„Im kleinen Saal beginnt jetzt die Lesung von Helmut Loeven aus dem philosophischen Kabarett“, scheint sie zu sagen. Und das hat sie auch gesagt.
Die Frau mit dem Megaphon habe ich sehr bewundert.

Limesse-2014-12Und so sieht das aus, wenn ich vorlese. Viel Publikum, viele darunter wohl vierzig Jahre jünger als ich.

Limesse-2014-13Zucker-Akkumulation an einem kaffeereichen Wochenende.

 

Philosophisches Kabarett open air

Meine nächste Lesung (ich sagte es schon) findet statt am Samstag, 6. September im (bzw. vor dem) Falkenheim auf der Duissernstraße in Duisburg-Duissern (unweit Schnabelhuk).
Falkenheim1Da lese ich nicht zum ersten, sondern zum soundsovielten Mal. Und da es sich nur um einen Programmpunkt einer Nachmittagsveranstaltung handelt, wird die Lesung nicht lang sein, ca. 20 Minuten nur. Aber gleichwohl lohnt es sich, da hin zu kommen und sich die Lesung anzugucken und alles andere des Nachmittagsprogramms. (Es würde sich auch noch lohnen, wenn die Lesung nur 19 Minuten dauern würde. Letztes Mal hab ich einfach überzogen).
So zwischen 15 und 16 Uhr bin ich dran.
Wenn’s regnet: drinnen.
Wenn’s zu windig ist: auch drinnen.

Mancher, der mal durch Duissern hindurchgewandelt ist, wird gedacht haben: Oh, was ist das für ein schönes Fachwerkhaus! Ja, das gehört der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken. Oder kurz gesagt: Das ist das Falkenheim.

Falkenheim2Und so sieht das Haus von der Seite aus.

Wie? Sie hier? Und nicht in Essen?

Sie hätten heute die Gelegenheit, sich auf der Dritten Libertären Medienmesse aufzuhalten und insbesondere der Stand der Situationspresse (mit dem fliegenden Koffer) zu besuchen.

Die Situationspresse ist nicht nur ein Selbst-Verlag.
Die Situationspresse ist nicht nur ein Verlag.
Die Situationspresse produziert nicht nur Bücher.
Die Situationspresse nutzt nicht nur Papier als Medium.
Die Situationspresse stellt nicht nur Waren her.
Die Situationspresse hat es nicht schon immer gegeben.

Die Situationspresse ist eine Werkstatt.
Die Situationspresse ist ein Dach, unter das auch die Buchhandlung Weltbühne und die Hut-Filmproduktion gehört.
Die Situationspresse: Bücher, Broschüren, CDs, Video, DVDs, Postkarten & Plakate, Flugschriften, Flugblätter, (Versand-)Buchhandel, (Versand-)Antiquariat, Auslieferung, Mail-Art, Street-Art, Vorträge, Lesungen, Kabarett.
Die Situationspresse gibt es seit 1968.

Wer es heute nicht mehr bis nach Essen schafft, kann ja morgen noch kommen.
Das hat den Nachteil, daß es am Sonntag nur von 10 bis 15 Uhr dauert.
Das hat aber den Vorteil, daß man sich dann meine Lesung aus dem philosophischen Kabarett anhören kann (viertelnachzwölf).

Unterwegs zu freundlichen Menschen

UZFest14-01So fängt es vielversprechend an (Duisburg Hauptbahnhof).

UZFest14-02Wir sind eingestiegen. Der Zug könnte also losfahren.

UZFest14-03Oberhausen durchqueren wir kühn (und beschauen uns das Ruhrgebiet im Vorbeifahren).

UZFest14-04Die Wolken verfinstern sich über der Energie. Das heißt: Wir fahren in Dortmund ein.

UZFest14-05Ausgestiegen in Wischlingen. Weiterfahren lohnt sich nicht.

UZFest14-06Noch vor wenigen Jahren war rechts von der Straße eine schöne Auenlandschaft mit meterhohem Gras. Inzwischen ist alles mit Bäumen bewachsen – irgendwie schade.

UZFest14-07UZFest14-08Das ist der Eingang.

UZFest14-09

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UZFest14-11Was ist das? Was ist das?
Die CDU auf einem Festival der DKP?
Richtig! Es handelt sich um die portugiesische Coligacao Democratica Unitaria, das Wahlbündnis aus Kommunisten (Partido Comunista Portugues (PCP)) und Grünen (Partido Ecologista Os Verdes (PEV)).
Ich würde sogar CDU wählen – aber nur, wenn ich Portugiese wäre.
Ich erzähle jetzt jedem, daß ich mir an einem Infostand der CDU eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen bestellt habe.

UZFest14-12Zwischendurch mal kann man durch den schönen Wald gehen und das Fest von Weitem anschauen. Früher, als wir noch mit einem eigenen Büchertisch drei Tage lang beim UZ-Fest waren, brauchte ich ab und zu eine solche Ruhepause.
Daß es am Samstag, dem 28. Juni 2014 in Dortmund regnen wird, hatte ich schon vor einem halben Jahr vorhergesagt.
Wo sind eigentlich die vielen Wasservögel hin, die früher den schönen See bevölkerten?

UZFest14-13Klaus der Geiger, auf der Gitarre begleitet von seiner Tochter.

UZFest14-14

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UZFest14-16„Hier stehe ich, du kannst nicht anders.“
„Man wollte mich trennen von meiner Partei. Es ist ihnen nicht gelungen.“

UZFest14-17Es spricht Patrick Köbele, Vorsitzender der DKP.

UZFest14-18Ulrich Sander spricht für die VVN.

UZFest14-19UZFest14-20Esther Bejarano (89) war Mitglied im Mädchenorchester von Auschwitz. Ihr Auftritt mit der deutsch-türkisch-italienischen Rapgruppe Microphone Mafia ist fester Bestandteil des UZ-Festes.

Fotos (c) Hafenstaedter (6), H.L. (13)

Fotos (c) Hafenstaedter (6), H.L. (13)

Konstantin Wecker hält dem Fest unserer kleinen Partei seit vielen Jahren die Treue.
Es war ein schöner verregneter Tag unter freundlichen Menschen, unter Menschenfreunden.

Achtung, Achtung! Am Samstag (28.6.) früher geschlossen!

Wegen weltpolitischer Verpflichtungen ist die Buchhandlung Weltbühne am Samstag, 28. Juni 2014, nur bis 13 Uhr geöffnet und ab 13 Uhr: geschlossen.

Weltbühne01Wer am Samstag, 28. Juni, nach 13 Uhr hier hinkommt, muß sich mit der Betrachtung der Schaufenster und der zuen Tür begnügen.

Ächtüng, Ächtüng! Die Büchhändlüng Weltbuhne Sämstäg (28. Jüni) nür bis 13 Ühr geoffnet.

Ostermarsch 2014 in Duisburg. Die Reportage.

OM2014-01Ostersamstag, früher Morgen. Es tut sich was auf dem Asphalt.
OM2014-02Große Ostermärsche werfen ihre Schatten voraus.
OM2014-03Die Leute, die früher immer riefen „…raus aus Afghanistan“ (um à la longue in die Regierung zu kommen), rufen das jetzt nicht mehr, obwohl (bzw. weil) es dafür jetzt Gründe gäbe.
OM2014-04
OM2014-05
Felix, alter Kämpe! Ich wollte, wir hätten mehr von der Sorte.
OM2014-06Die DFG-VK in Duisburg hat die Nähe zur Partei nie gescheut.
OM2014-07Es war eine gute Idee, die Band Orkestar Varbista einzuladen. Wirkliche Könner auf ihren Instrumenten, die populäre und revolutionäre Melodien verjazzten.
OM2014-08In der Samstag-Morgen-Sonne in Frühling haben auch die schönsten Männer weiße Haare.
Drauf geachtet, rechts im Bild? Konstantin Wecker kommt dieses Jahr wieder zum UZ-Pressefest.
OM2014-09Diese Partei ist auch da und wahrscheinlich wieder dafür & dagegen. Für mich sind das Analphabeten. (Die kaufen keine Bücher). Die meinen, sie hätten genug Papier.
OM2014-10Eberhard, der geduldige Aufklärer.
Asian Beauty.
OM2014-11Rote Fahnen, graue Haare.
OM2014-12Sevim Dagdelen (MdB Die Linke) hielt eine Rede. Sie attestierte der SPD, nicht reif für eine rotrotgrüne Koalition zu sein (sehr richtig!) und kritisierte auch ihre eigene Fraktion wegen aufweichender Haltung in der Frage von Auslandseinsätzen.
OM2014-13Nicht mehr das Tauben-Blau, sondern Rot ist die Farbe dieses Ostermarsches. Gefällt mir.
OM2014-14Buch gekauft. Gut.
OM2014-15Seltsam! Auch in diesem Jahr keine Beschwerde und (hörbare) Aufregung über unsere Make-Love-Not-War-Plakatbotschaft mit Erikas Merkspruch zum Merken. Emanzen erschrecken klappt anscheinend nicht mehr so richtig. Oder werden jetzt hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen Boykott-Beschlüsse gefaßt? Bedarf es solcher Beschlüsse eigentlich?
Gut dazu passend: „Worum es geht“.
OM2014-16Hört zu, wenn Bernd Funke spricht.
OM2014-17-Die Partei zeigt endlich auch mal wieder Farbe.
OM2014-18Und hinterher wieder alles schön einpacken.

Fotos: DFG-VK

„About the Flowers an the Trees“

Eigentlich will ich am ersten richtig warmen Samstag des Jahres an der Sechs-Seen-Platte herumwandeln. Aber ich hatte keine Fahrkarte. Also bin ich durch die Straßen gewandelt.

LetzterSamstagImMaerz1Eine Freundin hatte mir gegenüber ihre Verwunderung darüber geäußert, daß ihr Gatte (Kommunist) immer nur Blumen und Pflanzen fotografiert. Heute mache ich das auch, und ich bin immer noch in der Partei.

LetzterSamstagImMaerz2Lotrechter Blick. Zenith.

LetzterSamstagImMaerz3Froh kann sein, wer hinter dem Haus einen blühenden Baum stehen hat (froh das ganze Jahr über, nicht nur in der Zeit der Baumblüte).

LetzterSamstagImMaerz4Helles Grün vor hellem Blau. Das wird sich ändern.
Kondensstreifen.

LetzterSamstagImMaerz5Im Botanischen Garten ist für Narzissen gesorgt.
„Narzissus und die Tulipan / Die ziehen sich viel schöner an, /Als Salomonis Seide“
dichtete Paul Gerhardt. (Mitten im Dreißigjährigen Krieg besang er die Schönheit des Lebens).
Im Café des Botanischen Gartens haben sich (meist ältere) Leute versammelt, um es sich gut gehen zu lassen.
Aufnahme trotz Gegenlicht gelungen.

Schöne Grüße vom Ostermarsch!

Bilder, die für sich was sagen: Bilder vom Ostermarsch 1987 (Duisburg, Essen, Dortmund), aus dem Bildarchiv der DFG-VK (Gruppe Duisburg).
Diese 9 Bilder sind als POSTKARTENSERIE erschienen.
Gibt es noch Leute, die wissen, was eine Postkarte ist? Eine Bildpostkarte? Man nannte sie auch „Ansichtskarte“.
Postkarten werden von der Post immer noch befördert, und manche Leute freuen sich, wenn sie eine Postkarte bekommen – als schönen Gruß aus der materiellen Welt. Man muß sie nicht verschicken. Man kann sie auch an die Wand hängen oder sonstwie aufbewahren.
Es gibt Leute, die Postkarten sammeln, und es gibt Leute, denen man empfehlen sollte, damit anzufangen. Denn die Postkarte ist ein universelles und mitunter subversives Medium: in der Form stringent (DIN-A6, Hoch- oder Querformat), in der Thematik geradezu unbegrenzt.

OM87-Karte01Der meistens unvermeidliche Infostand der DFG-VK.

OM87-Karte02Wer genau hinguckt, erkennt den Zweimetermann mit Schlips: Henning Scherf.

OM87-Karte03OM87-Karte04Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime begrüßen den Ostermarsch. Bruno Bachler spricht.
OM87-Karte05
OM87-Karte06Wer genau hinguckt, erkennt Dietmar Schönherr (am Mikrophon).

OM87-Karte07OM87-Karte08
OM87-Karte09

Die Postkartenserie Ostermarsch 1987 (1 bis 9) ist für 10 Euro erhältlich (einschließlich Porto).
Die Motive sind auch einzeln erhältlich (Stückpreis: 1 Euro).
Bestelladresse: DFG-VK c/o Buchh. Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg.
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

DFG-VK heißt: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner.
Und: Es gibt aus unserer Werkstatt noch viele andere Postkarten.
Und: Dran denken: Ostermarsch 2014!

Der Wander-Zyklus hat begonnen

Wald-14-03-A Vorgestern: Der Wander-Zyklus hat begonnen – eigentlich zwei bis drei Wochen zu spät in diesem Jahr. „Man kommt ja kaum noch zu was.“
Wald-14-03-BManches Gesträuch ist schon in voller Blühte.
Wald-14-03-CWald mit Bahnanschluß.
Wald-14-03-DSoul!

Duisburger Wald bei Neudorf. Trüber Himmel im Vorfrühling.

Duisburger Wald bei Neudorf. Trüber Himmel im Vorfrühling.

So habe ich Ihnen das vor einem Jahr gezeigt.
Und so sah das vorgestern aus:
Wald-14-03-E(Bilder anklicken zum Vergrößern).

Mit der Eisenbahn durch das Ruhrgebiet

Heimfahrt vom UZ-Pressefest in Dortmund nach Duisburg. Das ist nicht die südliche Linie über Bochum und Essen, sondern die nördliche. Wir unterhalten uns über dieses & jenes. Aus einem Lautsprecher kommt alle paar Minuten die Stationsansage.
„Nächster Halt: Dortmund Mengede.”
Ich sage: „Dortmund Mengede? Warum nicht?”
„Nächster Halt: Castrop-Rauxel Hauptbahnhof.”
„Wat? Dat nennen die ‚Hauptbahnhof‘?”
„Nächster Halt: Herne.”
„Ach, sind wir schon in Herne?”
„Nächster Halt: Wanne-Eickel.”
„Wanne-Eickel? Ich dachte, wir wären schon in Gelsenkirchen.”
„Nächster Halt: Gelsenkirchen.”
„Gelsenkirchen? Ich dachte, wir wären schon in Katernberg.”
Einem jungen Kerl, zwei Meter, zwei Zentner, der sich durch sein Äußeres als Schake-Nullvier-Verehrer zu erkennen gibt, wird es zu viel:
„Also, paß ma auf: Jetz kommt Gelsenkirchen, dann Katernberg, dann Altenessen, dann Bergeborbeck, dann Dellwig, dann Oberhausen, und dann Duisburg. Klar?”
Er lehnt sich zurück, mustert mich von oben bis unten und sagt: „Besoffen bisse ja nich, nä? Wohl eh‘r bekifft, wa?”
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Wir waren in Düsseldorf und sind wieder zurück

Am letzten Samstag (8. Februar) waren wir, wie angekündigt, mit unserem Büchertisch in Düsseldorf bei der Landeskonferenz der VVN-BdA. Die Buchhandlung Weltbühne ist seit Jahrzehnten Stammgast bei den Konferenzen des nordrhein-westfälischen Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten.

Foto: VVN-BdA LV NRW

Foto: VVN-BdA LV NRW

Wir haben uns da wohlgefühlt: eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre, sachliche Diskussionskultur, Austausch vernünftiger Argumente, informative Beiträge, freundlicher Umgang – sowas ist man ja kaum noch gewohnt in den linken Kreisen, denen anzugehören ich verflucht bin.
Informationen (demnächst noch mehr) sind auf der Homepage des Landesverbandes zu finden.
Die Konferenz fand in Ver.di-Haus statt. Die Gewerkschaft bewirtete die Konferenzteilnehmer, unter anderen mit reichlich Kaffee, und der war stark! Die Geizhälse der Gewerkschaft haben beim Kaffee mit Wasser gespart!
Ein paar Koffer voller Bücher haben wir natürlich wieder zurücktransportiert, von denen ich zwei empfehlend erwähne:
sander_arisierung_177x268Ulrich Sander: Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945. Papyrossa Verlag 2012, 348 S. 16,90 Euro – hier schon einmal vorgestellt am 3. Juli 2012
und:
3-89771-411-6Änneke Winckel: Antiziganismus. Rassismus gegen Roma und Sinti im vereinigten Deutschland. Unrast Verlag 2002, 200 S. 14 Euro – zwar schon vor über zehn Jahren erschienen, aber ein Standardwerk zu einem aktuellen Thema.
Der Verlag stellt sein Buch vor:
Änneke Winckel gelingt ein eindrücklicher Nachweis darüber, wie präsent die Bilder von den „Zigeunern“ in Deutschland sind und wie tödlich deren Folgen auch heute noch sein können. Erstmals wird mit diesem Buch auf der Grundlage einer umfangreichen Auswertung von Tageszeitungen und Zeitschriften eine systematische Untersuchung des Antiziganismus in Deutschland seit 1989 vorgelegt. Ihre Analyse verdeutlicht anschaulich, wie sehr Kontinuitäten den heutigen Antiziganismus prägen.
Beide Bücher sind – auch im Versand – in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich.

Achtung! Samstag ist wieder Tag der zuen Tür!

Am kommenden Samstag, also am 8. Februar 2014, ist die BUCHHANDLUNG WELTBÜHNE geschlossen.
Wir sind dann mit einem Büchertisch bei der Landeskonferenz der VVN, und da sind wir den ganzen Tag.
Also: Wer am Samstag uns besuchen will, steht vorde zue Tür (vor der verschlossenen Tür).

Weltbuehne03Da ist es schön, da gehen wir hin. Aber nicht am 8. Februar.

AnneB.„Sag doch nicht ständig ‚zue Tür‘!“, sagt meine Freundin Anne ständig.

Heiligabend

oder: Wir müssen die Feste feiern wie sie uns gefallen.
In Zeiten der massenweisen sozialen Deklassierung tritt das Religiöse wieder in den Vordergrund. Im Fernsehen wird über Religion diskutiert. Kurz vor Weihnachten war es auch bei Plasberg so weit. Jutta Ditfurth war dabei, und auf Heiligabend angesprochen, bemerkte sie, für sie als Atheistin gebe es keinen „heiligen Abend“.
Am 23. Dezember 1978 wurde anläßlich des neunten Jahrestages unseres Abiturs ein Klassentreffen veranstaltet. Das fand im Duisburger Hof statt (der Lothar Röse hatte immer so komische Ideen). Es war, wie gesagt, der Tag vor Heiligabend. Es war ein sehr kalter Dezember, und zu der Zeit streikten die Mannesmann-Arbeiter für die 35-Stunden-Woche.
Nach dem Treffen fand sich ein Grüppchen von Kameraden zusammen, die noch nicht gleich nach Hause gehen, sondern noch irgendwo zusammen einen trinken gehen wollten. Ich schloß mich an und schlug vor, zum Finkenkrug zu fahren. Das war praktisch bei der Kälte. Denn vom Finkenkrug aus hatte ich nur noch 200 Meter Heimweg.
Also fuhren wir zum Finkenkrug. Reiner Wagner meinte, wir sollten einfach erzählen, wir wären streikende Mannesmann-Arbeiter, dann kriegten wir bestimmt einen ausgegeben.
Das klappte aber nicht. Unsere Beteuerung, streikende Arbeiter von Mannesmann zu sein, veranlaßte niemanden, eine Runde für uns zu schmeißen.
Reiner Wagner war ganz empört: „Was ist das denn hier? Wir sind doch die streikenden Mannesmann-Arbeiter! Warum kriegen wir denn keinen ausgegeben? Ist doch schließlich Heiligabend heute!“
Die Chuzpe, uns nicht nur fälschlich als streikende Mannesmann-Arbeiter auszugeben, sondern den Leuten im Finkenkrug auch noch ein falsches Datum unterzujubeln, erheiterte mich sehr. Das fand ich nicht weniger komisch als die Physiker, die alles mit Fett beschmieren. Jedenfalls ist der Ausdruck „Heiligabend“ seither wieder für mich verwendbar.

P.S.: Axel Eggebrecht berichtete in seinen Memoiren, Anfang der 20er Jahre seien in allen möglichen linken Versammlungen junge Männer in Matrosenanzügen aufgetaucht, die vom Nimbus des Kieler Matrosenaufstandes zehrten. Kaum einer von denen hätte sich jemals in der Nähe der Küste aufgehalten. Ich immerhin habe mal im Stahlwerk bei Mannesmann gearbeitet, und durch die Politik kam ich mit einigen Mannesmännern zusammen: Artur Reisch vom Betriebsrat, Herbert Dräger vom IG-Metall-Vertrauenskörper. Und auch den Herbert Knapp, der damals Betriebsratsvorsitzender war, lernte ich kennen. Man hätte uns also ruhig einen ausgeben können.