Rosenmontag geschlossen

Heute wurde im Radio (WDR2) von einem Menschen jugendlichen Alters berichtet, der sich zu Karneval (Rheinland!) als Dieter Bohlen verkleiden will, und wie das bei WDR2 so ist, sollten die Zuhörerinnen & Zuhörer Ratschläge geben, wie man das macht, wenn man als Dieter Bohlen gehen will.
Da sind Sie bei mir richtig. Ich bin nämlich auch schon oft als Dieter Bohlen gegangen – zum Verwechseln ähnlich. Schauen Sie:
Man glaubt doch, den in Natura vor sich zu sehen. Ihnen wäre doch nicht aufgefallen, daß der das gar nicht ist.

Dieses Jahr Karneval will ich mich als Experte verkleiden.

Voriges Jahr Karneval ging ich als Paar Schuhe.
Ich sagte: Sehen Sie her: ein Paar Schuhe.
Den Rest müssen Sie sich wegdenken.

Nein, mal im Ernst: Ich wollte ihnen nur mitteilen, daß der Laden (Buchhandlung Weltbühne) am Rosenmontag (12. Februar) geschlossen ist. Rosenmontag ist nämlich der Tag, an dem ich meine Ruhe haben will und nicht vor die Tür gehe. Und darum ist der Laden jedes Jahr am Rosenmontag geschlossen. Schon als es den Laden noch gar nicht gab, war er immer am Rosenmontag geschlossen.

Was am Schluß dieser Mitteilung das Porträt der Christina K. zu bedeuten hat, das erfahren nur die, die es schon wissen.
..

Christof Jansen organisiert einen Büchertisch

Der SHB bestellte ein Kontingent Bücher für seinen Büchertisch in Kommission bei mir. Ich überbrachte einen Karton Bücher samt Liste zum Semesterbeginn. Am Ende des Semesters sollte abgerechnet werden: Was nicht verkauft war, wollte ich zurücknehmen, für alles nicht Zurückgegebene sollte ich minus Rabatt Geld kriegen.
An vier Tagen in der Woche verkauften Magda und ich Bücher an unserem eigenen Uni-Büchertisch, an einem Tag in der Woche stand der SHB auch da, und so wurden nebenan auch noch meine Bücher verkauft. Allerdings nicht viele. Der Absatz am SHB-Büchertisch hielt sich in Grenzen.
Am Ende des Semesters sollte abgerechnet werden. Aber sieh an: Alle Bücher waren weg! Na gut, da brauchte ich also nichts zurückzunehmen und konnte für die ganze Lieferung Geld kassieren.
Christof Jansen fiel aus allen Wolken. 168 Mark wollte ich haben. Soviel war gar nicht verkauft worden.
„Ja, wenn die Bücher nicht verkauft worden sind, dann müssen sie ja noch da sein. Gib sie mir zurück oder bezahl.“
Christof Jansen, in seiner lautstarken, ausschweifigen, fuchteligen Art, versprach, die Sache zu klären: „Jaaaa, ööööh, klaaar, ööööh!“
Aber daraus wurde nichts. Christof Jansen konnte mir am Semesterende weder Remittenden, noch Geld geben, und speiste mich ab mit: „Jaaaa! Ööööh, dat wird geklärt.“
Am Beginn des nächsten Semesters drängte ich erneut auf Klärung der Angelegenheit: Bücher zurück oder Geld her!
Christof Jansen: „Wieso?“
„Ja, hör mal, ich hab Bücher für euren Büchertisch geliefert, und die sind weder zurückgegeben, noch bezahlt worden. Also: Wenn die Bücher, oder ein Teil davon, noch irgendwo rumliegen, dann gib sie mir wieder, und für den Rest gibst du mir Geld. Und für alles, watte mir nich zurückgeben kannz, musse bezahlen.“
„Ach so. Jajaaa, ööööh!“
Christof Jansen stand vor diesem einfachen Problem wie der Ochse vor dem Berg. Meine wiederholten Erinnerungen an eine unausgeglichene Rechnung beantwortete er mit einem immer länger gedehnten „Ööööhh!“
Eines Tages kam die Beate G. vom SHB an unseren Büchertisch. Sie machte die Kasse.
„Wat is eigentlich los?“ fragte sie. „Die Bücher müssen noch bezahlt werden? Wieviel krisse?“
„168 Mark und 40 Pfennig.“
Beate zog ihre Geldbörse aus der Tasche, zählte mir 168 Mark und 40 Pfennig auf den Tisch, ließ sich eine Quittung ausstellen, wir unterhielten uns noch fünf Minuten, dann verabschiedete sie sich und ging, und ich konnte, ihr nachschauend, ihren schönen Hintern betrachten.
Am nächsten Tag kam Christof Jansen freudestrahlend an: „Die Bücher von dir! Ich weiß jetz, wo die sind.“
„Ja, die gehören jetzt euch.“
„Wat?“
„Ja, die sind bezahlt.“
„Hö?“
Es stellte sich heraus: Christof Jansen hatte meine Bücher in eine ganz falsche Buchhandlung „zurück“gebracht, nämlich in die Kollektiv-Buchhandlung. Dort (!) könnte ich (!) sie abholen. Ha!
„Tja,“ sagte ich, „das sind nicht meine Bücher, das sind eure Bücher. Wenn ihr die verschenken könnt, dann freuen sich die Kollegen.“
„Hö? Wat?“

Woran man in diesen Tagen denken muß

Woran man in diesen Tagen in Europa unbedingt denken muß:
Daran, allen möglichen Personen Weihnachts-/Neujahrskarten zu schicken!
Aber auch daran, solche Karten-Motive auszuwählen, die zur Entkitschung, zur Entsentimentalisierung dieses Festes beitragen: Sinn dort hin bringen, wo man mit Besinnlichkeit schon genug am Hut hat.
(Sinn muß sein! Der Sinn ist das Wichtigste, auch gerade dann wenn er nicht sofort erkannt wird).
Auch darauf kommt es an: Die Tradition der Postkarte als subversives Medium zu pflegen: Die Alternative zur digitalen Vergesslichkeit ist das optisch/haptische Erlebnis!
Und es kommt darauf an, von welchem Hersteller und von welchem Händler man sich versorgen läßt.
Die Situationspostkarten der Situationspresse (1 € das Stück) gibt es ausschließlich in der Buchhandlung Weltbühne – im Laden oder im Versand.
In der Serie erscheinen Motive gestaltet (etwa) von luett huis, Magda Gorny, Jean Paul Gatz, Heinrich Hafenstaedter – oder auch unbekannter Herkunft!
Kauft unsere Postkarten, damit unser Jahresabschluß auf der Zielgeraden Auftrieb bekommt. Helft uns, unsere Aufgaben für Aufklärung und Emanzipation zu erfüllen.
Unsere Postkarten sind so gestaltet, daß sie bei Empfängern, die man leiden kann, Freude bereiten und bei denen, die man nicht leiden kann, für Verdruß sorgen („Wat soll dat denn jetz?“)
Hier ein paar hoch- und querformatige Beispiele.
Gesamtkatalog im Internet: http://www.buchhandlung-weltbuehne.de/postkarten.html


..

„Guck mal! ‘Ne nackte Frau!“

Ein junges Paar, beide etwa 16, vielleicht 15, gehen die Straße entlang. Das Mädchen entdeckt was im Schaufenster. Sie ruft (begeistert):
„Guck mal! ‘Ne nackte Frau! Eh! Guck doch mal!“
Vielleicht will sie mit ihm gemeinsam den Anblick lustig finden.
Vielleicht will sie mit ihm gemeinsam den Anblick genießen.
Vielleicht will sie auf sich aufmerksam machen?
„Eh! Guck doch mal!“
Der Junge schaut nicht zu dem Bild hin. Es ist ihm nicht angenehm. Er schaut stur geradeaus.
Braver Junge! (Braver Trottel). Mädchen, such dir’n anderen.
„Guck doch mal!“

Neu in der Weltbühne: Mein heimliches Auge 36

Mein heimliches Auge 36. Das Jahrbuch der Erotik XXXVI, 2021. Herausgegeben von Claudia Gehrke. Konkursbuch Verlag. 352 S. Mit zahlreichen, zumeist farbigen Abbildungen. 16,80 €.
Verlagstext:
Das Jahrbuch der Erotik 2021/2022. Ein opulentes Lese- und Bilderbuch. Wie lieben wir, was empfinden wir als erotisch, was erregt uns, wie geht es dem Sex, der Liebe, den Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Szenen in dieser Zeit? Solo, in Beziehungen, in heimlichen Affären und Träumen. In diesem Jahr sind viele lustvoll verfasste, fröhliche und sexuelle Beiträge angekommen. Alle möchten, und sei es in der Fantasie, wieder raus. Berührende, kluge, zum Mitdenken, Mitfühlen, Mitzittern anregende Texte und Bilder. Poetisch, humorvoll, heiß und romantisch. „Es tut gut zu sehen, dass die Auseinandersetzung rund um das Thema Sexualität auf solch einem hohen Niveau stattfindet.“ (Sybill Häusermann)
„Ein Fels in der Brandung.“ (Die Zeit)
Trauen wir uns mal einen heimliche Blick hinein:
Hübsch!
Übrigens, falls Sie an älteren Ausgaben (Band 1 bis 35) interessiert sind: in der Weltbühne sind fast alle Jahrgänge vorrätig. In einem der Bände war ich ja auch mal mit einer Abenteuergeschichte drin.
Nochmal ein Blick:
Oho! Aha!

Zwei Bilder – was fällt auf?

Aus der Serie: Zwei Bilder – was fällt auf?
https://helmut-loeven.de/wp-content/uploads/2012/11/Erika-ausschnitt.jpg

Zwei Bilder.
Am selben Ort? Nein. (einmal im öffentlichen Raum, einmal in Privatunterkunft).
Am selben Tag? Nein (das eine vorher, das andere nachher).
Dieselbe Person? Ja (kennen Sie inzwischen bestimmt).
Derselbe Künstler? Ja.
Dieselbe Perspektive? Ja (rear view).

2 Orte, 2 Tage, 1 Model, 1 Künstler, 1 Perspektive.
Was fällt auf?
1 fotografiert mit Kamera, 1 gezeichnet mit Tusche.

Also, ich kann es nicht anders sagen

Dieses Bild (Gustave Courbet „Der Schlaf“ 1866) finde ich irgendwie ungemütlich.
Die beiden Damen im Schlafe arg verdreht. Dem Schlaf in dieser Haltung fehlt das Entspannende.
Die beiden Damen sind in einem Moment ihres Schlafes festgehalten. Aber man fürchtet, daß die eine im nächsten Moment mit der Hand das Glas und das Gefäß mit der geheimnisvollen Flüssigkeit umstößt, und die andere mit dem Fuß die kostbare Vase. Da möchte man doch am liebsten gar nicht hingucken.
Im selben Jahr 1866 störte Courbet die Kunstgeschichte auf mit seiner skandalträchtigen „L’Origine du monde“ („Der Ursprung der Welt“).
Fünf Jahre später, 1871, war die Pariser Commune, an der Courbet beteiligt war.

Paris? Paris!

Die Bild-Fortentwicklung als eigenständiges Kunstmittel: Das mache ich jetzt auch.
Und zwar habe ich mir ausgesucht:
Das Urteil des Paris von Anselm Feuerbach (1870).
So sieht das bei mir aus:

Das Urteil des Paris von Anselm Feuerbach (Ausschnitt) variatio delectat.
Die ursprüngliche Version ging so:

..

Zwei Bilder – was fällt auf?

Neue Serie: Zwei Bilder – was fällt auf?


Zwei Bilder.
Am selben Ort? Ja (nämlich in Bonn).
Am selben Tag? Nein.
Dieselbe Person? Ja (kennen Sie, oder sie würden sie vielleicht gern kennen).
Derselbe Fotograf? Ja.

1 Ort, 2 Tage, 1 Model, 1 Fotograf.
Was fällt auf?
Beim oberen Bild fehlt an dem Stuhl die Rückenlehne.