Gewalt gegen Sinte:zze und Rom:nja – Der legitimierte Rassismus

Ein weiterer Veranstaltungshinweis:

Die Thematisierung von Rassismus führt immer wieder zu reflexhaften Abwehrhaltungen. So auch in Duisburg. Doch auch hier ist es unerlässlich, dass eine gesellschaftliche Sensibilisierung gegenüber den Wirkungsweisen verschiedener Rassismen stattfindet. Das bedeutet, auch den Rassismus gegen Sinte:zze und Rom:nja in den Blick zu nehmen.
Dies ist notwendig, da beispielsweise die „Wohnungsfrage“ in problematisierten Stadtteilen immer wieder als „Sicherheitsfragen“ diskutiert wird. Gleichzeitig wird Armut ethnisiert, Migration kriminalisiert und Menschen strukturell entrechtet. Dabei wird der Alltagsrassismus, der den Menschen begegnet, wenn sie eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz suchen, ebenso ausgeblendet wie die Tatsache, dass sie sich das Leben in Prekarität nicht freiwillig ausgesucht haben. Die Verstrickungen von Diskriminierung in Schulen, im Kontakt zu den Ämtern, Polizei etc. müssen hier mit einbezogen werden.
Nach der pogromartigen Belagerung und Räumung der Häuser „In den Peschen“ im Jahr 2014, der rassistischen Verdrängung von Rumän:innen und Bulgar:innen aus Marxloh 2018 und 2019 und zuletzt den Zwangsräumung der Gravelottestraße und Brückenstraße in Duisburg Hochfeld, hat sich strukturell wenig zum Besseren verändert. Neu ist allerdings, dass die zwangsgeräumten Bewohner:innen in Hochfeld öffentlich über ihren Frust und ihre Wut reden,

und die Menschenrechtsverletzungen deutlich benennen: https://www.youtube.com/watch?v=Y9BPklc0Oag&ab_channel=NetzwerkHochfeld.
Und genau an diesem Punkt setzt das Podiumsgespräch mit dem ausgewiesenen Expert:innenkreis an: Wir wechseln die Blickrichtung – not about us, without us.
Wir wenden uns von dem dominierenden und stigmatisierenden Blick der Mehrheitsgesellschaft ab. Stattdessen wenden wir uns hin zu einer Rassismusanalyse, die Sinti:zze und Rom:nja nicht länger zu einem dehumanisierten Objekt macht, sondern sie als selbstbestimmte Subjekten ernst nimmt. Die Expert:innen auf dem Podium werden aus ihren jeweiligen Professionen und Position heraus strukturellen Rassismus aufzeigen und hierbei insbesondere auf die Situation in Kindergärten und Schulen, auf den Wohnungsmarkt und der Stadtentwicklungspolitik eingehen, auch am Beispiel Duisburgs. Weiter fragen wir unter anderem nach der Ursache der rassistischen Gewalt, die nicht bei den Betroffenen, sondern immer bei den Täter:innen zu suchen ist.
Was braucht es demnach für Ausgangsbedingungen, um eine Gesellschaft zu erreichen, in der wir alle ohne Angst verschieden sein können? Ein erster Schritt ist es, Formen des Zuhörens zu organisieren, in dem die Perspektiven und Positionen der von Diskriminierung und Rassismus Betroffenen angehört und ernst genommen werden – und eigene Privilegien kritisch hinterfragt werden.

Wir freuen uns sehr auf dem Podium begrüßen zu dürfen:

Ismeta Stojkovic, Amaro Drom e.V.
Roxanna-Lorraine Witt, save space e.V.
Amdrita, Familien- und Traumatherapeutin, save space e.V.
Burak Yilmaz, Pädagoge und Autor
Melih Keser, Laissez-passez e.V.

Moderation:
Serçe Berna Öznarçiçeği, Čirikli
Begrüßung:
Lena Wiese, SGDV e.V.

Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit Amaro Drom e.V. und dem Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung konzipiert.
Auf der Veranstaltung werden wir auf die Einhaltung der AHA-Regeln achten, ein entsprechendes Hygienekonzept ist vorhanden. Weiter bitten wir darum, dass die Teilnehmer:innen der Veranstaltung entweder getestet, genesen oder geimpft sind. Die Veranstaltung wird gleichzeitig live übertragen, für all diejenigen, die nicht vor Ort sein können oder dies unter den momentanen Bedingungen nicht möchten.
Die Veranstaltenden behalten sich bei allen Veranstaltungen vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
Als Verein für die solidarische Gesellschaft der Vielen haben wir uns gegründet, um uns für eine antirassistisch-emanzipatorische Gesellschaft einzusetzen, in der wir Alle ohne Angst verschieden sein können. Als Migrant:innenselbstorganisation wollen wir migrantisierte und marginalisierte Perspektiven und Positionen in gesellschaftlichen Debatten stärken und Gegennarrative zu dominanzgesellschaftlichen Einheitserzählungen ermöglichen und fördern. Darüber hinaus ist es uns ein zentrales Anliegen, die Selbsthilfe für von rassistischer, diskriminierender, sozialer oder ökonomischer Ausgrenzung betroffenen Menschen zu stärken. Dafür wollen wir langfristig Räume zur Verfügung stellen und Angebote und Projekte schaffen, um gemeinsam gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. Denn Solidarität basiert auf Austausch und Vernetzung. Dafür wiederum bedarf es Orte, an denen sich Menschen kennenlernen, sich zuhören, diskutieren, gegenseitig helfen, vernetzen, organisieren und feiern können.

https://sgdv.org/2021/07/08/podiumsgesprach-gewalt-gegen-sintezze-und-romnja-der-legitimierte-rassismus/

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