Gleich drei Kommentare trafen ein, innerhalb kurzer Zeit, alle bezogen auf ein Notat. Alle drei waren von einem Verfasser. Der erste, das war der eigentliche Kommentar, den er loswerden wollte. Ein paar Minuten später kommentierte er so:
„Warum wurde mein Kommentar von heute Vormittag herausgenommen?“
Und wieder etwas später:
„Jetzt plötzlich ist mein erster Kommentar drin. Ziemlich merkwürdig finde ich das.“
Merkwürdig in der Tat. Wer weiß, was er da gesehen und für seinen „ersten Kommentar“ gehalten hat. Er wurde auch nicht „herausgenommen“, sondern gar nicht erst hineingenommen. Er konnte nie und wird nie in diesem Weblog erblickt werden.
Der Kommentator hat erwartet, daß ein Kommentar, sobald er abgeschickt ist, sofort hier erscheint. Es funktioniert aber anders. Kommentare erscheinen erst, wenn ich sie freigeschaltet habe, und da ich nicht meine ganze Zeit mit Gestaltung und Moderation meiner Seite verbringe, kann das dauern. Oder, wie in diesem Fall, erscheint er bei mir gar nicht.
Gleich in meinem allerersten Notat vom 1. Juni habe ich mitgeteilt: „Kommentare sind willkommen, sofern sie der Information und Weiterentwicklung dienen. Sie werden nach Prüfung freigeschaltet. Trolle sollen nicht gefüttert werden.“ Widerspruch und Gegenrede sind damit nicht ausgeschlossen. Aber ich will bei meiner Nutzung des weltweiten Gewebes nicht in Kauf nehmen müssen, daß damit – etwa – Fanatiker gegensätzlicher Positionen ausgerechnet hier sich gegenseitig hochschaukeln und an eine Mitteilung einen Rattenschwanz dranhängen, oder – wie in diesem Fall – , daß der rüpelhafte Ton, der im Netz nun einmal sich ausbreitet, auch in meinem Hause erschallt. Was jetzt erschallt, ist meine Stimme, und zwar laut: HIER HERRSCHT EIN FREUNDLICHER TON! In der Frage, ob ich ein Idiot beziehungsweise geistig verwirrt bin, ist meine eigene Aussage von hinreichendem Gewicht.
„In der DDR hatte ich 40 Jahre keine Meinungsfreiheit und nun erlebe ich im Jahr 2012 im meinungsfreiheitlichen Deutschland so etwas“, beschwert sich der Mann, und er fragt: „Soll ich damit mal an die Presse gehen?“
Von dem Preis, zu dem die Freiheit der Meinung zu erwerben ist, wird hier sicherlich noch oft die Rede sein. Nur so am Rande sei bemerkt, daß die Freiheit der Meinung verknüpft ist mit dem Recht, sich aus allgemein zugänglichen Quellen zu informieren. Allgemein zugänglich wurde hier darüber informiert, nach welcher Regel hier Kommentare erscheinen oder nicht. Der sich im Jahr 2012 mit dem Bonus eines „Opfers eines totalitären Systems“ ausstaffiert hat, übersieht, daß das Nichtfreischalten eines Kommentars nur der zweitschlimmste Tort ist, den ich ihm antun kann. Er ist einer weitaus größeren Gefahr ausgesetzt, nämlich, von mir zitiert zu werden.
„So etwas“ muß er im Jahre 2012 erleben: zu erfahren, daß nicht einfach mal so von der Freiheit, seine der Meinung zu äußern, der Anspruch hergeleitet werden kann, daß ich ihm dazu mein Medium zur Verfügung stelle.
Ob er damit mal an die Presse gehen soll? Ich rate ihm: Nur zu! Am besten, Sie wenden sich damit an die Tagesschau.