Der letzte Tatort war sogar ein Zweiteiler (9. und 16. Dezember). Es ging um Zwangsprostitution, ein brisantes Gesellschaftsthema. Das ließ schon Schlimmes befürchten.
Maria Fürtwangler in der Rolle der Oberhauptkommissarin Charlotte Lindholm in Hannover mit ihrem zum Dauerscheitern verurteilten Liebesleben jedesmal! Das langweilt nicht erst nach dem soundsovielten Aufguß. Und immer wieder: Wohin mit ihrem Kind? Jaja! Das Problem, „Kind & Karriere“ unter einen Hut zu bringen! (Wie wäre es denn mal damit, auf beides zu verzichten? Beziehungsweise: die Gleichsetzung von „Arbeit“ und „Karriere“ in Frage zu stellen und sich die Zeit zu nehmen, über den Unterschied zwischen „vorwärts“ und „aufwärts“ nachzudenken).
Diese Liebesszenen! Mit diesem Langweiler! Dieses Geschmuse! Das war so verkrampft, so unecht! Maria Färtwungler als Verliebte! Da kann man ja genausogut den Steinbrück als James-Bond-Darsteller nehmen.
Zum Tatort gehörte mal: Realitätsbezug und eine intelligente Handlung (unter Verzicht auf Knalleffekte). Zutaten: Zeitkolorit, Lokalkolorit, ein bißchen Komik, ein bißchen Erotik, ein bißchen Gesellschaftskritik – von keinem zu viel.
Aber wie soll das mit der Erotik hinhauen, wenn Charlotte Lindholm die abliefern soll und sich in den Schmuse-Szenen anstellen soll wie ein Teenager?
Der Niedergang der TV-Krimi-Serie Tatort begann, als den Ermittlern ein Privatleben verpaßt wurde. Bei Schimanski ging das, weil man das bei dem kaum als „Privatleben“ bezeichnen konnte. Bei Haferkamp ging das, da war es noch originell. Bei allen anderen funktioniert es nicht.
Mit „Gesellschaftskritik“ im Tatort ist es nicht weit her, seitdem er dem „Ausgewogenheitsgebot“ des öffentlich-rechtlichen Konsens unterliegt und sich im Appell an das gute Gewissen erschöpft: Alles könnte gut werden, wenn wir alle uns korrekt verhalten würden. Es werden gern „Themen“ „angepackt“, die „unter den Nägeln brennen“, weil man glaubt, auf künstlerische Substanz käme es dann nicht mehr so sehr an.
In diesem Fall: Charlotte Lindholm ist nach Weißrußland gefahren. Dort, in einem dunklen Keller, hält ihr der korrupte Polizist plötzlich eine Pistole an und Kopf. Und just in dem Moment, tausend Kilometer fern der Heimat, tritt aus dem Nichts der Liebhaber als Retter in Erscheinung (war wohl gerade zufällig vorbeigekommen). Das ist ja wohl die größte Unverschämtheit, die je in einem ARD-Drehbuch durchgewunken wurde!
Nicht genug!
Anschließend Gesprächsrunde zum Thema bei Günther Jauch. Natürlich mit – wie kann es anders sein – Alice Schwarzer. Leute, die meinen, sie hätten ständig das Wort, kann ich sowieso nicht leiden, erst recht, wenn sie meinen, das Nichtvorhandensein von Kompetenz mit Geschwätzigkeit ausgleichen zu können. Sie rühmte sich, sie sei in ihrem Leben doch stets die Vertreterin von Minderheitenpositionen gewesen. Ausgerechnet die, das Ehrenmitglied sämtlicher deutscher Karnevalsvereine! Bevor die sich zu Frauenthemen ausläßt, sollte man sie vielleicht erstmal aufklären: Das Wort heißt Pro-sti-tu-tion. Die sagt dauernd „Prostution“ und „Prostuierte“. Die hat keine Ahnung wovon sie redet. Die kennt noch nicht einmal die richtigen Ausdrücke.
Einen Lichtblick gab es an dem Sonntagabend dann doch noch. Dafür sorgte Renate Künast. Als die Schwarzer sie in gewohnt plumper Vertraulichkeit „Renate“ nannte und mit „du“ ansprach, sagte die Künast finster: „Wir brauchen uns nicht zu duzen.“
P.S.: Ich war noch nie im Puff. Aber nicht, weil ich ein guter Mensch bin, sondern weil ich dafür zu geizig bin.