In der Frankfurter Rundschau las ich, daß sich die Kreativität gegen ihre Jünger richtet:
„Kreativität, in den 70er-Jahren war das noch eine weitgehend verschüttete, brachliegende Ressource. Es galt, diese fachlich geschulten, disziplinierten, entemotionalisierten, aschgrauen Angestelltensubjekte einmal gründlich durchzuschütteln, damit sie sich daran erinnern, dass sie auch über solche Eigenschaften verfügen.“
Ach, ja? Ich dachte, es hätte gegolten, diesen fachlich geschulten, disziplinierten, entemotionalisierten, aschgrauen Angestelltensubjekten nahezulegen, daß sie die Klappe halten sollen.
„Es geht nicht mehr um Bohème, darum, dass man kreativ und ungewöhnlich sein will, man soll es auch. Die creative industries und die creative economy zählen zu den Kernbereichen der Wirtschaft der Gegenwart und allen Prognosen nach erst recht der Zukunft.
Es ist ein merkwürdiger Zustand. Denn eigentlich waren die ‚Kreativen‘ einmal die, die „dagegen“ waren, ‚andere‘ Positionen hatten, subversiv, verweigernd, manchmal sogar anarchisch. Aber irgendwie ist der Traum von der schönen, nicht entfremdeten Existenz zu einem hysterischen Dauerzustand kreativer Neuerfindung mutiert. Der Markt giert unaufhörlich nach Neuem, Strittigem – und die Begabungen der Kreativen bestehen ja eben darin, auf strittige Ideen zu setzen, sich selbstbewusst im Dissenz zur Mehrheit zu befinden. Mit etwas Glück also und einem gewissen Willen zur Selbstvermarktung wird man genau mit dem Strittigen und sich Verweigernden erfolgreich. Nur ist das, auch wenn es sich am unschuldigen Anfang dieser Illusion hingeben mag, nicht mehr Subkultur, sondern Mainstream. Aber was sollte die Alternative sein? Welch großartigere Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten könnte es geben als die kreative?“
Sie holt uns immer wieder ein, die Frage, ob Kritik an den Zuständen die Zustände bestätigt, ob man durch den Widerstand das, dem widerstanden wird, festigt, ob Subversion die Zustände zementiert. Lauert hinter jeder Laterne ein Marktstratege, der die Kreativität aus mir heraussaugt? Ist mein Widerspruch gegen die uninspirierte Mehrheit der Mehrheit ein sanftes Ruhekissen? Ist Kreativität, gemessen an ihren Zielen, unkreativ?
WAS TUN sprach Zeus?
Ich habe die Lösung: Ich tu was ich will.