„Was wir heute bauen sind die Slums von morgen.“ (Mitscherlich)
Duisburg ist die Stadt der kurzen Wege, wenn man eine Besichtigungstour der Bauskandale veranstalten will. Küppersmühle, Landesarchiv, Bibliothekneubau, Mercatorhalle: das hat man alles schnell abgeschritten.
Ein weiterer Bauskandal droht der Stadt jetzt verloren zu gehen. Dabei handelt es sich nicht um einen solchen, bei dem Intrigen, Mauscheleien, Murks und finanzielle Unregelmäßigkeiten eine Rolle spielen. Hier sollte die Stadtentwicklung ganz normal und wie gewohnt ablaufen.
Am Anfang war die Idee, die A59, die am Bahnhof entlang führt, zu überdachen. Warum? Weiß kein Mensch.
Das sah dann so aus:
Wat nu?
Irgendeinen Bombastik-Bumm-Komplex draufbauen, irgend so’n Dingen, dessen Leerstand und Verfall schon begonnen hatte, bevor der erste Strich auf den Plan gezeichnet wurde. Damit wurde „Multi Development“ betraut. Wenn eine Firma schon so heißt…
Wenn eine Firma schon so heißt, dann ist der zuzutrauen, daß die die Mercatorstraße in eine Betonschlucht verwandelt und die Baumallee als Hindernis für ihre gigantische Enturbanisierung auffaßt. Und so sollte es dann auch kommen: Die Platanen, die den Abschnitt der Mercatorstraße säumen, der am Bahnhof entlangführt, sollten kurzerhand der Gigantomanie weichen.
Das war den Duisburgern – jedenfalls vielen von ihnen – dann doch zu viel. Sie hatten wenig dafür übrig, daß mit der Mercatorstraße wohl etwas ähnliches angestellt werden sollte wie mit dem König-Heinrich-Platz. Nach der Verlangweilung der Innenstadt durch einfallslose Fußgängerzonisierung von Königstraße und Sonnenwall sollte nun noch ein weiterer Rest von Urbanität auch noch den Drauflosplanern in die Hände fallen? Ein Bürgerbegehren gegen diese Planung wurde vorbereitet.
Jetzt stand in der Zeitung: Die Verplanung ist aufgegeben. Die Multi-Developmänner wollen das Grundstück nicht mehr haben. Wenn da mal was geplant wird, dann so, daß der Baumbestand unberührt bleibt.
Prompt regten sich die Knallköppe per Leserbrief auf. Hier würden Investoren vergrault. Denen hat man was von den heilsbringenden „Investoren“ erzählt, und das glauben die.
Der „Investor“ ist der Klapperstorch für Erwachsene.