Neu in der Weltbühne: Freunde erinnern an Franz Josef Degenhardt

Eine Neuerscheinung, die ich mit Stolz vorstelle, ist die Doppel-CD „Franz Josef Degenhardt: Freunde feiern sein Werk“ – Ausschnitte aus dem Konzert im Schiffbauerdamm-Theater in Berlin, das für den 80. Geburtstags von Franz Josef Degenhardt vorgesehen war, dann aber zu einem Gedenkkonzert wurde.


Ich zitiere den Text, mit dem der Schallplattenverlag diese Aufnahme vorstellt:
Ein Geburtstagskonzert sollte es eigentlich werden. Ein großer, auch bunter Abend für den wohl wichtigsten deutschen Liedermacher. Aber dann konnte Franz Josef Degenhardt sein 80. Lebensjahr doch leider nicht mehr vollenden, nachdem er am 14. November 2011 verstorben war. Und so standen sie am 19. Dezember fast vier Stunden lang zum Abschied auf der Bühne am Schiffbauerdamm vor ausverkauftem Haus. Die Tickets waren im Nu vergriffen – und die, die keins mehr abbekommen hatten, konnten in Nebenräumen auf Leinwänden mitverfolgen, wie 25 Kollegen unterschiedlichster Provenienz sowie Musiker und Mitglieder des Berliner Ensembles den Komponisten, Texter und Schriftsteller Degenhardt zelebrierten. Warum das Publikum danach nicht anders konnte, als mit stehendem Applaus zu danken, lässt sich nun auch auf einer Doppel-CD nachhören, welche die schönsten Momente dieser etwas anderen Tribute-Veranstaltung dokumentiert.
Der nun posthum Geehrte war zunächst wenig begeistert von der Idee, sich einen Abend lang groß feiern zu lassen. Doch das Konzept überzeugte ihn denn doch. Denn die Beteiligten verneigten sich nicht nur mit einem persönlich gewählten Degenhardt-Stück vor „dem Meister“, wie ihn sein alter Weggefährte und Freund Hannes Wader nennt, sondern gaben auch eigene Lieder zum Besten, aus denen nicht selten ganz viel „Karratsch“ (so nannten ihn die Freunde) spricht. Beeindruckend und berührend ist die Nachlese dieses gelungenen Abends am Bertolt-Brecht-Platz aber nicht nur, weil der Geist des Mannes aus Schwelm in Westfalen im Schaffen vieler anderer weiterlebt, sondern weil er dabei auch längst in der übernächsten Generation angekommen ist.
So wird dieser Konzertmitschnitt gleich mal von Max Prosa eröffnet, der mit gerade mal 22 Jahren schon zu den gewichtigsten, neuen Stimmen dieses Landes gehört und mit kraftvoller Poesie „Die Abgründe der Stadt“ besingt. Oder später der amerikanische Wahl-Berliner Daniel Kahn, der Degenhardt’s „Die alten Lieder“ mit seinem eigenen „The Good Old Bad Old Days“ in der Tradition des jiddischen Protest-Songs auch mal hübsch konterkariert. Doch ist natürlich auch die Degenhardt-Generation prominent vertreten. Etwa mit Gisela May, die – von Konstantin Wecker im Publikum entdeckt – mal eben ganz spontan auf die Bühne kam und selbst mit einem kurz improvisierten „Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens“ ihrem Ruf als herausragende Weill / Brecht-Interpretin gerecht wird. Oder auch mit Zeremonienmeister Wecker, der Degenhardt’s „Weiter im Text!“ singt, um dann gemeinsam mit Prince Chaos II die Parole „Empört Euch!“ auszugeben.
Und irgendwo dazwischen steht dann Wiglaf Droste, der große, lustvolle Provokateur, der mit der ungebrochen aktuellen Faschismus-Parabel „Wölfe mitten im Mai“ eben auch ganz persönliche Erinnerungen verbindet, an einen 1. Mai in Kreuzberg Ende der 1980er, samt folgendem U-Haft-Aufenthalt. Der aber auch gern gleich an den scheinbar anderen Franz Josef Degenhardt erinnert, der „die Liebenden steigen in den gleichen Fluß und küssen sich in den Fluten“ textete. Die Poesie dieses außergewöhnlichen Mannes drehe sich, so Droste, „in aller politischen Entschiedenheit, um die Lebenssaftigkeit im Hier und Jetzt, um die Feier des Daseins an jenem ‚Tisch unter Pflaumenbäumen‘, den er besang. Von der Aussicht auf ein besseres Leben irgendwann einmal läßt sich schließlich nicht leben, das muß man gleich tun.“ Franz Josef Degenhardt tat es. Bis zum letzten Atemzug kurz vor seinem 80. Geburtstag.
Max Prosa, Gisela May, Barbara Thalheim, Wiglaf Droste, Götz Widmann, Dota Kehr, Goetz Steeger, Kai Degenhardt, Frank Viehweg, Joana, Daniel Kahn, Konstantin Wecker, Prinz Chaos II., Jan Degenhardt, Hannes Wader.

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Diese CD ist, wie alle unsere Angebote, auch im Versand erhältlich.
Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.

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