Demokratie-Kalender

Termine für die Demokratie.
Maggy Wösthoff schickte mir eine Liste mit Terminen in Duisburg. Sie sagt: interessante, herzerwärmende, zum Nachdenken anregende Veranstaltungen, die eins gemeinsam haben: die laute und leise Aufforderung zum Handeln.
Seht selbst:

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Ostermarsch Ruhr Reportage

Ich ging zum Ostermarsch Ruhr, Auftaktkundgebung in Duisburg, wie versprochen …
… und ich sah, daß doch noch eine Bühne organisiert worden war, auf der Schlagzeug und Keyboard aber nicht mehr draufpassten.
Die DFG-VK war sehr präsent. Den Geschäftsführer des Landesverbandes (links) und den Leiter des Bildungswerks (Rücken zur Kamera) treffe ich gern.
Haben Sie mal überlegt, vielleicht Mitglied der DFG-VK zu werden? „Finaly, why not?“ (John Lennon).
Wilfried Porwol (links, mit Bart) ist als Künstler darauf spezialisiert, Kriegerdenkmäler zu verändern.
Die Teilnehmerzahl war in diesem Jahr wohl höher als im Jahr zuvor.
Zusammenhänge sichtbar machen.
Die jüngere Generation macht sich beim Ostermarsch rar. Darauf wäre zurück zu kommen. (Ich will damit nicht sagen, daß die älteren Herrschaften nicht kommen sollen).
Urbanität: Im Hintergrund Blick in den Sonnenwall. Moderne und historische Architektur können miteinander harmonieren.
Infostände, und: Verbreitung von Materialien (hier: VVN). Ich weiß, daß manche Leute (sofern mit Gedächtnis) die legendären Stände der DFG-VK Duisburg („Antimilitaristischer Buch-Basar“ in Kooperation mit Buchhandlung Weltbühne) vermissen.
Das durfte ja nicht fehlen. Das ominöse Duisburger „Palästina-Komitee“. Die können kein Wässerchen trüben.
Verkünder der halben Wahrheit (der kleineren Hälfte). Die Parole „Kauft nicht bei …“ weckt Assoziationen – beziehungsweise wird per Amnesie verdrängt (die wissen nicht was sie tun, und darum wissen die auch nicht, was sie da sagen). Der Anti-Imperialismus der dummen Kerls.
In Frankfurt – so berichtet die FR – stürmten Leute, die sich für Freunde der Palästinenser halten, die Bühne und verlangten, Israel zu bombardieren. Passend zum Ostermarsch.
Im Bild vorn links: Die Geschichte von dem geheimen Staubsauger entspricht anscheinend der Wahrheit.
Die beste Rede des Tages: das Grußwort des DGB, gesprochen von Dieter Lieske. Klare Aussagen, kurze Sätze, kein Wort zu viel, verständliche Sprache (der Gewerkschafter weiß, wie man vor vielen spricht, um etwas klar zu machen). Die freie Rede dauerte keine 5 Minuten, und es wurde alles Wesentliche gesagt. Er sprach über die Demonstration der 15.000 im März und hob die Vordringlichkeit des Kampfes gegen den Faschismus im Kampf für den Frieden hervor und ließ – als die Opfer der Naziherrschaft – Kommunisten, Sinti und Roma, Schwule nicht unerwähnt. Und er nannte die Hamas eine Terror-Organisation und deren Aktion am 7. Oktober ein Massaker. Das gefiel nicht jedem auf dem Platz.
Ja.
Der „Hauptredner“ Rainer Braun (für den man kein Mikrophon hätte hinstellen müssen) hielt seine Rede und ein Manuskript in der Hand, von dem er aber nicht ablas, und so wollte die Rede auch kein Ende finden.
Keine Informationen, sondern: Parolen. Kein inspirierender Gedanke, sondern: Fuchteligkeit.
Als danach dann noch einer von der Sabotage-Truppe BSW als Mikrophon gelassen wurde, bin ich gegangen.

Ostermarsch mit Ostertrench


So mach ich das immer.
Am Ostersamstag gehe ich in Uniform zum Ostermarsch Ruhr (Kuhstraße/ Kuhlenwall): Trenchcoat, ein Satz Reserve-Akkus, DFG-VK-Plakette und Ostermarsch-Button von ‘nem anderen Jahr.
(So konnte man mich ja auch vor 1 Jahr mit (un)gehaltener OM-Rede hören&sehen. Die ist und bleibt leider aktuell – obwohl immerhin die Düsseldorfer Schwurbel-Show nicht ins Programm aufgenommen wurde. Aber: In Herne konnte man sich nicht entblöden, einen vom BSW reden zu lassen).
Den Trench trage ich nur 1 mal im Jahr: Ostersamstag.
Programm mit Orten & Daten morgen in diesem Weblog.

Ostern Rhein & Ruhr 2024? Vorwärts der Marsch geht lo-ho-hos!

Die Leitung der Buchhandlung Weltbühne hat beschlossen, ein Plakat für dem Ostermarsch RheinRuhr in das Schaufenster zu tun.

Wenn man sich mit festem Mut
ein Plakat ins Fenster tut.

(Programm, Termine nächste Tage in diesem Weblog)

Demonstration gegen Rechts in Duisburg

am Samstag, 2. März 2024
Theater der Realität.

Demokratie braucht Demokraten.
Und auch Omas, die sich (und uns) daran erinnern, daß sie nicht zum „alten Eisen gehören“.

Als der Demonstrationszug sich in Bewegung setzte, läuteten die Glocken der Liebfrauenkirche. Ein paar hundert Meter entfernt wurde – als Zeichen der Solidarität – der Stdtwerketurm in den Regenbogenfarben angestrahlt.

Die VVN – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten – wird gebraucht und braucht Unterstützung!

Damit an den 8. Mai als Tag der Befreiung erinnert wird, und an Esther Bajarano.

Wo wir aufkreuzen, hat die Phantasie keine Grenzen.

Mit Musik wird alles deutlicher.

Nicht vom Blatt, sondern in freier Rede, und auch ohne Blatt vor dem Mund. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas fand sehr eindeutige Worte.

SEI EIN MENSCH!

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FFF & Ver.di

Einen Tag vor der mit Spannung & Vorfreude erwarteten Demonstration gegen alles was rechts ist fand eine kaum weniger wichtige Demonstration statt:
Ein historisches Bündnis für soziale Ökologie.
„Mehr ÖPNV ist gut für uns alle“
Das findet die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Ver di,
und das findet die Klimabewegung Fridays for Future.
Fotos von der Königstraße in Duisburg (© Merkfoto Hafenstaedter)

ver.di und Fridays for Future wollen mit den bundesweiten Aktionen auf die Bedeutung des ÖPNV im Kampf gegen den Klimawandel aufmerksam machen. „Ohne eine echte Mobilitätswende werden wir den Klimawandel nicht in den Griff bekommen“, erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Seit 2019 sprechen Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister von Bund und Ländern von einer Verdoppelung des ÖPNV bis 2030. Doch nach Jahren der Diskussion gibt es noch nicht einmal eine Idee, woher das Geld für diesen Ausbau kommen soll, geschweige denn eine Ausbaustrategie. Stattdessen schieben Bund und Länder die Verantwortung immer wieder hin und her“, kritisierte Behle.
Ver.di-Presseerklärung

Standardtitel in der Weltbühne: Hermann L. Gremliza: Haupt- und Nebensätze

„Rettet Konkret“ lautet der unverhohlene Alarmruf auf Seite 8 der neuen Ausgabe.
Der ganzen linken Presse geht es schlecht, und darum war dieser Appell nicht wirklich eine Überraschung.
Konkret lese ich seit meinem 16. Lebensjahr (das Blatt erschien damals, 1966, noch unter der Regie von Röhl – seit 1974 unter der Regie von Gremliza). Mir liegt an dem Blatt, das mir in früher Phase half bei den frühen Schritten zu einem kontrapunktischen Denken.
Um Konkret zu helfen, habe ich für die heutige Buchempfehlung ein Buch ausgesucht, das im Buchprogramm des Verlags erschienen ist.
Und: Es geht ja auch darum, das Lebenswerk des Konkret-Herausgebers zu retten.
Darum weise ich heute hin auf:
Hermann L. Gremliza: Haupt- und Nebensätze
Verlag KVV „konkret“. 130 Seiten. 15 Euro
So stellt der Verlag das Buch vor:
»Das andere, bessere Deutschland gibt es nicht. Was es gibt, sind die Deutschen und ein paar Menschen, die auch in dieser Gegend wohnen.« Für diesen Band hat Gremliza Gedanken aus den letzten zwei Jahrzehnten gesammelt und neu gefasst: über Sommermärchen und Winteralpträume, über deutsche Unglücksfälle auf G (wie Gauck, Gabriel, Gysi), über deutsche Verbrechen gegen die Menschheit und andere Exportschlager.

Auch Libellen haben einen Vater (habent sua fata libelli): In diesem Fall: Der Titel erschien zuerst bei Suhrkamp. Gremliza entzog dem Verlag den Titel, weil er nicht dulden wollte, daß seine Arbeit in der Nachbarschaft von Uwe Tellkamp steht.

Man kann dieses Buch als Aphorismen-Zyklus bezeichnen. Aber es enthält Texte von unterschiedlicher Länge. Man kann es zur „Lektüre für Minuten“ nutzen. Man kann das Buch an beliebiger Stelle aufschlagen und pardon – „darin herumlesen“. Die Lektüre fordert heraus – mitunter zum Einspruch, aber das spricht nicht gegen das Buch.

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KONKRET MUSZ BLEIBEN !
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !
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„Ein Problem in der Mitte der Gesellschaft“

„In vielen Städten gehen gerade Tausende Menschen gegen die AfD auf die Straße! […] Die Recherche von Correctiv über das Geheimtreffen von hochrangigen Funktionären der AfD, Neonazis, Unternehmern und zwei CDU-Mitgliedern hat zurecht viele alarmiert: Die Säuberungsphantasien, Vertreibungspläne und ein gleichzeitiges Umfrageallzeithoch der AfD sorgen für Empörung und spontanen Protest.“

„Ein Problem in der Mitte der Gesellschaft
Menschenverachtende Einstellungen sind kein Alleinstellungsmerkmal der AfD! Umfragen zeigen seit Jahren, dass extrem rechte Positionen in der Mitte der Gesellschaft weit verbreitet sind. Sie manifestieren sich in rassistischen und ausgrenzenden Strukturen.
Es braucht eine klare Absage, wenn Parteien der sogenannten Mitte versuchen, Wähler*innen der AfD durch Übernahme rechter Forderungen und rechtspopulistischer Rhetorik zurückzugewinnen, statt solidarische Antworten auf soziale und ökonomische Fragen zu finden. Davon profitiert am Ende nur die extreme Rechte – durch eine Normalisierung ihrer Positionen und eine von rechts polarisierte Gesellschaft durch eine erfolgreiche Diskursverschiebung. Merz rassistische Ausfälle und Lügen darüber, dass u.a. Geflüchtete das Gesundheitssystem ausnutzen würden, führen genauso wenig zu einem Stimmenzuwachs oder gar zu einer gerechteren Gesellschaft wie die Forderung des SPD-Kanzlers Scholz ‚im großen Stil‘ abzuschieben oder die sozialdarwinistischen Angriffe von Bundesminister für Arbeit und Soziales Heil (SPD) oder der FDP auf Bezieher*innen des Bürgergeldes und die Ausführungen des FDP-Finnazminister Lindner mit seiner Hetze gegen Erwerbslose und Geflüchtete. Die Kritik an rechtspopulistischen Anbiederungsversuchen ließe sich endlos fortsetzen. Der Preis, den CDU wie Ampel dafür zahlen, ist, dass sie den rassistischen Diskurs verschärfen und den Rechten in die Hände spielen. Das Ansteigen rassistischer, antisemitischer und sozial-darwinistischer Angriffe ist eine Folge dieses Diskurses.“
Düsseldorf stellt sich quer

Anti-AfD-Demo in Düsseldorf am 27. Januar

Das DGB-Haus in Düsseldorf befindet sich auf der Friedrich-Ebert-Straße 34
Anreise mit der Bahn:
Ausstieg Düsseldorf-Hauptbahnhof
Ausgang Richtung „Konrad-Adenauer-Platz“
ca. 300 m geradeaus auf der rechten Seite befindet sich das Gewerkschaftshaus (erkennbar an dem DGB-Logo).

Ich würde an dem Samstag auch gern in Düsseldorf dabei sein.
Wer dahin geht: Grüßt die Demo von mir!

Unwort des Jahres

Die Gesellschaft für deutsche Sprache teilte mit: Das Unwort des Jahres ist „Remigration“.
Das Wort sei „als rechter Kampfbegriff, beschönigende Tarnvokabel und ein die tatsächlichen Absichten verschleiernder Ausdruck“ gebraucht worden. „Die Neue Rechte zielt mit dem Wortgebrauch darauf ab, kulturelle Hegemonie und ethnische Homogenität zu erlangen. Das, was mit der Verwendung des Wortes gefordert wird, verletzt freiheitliche und bürgerliche Grundrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte. Das Eindringen und die Verbreitung des vermeintlich harmlosen und beschönigenden Ausdrucks in den allgemeinen Sprachgebrauch führt zu einer Verschiebung des migrationspolitischen Diskurses in Richtung einer Normalisierung rechtspopulistischer und rechtsextremer Positionen“, kritisierte die Jury.

Zur Lektüre, zur Vertiefung empfohlen:
Von „Umvolkung“ zu „Remigration“ von Helmut Kellershohn,
nachzulesen auf der Seite des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS):

http://www.diss-duisburg.de/2024/01/von-umvolkung-zu-remigration/

Bitte achtet auf die Veröffentlichungen des DISS, die in diesem Weblog immer wieder vorgestellt und empfohlen werden und die in der Buchhandlung Weltbühne zu kriegen sind. Dort ist auch das DISS-Journal erhältlich.
Beim nächsten Besuch in der Weltbühne DISS-Journal mitnehmen (kost’t 4 €).

Wer unter diesem Notat auf das Schlagwort DISS klickt, erfährt, daß Wissenschaft und Beschäftigung mit Wissenschaft spannend sein kann.

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Neu in der Weltbühne: Frauen! Leben! Freiheit! Narges Mohammadi

Neu in der Weltbühne: Narges Mohammadi: Frauen! Leben! Freiheit! Wie wir unsere Stimmen erheben. Frauen in iranischen Gefängnissen erzählen.
ROWOHLT Taschenbuch 320 Seiten. 14 €
Narges Mohammadi, geboren 1972, ist eine iranische Menschenrechtsaktivistin und Vizepräsidentin des Defenders of Human Rights Center. 2023 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Die Journalistin wurde aufgrund ihrer regimekritischen Haltung mehrfach inhaftiert und sitzt seit 2021 wieder im Gefängnis. Narges Mohammadi setzt sich für Frauen- und Menschenrechte und die Abschaffung der Todesstrafe ein. Außerdem hat sie sich der Aufklärung der unhaltbaren Haftbedingungen und der in Haft begangenen Verbrechen verschrieben.
Aufrüttelnde, emotionale Dokumente des Widerstands im Iran
Narges Mohammadi, Menschenrechtsaktivistin und Trägerin des Friedensnobelpreises 2023, versammelt in ihrem Buch 13 Interviews mit im Iran inhaftierten Frauen, zu denen auch die international bekannte Journalistin Nazanin Zaghari-Ratcliffe gehört. In den während der Haft der Autorin heimlich geführten Interviews zeigen sich unhaltbare Haftzustände, aber auch unglaublicher Mut, Zusammenhalt und große solidarische Stärke, die auch die in den Haftanstalten praktizierte weiße Folter nicht zu brechen vermag. Die deutsche Übersetzung ist genau wie das persische Original ein Gemeinschaftswerk unterschiedlicher Frauen. Narges Mohammadis Buch ist ein Beweis für die aktuellen Menschenrechtsverletzungen im Iran und ein Aufruf an Unterstützer auf der ganzen Welt, den Kampf nicht aufzugeben. Mit Vorworten von Natalie Amiri und Shirin Ebadi.
«Diese Erinnerungen, innerhalb des Gefängnisses geschrieben, sind ein lebender Beweis für den anhaltenden Kampf für die Freiheit im Iran.» Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin

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WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !
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Christof Jansen organisiert einen Büchertisch

Der SHB bestellte ein Kontingent Bücher für seinen Büchertisch in Kommission bei mir. Ich überbrachte einen Karton Bücher samt Liste zum Semesterbeginn. Am Ende des Semesters sollte abgerechnet werden: Was nicht verkauft war, wollte ich zurücknehmen, für alles nicht Zurückgegebene sollte ich minus Rabatt Geld kriegen.
An vier Tagen in der Woche verkauften Magda und ich Bücher an unserem eigenen Uni-Büchertisch, an einem Tag in der Woche stand der SHB auch da, und so wurden nebenan auch noch meine Bücher verkauft. Allerdings nicht viele. Der Absatz am SHB-Büchertisch hielt sich in Grenzen.
Am Ende des Semesters sollte abgerechnet werden. Aber sieh an: Alle Bücher waren weg! Na gut, da brauchte ich also nichts zurückzunehmen und konnte für die ganze Lieferung Geld kassieren.
Christof Jansen fiel aus allen Wolken. 168 Mark wollte ich haben. Soviel war gar nicht verkauft worden.
„Ja, wenn die Bücher nicht verkauft worden sind, dann müssen sie ja noch da sein. Gib sie mir zurück oder bezahl.“
Christof Jansen, in seiner lautstarken, ausschweifigen, fuchteligen Art, versprach, die Sache zu klären: „Jaaaa, ööööh, klaaar, ööööh!“
Aber daraus wurde nichts. Christof Jansen konnte mir am Semesterende weder Remittenden, noch Geld geben, und speiste mich ab mit: „Jaaaa! Ööööh, dat wird geklärt.“
Am Beginn des nächsten Semesters drängte ich erneut auf Klärung der Angelegenheit: Bücher zurück oder Geld her!
Christof Jansen: „Wieso?“
„Ja, hör mal, ich hab Bücher für euren Büchertisch geliefert, und die sind weder zurückgegeben, noch bezahlt worden. Also: Wenn die Bücher, oder ein Teil davon, noch irgendwo rumliegen, dann gib sie mir wieder, und für den Rest gibst du mir Geld. Und für alles, watte mir nich zurückgeben kannz, musse bezahlen.“
„Ach so. Jajaaa, ööööh!“
Christof Jansen stand vor diesem einfachen Problem wie der Ochse vor dem Berg. Meine wiederholten Erinnerungen an eine unausgeglichene Rechnung beantwortete er mit einem immer länger gedehnten „Ööööhh!“
Eines Tages kam die Beate G. vom SHB an unseren Büchertisch. Sie machte die Kasse.
„Wat is eigentlich los?“ fragte sie. „Die Bücher müssen noch bezahlt werden? Wieviel krisse?“
„168 Mark und 40 Pfennig.“
Beate zog ihre Geldbörse aus der Tasche, zählte mir 168 Mark und 40 Pfennig auf den Tisch, ließ sich eine Quittung ausstellen, wir unterhielten uns noch fünf Minuten, dann verabschiedete sie sich und ging, und ich konnte, ihr nachschauend, ihren schönen Hintern betrachten.
Am nächsten Tag kam Christof Jansen freudestrahlend an: „Die Bücher von dir! Ich weiß jetz, wo die sind.“
„Ja, die gehören jetzt euch.“
„Wat?“
„Ja, die sind bezahlt.“
„Hö?“
Es stellte sich heraus: Christof Jansen hatte meine Bücher in eine ganz falsche Buchhandlung „zurück“gebracht, nämlich in die Kollektiv-Buchhandlung. Dort (!) könnte ich (!) sie abholen. Ha!
„Tja,“ sagte ich, „das sind nicht meine Bücher, das sind eure Bücher. Wenn ihr die verschenken könnt, dann freuen sich die Kollegen.“
„Hö? Wat?“

Christof Jansen fuhr nach Marburg

Das war damals eine Wallfahrtsstätte der wirklichen Linken. Dort hatte Wolfgang Abendroth geforscht und gelehrt, der Prophet der SHBler, und dort forschte und lehrte immer noch Georg Fülberth. Christof Jansen kam aus Marburg zurück. Er brachte von dort Bücher für den Büchertisch des SHB mit, einen ganzen Stapel, für den er einen ganzen Stapel Geld dagelassen hatte. Es war aber nur ein einziger Titel: „Auseinandersetzungen über soziale Sicherungsmaßnahmen im Ruhrkohlebergbau 1870 bis 1890“, das Exemplar für 58 Mark. Der ganze SHB, meist ältere Semester, erfahren, reif, sympathisch, praktisch, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Nur Christof Jansen blieb fest davon überzeugt, ein Bombengeschäft gemacht zu haben. Ruhrkohlebergbau – das sei doch für eine Univesität im Ruhrgebiet genau das Richtige.

Aus: Der Gartenoffizier – 124 komische Geschichten

Fortsetzung morgen (Zweiter Weihnachtsfeiertag)

Der SHB macht Glühwein

Einige der diversen linken Gruppen an der Uni hatten sich darauf verlegt, durch den Verkauf von Getränken ihre Kasse aufzubessern. Wir verkauften immer Kaffee, einen Becher für eine Mark, aber nur bei den Uni-Feten. Manche Gruppen verkauften auch Getränke an den ganz normalen Tagen an ihrem Infostand.
Der SHB (Sozialistischer Hochschulbund) verkaufte an den kalten Wintertagen Glühwein. Nun, wer sowas mag – . Glühwein wird aus Rotwein, Zimt, Nelke und Zucker gemacht. Man kann auch das Glühweingewürz in Teebeuteln in den Wein reinhängen. Dann fliegen danach überall diese ausgelaugten, feuchten Beutel herum. Es geht aber noch einfacher: Glühwein, fertig gemischt, in Literflaschen. Das muß man dann nur noch erhitzen.
Das Wintersemester ging dem Ende entgegen. Es war draußen gar nicht mehr kalt, es war schon Frühling. Der SHB hatte aber noch ein paar Liter Glühwein in Flaschen herumstehen. Was tun? Sie aufbewahren bis zum nächsten Winter? Das wäre eine Möglichkeit gewesen.
Aber man entschied anders. Der restliche Glühwein mußte unbedingt weg. Er sollte noch bis Ende des Semesters ausgeschenkt werden, damit er wegkommt.
Der SHB, an sich eine ganz passable Gruppe, meist ältere Semester, erfahren, reif, sympathisch, praktisch, nicht so kopflos-aktionistisch wie der MSB, hatte ausgerechnet Christof Jansen mit der Organisation der Infostände betraut. Der hörte also: Wir werden Glühwein ausschenken, und er sollte das in die Hand nehmen.
Und da dachte er sich: Wenn man Glühwein ausschenken will, was braucht man da? Glühwein. Also ging er in den Supermarkt und besorgte ein halbes Dutzend Flaschen Glühwein.
So greift eins ins andere. Keine Frage: Dieser Linken gehört die Zukunft!

Aus: Der Gartenoffizier – 124 komische Geschichten

Fortsetzung morgen (Erster Weihnachtsfeiertag)

Neu in der Weltbühne: Die Küche als konkrete Utopie

Die Neuordnung der Küchen. Materialistisch-feministische Entwürfe eines besseren Zusammenlebens. kitchen politics (Hg.) Reihe: kitchen politics
edition assemblage. 192 S. Paperback. 9,80 Euro
Die Umgestaltung der Gesellschaft erfordert auch einen radikalen Umbau der Küchen.
Wie wollen wir wohnen, arbeiten, trösten, kochen, abwaschen und lieben? Für materialistische Feminist*innen des 20. Jahrhunderts waren dies keine utopischen, sondern sehr konkrete Fragen nach sozialen und räumlichen Bedingungen neuer, weniger isolierender und gewaltvoller Beziehungsweisen der Versorgung. Die Umgestaltung der Gesellschaft erfordert auch einen radikalen Umbau der Küchen, wusste Alexandra Kollontai, deren Text „Familie und der kommunistische Staat“ hier in einer neuen deutschen Übersetzung vorliegt, ebenso wie die Architekt*innen kollektiver Wohnweisen und Felicita Reuschling, an deren Arbeit wir in diesem Band erinnern.
Der Band knüpft an das Erbe un/verwirklichter Wohnutopien der sowjetischen 1920er, des Roten Wiens und der Kommunen der 1960er Jahre an, fragt nach dem Scheitern und den schweren Hypotheken dieser Geschichten wie nach ihrer Strahlkraft für zeitgenössische queer-feministische Diskussionen um nachhaltigere und glücklichere Lebensweisen. Zugleich interveniert es in die gegenwärtige Debatte um ein Recht aufs Wohnen.

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