Die Schlacht von Stalingrad ist verloren, die Alliierten sind in Italien und in der Normandie gelandet. Hitler will sich vergewissern, daß der Endsieg doch noch kommt.
Goebbels rät ihm, einen Wunderrabbi zu befragen, der die Zukunft vorhersagen kann.
Hitler läßt den Rabbi zu sich bringen und fragt ihn: „Wer gewinnt den Krieg?“
Der Rabbi antwortet: „Das ist ganz leicht zu klären. Ich muß nur eine Münze hochwerfen.
Wenn dann Zahl oben liegt, dann gewinnt England.
Wenn Adler oben liegt, dann gewinnt Rußland.
Wenn die Münze auf der Kante stehen bleibt, dann gewinnt Frankreich.
Aaaber wenn der Herr ein Wunder tut und die Münze bleibt in der Luft hängen,
dann gewinnt die Tschechoslowakei.“
Archiv für den Monat: März 2013
Poetik und Ekliptik
Das Jubiläums-Notat Nr. 250 widme ich meiner Lieblings-Poetin.
Ach! Das ist ja schon in ein paar Tagen!
Das Lehmbruck-Museum gibt bekannt:
LET`S GO GÜZEL!
Lesung mit Lütfiye Güzel in der „Plastikbar“/ Lehmbruck Museum.
Die Poetin liest aus ihren Büchern „Herz-Terroristin“ (Gedichte) und „Let`s go Güzel!“ (Kurzgeschichten & Gedichte).
Aus dem Poetry- Underground mitten ins Herz der Stadt.
AM:
04. April 2013 (Donnerstag) um 19 Uhr
„Plastikbar“/Lehmbruck Museum.
(Eintritt 8 Euro inklusive Begrüßungsgetränk).
Und auch noch ein Begrüßungsgetränk!
Ich kann nicht kommen, ich muß arbeiten.
Das Lehmbruck-Museum hat ein Pressefoto drangehängt:
Nein, die kann nicht über Wasser gehen, das sieht nur so aus.
Außerdem ist das getretener Schnee auf einem Parkplatz. Der Frühling wurde dieses Jahr nämlich in den Winter verlegt. Der Fotograf hat die Kamera schief gehalten. Sie müssen sich das Bild um etwa 45 Grad nach links geneigt vorstellen – wegen Ekliptik und so.
Was hat die da in der Hand?
Wo es die Bücher von Lütfiye Güzel gibt, wißt Ihr ja!
Ich muß mich korrigieren! Dies ist Notat Nr. 253.
Ostermarsch 2013 (2)
Liebe Leute, lest mal, was die WAZ (Duisburger Lokalteil) gestern über den Ostermarsch 2013 geschrieben hat:
http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/duisburger-ostermarsch-fuer-den-frieden-id7771194.html
Korrigierend muß gemeldet werden, daß der Ostermarsch sich nach der Auftaktkundgebung nicht um 13 Uhr, sondern um 12 Uhr in Bewegung setzt.
Auf dem Foto erkenne ich auch den, für den der Ostermarsch infolge meiner Machenschaften vorletztes Jahr zu einem traumatischen Erlebnis wurde. Das ist nämlich der Heini, der überhaupt nicht einsehen wollte, daß er, genau wie alle anderen, am Kaffeestand der DFG-VK einen Euro Pfand für die Tasse bezahlen mußte. Noch stundenlang hat er sich dadrüber aufgeregt. Ich sagte ihm: „Ich sehe natürlich ein, daß du unbedingt eine Extrawurst haben mußt. Aber du kriegst keine.“
Am Samstag (30. März, ab halbelf am Kuhtor) wird der ANTIMILITARISTISCHE BUCHBASAR der DFG-VK Duisburg (in Connection mit der Buchhandlung Weltbühne) noch einmal stattfinden (sofern das Wetter es nicht verhindert und auch sonst nichts dazwischen kommt). (Die Buchhandlung bleibt an dem Tag dann zu). Traditionsgemäß gibt es da auch Kaffee: in Tassen! Und jeder (jeder! jeder!) muß über den Kaffee-Portionspreis von 1 Euro hinaus auch noch 1 Euro Pfand hinterlegen, der bei Rückbringung der Tasse erstattet wird. Ich wiederhole: Jeder. Auch wenn Fidel Castro persönlich vorbeikommen würde, um beim Ostermarsch eine Tasse Kaffee zu bestellen, müßte auch der für die Tasse einen Euro Pfand bezahlen, und DER würde das auch anstandslos tun.
Samstag hör ich Radio
Samstags abends, wenn ich zu Hause bin, höre ich Radio (und an den meisten Samstagabenden bin ich zu Hause). Auf WDR 2 läuft dann von 19 bis 22 Uhr „Yesterday“ mit Roger Handt. Da wird dann Musik der 90er, 80er, 70er und 60er Jahre gespielt, nicht unbedingt die allerallerbeste, aber auch nicht die schlechteste, eben das, was „populär“ war, also Radiomusik, die einen beim Arbeiten nicht stört. Es gibt auch ein „Yesterday Quiz“ mit Kandidaten am Telefon. Etwa: Wer hat dieses Buch geschrieben? Wer hat die Hauptrolle in dem Film gespielt? Wer hat das Tor geschossen?
Das ist nicht die Sendung, die man unbedingt nicht verpassen darf. Aber sie ist eine nette Angewohnheit. Es erinnert mich an die Samstagabende, die ich mit Magda zu Hause verbrachte. Das Radio lief sowieso, und um 19 Uhr kam „Yesterday“ mit Roger Handt. Magda (als Kind ohne Fernsehen aufgewachsen) liebte das Radio. Sie hörte sogar am Samstagnachmittag die Fußballübertragungen, obwohl sie sich gar nicht für Fußball interessierte. Aber es war eben: Radio.
Jetzt Samstag, am 30. März, kommt „Yesterday“ zum letzten Mal. Moderator Roger Handt geht in Rente, und mit dem Moderator verschwindet auch die ganze Sendung. Das ist kein Verlust, den man nicht verschmerzen kann, aber ein bißchen schade ist es doch.
An einem der vielen Samstagabende bescherte uns die Sendung eine Überraschung, als nämlich meine Freundin Erika als Quizkandidatin sich hören ließ. Die wurde natürlich gefragt, wer sie ist und was sie so macht.
Erika: „Ich zeichne und male.“ (Das kann sie wirklich! Sie ist eine ausgereifte Künstlerin!) „Und ich schreibe.“
Roger Handt: „Was schreiben Sie denn?“
Erika: „Erotische Miniaturen.“
Roger Handt: „Kann man die auch lesen?“
Erika: „Ja, die werden auch veröffentlicht, in einer kleinen Zeitschrift, die heißt Der Metzger.“
Roger Handt: „Wie heißt die Zeitschrift?? Der Metzger???“
Wir haben uns kaputtgelacht.
Am Montag danach rief Erika mich an.
„Du kennst doch bestimmt die Sendung im WDR ‚Yesterday‘. Letzten Samatag…“
„Ja. Ich hab das gehört.“
„Du hast das gehört?“
„Ja. Und wir mußten noch schnell in den Buchladen rennen, um ein paar Hefte ins Schaufenster zu legen.“
„Erotische Miniaturen“: Erika wollte unbedingt, daß ihre Geschichte „Wat kochse denn da oder Vier Tomaten.“ (DER METZGER 52) mit diesem Bild von ihr illustriert wird: „Ein Popo, auf den man gerne draufhaut.“
Erotische Miniatur: Bonn, Hofgarten 1998. H.L. liest interessiert in Maud Sacquard de Belleroche „Geständnisse – Memoiren einer Frau von 40 Jahren“. Foto: E.B.
Erotische Miniatur: Bonn, Hofgarten 1998: E.B. liest vergnügt in Golo Jacobsen „Memoiren eines Apfelessers“. Foto: H.L.
Amore e rabbia (Bedeutung). Variation
…
Later I tried to call you
Your Mama told me you weren’t there
She told me don’t bother
To call again
Unless I cut off all my hair
…
My guitar wants to kill your Mama
My guitar wants to kill your Mama
My guitar wants to burn your Dad
Frank Zappa
Amore e rabbia (Bedeutung)
Hol der Teufel deine Mutter,
Hol der Teufel deinen Vater,
Die so grausam mich verhindert,
Dich zu schauen im Theater.
Denn sie saßen da und gaben
Breitgeputzt, nur selten Lücken,
Dich im Hintergrund der Loge,
Süßes Liebchen, zu erblicken.
Und sie saßen da und schauten
Zweier Liebenden Verderben,
Und sie klatschten großen Beifall,
Als sie beide sahen sterben.
Heinrich Heine
Kein Witz an diesem Sonntag
Nach Witzen ist mir schon lange nicht mehr zumute.
Siehe Eintrag von gestern (der Schluß).
Neu in der Weltbühne
Soeben eingetroffen:
Wolfgang Gehrcke / Reymann, Christiane (Hg.): Syrien – Wie man einen säkularen Staat zerstört und eine Gesellschaft islamisiert. PapyRossa Verlag 2013, 188 S. 9,90 Euro.
Der Verlag stellt das Buch vor:
„Wolfgang Gehrcke, MdB DIE LINKE, Mitglied im Vorstand seiner Partei und ihr Obmann im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags. Christiane Reymann, Journalistin und Autorin, Politologin und Soziologin.
Der Krieg in Syrien ist täglich in den Nachrichten, verlässliche Informationen sind dennoch Mangelware. Längst ist der anfangs friedliche Protest in einen von außen geschürten und finanzierten bewaffneten Aufstand übergegangen, der einem demokratischen Wandel die Luft abwürgt. In diesem Konflikt mischen mittlerweile so viele unterschiedliche Akteure mit, dass das Geflecht widerstreitender Interessen nur schwer zu durchschauen ist. Medial und politisch werden im Westen nur jene Kräfte wahrgenommen, die den gewaltsamen Sturz von Staatschef Baschar al-Assad betreiben. Andere Stimmen finden kein Gehör. Ebenso wenig wird die Frage erörtert, wie und unter welchen Bedingungen festgestellt werden kann, was eine Mehrheit der Syrer will. Diese Lücken schließt das vorliegende Buch. Es skizziert Wege zu Verhandlungslösungen, zu einer Übergangsregierung und zu freien Wahlen. Und es entflechtet die politischen und sozialen Kräfte und Konstellationen, die in dieser Auseinandersetzung eine Rolle spielen. Namhafte syrische Regierungskritiker beleuchten aus eigener Erfahrung Aufgaben und Chancen gewaltfreier Opposition. Autorinnen und Autoren aus Ägypten, Libanon und Deutschland ordnen den Syrien-Konflikt in die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens ein und untersuchen seinen Stellenwert in der Politik der USA, der Nato, Israels und der aufstrebenden Regionalmacht Türkei. Sie zeichnen die Haltung der Bundesregierung nach und fassen die Debatte in Deutschland und Europa zusammen. Ergänzt werden die Beiträge durch Schlüsseldokumente und ein Who is Who der syrischen Opposition.“
Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne (die, wie man wissen sollte, auch eine VERSANDbuchhandlung ist).
Nicht nur WELCHES Buch man bestellt, sondern auch WO, sollte eine bewußte Entscheidung sein. Man überlegt ja auch, welche Partei man wählt und wen man heiratet.
Seit einem Dreivierterljahr appelliert die Buchhandlung Weltbühne an die „linke“ Öffentlichkeit, sie in ihrem dramatischen Überlebenskampf zu unterstützen. Das Ergebnis ist – um es zurückhaltend zu formulieren – recht mäßig.
Was sich heute noch „links“ nennt, ähnelt einer Zusammenkunft von Streikbrechern und FDP-Wählern.
Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.
In einer Woche ist es soweit!
Kommt alle! Ihr seid eingeladen zur großen
KARFREITAGS-LACHPARADE!
Spaßmacher aus allen Teilen!
Hauptreferent: Regierungspräsident a.D. Dr. Franz-Josef Antwerpes.
Karfreitag, 29. März 2013, ab 13.45 Uhr
bei Solitaridät(tät) International
Flurstraße 931.
Das Foto zum Zwanzigsten
Zappa & Hartmann
Der Betreiber der nicht kommerzielle Fanpage www.vivavincent.de ist auf den Beitrag „Win A M.O.I. Dreamdate“ von Walter Hartmann in DER METZGER 24 (1975) gestoßen.
Walter Hartmann begleitete Frank Zappa auf seiner Deutschlandtournee und schrieb für den METZGER einen ausführlichen Bericht. Walter Hartmann ist seltener als Schreiber, häufiger als Gestalter tätig geworden. Zum Beispiel gestaltete er Buch-Einbände (Maro-Verlag), und der legendären Zeitschrift Gasolin 23, die er mit Jürgen Ploog herausgab, gab er ein Gesicht. Da lag es also nahe, daß er für seine METZGER-Reportage nicht nur den Text ablieferte, sondern auch das Layout.
Der Bericht in DER METZGER Nr. 24 gehört sicherlich zu den Highlights in der 45jährigen METZGER-Geschichte. Er kann auf der Homepage im Faksimile gelesen werden.
Wer lieber vom Papier liest, kann das Heft bestellen. es ist, wie alle METZGER-Ausgaben ab Nr. 18, noch erhältlich.
Der Realwitz am Sonntag
Die SPD hat in der Bezirksvertretung Süd den Vorschlag eingebracht, auf dem Bissingheimer Dorfplatz die Abfallbehälter zu entfernen, DAMIT DIE LEUTE NICHT MEHR IHREN ABFALL NEBEN DIE ABFALLBEHÄLTER WERFEN.
Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist REAL.
Ich habe schon lange den Eindruck, die SPD ist eigentlich gar keine Partei, sondern so eine Art Gemütskrise. Aber daß es schon so weit ist, überrascht selbst mich.
Habemus Pappe!
Ostermarsch 1969 – Deep in Love
Ostermarsch 2013 (1)
Der Ostermarsch Ruhr beginnt wie jedes Jahr am Ostersamstag in Duisburg.
Ostermarschierer bin ich seit 1967.
Damals, im Alter von 17 Jahren, in all meiner Unerfahrenheit, wußte ich gar nicht, ob man da einfach hingehen und einfach mitmachen kann, oder ob man erst fragen muß, ob man da mitmachen darf. Komisch, nicht? Aber Jahrzehnte später stellte sich heraus, daß das tatsächlich so ist.
Schon 1968, und dann in all den Jahren danach, habe ich an der Vorbereitung und Organisation des Ostermarsches mitgearbeitet (in einem der Jahre war ich sogar Pressesprecher des Ostermatsch-Komitees), bis ich mich Mitte der 90er Jahre wegen Arbeitsüberlastung aus dem Duisburger Friedensforum zurückziehen mußte.
Aber weiterhin blieb der ANTIMILITARISTISCHE BUCHBASAR, eine Gemeinschaftsanstrengung der DFG-VK Duisburg und der Buchhandlung Weltbühne, eine feste Größe und Hauptattraktion der Auftaktkundgebung – wenngleich beargwöhnt von den Gerüchtemachern, die mich für einen Zionisten, Anarchisten, Pornographen, Hedonisten, Trotzkisten/Stalinisten oder irgendwas davon oder das alles zusammen halten. (Merke: Die meisten Teilnehmer am Ostermarsch beteiligen sich am Boylott der Buchhandlung Weltbühne).
Der knaatschgelbe Sonnenschirm war jedes Jahr im Fernsehen zu sehen. Später wurde er durch einen weniger auffälligen, aber nicht minder bedeutsamen Sonnenschirm ersetzt.
2012 gab es keinen Antimilitaristischen Buchbasar. Aber an uns lag’s nicht.
Dieses Jahr (Ostersamstag, 30 März ab 10.30 Uhr, Kuhtor) soll es noch einmal unseren Büchertisch geben (mit Kaffee!), vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen und das Wetter ist nicht so wie in den letzten Tagen.
Weitere Informationen zum Ostermarsch in den nächsten Tagen.
Fotos: (c) DFG-VK
Was ist ein „Bürgerrechtler“?
Ungarn hat immer nur die Wahl zwischen Bela Kun und Miklos Horthy. Wenn Ungarn nicht sozialistisch ist, ist Ungarn faschistisch. Etwas anderes gibt es dort nicht.
In Ungarn ist dieser Tage die Demokratie verboten worden. Es ist dort auch verboten, obdachlos zu sein. (Was Ungarn mit den westlichen Demokratien allerdings noch verbindet: Es ist erlaubt, Menschen in die Obdachlosigkeit zu treiben).
In Ungarn gibt es ein Verfassungsgericht. Das hat aber nichts zu sagen.
Der Kommentator im Radio ist empört. Er findet es besonders unverständlich, daß der Ministerpräsident Viktor Orban, ausgerechnet er, der „ehemalige Bürgerrechtler“ so etwas getan hat.
Ja, was hat der Radiokommentator sich denn unter einem „Bürgerrechtler“ vorgestellt?
Isch mösch zefoos no Kölle jonn!
Und zwar am 20. März (Mittwoch).
„lieber helmut..poesie..poesie..raus aus dem pott:)..auf bald..lütfiye“
Soll heißen:
Am 20. März 2013 um 20 Uhr im Café Nachtigal, Körnerstraße 65, Köln ist eine Lesung vom Lütfiye Güzel – mit noch einem Poeten, der heißt Gerrit Wustmann.
(Aber dann bitte wieder zurück in den Pott).
Cappuccino?! Espresso?!
Wunderschön! Da kommt kein Gala-Prodomo mit!
Wo es die Bücher von Lütfiye Güzel gibt, wißt Ihr ja!
Der Witz am Sonntag
Zwei Tora-Studenten beim Tora-Studium.
Der eine fragt: „Ob man sich hier einfach mal eine Zigarette anstecken kann? Ich möchte gern eine rauchen.“
„Nein. Ich habe den Rabbi gefragt ob man beim Tora-Studium rauchen darf. Er hat gesagt: Das geht nicht.“
„Glaube ich nicht. Ich frag ihn mal selbst.“
Er geht zum Rabbi und fragt: „Darf man beim Rauchen die Tora studieren?“
„Selbstverständlich!“
Die Landesbausparkasse rät
Heute ist Internationaler Frauentag
Vor 33 Jahren und 3 Monaten erschien das Buch „Jedes Schulmädchen weiß es! Gedankengänge zur Sexualität & Emanzipation“ als Gemeinschaftsproduktion der Situationspresse und des Otz-Verlags. Es sind noch Restexemplare vorhanden, das Buch ist also noch erhältlich.
Der schmale Band von 64 Seiten ist eine Sammlung von Beiträgen (3 Aufsätze und mehrere Glossen), die in DER METZGER verstreut erschienen waren, ergänzt durch Marginalien, Faksimiles und Bilder.
Bücher hat man damals noch ganz anders gemacht als heute, nämlich ganz un-digital und in vierstelliger Auflage. In diesem Fall wurde die (damals gebräuchliche) Herstellungsmethode einer Underground-Zeitschrift verwendet. Die Druckfahnen wurden mit einer gewöhnlichen Schreibmaschine getippt, verkleinert und zusammen mit den gerubbelten Überschriften, fotokopierten Faksimiles und den Bildern mit Uhu auf Bögen geklebt. Herausgekommen ist also eine wilde Text-Bild-Collage. Die Arbeit an der Herstellung der druckfertigen Exposés dauerte nur ein paar Tage, es wurde also, wie man so sagt, „mit heißer Nadel gestrickt“. Mein Diktum damals: „Korrekturlesen ist im Preis nicht inbegriffen“. Grund war, daß die Montania-Druckerei in Dortmund dem Otz-Verlag einen Sondertarif angeboten hatte, der aber befristet war. Darum mußte alles rasendschnell gehen. Die Bögen kamen lose aus der Druckerei, Otz-Verleger Bernhard Ramroth (Rammi) hat die einzelnen Exemplare Stück für Stück von Hand gebunden und sich dafür nur die Materialkosten bezahlen lassen. Das Buch erschien am 22. Dezember 1979 – rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft.
Anders als damals üblich und anders als der Untertitel vermuten lassen könnte, handelte es sich keineswegs um den Versuch einer stringenten Theorie. Stattdessen: Gedankengänge, „die mal hier, mal dort anknüpfen und die gelegentlich abschweifen (müssen)“ (Vorwort), Reflexe und Repliken auf Gehörtes, Gelesenes und Aufgeschnapptes.
Anders als damals üblich und anders als damals für möglich gehalten, handelt es sich um eine Kritik an der „Frauenbewegung“, und zwar um eine Kritik der besonders respektlosen Art. Denn – so dachte ich damals und so denke ich heute – die furios sich selbst inszenierende „Frauenbewegung“ der 70er Jahre war ganz und gar nicht respektabel. Daß jemand, der der antiautoritären Linken zugerechnet wurde, die Stirn hatte, der „Frauenbewegung“ den Gehorsam zu verweigern und stattdessen gegen sie zu polemisieren, war schon ein kleines Sensatiönchen. Denn die „Frauenbewegung“ nahm, ohne durch Gedankenschärfe aufzufallen, in der „antiautoritären“ Linken die Deutungshoheit und das letzte Wort für sich in Anspruch, und das wurde ihr auch anstandslos zugebilligt – nur nicht von mir. Mir fiel auf, daß sich hinter der furiosen Selbstinszenierung doch bloß Geschlechterdünkel, Alte-Tanten-Ressentiments, hybride Selbstgefälligkeit, die Auflehnung des Bauches gegen den Kopf, Ersetzen von Politik durch generalisierten Beziehungsschlamassel, Eindimensionalität, Konformismus, Spießigkeit, Prüderie, tradierter sexueller Konservatismus verbarg. Und ich argwöhnte: wenn „Emanzipation“ nicht anderes ist als die seelische Grausamkeit dummer Gänse, dann wird das alles noch mal auf dem Kasernenhof zu sich selbst finden.
Wenn „Links“ überhaupt etwas bedeutet – so dachte ich und so denke ich immer noch – dann doch wohl aktives Desinteresse am Nach-Oben-Streben, Verweigerung konformistischen Einverständnisses mit den Verhältnissen, Verweigerung des Kriegsdienstes und last but not least den hedonistischen Aufruhr gegen die spießige Sexualmoral, die von den Emanzen furios reproduziert wird.
Das Buch verkaufte sich ganz gut. Es wurde von vielen abgelehnt und von niemandem kritisiert. Eine einzige Rezension erschien: Im Ulcus Molle Info hat ein inzwischen in der Versenkung verschwundener Alternativ-Literat namens Valentin Rüthlin das Buch verrissen, ohne auf seinen Inhalt Bezug zu nehmen. Stattdessen beklagte er, daß es so viel Streit in der Welt und keine Liebe mehr unter den Menschen gibt. Leserbriefe bekam ich in Fülle. Die von Männern waren überwiegend negativ, die von Frauen überwiegend positiv. In der „Szene“ hat mein Buch meinen Ruf ruiniert, was bis heute nachwirkt, obwohl der Anlaß vergessen sein mag. Die fortan vor mir die Straßenseite wechselten, werden das Buch wohl nicht gelesen haben.
Vor meinem selbstkritischen Blick kann dieses Buch kaum noch bestehen, was Sprache, Gestaltung und Argumentationsweise betrifft. Die Mittel der Polemik, die mir zur Verfügung stehen, hatten vor 30 Jahren noch nicht die nötige Schärfe. Mancher Satz würde heute durchfallen. Aber wer damals schon schlauer war, werfe die erste Tomate. Vor allem wurde dieses Buch in einer Haltung geschrieben, die obsolet geworden ist: in tiefer Sorge um „unsere Bewegung“, die auf ein falsches Gleis geschoben zu werden drohte. Was auch immer aus „unserer Bewegung“ geworden ist und was auch immer sie an Loyalität noch verlangen darf – die „Frauenbewegung“ ist bald darauf vollends zum Teil des Spektakels geworden.
Würde heute an dem Thema gearbeitet, müßte es mit größerer Polemik geschehen. Denn so pessimistisch mein Ausblick auch war, habe ich die völlige Verbürgerlichung und CDUisierung des Feminismus vor 30 Jahren doch noch nicht erkannt.
Der Grundgedanke des Zeitdokuments soll weiterhin gelten: Daß Emanzipation nicht nur das Recht der Frauen, sondern auch ein Anspruch an die Frauen ist: Mein Anspruch, gewisse weibliche Sozialisationstypen wie die dumme Gans, die prüde Zicke, die (Xant)Hippe zu überwinden statt sie zu kultivieren. Frauen, emanzipiert euch gefälligst, anstatt euch wie gackernde Hühner zu benehmen!
Das Buch kann über die Buchhandlung Weltbühne, jede andere Buchhandlung und via Amazon bestellt werden.