Bitte beachten Sie die Informationen über Kriegsdenkmäler:
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Archiv für den Monat: März 2015
Bandbreite wirbt für Pegida
Bei Elsässer mal genauer hingucken
INPUT – antifaschistischer Themenabend
Links blinken, rechts abbiegen – Die Wege des Jürgen Elsässer und seines Projekts Compact
Referent: Volkmar Wölk
Linkes Zentrum Hinterhof, Düsseldorf
Mittwoch, 1. April 2015
Beginn: 19.30 Uhr
Es ist ein weiter Weg vom Berufsschullehrer in Stuttgart zum Herausgeber einer Monatszeitschrift, Veranstalter von Kongressen und Wanderreisenden zu Demonstrationen in der gesamten Bundesrepublik. Es ist ein noch weiterer Weg von der Leitung des „Komunistischen Bundes“ zum informellen Chefideologen der Antideutschen und schließlich zum bekennenden Fan der AfD. Das „Volk“ ist inzwischen die zentrale Kategorie in der Strategie des Jürgen Elsässer. Sein Denken knüpft direkt an die Abendland-Ideologie der „Konservativen Revolution“ an. Insofern ist es nur logisch, wenn als Redner beim Leipziger PEGIDA-Ableger auftritt.
In seinem Vortrag wird Volkmar Wölk Elsässers Weg nach rechts näher unter die Lupe nehmen und hierbei auch auf das „Mut zur Wahrheit“-Projekt „Compact“ eingehen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit SJD – Die Falken Kreisverband Düsseldorf
INPUT – antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf existiert seit 2002 und findet in der Regel einmal monatlich statt.
Linkes Zentrum Hinterhof
Corneliusstraße 108
40225 Düsseldorf
E-Mail: info@linkes-zentrum.de
Das Linke Zentrum heißt nicht nur „Hinterhof“. Es befindet sich an der Ecke Corneliusstraße / Oberbilker Allee und liegt zurückgezogen hinter einer Toreinfahrt, neben der ein Ladenschild hängt.
Der Kessel des Monats
Fast Endzeit
Ich war in der Quinta oder in der Quarta, also im Alter von 11 oder 12 Jahren, da biß ich in mein Pausenbrot (auf dem Schulhof in der ersten oder zweiten großen Pause). Ein Mitschüler fand das nicht gut. Denn es war ein Wurstbrot, und es war Freitag.
Ich weiß nicht, ob Sie es wissen (und ich weiß auch nicht, ob Sie es glauben), daß es katholischen Christen untersagt ist, freitags Fleisch zu essen (ebenso: Wurst).
Dieses Gebot steht zwar nirgendwo in der Bibel, wird aber nach der katholischen Glaubenslehre den anderen neun Geboten gleichgestellt. Nun gibt es (glauben Sie es ruhig) in der Bibel auch keine „zehn Gebote“, sondern eine lange Liste von Geboten, die der Liebe Gott dem Moses auf dem Berg Horeb schriftlich übermittelt haben soll (ohne dabei die Wurst zu erwähnen). Irgendein Vorkämpfer des Dezimalsystems versuchte, diese Gebote in zehn Kapitel einzuteilen, kam aber nur auf neun. Da mußte noch ein zehntes her.
Vielleicht tagte die zuständige Kongregation und mußte, nachdem sie verboten hatte, den Sonntagsgottesdienst zu versäumen oder falsche Zeugnisse auszustellen, der Vollständigkeit halber noch was verbieten. Da war die Verlegenheit groß, aber, wie oft in solchen Lagen, die Stimmung nicht schlecht. Und so überlegte man: Sollen wir Rauchen in Einbahnstraßen verbieten? Oder Singen während des Handstands? Oder im Auto auf dem Rücksitz über das Wetter zu reden? Schließlich einigte man sich: Freitags kein Fleisch. Denn darüber wurde am meisten gelacht, vor allem, als dann noch gesagt wurde: Fisch darf man.
Dem Neuen Testament ist zu entnehmen, daß Jesus in die Wüste gegangen ist, um 42 Tage lang zu fasten. (Warum tat der das?). Dabei erschien ihm „der Versucher“. Das ist schon tollkühn, zu versuchen, ausgerechnet Jesus, den Messias zu „versuchen“. Vielleicht wußte der Versucher auch nicht, wen er vor sich hatte. Oder: Jesus hatte vom Fasten Halluzinationen (kommt vor) und hat sich den Versucher bloß eingebildet.
Fasten ist sicherlich nicht bloß eine religiöse Selbst-Kasteiung. In früheren Zeiten, vor der Erfindung des Kühlschranks, haben die Leute im Winter viel Gepökeltes und Geräuchertes gegessen. Gegen die Schlacken des Winters ernährte man sich im Frühling von frischen Früchten und jungem Gemüse, also weniger üppig. Da die Hühner mit ihrem Eierlegen sich nicht an die Fastenzeit hielten, wurden die Eier hart gekocht, um sie haltbar zu machen. So sind die Ostereier entstanden.
In der modernen Zeit, in der man neben dem Kühlschrank noch über weitere Mittel der Frischhaltung von Nahrungsmitteln verfügt, hatte das Fasten seine Bedeutung eingebüßt. Doch neuerdings ist es wieder ein Thema. Nicht nur, daß der alleingelassene Mensch unserer Tage stets der Erhaltung seiner Verwertbarkeit eingedenk ist und für den ganzen Wellness-Trallala sich den einen oder anderen Genuß verkneifen zu müssen glaubt. Der die Sinnlosigkeit seines Daseins erahnende Homo facebookensis ist stets auf der verzweifelten Suche nach Angesagtem. So kommen Phänomene zustande, daß Leute grundlos einen Eimer Wasser über ihrem Haupte entleeren, oder daß ein Tag auserkoren wird, an dem Idioten beiderlei Geschlechts unterhalb der Gürtellinie unvollständig bekleidet die U-Bahn benutzen.
Fasten als Flashmob. In Smartphone-Zeiten fastet man sich gegenseitig was vor.
Wissen Sie was? Ich rauch‘ nicht mehr. Ja, ist wahr, kann man sich gar nicht vorstellen: Ich ohne Zigarette! Ich! Ist aber so. Aber schon seit November. Und auch, wenn in ein paar Tagen gesungen wird: „Christ ist erstanden von der Marter alle“, fange ich nicht wieder damit an.
Free Lety
Ein Abend zur Geschichte eines Konzentrationslagers in Tschechien,
ein Abend zum Porajmos, dem Völkermord an Sinti und Roma und
ein Abend zum Antiziganismus in der Tschechischen Republik.
Mittwoch, 25. März 2015
19 Uhr
SJD – Die Falken
Düsseldorfer Str. 399, 47055 Duisburg-Wanheimerort
Robert Steigerwald: 90 Jahre
In der jungen Welt von heute war es zu erfahren: Robert Steigerwald hat Geburtstag. Er wird heute 90 Jahre alt.
Die junge Welt von heute über Robert Steigerwald:
„Den Krieg verhindern war und ist neben der Philosophie eines der Lebensthemen Steigerwalds. Er wurde 1945 Mitglied der SPD, trat aus ihr 1948 wieder aus und in die KPD ein, als ihm der Parteivorsitzende Kurt Schumacher auf eine entsprechende Frage geantwortet hatte, selbstverständlich werde es Krieg geben, und ‚wir‘ würden dann an der Seite der Westmächte gegen die Russen stehen. Steigerwald flog aus dem Hessischen Rundfunk, absolvierte ein Studium an der SED-Parteihochschule, wurde dort Verantwortlicher für Philosophie und kehrte bald in die BRD zurück. Seine Arbeit für die ab 1956 verbotene KPD brachte ihm insgesamt über fünf Jahre Haft ein. Ab 1961 war er in Ostberlin und in Westdeutschland für die illegale Partei tätig, hob die Zeitschrift Marxistische Blätter, deren Chefredakteur er später wurde, 1963 mit aus der Taufe und legte eine viel beachtete Dissertation über ‚Herbert Marcuses dritten Weg‘ vor. Seit 1967 wohnt er mit seiner Familie in Eschborn und wurde in Auseinandersetzungen mit den verschiedensten Trupps linker Antikommunisten, denen er als ‚Gralshüter des Revisionismus‘ galt, ein gefürchteter Polemiker. Seine Hauptarbeit galt, in enger Zusammenarbeit mit Willi Gerns, der darüber am Sonnabend berichtete, den Grundsatzdokumenten der 1968 gegründeten DKP. Gerns und nach ihm der DKP-Parteivorsitzende Patrik Köbele erinnerten an die Würdigung der ‚politischen Zwillinge‘ Gerns und Steigerwald durch die FAZ am 12. Februar 1990 als ‚zwei dieser alten Schlachtrösser‘, die ‚in verstocktem Sinne ehrlich‘ die Ereignisse in der DDR als ‚konterrevolutionären Prozess‘ bezeichneten.“
Daß man mit solch einer Haltung „keinen Blumentopf gewinnen kann“, mag schon sein. Aber was soll ich mit lauter Blumentöpfen? Mir gefallen die verstockt-ehrlichen Schlachtrösser, die verstockten, denen man einen Vorwurf bestimmt nicht machen kann: die Zeichen der Zeit „erkannt“ zu haben! Daß die wendigen Meister des Taktierens auf der Höhe der Zeit mit ihren angesagten Stichwörtern sich ihre Schlauheit bloß einbilden, erlebt man gerade dieser Tage wieder.
Daß dem „verstockten Gralshüter“ Starrheit zu Unrecht nachgesagt wird, dafür ist Robert Steigerwals ein eindrucksvolles Beispiel. Wer Vorträge von ihm gehört hat, hat einen quicklebendigen Denker, einen reaktionsschnellen Wortkünstler, ja man kann sagen: einen Entertainer der Theorie erlebt. Er vermittelt den dialektischen Materialismus als fröhliche Wissenschaft (anders wäre er wohl auch kaum zu ertragen).
METZGER-Lesern (und -Sammlern) ist Robert Steigerwald ja auch nicht unbekannt. Meinen Aufsatz „Gegen die Objektiven“ (DER METZGER Nr. 84) habe ich mit Zitaten gestützt – es ist ja nicht schlimm, wenn Zitate mitunter mehrere Seiten lang sind. Es ging damals darum, die These, derzufolge der Feind meines Feindes mein Freund sein müsse, zu widerlegen.
Daß auch ein Roman in der Bibliografie zu finden ist, paßt: Das Haus im Sandweg. Eine sozialistische Familienchronik. Verlag Neue Impulse 2008. 628 S. 24,95 Euro. Nur bei uns: Buchhandlung Weltbühne.
Magie: Siebenhundertsiebenundsiebzig
Erinnere ich mich richtig, daß der Matrose Ishmael, der auf dem Walfangschiff Pequod anheuerte, mit dem 777. Teil der Fangquote entlohnt werden sollte, während dem Harpunier Queequeg der 60. Teil zugesichert wurde?
Heute ist hier der 777. Teil. Den 60. Teil hatten wir schon am 31. August 2012.
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Neu in der Weltbühne: „Töten per Fernbedienung“
Heute empfehle ich:
Peter Strutynski (Hg.): Töten per Fernbedienung. Kampfdrohnen im weltweiten Schattenkrieg. Promedia Verlag Wien. 224 S.. Beiträge von Jürgen Altmann, Norman Paech, Knut Mellenthin u.a. 14,90 Euro.
Der Verlag stellt sein Buch vor:
Beinahe täglich fliegen unbemannte, schwer bewaffnete Drohnen ihre von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkten Einsätze. Vor Bildschirmen sitzende Krieger in US-amerikanischen Militärbasen, britischen und demnächst vielleicht auch deutschen Kasernen töten per Mausklick nach politischen Vorgaben.
Gezielte Tötungen von „Verdächtigen“ gehören mittlerweile zum täglichen Kriegshandwerk nicht nur der Supermacht USA, sondern auch Großbritanniens und Israels. Die Opferbilanz geht in die Tausende. Menschen in Pakistan, Jemen, Afghanistan oder dem Gazastreifen sind direkt betroffen und leiden zudem unter der permanenten Bedrohung durch ferngesteuerte Waffen.
Die Ausrüstung der Streitkräfte mit Kampfdrohnen heizt den Rüstungswettlauf weiter an. Denn erstens wollen immer mehr Staaten in den Besitz dieser Killerwaffen gelangen, und zweitens wird an technischen Gegenmaßnahmen (Abwehrsysteme, Raketen, neue Ortungsverfahren usw.) gearbeitet.
„Töten per Fernbedienung“ ist ein hoch aktuelles und brisantes Buch, das die Gefahren der vermeintlich niedrigen Schwelle zum Töten aufzeigt. Im Drohnenkrieg entscheidet Ankläger und Richter in einer Person über Leben und Tod anderer Menschen fern der eigenen Lebenswelt. Ein Buch, das Hintergrundinformationen zu einer von der Täterseite entmenschlichten Form des digitalen Krieges liefert und Anregungen zum Widerstand geben soll.
Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne (die, wie man wissen sollte, auch eine VERSANDbuchhandlung ist).
Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.
Das Foto zum Zwanzigsten
Alles war, nix is mehr (1)
Ach! Sieh an!
Ein Zeichen der Zeit! Muß nicht heißen: Zeichen der Gegenwart. Die Gegenwart ist nicht die einzige Zeit. Auch die Vergangenheit sendet Zeichen, die vergleichbar sind mit dem sprichwörtlichen Stein im Schuh.
„Oma Kohl“ war mal der INOFFIZIELLE Name dieser Kneipe auf der Börsenstraße. Offiziell hieß diese Kneipe anders, hatte irgendeinen nichtssagenden Kneipen-Namen wie Soundso-Stube oder Zum-Soundso. Die winzige Kneipe wurde von einem älteren Ehepaar betrieben. Die hießen Kohl. Darum ging man zu „Oma Kohl“.
Um die Mittagszeit, manchmal nachmittags, ging man da hin. Die antiautoritären, die radikalisierten und radikalisierenden APO-Schüler. Warum gerade da hin? Weiß ich nicht. Weiß wahrscheinlich kein Mensch. Die Kneipe hatte nicht besonderes. Sie war nicht schön, die war nicht originell, sie war nicht besonders gemütlich. Sie war einfach nur übriggeblieben. Das Wirts-Ehepaar Kohl (beide mindestens 70) müssen gedacht haben: „Wo kommen bloß die ganzen jungen Gäste her?“ Na, ihnen konnte es recht sein.
Vorne war die Theke, hinten paßten gerade mal zwei große Tische rein.
Ich ging da mal an einem Nachmittag hin, um den Dichter Willy Blassen zu treffen. Der schrieb existentialistische Gedichte, die nicht zum Lachen waren, richtig mit Reimen und Strophen. Und ich hatte mich entschlossen, eine Zeitschrift herauszugeben, und wollte Beiträge von dem kriegen. Meine Freundin Barbara begleitete mich. Die fand den Willy Blassen gar nicht gut, weil der so auf ernst und existentialistisch macht, so auf superlässig (heute würde man sagen, der „macht auf cool“). Die Barbara war eine ganz kühle, die bei jedem auf Anhieb die unangenehmen Seiten entdeckte. Aber mich liebte sie erstaunlicherweise.
Daß die Wirtsleute, die vielleicht gar nicht wußten, wie ihre Kneipe wirklich hieß, diese Nachfolgern überließen, habe ich nicht mehr mitgekriegt. Aber der Name hat sich anscheinend erhalten. Irgendwann haben sie da das Schild drüber gehängt und fanden das lustig, und wissen nicht was ich weiß.
Wenn man genau hinguckt, sieht man: Steht leer. Nachmieter gesucht.
Das Kellerlokal, das heute Djäzz heißt, gab es auch damals schon, hieß aber anders. Ich war da nie drin. In ein Etablissement, das sich „Börsenstreet“ nennt, gehe ich nicht.
Das war in der Zeit, von der hier die Rede ist, gewissermaßen das Gegenteil von Oma Kohl. In der Gaststätte mit dem bezeichnenden Namen „Fürstenkrone“ auf der Claubergstraße trafen sich die elitären Schnösel, deren Lebensleistung darin bestand, aus besseren Kreisen zu stammen.
Ich war da auch mal drin. Wenn man da mal drin ist, ist das wichtigste, zu wissen, wo der Ausgang ist.
Das Gebäude war dem Forum-Bombastikum im Weg. Die Fassade stand unter Denkmalschutz. Also hat man das Gebäude zwar abgerissen, die Fassade aber stehenlassen. Wo einst Fürstenkrone war, ist nur noch Fassade, dahinter Karstadt, C&A und das alles. Die Eliten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wenn ich die heutigen Zustände sehe, tröste ich mich mit dem, was es nicht mehr gibt.
Ein paar Häuser weiter. Da war ich nie drin. Das war mal so eine richtige Nepp-Bar, mit Bardamen/Animierdamen. Muß auch sein. Piccolöchen für 85 Mark.
Und jetzt? „Bistro Café“ Noch nicht mal zu einen accent aigu reicht’s bei denen.
Gucken Sie mal diese Schlucht zwischen den Häusern!
Nächste Tage erzähle ich Ihnen mehr über meinen Samstags-Nachmittags-Straßen-Spaziergang von voriger Woche.
Früher war ich ja einer von denen, die von der Zukunft künden. Jetzt krame ich vor Ihnen im Vergangenheit herum. Ich nehme also inzwischen eine radikalere Haltung ein.
Immer mehr Zores
Das erstaunliche Duisburger Friedensforum kriegt wegen seiner Schnapsidee weiterhin Zores.
Die VVN gibt auf ihrer Homepage den Aufruf zum Ostermarsch bekannt:
So weit, so gut,
und nimmt im Programm Streichungen vor:
und erklärt:
Auch auf der Homepage des Ostermarsch-Komitees macht die Verärgerung sich bemerkbar:
http://www.nrw.vvn-bda.de/texte/1392_om2015.htm
http://verqueert.de/endgame-herkunft-und-bisherige-aktionen-von-pegada-und-endgame13/
https://www.jungewelt.de/2015/01-26/012.php
http://www.ostermarsch-ruhr.de/
Die Weltgeschichte wartet
Sosoo! Jajaa! 37 Jahre Esoterik für die Allerdööfsten
Ein Buchverlag (spezialisiert auf Pop-Musik-Themen) hat mir eine dieser E-mails geschickt. Mir wird mitgeteilt, daß Nina Hagen 60 Jahre alt geworden ist.
Aha.
Und?
Ja, in dem Verlag ist ein Buch erschienen, von oder über Udo Lindenberg. Irgenzone Sammlung von Udo-Lindenberg-Aussprüchen oder sowas. Und Nina Hagen hat dazu ein Vorwort geschrieben.
Soso.
Ich schau im VLB nach. Das Buch ist 1998 erschienen. Der 60. Geburtstag von Nina Hagen ist also der herausragende Anlaß, an den 17. Jahrestag des Erscheinens eines Buches zu erinnern, zu dem Nina Hagen so eine Art Vorwort geschrieben haben soll. (Das erinnert mich an Nordkorea. Dort gibt es einen Staatsakt anläßlich des 23. Jahrestages einer Rede von Kim Il Sung bei einem Bankett in der Rumänischen Botschaft).
Und was hat sie geschrieben? Einen zusammenhängenden Text? Das nun gerade nicht, sondern allerhand über „göttliche Abstammung – Hohepriester – prophetische Antennen“, das übliche Gequassel.
Irgendwann, von einem Tag auf den anderen, wurde im Eschhaus fast nur noch Nina Hagen gespielt. Man konnte an einem beliebigen Tag sich eine halbe Stunde lang im Eschhaus aufhalten und hatte mindestens drei mal „Unbeschreiplisch!! Weiplisch!!“ gehört bzw. „Ich glotz TV“.
Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich habe kein Wort davon geglaubt. Das war doch nicht echt! Das war doch vor dem Spiegel eingeübte Pose. Das war doch was für Doowe. Das war doch was für Leute, denen man alles andrehen kann. Das war: Schlagerindustrie entdeckt Punk. Als (einer der) Erschaffer des Eschhauses schämte ich mich wegen der Anspruchslosigkeit, die hier manifest wurde. Das war Punk für Spießer (damit die Spießer, wenn man „Punk“ sagte, „aha!“ sagen konnten). Merkt denn keiner, daß das Tinnef ist?
Da stimmte doch gar nichts. Oder doch?
Was Kleinfritzchen sich unter „Punk“ vorstellt: Genau das ist es auch.
Irgendwann, an einem Samstag Nachmittag, erreichte mich ein Anruf von Ernst Meibeck. Ernst Meibeck war der langjährige Geschäftsführer des Eschhauses. Der hat, aus Gründen, die ich nie erfahren werde, mir dauernd Schwierigkeiten gemacht. Und nun war er auch wieder im Begriff, mir Ärger zu bereiten.
Er wußte leider, daß ich ca. 50 Meter entfernt vom Universitätsgelände wohne. Und an diesem Samstag sollte im Audimax Nina Hagen auftreten. Er bat mich, ich solle doch mal rübergehen und der Nina Hagen ausrichten, daß sie den Meibeck im Eschhaus anrufen soll.
Und was tat ich? Ich ging tatsächlich rüber, sah vor dem Gebäude LA einen Möbelwagen rumstehen, und sonst rührte sich nichts.
Ich ging wieder nach Hause, rief den Meibeck an und sagte, die Türen zum Gebäude LA wären geschlossen gewesen, kein Reinkommen, nichts. Den Möbelwagen verschwieg ich. Ich hatte nicht ausprobiert, ob die Eingänge offen oder abgeschlossen waren. Ich bin nur hin und zurück gegangen, um im richtigen Zeitabstand den Meibeck anzurufen. Ich wäre doch nie da reingegangen, um irgendeinen Rodi auch mal Chef sein zu lassen!
Warum ist der Meibeck da nicht selbst hingegangen? Der hätte es fertig gebracht, bis in Nina Hagens Künstlergarderobe vorzudringen. Der wäre auch bis zu Mick Jagger vorgedrungen.
„Allein! Die Welt hat mich vergessen!“ Leider nicht!
Nina Hagen hat in der Skala der hoffnungslos überschätzten Personen (Henryk M. Broder, Alice Schwarzer, Wolf Biermann, Barbara Schöneberger) den Spitzenplatz inne. Sie ist das seltene Beispiel eines Stars, der noch bekloppter ist als seine Fans. Den zur Schau gestellten Seelenzustand als „regressiv“ zu bezeichnen ist schon ebenso untertrieben wie ihr Auftreten als „overstyled“ zu bezeichnen. Noch’n Vogelkäfig als Ohrring, und kein Blick in die viel zu oft eingeschaltete Kamera ohne dieses Fratzenschneiden. Kindsköpfe, denen es peinlich ist, einfach so zu sein wie sie sind, erkennt man an der Grimasse und an ihrem aufdringlichen Herumgehampel. Und ein Gerede, das allen, denen sie ihre Fürsprache spendiert, peinlich sein müßte! Esoterik für Doowe. Aliens für Saudoowe. Dieser ganze Humbug! Jahrzehntelang nur Scheiße reden: Das ist keine Leistung, die Anerkennung verdient.
Bei irgendeiner Kundgebung der Friedensbewegung (wo war’s? In Büchel glaub ich) durfte auch Nina Hagen auftreten. Ich dachte: Ist es schon so weit? Und ich dachte: Jetzt kann es eigentlich nur noch schlimmer kommen.
Und das ist es ja auch.
Das neue deutschland fragte mich, was hier los ist
neues deutschland vom 11. März 2015, mit diesem Artikel von Anja Krüger:
Ein Zitat muß ich präzisieren:
Ich habe nicht gesagt, Wojnarowicz lasse sich immer wieder mit führenden Nazis fotografieren – um dann zu erklären, er habe nicht gewußt, um wen es sich handelt. Ich habe erwähnt, daß es Fotos gibt, aufgenommen bei der dubiosen „Endgame“-Kundgebung, die Wojnarowicz zeigen im Gespräch mit dem prominenten Neonazi Thomas „Steiner“ Wulff. Und ich fügte hinzu, daß sich „derartige Vorfälle“ ständig wiederholen.
In dem Sinne: „Wo der sich überall herumtreibt, ist sowas ja wohl unvermeidlich.“
Wem das Faksimile zu klein ist, der kann den Text lesen, wenn er jetzt auf „Weiterlesen“ klickt: Weiterlesen
Und dann schrie einer: „Wir haben den Loeven vergessen!“
Vor ein paar Tagen war einer hier (den ich schon lange kenne), der erzählte mir vom Zustandekommen des literarischen Teils des Programms der Duisburger Akzente.
Als das Programm zusammengestellt und gedruckt und alles zu spät war, fiel denen ein:
„Wir haben den Loeven vergessen!“
Und jetzt ärgern die sich.
Ja, dann sollen die sich mal ruhig ärgern! Darüber freue ich mich.
Normalerweise ärgere ich mich, aber diesmal ärgern die sich. Und das freut mich.
Ausgerechnet „Heimat“ ist das Thema der 36. Duisburger Akzente – ein Thema, zu dem mir so viel schon eingefallen ist. „Mein“ Thema!
Kein Wort würde ich hier verlieren über die Duisburger Akzente 2015. Eisern verschweigen würde ich sie. Aber daß die sich wenigstens ärgern, stimmt mich versöhnlich. Und das ist auch gut so, weil es mir ermöglicht wird, Veranstaltungen mit Künstlern zu empfehlen, die ich schätze (siehe Notat vom 5. März.
„Wie kann man Dich nur vergessen haben?“ schrieb mir meine liebe Kollegin L. gestern per E-mail und fügte kommentierend ein Wort hinzu, das im Duden irgendwo zwischen „Schein“ und „Scheitelpunkt“ zu finden sein dürfte.
Ja, wie kann man nur! Kommt allerdings öfter vor – seltener zu meiner Freude.
Meine liebe Kollegin Lütfiye Güzel liest am Donnerstag, 12. März um 20 Uhr im Cafe Alex „Anne Ecke“, Münzstraße 44 / Ecke Beekstraße (Duisburg Altstadt). (Eintritt: 5 Euro). Da sollte man hin gehen.
Der nächste empfohlene Termin: Werner Muth („The Voice“) liest am Sonntag, 15 März um 15 Uhr im Kultur- und Stadthistorischen Museum, Johannes-Corputius Platz 1, am Innenhafen in der Veranstaltunghsreihe ERZÄHLCAFÉ Lebendige Geschichte(n):
FRAG´ NICHT NACH MEINEM HEIMATORT. Literarische Reise eines Romantikers zu den Orten, an denen er sich zuhause fühlt: Vom Gartenhaus in Marxloh bis zu den schattigen Tavernen im Süden.
Eintritt: 4,50 Euro, ermäßigt 2,00 Euro. Da sollte man hin gehen.
Paßt irgendwie zu den Themen der letzten Tage
Irgendwo in den Nischen des Netzes aufgetaucht: Stefan Laurin (Ruhrbarone) hat sich geäußert:
„Von allen sozialen Bewegungen in der Geschichte der Bundesrepublik ist die Friedensbewegung die dümmmste.“
Ich widerspreche dieser Auffassung entschieden!
Die Frauenbewegung war noch dümmer.
Warum überhaupt?
„Warum ausgerechnet jetzt“?
Warum überhaupt?
Was fällt der Bildzeitung ein, mich in anderer Leuts Privatangelegenheiten einzumischen?
In der WAZ las ich am selben Tag (vorgestern) über die „Affären“ auch anderer Politiker – und es regt sich da & dort Mitgefühl mit den „betrogenen“ Gattinnen.
Ich glaube kein Wort.
Die moralischen Aufpasser kennen nämlich gar kein Mitgefühl. (Höchstens mit sich selbst).
Das „Mitgefühl“ von Spießbürgern mit „betrogenen“ Gattinnen ist bloß vorgeschoben, ebenso wie das „Mitgefühl“ mit den armen Jungens, die der Edathy sich auf Fotos angeguckt haben soll.
Ist es nicht eher Neid?
„Unsereinz reißt sich zusammen, un die? Die tun einfach watze wollen“, schallt der Ruf des Entrüsteten, der das, was er selber täte, wenn er könnte, wenn er dürfte, was er wollte, in sich selber niederringt. Die Freiheit von uneinsehbaren Zwängen kann er sich sowieso nur als Schweinigelei vorstellen. Das notorische Mißtrauen des Spießbürgers ist berechtigt – sofern er sich selbst nicht über den Weg traut.
Kein Mitgefühl wurde da jemals zuteil denen, die dem Faschismus an der Macht zum Opfer fielen – oder Kindern ganz normaler angepaßter deutscher Eltern – oder denen, auf die Realpolitiker nun mal keine Rücksicht nehmen können.
Am Samstag schon was vor?
Im Rahmen der Duisburger Akzente (Thema dieses Jahr: Heimat) findet eine Vernissage statt, zu der ich eingeladen bin. Die Einladung gebe ich weiter:
EINBLICKE
Fotografien von Susanne Gwisdalla
Ehemaliges Möbelhaus UNI-Polster
Erdgeschoss
Beekstraße 35 – 39
47051 Duisburg
Eintritt: Eintritt frei
Die Vernissage findet am Samstag, 7. März um 18 Uhr statt.
Danach, vom 8. März bis zum 22. März ist die Ausstellung täglich vom 10 bis 12 und von 15 bis 19.30 zu sehen.
Das Fotoprojekt „Einblicke“ zeigt private Fenster in Duisburg, die von den Bewohnern auf außergewöhnliche und skurrile Weise dekoriert und geschmückt wurden. Die Fenster treffen dabei niemals den Geschmack der Allgemeinheit sondern sind immer individueller Ausdruck des dahinter Lebenden. Gemeinsam mit der Journalistin Fabienne Piepiora hat sich die Fotografin Susanne Gwisdalla auf den Weg gemacht um auch den Menschen hinter der Scheibe zu portraitieren.
Ach! Es liegt so viel Arbeit auf meinem Schreibtisch, für die ich eigentlich nur am Wochenende Zeit habe (zum Beispiel: METZGER Nr. 113 endlich fertig kriegen). Aber zu der Vernissage will ich hingehen. Ich kann es nicht versprechen. Aber ich versuch’s.
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Zu Hause ist es doch am schönsten
Heute war einer hier, der zeigte mir ein Flugblatt, das gestern auf einer der Anti-Pegida-Demonstrationen verteilt wurde.
Lang war der Text nicht, nur ein Din-A-5-Blatt. Und da wurde über die Friedensbewegung hergezogen (genauer: über das, „was aus der Friedensbewegung geworden ist“): „Eine ‚Friedensbewegung‘, die weder Gegner noch Freunde (er)kennt – wem soll die noch nützen?“
Dann heißt es noch: „Ostermarsch-Auftakt in Duisburg am 4.4. um 10.30 Uhr am coolen Wall. Muß man da wirklich hingehen? Bleibt lieber zu Hause. Zu Hause ist es doch am schönsten.“
Unterschieben wurde das Flugblatt mit „Friedensforum Duisburg“, richtig mit der (richtigen) Internet-Adresse und dem Spendenkonto.
Ein Fake? Ein Hoax? Bestimmt!
Oder?
Es liegt nicht fern, dem Duisburger Friedensforum die Absicht zu unterstellen, mit dem Auftritt der mit der rechten Szene eng verbundenen „Bandbreite“ viele Menschen von der Teilnahme am Ostermarsch abzuschrecken.
Was übrigbleibt ist die Frage, ob ANTIMILITARISMUS, PAZIFISMUS, FRIEDENSARBEIT denn wirklich nur in der Friedensbewegung stattfinden muß (bzw. in dem, was aus ihr geworden ist).
Es ist ja nicht die Bandbreite allein, sondern z.B. auch der „Friedenswinter“ (auf den kein Friedensfrühling folgen kann).