Silvia 13 bis 19

Den Silvester-Nachmittag 2018, also heute vor einem Jahr, verbrachte ich, wie Sie seit gestern wissen, spazierengehend und fotografierend in Wanheimerort.

Von der (eigentlichen) Wanheimer Straße knickt die „alte Wanheimer Straße“ ab.
In diesem Eckhaus war früher eine Kneipe, in deren Gesellschaftsraum wir uns manchmal trafen, um den Ostermarsch 1969 zu organisieren. Ich war damals nämlich im Ostermarsch-Ausschuß.

Da ist bestimmt schon lange keiner mehr rauf- beziehungsweise runtergeklettert.

Das Bild kennen Sie ja schon. Diese Straße gab es schon vor Jahrhunderten – natürlich nicht schon immer in der heutigen asphaltierten Gestalt. Das war schon immer eine Handelsstraße als Nord-Süd-Verbindung, parallel zur östlich verlaufenden Düsseldorfer Straße, die auch schon im Mittelalter Handelsweg war. Wußten Sie das?
Wer das weiß ist glücklicher als jemand der das nicht weiß.
In Duisburg haben einige Straßen abschnittsweise wechselnde Namen (finde ich Quatsch, da verwirrend). Von Norden kommend hätten Sie (ohne abzubiegen) die Heerstraße und die Wanheimer Straße hinter sich gebracht. Das auf diesem Bild sichtbare Stück heißt Kaiserswerther Straße, dann kommt noch Ehinger Straße.
Weitergehend, mich entfernend hörte ich, vom Rhein her, die Rufe einer Schar in den Süden ziehender Wildgänse. Zugvögel orientieren sich oft an den Flußläufen.
Öffnet die Augen und die Ohren! Beachtet die wilde Kreatur“

Ein Bild, geeignet für die Serie „Die schönsten europäischen Einfahrten“. Diese ist gleich in beide Richtungen als schöne Einfahrt nutzbar. Im Hintergrund sieht man die Straßenbahn vorbeirauschen.

Hier entlanggehend hatte ich die Idee zu einer Kurzgeschichte, die ich aber in dem Jahr seither noch nicht geschrieben habe. Mit dieser Geschichte (ob geschrieben oder ungeschrieben) paßt dieses Bild gar nicht zusammen. Sollte sie mal gedruckt werden, dann wird sie mit diesem Bild illustriert!

Eine Fassade, die von vergangenem Aufbruch kündet (ins Motoröl-Paradies).
Das Foto entstand an der Ecke Rheintörchenstraße / Hitzestraße.

Über die Hitzestraße erfahren Sie von mir am Neujahrstag mehr.

Silvia 1 bis 12

Als Orientierungshilfe galt immer: Die Rheintörchenstraße (in Duisburg-Wanheimerort von der Düsseldorfer Straße bis zur Wanheimer Straße) ist genau einen Kilometer lang.
Doch nein!
Um den Kilometer zu komplettieren, muß man auch noch das Stück („dat Stücksken“) bis zum Rhein gehen.
Das tat ich, und zwar am Silvester-Nachmittag 2018, also vor ziemlich genau einem Jahr.

Dieses Stück Straße in schöner Landschaft ist für keinen. Hier wohnt keiner, hier fährt keiner, hier geht keiner, hier arbeitet keiner.


Diesen Kessel (Rüttgers Chemie) kennen Sie ja schon, wenn sie aufmerksamer Dauerbenutzer sind.



Dort im Hintergrund fließet der Rhein. Der Betrachter ist vom Flusse abgehalten durch Mauer und Stacheldraht.
Ein Bild voller SIMM-bollick.
Die einst von Hermann L. Gremliza geäußerte These, daß große Zeiten für Deutschland stets schlechte Zeiten für die Welt waren und umgekehrt, wurde in Berlin veranschaulicht. Als Berlin geteilt war (durch Mauer & Stacheldraht), da war die Welt noch halbwegs in Ordnung.



Dies ist ein Ort, an dem der Kapitalismus nur noch Feierabend produziert.
Zum Wesen den Kapitalismus gehört aber auch, daß die frohe Botschaft (ewiger Feierabend) mit einem Schrecken verbunden ist.
Aber da könnte man doch was dran machen.
Mein Vorschlag: Amazon bezahlt jedem, der seinen Arbeitsplatz verliert, das Gehalt weiter, finanziert jedem Arbeitslosen seinen ewigen Urlaub.
Diese Sozialleistung wird allerdings für die gestrichen, die Bücher bei Amazon bestellen.

Pille! (zweifarbig).

Fortsetzung folgt

Zwei gute Gründe

Dies, meine Damen und Herren, ist das zweitausendste Notat im Weblog „Amore e Rabbia“.
2000 (seit dem 1. Juni 2012).
Und da wir uns den Goldenen Zwanzigern nähern, gibt es ZWEI GUTE GRUENDE zu einem weiteren Rückblick auf das endende Jahrzehnt (im Spiegel des Blogs).
Klicken Sie:

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To be continued.

Graffiti

Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Graffiti
Hier haben wir den kunstgeschichtlich interessanten Sonderfall eines Anti-Etepoteto-Graffito, mit dem der Graffiteur auf der Wand seine Geringschätzung für das formuliert, was hinter der Wand ist – in diesem Fall eine der Firmen, die eigentlich gar nichts Nützliches herstellen, sondern nur sich selbst („Projektentwicklung“).
Darum kann/sollte auf die Formulierung von Inhalten (sog. Wortlaut) verzichtet werden. Die Kunst besteht darin, Farbtropfen in Bewegung zu bringen, die Spuren hinterlassend sich zum Nadir orientieren, womit der Weisheit, an der man den Idioten erkennt, die da lautet, man solle nicht zurückschauen, man solle nach vorn schauen, Widerstand entgegengesetzt wird!
Denn man soll nicht „nach vorn“ schauen. Man soll in alle Richtungen schauen.
DAS sagt uns dieses Werk der Kunst. Ist es nicht so?
Ach, denken Sie doch, was Sie wollen!

Heute kam die neue Konkret

Die Ausgabe Januar 2020 von Konkret (angekündigt für den 3. Januar) ist heute in der Weltbühne angekommen.
Auf der internen Seite („von konkret“) ist vermerkt: „Aus gesundheitlichen Gründen konnte Hermann L. Gremliza für dieses Heft keine Texte schreiben.“
Im Impressum wird als Herausgeberin Friederike Gremliza genannt, ebenso als Geschäftsführerin (vormals Katrin Gremliza).

Man hat ja seine Gewohnheiten …

… oder auch nicht. Sie müssen es wissen.
Dieses Bild kennen Sie ja schon.
Zu meinen unzähligen unumstößlichen Gewohnheiten gehört der Spaziergang am zweiten Weihnachtstag, und zwar immer genau derselbe Verlauf. Dazu gehört: diese Straße in Duissern.
Diese schöne Straße führte von Magdas Wohnung (die sie mit mir teilte) zur Bushaltestelle, von wo sie zur Schule fuhr. Ich habe sie manchmal auf dem Weg zur Haltestelle begleitet und sie manchmal abgeholt, wenn sie mittags zurückkam.
Obwohl sie ihre Berufsentscheidung stark anzweifelte, gingen wir diese Straße entlang voller Optimismus. Denn das war ja nur vorübergehend. Es mußte ja so nicht bleiben! Es müßte doch bessere Möglichkeiten geben – wir müßten nur den Mut zu besseren Entscheidungen haben.
Sie hat auch den Lehrerinnenberuf schon nach einem Jahr aufgegeben und sich entschieden, so zu leben, wie Ihr sie kennenlerntet, wenn Ihr das Glück hattet, ihr zu begegnen.
Die Beschwernisse eines langen Weges nimmt man auf sich, wenn man sicher sein kann, daß es der richtige ist.
Sie hat noch lange genug gelebt, um sich darin sicher zu sein.

Frohe …

Ja, es ist das Fest gekommen, das wir, mit dem Glück verschworene Menschen (auch als „Anarchisten“ bekannt) annehmen wie anderen Feste auch.
LASS ES DICH NICHT VERDRIESSEN, FANG AN!
Hier wird angefangen – mit dem Jahresrückblick? Nein. Es muß schon der Jahrzehnt-Rückblick sein. Ein paar herausgegriffene Lichter:
Nehmen Sie sich die Zeit:
Klicken Sie:

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Klick!

Klick!

Fröhliche Heimreise!
To be continued.

47: „Widerstand lohnt sich“. Aber eigentlich auch wiederum schade.

„47“ (siehe hier und hier) gibt auf Facebook bekannt:

Widerstand lohnt sich! Das Ordnungsamt hat die Versiegelung entfernt. Wir dürfen nun endlich wieder in unseren Laden…
Was das jetzt bedeutet und wie es dazu kam:
1. Wir haben Widerspruch gegen diese unverhältnismäßige Maßnahme eingelegt (könnt ihr unten lesen).
2. Wir haben uns geweigert die Sichtweise des Ordnungsamts zu akzeptieren und juristische Schritte angekündigt.
3. Wir haben folgende Zugeständnisse gemacht: – Wir haben uns bereit erklärt die letzten öffentlich angekündigten Veranstaltungen abzusagen (sind sie ja schon) – keinen Alkohol mehr auszugeben (müsst ihr mitbringen) – nicht explizit zu Getränkespenden aufzurufen (weswegen wir das hiermit implizit tun, weil wir das dürfen!)
4. Das Ordnungsamt beharrte weiterhin darauf, dass wir die Räumlichkeiten „nur für Renovierungszwecke nutzen“ Wir haben dem nicht zugestimmt, weil es bullshit ist. Wir haben das Ordnungsamt zur sofortigen Entfernung der Siegel aufgefordert und siehe da – die Siegel wurden entfernt.
Wir haben Räumlichkeiten in denen wir unsere Vereinsarbeit ab jetzt wieder durchführen können, nachdem das Ordnungsamt vor einer Woche den Spieleabend aufgelöst hat.
Und jetzt? Jetzt spielen wir wieder ein Spiel. Es heißt „Greyzone Duisburg“
– wir laden euch ein, uns am morgigen Samstag 21.12. ab 19 Uhr bei ersten Aufräumarbeiten zu helfen (es ist Samstag, da ist unsere Arbeitsmoral eher niedrig… Kronkorken wegräumen ist aber Arbeitsanweisung)
– Wir werden kein Bier da haben, aber unser Kühlschrank steht mitten im Raum, also wenn ihr eure mitgebrachten Getränke kühlen wollt, dürft ihr das selbstverständlich tun.
– Sollte das Ordnungsamt vorbeikommen, müssen wir alle gucken, dass wir auch tüchtig arbeiten und nicht schon wieder Pause machen. (vielleicht einen Lappen nehmen und in Kreisbewegungen über die Wand wischen – ihr seid sicher kreativ – vielleicht wird ein lustiger Film draus)
– Da uns ja weiterhin potenziell Bußgeld droht und wir den Auszug nun bis 31.12. nicht mehr schaffen, kommen einige Kosten auf uns zu. Und da ihr ja die Getränke mitnehmt, würden wir uns freuen, wenn ihr uns einfach so, weil ihr uns mögt, eine kleine bis mittlere Spende unbeobachtet in die Unterhose steckt.
– Das Ordnungsamt wird diesen Text bestimmt lesen und vielleicht vorbeikommen, weil es so seine Art ist soziokulturelle Ereignisse staatlich zu überwachen – verhaltet euch ruhig und kooperativ – wir halten uns ja an die Regeln der Greyzone.
Wir lassen uns nicht einschüchtern.
Wir nehmen uns das Recht auf Stadt!

– – – – –

Hier unser erfolgreicher Widerspruch beim Ordnungsamt:

„Wir, der „47 e.V.“, legen Widerspruch ein gegen die Versiegelung der Ladentüren und die Verweigerung des Zutritts zu den gemieteten Räumlichkeiten. Uns wird nun seit 7 Tagen der Zutritt zu unseren Räumlichkeiten verwehrt, während das Licht ununterbrochen brennt und der Mülleimer vor sich hin stinkt. Wir wollen unsere gemeinnützige Arbeit fortsetzen und das Ladenlokal am 31.12. rechtzeitig leergeräumt und besenrein an unseren Vermieter übergeben. Dies vertragsgemäß zu bewerkstelligen ist uns schon jetzt durch die unverhältnismäßige Behinderung unserer Ausräumarbeiten auf Basis von ehrenamtlichem Engagement so kurz vor Weihnachten nicht mehr möglich. Zudem gefährden die erzwungene Absage der geplanten Veranstaltungen und die drohenden zu zahlenden Mietkosten für eine nun unausweichliche verzögerte Übergabe die Existenz unseres gerade gegründeten Vereins finanziell. Wir fordern darüber hinaus eine schriftliche Mitteilung inklusive Begründung für diese Maßnahme. Bisher haben wir keinerlei Dokument erhalten. Wir verstehen das Handeln des Ordnungsamtes als Schikane der Stadt Duisburg gegen soziokulturelle Projekte in dieser Stadt, die uns unsere Arbeit immens erschwert und darüber hinaus einen schönen Abschluss unseres von vielen Seiten gelobten einjährigen Projektes komplett versaut hat. Erste Gespräche mit dem Ordnungsamt am Montag 16.12. führten zu keinem akzeptablen Ergebnis.

Wir danken letztlich Ordnungsdezernenten Paul Bischof persönlich für die Wertschätzung, die er unserem Projekt durch seine mehrfache Gesprächsbereitschaft mit im Nachgang entgegengebracht hat – das möchten wir ausdrücklich in Kontrast zur Beschwerde herausstellen. In einem Telefongespräch haben wir uns auf folgendes geeinigt:

Wir nehmen zur Kenntnis, dass der Ausschank alkoholischer Getränke in einem Gaststättengewerbe ohne Ausschanklizenz nicht gestattet ist. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen werden wir die explizite Spendenempfehlung entfernen. Für die letzten Tage bis Weihnachten werden wir von der Ausgabe alkoholischer Getränke gegen Spende absehen. Das Ordnungsamt versichert im Gegenzug dafür, dass das Ladenlokal in der Münzstraße 47 noch heute, 19.12.19 durch die Entfernung der Siegel wieder zugänglich gemacht wird.

Die Klärung der Frage, ob wir als gemeinnütziger Verein ohne Gewinnerzielungsabsicht eine solche Lizenz für das Aufstellen eines frei zugänglichen Kühlschranks zur Entnahme von Getränken gegen Spende nachweisen müssen, behalten wir uns vor auf juristischem Wege prüfen zu lassen. Warum dies eine Bedingung für die Entfernung der Siegel und die Wiedergewährung des Zutritts zum Ladenlokal für unsere tägliche Vereinsarbeit inklusive Aufräumarbeiten und interne Treffen relevant sein soll erschließt sich uns nicht. Wir fordern das Ordnungsamt der Stadt Duisburg dazu auf, unverzüglich die Siegel von den Türen unseres Ladenlokals zu entfernen und weitere Sachverhalte auf kooperativem und lösungsorientiertem Wege zu führen. Das gute Gespräch mit Herrn Bischof hat gezeigt, dass dies ein sinnvollerer Weg für beide Seiten ist. Sollte das Ladenlokal bis Freitag 20.12.2019 um 14 Uhr nicht von beiden Siegeln befreit sein, werden wir rechtliche Schritte gegen die Stadt Duisburg einlegen. „

Eigentlich schade.
Weil ich mir doch vorgenommen hatte, bei meinem traditionellen Spaziergang am zweiten Weihnachtstag einen Schlenker zur Mümzstraße zu machen und in einem Akt zivilen Ungehorsams das Amtssiegel der Stadt Duisburg abzureißen.

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Gemeinnützigkeit der VVN

Der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes / Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) wurde von der Berliner Finanzbehörde die Gemeinnützigkeit entzogen. Das bedeutet zunächst, daß Spenden an die Organisation nicht mehr von der Steuer abgesetzt werden können. Schwerer wiegt, daß auf zukünftige Einnahmen Körperschaftssteuer erhoben wird. Die Haltung der Finanzbehörde paßt ja wie die Faust aufs Auge in die Zeit, in der Rassenhass und Naziterror vorwärtsdrängen.
Daß diese Entscheidung den Bundesverband trifft, die Gliederungen (Landes- und Ortsverbände) davon – vorerst – nicht betroffen sind, kann nicht wirklich beruhigen.
Mit einer Online-Petition sollen bis zum 3. Januar 50.000 Stimmen gesammelt werden. Bisher ist knapp die Hälfte des Pensums erreicht. Die Zeit ist knapp.

Hier findet man den Weg dorthin:

https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben#petition-main

Von Unterschriftensammlungen (auch noch online) mag man halten was man will (in diesem Fall auch noch nach dem Prinzip Warum-denn-einfach-wenn-es-auch-kompliziert-geht). Es schadet zwar nichts, aber es sollte auch nicht damit sein Bewenden haben.
Wichtiger und wirksamer und noch besser scheint mir, die VVN – vor Ort, im Land oder als ganzes – durch Spenden zu fördern.

Spenden

Noch noch besser wäre es, Mitglied der VVN zu werden.

Das Vermächtnis weitertragen!

Einen der konkreten Gründe, der VVN beizustehen, bringe ich Euch hier in Erinnerung.

Das Foto zum Zwanzigsten

Aufgenommen am Silvesternachmittag 2018 um Viertel nach 4 an der Straßenbahnhaltestelle Rheintörchenstraße in Wanheimerort. Schöne hyperbolische Linien, nicht wahr?
Hoffnungsvolles Leben unter grauem Himmel.
Ich habe an diesem Nachmittag noch einige bizarr-ermutigende Bilder in diesem Stadtteil aufgenommen (die ich bei Gelegenhiet hier mal zeigen werde). Noch bis Viertel vor 5 reichte das Tageslicht dazu.
Am Tag der geringsten Tageshelligkeit ist es doch schon um halbfünf nachtdunkel. Und in gerade mal zehn Tagen ist uns schon so viel Sonne zurückgegeben worden. Grund zum Feiern!

47 zu. Dokumente

Ich gebe folgende Mitteilungen weiter:

1.
47
13. Dezember um 21:34 ·
Hallo Duisburg,
eigentlich wollten wir euch gestern mitteilen, dass unser Ladenprojekt zum 31.12. endet und warum…
(unsere eigentliche Abschiedsbotschaft lest ihr weiter unten…)
Dann kam uns das Ordnungsamt zuvor und hat gestern abend mit einem Dutzend Beamten den Spieleabend beendet, alle zum Verlassen des Lokals aufgefordert, die Tür versiegelt und uns untersagt, die Räumlichkeiten zu betreten. Warum das?
Die Argumentation des Ordnungsamts lautet: Wir hätten öffentliche Veranstaltungen (auf FB) angekündigt und daher seien wir verpflichtet für das Ladenprojekt eine Ausschanklizenz und eine Nutzungsgenehmigung nachzuweisen. Zudem das typische Duisburger Totschlagargument: Brandschutz!
Uns steht jetzt ein hohes dreistelliges Bußgeld ins Haus.
Dabei sind wir ein gemeinnütziger Verein ohne Gewinnerzielungsabsicht, in deren Vereinsräumlichkeiten die Menschen sich auf Spendenbasis am offenen Kühlschrank mit Getränken versorgen können. Jede Person die möchte, darf im Laden Treffen abhalten und kleine Veranstaltungen organisieren. So hat das jetzt ein Jahr ohne Probleme geklappt und so funktioniert das auch in hunderten anderen gemeinnützigen Projekten in anderen Städten.
So versteht die Stadt Duisburg also die „Kultur des Ermöglichens“,

Weiterlesen

Vor 100 Jahren: Kapp-Putsch und Märzrevolution

In diesen Tagen erscheint (und in diesen Tagen in der Weltbühne erhältlich):
Erhard Lucas: Märzrevolution 1920. Verlag Die Buchmacherei. 2 Bände, zusammen 1288 Seiten. 40 Euro.
Der Verlag stellt sein Buch vor:
Gegen eine demokratisch gewählte Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrere tausend Arbeiter bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen alle öffentliche Gewalt und es bildet sich eine „Rote Armee“ mit etwa 50.000 Kämpfern, bestehend aus Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten. Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März 1920. Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen hatten, gegen ihre Retter vor. Die Reaktion nahm blutige Rache. Wie ist es zu diesem Aufstand gekommen und was waren die Gründe seines Scheiterns? Wieso war 1920 möglich, was 1933 gegen die Nazis nicht gelang? Erhard Lucas (1937–1993) hat dazu in 3 Bänden „Märzrevolution 1920“ eine Geschichte der Ereignisse vorgelegt – seit vielen Jahren vergriffen. Wir wollen an „100 Jahre Märzrevolution“ im Ruhrgebiet erinnern und geben dieses Werk wieder heraus, zu einem Non-Profit-Preis, als Beitrag gegen das planmäßige Vergessenmachen.

Bitte bestellen Sie dieses Buch – und überhaupt alle Bücher (auch im Versand) in der
Buchhandlung Weltbühne
Gneisenaustraße 226
47057 Duisburg (Neudorf)
Tel. 0203- 375121
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

Erkundigen Sie sich bei uns auch über andere Titel aus der Buchmacherei.

WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN
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Neu in der Situationspresse: November

Helmut Loeven: November. Broschüre 40 S. Din-A-5, geheftet. ISBN 978-3-935673-47-1

Man könnte also sagen, daß die Situationspresse einen SCHNELLSCHUSS fabriziert hat – mit Fug aber nur in dem Sinne, daß dieses Werk unangekündigt daherkommt, aber nicht ungeplant.
Es handelt sich – gewissermaßen – um ein Journal, also eine chronologische Reihe von Notaten, kommentiert durch zahlreiche Abbildungen (Fotos, Zeichnungen, Collagen, Typografien) – Erlebnisse, Erinnerungen, Marginalien, Reflexionen, deren einziges gemeinsames Kriterium eine scheinbar willkürliche Zeiteinheit ist, thematisch aber in alle Richtungen ausschweift.

Man mag sich an die gute alte Flugschriften- beziehungsweise Broschüren-Tradition, die namentlich in der Situationspresse gepflegt wurde, erinnert fühlen. Inspiriert ist diese lange vorgesehene Arbeit zur Rehabilitierung des oft als „trauriger Monat“ verstandenen November zum Beispiel durch „Ramadan“ von Hadayatullah Hübsch (1946-2011), erschienen Anfang bis Mitte der 70er Jahre im Verlag Heinrich, wir und die anderen. Ich habe dieses Monats-Tagebuch meines Kollegen nur mal in der Hand gehabt, nie besessen, aber ich fand die Idee gut. (Auf diesen Verlag müßte ich auch nochmal zu sprechen kommen). Ein zweites Vorbild war die Flug-FLUX-Blatt-Zeitung von von Albrecht/d (Dietrich Albrecht, 1944-2013) in der Reflection-Press. Für Albrecht war die Broschüre ein Medium der Bildenden Kunst, und als ein Werk der Bildenden Kunst will ich meine Text-Bild-Collage auch verstanden wissen.

November ist für 5 Euro erhältlich, über jede Buchhandlung oder – besser – direkt durch die Buchhandlung Weltbühne (auch im Versand, Versandkosten inclusive).

P.S.: Das hämische Grinsen, das der Präsentation meines Elaborats angemessen sein mag, kommt am besten rüber, wenn ich die Brille nicht aufhabe.

Über die „untergründigen Jahre“

Neu in der Weltbühne:
Die untergründigen Jahre. Die kollektive Autobiographie ›alternativer‹ Autoren aus den 1970ern und danach. Herausgegeben von Peter Engel und Günther Emig. Günther Emigs Literatur-Betrieb 2019. 484 Seiten, 20 Euro

Die Herausgeber stellen ihr Buch vor:
Die 68er-Studentenrevolte hat in die 70er Jahre hineingestrahlt, ist da erst richtig wirksam geworden, nicht zuletzt in der Literatur und im Literaturbetrieb. War das damals tatsächlich eine gravierende Umwälzung oder nur der übliche Aufstand der Jungen gegen die Alten beziehungsweise lediglich ein spontaner Aufbruch gegen den eingefahrenen „Betrieb“? Kann man sich, wie Enzensberger meinte, in Bezug auf die siebziger Jahre „kurz fassen“ und nicht wirklich verlangen, dass man ihrer „mit Nachsicht gedächte“?
Wir stellten diese Fragen 40 Jahre nach den „Gegenbuchmessen“ und dem Kampf der „kleinen Bertelsmänner“ gegen das etablierte Verlagswesen noch einmal, wollen von den damaligen Protagonisten der „Gegenkultur“ wissen, wie sie jene Zeiten erlebt haben, welches für sie die bestimmenden Momente waren und was von all dem für sie bis heute nachwirkt.
Inhaltlich sollte es in den erbetenen Beiträgen um das Subjektive gehen, die persönliche Perspektive, also keine Beiträge über Dritte, sondern eine Darstellung des eigenen Tuns (natürlich mit Bezug auf diese „Dritten“): Warum, mit wem, zu welchem „Endzweck“, was daraus geworden ist usw. Also quasi lauter Einzel-Autobiographien, die die Zeit von Ende der 1960er bis Ende 1970 schwerpunktmäßig umfassen sollten. Und natürlich wie es danach weiterging.

Ich wurde zur Mitwirkung eingeladen und nahm die Einladung an. Ich brauchte mich – so wurde ausdrücklich gesagt – nicht unbedingt kurz zu fassen. „Warum heißt DER METZGER eigentlich DER METZGER? 12 Ausschnitte“ lautet der Titel meines Textes.
Die anderen Beiträger sind: Wolfgang Bittner, Michael Braun, Daniel Dubbe, Heiner Egge, Peter Engel, Ronald Glomb, Frank Göhre, Friedemann Hahn, Manfred Hausin, Martin Jürgens, Benno Käsmayr, Michael Kellner, Barbara Maria Kloos, Fitzgerald Kusz, Detlef Michelers, Alfred Miersch, Peter Salomon, Christoph Schubert-Weller, Tiny Stricker, Ralf Thenior, Jürgen Theobaldy.
Unter den Mitwirkenden sind auch einige, die auf der langen METZGER-Autorenliste stehen: Manfred Ach, Manfred Bosch, Manfred Chobot, Heiner Feldhoff, Harald Gröhler, Gerd Scherm – und Walter Hartmann, der den Einband gestaltete.
Die Beiträge bilden eine – fast – zufällige Sammlung von Bruchstücken; das Bild fügt sich nicht zu einem Mosaik, dazu läßt es zu viele Lücken. Das liegt in der Natur des Themas und spricht nicht gegen dieses Buch. Das Leben ist ja auch kein Mosaik.
Eine umfassende Darstellung ist natürlich nicht möglich, und so ist es zwar schade, aber kein Makel, daß einige nicht dabeisind, die eine wichtige Rolle spiel(t)en und etwas zu sagen gehabt hätten, wie Jürgen Ploog, Jürgen Bulkowski, Werner Pieper, vielleicht sogar Hans Imhoff.
Ein gewagtes Unternehmen, und die Herausgeber haben was gewagt. 490 Seiten hat das Werk, und es kostet bloß 20 Euro.

Das Bemühen um GEGENÖFFENTLICHKEIT ist nicht „von gestern“. Darum jetzt wieder dieser Appell:

Bitte bestellen Sie dieses Buch – und überhaupt alle Bücher (auch im Versand) in der
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WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN
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Georg Fülberth – ein neues Buch

Geburtstage haben Geschenke so an sich. Meist wird der Jubilar beschenkt, manchmsal ist es umgekehrt. So auch bei Georg Fülberth: Am 25. September, seinem 80. Geburtstag, erschien:

Georg Fülberth: Unter der Lupe. Analysen und Betrachtungen zum gewöhnlichen Kapitalismus
Mit einem Vorwort von Thomas Kuczynski
PapyRossa Verlag. 200 Seiten. 14,90 €
Das Buch versammelt Artikel, die Georg Fülberth ab 2008 in lunapark21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie veröffentlicht hat. Sie sind dort unter den Rubriken „Seziertisch“ und „Lexikon“ erschienen, gingen jeweils von einem aktuellen Thema aus oder diskutierten akut gewordene Grundprobleme kapitalistischer Ökonomie und werfen somit auch ein Schlaglicht auf die jüngere Wirtschaftsgeschichte.
Thomas Kuczynski in seinem Vorwort: „Viele dieser Artikel sind in unserer angeblich so schnelllebigen Zeit von unverminderter Aktualität, und ich empfehle sie dem Lesepublikum gern zur Lektüre, gegebenenfalls auch zu erneuter Lektüre. Ich tue dies nicht nur, weil aus ihnen viel über Geschichte, Politik und Wirtschaft zu lernen ist, das versteht sich bei einem solchen Autor wie Georg Fülberth von selbst. Mein Hauptbeweggrund ist vielmehr die Machart der Artikel, das Schreiben gegen den Strich und die ungeheure Nüchternheit der Darstellung von Problemen, die von andern zumeist hochemotional debattiert, von ihm aber auf einen Punkt gebracht werden, der zu weiterem Nachdenken auffordert.“
Georg Fülberth, Prof. Dr. phil., *1939. Lehrte bis 2004 Politikwissenschaft an der Universität Marburg.

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Sie finden bei uns so ziemlich alle lieferbaren Titel von Georg Fülberth.

Bitte unterstützen Sie die Bemühung um Aufklärung und Gegenöffentlichkeit.
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN
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Wieder ein Verlust

Keine gute Nachricht: Der Laden „Die Schallplatte“ auf dem Sonnenwall schließt zum Jahresende. Die WAZ widmete diesem traurigen Ereignis einen ganzseitigen Bericht, und zwar nicht im Duisburger Lokalteil, sondern im überregionalen Teil. Denn „Die Schallplatte“, so wird vermerkt, ist „Deutschlands ältestes Geschäft seiner Art“ – sicherlich kein übertriebenes Urteil.
1954 wurde der Laden von Gottfried Haunzwickle gegründet (der übrigens Pate stand, als Rudi Kallamees 1970 sich mit seinem „Disc“ als Fachgeschäft für progressiven Rock selbständig machte). „Die Schallplatte“ blieb durch die Jahrzehnte Anlaufstelle für ein anspruchsvolles Publikum, für das Musik nicht bloß Geräuschkulisse sein darf, die zum einen Ohr rein und zum anderen raus geht..
Thomas Fenn, der letzte Inhaber, bekennt: „Andere Musik reinnhmen? Es gibt Bereiche, damit kann ich nichts anfangen. Tagesaktuelle Popmusik geht mir fürchterlich gegen den Strich. Ich kann es nicht verkaufen. So kann ich mich nicht verstellen.“
„Es wird nochmal laut“ heißt es in dem Zeitungsbericht. Am Samstag, 14. Dezember sind Blind Joe Black und Sängerin Tony Maracas zu hören.
www.schallplatte-duisburg.de