Archiv für den Monat: August 2015
Und Donnerstag ins Babasu. Lütfiye Güzel liest.
Da freuen wir uns schon drauf: Nächsten Donnerstag (3. September):
Featuring Buchhandlung-Weltbühne-Büchertisch.
„Was? H.L. und L.G. wieder zur selben Zeit am selben Ort?
Bringt ’n Fotoapparat mit.“
(Zusammen sind wir unwiderstehlich).
Also, bis Donnerstag!
(Wie finden? Das Babasu – offiziell Baba Su – ist Teil von einem der Norman-Foster-Glaskästen auf der Bismarckstraße – könnt ihr da sehen, zweites Bild von oben).
Das Problem heißt Rassismus
DISS Presseerklärung:
An jedem Tag ereignen sich in Deutschland Anschläge gegen
Flüchtlingsunterkünfte: Das Problem heißt Rassismus
Über 200 Angriffe auf Geflüchtete und ihre Unterkünfte wurden allein im ersten Halbjahr 2015 vom bundesdeutschen Innenministerium gezählt. Das bedeutet, dass in diesem Jahr in Deutschland jeden Tag Anschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte verübt wurden.
Mit großer Sorge beobachten wir, dass die weit verbreitete öffentliche Stimmung gegen Geflüchtete auch durch Äußerungen bundesdeutscher Politiker begünstigt wird. Hier ist zum Beispiel Horst Seehofer zu nennen, der unlängst von „massenhaftem Asylmissbrauch“ sprach. Mit dem Vorschlag separater „Auffanglager“, mit den Forderungen, weitere Balkanstaaten zu „sicheren Drittländern“ zu erklären, Personenkontrollen an innereuropäischen Grenzen wieder einzuführen und „Einreisesperren für Ausgewiesene“ zu erzwingen und mit der Sachleistungsdiskussion wird der Auffassung Vorschub geleistet, es seien die Flüchtlinge selbst, die eine rassistisch aufgeladene Stimmung provozierten. All dies erinnert uns fatal an die Zustände in Deutschland in den frühen 1990er Jahren – auch wenn wir durchaus Unterschiede bemerken.
Damals schlossen sich die bundesdeutschen Medien nahezu durchgängig an einen rassistisch aufgeladenen Diskurs an und befeuerten diesen. Dies ist heute in dieser Breite nicht der Fall. Jedoch ist in den Medien auch derzeit von „Ansturm“ und „Flüchtlingsströmen“ die Rede. Nahezu ein Konsens ist die angebliche „Überschreitung der Belastungsgrenze“. Die hohe Zahl der Flüchtlinge erzeuge einen Staatsnotstand. Die Bilder, die damit hervorgerufen werden, sind dazu geeignet, die Situation zu verschärfen und Menschen als bedrohliche Massen wahrzunehmen. Auch ist es eine unverantwortliche Verharmlosung, wenn rassistische Protagonistinnen als „Asylgegner“ oder „Asylkritiker“ und rassistische Angriffe als „Protest“ bezeichnet werden. Mehrheitlich schließen sich die Medien auch heute den Vorstellungen der Politik an, wenn sie z.B. eine Beschleunigung der Asylverfahren fordern, da andernfalls die Stimmung in der Bevölkerung zu „kippen“ drohe, wobei mit „Beschleunigung“ oftmals euphemistisch ein weiterer Abbau von Rechtsstaatlichkeit in Asylverfahren bezeichnet wird. Nicht zu übersehen ist aber auch, dass sich viele Medien bemühen, einer eskalierenden rassistischen Aufladung des Diskurses entgegenzusteuern, indem offen rassistische Äußerungen kritisiert und zurückgewiesen werden.
Im Hinblick auf die deutsche Wirtschaft Weiterlesen
Nä! Dat is nich James Bond!
Heute stand in der Zeitung, daß Sean Connery Geburtstag hat (85). Hoch soll er leben! (Gönn ich ihm).
Das ist der Mann, der James Bond gespielt hat.
Nein, man müßte sagen: Das ist einer der Männer, die James Bond gespielt haben.
Die Rolle das „Geheim“-Agenten James Bond wird immer von anderen Schauspielern gespielt. Ja, meinen die denn, ich würde das nicht merken?
In dem Film „Die Marx Brothers auf dem Schiff“ wollen alle drei die Passkontrolleure betuppen, indem Groucho UND Chico UND Harpo behaupten, Maurice Chevalier zu sein. Aber da war das komisch gemeint.
Für die Rolle des James Bond war ganz am Anfang Cary Grant vorgesehen. Da hätte sein englischer Akzent, über den man sich in den USA oft lustig machte, gut gepaßt. Aber Cary Grant wollte die Rolle nur einmal spielen, vorgesehen war aber eine Serie. Das hätte der doch ruhig machen können. Dann hätten wir jetzt eben nicht bloß 63, sondern 64 James-Bond-Darsteller.
Ian Fleming, der James-Bond-Erfilnder, fand die Rolle mit Sean Connery fehlbesetzt. Er hätte lieber David Niven in der Rolle gesehen. Den distinguierten David Niven, stellen Sie sich das vor! In der James-Bond-Parodie „Casino Royal“ wurde James Bond dann tatsächlich von David Niven gespielt, und Allewelt lachte darüber: David Niven als James Bond! (Da kann man sehen, daß meist doch nur die Parodie der Wirklichkeit gerecht wird).
Ich mag die James-Bond-Filme, obwohl ich sie nicht mag. Die Arroganz des Killers. Und mehr noch als dieses Jetset-Getue verhaßt sind mir die Leute, die sich von diesem Jetset-Getue blenden lassen. Erträglich wird sowas, wenn man nicht ernst nimmt, was ernst gemeint ist. Aber um mich zu unterhalten hätten doch sechs oder sieben James-Bond-Filme genügt. Die weiteren 84 Filme der Serie wären doch nicht nötig gewesen. Und Ursula Undressed (Andress) hätte sich doch auch woanders undressen können. Helmut Qualtinger sollte mal einen Schurken in einem James-Bond-Film spielen. Das hat er nicht angenommen, denn er lehnte es ab, in einem antikommunistischen und antisemitischen Film mitzuspielen. Bravo!
Markus Wolf, Chef des DDR-Auslandsgeheimdienstes, schrieb in seinen Erinnerungen, die James-Bond-Filme hätten mit der Realität der Geheimdienste gar nichts zu tun. Eine Geheimdienst-Aktion sei nur dann wirklich erfolgreich, wenn die Gegenseite überhaupt nichts merkt.
Und, so meinte Markus Wolf, die Realität sei sowieso viel aufregender als die Fiktion.
Ja, so ist das: Nur die Phantasielosen flüchten aus der Realität.
Bilder eines Kunst-Marktes (Ruhrort)
Zum fünften Mal fand der Ruhrorter Kunst- und Kulturmarkt statt – zum ersten Mal mit unserer Beteiligung. Diese Kunst-Aktion war Teil des 22. Ruhrorter Hafenfestes.
Das war vom frühen Vormittag bis zum späten Nachmittag eine schöne Veranstaltung, zu der ich hier schon am 15. August eingeladen hatte. Wer trotzdem nicht hingegangen ist, ist es selber schuld („Ach bitter bereut, wer des Weisen Rat scheut“ sagt der Dichter). Es sei denn, man war bedauernd verhindert oder man hatte tatsächlich etwas tatsächlich Besseres zu tun, zum Beispiel — (Satz selbst vervollständigen).
Gutes Wetter, gute Atmosphäre, freundliche Menschen, die sich gern einen schönen Tag machten, Wiedersehen mit alten Bekannten, alles gut vorbereitet und organisiert von Klaus Brüggenwerth und Katrin Roth.
Unser Stand, seitlich betrachtet.
Bilder des Informel. Bilder von Barito. Barito ist ein 14jähriger Orang Utan im Krefelder Zoo, der seit Jahren Farbe auf Fläche verteilt und immer wußte, wann ein Bild fertig ist, und sich mit der Zeit in seiner Malweise entwickelte. Über das Projekt Affenbrut (angelehnt an Art brut) ist mehr zu erfahren unter www.affenbrut.de.
Und jetzt alle:
„Das machen nuuur die Beine von Dolooores!“
Der Künstler vom Stand nebenan möge mir das nicht übelnehmen. Aber beim Betrachten der phallischen Skulptur (Bildmitte) stellte sich bei mir spontan der Gedanke an einen Katzen-Kratzbaum ein. Ich meine das nicht spöttisch, sondern assoziativ.
Was würden wohl die Katzen zu den Orang-Utan-Bildern sagen? Wahrscheinlich: „Na wenn schon! WIR kratzen Skulpturen.“ Aber wahrscheinlich interessieren die sich ÜBERHAUPT NICHT dafür. Die Bilder wären denen noch nicht einmal egal.
Im Laufe des Tages (vom wechselnden Sonnenstand?) dachte ich mehr an einen Döner-Spieß.
„Kommen Sie ruhig näher“, wie dieses Bild ausdrücken zu sollen scheint. (Typisch germanische Verbanhäufung am Satzende. Aber richtige Empfehlung wurde zum Ausdruck gebracht).
Die Foto- und Grafikkünstlerin Susanne Gwisdalla (links in diesem Bild) bietet T-Shirts mit dem Porträt von Charles Fourier an.
Der Kessel des Monats
Das Foto zum Zwanzigsten
Circe
Franz von Stuck malte dieses Bild, das Circe darstellt, im Jahre 1913.
Modell für das Bild der verhängnisvollen Verführerin aus der griechischen Mythologie war die Schauspielerin Tilla Durieux.
Von denen, die sich an die Schauspielerin der 50er und 60er Jahre erinnern, die noch 1970 mit 90 Jahren vor der Kamera stand, wissen viele wohl nicht, daß Tilla Durieux als junge Frau eine bewunderte Schönheit der „besseren Gesellschaft“ Berlins war. Ihr Ehemann war der fortschrittliche Galerist Paul Cassirer.
Als erfolgreiche Schauspielerin nutzte sie ihre Möglichkeiten, fortschrittliche kulturelle und politische Projekte wirksam zu fördern, wie die Piscator-Bühne und die Rote Hilfe. Auch im Exil konnte sie Verfolgten des Naziregimes helfen.
An ihren Geburtstag, 18. August 1880, wird heute erinnert.
Ruhrorter Kunst- und Kulturmarkt
Am Sonntag, 23. August 2015 findet auf dem Neumarkt in Duisburg-Ruhrort zwischen 11 und 18 Uhr zum fünften Mal der Kunst- und Kulturmarkt mit vielen ausstellenden Künstlern und einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm statt. Es wird (ausschließlich) Kunst verschiedenster Sparten gezeigt und zum Verkauf angeboten.
So, ungefähr, wird es auch wieder beim fünften Ruhrorter Kunst- und Kulturmarkt aussehen. (Werbefoto).
Besuchen Sie den Stand der Situationspresse/Buchhandlung Weltbühne!
Renate Rasp
Ich wußte gar nicht, daß die Schriftstellerin Renate Rasp (1935-2015) die Tochter des Schauspielers Fritz Rasp war. Ihr letztes Buch erschien 1979. Da könnte man meinen, es wäre nicht verwunderlich, daß man sie, sofern man sie erwähnt, bei den „Vergessenen“ einordnet.
Mitte der 60er Jahre als Debütantin erregte sie Aufsehen durch ein Erscheinen, das bis dahin als „nicht damenhaft“ angesehen wurde. Ihr Auftritt 1967 bei der Gruppe 47 war furios. Vielleicht erinnert sich noch jemand an ihren Auftritt bei der Buchmesse 1968 („ach, die war das?“), wo sie „ihre Lesung barbusig abhielt“, was von manchen von denen, die immer alles schon gewußt haben, als „billiger PR-Gag“ abgetan wurde. („Barbusig“ – was für ein Wort! Von „busig“ abgeleitet).
Renate Rasps Lyrik und Prosa war von einer brillanten Aggressivität. Darin war sie ihrer rasierklingenscharfen Kollegin Gisela Elsner (1937-1992) ähnlich.
Renate Rasps wohl am meisten verstörendes Buch war „Chinchilla“ (1973), das als Leitfaden zur praktischen Ausübung der Prostitution gelesen werden kann und eine völlig der Verwertung unterworfene Sexualität vorführt.
„Vergessen“ ist nicht nur eine psychische (Fehl?-)Funktion, sondern auch ein gesellschaftlicher Abwehrmechanismus.
Dieses Bildschirmfoto zeigt die Trefferquote für die Suche nach „Renate Rasp“ in Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB).
Renate Rasp war mit dem Schriftsteller und Kabarett-Exporten und -Historiker Klaus Budzinski (geb. 1921) verheiratet. Auch von seinen Standardwerken über das Kabarett ist keines mehr lieferbar.
Als ich „Chinchilla“ las, hatte ich das meiste noch vor mir.
Heute lasse ich den Koffer fliegen
UZ-Pressefest auch 2016, und wieder mit Original-Buttons!
Das kann ich schon mal verraten:
Auch im Jahre 2016 wird es das UZ-Pressefest der DKP geben. Und zwar wo? In Dortmund im Revierpark Wischlingen, wie schon so oft. Wann genau? am 1. bis 3. Juli.
Es gibt jetzt schon die Buttons, mit deren Verkauf die enormen Kosten gedeckt werden sollen und durch deren Erwerb man zu allen Veranstaltungen des Festivals freien Eintritt hat.
Die kosten 5 Euro, und kauft sie mir bitte ab, damit ich vor unserer Kreiskassiererin gut dastehe. Ich verschick die Buttons auch gern mit der Post.
Es gibt auch Buttons, die 10 Euro kosten. Das kann man bei denen links im Bild ganz winzig erkennen.
Eine veränderte Druck-Vorlage? Da hätte man doch auch die Farben austauschen können.
Aber: Warum denn praktisch, wenn es auch unpraktisch geht?
Und das ist das Beruhigende: Die alten Prinzipien gelten noch.
Das Geschäft mit (der geschürten Angst vor den) Fremden
Demnächst in dieser Buchhandlung, um Vorbestellung wird gebeten:
Claire Rodier: Xenophobie Business. Wer profitiert vom Grenzregime? Aus dem Französischen von Julia Schaefermeyer. Unrast Verlag, 144 Seiten. 13 Euro
Der Verlag hat das Wort:
Claire Rodier geht der Frage nach, wozu – und wem – Einwanderungskontrollen dienen. Dazu gibt sie einen seltenen Einblick in die Welt der privaten Sicherheitsunternehmen und deren Verstrickungen in politische Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozesse.
Darüber hinaus zeigt sie die ideologische Funktion der Aufrüstung an den Grenzen auf: wie Angst ausgebeutet und Migration kriminalisiert wird, um daraus politischen wie wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen.
Am Beispiel von Asylverfahrenslagern und der europäischen Grenzschutzagentur Frontex wird deutlich, daß immer schärfere Grenzkontrollen nicht allein dem vorgeblichen Zweck der Überwachung und Abschreckung, sondern verschiedensten ökonomischen Interessen dienen.
Das Geschäft mit der Xenophobie deckt erstaunliche Zusammenhänge zwischen migrationspolitischen Erwägungen und privatwirtschaftlichen Interessen auf.
Laura-Solmaz Litschel in Konkret (8/2015):
„Ungläubig arbeitet man sich von Kapitel zu Kapitel vor und möchte nicht glauben, dass bei Themen wie Menschenleben und -rechten, Sicherheitsunternehmen mitmischen und verdienen, die unter dem Druck der globalisierten Weltwirtschaft stehen. Rodiers spannendes Sachbuch ist schwer verdaulich.“
Bitte kaufen / bestellen Sie dieses Buch in der (Versand-)Buchhandlung Weltbühne.
Auch eine Buchhandlung kann als Instrument gegen Fremdenhaß genutzt und gestärkt werden.
Weltbühne muß bleiben.
Vergiß den Erbonkel nicht!
Ach, was hab ich mich die ganzen letzten Tage darauf gefreut,
dieses Buch ins Schaufenster zu stellen!
Und das in dieser Umgebung!
Ebenso wie das Buch links daneben handelt es sich auch bei dem in der Mitte um ein IDEALES GESCHENK!
Haben Sie einen Erbonkel, der Ihnen schon seit Kindheitstagen mit seinem Geschwafel über „deutsche Tüchtigkeit“ auf den Wecker geht? Rächen Sie sich endlich und schenken Sie ihm dieses Buch. Das können Sie ohne Risiko tun, denn der hat sein Testament doch sowieso schon längst geändert.
Kaufen / bestellen Sie dieses Buch dann auch noch nirgendwoanders als in der Buchhandslung Weltbühne, um das Attentat zu vollenden!
Die Fabriken
Ich spreche zu dem Thema: Verschafft das Verschwinden der Industrie der Kunst wirklich mehr Raum? Nur dann, wenn man es richtig (also: langsam) nacht.
Staatsgeheimnis
Was lese ich da in der Zeitung? Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen ein Weblog wegen Landesverrat?
Jetzt verrate ich auch mal ein Staatsgeheimnis:
Die Bundeskanzlerin und die Minister sind alle doof.