Griechische Rentner, kommt in unser Land!

Manche Leute sagen, die Zugewanderten (das sind die mit dem Hintergrund) würden das Land „bereichern“. Und das würde auch auf die Flüchtlinge zutreffen.
Manche Leute, nämlich die von der Critical Beklottness oder Bescheuertal Whiteness oder wie das heißt, sagen: „Flüchtlinge“ darf man nicht sagen. Man muß „Geflüchtete“ sagen. Diese Leute, die sich vor allem in der Berliner Humbug-Universität versammeln, haben damit den größten, überhaupt den einzigen wirklichen Beitrag zur Erleichterung des Lebens der Flucht-Menschen geleistet.
Der Herr Olaf Henkel, einst BDI-Chef und zwischenzeitlich Aushängeschild der AfD, denkt laut darüber nach, ob die Flüchtlinge vielleicht doch mehr kosten als sie einbringen.

Wieso müssen eigentlich Menschen, die in Not sind und Hilfe brauchen und eine Mittelmeer-Passage im Schlauchboot überlebt haben, uns ihren Nutzen nachweisen? Wieso müssen sie sich die Frage gefallen lassen, ob unser Land sie verkraftet?
„Der Exportweltmeister empfängt die Opfer seiner Erfolge“ hieß es in der vorletzten Konkret. Welchen Anteil hatte der Exportweltmeister Bundesrepublik Deutschland am Entstehen von Zuständen, die zur Flucht zwingen? Was haben wir nicht alles exportiert? Nicht nur PKWs und LKWs, nicht nur Maschinen und Maschinenfabriken, sondern auch Waffen, Krisen und Kriege. Wer hat danach gefragt, ob diese Länder unsere Exporte verkraften?
Die Sache ist doch ganz einfach: Wer Waffen exportiert, hat Flüchtlinge aufzunehmen. Punkt. Ende der Diskussion.

Schön wäre es, wenn jetzt noch in großer Zahl griechische Rentner ins Land kämen, beim Bundesfinanzminister anklopfen und sagen: „Herr Schäuble, wie ist das denn jetzt?“

Die Farbe des Geldes (8)

Sparkasse: doof. Postbank: auch doof
Früher habe ich das Kupfergeld (1- und 2-Fennich-Münzen, neuerdings 1-, 2- und 5-Cent-Münzen), das sich als Bodensatz im Pottemannee ansammelt, gerollt bei der Sparkasse auf mein Sparkonto eingezahlt. Irgendwann ging das nicht mehr. Das heißt: Das wäre nur noch gegangen gegen Berechnung einer Einzahlungsgebühr! Ich habe mir vorgestellt, wieviel Jahrtausende das Spargeld auf dem Konto verweilen müßte, damit die Gebühr durch die Zinsen ausgeglichen wäre.
Gebührenfreies Einzahlen von Münzgeld sei nur noch auf ein eigenes Girokonto möglich, wurde mir mitgeteilt (und ich hörte das Zähneknirschen des Kassenmannes).
geldschein8Das ist kein Einzelfall. Auch die Spardabank (so las ich in der Zeitung) regt sich auf, wenn jemand Hartgeld zu denen hinbringt. Das ziehe Aufwand und Kosten nach sich, weil die Spardabank (und jetzt halten Sie sich fest) das Geld gar nicht mehr selber zählt, sondern eine Firma damit beauftragt, für sie das Geld zu zählen!
Bei der Sparkasse habe ich einen Aushang gelesen, daß für Einzahlungen von Münzgeld auch auf das eigene Girokonto eine Gebühr zu entrichten ist (leiderleider, liebe Kunden, ach es tut uns ja so leid!).
Ja, wenn diese Leute eine solche Aversion gegen Geld haben, warum betreiben die denn dann ein Geldinstitut? Jemand, der unter Höhenangst leidet, würde doch alles andere tun, als den Beruf des Dachdeckers oder Schornsteinfegers zu ergreifen. Oder haben Sie schon mal von jemandem gehört, der den Geruch von Fisch verabscheut und deshalb einen Fischgeschäft eröffnete?
Auch die Postbank hat sich was ausgedacht, wie sie die Kundschaft von sich fernhalten könnte: Indem sie für jede Überweisung, für die ein Überweisungsformular verwendet wird, eine Extragebühr verlangt.
Wenn eine Bank eine Firma beauftragt, für sie das Geld zu zählen, braucht man sich über gar nichts mehr zu wundern. Demnächst wird man Weiterlesen

Circe

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Franz von Stuck malte dieses Bild, das Circe darstellt, im Jahre 1913.
Modell für das Bild der verhängnisvollen Verführerin aus der griechischen Mythologie war die Schauspielerin Tilla Durieux.
Von denen, die sich an die Schauspielerin der 50er und 60er Jahre erinnern, die noch 1970 mit 90 Jahren vor der Kamera stand, wissen viele wohl nicht, daß Tilla Durieux als junge Frau eine bewunderte Schönheit der „besseren Gesellschaft“ Berlins war. Ihr Ehemann war der fortschrittliche Galerist Paul Cassirer.
Als erfolgreiche Schauspielerin nutzte sie ihre Möglichkeiten, fortschrittliche kulturelle und politische Projekte wirksam zu fördern, wie die Piscator-Bühne und die Rote Hilfe. Auch im Exil konnte sie Verfolgten des Naziregimes helfen.
An ihren Geburtstag, 18. August 1880, wird heute erinnert.

Vergiß den Erbonkel nicht!

Ach, was hab ich mich die ganzen letzten Tage darauf gefreut,
VaroufakisNachbarschaftdieses Buch ins Schaufenster zu stellen!
Und das in dieser Umgebung!
Ebenso wie das Buch links daneben handelt es sich auch bei dem in der Mitte um ein IDEALES GESCHENK!
Haben Sie einen Erbonkel, der Ihnen schon seit Kindheitstagen mit seinem Geschwafel über „deutsche Tüchtigkeit“ auf den Wecker geht? Rächen Sie sich endlich und schenken Sie ihm dieses Buch. Das können Sie ohne Risiko tun, denn der hat sein Testament doch sowieso schon längst geändert.
Kaufen / bestellen Sie dieses Buch dann auch noch nirgendwoanders als in der Buchhandslung Weltbühne, um das Attentat zu vollenden!

Time for Change: Yanis Varoufakis

Ab Mitte kommender Woche in der Weltbühne – um Vorbestellungen wird gebeten:
Yanis Varoufakis: Time for Change. Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre.
Carl Hanser Verlag. 184 S. Fester Einband. 17,90 Euro
Veroufakis_DieWelt_P05.inddMitteilung des Verlags:
„Erfrischender Querdenker – oder Totengräber des Euro? Yanis Varoufakis, ehemaliger Finanzminister von Griechenland, vertritt Thesen, die so kontrovers diskutiert werden wie sein Outfit. In lässigen Auftritten erklärt er die Welt, redet Klartext, wo andere nur Worthülsen produzieren. Viele Menschen berührt er sympathisch, andere sehen in ihm den Leibhaftigen. Wer ist er wirklich, was treibt ihn um? Varoufakis ist ein Meister darin, ökonomische Fragen mit der Geschichte der Kolonialisierung, mit den Matrix-Filmen und aktuellen Bezügen zu verbinden. Sein Buch will Interesse an der Wirtschaft wecken und bezieht leidenschaftlich Position für den Menschen und gegen eine Ökonomie der Unterdrückung.
Yanis Varoufakis, Jahrgang 1961, ist ein griechisch-australischer Wirtschaftswissenschaftler und Autor zahlreicher Buch- und Zeitschriftenpublikationen. Er war Professor für ökonomische Theorie an der Universität von Athen und an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs der Universität in Austin, Texas. Von Januar bis Juli 2015 war er Finanzminister der Regierung unter Alexis Tsipras.“
Konkret (August 2015):
„Daß Yannis Varoufakis, der ‚Rockstar der Ökonomie‘, der ‚linke Posterboy‘, der ‚Edelkommunist‘ oder schlicht der ‚Demagoge‘ (Qualitätspresse), es nicht versucht hätte, wird man ihm nicht nachsagen können. Daß Schäuble, Merkel, Dijsselbloem und Draghi nur Bahnhof oder Kommunismus verstanden haben, als der griechische Finanzminister ihnen ein ums andere Mal wenigstens ein Grundverständnis der kapitalistischen Wirtschaftsweise vermitteln wollte, kann man ihm nicht vorwerfen. Denn daß er in einfacher Sprache ökonomische Zusammenhänge erklären kann, belegt der griechische Wirtschaftswissenschaftler in seinem Buch Time for Change. Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre.“

Dieses Buch (und der Erwerb desselben – die Lektüre erst recht) ist ein (wenn auch kleiner) Störfaktor gegen die Europa-Demagogie der Herrschenden. Dieses Buch zu lesen ist ein Akt des zivilen Ungehorsams in einer Zeit, in der eine deutsche Regierung ungeniert und unverhohlen zum Hass gegen ein anderes Volk aufstachelt!
Die Buchempfehlungen in diesem Weblog sind stets mit der Empfehlung verbunden, die Bücher in der Buchhandlung Weltbühne zu kaufen. Für dieses Buch gilt das umso mehr.
Kaufen Sie / bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne, um Dissens zu stiften, wo Dissens vonnöten ist und mehr als ein Bekenntnis. Weil es auch auf den nächsten und übernächsten Schritt ankommt, muß Weltbühne bleiben.
Reden Sie sich nicht damit heraus, daß die Reise nach Neudorf mit der Postkutsche zu beschwerlich ist. Behaupten Sie nicht, Sie hätten nicht gewußt, daß die Buchhandlung Weltbühne auch eine Versandbuchhandlung ist.

So ziemlich zuerst

Der Spiegel ist immer froh, wenn er berichten kann, das Ende einer Romanze so ziemlich zuerst gemerkt zu haben:

Spiegel-2015-29„Europa – Gegen die Wand […] Der Fall Griechenland bringt das romantische Europäertum an sein Ende. Gerade die Deutschen haben sich lange ein falsches, häufig verklärtes Bild von den Griechen gemacht. Das erklärt die Fallhöhe ihrer Enttäuschung.“

Die Deutschen sind also wieder mal „enttäuscht“.
Daß die Deutschen sich ein falsches Bild von den Griechen gemacht haben, stimmt allerdings. Die Deutschen halten die Griechen für ein Volk, dem sie keine Kriegsreparationen schulden.

Lü-gen-pres-se! Lü-gen-pres-se! Der Metzger Nr. 114!

DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 114.

Metzger114CoverSowas steht drin:

Ulrich Sander und Bernd Trautvetter: Der Nato-Oberbefehlshaber Philipp M. Breedlove als Einpeitscher der großen Kriege. Vom Planer in Kalkar zum obersten Kriegsherrn der USA für Europa.

Jakop Heinn: Unter Nebenfeinden. Ackermanns Enthüllungen. Von einer fixen Idee besessen ohne Substanz mit maßlosen Beschuldigungen um sich werfen („Kriegshetzer“, „Verfassungsschutzagent“) – das ist kein feiner Mann, der sowas tut.

Renate König: Risiko Kinderkrankheit. Die Masern sind keineswegs eine „harmlose Kinderkrankheit“. Harmlos sind darum auch nicht die militanten Impfgegner.

Helmut Loeven: Entlassen aus der Geschichte? Durch eine bündnispolitische Fehlentscheidung hat die Friedensbewegung sich selbst einen irreparablen Schaden angetan. Durch das Echo darauf wird offenbar, in welchem desolaten Geisteszustand sich die Linke in Deutschland mittlerweile befindet. Nichts mehr verstehend und von keinem verstanden? Der „Friedenswinter“ und seine Folgen.

Exkurs: „Die Idioten sind unter uns“. Das Neue Deutschland berichtete über die Kritik an der Rechtsöffnung und am Querfront-Kurs der Friedensbewegung. Daraufhin durften sich auf Wojnas Facebook-Seite die unkontrollierten Reflexe austoben. Zitate.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal u.a.: Hilf dem Reichsbürger Naidoof auf das Fahrrad; Sparkasse doof, Postbank ebenfalls doof; Wambachsee und Mercatorstraße oder Warum werden Investoren nicht einfach aus der Stadt gejagt?; Wann bezahlt Schäuble (die schwarze Null) endlich unsere Schulden an Griechenland?; Der Volksbelustiger Dieter Nuhr ist kein Kabarettist, sondern eine Tasse.

Charakter & Lage. Konkret-Herausgeber Gremliza hat mit einem historischen Vergleich daneben gegriffen. Putin ist nicht Dollfuß.

Lothar Röse: Paris mon amour. Das Entsetzen über ein Attentat auf eine Satirezeitungs-Redaktion sollte nicht von kritischer Analyse der Lage abhalten, auch wenn das Entsetzen sich dann vielleicht vergrößert. Der Kapitalismus ist nicht gut für dich, erkundige dich nach ihm!

Marvin Chlada: Es geht voran? Ein Blick in die Zukunft der internationalen Arbeiterbewegung – auch wenn von der Zukunft schon ein Stück geschehen ist! Über ein Buch aus dem VSA-Verlag.

Konrad Knurrhahn: Horizont. Glosse über denselben mit dem Rat, ihn zu erweitern.

Sinngebung: Ready made. Konkrete Poesie oder Ist die experimentelle Literatur reine Maschinenkunst? Lesen Sie selbst!

Das Heft kostet 3 Euro.
Besorgen! Bestellen! Schicken lassen! Oder in der Buchhandlung Weltbühne kaufen! Lesen! Weiterempfehlen! Draus zitieren! Und schließlich: Abonnieren! Denn: Wer abonniert, hat mehr von Metzger.

Dieter Nuhr ist ebenfalls eine Tasse

Dieter Nuhr, der, um als Kabarettist durchgehen zu können, das Näschen zu hoch trägt, und dem, um als Satiriker zu gelten, die Traute fehlt, den Widerspruch zum Volksempfinden (dem gesunden) auf sich zu nehmen, äußerte bei Twitter: „Meine Familie hat demokratisch abgestimmt: Der Hauskredit wird nicht zurückgezahlt. Ein Sieg des Volkswillens!“
Viele, aber nicht alle fanden das gut. Eine Gegenstimme: „Da hat jemand nicht richtig aufgepasst. Wenn, dann müßte es heißen: Meine Familie hat demokratisch gegen die verlangten Sparauflagen unserer Bank entschieden. Wenn man zu dem Ganzen etwas zu sagen hat, dann Bitteschön auch sachlich und fundiert.“
Diesem Rat wollte der Volksbelustiger nicht folgen. Stattdessen führte er vor, daß auch er Krokodilstränen von sich lassen kann: „Daß es den Griechen schlecht geht, ist mir bekannt und extrem erschütternd“, schrieb er auf Facebook, und dann wurde er philosophisch (si tacuisses!): „Aber 200 Jahre Ausbeutung und Korruption abzulösen durch primitiven Antikapitalismus ist so ziemlich das Dümmste, was man tun kann.“
Wer so viel Dummheit in einem einzigen Satz unterbringen kann, ist dann natürlich mit nutzlosen Ratschlägen flott bei der Hand: „Mein Tipp wäre: ein Finanzamt aufbauen, das den Namen verdient, und Korruption bekämpfen, anstatt die anzupissen, die genau dabei helfen wollen.“
Ist das die kabarettistische Kunst des „Kabarettisten“ Dieter Nuhr, Regierungspropaganda in die Latrinen-Version zu übertragen? Für einen, der anscheinend überhaupt nicht mitgekriegt hat, was da eigentlich vor sich geht, nimmt er das vorlaute Mündchen reichlich voll.

"Nie ohne meine Maserung!"

„Nie ohne meine Maserung!“

Er findet, Schäuble und sein europäisches Gefolge „wollen nur helfen“, sanftmütig wie er sie findet. Dieter Nuhr hat nicht mitgekriegt, daß die Gläubiger-Bagage befohlen hatte, Finanzbeamte zu entlassen, und verboten hatte, qualifizierte Finanzfachleute nach der Ausbildung in den Staatsdienst zu übernehmen. Dieter Nuhr hat nicht mitgekriegt, daß der Plan der griechischen Regierung, auf sehr hohe Einkünfte höhere Steuern zu erheben, vom Gläubiger-Kartell vom Tisch gewischt wurde. Denn einme Regierung, die im von Berlin aus regierten Europa noch „Piep“ sagen will, hat es nicht von den Reichen, sondern von den Rentnern zu nehmen. So entspricht des der marktliberalen Doktrin, die mit religiösem Fanatismus durchgedrückt wird, und wenn alles in Scherben fällt.
Wer sich von Elend „erschüttert“ zeigen will, sollte nicht die feiern, die das Elend nicht nur verschuldet haben, sondern auch vergrößern wollen.
Irgendjemand (ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn) hat mal gesagt: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.“ Diesen Rat sollte man dem Herrn Nuhr mal bekannt machen.

Die Merkel ist auch eine Tasse

Wie der gestrigen WAZ zu entnehmen ist, geht der dogmatische 150-Prozent-Kurs der Bundesregierung (und der von der Bundesregierung geführten EU) einigen Fachleuten auf den Wecker:
„In den USA wird die Kritik am strengen Spar-Diktat der EU gegenüber Griechenland immer lauter. Auch Präsident Barack Obama schaltete sich in die Debatte ein.
Mit Nobelpreisen ausgezeichnete Wissenschaftler wie Paul Krugman und Josef Stiglitz sowie Leitmedien wie die ‚New York Times‘ werben seit Tagen für einen teilweisen Schuldenschnitt gegenüber Griechenland; bislang ein Tabu in EU-Kreisen. Die Geldgeber-Länder mit Deutschland an der Spitze hätten Griechenland auf einen Kurs gezwungen, der Wachstum verhindere, die Wirtschaft immer weiter in die Depression treibe und zur Verarmung beitrage, heißt es.
Mit Verweis auf ein Gutachten des Internationalen Währungsfonds (IWF) stellen die Ökonomen fest, dass Griechenland unter den herrschenden Bedingungen seine Schulden niemals zurückzahlen kann. Krugman vergleicht die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geprägte Politik mit „mittelalterlichen Ärzten, die darauf bestehen, ihre Patienten ausbluten zu lassen – und wenn ihre Heilmethode die Patienten kränker macht, dann verlangen sie noch mehr Aderlass.“

Für den Spiegel stellt sich die Sache ähnlich dar:
Spiegel-2015-28..

„Politik wird durch Zwang ersetzt“

In der neuen Ausgabe des Freitag geht die Politologin Gesine Schwan mit der Griechenland-Politik der Bundesregierung, also auch ihrer Partei, der SPD, hart ins Gericht.

FreitagSchwanZitat:
„Die EU tut sich mit dem Interessenausgleich zurzeit extrem schwer. Das konnte man auch beim Flüchtlingsgipfel vergangenes Wochenende sehen, wo der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi entsetzt war über den Mangel an Solidarität unter den Mitgliedsstaaten. In der derzeitigen Situation verschweigt man da gern auch, dass Griechenland trotz seiner schwierigen Lage sehr viele Flüchtlinge aufnimmt und sich bemüht, sie menschlich unterzubringen. […]
Nach meiner Analyse geht es jenen, die mit aller Vehemenz gegen die griechische Regierung vorgehen, schlicht darum, diese zu Fall zu bringen. Dahinter steht natürlich der Streit zwischen Weitermachen mit der Austeritätspolitik oder Formulieren einer Alternative. Weil sie das Zweite will, gibt es geradezu einen Hass auf die Syriza-Regierung. Ein wichtiges Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion hat mir gesagt, Angebote für eine Umschuldung lägen auf dem Tisch – wenn die Griechen ihre Regierung abwählten, indem sie beim Referendum für Ja stimmten, würden sie die Umschuldung bekommen. Das zeigt: Es geht darum, die Regierung loszuwerden. […]
Indem Syriza immer wieder aufgetischt wurde, was der konservative Vorgänger Andonis Samaras ausgehandelt hatte, hat man das Scheitern provoziert. Es mag hinzukommen, dass man dem griechischen Staatswesen als Ganzem misstraut. Aber es ist ja klar, dass die Syriza-Regierung dem Wunsch, möglichst alle vier Wochen ihre Finanzen auf die Einhaltung der Austeritätspolitik hin kontrollieren zu lassen, nicht nachkommen konnte. Keine Regierung würde das, wenn sie die Politik für fundamental schädlich hält.“

Das ganze Interview ist nachzulesen:
https://www.freitag.de/autoren/jan-pfaff/politik-wird-durch-zwang-ersetzt
..

Finanzminister Schäuble ist eine Tasse

Wann fängt der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mal damit an, Anstalten zu treffen, die Zahlung von Kriegsentschädigungen an Griechenland vorzubereiten?
Er hat sich dazu schon mal geäußert, indem er behauptete, mit dem „Zweiplusviervertrag“ von 1990 seien alle Folgelasten des Zweiten Weltkriegs erledigt.
Ach nee!
Der „Zweiplusviervertrag“ wurde geschlossen zwischen der BRD, der DDR, den USA, der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich. Griechenland war gar nicht beteiligt. Griechenland ist im „Zweiplusviervertrag“ kein Vertragspartner.
Wolfgang Schäuble, so wird gesagt, ist Jurist. Dann müßte er doch eigentlich wissen, daß Verträge zu Lasten Dritter gar nicht möglich sind. Verträge kann man mit anderen schließen, aber nicht über andere.
Sonst könnte ich ja mit dem Schäuble vertraglich vereinbaren, daß wir bei Aldi an der Kasse nix mehr bezahlen müssen. Ich gehe mit der Ware einfach durch, und wenn die Kassiererin dafür Geld von mir haben will, dann sage ich: „Wieso? Ich hab mit dem Schäuble einen Vertrag, daß ich hier alles umsonst kriege.“
Ich könnte auch mit dem Schäuble vertraglich vereinbaren, daß ich immer umsonst mit’m Taxi fahren kann. Wenn der Taxifahrer kassieren will, sage ich: „Wieso? Ich hab mit dem Schäuble einen Vertrag, daß ich umsonst Taxi fahren kann.“ Oder noch besser: ich sage: „Laut Zweiplusviervertrag müssen Taxichauffeure mich kostenlos befördern.“
Der Taxifahrer sagt dann: „Sagen Sie mal, sind Sie bekloppt?“
Dann sage ich: „Nicht ich. Sondern der Schäuble.“

Wissen Sie, was morgen für ein Tag ist?

Morgen ist der 1. Juli 2015, der 25. Jahrestag der „Währungsunion“.
Ein Nachbarland wurde einverleibt (vulgo: annektiert), die westdeutsche Währung wurde dort eingeführt, als ob das mal so einfach ginge. Folge war, daß eine Volkswirtschaft zusammenbrach.
Der wirtschafts- und währungspolitischen Entscheidung lag keine nüchterne Kalkulation zugrunde, ökonomischer Sachverstand spielte keine Rolle. Umso mehr der Kalte Krieg. Ideologische Verblendung und marktwirtschaftlicher Heilsglauben tobten sich aus. Darum führte die Entscheidung in die Katastrophe. Gucken Sie sich diese „blühenden Landschaften“ doch mal an.

Dieselben Scharlatane, die auf Verluste keine Rücksicht nehmen, sind jetzt damit beschäftigt, „Griechenland zu retten“.
Vor einem Jahr wurden die Renten halbiert, weil die Verkünder der Marktwirtschaft meinten, die Renten wären zu hoch. Letzte Tage in einer dieser TV-Talkshows sagte der Wirtschaftsguru Sinn: in Griechenland sind die Renten zu hoch.
Denen fällt nichts Neues ein. Die Renten sind zu hoch, nicht nur in Griechenland, und nicht nur die Renten, sondern vor allem die Löhne.
Folgt man den Wirtschafts-Pappnasen, dann kommt die riesige Staatsverschuldung daher, daß die einfachen Leute „über ihre Verhältnisse gelebt haben“. Staatsschulden im Kapitalismus sind systembedingt, und wer etwas anderes behauptet, ist ein Idiot.
Und genau das ist der Punkt: Wir haben es mit Vollidioten zu tun.
Wer predigt, die Programme, die jahraus jahrein das Elend nur vergrößert haben, müßten unbedingt fortgesetzt werden, der ist verrückt – wie der Brüsseler ARD-Korrespondent Krause, der sie nicht mehr alle auf dem Kastenmänneken hat.
Wie sieht es eigentlich mit der Staatsverschuldung in Deutschland aus?
Die EU-Wirtschaftspolitiker samt ihren pseudowissenschaftlichen Zuträgern wollen Griechenland nicht „retten“, sondern ihre marktwirtschaftlichen Wahnvorstellungen ausbreiten.
Die Sparpolitik wird die Schulden nicht senken. Die Sparpolitik soll die Schulden nicht senken, sondern die Renten.
Die Anti-Griechenland-Politik läßt erkennen, was den Politikern, die unser Land regieren, zuzutrauen ist.
Und die griechische Regierung? Die tut einfach nicht, was „wir“ ihr befehlen. Wo „wir“ es doch nur gut mit ihnen meinen.
Auch die Anti-Griechenland-Politik der EU hat was mit Kaltem Krieg zu tun. Warten Sie mal ab, wenn in Athen die Konservativen an der Regierung sind, wie dann die Geldquellen wieder sprudeln; und dem Schäuble, dieser schwarzen Null, kann es dann gar nicht schnell genug gehen, seinen griechischen Parteifreunden das Geld überall hineinzuschieben.
Lesen Sie das und das.
Und lesen Sie auch das.

Wissen Sie, was heute für ein Tag ist? Heute ist der Tag meines Rentenbescheids.

Wirklicher Bruch

Eine Erklärung der KKE (Kommunistische Partei Griechenlands) wurde mir zugesandt.
Ich weiß ja nicht, was Sie davon halten. Ich weiß ja noch nicht einmal, was ich davon halte:

MITTEILUNG DES POLITBÜROS DES ZK DER KKE
Athen, 23. Juni 2015
Nein zu der neuen Vereinbarung!
Schluss mit den Erpressungen und den Täuschungsmanövern der Regierungen und der Gläubiger!
Bruch mit der EU, mit dem Kapital und ihrer Herrschaft!
Die nach dem Gipfeltreffen sich abzeichnende Vereinbarung der Regierung mit den Gläubigern führt zu neuen Maßnahmen, die für Werktätige und Rentner, für die Menschen aus den Volksschichten vernichtende Auswirkungen haben werden. Diese Maßnahmen kommen zu den der vergangenen Regierungen hinzu, die die SYRIZA-ANEL-Koalitionsregierung aufrechterhält. Weiterlesen

Die nationaldeutschen Großschnauzen

Vor ein paar Wochen im Fernsehen ein Interview mit dem Trainer des Fußballclubs Bayern München Pep Guardiola. Er sprach bewundernd über den Konkurrenten Borussia Dortmund, über die Qualität dieses Vereins, des Trainers, der Mannschaft – und daß Borussia Dortmund auf dem letzten Tabellenplatz stand. Und er fügte hinzu: „Genau das kann uns passieren auch.“
Solche vernunftvolle Bescheidenheit wäre unseren Regierenden, Abgeordneten, Kommentatoren und den vielen Besserwissern an den Stammtischen an den Hals zu wünschen:
Bild150227Was würden all die nationaldeutschen Großschnauzen sagen, wenn ein solches Vereledungsprogramm, das den Griechen von den europäischen „Partnern“ zugemutet wird, sie selbst treffen würde? Etwa: Rente halbiert, Auszahlung erstmal für ein halbes Jahr aufgeschoben. Oder: Leistungen der Krankenkasse gestrichen.
In der Bundesrepublik Deutschland zahlen Konzerne wie Amazon, die die hiesige Infrastruktur nutzen, gerade mal ein paarmarkachzig Steuern. Da ist der Schäuble sooo klein mit Hut.
Aaber wenn es gegen griechische Rentner geht, da spielt er den dicken Wilhelm, dieser Herrenmenschendarsteller. Da fühlt er sich stark, diese arrogante Null.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis ist Professor für Finanzökonomie und lehrte in Camebridge und an Universitäten in Australien und den USA. Der Schäuble ist Jurist. Wenn der Varoufakis zum Schäuble geht, dann geht der Fachmann zum Laien.
Yanis Varoufakis: „Wir sind nur der erste Dominostein, der umfällt.“

Minister (mit Hut)

Wolfgang Schäuble CDU (Bundesfinanzminister) läßt, was Griechenland betrifft, nicht mit sich reden.
Konzerne wie Amazon oder Ikea, die die hiesige Infrastruktur nutzen, bezahlen gerade mal ein paarmarkachzig Steuern. Bei denen ist der Schäuble sooo klein mit Hut.
Aber wenn es gegen griechische Rentner geht, dann spielt er den dicken Wilhelm.
Dabei ist er in Grunde doch nur: eine schwarze Null.

Wie ist das denn jetzt mit Griechenland?

Wahl in Griechenland: Die Linken haben gewonnen: Eigentlich: Ein Grund zur Freude. Oder?
Oder: Zu früh gefreut?
Die Linkspartei (Sie wissen, wen ich meine: In Berlin die) hat eine stellvertretende Hurra!-Party veranstaltet (läßt andere für sich gewinnen?).
Gibt es eine Chance? Oder ist die Lage aussichtslos? Ein letztes Aufbäumen mit Galgenhumor, damit die aussichtslose Lage dann wenigstens nicht ernst ist? (Das war einer dieser faden Sponti-Sprüche).
Lauter Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Aber fragen Sie doch mal die:

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltet:
„Griechenland hat gewählt – und nun?
Wie sehen die Machtverhältnisse jetzt aus? Was will Syriza? Welche Möglichkeiten gibt es für eine linke Politik? Droht wirklich ein ‚Grexit‘, also ein Euro-Austritt Griechenlands? Und welche Strategie verfolgt die Bundesregierung? Was bedeutet das Ganze für die deutsche Bevölkerung?
Wir freuen uns auf rege Diskussionen über die Auswirkungen der Wahlen in Griechenland mit Skevos Papaioannou, Professor für Soziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Kreta“
am 11.2. im K14, Oberhausen 19 Uhr
und am 12.2. in Bochum, Bahnhof Langendreer 19 Uhr.

Es gibt auch einen längeren Text „Griechenland nach den Wahlen“.
Lesen Sie sich das mal durch, und dann kann ich Sie ja fragen, ob ich mich über die Wahl in Griechenland freuen soll.

Das Land der Krise mit der Seele suchen?

Heute lege ich mal dieses Buch ins Schaufenster:
WehrGriechenlandAndreas Wehr: Griechenland, die Krise und der Euro. Zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage. PapyRossa Verlag 2011. 214 S. Pb. 13,90 Euro
Der Verlag schreibt dazu:
Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Schwächen der Europäischen Union und ihrer gemeinsamen Währung Euro schonungslos offenbart. Grundlegende Mängel der Konstruktion der Eurozone wurden erkennbar. Heute rächt sich, daß es in der Europäischen Union wohl eine Währungs-, aber keine Finanz- und Wirtschaftsunion und schon gar keine Politische Union gibt. In der Krise um Griechenland stellt sich die Frage, ob eine Währung ohne Staat auf Dauer überhaupt existieren kann. Der Autor beschreibt, wie durch das Agieren von nationalen Regierungen, insbesondere der deutschen, von Europäischer Kommission und Europäischer Zentralbank die Spannungen in der Eurozone permanent angewachsen sind. Zwei Auswege sind seiner Ansicht nach möglich: Der Zerfall bzw. die Teilung der Eurozone oder aber der Aufstieg eines Hegemons, der den anderen Euro-Ländern seinen Willen aufzwingt. Dies kann aber nur Deutschland sein. Damit wäre der alte Konflikt wieder da. In dieser Krise steht daher viel auf dem Spiel.

Bestellen Sie dieses Buch bei dem Buchhändler, dem es nicht egal ist, was in den Büchern steht, die er anbietet. Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne.
Sie wollen sich ein Buch besorgen, aber zufällig nicht gerade dieses?
Sie können auch jedes andere lieferbare Buch hier bestellen. Sie können es nicht nur, Sie sollten es auch.
Wir suchen für Sie auch nach „entlegenen“ und vergriffenen Büchern.
LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.
Weltbühne muß bleiben.
Buchhandlung Weltbühne, eine gute Angewohnheit.

Ist die Einfalt wirklich hold?

„Holde Einfalt – stille Größe“ (siehe vorgestern) ist ein „Geflügeltes Wort“. Darunter versteht man Zitate, die sprichworthaft in den Sprachschatz eingingen, sozusagen „flügge wurden“. Meist in der Ursprung nicht mehr bewußt, und oft weichen sie vom ursprünglichen Wortlaut ab.
So auch hier. „Holde Einfalt – stille Größe“, das ist nicht von Goethe, wie oft angenommen wird, sondern von Johann Joachim Winckelmann (1717-1768). Und der meinte: „Edle Einfalt – stille Größe“.
Fällt es Ihnen auch nicht leicht, Einfalt als „hold“ oder „edel“ sich vorzustellen? Allzu oft ist geistige Geringentwicklung mit unholden und unedlen Zügen verknüpft.
Winckelmann bezog die große Einfalt beziehungsweise einfältige Größe auf die antike Kunst Griechenlands, die er als nachahmenswertes Beispiel der von ihm wenig geliebten Üppigkeit des Rokoko entgegenstellte:
„Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt, und eine stille Größe, sowohl in der Stellung als im Ausdrucke. So wie die Tiefe des Meers allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele.“
Jaja, das Land der Griechen mit der Seele suchen undsoweiter. Die Götter, Göttinnen und Heroen im Olymp werden im 18. Jahrhundert gedacht haben: „Für die deutschen Idealisten sind wir das, was deren zu sich einfällt.“
Doch genug gespottet über die Weimarer Klassik, die ja auch Fortschritt in Bewegung setzte, das will ich hier nicht vergessen.
Winckelmann gilt als der Begründer der wissenschaftlichen Archäologie und der wissenschaftlichen Kunstgeschichte. Eine seiner elementaren Thesen jedoch wurde von der Nachwelt erschüttert. Er hatte darauf abgehoben, daß die antike Architektur und Bildhauerei fast ausschließlich Werke in Weiß hinterlassen hat. Dies wertete er als Charakteristikum antiker Idealität. Die neuere Wissenschaft geht davon aus und kann auch belegen, daß Gebäude und Skulpturen der Alten Griechen durchaus oftmals bemalt waren und daß die Farben die Jahrhunderte nur nicht überdauerten.
GodardsPoseidonDiese scheinbar gealterte Poseidon-Statue entstand in Cinecitta für den Film „Le Mépris“ von Jeanluc Godard, Italien/Frankreich 1963.
kallipygosIch frage mich: Wie könnte die wunderschöne Statue der Aphrodite Kallipygos (die gar nicht so einfältig, sondern recht durchtrieben sich ihres Liebreizes erfreut und alle Menschen guten Willens daran teilhaben läßt) ursprünglich gefärbt gewesen sein?
kallipygos-lilacSo vielleicht?
kallipygos-gruenOder so?