Die Farbe des Geldes (8)

Sparkasse: doof. Postbank: auch doof
Früher habe ich das Kupfergeld (1- und 2-Fennich-Münzen, neuerdings 1-, 2- und 5-Cent-Münzen), das sich als Bodensatz im Pottemannee ansammelt, gerollt bei der Sparkasse auf mein Sparkonto eingezahlt. Irgendwann ging das nicht mehr. Das heißt: Das wäre nur noch gegangen gegen Berechnung einer Einzahlungsgebühr! Ich habe mir vorgestellt, wieviel Jahrtausende das Spargeld auf dem Konto verweilen müßte, damit die Gebühr durch die Zinsen ausgeglichen wäre.
Gebührenfreies Einzahlen von Münzgeld sei nur noch auf ein eigenes Girokonto möglich, wurde mir mitgeteilt (und ich hörte das Zähneknirschen des Kassenmannes).
geldschein8Das ist kein Einzelfall. Auch die Spardabank (so las ich in der Zeitung) regt sich auf, wenn jemand Hartgeld zu denen hinbringt. Das ziehe Aufwand und Kosten nach sich, weil die Spardabank (und jetzt halten Sie sich fest) das Geld gar nicht mehr selber zählt, sondern eine Firma damit beauftragt, für sie das Geld zu zählen!
Bei der Sparkasse habe ich einen Aushang gelesen, daß für Einzahlungen von Münzgeld auch auf das eigene Girokonto eine Gebühr zu entrichten ist (leiderleider, liebe Kunden, ach es tut uns ja so leid!).
Ja, wenn diese Leute eine solche Aversion gegen Geld haben, warum betreiben die denn dann ein Geldinstitut? Jemand, der unter Höhenangst leidet, würde doch alles andere tun, als den Beruf des Dachdeckers oder Schornsteinfegers zu ergreifen. Oder haben Sie schon mal von jemandem gehört, der den Geruch von Fisch verabscheut und deshalb einen Fischgeschäft eröffnete?
Auch die Postbank hat sich was ausgedacht, wie sie die Kundschaft von sich fernhalten könnte: Indem sie für jede Überweisung, für die ein Überweisungsformular verwendet wird, eine Extragebühr verlangt.
Wenn eine Bank eine Firma beauftragt, für sie das Geld zu zählen, braucht man sich über gar nichts mehr zu wundern. Demnächst wird man im Gemüseladen zu hören kriegen: „Alles, was irgendwie mit Gemüse zu tun hat, haben wir autgesorst“ (oder wie das heißt). Und wenn man Glück hat, dann kocht der Koch dort zwar noch die Kartoffeln, aber für das Salzen wird ein Salzungs-Service beauftragt.
Das Unheil nahm seinen Lauf, als der Manager in die Unternehmen eindrang und den Kaufmann verdrängte und an die Stelle des Unternehmers der Unternehmensberater trat. Leider hat sich noch nicht herumgesprochen, daß „Unternehmensberater“ ein Synonym für „Scharlatan“ ist.
Unternehmensberater verbreiten die Auffassung, daß in den Unternehmen nicht nur Stellen abgebaut, sondern auch Kunden ferngehalten werden müssen. Denn Kunden machen Arbeit, und Arbeit ist ein Kostenfaktor.
Der neueste Hit: Bargeld abschaffen. Argument: Die Leute, die im Supermarkt an der Kasse mit Geld bezahlen, würden den Betrieb aufhalten, weil die umständlich nach ihrem Pottemanee suchen, und die Kassiererinnen müßten langwierig das Wechselgeld zusammensuchen. Diese Knallköppe haben wohl noch nie eingekauft. Die Kassiererinnen haben das Geld in Fächern greifbar aufbewahrt, und der Betrieb wird aufgehalten von den Leuten, die umständlich nach ihrer Karte suchen und Schwierigkeiten mit dem Eintippen ihres Geheimnisses haben.
Mit der Abschaffung des Bargeldes könnten Schwarzarbeit und Drogenhandel unmöglich gemacht werden. Wirklich?
Was möglich gemacht wird, ist die lückenlose Kontrolle des Konsumverhaltens samt Bewegungsprofil (vollständig). „Wer nichts zu verbergen hat – “ werden die kontrollierten Trottel erleichtert ausrufen.
Was wirklich unmöglich gemacht wird, ist, daß kleine Kinder sich am Büdeken für fümf Fennich Bomboms kaufen können. Daß die das heute sowieso nicht mehr können so wie wir früher, weil für fümf Fennich (resp. Zent) nix mehr zu kriegen ist (und es auch kaum noch Büdekes gibt) ist doch kein Argument! Den Kindern kann man auch nix mehr ins Sparschwein tun, und für die Bomboms müssen die mit Karte bezahlen, damit sie, noch bevor sie in die Schule kommen, bis über beide Ohren verschuldet sind, worüber sich die Banken freuen.
Das sind die Ideen von den Heinis, die „Griechenland retten“ wollen. Das sind die Hilfswilligen eines innereuropäischen Neokolonialismus.
„Die Renten sind zu hoch“ (übrigens nicht nur in Griechenland), und die Löhne sowieso. Die Renten wurden halbiert. Und was hört man ein halbes Jahr später? Die Renten sind zu hoch, sie müssen halbiert werden.
Diesen Idioten fällt nie etwas anderes ein. Ihnen ist noch nie etwas anderes eingefallen, und denen wird auch nie etwas anderes einfallen.
Die Meiungsproduzenten der Blödzeitung und die beauftragten Politiker, die keine Fädenzieher sind, sondern eher Marionetten gleichen, lassen sich das gern soufflieren: Die Renten sind zu hoch. Die werden und wollen nichts retten, die wollen und wissen nichts Besseres, sondern sind davon besessen, ihre marktwirtschaftlichen Wahnvorstellungen über die Welt auszubreiten. Sie zeigen, was ihnen zuzutrauen ist, und was von ihnen zu erwarten ist, wenn es hier mal ernst wird.

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