Der Tag heute vor 90 Jahren war ein markantes Datum in der deutschen Kulturgeschichte. Es war der 10. Mai 1933, der Tag, an dem in Deutschland Bücher angezündet wurden.
Es waren Leute, die sich sehr als Deutschmenschen sahen – vorweg deutsche Studenten, die sie Flammen entfachten. Ihre Parole lautete: „Gegen undeutschen Geist – für Zucht und Sitte in Familie und Staat“ – die Rebellion des Bauches gegen den Kopf, die Abwehr des wildgewordenen Konformismus gegen den (wie Goebbels es nannte) „jüdisch-spitzfindigen Intellektualismus“, der Aufstand des Unverstandes gegen das Unverstandene.
Die Autorenliste der verbrannten Bücher ist eine Ehrenliste. Einer der deutschen Schriftsteller vermisste seinen Namen darauf: Oskar Maria Graf.
Oskar Maria Graf (1894-1967) wurde und wird als bayerischer Heimatdichter gesehen, und er sah sich wohl auch selbst so. Aber er hat die Heimat nicht romantisiert und erst recht nicht ein völkisches Bild davon gezeichnet, sondern er hat das harte Leben der armen Landbevölkerung aufgezeigt.
Hatte er sich nicht immer den Kolleginnen und Kollegen auf der Schwarzen Liste zugehörig gefühlt? Hatte er nicht immer die Wahrheit gesagt? Nun fühlte er sich wie ein Lügner dargestellt.
Er schrieb einen Protestbrief an Joseph Goebbels: „Verbrennt mich!“ Schon im Exil, übergab er seinen Offenen Brief der Wiener Arbeiterzeitung.
„Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, daß meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!
Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!“
Die Heimat des Heimatschriftstellers blieb für sein weiteres Leben das Exil. Er lebte in New York und hatte die US-Staatsbürgerschaft erlangt. In seine Heimat kam er nur noch zu Besuchen.
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