Schlagwort-Archive: Lettrismus
Zeichen-Sprache
Exakt!
Die Kurante
1968
1945
Die schönsten Postkarten machen wir
Die Produktion von Postkarten in der Situationspresse wird fortgesetzt. In diesem Herbst wurden 32 neue Motive veröffentlicht. Einige davon wurden hier schon vorgestellt. Hier die nächsten.
Die Postkarte ist ein stringentes Medium. Das einheitliche Format Din-A 6 (Seitenverhältnis eins zu Wurzel aus zwei) erlaubt nur zwei formale Varianten: Hochformat und Querformat. Innerhalb dieses Rahmens gibt es inhaltlich keine Grenzen. Es gibt: Kitschpostkarten, Urlaubspostkarten, Erotikpostkarten, Glückwunschpostkarten, Kunstpostkarten (Postkarten, die Kunstwerke abbilden oder Kunstwerke sind oder beides). Et cetera. Da liegt es doch auf der Hand, die Postkarte als subversives Medium der Aufklärung zu nutzen. Das machen wir. Machen Sie mit.
Situationspostkarte (SPK) 97: Leo Tolstoi und Maxim Gorki 1900
SPK 83: Stadtzerstörung (Mercatorstraße)
Motive von: Merkfoto, Hafenstaedter, DFG-VK, Projektgruppe Pudding und gestern usw.
Diese Karten sind zum Stückpreis von 1 Euro erhältlich (bei Versand bitte 1 Euro hinzurechnen, nicht pro Stück, sondern pro Auftrag). Bestelladresse ist:
Buchhandlung Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg
situationspresse@gmx.de
Wenn Sie in der Kategorienspalte links die Kategorie „Situationspostkarten“ anklicken, wird ein Postkartenkatalog in Fortsetzungen sichtbar.
Es gibt kein Halten mehr: Weitere Postkarten werden in den kommenden Wochen vorgestellt.
Kommt und holt euch den neuen Metzger!
DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 120.
Und das steht drin:
Trump und Erdogan. (Nur) ein Witz für Doofe?
Ulrich Sander: Degussa vergoldet wieder die ganz Rechten. Während die NSDAP als Kriegstreiber für die Schwerindustrie willkommen war, so ist die AfD für bestimmte Kapitalkreise heute als „Angstmacher“ interessant.
Jakop Heinn: Das wäre doch nicht nötig gewesen. Der Nahost-Konflikt findet zwei mal statt: an seinem Schauplatz als Tragödie, und im Paralleluniversum der Deutschlinken als Farce. Der neueste Klops: Konkret druckt eine Rede von Netanjahu, eingeleitet mit einem kindischen Vorwort. Realitätsverlust.
„Reichsbürger“ nicht mehr zum Lachen.
Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal u.a.: Bob Dylan und die Stasi (und der Biermann guckt wieder in die Röhre); Je keiner die Ahnung desto rümpfer die Nase; „Nein, nein, das ist nicht der Feminismus“ – Und was stattdessen?; Mao: tse-tung oder Zedong?; Realitätsverlust: Eine Feministin redet über Verschleierung als Männerphantasie. (und ein Verbot kommt selten allein).
Detlef Stamm: Ein Essener in Duisburg. Eine sehr genaue Beobachtung.
Weltnachrichten: Die Breite ist tiefer geworden (Muckefuck).
Anna Driba: So lebendig baumelt man in der Schlinge. Der Seidenspinner ist auch nur ein Mensch.
Les pères de la libelle. Darin: Lothar Röse über den Kapitalismus-Astrologen Paul Mason.
Lina Ganowski: La Notte. Diesmal: „Ich bin zu gar nichts zu gebrauchen“ und Facebook ist prüde, ergo dumm.
Das Heft kostet 3 Euro.
Besorgen! Bestellen! Schicken lassen! Oder in der Buchhandlung Weltbühne kaufen! Lesen! Weiterempfehlen! Draus zitieren! Und schließlich: Abonnieren! Denn: Wer abonniert, hat mehr von Metzger.
Ready-Made
Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Ready-Made
Ein „Ready-Made“ ist ein Kunstwerk, das der Künstler gar nicht schaffen muß, weil es schon fertig ist. (Anderes Wort: Objet touvé).
Beim Vorhaben, einen als Datei gespeicherten Text mittels Laserdrucker auf Papier sichtbar zu machen, kam DAS.
Wieso? Keine Ahnung.
Alle Versuche, einen solchen Zeichen-Salat ABSICHTLICH zustande zu bringen, brachten nichts.
Kann man / darf man an einem Ready-Made noch herumbasteln? Zum Beispiel: Färben:
Oder es negativieren und horizontal spiegeln?
Man könnte dieses elaborierte Werk der europäischen Kunst auch als Demonstrationsstück des Lettrismus vorzeigen, bei dem der Buchstabe seine hauptsächliche Funktion, als Laut-Zeichen mit seinesgleichen zu Silben, Wörtern, Begriffen, Sätzen, Absätzen, Texten, verbalen Mitteilungen zusammengefügt zu werden, verliert und eine Funktion einnimmt, von der wir bisher nichts geahnt hatten Ausrufezeichen!
Jedenfalls ist mir abermals der Coup gelungen Komma, die Grenze zwischen der Literatur zur Bildenden Kunst zu überwinden.
Lettrismus
Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Lettrismus
In der Lettristischen Internationale (Vorläufer der Situationistischen I.) beschäftigte man sich mit dem Thema, daß die Lautzeichen, aus denen Wörter und Begriffe kombiniert werden, diese Funktion verlieren. Die aus Zeichen kombinierten Begriffe müssen decodiert werden.
Das kann man anhand dieses Bildes veranschaulichen.
Was soll mit der Wandparole „Märklin“ mitgeteilt werden?
Nicht das, was sie früher mal bedeutet haben mag.
Wer an der Wand „Märklin“ liest, erfährt auf diese Weise, daß es in diesen Geschäftsräumen kein Märklin gibt!
Hier im Inneren des Landes
Den wollte ich auch nochmal in Erinnerung rufen, diesen Schild-Bürger, diesen in Schieflage geratenen Nichtgestatter.
Durch das Schiefschild gibt sich keine Autorität zu erkennen, kein Amt, kein Eigentümer. Wer äußert sich hier? Der preußische Staat? Der im preußischen Staat zu sich selbst gefundene Weltgeist? Wohl eher der Weltgeiz.
Hier maßt sich einer nicht nur an, Verbote auszusprechen. Hier maßt sich einer an, Gnade zu entziehen: „Nicht gestattet“.
Hier im Inneren des Landes, da leben sie noch, und hassen und würden gern befehlen, aber noch lieber würden sie gehorchen, und sie würden auch schießen, auf Flüchtlinge, auf spielende Kinder, wenn nur der Befehl dazu käme.
..
Das sagt alles
Wenn das mittels Verbot Verbotene nicht mehr in der Mitteilung erkennbar ist (sich ent-konkretisiert), dann wird das Verbot abstrakt (ein abstrakter Universalautomatismus) ad infinitum. Vulgo: Dann ist alles verboten. Oder anders gesagt: Wenn das Verbotsschild nur noch halb ist, ist das Verbot total. Die Welt ist erst dann völlig in Ordnung, wenn es gar nichts mehr gibt.
Da soll mal einer sagen, die Nation findet nicht mehr zu sich selbst!
Ein Mitmensch hat ja dann auch folgerichtig mit Kreide druntergeschrieben: Alles.
Wie ist das eigentlich rechtlich?
Fast alle, die ihre Gartenzäune mit Verbotshinweisen komplettieren, sind weder Gesetzgeber, noch Polizei, noch (Bevollmächtigte einer) Ordnungsbehörde. Kann eigentlich jeder Hinz und Kunz, jeder Privatspießer etwas verbieten? Oder kann der sich nur etwas verbitten?
Fahrräder abstellen verbeten – not forbidden, pas interdit, sondern non grata.
Man könnte doch so ein Schild aufstellen: „Daß hier immer Fahrräder abgestellt werden, finde ich nicht gut“.
Wer (wahlweise) entweder für die DFG-VK Duisburg oder für Kuba einen Euro (oder mehr) spendet, dem zeige ich die Mauer in Neudorf mit diesem Verbotsschild und zeige mit dem Finger drauf – beziehungsweise auf die Stelle, wo es hing, falls es inzwischen ganz kaputtgegangen ist.
ognoaRstemn cselngsehos?
Eigentlich soll hier ja nur den Kundinnen und Kunden mitgeteilt werden, daß die so gern von ihnen aufgesuchte Buchhandlung am „Rosenmontag“ (wie jedes Jahr aus nämlichem Anlaß) geschlossen ist.
Damit verbinden sich allerdings Überlegungen.
In frühen Zeiten, die ich noch erlebt habe, war in dieser Region die Sache völlig klar: Rosenmontag ruht jedes geschäftliche Tun. Da geht nichts. Also: Alle Geschäfte, Behörden, Ämter, Verwaltungen, Supermärkte, Werkstätten und Werkshallen außer Betrieb.
Mir war der Rosenmontag immer sehr sympathisch. Ich freute mich auf diesen Tag. Er verlängerte das Wochenende! Jeglicher karnevalistischen Anwandlung abgeneigt pflegte ich diesen Tag in kontemplativer Zurückgezogenheit zu begehen. Aber als aufmerksamer Leser wissen Sie das ja längst. (Sie ahnen, was das Foto am Ende dieses Notats an dieser Stelle bedeutet).
Jedoch:
Mit der allgemeinen Individualisierung (oder soll ich besser sagen: Atomisierung? Dummböse Menschen würden sagen: Achtundsechzigerisierung) ist das Dogma, daß an R.-Montag alle Geschäfte, Behörden, Ämter, Verwaltungen, Supermärkte, Werkstätten und Werkshallen außer Betrieb geraten, etwas ins Wackeln geraten. Und in diesem Jahr war es soweit: In Duissern warb ein Supermarkt mit dem Aushang: „Rosenmontag ganztägig geöffnet“.
Wo führt das hin? Steht uns die Schleswigholsteinisierung des Rheinlandes bevor? Werde ich durch den Wirkungsverlust des Karnevals aus meiner Kontemplation gerissen?
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.
..
SoS (79-89)
SoS (21-28)
Was sind schon 30 Jahre Lindenstraße gegen 40 Jahre Switch on Summer?
Links im Bild: Thomas Radetzky als Leutnant von Trotta.
Rechts im Bild: ich.
An der Wand: Ein Poster von Allen Ginsberg.
Da zwischen, unten am Bildrand, kaum zu sehen: Ein Porträt von Werner Höfer. Spätestens dadurch ist der Törn hergestellt.
Rechts im Bild: Wolfgang Strähler als Horst Mahler. Zugleich bemüht er sich wieder mal darum, seinen Rang als schlechtester Schauspieler der Geschichte zu behaupten.
Links im Bild: Hansjürgen Bott als er selbst.
Dieses zeit-dokumentierende Film-Werk aus den 70er Jahren zeigt auch, daß seinerzeit der Trend zu Nahtlosbraun noch nicht zwingend war. Die beim Enthüllen der vom Bikini bedeckten Stellen sichtbar werdende virgine Blässe (Busen, Popo und die nähere Umgebung des damals noch geschätzten Gebüschs) wurde als charmante Akzentuierung weiblicher Schönheit gern gesehen. (Es gibt natürlich noch viel mehr charmante Akzentuierungen weiblicher Schönheit).
In loser Folge werden in diesen Wochen 100 Stills aus dem epochalen Underground-Film gezeigt.
Mehr über den Film und seine Geschichte demnächst in diesem Kino.
SoS (13-20)
Sinngebung
Ready Made: Das Zeichen-Orakel, das Sie über und unter diesen Zeilen sehen, erschien auf dem Bildschirm beim Versuch, eine uralte TXT-Datei zu öffnen. Letztlich gelang es ohne viel Mühe, den TXT-Text odt-mäßig lesbar zu machen. Der digitale Versuch einer nachträglichen Sinngebung sollte aber nicht ungewürdigt bleiben.
Konkrete Poesie oder Ist die experimentelle Literatur reine Maschinenkunst?
Dieses Thema können Sie im Literaturseminar aufwerfen, wenn Ihnen sonst nichts einfällt.