Spiel ohne Grenzen

Wer gute Bücher verlegt, die denen, die sie lesen, viel Bereitschaft zum Mitdenken abverlangen, liebt den Wagemut.
Dieses Buch bereitet seinen Leserinnen und Lesern die Freude am Mitdenken:
Was zu erwarten ist?
Das sagt der Klappentext:
Die „Nachspielzeit zur regulären Neuzeit“ ist inzwischen abgelaufen; wir leben im „Zeitalter des Epilogs“ mit der vorherrschenden „Haltung von Endverbrauchern“. Die Moderne war schon längst nicht mehr modern, und Fragen zur Postmoderne oder zur Globalisierung sind unterdessen – auch von der Realität – so überholt, daß es fast müßig erscheint, sich von ihrer Beantwortung noch etwas zu versprechen. Wenn auch prinzipiell noch offen ist, was nach dem ›Theater der Moderne‹ in der nächsten Saison auf dem Spielplan stehen wird, so sprechen doch unverkennbare Anzeichen dafür, daß einige Aufführungen, sofern sie sich denn auf die »geistige Situation der Zeit« einlassen, einen großen Zorn auf die (Welt-)Bühne bringen, während andere den Rückzug in eine neue Innerlichkeit, gleichsam ein digitales Biedermeier inszenieren werden.
Rasend entwickeln sich die Mittel (der Technik), die, wenn sie sich darüber nicht selbst zum Zweck geworden sind, sich immer verdächtig dem Arkanum der Macht fügen. Zu den ersten Opfern der großen Verwirrung gehören sowohl der Begriff als auch die Sache der Freiheit, die den Falschen in die Hände gefallen, gar zum Unwort geworden ist, so als sei alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist oder als erschöpfe sie sich in der bloßen Abwesenheit von Zwang.
Statt also auf gnädige Besserung zu hoffen, tut nach wie vor die gründliche Auseinandersetzung mit dem not, was an Zeichen und Symptomen allenthalben wahrnehmbar ist: „Die Kritik bleibt nunmehr Bedingung dessen, was werden könnte, aber … ihre wahre Aufgabe ist, den Sachen nahe zu kommen und zu sagen, was ist.“ Mehr nicht.
Was der Klappentext vornehm verschweigt: Auf diesen Seiten ist viel zu erfahren über Wesen und Geschichte der USA.
Ein umfangreicher Apparat ist Markenzeichen des Autors: 70 Seiten Anmerkungen – eben nicht nur Quellenangaben.

Lothar Röse: Spiel ohne Grenzen. Beiträge zum Problem der Freiheit. Situationspresse 2023. 280 S. Pb. Mit Abbildungen und Tabellen. Für 28 € überall im Buchhandel und sogar am Amazonas zu besorgen – oder am besten in der Buchhandlung Weltbühne (im Laden oder per Post)
Buchhandlung Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg (Neudorf). 0203-375121
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

Erinnerung bewahren – Bewegung bewahren

Hier werdet Ihr immer wieder an das Afas erinnert!

Ich meine ja: Das Gedächtnis ist von den geistigen Potenzen die wichtigste. Das gilt auch für das kollektive Gedächtnis – namentlich derer, die das Leben aus seiner erzwungenen Eindimensionalität herausheben wollen.
Hier werden gesammelt, katalogisiert und aufbewahrt Spuren und Dokumente aller Art: Zeitungen, Flugblätter, Plakate, Transparente, Bild- und Tondokumente, Tagebücher, Protokolle, Korrespondenzen.
Ein kluger Mann (wer wohl?) hat mal gesagt: „Wer auf der Suche nach der Zukunft ist, muß in alten Papieren wühlen.“ Und er muß die alten Papiere bewahren und zugänglich machen.

Archiv für alternatives Schrifttum (afas)
Münzstraße 37-43
47051 Duisburg
Tel.: 0203 / 93 55 43 00
E-Mail: afas-archiv[at]t-online.de

Hier erfährt man mehr:
http://afas-archiv.de/

Voraussetzung für diese Arbeit ist die (finanzielle) Unabhängigkeit. Auf öffentlichen Fördermitteln von Land und Stadt sollte man sich nicht ausruhen.
Ihr müßt das machen wie ich und Mitglied werden. Schon ab 50 Euro Jahresbeitrag (für Einzelpersonen. Institutionen 150 Euro) ist man dabei.
Wer nicht ein Leben lang Mitglied sein will, kann ja auch mal sporadisch was springen lassen.
IBAN: DE49 3505 0000 0250 0163 83
Afas muß bleiben.

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Erinnerung bewahren – Bewegung bewahren


Die Leserinnen und Leser von amore e rabbia werde ich immer mal wieder an das afas erinnern (Archiv für alternatives Schrifttum).
Ich meine ja: Das Gedächtnis ist von den geistigen Potenzen die wichtigste. Das gilt auch für das kollektive Gedächtnis – namentlich derer, die das Leben aus seiner erzwungenen Eindimensionalität herausheben wollen.
Hier werden gesammelt, katalogisiert und aufbewahrt Spuren und Dokumente aller Art: Zeitungen, Flugblätter, Plakate, Transparente, Bild- und Tondokumente, Tagebücher, Protokolle, Korrespondenzen.
Ein kluger Mann (wer wohl?) hat mal gesagt: „Wer auf der Suche nach der Zukunft ist, muß in alten Papieren wühlen.“ Und er muß die alten Papiere bewahren und zugänglich machen.

Archiv für alternatives Schrifttum (afas)
Münzstraße 37-43
47051 Duisburg
Tel.: 0203 / 93 55 43 00
E-Mail: afas-archiv[at]t-online.de

Hier erfährt man mehr:
http://afas-archiv.de/

Voraussetzung für diese Arbeit ist die (finanzielle) Unabhängigkeit. Auf öffentlichen Fördermitteln von Land und Stadt sollte man sich nicht ausruhen.
Ihr müßt das machen wie ich und Mitglied werden. Schon ab 25 Euro Jahresbeitrag (für Einzelpersonen. Institutionen 150 Euro) ist man dabei.
Wer nicht ein Leben lang Mitglied sein will, kann ja auch mal sporadisch was springen lassen.
IBAN: DE49 3505 0000 0250 0163 83
Afas muß bleiben.

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Was lange währt wird endlich Buch

Das Manuskript ging schon im Oktober ein, und der Satz war auch längst fertig. Nach einigen Verzögerungen wurde die Datei dann endlich an den Maro-Verlag übermittelt, wo die Bücher der Situationspresse gedruckt werden.
Nun kann das Buch von Lothar Röse „Spiel ohne Grenzen – Beiträge zum Problem der Freiheit“ in der Hand gehalten werden. Von den 280 Seiten sind 70 Seiten Anmerkungen. Auch aus dem „Apparat“ läßt sich mehr machen als eine Formsache. Die einzelnen Kapitel standen, bevor sie für die Buchausgabe durchgesehen wurden, über mehrere METZGER-Ausgaben verteilt. Jetzt erscheinen sie praktischerweise zusammen in einem Buch. Preis: 28 €, die sich für alle lohnen.
Lothar Röse: Spiel ohne Grenzen. Beiträge zum Problem der Freiheit. Situationspresse 2023.
280 S. Pb. 28 €
ISBN 978-3-935673-51-8
Die „Nachspielzeit zur regulären Neuzeit“ ist inzwischen abgelaufen; wir leben im „Zeitalter des Epilogs“ mit der vorherrschenden „Haltung von Endverbrauchern“. Die Moderne war schon längst nicht mehr modern, und Fragen zur Postmoderne oder zur Globalisierung sind unterdessen – auch von der Realität – so überholt, daß es fast müßig erscheint, sich von ihrer Beantwortung noch etwas zu versprechen. Wenn auch prinzipiell noch offen ist, was nach dem ›Theater der Moderne‹ in der nächsten Saison auf dem Spielplan stehen wird, so sprechen doch unverkennbare Anzeichen dafür, daß einige Aufführungen, sofern sie sich denn auf die »geistige Situation der Zeit« einlassen, einen großen Zorn auf die (Welt-)Bühne bringen, während andere den Rückzug in eine neue Innerlichkeit, gleichsam ein digitales Biedermeier inszenieren werden.

Geburtstag!

Was höre ich da im Radio? Die SPD hat Geburtstag? Heute vor 160 Jahren wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet. Chef wurde Ferdinand Lassalle.
Na, dann sag ich mal brav: Herzlichen Glückwunsch. Und ich denke dabei vor allem an August Bebel, Wilhelm Liebknecht, an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring, Otto Rühle, Clara Zeitkin, Georg Ledebour et al. (Ob die genannten sich heute meinem Glückwunsch anschließen würden – darüber mögen sich die Historiker streiten).

Häupter der Sozialdemokratie: August Bebel, Wilhelm Liebknecht – Karl Marx – Carl Wilhelm Tölcke, Ferdinand Lassalle

Dieser 23. Mai 1863 war das erste von mehreren Gründungsdaten der SPD. Am 8. August 1869 wurde in Eisenach die Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) gegründet. Diese beiden Parteien vereinigten sich 1875 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), die sich im Jahre 1890 in SPD umbenannte.
Nicht alle Mitglieder des ADAV schlossen sich der Vereinigung an. Eine „orthodox-lassalleanische“ Gruppe spaltete sich ab und konstituierte sich als Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (Sitz Hamburg). Diese Vereinigung unterstützte das Sozialistengesetz und trat 1909 dem Reichsverband gegen die Sozialdemokratie bei.
Man kann also sagen: Vom alten ADAV ist doch noch etwas übrig geblieben, das bis in die Gegenwart hineinwirkt.

Neu in der Weltbühne: Domenico Losurdo: Eine Welt ohne Krieg

Neu in der Weltbühne: Domenico Losurdo: Eine Welt ohne Krieg. Die Friedensidee von den Verheißungen der Vergangenheit bis zu den Tragödien der Gegenwart. Aus dem Italienischen von Christel Buchinger. PapyRossa Verlag. Klappenbroschur, 462 Seiten. 28 €.
Ein Buch, das sich vom ersten Eindruck unterscheidet, der sich einstellen mag beim Lesen des Titels. Das ist kein erbaulicher Traum vom Frieden, sondern die Analyse eines Historikers.

Der Verlag stellt sein Buch vor:
Domenico Losurdo zeichnet eine faszinierende Geschichte der Idee des Friedens von der Aufklärung und der Französischen Revolution bis in die Gegenwart mit ihren Kriegsgefahren nach. Diese Geschichte, deren Protagonisten die großen Intellektuellen (so Kant, Fichte, Hegel, Constant, Comte, Spencer, Marx, Engels, Popper) und einflussreiche Staatsmänner (wie Washington, Robespierre, Napoleon, Wilson, Lenin, Bush sen.) sind, führt zu den dramatischen Problemen unserer Zeit: Ist es möglich, eine Welt ohne Krieg aufzubauen? Ist die Demokratie eine echte Garantie für den Frieden oder kann sie zu einer Ideologie des Krieges werden? Wie und unter welchen Umständen kann der Universalismus in einen Anspruch auf Überlegenheit und Weltherrschaft umschlagen? Das Nachdenken über die Verheißungen, die Enttäuschungen und die Wendungen in der Geschichte der Idee des immerwährenden Friedens ist nicht nur wichtig, um die Vergangenheit zu verstehen, sondern auch, um erneut den Kampf gegen die wieder wachsende Gefährdung des Weltfriedens aufzunehmen.
Domenico Losurdo, Prof. Dr. phil., 1941-2018. Lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Universität Urbino/Italien. Er war Präsident der Internationalen Gesellschaft Hegel-Marx für dialektisches Denken und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Zahlreiche Bücher, so über Hegel, Nietzsche, Gramsci oder Stalin, begründeten sein Renommee als international geachteter Philosoph und Historiker.

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Und jetzt sind alle froh, daß sie ihn los sind

Was aber,
– wenn es irgendwie dämmert, daß man, um gute Stimmung zu machen, mehr vollbringen muß als einen furchtbaren Präsidenten abzulösen?
– wenn in zwei Jahren bei den Neuwahlen zum Kongreß in einer oder in beiden Kammern die Mehrheit verloren geht und der „Gestaltungs-Spielraums“ des Glücksbringers arg eingeengt wird?
– wenn der neue Präsident – vielleicht in einem etwas moderateren Ton – die verheerende Forderung an die „Bündnispartner“ wiederholt, die Rüstungsausgaben auf Rekordwerte zu steigern?
– wenn sich herausstellt, daß Trump nicht bloß für sich stand und daß durch seine Verrücktheiten übersteigerte Eskapaden in der US-amerikanischen Politik verwurzelt sind?
– wenn sich herausstellt, daß die von allen guten Geistern verlassenen und zu allem bereiten Rotten nicht nur dann lästig sind, wenn sie – Hornochse inclusive – den Palast stürmen, sondern im Alltag am gefährlichsten sind?
– wenn eingedenk der vielen vielen teils gemäßigten, teils fanatischen Trump-Wähler die Republikaner sich nicht mäßigen wollen und die Demokraten ihren Anti-Trumpismus-Kurs abschwächen? (Man nennt das Realpolitik. Ich nenne das anders).
– wenn man sich daran erinnern muß, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika der Anführer der imperialistischen Führungsmacht ist und daß auch ein aufgeklärter, human eingestellter, honoriger Hoffnungsträger über diesen Schatten nicht springen könnte?
– wenn man erleben muß, daß reaktionäre Männer und reaktionäre Bewegungen selbst wenn sie scheitern noch gefährlich bleiben?
– wenn der Eindruck sich erhärtet, daß die Trump-Periode nur die Ouvertüre war zu der Tragödie des Untergangs einer Weltmacht.

afas meldet: Gefahr im Verzug

In meinem gestrigen Notat (Duisburger Jahrbuch 2019) erwähnte ich auch kurz das afas (Archiv für alternatives Schrifttum). Heute ist zu vermelden, daß diese einmalige Institution sich existenzielle Sorgen machen muß, weil das Land Nordrhein-Westfalen im Haushalt für das Jahr 2019 die Landesmittel für das Archiv gestrichen hat.
Darüber berichtete gestern auch der WDR. Siehe (beziehungsweise höre) dort:
WDR3 Kultur am Mittag
Weitere Informationen in der Internet-Präsenz des afas.

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Am 23. Februar feierten wir die Inbetriebnahme der neuen Unterkunft, jetzt in der Duisburger Innenstadt. Ziemlich weit links im Bild: ich (leicht zu erkennen), dahinter Dr. Bernd Drücke von der verdienstvollen Zeitung Graswurzelrevolution. Foto: afas.

Nicht lamentieren, sondern tätig werden!
„Eher wird ein Berg von einer Maus abgetragen als von dem Gerücht, er könne nicht abgetragen werden.“ (Bertolt Brecht).
Unterstützung geht so.
Wir haben alle einen Nutzen von dem Archiv, auch wenn wir nicht ständig und nicht unmittelbar damit zu tun haben.
Wer will und kann sollte sich überlegen, Mitglied des Trägervereins zu werden.
Aber auch Spenden „von außen“, regelmäßig oder einmalig oder sporadisch, helfen gewiß. Auch wer nur ganz wenig geben kann, sollte wissen: Ganz wenig ist sehr viel mehr als nichts.
Kontoverbindung:
afas, Stadtsparkasse Duisburg
BIC: DUISDE33XXX
IBAN: DE49 3505 0000 0250 0163 83

Und wer auf diesem Wege vielleicht erstmals von afas erfährt, hat vielleicht noch Materialien, die zu schade zum Wegwerfen sind:
Archiv für alternatives Schrifttum, Münzstraße 37-43, 47051 Duisburg, Tel.: 0203 / 93554300, afas-archiv[at]t-online.de

Das Vergessen-Lassen und Vergessen-Machen sind Mechanismen des Machterhalts. Es sollte nicht zugelassen werden, daß von interessierter Seite dem afas mal eben so heimlich still und leise geschadet wird. Leitet den Link zu diesem Notat bitte weiter.
Auch im Landtag sollte unser Mißfallen nicht überhört werden.
Schickt bitte sachlich formulierte Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden im Landtag:

Bodo Löttgen (CDU): bodo.loettgen@landtag.nrw.de
Thomas Kutschaty (SPD): thomas.kutschaty@landtag.nrw.de
Christof Rasche (FDP): christof.rasche@landtag.nrw.de
Monika Düker (Die Grünen): monika.dueker@landtag.nrw.de

Reformation

Am 31. Oktober ist immer Reformationstag, heute sogar in ganz Deutschland gesetzlicher Feiertag wegen 500-Jahre-Jubiläum. Dabei ist die Reformation gewiß kein Tagesereignis gewesen. Ob an jenem 31. Oktober 1517 der Augustinermönch und Theologieprofessor Dr. Martin Ludher (später: Luther) überhaupt ein Plakat mit 95 Thesen an das Hauptportal der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen hat, ist nicht gesichert. Die älteste belegte Aussage über den Thesenanschlag stammt von dem Reformator und Luther-Anhänger Philipp Melanchthon. Da war Luther nicht mehr am Leben. Luther selbst hat sich nie dazu geäußert. Sicherlich wurde der Text der Thesen vervielfältigt und war schon vor jenem Datum in Umlauf, auch denen, die durch das Thesen-Papier angegriffen wurden, schon bekannt.
Luther wandte sich gegen das Ablaßwesen der (später sogenannten katholischen) Kirche. Den Gläubigen wurde einsuggeriert, daß man durch den Kauf eines Ablaßbriefes Vergebung der Sünden erwerben und so die Dauer der Seele im Fegefeuer abkürzen könnte. Mehr noch: auch die Vergebung noch nicht begangener Sünden im voraus wurde versprochen.
Es wird immer gesagt, die Einnahmen aus dem Ablaßwesen hätten der Finanzierung des Petersdoms in Rom gedient. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
Albrecht von Hohenzollern, Markgraf von Brandenburg (als solcher: Kurfürst) hatte ein ungewöhnliches Hobby. Er sammelte Bistümer. Er war u.a. Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt. Dann wurde er auch noch Kardinal und Erzbischof von Mainz (als solcher: nochmal Kurfürst, sozusagen ein Kurdoppelfürst oder Kurkurfürstfürst).
Bistümer waren eine einträgliche Einnahmequelle. Aber um ranzukommen mußte man zuerst ordentlich was hinblättern. Das Geld lieh sich Albrecht bei den Fuggern. Von den Einnahmen aus den Ablässen schickte der nur die Hälfte zum Vatikan, von der anderen Hälfte stotterte er seine Schulden bei den Fuggern ab. Man sieht: Die Kirche war am Ende des Mittelalters zu einer durch und durch korrupten Bagage geworden.
Dr. Martin Luther begnügte sich nicht damit, die Korruption in der Kirche anzuprangern. Sondern mit deutscher Gründlichkeit machte er in eine theologische Grundsatzfrage daraus. Er widersprach der Auffassung, daß man für seine guten Taten im Himmel belohnt und für seine bösen Taten in der Hölle bestraft wird. In Wahrheit lasse sich Gott durch menschliches Handeln gar nicht beeinflussen. Der einzige Weg der Erlösung ist Gottes Gnade. Der einzige Weg, die Gnade zu erlangen (sich für sie zu rechtfertigen) ist der Glaube. Die protestantische Ethik besagt eben nur: Man soll sich gottgefällig verhalten, weil sich das gehört, und nicht um im Himmel Pluspunkte zu sammeln.
Kirchenspaltungen hatte es vor der Reformation schon viele gegeben, die ersten schon im ersten Jahrhundert. Die Reformation des frühen 16. Jahrhunderts verdankte ihre historische Wirkung vor allem der Erfindung des Buchdrucks. Die neuen Ideen verbreiteten sich in Windeseile. Luther hat die neuen Medien für seine Sache zu nutzen gewußt.
Luthers Bibelübersetzung war nicht die erste Ausgabe der Bibel in deutscher Sprache. Ihre Bedeutung erlangte sie nicht allein durch die technisch möglich gewordene schnelle Verbreitung, sondern auch durch die sprachschöpferische Kraft des Übersetzers. Luther hat mit der Bibelübersetzung und mit eigenen Schriften (ebenso übrigens wie sein Zeitgenosse Adam Riese mit seinen Rechenbüchern) einen Beitrag zur Vereinheitlichung der deutschen Sprache geleistet. Luther verdanken wir übrigens auch solche Ausdrücke wie „singen und klingen“, „der böse Bube“, „Feuertaufe“, „Bluthund“, „Selbstverleugnung“, „Machtwort“, „Schandfleck“, „Lückenbüßer“, „Gewissensbisse“, „Lästermaul“, „Lockvogel“, „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „etwas ausposaunen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafpelz“, „der große Unbekannte“.
Das alles habe ich gestern im Café einem Kollegen erzählt. Der meinte: „Du kennst dich aber gut aus.“
Ich sagte: „Ich bin ja auch Atheist.“