Diese Zeitung …

AnzProUZ1999Na, ja. Diese Werbeanzeige (gedruckt in DER METZGER, 1999) war nie Bestandteil der autorisierbaen Werbung für die UZ, fällt also unter die Kategorie „Empfehlungen von anderen“.
Ich weiß nicht, wie Sie speziell zur UZ stehen. Eine andere Frage ist: Wie steht man zur linken Presse überhaupt? In Zeiten, in denen Printmedien Auflage verlieren, hat die linke Presse einen umso härteren Überlebenskampf zu bestehen. Das gilt für alle, und darum geht es alle an.
Der Erhalt linker Zeitungen ist, wie gesagt, kein leichtes Unterfangen. Und seien Sie sich darüber klar: Terrain, das verlorengeht, wird nie wieder zurück zu gewinnen sein. So ist die Lage.
Wenn Sie nächstes Mal die Buchhandlung Weltbühne besuchen, dann nehmen Sie doch einfach mal spaßeshalber die UZ mit. Das kostet nicht viel Anstrengung und beeinflußt die viel zu hohe Remissionsrate, und damit haben Sie nicht nur sich selber etwas Gutes getan.
Sollten Sie wegen Entfernung die Buchhandlung Weltbühne nicht aufsuchen können, dann verfahren Sie so wie in den letzten Zeilen der obigen Werbeanzeige empfohlen.

UZStrassenVerk1995Uuuuuuuuzett!
Ich als Zeitungsverkäufer auf der Königstraße am 8. Mai 1995. Ich wurde tatsächlich ein paar Zeitungen an Passanten los.
© Merkfoto.

Eine Ausstellung über Josef Wintjes

WAZWintjesEine Ausstellung über Josef Wintjes kündigt die WAZ also an (siehe Faksimile, anklicken zum Vergrößern). Dazu:
„Anarcho-Papst“ ist unpassend. „Kulturrocker“ ist Quatsch. Klischee! „Schillernde Figur der Gegenkultur“ und „Neckermann der Subkultur“ trifft aber zu.
Von Selbstzweifeln geplagt hörte Josef Wintjes früh damit auf, seine lyrischen Ambitionen in Verse umzusetzen. (Dabei war der wortgewandte und sprachgewaltige Mann gewiß begabter als die meisten Dichter, die er förderte). Er resignierte nicht einfach, sondern fand eine andere und wirksamere Methode literarischen Engagements: Er wurde Zeitschriftenhändler.
Er stellte ein Sortiment der verschiedensten und verschiedenartigsten Zeitschriften des Underground und der Avantgarde zusammen. Das war 1969. (Bücher, auch selbst produzierte, kamen erst später ins Angebot).
Das Ulcus-Molle-Info (ein absichtlich unsinniger Name) war ursprünglich eine knapp kommentierte Angebotsliste opponierender Zeitschriften, die an keinem Kiosk hätten gefunden werden können. Die später das Sortiment erweiternden Bücher wurden mit dem treffenden Slogan „Bücher, die man sonst nicht findet“ angeboten.
Sein enormes Verdienst war es nicht allein, daß er vielen Editionen und Ideenträgern Wege zum Publikum öffnete, sondern unterschiedliche Strömungen – vom „ultracosmischen Törn“ über radikallinke Verweigerung bis zum avantgardistischen Experiment – auf einem Markt der (Un-)Möglichkeiten zusammenwirken ließ.
Kommune- und Landkommunebewegung, Beat und Cut-up fanden sich da in erstaunlichen Nachbartschaften wieder. Die Frauenbewegung nahm in diesem Forum zum Glück nur geringen Platz in Anspruch, Esoterik (und andere reaktionäre Rückzüge, wie die spießbürgerliche Neue Innerlichkeit) leider umso mehr. Josef Wintjes ließ sich ausnutzen und – so hatte man den Eindruck – von jedem beschwatzen. Das Ulcus-Molle-Info, in den späteren Jahrgängen oft mit über 100 Seiten, wurde auf seine (Druck-)Kosten gefüllt von talentlosen Vielschreibern, fragwürdigen Missionaren, wortreichen Besserwissern, Selbstdarstellern und komischen Heiligen.
Ich konnte Josef Wintjes einiges verdanken. Er mir allerdings auch.
Wenn eine neue METZGER-Ausgabe erschien, habe ich die 60 Exemplare nicht mit der Post nach Bottrop geschickt. Ich bin hingefahren. Der wußte viel und konnte mir viel wertvolle Informationen geben: wer ist pleite, wer hat sich mit wem verkracht, wer hat mit wem was Neues vor.
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Zwischen Wintjes und mir wurde eine besonders langlebige und intensive und beidseitig wirksame Zusammenarbeit gepflegt. In jeder METZGER-Ausgabe und in jedem Titel der Situationspresse erschien ein Ulcus-Molle-Inserat (Beispiele siehe oben) mit entsprechender Gegen-Anzeige, was meinen Produkten einen soliden Absatz (und ihm einen soliden Umsatz) verschaffte. Ich (als der wohl raffiniertere Geschäftsmann) gab ihm unzählige Hinweise, wie man Kosten reduzieren, Werbung wirksamer gestalten kann, die er alle toll fand, aber nur selten umsetzte – aus einer für ihn typischen Fahrigkeit. Immerhin konnte ich ihn davon überzeugen, das Beschaffungsgeschäft über den Barsortimentsanschluß der Buchhandlung Weltbühne abwickeln zu lassen. Dadurch konnte er seine Leistungspalette erweitern.
Daß Spuren dieses Zusammenwirkens in der Ausstellung zu sehen sein werden, kann ich mir kaum vorstellen. Das ist wohl nix für Leute, denen Wortschöpfungen wie „Anarcho-Papst“ und „Kulturrocker“ etwas sagen. Wir haben nie zusammen gesoffen.Wir haben nur praktisch zusammen gearbeitet.
Über Josef Wintjes hätte ich viel erzählen können. Wenn mich mal jemand fragen würde.

Der Nachruf erschien in DER METZGER 50

Der Nachruf erschien in DER METZGER 50

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Limesse 2016 findet nicht statt, heißt es

Vor ein paar Tagen wurde hier die Ankündigung der Limesse 2016 erfreut gemeldet und zugleich sehr bedauert (um es zurückhaltend zu formulieren), daß diese ausgerechnet an demselben Wochenende stattfinden sollte wie das UZ-Fest in Dortmund!
Nun aber traf hier eine E-mail ein:

„Liebe Verlage, Medienprojekte und Kollektive,
leider müssen wir Euch mitteilen, dass die Limesse 2016 nicht stattfinden wird!“

Anscheinend stehen nicht genügend Aktive zur Verfügung, um Vorbereitung und Durchführung dieser (in der Vergangenheit vorbildlich organisierten) Veranstaltung zu garantieren.

Es heißt dann noch:

„Besonders leid tut uns, dass wir […] die vorläufige Einladung an Euch ausgesprochen haben. Es haben sich schon so einige von Euch zurückgemeldet, die geplant hatten zu kommen. Wir haben uns über diese Zusagen sehr gefreut und hätten mit Euch gerne dieses spannende Wochenende verbracht.
Wir sind weiterhin ansprechbar, es gibt jedoch erst mal keine weiteren Pläne.
Eure Limesse-Orga“

Also: am 1., 2. und 3. Juli 2016 zum UZ-Pressefest nach Dortmund Revierpark Wischlingen gehen, was ich jedem empfehle.
Der Ausfall der Limesse ist also – so gesehen – nur halbschade. Aber in diesem Fall ist halbschade auch sehr schade.

Aber was heißt „weiterhin ansprechbar“ und „erst mal“? Es handelt sich um Anarchisten, und denen traue ich zu, daß sie nicht nur das, was sie vorhaben absagen, sondern auch, daß sie das, was sie absagen vorhaben. Oder so.
Also ffaaalllllss doch, dann aber wirklich nicht am 1.2.3 Juli, ja? Denn dann ist & bleibt das UZ-Pressefest! Hört wenigstens dieses eine Mal auf mich.

P.S.: Und ich hatte schon darüber nachgedacht, was ich bei einer Lesung in Bochum vorlesen könnte… In Dortmund lese ich nicht, denn die Partei käme ja nie auf die Idee, mich ins Programm zu nehmen …

Ja, sind die denn doof? oder Was schief geh’n kann geht schief

Auf drei Ereignisse im Jahre 2016 habe ich mich gefreut:
Erstens: das UZ-Fest der DKP in Dortmund,
zweitens: die turnusmäßig ins Jahr 2016 fallende vierte Limesse (anarchistische Buch- und Medienmesse),
drittens: den Ruhrorter Kunstmarkt.

Die Frage war noch offen, ob (und wo) die vierte Limesse 2016 stattfinden wird. Bei der zweiten und dritten waren wir mit einem Ausstellungsstand vertreten und waren entschlossen, unsere Arbeiten bei der nächsten Messe – sollte sie denn stattfinden – wieder vorzustellen
Jetzt erhielt ich per E-mail die Mitteilung: Die vierte anarchistische Buch- und Medienmesse findet statt im Bahnhof Langendreer (Bochum) vom 1. bis zum 3. Juli 2016.

Und das ist jetzt genau derselbe Termin, an dem auch das UZ-Fest in Dortmund stattfindet!

Das ist nun allerdings sehr bedauerlich! Das ist umso bedauerlicher, weil ich vorher darauf hingewiesen habe, daß dieses spezielle Wochenende für die Terminierung der Limesse ganz und gar nicht in Frage kommen sollte – mit Hinweis auf das UZ-Fest. Die Limesse ist wichtig für die Situationspresse, das UZ-Fest aber auch. Auch wenn wir dort nur unregemäßig ausgestellt haben (und es in diesem Jahr auch nicht vorhatten) ist das UZ-Fest eine wichtige Informationsdrehscheibe und ein Ort für fruchtbare Kommunikation.

Ich habe das jemandem erzählt: Die Limesse soll am selben Wochenende sein wie das UZ-Fest.
Antwort: „Sind die denn doof?“
Ich hoffe, nicht in die Verlegenheit zu kommen, diese Frage beantworten zu müssen.
Noch mehr hoffe ich, daß die Veranstalter ihren terminlichen Fehlgriff – wenn er auch kaum noch zu korrigieren sein dürfte – wenigstens selber bedauern, zumal ich in meinem Schreiben an die Limesse-Organisatoren darauf hingewiesen hatte, daß die DKP-Veranstaltung eine Ausstrahlung und Anziehungskraft weit über das eigentliche Umfeld der Partei hat.

Unser Stand Limesse 2014 in Essen (C) Merkfoto

Unser Stand Limesse 2014 in Essen
(C) Merkfoto

Wenn Hinweise von mir in den Wind geschlagen werden, ist das keinen Grund zur Freude (um es mal so zu formulieren). Daß sie auf den Kommunikationswegen verloren gehen, kann passieren (auch wenn es nicht passieren sollte).
Daß aber vielleicht gedacht wurde „Was kümmert es uns, was die DKPler an dem Wochenende veranstalten?“ – nein, das will ich nicht glauben. Denn das wäre ein fataler Rückfall in den unglückseligen Fraktionismus der 70er Jahre!

Na, was meint Ihr denn, wo wir hingehen sollen? Ratschläge willkommen. Die Kommentarrubrik ist offen.

P.S.: Jetzt fehlt nur noch, daß der Ruhrorter Kunstmarkt auch noch auf dieses Wochenende fällt!

Do you really think, it can be told?

„Schreib doch mal ’n Roman“, soll ihr schon öfter jemand geraten haben (und sowas kann nerven).
Bisher ist ein anti-roman gekommen.
Aber jetzt kommt:
LuetfiyeOhNoSoll erscheinen in der go-güzel publishing im August 2016 und wieder 10 Euro kosten.
Mehr verrate ich nicht, denn mehr weiß ich selber noch nicht.
Über Vorbestellung freuen sich die Autorin und die mit ihr verschworene Buchhandlung:

Buchhandlung Weltbühne
Gneisenaustraße 226
47057 Duisburg
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

P.S.: Die Überschrift ist mir in den Sinn gekommen, weil in einem Song von Frank Zappy, der mit „Oh no“ beginnt, diese Zeile vorkommt.

Diese Heinis!

Ach, jetzt hab ich doch glatt die „Akzente“ vergessen!
Die 37. Duisburger Akzente, das Kulturfestival mit dem Titel „Nah und fern – 300 Jahre Duisburger Hafen“ ist vorbeigegangen, und ich habe auf gar keine der Veranstaltungen hier hingewiesen.
Als vor einem Jahr die 36. Duisburger Akzente (Titel: Heimat) beginnen sollten, sagte einer, der für den Literatur-Sektor zuständig war: „Jetzt ist alles schon vorbereitet, die Programme sind gedruckt, und jetzt haben wir gemerkt: Wir haben den Loeven vergessen.“
Ich sagte: Nächstes Jahr werden die mich wieder vergessen.
Und?
Jetzt hab ich doch glatt die „Akzente“ vergessen!

Ah! Da sind Sie ja, Herr Schröder!

SuelzkoppSchroederDieser „Kasten“, enthaltend Zitate aus Dialogen in dem Tatort-Film „Moltke“ von 1988 (mit Götz George als Schimanski, Grimmepreis) erschien in DER METZGER Nr. 56 (Februar 1999) auf Seite 3 (als sogenanntes Intro).
In diesem überaus gelungenen und komikgeladenen Schimanski-Film fand ich den running gag lustig. Daß der geniale Überblicker Schimanski sich den Allerwelts-Namen „Schröder“ partout nicht merken kann, daß Hänschen wie immer sanft-korrigierend eingreifen muß, und daß sogar auf den stets korrekten Königsberg Schimanskis brachiale Namensgebung abfärbt – zum Lachen.
Schimanskis Fähigkeit, einen Menschen sehr schnell einschätzen zu können, versagt in diesem Fall ebenso wie sein Namensgedächtnis. Denn dieser „Sülzkopp“ genannte Schröder „hängt“ keineswegs „da mit drin“, sondern ist bloß irgendson Lackaffe, der da rumsteht.

Kurz vor Ausgabe Nr. 56 hatte eine Bundestagswahl stattgefunden, aufgrund derer Helmut K. als Bundeskanzler von Gerhard S. abgelöst wurde.
Hansjürgen Bott wunderete sich, daß in dem Heft die neue Regierung gar nicht kommentiert wurde.
Ich sagte: „Doch! Guck ma Seite 3.“
Aber das war nur eine Ausrede.

PgPg zum Montag

DreckPegidaDie Nation hat einen breiten Rand. Der reicht bis zur Mitte.
Mit schönem Gruß von der Projektgruppe Pudding und gestern (PgPg).
PgPg-Sprecherin Chantal Könkels fände eine Spende für die Zettelkes-Guerilla nett von Ihnen.
Konto:

SSB e.V.
IBAN DE76 3601 0043 0403 9564 32
BIC PBNKDEFF
Verwendungszweck: PgPg

60 Cent wäre doch schon mal was.
70 Cent wäre auch schon mal was.

Neu: Neuer Gedichtband von Chlada

ChladaLogikVerfuehrung„Logik der Verführung“ ist der Titel des neuen Gedichtbandes von Marvin Chlada – in dieser Woche erschienen in der Dialog-Edition Duisburg-Istanbul, 54 Seiten, 10 Euro.
Ein paar der Gedichte, so wird vorn im Buch mitgeteilt, sind schon im METZGER erschienen.
Ein recht schöner farbiger Umschlag ist das, finde ich.
„Ausnahmen sind die Regel“ wäre auch ein schöner Titel gewesen.
Dieses Buch ist in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich (auch im Versand).

  • Nachträgliche Preiskorrektur: Der Verlag hat den Preis neu festgesetzt: Nicht mehr 10, sondern 8 Euro!

Ich empfehle, sich für den Kauf dieses Buch zu entscheiden.
Wenn Sie dieser Empfehlung nicht folgen wollen und sich lieber für etwas anderes entscheiden, dann kaufen Sie doch den ersten Gedichtband:
Marvin Chlada: Die schöne Verwirrung des Lebens – Gedichte & Cut-Ups. Situationspresse 2013. 80 S. einige Abbildungen. Paperback. 12,50 Euro.
chlada-verwirrung-coverSie haben sogar drei Möglichkeiten: entweder das eine, oder das andere, oder beide.

George Martin

Ich habe Ihnen diese Geschichte schon erzählt: Der Elektrogeräte- und Schallplattenhändler und Manager von Liverpooler Beat-Bands Brian Epstein hatte kein Glück, als er versuchte, seine Band „The Beatles“ bei der Plattenfirma Decca unterzubringen. Diese Musik, meinte man bei Decca, hätte keine Zukunft.
Die Jahrhundert-Fehlentscheidung von Decca erwies sich allerdings für die Beatles und für die Freunde guter Musik als Jahrhundert-Glücksfall. Denn dadurch trafen die Beatles bei EMI mit George Martin zusammen. Was wir als Beatles-Musik kennen, wäre ohne diesen erfahrenen, sachkundigen, experimentierfreudigen und kongenialen Produzenten nicht möglich gewesen.
Herausgekommen ist ein Jahrhundert-Klang. Wohl nie zuvor war ein so hohes künstlerisches und intellektuelles Niveau mit solcher Massenwirkung verbunden. Diese Musik steht – pars pro toto – für eine Entwicklung in der Weltkultur in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. (Man kann ja auch umgekehrt feststellen, daß der Anti-Elitarismus in der Kunst nicht sämtliche Abendländer untergehen läßt, wie uns das die Konservativen einreden wollen).

George Martin 1926-2016

George Martin 1926-2016

Foto: Wikimedia Commons