Neu in der Weltbühne: Das neue von Jutta Ditfurth

Jutta Ditfurth: Haltung und Widerstand. Eine epische Schlacht um Werte und Weltbilder. Osburg Verlag. 250 S. 20,00 €
Haltung und Widerstand – in ihrem neuen Buch fordert Jutta Ditfurth genau diese Tugenden ein im Kampf gegen die fortschreitende Entbürgerlichung unserer Gesellschaft. Eine ebenso klarsichtige wie faktenreiche Streitschrift wider die dumpfe Renaissance gefährlicher politischer Ideen, gegen Rassismus und Antisemitismus. Eine leidenschaftliche Analyse der Wurzeln der neuen Rechten, ihrer Strategien und ihrer Wirkung bis in die bürgerliche Mitte hinein. Historisch fundiert, brisant und hochaktuell.

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Weltbühne muß bleiben.

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Was war am 26. August 1984?

Rassismus als Motiv untersuchen, Zuhören organisieren!
Gastgeber: Initiative DU 26. August 1984 und Lokal Harmonie

Samstag, 31. August 2019 von 13:30 bis 23:00

Lokal Harmonie
Harmoniestr. 41, 47119 Duisburg-Ruhrort

Am 31. August 2019 laden die Initiative DU 1984 und die Betroffenen der Famiilie Satir dazu ein, gemeinsam mit der Familie Satir der Brandstiftung von 1984 und ihrer verstorbenen sieben Familienmitglieder zu gedenken. Döndü Satır, Zeliha Turhan, Rasim Turhan, Tarık Turhan, Cigdem Satır, Ümit Satır und Songül Satır starben bei der Brandstiftung auf ihr Wohnhaus am 26. August 1984 in Duisburg-Wanheimerort. Rukiye Satir, Remziye Akkuş, Suat Akkuş, Aynur Satir Akca und Eylem Satir Özcan überlebten die Brandstiftung schwerverletzt. Staatsanwaltschaft, lokale Politik und Polizei schlossen schon zwei Tage nach der Brandstiftung ein „ausländerfeindliches“, somit politisches Motiv aus. Die anfänglich rege Berichterstattung im Sommer 1984 verebbte als die Tat nicht aufgeklärt werden konnte. Nur zwei Monate später schrieben die lokalen Zeitungen von einem tragischen Großbrand und einer Tragödie, obwohl feststand, dass es Brandstiftung war. Die Entpolitisierung setzt sich fort, und der Fall gerät in Vergessenheit.
Nur die Betroffenen, die Nachbarschaft und die migrantische Community können sich noch mit Trauer und vielen ungeklärten Fragen an die Brandstiftung erinnern. 1994 erst gesteht eine Täterin die Brandstiftung von 1984 und eine weitere Brandstiftung auf ein Geflüchtetenwohnheim in Duisburg. Ein ausländerfeindliches Motiv wird vor Gericht explizit ausgeschlossen, und eine psychische Störung und somit Schuldunfähigkeit festgestellt.
35 Jahre später will die Initiative DU 84 mit einer unabhängigen Kommission eine erneute Überprüfung des Motivs der Brandstiftung erreichen. Sie fordern Aufklärung darüber, wie die Sicherheitsbehörden das Motiv Rassismus und Hass gegen Migrantinnen und Migranten explizit untersucht haben. Mit den Betroffenen gemeinsam organisieren sie eine lokale Intervention und suchen eine würdevolle Form einer Anerkennungs- und Erinnerungskultur. Die Initiative kämpft darum, dass die Perspektive der Betroffenen rassistischer Gewalt in das kollektive Gedächtnis eingeht. Um dies zu erreichen, lädt die Initiative Aktivisten, Wissenschaftler, Initiativen und Künstlerinnen und Künstler zum Gedenktag ein. Und am wichtigsten – sie lädt Betroffene rechter und rassistischer Gewalt selbst ein, um gemeinsam zu sprechen, zu trauern und um sich zu organisieren.
Wir schreiben unsere Geschichte selbst! Gewalt, Rassismus und Ausschluss sind Teil dieser Geschichte. Wir wollen endlich über den Rassismus und über migrantische Leben in den 1980er Jahren sprechen. Es fehlt eine Sprache und Sichtbarkeit für dieses Dunkelfeld. Systematisch werden politische und rassistische Motive weder erwähnt noch strafrechtlich angemessen verfolgt. Seit den NSU-Prozessen wissen wir, wie behördliche Blindheit zur Entwertung von Rassismuserfahrungen, institutioneller Gewalt und Ohnmacht führen. Wir müssen davon ausgehen, dass in den 1980ern weit mehr Tote durch rechte Gewalt zu beklagen sind, als offizielle Zahlen berichten. Im Rahmen des Gedenktags wird eine juristische Neubewertung des Falles präsentiert und in zwei Podiumsgesprächen über Rassismus und migrantische Selbstorganisation in den 1980ern, sowie Erinnerungspraktiken diskutiert. Das Programm wird gerahmt von Kurzfilmen und Musik.

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Neu in der Weltbühne: Adorno wird wieder entdeckt

Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag. Nachwort von Volker Weiß. Suhrkamp Verlag. 86 S. 10 Euro
Am 6. April 1967 hielt Theodor W. Adorno auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität einen Vortrag, der aus heutiger Sicht nicht nur von historischem Interesse ist. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NPD, die bereits in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung im November 1964 erstaunliche Wahlerfolge einfahren konnte, analysiert Adorno Ziele, Mittel und Taktiken des neuen Rechtsradikalismus dieser Zeit, kontrastiert ihn mit dem „alten“ Nazi-Faschismus und fragt insbesondere nach den Gründen für den Zuspruch, den rechtsextreme Bewegungen damals – 20 Jahre nach Kriegsende – bei Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung fanden.
Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.

„Tatsächlich liest sich der Vortrag in vielen Passagen wie ein direkter Kommentar zu Methode und Ideologie der Rechten seit 2015 … [Er] ist dabei so offen und eben gerade nicht autoritär-bestimmend gehalten, dass man ihn heute als Einladung zum Weiterdenken lesen kann.“
Benjamin Moldenhauer, Der Spiegel

„1967 hielt Theodor W. Adorno eine Vorlesung über die Neue Rechte. Sie ist verblüffend aktuell.“
Marc Reichwein, Die Literarische Welt

„Es klingt wie eine akademische Koketterie, wenn Adorno seine Thesen ›simpel‹ nennt und vor voreiligen Schlüssen warnt. Doch was heißt schon simpel? Tatsächlich sind Adornos Beschreibungen äußerst dicht, und der Historiker Volker Weiß hat Recht, wenn er in seinem klug abwägenden Nachwort darauf hinweist, dass einige der Thesen noch heute von schlagender Evidenz sind.“
Thomas Assheuer, DIE ZEIT

„Verblüffend oft hat man den Eindruck, dass das, was dort steht, nicht vor einem halben Jahrhundert gedacht worden ist, sondern gerade eben erst. … [Der] Dialektik Adornos kann man an Stellen wie [hier] ganz einfach bei der Arbeit zusehen.“
Jens-Christian Rabe, Süddeutsche Zeitung

„Was Adorno an Aspekte des neuen Rechtsradikalismus aufzeigt, ist nicht nur von einer verblüffenden Aktualität, sondern auch von einer Subtilität in den Beobachtungen, die man in vielen aktuellen Publikationen zur Rechten dann doch vermisst.“
Michael Angele, der Freitag 29/2019

„Man nimmt den mehr als 50 Jahre alten Text in die Hand und ist nach wenigen Sätzen erschrocken über die Aktualität der von Adorno herausgegriffenen Aspekte.“
Arno Widmann, Frankfurter Rundschau

„Was würde Adorno heute zum sogenannten Rechtspopulismus sagen? Man kann auf diese Frage eine ziemlich verlässliche Antwort geben, denn am 6. April 1967 hielt der Philosoph … einen Vortrag über Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, dessen Gedanken zum Teil verblüffend gut auch zur jetzigen Lage passen.“
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„Adornos 1967 … in Wien gehaltener Vortrag über Aspekte des neuen Rechtsradikalismus liest sich in vielem wie ein Kommentar zum Aufstieg der AfD.“
Gregor Dotzauer, Der Tagesspiegel

„Aspekte des neuen Rechtsradikalismus ist die Analyse des Philosophen betitelt. Sie entstand 1967. Doch es ist, als hätte Adorno sie für uns geschrieben.“
Michael Kluger, Frankfurter Neue Presse

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Neu in der Weltbühne: Zwei neue DISS-Titel

Vorgestern aus der Druckerei gekommen: Zwei neue Titel des Unrast-Verlags aus der Werkstatt des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung:

Paul Bey, Benno Nothardt (Hg.): Kämpfe um Meinungsfreiheit und Medien. Im Spannungsfeld von Hate Speech, Fake News und Algorithmen. 160 S. 16 Euro
Die politische Kultur ist aktuell in einen Kampf um Meinungsfreiheit und mediale Wahrheit verwickelt. Während die einen den Medien weiterhin Unabhängigkeit und Objektivität bescheinigen, wird ihnen von der anderen Seite „Lügenpresse“, „Political Correctness“ und „Fake News“ entgegengeschleudert. Die Autoren dieses Bandes untersuchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln den umkämpften Begriff im Spannungsfeld von extremer Rechten, Leitmedien und Digitalisierung. Sie zeigen auf, mit welchen Strategien extreme Rechte Diskurse und digitale Algorithmen in sozialen Medien manipulieren, während sie gleichzeitig Meinungsfreiheit als Kampfbegriff nutzen, um Kritik an diskriminierenden Aussagen als vermeintliche Zensur abzuwehren. Gezeigt wird auch, wie sich der umkämpfte Begriff der Politischen Korrektheit verändert hat und Provokationen ein Teil des Erfolgsrezeptes für den Aufstieg der AfD sind.

Andrea Becker, Simon Eberhardt, Helmut Kellershohn (Hg.): Zwischen Neoliberalismus und völkischem ‚Antikapitalismus‘. Sozial- und wirtschaftspolitische Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten. 272 S. 24,00 Euro
Das Buch ist eine Bestandsaufnahme der sozial- und wirtschaftspolitischen Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten und unterzieht diese einer kritischen Analyse. Die Beiträge berücksichtigen dabei drei Dimensionen: erstens die Ebene der Akteure, also der Kräfte, die die Debatte bestimmen; zweitens geht es um konkrete Themenfelder, in die mit Konzepten, Thesenpapieren etc. interveniert wird; und drittens geht es um die jeweiligen ideologiepolitischen Perspektiven und deren Verortung im Spannungsfeld zwischen Neoliberalismus und völkischem ‚Antikapitalismus‘, sowohl unter dem Blickwinkel der innerparteilichen Auseinandersetzungen als auch unter dem der Relevanz für die von der AfD angesprochene Wählerkoalition. Darüber hinaus spannt das Buch einen ideengeschichtlichen Bogen zurück zur sogenannten ‚Konservativen Revolution‘, die der Neuen Rechten als eine Art Steinbruch von Ideen und Argumenten dient, die je nach Lage und Intention aktualisiert und angepasst werden.

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Kommt und holt euch den METZGER Nr. 131

Die Ausgabe von August 2019:

Und das steht drin:

Heinrich Hafenstaedter: No Planet B. Foto auf dem Cover.

Anton Maegerle: Nazi-Raketenbauer und US-Mondlandung. Der ehrgeizige Nazi-Gehilfe Wernher von Braun durfte als Raketen-Pionier der USA weiter Karriere machen, und mit ihm andere aus seinem Milieu.

Projektgruppe Pudding und gestern: Homosexualität geht die Nachbarn nichts an.

Timo Stoffregen: Matti in Punk. Comic.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: Moonshot, Bauhaus, Alice Schwarzer als der häßliche Deutsche, Tönnies hat ein‘ an der Tönnies, der Zweite Weltkrieg in den Seelen, Schmidt der Schwätzer.

Antworten.

Die Bekloppten sind unter uns.

Lothar Röse: Wortsinn. Kleines Lexikon neuerer Sprach- und Bedeutungsverschiebungen. Die Schaum-Sprache des Emporkommens.

HEL (Herbert Laschet-Toussaint): Vorläufiger Mazdak. Gedicht zu Ehren sozialer Rebellen.

„Ich denke oft an Erika“. Porträt in Tusche.

Love Letter. Erika selbstporträtiert auf Briefumschlag.

Das Weite suchen. Lust an Landschaft.

Tagebuch. Problem-Macher versus Macher-Problem.

Les Pères de la Libelle. Bemerkung zu Jörg Fauser.

Lina Ganowski: La Notte. Der mit Puderzucker gefüllte Fahrradschlauch. Lina als verläßlicher Forenschreck, Lanzenritte gegen unsinnige Themen. „Ich hatte nicht immer guten Sex, sondern nur, wenn ich Sex hatte.“

Das Heft kostet 4 Euro.
Besorgen! Bestellen! Schicken lassen! Oder in der Buchhandlung Weltbühne kaufen! Lesen! Weiterempfehlen! Draus zitieren! Und schließlich: Abonnieren! Denn: Wer abonniert, hat mehr von Metzger.

Abitur bestanden!



Hier handelt es sich um zwei Bilder, die ich 1969 gemalt habe. (Genauer gesagt: um Abbildungen/Reproduktionen dieser Bilder).
Im Jahre 1969 fand(en) meine Abiturprüfung(en) statt. Die beiden Bilder gehörten zu denen, die ich im Kunstunterricht eingereicht habe.
Das obere Bild hat die Bezeichnung „Kantpark“. Und da ist es auch entstanden. Die ganze Klasse verließ das Schulgelände und begab sich in den benachbarten Kantpark (und somit in die Nähe des ehrfurchteinflößenden Lehmbruck-Museums) und verwandelte sich in ein Team von Landschaftsmalern.
Ein älteres Ehepaar, offenbar kunstsinnig, betrachtete amüsiert die entstehenden Bilder. Bei mir angelangt sagte der Mann: „Aha! Ein Expressionist!“
Kunst verhilft zur Selbsterkenntnis. Ich wurde zu der Erkenntnis geführt, daß ich Expressionist bin.
Beachten Sie die Farbvarianten von Grün, kontrastierend mit der Komplementärfarbe Rot (nicht gediegen, sondern als Komponente von Violett und Orange enthalten). Ist doch nicht schlecht, oder?
Das untere Bild hat schlicht den Titel „Le Feu“ (das Feuer – und so sieht es auch aus).

Die beiden Bilder entstanden auf Din-A-2-Bögen, riesengroß! Richtige Arbeit!

Sie werden jetzt vielleicht voller Begeisterung ausrufen: „Sehr schön! Seeehr schön! Das müßte es als Kunstpostkarten geben!“

Gibt es!
Es handelt sich um zwei Motive der in diesen Wochen erweiterten Serie der Situationspostkarten, nämlich Nr. 177 (Kantpark) und 178 (Le Feu). Diese und all die anderen Postkarten werden am Sonntag (18. August, 11 bis 18 Uhr) auf unserem Stand auf dem Ruhrorter Kunstmarkt auf dem Neumarkt angeboten. Kommt dahin und freut euch, uns zu sehen.

Die Malerei habe ich, trotz des offensichtlichen Talents, nicht mehr weiter betrieben, weil ich nicht Unikate herstellen wollte, und mich einfacher reproduzierbarer Bildformen bedient. Ich ahnte ja noch nicht, daß es infolge technischen Fortschritts möglich werden würde, Farb-Werke in Serie zu reproduzieren. So wird also nach genau 50 Jahren die Vielfarbigkeit meines Schaffens sichtbar. Folglich haben beide Bilder den Untertitel „Für etwas muß es gut sein“.

Eigentlich könnte ich mich ja frohen Mutes der Malerei wieder zuwenden. Aber ob die Feuerkraft des Kantparks beziehungsweise die Kantparkkraft des Feuers noch in mir steckt, muß ich noch entdecken.

100 Jahre Woodstock (2)

Es mag auch zu den unvorhergesehenen Spätfolgen von Woodstock gehören, daß man in der bürgerlichen Presse heute zuweilen Vernünftigeres liest als in der linken Schrott-Presse.
Christopher Onkenbach schrieb in der WAZ (8.8.2009): „Allmählich, doch unwiderstehlich entstand vor 40 Jahren ein beinahe weltumspannendes Wir-Gefühl der Jugend, das es so später nie wieder gab. ‚Woodstock Nation‘ nannte sich die Generation, die nicht nur jene umfaßte, die dabei gewesen waren, sondern alle, die sich zugehörig fühlten. Woodstock war etwas anderes als die 68er-Bewegung, die vor allem in Deutschland und Frankreich dogmatische Züge annahm. Woodstock war romantisch, naiv und unpolitisch in dem Sinne, als diese Friedfertigkeit wiederum politisch war in Zeiten von Rassenunruhen, Vietnamkrieg und den Morden an Martin Luther King und Kennedy. Wie radikal dieser Gegenentwurf war, läßt sich daran ermessen, was diese Blumenkinder alles nicht sein wollten: stark, erfolgreich, hierarchisch, konform, uniformiert, kriegerisch. Der Fantasie sollte die Macht gehören. Indem sie auf Distanz gingen zu den Autoritäten, bewirkten sie am Ende doch die sanfte Erneuerung und Veränderung der Gesellschaft.“
Manches ist unpräzise an diesem Kommentar, z.B. die Gleichsetzung der „Woodstock Nation“ mit einer ganzen Generation. Ob die Woodstock Nation und die „68er“ (besser sollte man sagen „Neue Linke“) zwei Dinge waren oder zwei Seiten einer Sache, läßt sich nicht sagen, weil beides undefinierbar ist. Beides ist wohl zusammengeflossen wie Farben auf einem Aquarell.
Das ist sicher: Hätte die Neue Linke nicht den Törn mitgekriegt, wäre sie dogmatisch labernd in den Orkus marschiert.

aus DER METZGER Nr. 86, August 2009
Hier wird ab Nr. 2 gezählt?
Im Jahre 2009, als vielfach an den 40. Jahrestag des Woodstock-Festivals erinnert wurde (großzügig auf 100 aufgerundet), erschien in den METZGER-Ausgaben Nr. 86 und 87 der fünfteilige Zyklus „100 Jahre Woodstock“.
Nr. 1 war die Replik auf einen gar zu sehr danebengeratenen, gar zu inkompetenten Artikel in Konkret.
Nr. 2 siehe oben.
Nr. 3: Summer of (G)Love. Der WDR-Lokalzeit-Bericht über die Botschafter der Woodstock-Nation und Ur-Kommunarden Helmut Loeven, Peter und Marita Bursch – jedes Wort, jedes Bild.
Nr. 4: „Sin or Salvation“. Historischer Comic-Strip aus „Young Lust“ (1970) über die Hindernisse auf der Suche nach Abwegen.
Nr. 5: Chicago. Der „Summer of Love“ war auch ein Summer of Hate. Das Establishment schlug zurück. Dokumente und Informationen über einen Prozeß von 1969.

Die beiden METZGER-Ausgaben sind weiterhin erhältlich.

Heute ist mal wieder so ein dreizehnter August

Drei Zitate aus einem Aufsatz von 2011:

„Am 6. Oktober 1961, vor 50 Jahren, war in der Frankfurter Allgemeinen zu lesen: „Noch in ihrem bisher kräftigsten Unternehmen haben diese Schriftsteller nachdrücklich bewiesen, daß für viele von ihnen die Beschäftigung mit dem Zustand unserer Republik nichts anderes ist als der Drang, um sich zu schlagen und den Krieg Zuständen zu erklären, die sie selber so dämonisieren, daß man sich fragt, was für Vorteile diese Republik gegenüber der Ulbrichts noch habe. Wir sehen bei ihnen unsere Republik nicht mit den Augen der Kritik, sondern mit denen des Hasses betrachtet.“
Was war das bis dahin kräftigste Unternehmen dieser Schriftsteller gewesen, wodurch hatten sie sich das Attest eingehandelt, „unsere Republik“ mit den Augen des Hasses zu betrachten?
Zwanzig Autoren hatten in einem gemeinsamen Aufruf den Bürgern der Bundesrepublik empfohlen, bei der Bundestagswahl am 17. September ihre Stimme für die SPD abzugeben. Das war ein kräftiges Unternehmen. Ein starkes Stück! Sie konnten sich einen besseren „Zustand unserer Republik“ vorstellen als Adenauer Bundeskanzler bleibt. Ein Jahrzehnt nach der Einführung der zweiten bürgerlich-demokratischen Verfassung hatte diese Demokratie gerade das Niveau erreicht, daß die Aufforderung, eine nicht regierende Partei zu wählen, als Symptom des Hasses auf „unsere Republik“ gewertet wurde.
Tatsächlich ist dieser Kommentar der FAZ ein Symptom dafür, daß die Bundesrepublik sich in keinem normalen Zustand befand. Es ist ohnehin fraglich, ob deutsche Zustände jemals das Prädikat der Normalität verdient haben.“

„Der Springer-Kolumnist William S. Schlamm schlug vor, Westberlin zu evakuieren, um die DDR mit Atombomben auszulöschen. Berlin sei einen Krieg wert. Wer so etwas schreibt, ist ein Verbrecher.
Der NDR zitierte in einer Rundfunkreportage am 10. Oktober 1961 einen DDR-Bürger: „Was ist denn mit eurer Politik der Stärke? Warum habt ihr denn aufgerüstet, wenn ihr nicht mit der Armee von Ulbricht fertig werdet? Lieber im Atomkrieg zugrunde gehen als unter Ulbricht weiterleben.“ Wer so etwas sagt, ist ein Idiot.“

„Darf man, kann man, soll man, muß man Leute daran hindern, das Unvernünftige zu tun, etwa: Menschen an den Markt zu verraten? Darf man, muß man im Atomzeitalter der Unvernunft Freiheit gewähren? Dazu möge jeder sein Gewissen befragen. Ob das gewaltsamste Jahrhundert der Geschichte vielleicht schon das beste war, muß sich erst noch herausstellen.“

Den ganzen Text (aus DER METZGER Nr. 94, März 2011) können Sie lesen, wenn Sie HIER KLICKEN.

Immer zahlreicher: Situationspostkarten

Seit 1974 produziert die Situationspresse Postkarten. Seit 1974 hat sich vieles geändert, was die Reproduzierbarkeit und Herstellungstechnik betrifft. Das nutzen wir. Geändert hat sich auch das Postkartenporto. Da können wir nix dran machen. Was sich nicht geändert hat: Postkarten sind ein subversives Medium.
Im Juli wurden 35 neue Motive produziert. Die Reihe geht jetzt also bis Nr. 182.
Die Neuerscheinungen können hier nicht alle auf einmal gezeigt werden. Heute zeigen wir die Motive nach Fotos von Jean Paul Gatz.
Diese Bilder sind nicht arrangiert. Es handelt sich um aufgefundene Natur-Launen.

Situationspostkarte Nr. 151

Situationspostkarte Nr. 152

Situationspostkarte Nr. 153

Situationspostkarte Nr. 154

Situationspostkarte Nr. 155

Situationspostkarte Nr. 156

Situationspostkarte Nr. 157

Situationspostkarte Nr. 158

Situationspostkarte Nr. 159

Jedes Stück kostet 1 €.
Der ganze Katalog ist HIER sichtbar zu machen (wenn man „HIER“ anklickt).