Was will der Künstler …


Ein Original, ein (vom) Meister (höchstpersönlich angefertigtes) Werk. Eines von mindestens zwei in Duisburg hingestellten Feierlichkeiten des Arno Breker (Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers).
Hier die Simm-Bollick des Schaffenden Kapitals, des Ernst-Befruchtenden (und einer Befruchteten?).
Ernst ist das Leben; heiter DIE Kunst?
Ich würde sie der Stilrichtung Unfreiwillige Selbst-Parodierung zuordnen.

Was will der Künstler — uns glauben machen?

Deutschland hat gewählt

Nein, nicht „Deutschland“, sondern die Deutschen haben … , und zwar noch deutscher als sonst.
(Ich nenne die lieber die „Deutschmenschen“).
Könnten die nicht, anstatt zu wählen wie ‘ne gesengte Sau, ihr Haus in die Luft sprengen, um es „denen da oben mal zu zeigen“? Das wäre eine Art von Privatisierung, die mir gefällt.

Nota bene:
Das „Wagenknecht-Bündnis“ ist nicht die linke Alternative zur AfD, sondern die rechte Alternative zur Linkspartei.

Die hässlichen Schönen

Jetzt sind viele Leute überrascht: Nazigegröle auch in der Bar dieser Stammgäste, wo es diese teuren Getränke gibt und wo man eingeübt hat, für reich & schön gehalten zu werden? Sylt, wie es singt und grölt.
Da hatte man sich doch eine ganz andere Erklärung zurechtgelegt: Die Not der abgehängten fleißigen Deutschen, die in der Inflationskrise (in der Kriseninflation) in die Röhre gucken und die Heizung nicht mehr bezahlen können, während man den Migranten die Zahnarzt-Termine vorn & hinten reinschiebt.
Das Cliché (sagte ich: Erklärung?) ist populär. So schiebt man die Problematik von sich fern, und dem Prekariat in die Schuhe. Das ist die Verharmlosung des Faschismus als fehlgeleiteter sozialer Protest – man müßte dem Prekariat bei der Orientierungsfindung nur mal auf die Sprünge helfen.
(Ein anderes Wegschiebe-Cliché ist die Reduzierung des Faschismus als bloße kapitalistische Herrschaftsform. Auch damit schiebt man ihm aus der Alltäglichkeit in die Ferne).
Nicht nur die gegen die Fremden, gegen die „anderen“, insbesondere gegen die Juden aufhetzbaren Prolos sind eine Tradition, auch die schnöseligen Söhnchen einflußreicher Herrschaften, denen ihrer Meinung nach ein Platz in der Elite zusteht (wofür sie, außer Herkunft, nichts zu leisten hätten). Zum Typus des Wegbereiters gehörten dereinst die Corps-Studenten: Die Nase hoch, die Reihen fest geschlossen.
Heute bin ich zufällig auf ein Zitat gestoßen:
„Ein Herrenvolk von Untertanen“ nannte der Schriftsteller Heinrich Mann die Deutschen im Kaiserreich: nach oben hin buckeln und nach unten hin treten, Kadavergehorsam und Herrenmenschentum. Wir sehen mit der Rede eines „Herrenvolk(es) von Untertanen“ bestimmte Mechanismen angesprochen, die auf den vielschichtigen Komplex der Selbstunterwerfung hinweisen: die Konstruktionen und Vorstellungen von „Herrenvölkern“ dienen nicht nur dazu, andere Länder, Kontinente und Menschen draußen in der weiten Welt zu unterwerfen und auszubeuten. Nach „innen“ – auf die eigene Gesellschaft gerichtet – produzieren sie gleichzeitig wohlwollende und mehr oder weniger gefügige „Untertanen“, die sich selbst in der Hoffnung auf eine Teilhabe an der kolonisierenden Macht als „Herren“, als „Herrschaften“ entwerfen.
Das ist der Klappentext eines antiquarischen Buches, das ich heute verkauft habe:
Foitzik, Andreas / Leiprecht, Rudi / Marvakis, Athanasios / Seid, Uwe (Hg.): „Ein Herrenvolk von Untertanen“. Rassismus – Nationalismus – Sexismus. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 1992 (DISS-Studien). 208 S. Pb.
DISS ist gut für euch, erkundigt euch nach ihm.

Blauer Himmel über Sachsen

Sabine Zimmermann ist die sächsische Landesvorsitzende der Wagenknecht-Partei „BSW“. Der Leipziger Volkszeitung gab sie ein Interview.
Zitate:

„Wir treten an, um etwas zu verändern – und dafür muss man regieren.“

„Es ist gut, dass in Sachsens Landkreisen die Bezahlkarte eingeführt wurde. Außerdem müssen diejenigen, die kriminell werden, tatsächlich abgeschoben werden. Vor allem aber kann es nicht sein, dass fast jeder, der Deutschland erreicht, unabhängig vom Schutzstatus hier bleiben kann – wir fordern eine Asyl-Prüfung an den EU-Außengrenzen.“

„Wir haben einfach keine Möglichkeit mehr, Flüchtlinge zu integrieren. Es gibt ja auch nicht umsonst so viel Proteste, wenn irgendwo eine Asylunterkunft eröffnet werden soll.“

„Wenn ich eine Einordnung vornehmen soll, dann die Mitte: links der CDU, rechts der SPD.“

„Wenn die AfD sagt, der Himmel ist blau – sollen wir also alle behaupten, er sei grün? So hat man die AfD stark gemacht.“

Anmerkung:
Nach diesem Interview liegt es nahe, der Personenkult-Partei den passenden Slogan zu empfehlen: „Dummheit und Frechheit vereint: BSW“.
Meines Wissens hat es weder in der allgemeinen Politik noch speziell in der sächsischen Landespolitik eine Auseinandersetzung über die Farbe des Himmels gegeben. Die AfD hat nie gesagt, daß der Himmel blau ist. Und darum geht es auch gar nicht.
Und „so“ hat man die AfD stark gemacht?
Was die BSW-Zimmermann da vom Himmel erzählt, das ist doch dümmer als die Polizei erlaubt!

Hilfestellung zur Abwehr des alltäglichen Antisemitismus

Antisemitischen Ressentiments widersprechen.
Dazu hat Campact gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank einen Leitfaden erarbeitet, der hier zu finden ist:

https://www.campact.de/antisemitismus/

Mehr über die Bildungsstätte Anne Frank erfährt man dort:

https://www.bs-anne-frank.de/

Derrick war bei der SS

Der Schauspieler Horst Tappert soll bei der Waffen-SS gewesen sein. Da war er nicht der einzige.
Als Schauspieler war er nicht schlecht, geeignet für Nebenrollen in Komödien. Als Posträuber Bruce Raynolds hat er ein Kabinettstückchen abgeliefert. Aber in der Rolle als Kriminalbeamter Derrick, für die er sich ein Toupet aufsetzen mußte, wurde er zu einer nationalen Institution: Identifikationsfigur des Spießers als fieser Bulle, als Rächer der Langweiler an der ganzen materialistisch-hippyesken Verworfenheit der modernen Zeit, wo die Schulkinder nicht mehr aufspringen und im Chor „Guten Morgen, Herr Lehrer“ erschallen lassen. Wohin das führt, sieht man ja. Da muß doch endlich mal einer der Moral zur Geltung verhelfen.
Derrik hatte einen Vorgänger, das war „Der Kommissar“ Keller (Erik Ode). Der deutsche Briefmarkensammler hat den Durchblick, assistiert von einer Schar deutscher Schwiegersöhne. Diese Filme hatten einen großen Vorteil: Man konnte den Nachgeborenen erklären: „Nein, der Fernsehapparat ist nicht kaputt, das ist ein Schwarzweißfilm.“
Kommissar Keller minus Gemüt ist gleich Derrick.
Diese Filme waren gar keine Kriminalfilme. Sie waren nicht spannend. Sie waren nicht realistisch. Die Dialoge waren hölzern. Die Charaktere waren künstlich. Die Schauspieler spielten nicht, sondern standen oder liefen herum und sagten Texte auf. Da waren keine Detektive am Werk, um Licht in die Sache zu bringen. Licht kam hier nur von den Beleuchtern. Was im wahren Leben die Ermittlungstätigkeit der Polizei wäre, das war in diesen Filmen die Privatangelegenheit von einem Berufspessimisten und seinem Lakaien.
Ich habe ein paar Derrick-Filme gesehen, und mir ist aufgefallen: Keiner der von Derrick & Harri zur Strecke gebrachten „Täter“ würde von einem deutschen Gericht verurteilt. Bei dermaßen schlampiger Ermittlungsarbeit hätten sie alle wegen Mangel an Beweisen freigesprochen werden müssen. Der einzige Beweis, den die Anklage dem Gericht hätte vorlegen können, war das Drehbuch: „Da steht es doch schwarz auf weiß!“
Neinnein! Die einzigen, die von Derrick überführt wurden, das waren wir alle, und sonst niemand.
Horst Tappert war bei der SS? Das konnte man nicht wissen.
Von Stefan Derrik hätte man es wissen müssen.

*

Wer hat den Tappert als SS-Mann bekanntgemacht und damit an der Nation gekratzt? Die Bildzeitung!
In Zeiten, in denen der Bundestrainer auch kein unantastbarer Herberger mehr ist und Bundespräsidenten abtreten, ist wohl auch ein Derrick keine indisponible Größe mehr. Aber müßte nicht gerade die Bildzeitung das Positive hochheben?
Die Bildzeitung hatte schon vor längerer Zeit eine andere Trostgestalt in Mißkredit gebracht: Sie enthüllte, daß Robert Was-bin-ich-Lembke, das Idol der Tanten, die dachten „Ach wenn doch alle Nachbarn so wären“, fremdgegangen ist. (Und das ist aus Tanten-Sicht das Schlimmste was es gibt).
Kein Wunder! Erst wenn gar kein Boden mehr unter den Füßen ist, wenn nichts mehr da ist, worauf man sich verlassen kann, ist der ideale Bild-Leser geschaffen.
Vielleicht aber wollte die Bildzeitung nur verkünden: Die SS kommt in den besten Familien vor.

Aus: Der Metzger Nr. 106 (2013)
Stefan Derrik a.k.a Horst Tappert wäre heute 100 Jahre alt geworden.

Neu in der Weltbühne: über fehlenden Mindestabstand

Fehlender Mindestabstand. Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde
von Heike Kleffner (Herausgeberin), Matthias Meisner (Herausgeber)
Verlag Herder 2021. 352 Seiten Klappenbroschur. 22 Euro
Wie Corona-Skeptiker unsere Demokratie und Freiheit bedrohen
In den Anti-Corona-Protesten wurde deutlich, wie tief inzwischen die Skepsis gegenüber parlamentarischer Demokratie und wissenschaftlichen Erkenntnissen in ganz unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung verankert ist: Impfgegner, Klimawandelleugner, Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger und Neonazis marschieren nebeneinander – ohne Abstand. Dieses Buch analysiert das Phänomen einer erschreckend breiten Allianz: von neuen und alten Feinden einer aufgeklärten Gesellschaft und des demokratischen Rechtsstaats. Dabei werden auch Entwicklungen in Frankreich, den USA oder Österreich in den Blick genommen.
Matthias Meisner und Heike Kleffner haben zahlreiche Expertinnen und Experten versammelt, die sich fundiert den einzelnen Gruppierungen und Milieus widmen, deren Vernetzung aufzeigen und vor den Auswirkungen einer antidemokratischen Welle im Gefolge der Coronakrise warnen.

Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne
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Again and again

Wovor ist der racist denn afraid?
Die Frage ist ja auch: Mit welcher Variante, mit welcher Abart des Rassisten hat man es gerade zu tun? Mit dem fanatischenen, eifernden Rassisten mit Rottenerfahrung nebst Tatoo? Oder, wohl häufiger, mit dem harmlos erscheinenden Alltags-Spießer von nebenan? Oder mit den Abstufungen dazwischen?

Den Rassisten (welcher Drehzahl auch immer) versetzt man bestimmt nicht in Angst und Schrecken, indem man ihn mit Argumenten „widerlegt“. Er fürchtet sich wohl eher davor, behandelt zu werden wie jemand, der unangenehm riecht (oder, soziologisch ausgedrückt: wie jemand, der mit seinen Ressentiments keine Resonanz findet. Allein zu stehen hat er nicht gelernt. Allein gegen eine Welt von Feinden, das kann er nur in der Masse).
Du hältst den Rassisten für gefährlich? Zeig ihm das nicht. (Man muß ja auch nicht immer alles offenbaren, was man denkt). Reagiere auf seine Tiraden mit einer ungläubigen Ausdruckslosigkeit: „Die Merkel will das deutsche Volk austauschen? Ach nee!“
Der Rassist hat Angst nicht davor, für gefährlich, sondern davor, für ein bißchen bekloppt gehalten zu werden.

Übrigens schlage ich vor, das Wort „Rassismus“ ab und zu durch das Wort „Rassenhass“ zu ersetzen.

Was der Bauer nicht frißt, das kennt er nicht

Kommunalwahl. In Duisburg: 10 Prozent für AfD. Und am Sonntag war hier Pegida aufgetreten. Ein paar Anmerkungen:

[…] Auch ich bin vaterlos aufgewachsen. Darin unterschied ich mich von den meisten meines Jahrgangs. Ich gehöre nicht zu den Jahrgängen, deren Väter nach dem Zeugungsakt einem Marschbefehl zu folgen hatten und dann vielleicht gar nicht mehr zurückkamen oder, wenn sie Glück hatten, in Gefangenschaft gerieten und dann für ein paar Jahre davon abgehalten wurden, in die Entwicklung ihrer Kinder störend einzugreifen. Auch war in den Jahren meiner Kindheit die Scheidungsrate leider noch sehr niedrig. Die anderen hatten fast alle einen Vater, ich nicht. Ich wurde deswegen bedauert.
Wenn andere Kinder meines Alters mal ihren Vater erwähnten, dachte ich: Mensch, hab‘ ich ein Glück! Und wie man sieht ist aus mir das geworden, was ich werden wollte – was kaum einem der Väter meiner Generation in den Kram gepaßt haben dürfte.
Diese Väter waren Versager auf der ganzen Linie, jedoch fest entschlossen, ihre Idiotie an die nachfolgende Generation weiterzugeben. Sie hatten nur gelernt, zu tun, was von ihnen erwartet wurde, also: sie hatten eigentlich gar nichts Vernünftiges gelernt. Es hatte nicht viel Mühe gemacht, ihnen jeden Rest von Mitgefühl auszutreiben, und nur zu gern sind sie der Maxime gefolgt, daß das Starke sich nur durchsetzen kann, wenn das Schwache ausgemerzt wird. (Das ist übrigens ein Zitat von Joseph Goebbels). Den Hitler haßten sie, weil er sie um den Endsieg betrogen hatte und sie in Verlegenheit brachte. Also hielten sie umso hartnäckiger an den Verhaltensmustern des Untertanen fest. Daß sie den Krieg verloren hatten, nahmen sie ihren Kindern übel. Für all den Dreck, durch den sie gekrochen waren und den sie gefressen hatten, wollten sie sich an ihren Familien schadlos halten. Der Krieg ruft nicht nach den Kriegern, sondern: umgekehrt! Der Krieg jedoch benötigt nicht so sehr Helden, sondern Feiglinge: Strammsteher, Befehlsempfänger, kaltherzige Hosenscheißer, zu keinem Mitgefühl fähig, außer für sich selbst. Die, für die der einzige Ort, an dem sie Orientierung finden, der Kasernenhof ist, machen das Wohnzimmer zu einem solchen. Die deutschen Väter meiner Zeit waren Duckmäuser, die im trauten Heim ein Feldwebelgebahren an den Tag legten.
Sie waren keine Vorbilder, sie wußten keinen Rat, sie konnten keine Frage beantworten, weil sie selbst nicht verstanden, was sie taten, und glaubten, nichts verstehen zu müssen. Wat der Bauer nich kennt, dat fritt der nich, und was der Vater nicht versteht, das duldet er nicht – und er verstand eigentlich gar nichts, mischte sich aber in alles ein. Alles, was dem Leben Sinn und Inhalt gab oder es auch nur angenehmer und leichter machte, mußte gegen die stupide Ignoranz deutscher Familienväter durchgesetzt werden. Solche Leute darf man nicht fragen warum. „Warum? Befehl ist Befehl.“
Die Erfahrung der Überflüssigkeit blieb ihnen auf die Dauer dann doch nicht erspart. Denn wer nichts versteht, aber sich in alles einmischt, ist nutzlos. Und so wurde der deutsche Familienvater zum Trottel, der alles als Letzter erfährt und der den Lauf der unverstandenen Welt letztlich dann doch nicht aufhalten kann.

[…] Unsere Nachbarn auf derselben Etage waren noch eine richtige Bilderbuchfamilie. So um das Jahr 1960 wurde ein zweites Fernsehprogramm eingeführt, was in vielen Familien zu argumentlosen Streitereien führte. Aber da wurde das so geregelt: Der Vater entscheidet, welches Programm gesehen wird! Die Mutter und die drei Kinder waren glücklich, weil sie nicht gucken mußten, was sie wollten, sondern jemand für sie entschied.
Sehen Sie mich an! Vaterlos! Kinderlos! Also ein Vorbild für jeden.

Wenn ein deutscher Befehlsempfänger (Typ: Familienvater) 900 Juden ermordet hatte, dann hatte er ein schlechtes Gewissen. Warum? Weil ihm befohlen worden war, 1000 Juden zu ermorden. Nicht wegen der 900 ermordeten Juden schämte er sich, sondern wegen der 100, die ihm entwischt sind.
Weil wir (die rot-grün-schwul-alternativ-versifften Intellellen) ihm die 900 zur Last legten, fühlt er sich ungerecht behandelt. Und darum tut er sich selber leid. Er hält sich für unschuldig. Denn er hat nur getan, was ihm gesagt wurde (was von ihm erwartet wurde).
Ein Sprichwort lautet: Auschwitz – das werden die Deutschen den Juden nie verzeihen.
Ein Sprichwort lautet: Man kann einen Juden aus dem KZ holen. Aber man kann nicht das KZ aus dem Juden holen.
Ein Sprichwort könnte lauten:
Nicht alle Deutschen Familienväter waren in der SS. Aber die SS war in den Deutschen Familienvätern.
Und das gilt auch – glauben Sie es mir – für einen großen Teil der nachfolgenden Generationen.
Und die paar, auf die das alles wirklich nicht zutrifft, waren und sind eben undeutsch.

Aus DER METZGER

Der sogenannte Kabarettist

Hier ein Kommentar aus DER METZGER Nr. 133, geschrieben von Jakop Heinn – über einen, den ich nicht einen Idioten nennen würde, sondern einen Lieferanten (er beliefert die Idioten mit Idiotie).
Bitte weitersagen, weiterleiten. Verlinken. Der Beitrag darf ungekürzt, unverändert, mit Quellenangabe und Namensnennung, unkommentiert und mit Beleg verwendet werden.

Trübes aus der Tasse
von Jakop Heinn
Der sogenannte Kabarettist Dieter Nuhr kann es nicht lassen, Bildzeitungskommentare zu hauchen. Und nun hat er Greta nicht verstanden.
Wer sich den gefährlichen und törichten Geschehnissen widersetzt oder sich ihnen nur verweigert, hat einen schweren Stand. Denn er hat gegen sich die Dummen.
Zu den Dummen gehört auch der „Kabarettist“ Dieter Nuhr. Das ist keine Neuigkeit. Jetzt hat der Volksbelustiger sich die Jugendbewegung „Fridays for Future“ vorgenommen. Was er dazu von sich gab, war abzusehen.
Daß den saturierten Spießern ihre eigene Dummheit und Trägkeit von der „Jugend von heute“ unter die Nase gerieben wird, ärgert sie sehr. Die Antwort sind nicht Argumente, sondern hämische Phrasen. Die liefert Nuhr. Das ist sein Konzept, das ist sein Erfolgsrezept, das ist sein Markenzeichen: Argumentlose Witzelei über die, die mehr verstehen. So gelingt es ihm, als Kabarettist durchzugehen. Das sagt, bei aller Irrelevanz des Subjekts, schon was aus über das Geistesleben dieses Landes, in dem ja auch eine Alice Schwarzer für eine Frauenrechtlerin und ein Henryk M-Punkt Broder für einen Querdenker gehalten wird. Dieter Nuhr hält sich für einen Satiriker. Dabei ist er der Trostspender für die Spießbürger.
Der Rückversicherer „teilt in jeder Sendung gleichermaßen gegen rechts und gegen links aus“, erklärt er – und macht sich selbst zum Deppen. Denn rechts sind die größten Arschlöcher, und in der Mitte die größten Idioten.
Niemand könne beurteilen, wie groß das Klima-Problem wirklich sei. Auf ihn trifft das gewiß zu, auf Fridays for Future gewiß nicht.
Dem Widerspruch, den ihm seine Pöbelei contra Fridays for Future und ihre Symbolfigur Greta Thunberg eingetragen hat, ist er nicht so recht gewachsen. Er tut, was ein Profi des öffentlichen Auftritts nicht tun würde: Er legt nach.
Greta Thunberg, so meint er, sei „die mächtigste Frau der Welt“. Und er hat noch mehr wirre Behauptungen auf Lager: „Die will unsere Wirtschaftsordnung umkrempeln.“ „Die Forderungen der Bewegung laufen darauf hinaus, daß wir die Welthandelsordnung auflösen. Wenn das passiert, dann haben wir nicht Millionen, sondern Milliarden Tote. Das läuft auch auf einen dritten Weltkrieg hinaus, wenn das passieren würde.“
Die „Welthandelsordnung“ wird allerdings nicht von Greta Thunberg aufgelöst, sondern von Trump. Eine groteske Verwechslung aber auch!
Lustig ist er nur dann, wenn er es wirklich ernst meint. Dann wird‘s schlimm für ihn. Als Verschwörungsparanoiker wird der Satiriker zur Lachnummer.
Für einen Witz hält der auch das: „dass ich meine Tochter unterstütze und deshalb ihr Zimmer nicht heize“.
Dümmer geht immer. Zum Beispiel könnte er ja voraussagen: Wenn das Atomkraftwerk Wyhl nicht gebaut wird, gehen 1980 in Baden-Württemberg die Lichter aus.
Dieter Nuhr hält sich für einen Skeptiker. Doch die Skepsis des Ahnungslosen ist die Leichtgläubigkeit.

„Das muß ja mal jemand sagen dürfen“

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La Notte

„Niemand, dem das Me-Too-Spektakel nicht behagt, rechtfertigt sexuelle Belästigung und bagatellisiert Vergewaltigung, handelt sich aber solche Vorwürfe ein. Da müssen wir durch. Gegen die sexuelle Gewalt, der einerseits Frauen, andererseits Kinder ausgesetzt sind, zu agieren ist nötig – kulturell, publizistisch, juristisch, politisch, wobei der Blick auch mal weiter schweifen darf als auf den Fokus zu kurz gekommener Erfolgsmenschinnen. Doch wo im sexuellen Kontext Anklage erhoben wird, stellen sich Nebenwirkungen ein, die nicht vermieden werden, wenn sie nicht vermieden werden sollen. Was die Me-Too-Kampagne betrifft, sind die unangenehmen Nebenwirkungen die eigentliche Absicht.
Die Absicht ist nicht zu verkennen. Die Gelegenheit ist günstig, ein neues, altes Verhältnis der Geschlechter zu etablieren. Kern: Delegitimierung der Lust.
Wenn sich keiner mehr was traut, dann bleibt es dabei: Eine von Ästhetik und Erotik gereinigte, dafür umso korrektere Sexualordnung, gegen Risiken und Überraschungen abgesichert. Sexuelle Kontakte – wie schon vorgeschrieben an kalifornischen Universitäten – auf der Grundlage eindeutiger Willenserklärung – am besten noch notariell beglaubigt. Wer meint, daß ich übertreibe, der öffne die Ohren!
Leidtragende werden wieder die Frauen sein, die mehr wollen als einen unbeanstandeten Vertrags-Sex. Ihre Wünsche, Sehnsüchte und Phantasien, ihre Visionen von Glückseligkeit werden sie – hoffentlich nicht alle – der inneren feministischen Kontrolle opfern, vor dem feministischen Über-Ich verleugnen und niederringen.
Und soll ein Konkurrent aus dem Weg geräumt werden? Irgendeine, der er mal vor 20 Jahren die Tür aufgehalten oder in den Mantel geholfen hat, wird sich schon finden lassen.“

Lina Ganowski in DER METZGER Nr. 129 (La Notte).

Plastic People

Das war abzusehen, da hätte man Gift drauf nehmen können, darauf hätte man wetten können. Die „Wohlfühl-Empörer“, die „besorgten Bürger“, die wachsamen Nachbarn, die Aufpasser, die Emanzen und die ihnen hörigen Musterknaben, die Amokläufer der Moral, die Heuchler sind immer bereit, Entrüstung abzuliefern – und von ihren Mitmenschen Mit-Entrüstung einzufordern. Beim Verteufeln des Eros müssen und wollen sie alle (und sollen wir) nicht abseits stehen.
Denen werde ich nicht den kleinen Finger reichen. Tun Sie es auch nicht.

Die Reklame der Netto-Supermarktkette ist von einer geradezu rührenden Harmlosigkeit. Die könnte man, wenn es ein Film wäre, doch ab 6 Jahre freigeben. Aber alles, was irgendwie an Sex erinnert, führt zu reflexhaften Abwehr-Reaktionen. Alles, was irgendwie an Sex erinnert, ist „sexistisch“. Unterschiede werden nicht gemacht; jedes Maß für Verhältnismäßigkeit geht verloren.

Plastic People – oh Baby now you‘re such a Drag.

Encore: So einer

Am Montag begann vor dem Duisburger Amtsgericht ein Strafverfahren gegen Henryk M. Broder. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hatte gegen ihn Strafantrag wegen Beleidigung gestellt.
In der WAZ war über den Prozeßtag zu lesen:
„… Henryk M. Broder (72) liebt die Provokation und wird besonders in der rechten Szene dafür gefeiert. Kritiker bescheinigen ihm ‚beifallsüchtigen Populismus‘. Heute stand der Publizist“ „Publizist“, steht da „in Duisburg vor Gericht – wegen einer angeblichen Beleidigung. Weil er über die in Duisburg lebende Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor (41) auf Anfrage der rechtskonservativen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ gesagt haben soll, dass sie ‚einen an der Klatsche‘ habe … Applaus der 100 Besucher brandete auf, als Broder mit seinem Anwalt Joachim Steinhöfel eintraf. ‚Das ist mir ja geradezu peinlich‘, sagte Broder und grinste. … Steinhöfel, dessen eigene Internetseite im rechten Spektrum mit großem Wohlwollen betrachtet wird, schätzt den öffentlichkeitswirksamen Auftritt.“

Das Foto in der Zeitung zeigt Broder und Anwalt Steinhöfel in dummdreist grinsender Selbstgefälligkeit.

Von der Sache war hier schon einmal die Rede, im Eintrag vom 8. Oktober 2016. Ich wiederhole:

„Wäre der Diskurs von Klarheit und Redlichkeit beherrscht,
müßte Henryk M. Broder das am meisten fürchten,
wonach er am meisten giert: Aufmerksamkeit.“
Lina Ganowski

Er hält sich für einen Publizisten. Schlimmer noch: auch andere halten ihn für einen Publizisten.
So ist Deutschland, daß das auch dann noch funktioniert, wenn er von der Jungen Freiheit seine Haßtiraden herumschleudern läßt; und er ergötzt sich an dem Beifall, der aus der Jauchegrube kommt.
Wenn Ihnen jemand erzählt, der Henryk M-punkt Broder wäre ein „Querdenker“, ein „Unabhängiger“, der „gegen den Strom schwimmt“, dann wissen Sie: Da redet ein Idiot. Das war schon immer so, aber mittlerweile müßte es auch der Dümmste gemerkt haben.
Lamya Kaddor tritt nicht nur nur den Salafisten deutlich entgegen, wodurch sie deren Haß auf sich gezogen hat. In ihrem Buch „Die Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht“ spricht sie davon, daß hier im Lande des Pegida-Geschreis auch etwas getan werden müßte, um Zivilisationsdefizite abzubauen. Klar, daß einer wie Broder sich dadurch auf den Schlips getreten fühlt. Da spielt er gern den Stichwortgeber für den Mob.
Wie die Fanatiker der einen und der anderen Seite sich doch ähneln!
Hier ist es Tradition des Hauses, sich für Autoren zu verwenden, die von Reaktionären – oder, wie in diesem Fall, von einem besonders abstoßenden Haßprediger angegriffen werden. So war es mit Wiglaf Droste, so war es mit Katharina Rutschky, und so halten wir es auch mit Lamya Kaddor.
Im Streit um das Buch von Lamya Kaddor sollen nicht die Dreckschleuderer des letzte Wort haben, sondern Sie.

Lamya Kaddor: Die Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht. Rowohlt Berlin. 240 S. 16,99 Euro

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Weltbühne muß bleiben.

Lesen Sie auch den Eintrag vom 29. Januar 2013 „Wie kommt der Broder in meine Zeitung?

Der Talkshow-Schreck

Manche dieser salbungsvollen Nachrufe hätte man gern längst hinter sich gebracht.
Arnulf Baring.
Sie wissen:

Im Staat zu viel Regulierung,
Atomkraft ja bitte,
Sarrazin hurra,
Junge Freiheit lebe hoch,
Sozialstaat muß weg,
wir leben über unsere Verhältnisse
und was es an Ekelhaftigkeiten sonst noch so aus seinem Gesicht kam.

Aber mit letzterem hatte er ja recht.
Ein volles Professoren-Gehalt für diesen Scharlatan – das war wirklich zum Fenster hinausgeworfenes Geld.
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99 Staubtücher

107 Lügen-Ärzte?
Es finden sich immer Beschwichtiger bereit, die vor jeder Vorsicht warnen und von jeglicher Verantwortung abraten.
Weil man sie nicht gefragt hat?
Oder haben wir es mit einer akademischen Anbiederung an eine Mentalität zu tun, die unter „Freiheit“ nichts anderes sich vorstellen kann als: auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen zu müssen? Das dumpfe Unbehagen des Egoisten an der Umwelt, die unter der derzeitigen links-grün-versifften Gesinnungsdiktatur geschützt werden muß! Man darf ja auch gar nicht mehr sagen, was man denkt (also darf man zum Beispiel auch gar nicht mehr sagen, daß die Ausländer an allen schuld sind). Und unsere Oma, die hat noch ein Staubtuch genommen, und dann war der Fall erledigt.

Oder ist das nur wieder mal eine Übertreibung der Bildzeitung, und geht es in Wirklichkeit nur um die korrekte Methode, mit der die Grenzwerte errechnet werden?
Heute hörte ich im Radio ein Interview mit einem dieser Ärzte, und was der erzählte (mit vielen Worten), das hörte sich doch sehr an den Haaren herbeigezogen an.

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