Ostermarsch auf Abwegen?

Am 25. Februar teilte die DFG-VK Duisburg per Rundmail folgendes mit:

DFG-VK Duisburg
c/o Buchhandlung Weltbühne
Gneisenaustraße 226
47057 Duisburg
info@dfg-vk-duisburg.de

Liebe Friedensfreundinnen, liebe Friedensfreunde,
mit Fassungslosigkeit haben wir zur Kenntnis genommen, dass das Friedensforum Duisburg sich anschickt, bei der Auftaktkundgebung des Ostermarschs Ruhr am 4.4.2015 in Duisburg die Gruppe „Die Bandbreite“ auftreten zu lassen.
Die DFG-VK Gruppe Duisburg lehnt diese Provokation ab und hat kein Verständnis für die starrsinnige Haltung des Friedensforums Duisburg.
Wir werden nicht an der Auftaktkundgebung in Duisburg teilnehmen und nicht zur Teilnahme aufrufen.
Zum Thema „Die Bandbreite“ verweisen wir auf die auf unserer Website dokumentierten Texte:

Die letzten Tassen oder Der apologetische Kusselkopp
(http://www.dfg-vk-duisburg.de/bandbreite1.html)
Ein ganzerRattenschwanz… Die Bandbreite eines Milieus
(http://www.dfg-vk-duisburg.de/bandbreite2.html)
Schreiben des Friedensforums Duisburg an die DFG-VK Duisburg 3.4.2012
(http://www.dfg-vk-duisburg.de/Brief-Friedensforum-3-4-2012-persoenlDatengeschwaerzt-kl.jpg)

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
DFG-VK Duisburg

Die DFG-VK erläuterte auf ihrer Homepage:

Seit 1981 beteiligte sich die DFG-VK Gruppe Duisburg in jedem Jahr an der Auftaktkundgebung des Ostermarschs Ruhr in Duisburg durch einen Kaffeeausschank und einen Büchertisch. 2012 wurden wir gegen unseren Willen durch die Veranstalter von der Teilnahme ausgeschlossen, weil wir die Absicht hatten, auf unserem Büchertisch auch die Ausgabe 96 der Zeitschrift Der Metzger zu verkaufen, die zwei kritische Artikel zur Musikgruppe Die Bandbreite enthält. […] 2013 und 2014 waren wir wieder wie immer präsent.
Am 25.2.2015 lasen wir auf dem Blog des Duisburger Friedensforums unter der Überschrift „Friedensforum Duisburg verbittet sich Bevormundung“ einen „Offenen Brief an Willi Hoffmeister und Joachim Schramm“. Wir haben daraufhin beschlossen, zum ersten mal nach über 30 Jahren nicht an der Duisburger Ostermarschkundgebung teilzunehmen […].

In dem von Christian Uliczka unterzeichneten „Offenen Brief an Willi Hoffmeister und Joachim Schramm“ heißt es:

Liebe Freunde vom Ostermarsch-Komitee,
seit Jahren ist uns vom Friedensforum Duisburg, jedenfalls den meisten von uns, die mit undifferenzierten und weitgehend unbelegten Vorwürfen gegen DIE BANDBREITE geführte Boykott-Kampagne ein Dorn im Auge. Wir hatten bisher gute Erfahrungen mit dieser Gruppe gemacht und wollten für uns endlich klären, was wohl an den Vorwürfen dran sei. Marcel Wojnarowicz, genannt Wojna, und sein Kompagnon Torben waren vor zwei Monaten […] bei uns und haben sich stundenlang befragen lassen und uns dabei von ihrer einwandfreien Haltung überzeugt. Darum haben wir am 9. d.M. mit einer Gegenstimme entschieden, DIE BANDBREITE zum Ostermarsch-Auftakt bei uns auftreten zu lassen.
Das haben wir Euch beiden, Willi und Joachim, als Ihr vorvorigen Samstag, 14. d.M., gleichfalls mehrere Stundenlang, bei uns wart und vergebens versucht habt, uns von unserer Entscheidung für DIE BANDBREITE abzubringen, beharrlich entgegengehalten.
Und da kommt Ihr jetzt mit einem weiteren Angriff auf unsere Entscheidungsfreiheit und wollt uns mit rhein/ruhr-weitem Extratreffen nächsten Samstag in Essen doch noch überrollen.
Eine, nicht nur in unseren Augen, unerhörte Zumutung, ein Nackenschlag, zumal mit Blick auf die hochbrisante Weltlage, für das Ansehen des Ostermarschs als Friedensherold …
[…]
Weil wir Duisburger also mehrheitlich ein Treffen am 28. d.M. für überflüssig halten, werden wir daran als Gruppe nicht teilnehmen.
Mit friedlichem Gruß
Christian (Uliczka)

Der Wille, „endlich zu klären, was an den Vorwürfen dran sei“, war nicht allzu ausgeprägt. Die „weitgehend unbelegten Vorwürfe“ sind ausführlich belegt (siehe oben). Ich fresse einen Besen, wenn die Mitglieder des Friedensforums mal einen Blick in diese Dokumente werfen. Ich will mich ja nicht vergleichen, aber: Die kommen mir vor wie das Heilige Offizium, das sich wie der Suppenkasper weigert, durch Galileis Fernrohr zu gucken. („Nein, den METZGER lesen wir nicht“).
Das Friedensforum begnügte sich stattdessen mit einer stundenlangen Befragung mit der Antwort, wie sie nicht anders hätte sein können. Anstatt sich zu informieren, läßt man den Mann über sich selber urteilen.
Das ist ja witzig!
Wie kommt mir das vor? Das kommt mir vor wie Leute, die einem windigen Anlageberater aufgesessen sind und ihm ihre ganzen Ersparnisse überlassen haben, weil er ihnen die Verdreifachung ihres Vermögens in sechs Wochen versprochen hat. Und wenn man den Leuten sagt: „Wie konntet ihr nur einem solchen Halsabschneider, einem solchen Betrüger euer ganzes Geld überreichen?“, dann sagen die: „Wieso denn? Wir haben den doch gefragt: Sind Sie ein Betrüger? Sind Sie ein Halsabschneider? Und da hat er gesagt. Nein. Und da haben wir gesagt: Ja dann ist ja alles in Ordnung, und haben ihm unser Geld gegeben.

Die DFG-VK Duisburg spricht von Provokation. Und das ist es auch. Es mußte den Friedensfreunden doch bewußt sein, was sie mit ihrer Entscheidung auslösen.

Aus der VVN NRW erhielt ich diese E-mail:

Wir haben gestern in Kassel als VVN-BdA-FriedensAG getagt. Wir waren uns einig:
Dort wo Formationen wie Bandbreite und Montagsmahnwachen sind, werden wir den Ostermarsch nicht unterstützen. Für uns geht er also nicht in Duisburg, sondern in Düsseldorf los, wenn sich die Duisburger das nicht noch mal überlegen.

Daß sich „die Duisburger“ das noch einmal überlegen, ist wahrscheinlich zu viel erwartet. Allerdings ist der bissige Brief von Christian Uliczka, nachdem er einen Tag lang auf der Homepage des Duisburger Friedensforums zu lesen war, dort verschwunden.

Das Ostermarschkomitee (vertreten durch Willi Hoffmeister und Joachim Schramm) hatte am 18. Februar erklärt:

In der Vorbereitung des Ostermarsches hat sich eine problematische Situation ergeben, die die Einberufung einer außerordentlichen Friedensversammlung notwendig erscheinen [läßt].
Das Duisburger Friedensforum möchte die Musikgruppe „Die Bandbreite“ für die Auftaktveranstaltung in Duisburg einladen. Das Bochumer Friedensplenum hat daraufhin erklärt, dass für sie der Auftritt dieser Gruppe unakzeptabel ist und ihre Beteiligung am Ostermarsch in Frage gestellt. Der „Bandbreite“ wird von ihren Kritikern vorgeworfen, eine links und rechts verbindende Querfront-Politik zu unterstützen und immer wieder bei rechtslastigen Veranstaltungen aufzutreten. Die Duisburger haben sich nach eigenen Angaben jedoch von der linken Grundhaltung der Gruppe überzeugt.
Der Ostermarsch steht nun vor dem Problem, wie wir mit dem eventuellen Wegfall der Abschlusskundgebung des zweiten Tages im Bahnhof Langendreer umgehen. Auch der Start des dritten Tages in Bochum-Werne steht eventuell in Frage. […]
Wir finden es den demokratischen Gepflogenheiten des Ostermarsches angemessen, wenn wir gemeinsam über das richtige Vorgehen mit dieser Situation beraten. Vielleicht finden wir dabei auch noch eine Lösung, die für beide Seiten akzeptabel ist. Dies muss geschehen, bevor wir die Flyer und das Plakat in Druck geben können.

Genau das fürchte ich auch: Daß eine Lösung gefunden wird, die für beide Seiten akzeptabel ist. Dem Duisburger Friedensforum wird die Mißbilligung der anderen mitgeteilt und fertig.
Hoffentlich bleiben die Bochumer hart und sagen: Entweder ganz ohne Bandbreite oder ganz ohne uns. Eine Lösung, die zwar nicht für beide Seiten akzeptabel, aber gut wäre: Das Ostermarsch-Komitee entzieht dem Duisburger Friedensforum die Lizenz – nach dem Motto: Was immer ihr auch am Ostersamstag-Vormittag in Duisburg veranstaltet, das hat nichts mit dem Ostermarsch zu tun. Es wird nicht auf dem Plakat und nicht im Programm erscheinen. Der Ostermarsch beginnt nicht am Ostersamstag-Vormittag in Duisburg, sondern am Ostersamstag.Nachmittag in Düsseldorf. Denn sonst kommt wieder das Fernsehen nach Duisburg und berichtet von einer blamablen „Auftaktkundgebung“, zu der noch weniger Leute hinkommen als sonst, nämlich nur noch die, die es nicht wissen und nicht wissen wollen, und die, die das antifaschistische Element der Friedensarbeit einer falschen Loyalität opfern.

P.S.: Die beiden oben verlinkten, in DER METZGER Nr. 96 – und übrigenbs von mir verfaßten, also sicherlich nicht nur informativen, sondern auch unterhaltsamen – Beiträge sind auf dem Wissensstand von 2012.
„Ein ganzer Rattenschwanz… Die Bandbreite eines Milieus“ ist eine Dokumentation über die Querfront-Vernetzungen.
In „Die letzten Tassen oder ein apodiktischer Kusselkopp“ geht es auch um das Verhältnis der Linken zur Kultur im Allgemeinen.
Natürlich blieb die Entwicklung im Jahre 2012 nicht stehen, sondern es ist alles noch schlimmer geworden. Darum einfach unter diesem Artikel das Schlagwort „Bandbreite“ anklicken.
Oder: Einfach METZGER lesen, wo Wojna als Running Gag sich auch mal nützlich macht.

Die nationaldeutschen Großschnauzen

Vor ein paar Wochen im Fernsehen ein Interview mit dem Trainer des Fußballclubs Bayern München Pep Guardiola. Er sprach bewundernd über den Konkurrenten Borussia Dortmund, über die Qualität dieses Vereins, des Trainers, der Mannschaft – und daß Borussia Dortmund auf dem letzten Tabellenplatz stand. Und er fügte hinzu: „Genau das kann uns passieren auch.“
Solche vernunftvolle Bescheidenheit wäre unseren Regierenden, Abgeordneten, Kommentatoren und den vielen Besserwissern an den Stammtischen an den Hals zu wünschen:
Bild150227Was würden all die nationaldeutschen Großschnauzen sagen, wenn ein solches Vereledungsprogramm, das den Griechen von den europäischen „Partnern“ zugemutet wird, sie selbst treffen würde? Etwa: Rente halbiert, Auszahlung erstmal für ein halbes Jahr aufgeschoben. Oder: Leistungen der Krankenkasse gestrichen.
In der Bundesrepublik Deutschland zahlen Konzerne wie Amazon, die die hiesige Infrastruktur nutzen, gerade mal ein paarmarkachzig Steuern. Da ist der Schäuble sooo klein mit Hut.
Aaber wenn es gegen griechische Rentner geht, da spielt er den dicken Wilhelm, dieser Herrenmenschendarsteller. Da fühlt er sich stark, diese arrogante Null.

Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis ist Professor für Finanzökonomie und lehrte in Camebridge und an Universitäten in Australien und den USA. Der Schäuble ist Jurist. Wenn der Varoufakis zum Schäuble geht, dann geht der Fachmann zum Laien.
Yanis Varoufakis: „Wir sind nur der erste Dominostein, der umfällt.“

Neu in der Weltbühne: John Lennons revolutionäre Jahre

Heute empfehle ich:
James A. Mitchell: Das Walross und die Elefanten. John Lennons revolutionäre Jahre. Edition Nautilus, März 2015, 224 S., 24 Seiten Fotos, Gb. 24,90 Euro
sonderformatDer Verlag über das Buch:
Wie John Lennon zum Staatsfeind Nr. 1 wurde.
1971 verließ John Lennon London und zog nach New York, um dort nach der Trennung der Beatles als Solokünstler und Produzent zu arbeiten und den Kampf der US-Bürgerrechts-und Antikriegsbewegung zu unterstützen. Er setzte sich öffentlich für diverse soziale Kämpfe ein und wurde schnell zu einer Stimme der Bewegung. Die Nixon-Regierung sah in Lennons Engagement und seinem Einfluss eine Gefahr für ihre Wiederwahl, ließ ihn vom FBI überwachen und versuchte mehrfach, ihn als unerwünschten Ausländer auszuweisen.Gleichzeitig trieb Lennon auch seine musikalische Karriere voran, gab Benefiz- und Solidaritätskonzerte und entdeckte die bis dahin wenig bekannte New Yorker Band Elephant’sMemory, die er zu seiner Begleitband machte und mit der er das Solo-Album Some Time in New York City aufnahm.
James A. Mitchell hat für dieses Buch Interviews mit den Mitgliedern von Elephant’s Memory und anderen Ikonen der 1970er Jahre geführt: u.a. mit Gloria Steinem, Mitarbeitern der Nixon-Regierung, Rennie Davis und John Sinclair.

Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne (die, wie man wissen sollte, auch eine VERSANDbuchhandlung ist).
Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.

1914 in der Literatur (8)

Heute empfehle ich:
Stefan Bollinger: Weltbrand, „Urkatastrophe“ und linke Scheidewege. Fragen an den Großen Krieg. Verlag am Park 2014. 220 S. (NB1290) 16,99 Euro
BollingerWeltbrandDer Verlag über das Buch:
Vor hundert Jahren begann der Erste Weltkrieg, jener Völkermord, dem rund 17 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Publizistik läuft auf Hochtouren. Über 150 Untersuchungen sind auf dem Markt, kaum eine marxistische ist darunter. Nicht wenige buhlen um Aufmerksamkeit mit abstrusen Theorien, fast alle ignorieren, was auf diesem Felde Historiker der DDR an Substantiellem vorgelegt haben, und selbst die bislang als gesichert geltende Erkenntnis des Hamburger Historikers Fritz Fischer aus den 60er Jahren, Berlins „Griff nach derWeltmacht“ sei die Hauptursache des großen Sterbens gewesen, wird in Abrede gestellt.
Stefan Bollinger dringt, was die meisten seiner Zunftkollegen unterlassen, zu Ursprung und Wesen dieses (wie aller) Kriege vor. Er beschäftigt sich aber auch mit der verhängnisvollen Rolle der Sozialdemokratie, die ihren Burgfrieden schloss mit den Kriegstreibern ihrer Länder und mit der herrschenden Klasse, was zwangsläufig zur Zerreißprobe für die linken Kräfte wurde und zur Gründung neuer Parteien führte. Nein, Geschichte wiederholt sich nicht. Aber Fehler können zweimal gemacht werden.

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Gestern bei Aldi…

… ein paar Sekunden vor 8.
Kasse 1 hat schon geschlossen. Kasse 3 schließt auch. Keine Kasse mehr in Betrieb! Die Kassiererinen streiten: „Ich habe geschlossen.“ – „Nein, ich.“
Die von Kasse 3 lacht: „Kommen Sie mal zu mir.“
Das wollte ich sowieso. Weil sie so fantastisch aussieht!
Als dann alles übers Band ist und kassiert und Wechselgeld zurück, da sagt sie:
„Sie sehen aus wie der Weihnachtsmann.“
Gerade kennen wir uns, und sie weiß schon, wie man mir die Laune verderben kann. Es gibt Tage, Wochen, Epochen, da ist jedes überflüssige Wort überflüssig. Aber sie ist so schön, und das weiß sie. Das goldblonde Haar, die listigen Augen, das überlegene Lächeln. Sie ist schön. Und darum sage ich:
„Ich BIN der Weihnachtsmann.“
Und dann erzähle ich noch schnell, daß Kinder mich schon mal gefragt haben, ob ich der Weihnachtsmann bin, und ich habe denen „ja“ gesagt und sie aufgeklärt: Der Weihnachtsmann ist ein ganz normaler Arbeitnehmer, „und ich habe jetzt Urlaub.“
„Und was machen Sie beruflich?“
„Ich bin Schriftsteller.“
„Ahhh!“ ruft sie, als ob das was Besonderes wäre.
Es IST was Besonderes. Ich bestreite nur, daß es was Besonderes ist.
Und wenn sie mich gefragt hätte, worüber ich schreibe – was hätte ich sagen können?
„Ich erzähle von meinen Erlebnissen an Supermarktkassen.“

DAS hat sie mir gegeben

DAS hat sie mir gegeben

Minister (mit Hut)

Wolfgang Schäuble CDU (Bundesfinanzminister) läßt, was Griechenland betrifft, nicht mit sich reden.
Konzerne wie Amazon oder Ikea, die die hiesige Infrastruktur nutzen, bezahlen gerade mal ein paarmarkachzig Steuern. Bei denen ist der Schäuble sooo klein mit Hut.
Aber wenn es gegen griechische Rentner geht, dann spielt er den dicken Wilhelm.
Dabei ist er in Grunde doch nur: eine schwarze Null.

Neu in der Weltbühne: Ukraine anders gesehen

Heute empfehle ich:
Jörg Kronauer: Ukraine über alles! Ein Expansionsprojekt des Westens
Mit einem historischen Überblick von Erich Später
konkret texte 66
216 Seiten. 19.80 Euro
KronauerUkraineDer Verlag stellt das Buch vor:
Der vorliegende Band soll die Rolle deutlich machen, die Deutschland und die übrigen westlichen Staaten für die Entwicklung der Ukraine spielten und spielen. Es geht um die politischen wie ökonomischen Interessen, die vor allem die Bundesrepublik und die Vereinigten Staaten zur Einmischung in innerukrainische Angelegenheiten veranlaßt haben; es geht darum, welche Einflußinstrumente und Machtmittel die westliche Politik dabei eingesetzt hat. Und es geht um jene Tradition der Ukraine, an welche die westlichen Staaten dabei andockten und weiter anzudocken versuchen: die der NS-Kollaboration der „Organisation Ukrainischer Nationalisten“.

Bestellen Sie dieses Buch bei dem Buchhändler, dem es nicht egal ist, was in den Büchern steht, die er anbietet. Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne.
LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.
Weltbühne muß bleiben.
Buchhandlung Weltbühne, eine gute Angewohnheit.

Be sure…

So sehen Hippies aus?
Pseudo-Hippie1In einem Prospekt der Supermarkt-Kette Aldi wird dieses Hippie-Karnevalskostüm angeboten. Wenn es nicht drangeschrieben wäre, hätte man diese junge Dame mit Pril-Aufklebern der 70er Jahre irgendwie in Verbindung gebracht, aber nie im Leben mit „Hippies“.
„Hippie“ ist übrigens eine abwertende Bezeichnung. Wer sich selber „Hippie“ nennt, ist keiner.
„Be sure to wear some flowers in your hair“? Sie können sicher sein: in der ganzen „Hippie-Zeit“ habe ich nie, nie, nie Leute gesehen, die Flowers in their Hair trugen. Sowas gab es vielleicht bei Kostümfesten. Manchmal wird auf Bildern im Fernsehen die „Mode der 70er Jahre“ nachgestellt. Sie können sicher sein: In den 70er Jahren ist kein Mensch so herumgelaufen.
Pseudo-Hippie2Auf diesem Bild hingegen: Authentisches 70er-Jahre-Outfit.

Der Kommunismus hält Einzug in Meiderich (live)

Einige Passagen meiner Lesung in der Zeche Carl in Essen am 31. August wurden gefilmt. Heute zeige ich Euch: „Der Kommunismus hält Einzug in Meiderich“ (aus „Der Gartenoffizier – 124 komische Geschichten“).

Ton- und Bildaufzeichnung: Hafenstaedter.

Wir sind also wieder mal von Moskau ferngesteuert

In diesen Tagen wird die Ukraine-Krise medial am Köcheln gehalten. Warum dem etwas hinzufügen? In DER METZGER Nr. 109 (April 2014) stand dazu ein ganz ordentlicher Kommentar. Ich wiederhole:

Rechnung ohne den Putin
(aus: DER METZGER 109, April 2014)

Sie wissen, wer in der Ukraine-Krise die Guten sind? Das wüßte ich auch gern. Wer die Dummen und die Scheinheiligen sind, ist umso deutlicher.
Am Anfang stellte es sich so dar: Die Regierung des (demokratisch gewählten) Präsidenten Janukowytsch lehnte einen Assoziierungsvertrag mit der Europäischen Union ab und zog ein Abkommen mit Rußland vor. Als Grund wurden die „extrem harschen Auflagen“ des Internationalen Währungsfonds (IWF), wie z.B. die Erhöhung von Gaspreisen auf dem Binnenmarkt um 40 Prozent und starke Haushaltskürzungen angegeben. Da war das russische Angebot doch günstiger. Doch gegen diese Entscheidung der Regierung richteten sich Massenproteste von „europaorientierten“ Leuten, die sich von der EU europäisches Heil versprechen. Wenn die merken, wie es sich lebt im östlichen Hinterhof am EU-Katzentisch, dann werden die sich noch umgucken.
Die Massenproteste in Kiew wurden von der EU, namentlich der deutschen Regierung begrüßt und unterstützt (und auch die USA haben die Hand im Spiel). Sie haben keine soziale, sondern eine nationalistisch-konservative Stoßrichtung. Angeführt werden sie von EU-Statthaltern wie dem CDU-Botschafter Vitali Klitschko und der wegen Korruption verurteilten abgesetzten Ministerpräsidentin Julia Timoschenko (die Witzfigur mit dem Weiterlesen

Legalize it!

Über den Einsatz von Cannabis zu medizinischen Zwecken, der in der Bundesrepublik nach einem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts erleichtert zugänglich gemacht werden soll, las ich in der WAZ diesen Kommentar (4. Februar, Seite 1, Verfasser: Frank Preuß):
„Längst überfällig.
Die Politik bewegt sich langsam, aber immerhin hat sie sich nun zu einem kleinen Schritt aufgerafft: Cannabis auf Kassenrezept, wenn es um Behandlung von Schmerzen zum Beispiel krebskranker Menschen geht – das ist überfällig. Wenn es nun ausgerechnet auch noch die Steinzeitideologen der CSU fordern, dann weiß man, wie lange es schon überfällig ist.
[…] Es ist ja beileibe nicht das erste Mal, daß Juristen Politiker zwingen, sich mit einer Wirklichkeit zu beschäftigen, die ihren Grundüberzeugungen zuwider laufen mag: In diesem Fall einer Wirklichkeit, im der das Leid von Hunderttausenden gelindert werden kann, wenn man endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft.
Wer nun befürchtet, die komplette Freigabe von Cannabis stehe damit unmittelbar bevor, unterschätzt das Beharrungsvermögen in der Politik. Bis aus der Erkenntnis, daß der repressive Umgang mit Drogen gescheitert ist, weil er nur Millionen Menschen kriminalisiert und das organisierte Verbrechen füttert, Berliner Beschlüsse werden, dürfte es noch eine Weile dauern.“

Vierzig Jahre mußten vergehen, bis es amtlich war, daß der Untergang des Nazi-Regimes als erfreuliche Tatsache zu bewerten ist („Tag der Befreiung“).
Mehr als ein halbes Jahrhundert mußte vergehen, bis die CDU dann doch sich dazu durchringen mußte, zuzugeben, daß die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland ist.
Jahrzehntelang hat sich die CDU in ihrem Starrsinn gegen den Ausstieg aus der Atomenergie gestemmt.
Jahrzehntelang hat sich die CDU in ihrer Dummheit, in ihrer spießbürgerlichen Verblendung jeder erfolgversprechenden Korrektur, jeder Entideologisierung der Drogenpolitik verweigert. Dadurch ist irreparabler Schaden entstanden. Durch die Legalisierung wäre immerhin der Drogenmafia ein schwerer Schlag zu versetzen.
Mary
Gesundheitsminister Hermann Gröhe hat sogleich versichert, daß eine allgemeine Freigabe von Cannabis ausgeschlossen ist. Warum? Mit welchem Argument?
Ich frage: Ist es Dummheit allein? Oder gibt es eine Verbindung zwischen der CDU und der Drogenmafia?

Was hat Weizsäcker denn gesagt?

In der Rede am 8. Mai 1985 – 40. Jahrestags des Kriegsendes in Europa – sagte Bundespräsident von Weizsäcker, der 8. Mai 1945 sei ein Tag des Befreiung gewesen.
Weizsäcker hat eigentlich doch etwas Selbstverständliches gesagt, und ist dennoch ein Wagnis eingegangen.
Daß der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war, der Befreiung von Faschismus, das hatten andere schon vorher gesagt. Ich hatte das gesagt, und die, mit denen ich mich geistig verwandt fühle. Wir standen damit im Gegensatz zu denen, die von „Zusammenbruch“ sprachen. Das war nicht bloß ein Unterschied in der Formulierung. Manche suchten den Ausweg aus dem Dilemma mit der Formulierung „Stunde Null“ – als könnte man die Geschichte einfach nochmal von vorn anfangen lassen.
Weizsäcker sprach gewissermaßen als Schiedsrichter des öffentlichen Bewußtseins.
Die Feststellung über die Bedeutung des Datums 8. Mai ist das Fazit der Rede, in der auch diese Sätze vorkamen:
„Wir gedenken der ermordeten Sinti und Roma, der getöteten Homosexuellen, der umgebrachten Geisteskranken, der Menschen, die um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung willen sterben mußten. Wir gedenken der erschossenen Geiseln. Wir denken an die Opfer des Widerstandes in allen von uns besetzten Staaten. Als Deutsche ehren wir das Andenken der Opfer des deutschen Widerstandes, des bürgerlichen, des militärischen und glaubensbegründeten, des Widerstandes in der Arbeiterschaft und bei Gewerkschaften, des Widerstandes der Kommunisten.
[…] Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Haß zu schüren. Die Bitte an die jungen Menschen lautet: Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernen Sie miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“
Der das sagte, wandte sich gegen den bis dahin geltenden herrschaftlichen Konsens, gegen die Staats- und Gesellschaftsdoktrin dieses Landes. Wer die Veranstaltung damals im Fernsehen gesehen hat, erinnert sich auch an die versteinerten Gesichter von Kohl und seiner Bagage. Das Prinzip der Konkurrenz („gegeneinander“) wurde von Konservativen stets als Element der Herrschaftssicherung gesehen und genutzt.
Das Hantieren mit Vorurteilen, Feindschaften und Haß, im Inneren wie im Äußeren, hat mit dem Ende Hitlers kein Ende gefunden. Es waren dieselben Vorurteile, wenig oder gar nicht temperiert, dieselben Opfer des Hasses, dieselben Feindschaften und dieselben Feindbilder. Gerade auch die Feindschaft gegen die Russen war konstituierendes Element der Nachkriegsordnung. Ohne den inneren und ohne den äußeren Feind hätte dieses Land, dieses Volk nicht auf Vordermann gebracht werden können.
Die Doktrin der CDU lautete: Wer nicht genauso denkt wie wir, der ist ein Feind, und den muß man bekämpfen, und dabei ist jedes Mittel erlaubt.
Erinnern wir uns an die Zeit vor 30 Jahren. Die 80er Jahre waren eine Zeit großer Auseinandersetzungen darüber, wie wir uns selbst verstehen, wie unsere Zukunft gestaltet sein soll und wie wir leben wollen. „Alternativ“ zu denken und zu leben (was damals vielleicht noch ein Begriff mit Inhalt war), das bedeutete, in die Reihe der Feinde eingereiht zu werden, gegen die Vorurteile, Feindschaft und Haß mobil gemacht werden.

Wie ist das denn jetzt mit Griechenland?

Wahl in Griechenland: Die Linken haben gewonnen: Eigentlich: Ein Grund zur Freude. Oder?
Oder: Zu früh gefreut?
Die Linkspartei (Sie wissen, wen ich meine: In Berlin die) hat eine stellvertretende Hurra!-Party veranstaltet (läßt andere für sich gewinnen?).
Gibt es eine Chance? Oder ist die Lage aussichtslos? Ein letztes Aufbäumen mit Galgenhumor, damit die aussichtslose Lage dann wenigstens nicht ernst ist? (Das war einer dieser faden Sponti-Sprüche).
Lauter Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Aber fragen Sie doch mal die:

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung veranstaltet:
„Griechenland hat gewählt – und nun?
Wie sehen die Machtverhältnisse jetzt aus? Was will Syriza? Welche Möglichkeiten gibt es für eine linke Politik? Droht wirklich ein ‚Grexit‘, also ein Euro-Austritt Griechenlands? Und welche Strategie verfolgt die Bundesregierung? Was bedeutet das Ganze für die deutsche Bevölkerung?
Wir freuen uns auf rege Diskussionen über die Auswirkungen der Wahlen in Griechenland mit Skevos Papaioannou, Professor für Soziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Kreta“
am 11.2. im K14, Oberhausen 19 Uhr
und am 12.2. in Bochum, Bahnhof Langendreer 19 Uhr.

Es gibt auch einen längeren Text „Griechenland nach den Wahlen“.
Lesen Sie sich das mal durch, und dann kann ich Sie ja fragen, ob ich mich über die Wahl in Griechenland freuen soll.