Gänge unter dem Himmel (15-21)

Der Orientierungsturm (hinten). Wenn ich in der Gegend, in der solche Residenzen stehen (vorn), unterwegs bin, muß ich darauf achten, immer diesseits des Horizontes den Turm zu erkennen, um zu wissen, daß ich mich nicht (ver)irre.

Sagen Sie mal nix. Unter „Hochfeld“ wird nicht überall dasselbe verstanden.

Ja was ist das denn? Eine Ratte im Mülheimer Villenviertel! Also!

Was soll uns dieses Foto sagen?
Nur, wer uns entgegen fährt, muß sich bergauf bemühen?
Ach, lassen wir das doch!
Saarner Straße.

Nähe Katzenbruch. Wer hier wohnt, der wohnt nicht ungemütlich.
In dem Häusken vorn war bis vor kurzem noch ein kleiner Lebensmittelladen. Davor war ein Schild, darauf stand nicht „Edeka“ oder „Aldi“ oder „Rewe“, sondern: „SPAR“. Kennen Sie das noch? SPAR? Da gab es zum Beispiel auch Pril, und Persil bleibt Persil.
Persil war unter den Waschmitteln das, was Mercedes unter den Autos ist. Einfache Leute nahmen Sunil oder Dash oder OMO.
Vorn an dem Häusken hing noch vor kurzem ein Briefkasten. Da konnte man Briefe und Postkarten einwerfen.
Erinnern Sie sich noch? Postkarten? Ich produziere heute noch welche, da kenne ich nix.

Nicht ungemütlich ist auch die Architektur, die die Häuser nicht gleich frontal, sondern mehr so hintenrum eintretbar macht. In so einem Anbau dahinter mit kleiner Tür hatte man früher eine Waschküche. Im Hintergrund das Resultat der 60er-Jahre-Nadelgehölz-Invasion in deutschen Bürgergärten.

Vom Katzenbruch nach Hause sind es nur noch ein paar Kilometer durch den Wald, Nachtigallental, am Forellenteich entlang.
Der obere Teich ist vom einfließenden Bach mit Sand und Erdreich gefüllt worden, wodurch zuerst ein Flachgewässer, dann eine Halbinsel entstand, auf der Bäume wachsen.
Inzwischen haben sich auf dieser Fläche Schwertlilien ausgebreitet.
Wer diese Fläche betritt, versinkt im Morast.
Der Wald will wieder werden, was er war, bevor er romantisiert wurde.

Itzo: Gänge unter dem Himmel (8-14)

Das habe ich Ihnen doch schon mal gezeigt.

Wer behauptet eigentlich ständig, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen?

Brennesseln und Brombeeren. Die können uns Freude bringen.
Brombeeren? Klar. Gelee und so. Aber Brenn(n)esseln auch?
Dann lesen Sie doch mal: Maud Sacquard de Belleroche: Geständnisse, Memoiren einer Frau von vierzig Jahren (1968), das Kapitel über die Französischlehrerin, ziemlich am Anfang.

Hier, mitten im Walde, hat irgendson Klöckner oder Thyssen oder Stinnes oder Thynnes ein Waldschloß errichten lassen.

Man muß schon eine Lücke finden, um eine Vorstellung von der Dimension des Repräsentations-Wochenendhauses zu bekommen. Vorn im Bild ist ja wohl das „Gesindehaus“.
Es wird ringend mit Händen nach neuen Benutzern der Immobilie gesucht. Die Thynnesse wohnen heute nicht mehr so klassizistisch.

Das ist nicht etwa, wie Sie glauben, das Eschhaus, sondern die Akademie Wolfsburg. Nicht Anarchie, sondern Katholie.

Dahinter, auf Mülheimer Gebiet schon, haben die Wichtigleute von heute sowas für sich hinplanen lassen.
Das Haus vorn: Nach einem Besuch kann die Gattin sagen: „Hast du gesehen? DIE haben eine runde Wand. Und was haben wir?“
Das Haus dahinter: DIE haben immerhin ein Dach (fast) bis auf die Erd‘.
Hoffentlich gibt es da auch mal leckeren Nudelsalat.

Fürtsetzöng fülgt.

Jetzo: Fahrt zum Himmel (1-7)

Vorgestern: Hochfest, Schulfrei, Geschäfte zu. Als aufmerksamer Leser wissen Sie bescheid, was jetzt kommt.

Jetzo kommt die Zeit heran. Schritt aus der Haustür.

Blick zurück – nicht im Zorn, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Schöne Straße, auf der ich wohne.

Botanische Eskapaden auf dem Uni-Gelände.

Überragend!

Typisch Uni des 21. Jahrhunderts. Hier werdet Ihr „fit“ gemacht. („fit“ = geeignet, brauchbar, verwertbar). Doch wir sind Misfits.


Zugang zum Walde mittels Überbrückung von Eisenbahn und Autobahn mithilfe der Expo-Brücke.
Warum heißt die Expo-Brücke Expo-Brücke?
Die Expo-Brücke heißt Expo-Brücke, weil sie erst auf dem Gelände der Weltausstellung (Expo) 1958 in Brüssel stand. Als die Expo 1958 endete, wurde die Brücke dort nicht mehr gebraucht, darum zerlegt und in Duisburg wieder zusammengebaut. Sie diente jahrzehntelang als Zoo-Brücke, weil sie die beiden durch die Autobahn getrennten Teile des Zoogeländes miteinander verband. Dann wurde sie auch dort abgebaut und ein paar Kilometer südlich wieder zusammengebaut. Narrenhände beschmieren Tisch und Expo-Brücke.
Nebenbei: Der größte Pin der Welt!

…denn im Wald sind nicht die Säu-äufer!

Fortsetzung folgt.
Und jetzt und immer: Bilder anklicken zum Vergößern.

Das Buch, auf das Sie gewartet haben

Was 15 Jahre währt, wird endlich fertig.
900 Seiten waren ursprünglich nicht geplant, es sollte ein schlanker Einführungsband in der Reihe theorie.org werden, jetzt gibt es eher ein Kompendium zum westlichen Marxismus.
Das Werk von Diethard Behrens und Kornelia Hafner ist ein starkes Nachschlagewerk für einzelne Debatten zu Antonio Gramsci, Walter Benjamin, Galvano Della Volpe, Henri Lefèbvre, Jean-Paul Sartre, Lucien Goldmann, Louis Althusser, Lucio Coletti, Maurice Merleau-Ponty, Socialisme ou barbarie und andere.


Diethard Behrens, Kornelia Hafner: Westlicher Marxismus
Schmetterling Verlag 2017
902 Seiten, kartoniert.
Subskriptionspreis: 34,80 Euro.
Regulärer Ladenpreis: 39,80 Euro.

Das schreibt der Verlag:
„Von dem Philosophen Merleau-Ponty bereits in den 1950ern aufgebracht, wurde der Begriff vor allem durch Perry Andersons vielbeachtete Studie «Über den Westlichen Marxismus» (1978) populär und avancierte so in dessen Perspektive zum Synonym für einen ‚philosophischen‘ Marxismus, der die Marx-Rezeption im 20. Jahrhundert entscheidend beeinflusste. In der hier vorliegenden problemorientierten Einführung zeichnen die Autoren diese Rezeption sowie ihre politischen und theoretischen Ursprünge nach. Dabei wird auf die Vorgeschichte der Neuen Linken sowie auf einzelne Autoren wie Althusser und Gramsci eingegangen. Da für ein Verständnis der Auseinandersetzungen, die in der Neuen Linken über Ökonomie und Philosophie, Staat und Politik, Kultur und Ästhetik herrschen, eine genaue Kenntnis der ‚Westlichen Marxisten‘ unerlässlich ist, wird mit diesem Buch ein wertvolles Standardwerk zur Verfügung gestellt.“

Wer dieses Buch bis Mittwoch, 31. Mai 2017 bei der Buchhandlung Weltbühne bestellt, erhält es zum Subskriptionspreis von 34,80 Euro. Danach gilt der reguläre Ladenpreis von 39,80 Euro.

Telefonisch: 0203 375121
Persönlich: Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg (Neudorf)
E-mail: bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

Wer dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne bestellt, zeigt, daß er kein Idiot ist.

Weltuntergang nicht vorgesehen …

… sondern was Besseres.
Was schon lange angekündigt ist, ist jetzt auch in Beton gegossen:
Am Donnerstag, 14. September ist meine Lesung, veranstaltet von der Duisburger Stadtbibliothek in Buchholz, Sittardsberger Allee 32. (Buchholzer Autorenplausch).
Also bitte in den Terminkalender eintragen, Urlaubspläne eventuell ändern.
19 Uhr wahrscheinlich. Genaueres wird natürlich noch „zeitnah“ (sagt man heute) bekanntgegeben. Wer der andere Aus-seinen-Werken-Vorleser sein wird und wer der Musik macht, erfahre ich noch.
Jetzt kann nur noch ein Weltuntergang einen Strich durch die Rechnung machen.
Also bitte: Weitersagen. Und denen, denen man es weitersagt, sagen, daß sie es weitersagen sollen.

Jaja! Good old everlasting Sittardsberger Allee!

Das ist ja wirklich gottvoll!

Das las ich im Leserbriefteil der Frankfurter Rundschau: Eine christliche Dame räumte ein: Daß es Gott gibt, sei nicht bewiesen. Aber es sei auch nicht bewiesen, daß es Gott nicht gibt.
Das erinnert mich an eine Szene, die ich auf dem Sternbuschweg erlebt habe. Ein Autofahrer hatte beim Einparken ein anderes Auto beschädigt. Vom Besitzer darafhin zur Rede gestellt, bestritt er es. Es kam zu einem lauten Wortgefecht:
„Ich kann Ihnen zwei Zeugen nennen, der das gesehen haben!“
„Und ich kann Ihnen zehn Zeugen nennen, die das nicht gesehen haben!“

Zeitung von vorgestern


Fand ich lustig.
Regt sich bei Ihnen manchmal Mitleid mit der SPD? Dann hören Sie ihr doch mal zu – besonders, wenn von denen jemand über uns redet.
„Rotrotgrün“ ausgeschlossen – jetzt ist sie selber ausgeschlossen.
Der Hochmut der Frau Kraft kommt vor ihrem Fall.

Da wir vorgestern hier …

… von Kamelen redeten:
Ich hab ja selber keinen Fernsehapparat mehr (ist kaputtgegangen), kriege nur dann was vom Fernsehprogramm mit, wenn ich irgendwo bin, wo ein Fernsehapparat eingeschaltet ist.
Ich war bei meiner Mutter zu Besuch, und da lief die Sendung von Günther Jauch, wo der Höcke (AfD) das Fähnchen auf die Armlehne legte und dann redete.
Und redete.
Meine Mutter rief entsetzt: „Was ist der? Lehrer??“
Der ist sogar beamteter Lehrer, Oberstudienrat, vom Schuldienst freigestellt, und er kann jederzeit in den Schuldienst zurückkehren.
Wäre es da nicht besser, wenn die AfD in den Bundestag kommt, weil der Höcke vor dem Plenum weniger Schaden anrichtet als vor einer Schulklasse – vorausgesetzt, er stellt sich da genauso dämlich an wie bei dem Jauch. Er könnte die Pläne zu einer CDU/CSU/AfD-Koalition im Keim ersticken, wenn er zu heftig gegen die Merkel hetzt. Aber darauf spekuliert ja der Seehofer. Man kann sich heute auf gar nichts mehr verlassen.

Kamele und Elefanten

Der US-Unternehmer Erwin Zuckerberg oder Mark Zuckermann oder wie der heißt will 99 Prozent oder 90 Prozent, jedenfalls eine ganze Menge von seinem Vermögen stiften? Ich bin entsetzt!
Wie groß das Vermögen von dem Herrn Zuckerhalm tatsächlich ist, weiß kein Mensch, wahrscheinlich er selbst nicht. Die Schätzungen von dreistelligen Milliardenbeträgen sind wohl übertrieben. Der spendet ja auch kein Geld, sondern vergibt Geschäftsanteile, und wie viel oder wie wenig mögen die tatsächlich wert sein? Wieviel auch immer: der Stifter verfügt weiterhin darüber. Der Allgemeinheit wird nichts überlassen. Die „großzügige“ Spende an die von ihm selbst gegründete Stiftung ist ein Steuersparmodell zu Lasten der Allgemeinheit.
Die Amerikaner haben es bis heute nicht fertiggebracht, einen Sozialstaat auf die Beine zu stellen. Sie haben auch gar nicht die Absicht. Denn die Krankenkasse ist eine kommunistische Verschwörung. Bei der Krankenkasse muß man ja sogar bezahlen, wenn man gar nicht krank ist. Das verstehen die nicht. Denn die (meisten) Amerikaner sind so dumm wie die FDP.
Weite Bereiche, die man hierzulande selbstverständlich den Staatsaufgaben zurechnet, den Pflichten des Staates den Bürgern gegenüber, das ganze Bildungs- und Sozialwesen ist in den USA der Gutwilligkeit von Superreichen überlassen – und damit demokratisch legitimierten Entscheidungsprozessen entzogen. Wenn ein Superreicher meint, Gesundheitsversorgung sei gar nicht so wichtig wie irgendwelche Ideologen dauernd behaupten, stattdessen hätte jeder Amerikaner Anspruch auf ein Aquarium, dann bleibt die Gesundheit auf der Strecke. Wenn ein Superreicher meint, die Altersversorgung sei ein Luxus, auf den man verzichten kann, stattdessen braucht jeder Freikarten für die Oper, dann wird die Altersarmut mit Arien beschallt.
Der vom Staat zu garantierende Anspruch jedes Einzelnen wird durch die Abhängigkeit von Wohltätern ersetzt. Statt des Allgemeinen Willens (Rousseau) herrscht die calvinistisch-pietistische Moral reicher Leute, die nicht das Gemeinwohl im Sinn haben, sondern ihr Seelenheil retten wollen. Denn eher geht ein Kamel durch einen Porzellanladen als ein Elefant durch ein Nadelöhr.
Die Carnegies, Vanderbilts, Rockefellers haben in ihre Stiftungen Geld gesteckt, das sie ohne Skrupel, ohne Rücksicht und ohne Gewissen angehäuft hatten. Ob Zuckerberg den Schaden, den er mit seinem asozialen Netzwerk schon angerichtet hat, jemals ersetzen kann, bezweifle ich.

Kommt und holt euch den neuen Metzger!

DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 122.
Und das steht drin:

Jakop Heinn: Das Geheimnis des Erfolgs. Trump und seine Leute: Pleiten, Pech und Pannen. Aber gerade das ist das Geheimnis ihres Erfolgs.

Helmut Loeven: Franz Josef Erdogan. Wie würden die Deutschdeutschen wohl abstimmen, wenn IHNEN ein Referendum a la Erdogan vorgelegt würde?

Ulrich Sander: In unserem Land die Kriegspläne durchkreuzen. Rede auf der Ostermarsch-Kundgebung in Gelsenkirchen.

Ardy Beld: Karikaturen.

Ottokar Grobe: Sowas müßte verboten werden. Knötter-Kommentar (zum Lachen).

Chantal Könkels: Gut gerüstet mit Wahlzetteln. In Zeiten wie diesen muß man alles selber machen, auch Wahlkampf.

Kommentar zur Lage April 2017. Die DFG-VK Duisburg nimmt Stellung zur Eskalation in Syrien durch die USA.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Was wir heute bauen sind die Slums von morgen“; Wir haben den falschen Ozean; Der Chor der Kassiererinnen; Von der Nutzlosigkeit nützlicher Erfindungen; Fernseh kaputt – alles kaputt; SPD wählen muß nicht sein.

Lina Ganowski: La Notte. Diesmal: „My sweet Lady Jane“. Schön, klug, couragiert und auf unserer Seite: Jane Fonda. Wir erinnern uns gern.

Pauschalchueche. An den Comiczeichner Antonholz darf man sich erinnern.

Les pères de la libelle. Patrick Schreiner über Sebastian Friedrich.

Wer jetzt noch an Zufall glaubt … Die geheimen Zeichen der Bilderberger: überall sind sie zu sehen. Und was passiert? Die Menschheit im Griff der Verschwörer! (Wer das ernst nimmt, ist verloren).

Anna Driba: „Übers Lesen und Schreiben“. Brief an ihre Cousine. Und die Frage: Heißt es „eigenes Dazutun“ oder „Eigenes dazu tun“?

Das Heft kostet 3 Euro.
Besorgen! Bestellen! Schicken lassen! Oder in der Buchhandlung Weltbühne kaufen! Lesen! Weiterempfehlen! Draus zitieren! Und schließlich: Abonnieren! Denn: Wer abonniert, hat mehr von Metzger.

Und überhaupt

Bei den Wahlen zu den Parlamenten des bürgerlichen Staates ist heute die Vorhersehbarkeit geringer als früher.
Nur zwei Vorhersagen können für die Landtagswahl in NRW am kommenden Sonntag als sehr wahrscheinlich gelten:
1. Die AfD „kommt rein“.
2. Für die „Piraten“ ist nächsten Sonntag „last exit“.
Die Unwägbarkeiten:
Bleibt die FDP drin? Gewinnt sie sogar noch hinzu? (Dann kann Üfdüpü-Lindner sich am Wahlabend in nichtssagender Selbstzufriedenheit präsentieren).
Bleiben die Grünen drin?
Kommen die Linken wieder rein?

Ansonsten: Weiß ich nicht.
Laschet vor Kraft? Oder nicht?

Ich glaube: Für die SPD gibt es eine Pleite. Kraft verliert, vielleicht sogar so viel, daß sie das Amt an Laschet abtreten muß. Wenn die Grünen rausfliegen, dann sowieso.
Wie war das noch vor 5 Jahren? Kraft auf dem Höhepunkt! Kraft als DIE Kraft! Kraft muß Bundeskanzlerin werden. Und heute?
In Zeiten, in denen bei Wahlen Argumente, Orientierungen und Wertvorstellungen eine abnehmende Bedeutung haben, orientierungslose (Miß)Stimmungen eine umso größere, ist alles dem Zufall oder dem Unfall überlassen.
So kann’s gehen. Und das hat die sich nicht selbst vermasselt. Krafts SPD-grüne Koalition hat zwei Schwachstellen. Selbst wenn die Kraft alles richtig macht: Was nützt es, wenn sie diese beiden Klötze am Bein mit sich schleppt?
Die eine Schwachstelle ist das Streber-Image der Grünen. Die gelten jetzt mehr so als Spaßbremse, als besserverdienende Besserwisser. Inwieweit das ungerecht ist, sollen andere drüber nachdenken.
Jedenfalls: das färbt ab.
Die andere Schwachstelle ist der Innenminister Ralf Jäger. Das ist der Unglücksrabe der NRW-Landesregierung. Selbst wenn der alles richtig machen würde: Was nützt es, wenn alle finden, daß das alles falsch ist? Wenn der über Wasser gehen könnte, würde es heißen: Habt ihr gesehen? Schwimmen kann er auch nicht.
Es gibt genug Gründe, den nicht zu mögen. Siehe hier und hier und hier. Aber wer weiß das schon! Der muß weg, weil — der weg muß. Und überhaupt.
Das färbt ab.

Die Presseagentur GrossArt hat recherchiert, daß die CDU im Wahlkreis Duisburg-Meiderich auf den Aushang eigener Plakate verzichtet, stattdessen Werbung für den Wahlkreiskandidaten der SPD (Ralf Jäger) verbreitet.

Nichtzutreffendes streichen

Also, ob ich die Partei, die doch auch meine ist, angesichts der Art, wie sie um die Stimmen der anderen wirbt, wählen werde, das muß ich mir noch überlegen.
Da steht nicht: „Kommunisten wählen“.
Da steht auch nicht: „Kommunistinnen und Kommunisten wählen“. Das wäre ja dann auch wieder zu lang.
Darum steht da: „KommunistInnen wählen“. Früher stand das „I“ wie „Idiot“ am Anfang.
Carl Weissner äußerte sich verständnislos über die „Sprache der Linken“: „Das ist eine Bürokratensprache. So kann man das nicht machen, wenn man etwas Neues schaffen will.“

Wenn diese Sprache überhaupt noch mehr ist als bloße Angewohnheit, dann ist sie untertänige Anbiederung an das Milieu, in dem die Aufpasser (nebst Innen) den Jargon restaurieren.

Wer hätte etwas gegen Sauberkeit im Haus? Aber der Putzteufel macht das Haus unbewohnbar.
Wo Sprach-Wächter (nebst Innen) walten, soll (und kann) die Sprache auch nicht mehr der Verständigung dienen, sondern wird zum Nachweis der Angepaßtheit an unhinterfragbare Konventionen.
Da die Beklopptheit nie an einen Endpunkt gelangt, sondern immer weiterschreitet, ist eine solche sprachliche Hilfskonstruktion wie „KommunistInnen“ ohnehin längst als Diskriminierung entlarvt, weil die Betroffenen (nebst Innen) dadurch der Zweigenderung bzw. Zwangsgegendertheit unterworfen werden. Auch darf die Deutsche Kommunistische Partei sich nicht mehr auf den Klassenstandpunkt stellen, denn das diskriminiert die Behinderten (nebst Innen). Es muß „Stand*Sitz*Liegepunkt“ heißen. Das, mei_ne D*amen und HerRen, habe ich mir nicht ausgedacht. Der Satiriker erfindet nicht, sondern er findet.

Ich hab’s mir jetzt überlegt. Ich wähle DKP. Aber nicht mit frohem Sinn, sondern mit dem matten Empfinden, meine Schuldigkeit getan zu haben.

Der Deserteur

„Der Frieden kann nicht durch Waffen gesichert werden. Der einzige Weg, den Frieden zu sichern, ist: Abrüstung.“
Das hat mir ein deutscher Verteidigungsminister gesagt.

Welcher Verteidigungsminister wird das wohl gewesen sein?
Na, mit welchem deutschen Verteidigungsminister (außer Diensten) habe ich wohl gesprochen?
Der Strauß war es nicht.
Es war auch nicht der von Hassel und der Stoltenberg, und auch nicht der Apel und der Leber. Keiner von denen.

Es war: Heinz Keßler, Minister für Nationale Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik (und Mitglied des Politbüros der SED).
Er sagte das nicht nur mir, sondern den nicht wenigen Besuchern einer Veranstaltung der DKP im Hamborner Ratskeller am 22. Juni 1996.

Heinz Keßler ist am 2. Mai, in dieser Woche 97jährig gestorben.

Persönliche Widmung für Magda und mich, dankbar für Aufmerksamkeit und Solidarität.
Man wird meine Sympathie nachvollziehen für ein Land, das einen Deserteur zu seinem Verteidigungsminister macht.

Wenn man hier hinklickt, erfährt man mehr.