Kamele und Elefanten

Der US-Unternehmer Erwin Zuckerberg oder Mark Zuckermann oder wie der heißt will 99 Prozent oder 90 Prozent, jedenfalls eine ganze Menge von seinem Vermögen stiften? Ich bin entsetzt!
Wie groß das Vermögen von dem Herrn Zuckerhalm tatsächlich ist, weiß kein Mensch, wahrscheinlich er selbst nicht. Die Schätzungen von dreistelligen Milliardenbeträgen sind wohl übertrieben. Der spendet ja auch kein Geld, sondern vergibt Geschäftsanteile, und wie viel oder wie wenig mögen die tatsächlich wert sein? Wieviel auch immer: der Stifter verfügt weiterhin darüber. Der Allgemeinheit wird nichts überlassen. Die „großzügige“ Spende an die von ihm selbst gegründete Stiftung ist ein Steuersparmodell zu Lasten der Allgemeinheit.
Die Amerikaner haben es bis heute nicht fertiggebracht, einen Sozialstaat auf die Beine zu stellen. Sie haben auch gar nicht die Absicht. Denn die Krankenkasse ist eine kommunistische Verschwörung. Bei der Krankenkasse muß man ja sogar bezahlen, wenn man gar nicht krank ist. Das verstehen die nicht. Denn die (meisten) Amerikaner sind so dumm wie die FDP.
Weite Bereiche, die man hierzulande selbstverständlich den Staatsaufgaben zurechnet, den Pflichten des Staates den Bürgern gegenüber, das ganze Bildungs- und Sozialwesen ist in den USA der Gutwilligkeit von Superreichen überlassen – und damit demokratisch legitimierten Entscheidungsprozessen entzogen. Wenn ein Superreicher meint, Gesundheitsversorgung sei gar nicht so wichtig wie irgendwelche Ideologen dauernd behaupten, stattdessen hätte jeder Amerikaner Anspruch auf ein Aquarium, dann bleibt die Gesundheit auf der Strecke. Wenn ein Superreicher meint, die Altersversorgung sei ein Luxus, auf den man verzichten kann, stattdessen braucht jeder Freikarten für die Oper, dann wird die Altersarmut mit Arien beschallt.
Der vom Staat zu garantierende Anspruch jedes Einzelnen wird durch die Abhängigkeit von Wohltätern ersetzt. Statt des Allgemeinen Willens (Rousseau) herrscht die calvinistisch-pietistische Moral reicher Leute, die nicht das Gemeinwohl im Sinn haben, sondern ihr Seelenheil retten wollen. Denn eher geht ein Kamel durch einen Porzellanladen als ein Elefant durch ein Nadelöhr.
Die Carnegies, Vanderbilts, Rockefellers haben in ihre Stiftungen Geld gesteckt, das sie ohne Skrupel, ohne Rücksicht und ohne Gewissen angehäuft hatten. Ob Zuckerberg den Schaden, den er mit seinem asozialen Netzwerk schon angerichtet hat, jemals ersetzen kann, bezweifle ich.

Backlash (1)

An einem Tag in zwei verschiedenen Quellen. Zufall? Gibt es Zufälle? Gibt es Zufälle im Gesellschaftlichen?
Für die Versachlichung des Umgangs mit der Sexualität allgemein und der Prostitution speziell kämpfen selbst die Götter vergebens (was den Kampf für die Versachlichung des Umgangs mit der Sexualität allgemein und der Prostitution speziell nicht überflüssig, aber eben beschwerlicher macht – und wir sind ja auch keine Götter).
Im Leserbriefteil der Frankfurter Rundschau (16. November) werden die unpräzisen, dafür aber erregenden Reizvokabeln wieder aneinandergereiht: „die bezahlte sexuelle Nutzung von Frauenkörpern“, „den Körper von Frauen für Geld kaufen zu können“, was so ja gar nicht stimmt, aber förcherbar klingelt.
Die Rote Fahne der MLPD (Nr. 5 vom 13. November) will sich von dem, was sie für die Volksmassen hält, nicht isolieren, sondern wie ein Fisch im Wasser mitschwimmen bzw. als Empörter mit den Empörten heulen.
Jaja, die Linken und der Sex! Die haben alle eine kleine Emma im Ohr.

Das müßte alles noch Wort für Wort auseinandergefaltet werden. Kommt noch.
Dabei ist es doch schon besser zusammengefaßt worden als ich es formulieren könnte (in DER METZGER Nr. 108).

Frau Ganowski, übernehmen Sie!
LGZweiOderDreiHier klicken zum Artikel.

Muß das wirklich sein, jeden Monat eine neue Mensa?

Gestern in der WAZ gelesen: Es gibt schon wieder eine neue Mensa. Zwar hat die Duisburger Universität schon drei Mensas (Mensen? Mensae?). – In der WAZ stand: zwei: Die „Mensa Bibliothek“ und die im Rundbau an der Lotharstraße. Die an der Bismarckstraße haben sie vergessen mitzuzählen.
Die „Mensa Bibliothek“ heißt „Mensa Bibliothek“, weil es von da aus nur noch ein paar hundert Meter bis zur Bibliothek ist. Die wurde 1968 gebaut. Na und? Das Haus, in dem ich wohne, ist aus dem 19. Jahrhundert.
Über die Rundbau- (vulgo: Keksdosen-) Mensa steht in der WAZ: „Der Plan, Ersatz zu schaffen […], ist bereits 15 Jahre alt.“ Was? Da war die neue Mensa doch gerade mal eröffnet! Und da hat man schon über Ersatz nachgedacht? Genauso wird es auch mit der nächsten Mensa gehen: noch bevor die überhaupt fertig ist, ist die schon in der Abwicklungsphase.
Ein Neubau ist darum unbedingt vonnöten, weil die Ansprüche sich ändern: Vegan, vegetarisch, Wok, Salat-Büffet etc. Ach! Zu meiner Zeit, als die Universität noch akademisch war, da gelang auch schon ein Extramanü für die Schweinefleisch-Nichtwoller. Das ging. Heutzutage muß um jede Suppe und um jedes Schnitzel ein neues Gebäude drumrumgebaut werden.

Hier, wo es so schön ist, soll ein überflüssiges Gebäude hin

Hier, wo es so schön ist, soll ein überflüssiges Gebäude hin

Es ist ja nicht so, daß eine neue Mensa wirklich gebraucht wird. Der wahre Grund ist, daß die Planer keine leeren Flächen ertragen. Wenn die eine unbebaute Fläche sehen, dann kriegen die ihren Rappel. Und wenn dann doch mal eine Fläche von Gras bedeckt sein darf, dann muß es ein nach Plan angelegter Offizial-Rasen sein. Die freie Ausbreitung des wilden Grases und des Un-Krautes würde vielleicht auch den Menschen seiner Natur näher bringen, und das ist von Nachteil für die Beherrschung (jetzt sind wir schon bei Rousseau).

Der Wald, der gleich dahinter liegt, ist der Bebauungs-Wut entzogen. Aber da läßt man sich auch noch was einfallen.

Auch der Sören Link hat was gesagt: „Hervorragende Leistungen in Forschung, Lehre und Studium benötigen auch ein attraktives infrastrukturelles Umfeld“, sagte der Oberbürgermeister. Und: „Der Mensaneubau wird ebenso wie das neue Hörsaalzentrum die Attraktivität des Campus Duisburg weiter streigern.“
Das läßt Böses ahnen. Bei dem Hörsaalzentrum an der Lotharstraße hat man die Fenster vergessen.

Kommt und holt euch den neuen Metzger!

Geschrieben, gestaltet, gedruckt und geheftet:
DER METZGER, das satirische Magazin. Nr. 110. Preis: 3 €.
So sieht das Heft von außen aus:
M110Und das steht drin (Überblick):

Jakop Heinn: Neues von der Schmalspur (Finale?). Für die Band Die Bandbreite wird es immer schmaler. Jetzt will auch die MLPD nichts mehr von ihr wissen.

Max Reinhardt: Königlicher militär-industrieller Komplex. Vor hundert Jahren: Wie der Weltkrieg dem Volke mit Bildern nahegebracht wurde. Für die Industrie war das Völkergemetzel ein Glücksfall.

Helmut Loeven: „Zuerst werden wir alle Subversiven töten“. 1977 fiel die Theologiestudentin Elisabeth Käsemann in Argentinien der Geheimpolizei in die Hände. Nach wochenlanger Folter wurde sie ermordet. Das Auswärtige Amt unter Minister Genscher tat nichts, um sie zu retten. Im Gegenteil: Die Militärdiktatur fand in der sozialliberalen Bundesregierung einen verständnisvollen Partner.

Tagebuch. U.a.: Die Partei „Die Linke“ und der Buchhandel. Der Weg nach oben als Niedergang.

Carl Korte: Apfelbisse. Mottes Abenteuer als Reporter.

A.S.H. Pelikan: Menschenalter (tabellarisch).

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Ich will es nicht – mach’s, aber ohne mich; Frauenbewegung als K-Gruppe?; Muß Frollein Lohmeier ins Gefängnis?; Die Iditiotx sind unter uns (Frau Professor Hornscheidt und ihr Geisteszustand); Komische Häuser: Schuhhaus Pesch; Rousseau und die Wandparole bei Edeka u.a.

Marvin Chlada: Objekte der Begierde. Über die Museumsorgie in Fouriers neuer Welt der Liebe.

Herbert Laschet-Toussaint: Mütter nach Grosny. Gedicht.

Thomas Rüger: Mit Cordmütze und Gitarre. Neu: Die Musikkolumne.

Chantal Könkels: Die Projektgruppe Pudding und gestern hat wieder zugeschlagen.

Helmut Loeven: Konstruktive Tonlage. Komposition für Singstimme und Clavier. Mit Noten.

Sie können das neue Heft nicht abholen, weil Sie dazu überland reisen müßten? Das macht nichts. Sie können sich das Heft auch portofrei zuschicken lassen (das Wort „zuschicken“ anklicken um zu erfahren, wie es geht).
Und überhaupt: WER ABONNIERT, HAT MEHR VOM METZGER.

Bilder einer Wanderung (3)

Wanderung-2014-15Viel Farbe auf glatter strukturierter Fläche. Großartig! Hat das Zeug zum Klassiker!
Ob der Effekt beabsichtigt war?
Wo der Inhalt fehlt, kommt es nur noch auf die Form an.

Wanderung-2014-16Ja, was ist denn hier so schlimm, daß kein Mensch „das“ gewollt haben kann? Man sollte doch froh sein, wenn die Häuser, die gestern hier standen, heute immer noch hier stehen, denn sonst wüßte man nicht, wo man ist, und wer will das?
Ich mag es, wenn sich jemand klar ausdrückt und verständlich macht, was er will und was er nicht will. Ich mag es nicht, wenn jemand mich mit seinem Weltschmerz herausfordert.
Allerdings wird die Menschheitsfrage durch die Feststellung „GWTR SAHL“ konterkariert.
Es sollte sich mal herumsprechen: Unter dem Pflaster liegt nicht der Strand. Unter dem Pflaster liegt der Schotter.
Gewittersaal?
Da die Frage an die Außenmauer meines Geburtshauses geschrieben wurde, will ich sie beantworten: Ja! Das ist es, was ich will. Ein Mensch zu werden ist das beste, was mir passieren konnte.

Wanderung-2014-17Die Vegetation hat sich etwas herausgenommen. Roter Klatschmohn, Erikas Lieblingsblume. „Roter Klatschmohn!“ – Jaja, ich habe verstanden: Klatsch-Mohn! Rot!
Ich könnte ja froh sein, ihre Stimmungen & Launen nicht mehr ertragen zu müssen. Aber manchmal vermisse ich sie doch noch ein kleines bißchen.

Wanderung-2014-18Eine Idee greift um sich.

Wanderung-2014-19Auf dem Haus der Verbindung Rheno-Germania „zu“ Düsseldorf-Duisburg (die behauptet, älter zu sein als die beiden Universitäten) dürft Ihr rumschmieren so viel wie ihr wollt.
Die Mitteilung den Zusammenhang fallender Kinder und Aktien betreffend hat Emcewenilez Nopniks durchgestrichen, weil er sie nicht verstanden hat. Die anderen Mitteilungen hat er nicht durchgestrichen, weil er glaubt, sie verstanden zu haben.
Oben rechts: Werbung für Werbung.

Wanderung-2014-20Das umkreiste A hätte man als geschütztes Warenzeichen eintragen lassen sollen!
Nicht, um Geld damit zu machen, sondern um seine beliebige Verwendung für alles Mögliche und Unmögliche zu verhindern.
Hier wird es als Symbol der Mitteilung des zum Haß gesteigerten Unbehagens an der Gesellschaft hinzugefügt. Abgelehnt wird anscheinend nicht die gegenwärtige Gesellschaftsordnung, sondern Gesellschaft an sich. Rousseau hätte dem zugestimmt.
Aber was würde Rousseau heute sagen?
„Ja, so habe ich auch mal gedacht. Aber das war falsch.“