„Ein Problem in der Mitte der Gesellschaft“

„In vielen Städten gehen gerade Tausende Menschen gegen die AfD auf die Straße! […] Die Recherche von Correctiv über das Geheimtreffen von hochrangigen Funktionären der AfD, Neonazis, Unternehmern und zwei CDU-Mitgliedern hat zurecht viele alarmiert: Die Säuberungsphantasien, Vertreibungspläne und ein gleichzeitiges Umfrageallzeithoch der AfD sorgen für Empörung und spontanen Protest.“

„Ein Problem in der Mitte der Gesellschaft
Menschenverachtende Einstellungen sind kein Alleinstellungsmerkmal der AfD! Umfragen zeigen seit Jahren, dass extrem rechte Positionen in der Mitte der Gesellschaft weit verbreitet sind. Sie manifestieren sich in rassistischen und ausgrenzenden Strukturen.
Es braucht eine klare Absage, wenn Parteien der sogenannten Mitte versuchen, Wähler*innen der AfD durch Übernahme rechter Forderungen und rechtspopulistischer Rhetorik zurückzugewinnen, statt solidarische Antworten auf soziale und ökonomische Fragen zu finden. Davon profitiert am Ende nur die extreme Rechte – durch eine Normalisierung ihrer Positionen und eine von rechts polarisierte Gesellschaft durch eine erfolgreiche Diskursverschiebung. Merz rassistische Ausfälle und Lügen darüber, dass u.a. Geflüchtete das Gesundheitssystem ausnutzen würden, führen genauso wenig zu einem Stimmenzuwachs oder gar zu einer gerechteren Gesellschaft wie die Forderung des SPD-Kanzlers Scholz ‚im großen Stil‘ abzuschieben oder die sozialdarwinistischen Angriffe von Bundesminister für Arbeit und Soziales Heil (SPD) oder der FDP auf Bezieher*innen des Bürgergeldes und die Ausführungen des FDP-Finnazminister Lindner mit seiner Hetze gegen Erwerbslose und Geflüchtete. Die Kritik an rechtspopulistischen Anbiederungsversuchen ließe sich endlos fortsetzen. Der Preis, den CDU wie Ampel dafür zahlen, ist, dass sie den rassistischen Diskurs verschärfen und den Rechten in die Hände spielen. Das Ansteigen rassistischer, antisemitischer und sozial-darwinistischer Angriffe ist eine Folge dieses Diskurses.“
Düsseldorf stellt sich quer

Luisa Neubauer hat mir eine E-mail geschickt

Luisa Neubauer hat mir – und sicherlich vielen anderen – via campact eine gleichlautende E-mail geschickt:

Hallo Helmut,
vor sechs Wochen stand ich mittendrin. Mit Gummistiefeln knöcheltief im Matsch. Als Starkregen Slowenien unter Wasser setzte, bin ich einfach hingefahren. Um zu helfen und um zu verstehen, was die Klimakrise für Menschen bedeutet, die gerade alles verlieren. Eigentlich sind das Momente, in denen ich zweifle: Ist nicht alles bereits zu spät? Doch dann schossen mir – inmitten von Wasser und Schlamm – ganz andere Bilder durch den Kopf: Wie wir vor drei, vier Jahren Hunderttausende auf den Straßen waren. Und als Klimabewegung unsere Macht nutzten, Politik zu verändern. Um Menschen vor solchen Katastrophen zu schützen.
Häufig habe ich das Gefühl, wir vergessen zu schnell, was wir gemeinsam erreicht haben. Wir haben das Klima zum Top-Thema gemacht; einen Kohleausstieg durchgesetzt und den erneuerbaren Energien Flügel verliehen; das Klimaschutzgesetz erkämpft. Das alles gibt es heute nur durch uns, weil wir mit unserem Protest nie nachgelassen haben. So könnte es weitergehen. Die nächsten Jahre können Zeiten des guten Wandels werden. In denen wir loslegen und gemeinsam eine gerechte, sichere und florierende Welt bauen.
Aber es gibt ein großes Problem. SPD-Kanzler Olaf Scholz blockiert zusammen mit der FDP alles, was jetzt gegen die Klimakrise helfen würde: mit einem Klimageld einen wirksamen CO2-Preis erreichen, klimaschädliche Subventionen abbauen, eine echte Verkehrswende durchsetzen. Und noch schlimmer – Scholz will sogar das Klimaschutzgesetz aushöhlen, unseren so wichtigen Erfolg.[1] Kommt er damit durch, müssen sich Ministerien nicht mehr an die Klimaziele in ihrem Sektor halten; Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kann weiter Politik nur für Autos machen.
Jetzt kann nur noch etwas Großes helfen. Wir müssen Scholz zeigen, dass die Mehrheit der Menschen beim Klimaschutz keinen Rückzieher duldet. Scholz versteckt sich hinter der Ausrede, dass die Menschen keinen Klimaschutz wollen – obwohl Umfragen das Gegenteil sagen![2] Wir können es ihm klarmachen: indem Menschen wie Du für das Klima auf die Straße gehen.
Du und ich und Hunderttausende. So wollen wir beim großen Klimastreik von Fridays for Future nächste Woche Freitag, am 15. September, die Straßen im ganzen Land füllen. Schüler und Rentnerinnen, Arbeiterinnen und Angestellte. Zum Teil mögen wir verschiedene Meinungen haben – aber eines verbindet uns: Wir wollen eine Zukunft auf diesem Planeten, die sicher ist. Ohne Waldbrände, Überschwemmungen und Klimakollaps. Daher bitte ich Dich ganz persönlich, Helmut, sei dabei!
Mehr als Zweihundert Demos sind bereits angemeldet, überall im Land – auch in Duisburg. Damit wir planen können, sag mir doch jetzt Bescheid, ob Du dabei bist. Können wir mit Dir rechnen?

Ort: Duisburg, Vor dem Forum
Zeit: Freitag, 15. September, 16:00 Uhr

Kennst Du auch diese Enge in der Brust, den Kloß im Hals, wenn Du die Nachrichten liest – von überhitzten Weltmeeren und sterbenden Korallenriffen? Das Gefühl hat einen Namen: Klimaangst. Es ist rational begründet und weit verbreitet. Doch der Bild-Zeitung und rechten Parteien ist mit monatelangen Lügenkampagnen etwas extrem Gefährliches gelungen: Viele Menschen haben mehr Angst vor Klimaschutz als vor der Klimakatastrophe.
Dabei sind die Lösungen längst da. Lebenswerte Städte mit sicheren Radwegen und Spielstraßen für Kinder, pünktliche Busse und Bahnen auch auf dem Land, klimafreundlich isolierte, bezahlbare Wohnungen. Das alles kann die Regierung umsetzen, wenn sie in den sozial-ökologischen Umbau investiert. Auch ein Klimageld würde weit mehr Unterstützung für einen höheren CO2-Preis schaffen. Dann gehen die Einnahmen aus der CO2-Steuer direkt an die Menschen, die klimafreundlich leben. Das steht so schon im Koalitionsvertrag. Die Grünen wollen es, jetzt will es selbst die FDP [3] , nur Scholz blockiert.
Ich glaube an die Kraft der Klimabewegung; ich bin mir sicher, dass wir den Kanzler wieder auf Klimakurs bringen können. Doch damit das gelingt, muss der Protest am 15. September richtig groß werden und es in jedes Medium schaffen. Helmut, alles hängt von diesem Tag ab. 212 Demos im ganzen Land haben wir schon angemeldet. Wir haben Bühnenprogramme organisiert, die Presse dazu geholt. Du musst jetzt nur noch eins tun: Gib mir direkt Bescheid, ob Du nächste Woche Freitag dabei bist. Zusammen holen wir uns erst die Straße zurück – und dann sozial gerechten Klimaschutz.
Herzliche Grüße
Luisa Neubauer, Fridays for Future

PS: Beim Heizungsgesetz, beim Verbrenner-Aus, beim Streit um das Renaturierungsgesetz der EU – überall dominierte die Kohle-, Gas- und Öl-Lobby die öffentliche Debatte und brachte uns als Klimabewegung in die Defensive. Genau deshalb ist es so wichtig, das jetzt zu ändern: indem wir nächsten Freitag wieder zu Hunderttausenden auf den Straßen sind. Bitte mach am 15. September mit und sei ein Teil einer Klimabewegung, die nicht aufgibt!

[1] „Olaf Scholz: Klimaschutzgesetz vor dem Aus?”, Der Westen Online, 18. April 2023
[2] „Mehr Klimaschutz – aber sozialverträglich”, Tagesschau Online, 3. August 2023
[3] „FDP verspricht Klimageld vor der nächsten Bundestagswahl”, Frankfurter Rundschau, 23. August 2023

Luisa Neubauer mit ihrer Plümmelsmütz.

Fühlt auch Ihr Euch von Luisa Neubauer angesprochen.
Findet die Klima-Streik-Aktion in Eurer Nähe:
https://fridaysforfuture.de/klimastreik/
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Frauen spielen Fußball

Gestern Abend (Sonntag 31. Juli) fand im Londoner Wembley-Stadion das Endspiel der Frauen-Fußball-Europameisterschaft statt (England-Deutschland 2:1 n.V.). Der Bundeskanzler (Scholz heißt er) war auch im Stadion. In der Halbzeit-Pause sagte er Reportern, hier werde Weltklasse-Fußball gezeigt. Nach dem Spiel besuchte er das Team in der Kabine. Er hat nicht nur den Spielerinnen zur Vize-Meisterschaft gratuliert, sondern auch wiederholt davon gesprochen, daß es eine ungerechtfertigte Benachteiligung bei der Bezahlung der Fuballspielerinnen gibt, und er kündigte an, alsbald mit der Trainerin Martina Voss-Tecklenburg zu sprechen über die Überwindung solcher Ungerechtigkeiten.
Daß der Frauenbußball an Popularität gewonnen hat, dürfte klar sein. Hoffentlich spricht sich das bald auch mal beim Deutschen Fußballbund (DFB) herum. Der hat zu der gleichen Zeit des Frauen-Finales die erste Hauptrunde des DFB-Pokals (der Männer) terminiert. Jawohl! Zeitgleich! Vielleicht träumt mancher im DFB noch von der guten alten Zeit, in der es Frauen verboten war, Fußball zu spielen?

Gleicher Lohn für gleichen Fußball

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft (Männer) voriges Jahr die Europameisterschaft gewonnen hätte, hätte jeder Spieler vom DFB eine Prämie von 400.000 Euro gekriegt.
Der Frauen-Fußball-Nationalmannschaft würde im Fall der Europameisterschaft eine Prämie von 60.000 Euro pro Spielerin zustehen.
Ich finde das nicht richtig. Der DFB sollte an Männer und Frauen die gleiche Prämie zahlen. Das findet auch der Bundeskanzler Olaf Scholz (soll der sich auch mal nützlich machen).
Dem beim DFB für die Nationalmannschaften zuständigen Oliver Bierhoff stehen angesichts einer so selbstredenden Sache die Haare (bildlich gesprochen) zu Berge, kann an ihnen aber etwas herbeiziehen. Er verweist auf unterschiedliche Zuschauerzahlen und unterschiedliche Werbe-Einnahmen beim Männer- und Frauenfußball, was gleiche Spieler/innen-Gehälter nicht möglich machen würde. Und der WAZ-Kommentator Peter Müller (Halbglatze) salbadert wie in solchen Fällen üblich von „Extrempositionen“, mit denen man es sich „sehr leicht“ macht und mit denen man „nur das Geschrei befeuert“.
Also: Es ging hier gar nicht um Gehälter, sondern um Prämien, die mit Zuschauerzahlen und Werbe-Einnahmen nichts zu tun haben. Nicht ablenken! Und der WAZ-Schwätzer soll tun, was alle von seiner Sorte tun sollten: das Maul halten.
Klare Sache: Für Männer und Frauen gleiche Prämie!
Und wenn der DFB findet, dafür hätte er nicht genug Geld, braucht er doch nur die Prämien für die Männer auf 60.000 Euro zu kürzen. So einfach geht das.

Mein Alternativ-Vorschlag als Kompromiss (mein Kompromissvorschlag als Alternative):
Für alle Fußballspieler und Fußballspielerinnen gleiche Bezahlung bis hinunter in die dritte Kreisklasse. Jeder kriegt pro Spiel 20 Mark, im Siegesfall 2 Mark extra. Für jedes geschossene Tor zusätzlich 50 Pfennig. Das müßte man nur noch in Euro umrechnen. Kann der Bierhoff machen.

Das fanden wir richtig


7. November 1968. Beate Klarsfeld ohrfeigt in aller Öffentlichkeit den deutschen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und bezeichnet ihn als „Nazi“. Diese Ohrfeige ist der Beginn ihres jahrzehntelangen Engagements im Kampf gegen alte und neue Nazis. Zusammen mit ihrem Mann Serge Klarsfeld hat sie sich der Jagd nach Kriegsverbrechern verschrieben, die sie über Kontinente hinweg aufspüren und vor Gericht bringen. Aber für die beiden geht es um mehr: Sie geben den Opfern der Shoah ein Gesicht und haben den ewigen Kampf gegen das Vergessen aufgenommen.

Diese Graphic Novel erzählt nicht nur die Geschichte der Ohrfeige, sondern auch die von Beate und Serge Klarsfeld und ihrem Streben nach Gerechtigkeit. Beate Klarsfeld ist eine mutige Frau, die vor Gefahren für sich selbst nicht zurückschreckte und die unbeirrt ihren Weg fortgesetzt hat. Gegen staatliche und persönliche Widerstände ankämpfend, hat sie nie akzeptiert, dass manche NS-Kriegsverbrecher einfach so davonkommen sollten.
Pascal Bresson, Sylvain Dorange: Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger. Eine Graphic Novel über den Kampf gegen das Vergessen.
Carlsen Verlag 2021, 208 Seiten. 28 €

Beate Klarsfeld über die berühmte Ohrfeige und ihre Folgen
Mit der Ohrfeige wollte ich die deutsche Gesellschaft von den alten Nazis befreien, die noch in der Politik aktiv waren. Es war die Ohrfeige der Tochter an ihren Vater. Erst später haben mein Mann und ich erfahren, dass die Naziverbrecher, die in Frankreich ihr Unwesen getrieben hatten, nicht in Deutschland verurteilt und auch nicht nach Frankreich ausgeliefert werden konnten. Deshalb haben wir uns ab 1971 für ein Abkommen eingesetzt, das die BRD dazu verpflichtet, die Verbrecher vor Gericht zu bringen. 1975 wurde das Gesetz, das später „Lex Klarsfeld“ genannt wurde, verabschiedet.

Der Verlag über die Hintergründe der Graphic Novel:
1968 wurde die Bundesregierung von einer Großen Koalition zwischen CDU und SPD regiert. Bundeskanzler war seit 1966 Kurt Georg Kiesiger (CDU), der dritte Bundeskanzler der jungen Republik. Bis 1968 wurde in den deutschen Medien Kiesingers frühere NSDAP-Mitgliedschaft selten thematisiert, das änderte sich am 7. November 1968, als eine junge Frau Kiesinger während eines CDU-Parteitags vor laufenden Kameras und den Augen der Welt ohrfeigte und als Nazi titulierte: Beate Klarsfeld.
Wer ist Beate Klarsfeld?
Beate Klarsfeld wurde am 17.2. 1939 in Berlin geboren. 1960 ging sie mit 21 Jahren als Au-Pair nach Paris, wo sie den angehenden Historiker und späteren Rechtsanwalt Serge Klarsfeld kennenlernte und 1963 heiratete. 1943 wurde Klarsfelds Vater bei einer SS-Razzia in Paris verhaftet und später in Auschwitz ermordet. Dieses Trauma bildete den Motor für Serge Klarsfelds gesellschaftliches Wirken. Als Serge und Beate sich kennenlernten, wusste die junge Frau noch wenig über die barbarische Zeit zwischen 1933 und 1945. Im Deutschland der 1950er wurde über die Nazi-Jahre ein Mantel des Schweigens gehüllt. Der jüdische Geschichtsstudent wurde zum politischen Mentor der jungen Deutschen. Zusammen fingen sie an, sich politisch zu engagieren.
Wie kam es zu der Ohrfeige an Kurt Georg Kiesinger?
Beate Klarsfeld, die sich in den 1960ern als Journalistin etablierte, schrieb gegen die Kanzlerschaft Kurt Georg Kiesingers an. Aber schon bald wurde dem Ehepaar bewusst, dass man gegen die politische Apathie und die Verdrängung der Nazi-Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein durch die Politik nur mit lauter Stimme ankommt: „Leider ist es so, dass man mit verbalen Aktionen nichts mehr erreichen kann. Um einen Skandal aufzudecken, muss man auch mit einem Skandal antworten“, sagte Beate Klarsfeld. Die Kiesinger-Ohrfeige, die Beate Klarsfeld eine – nie vollstreckte – Verurteilung zu einem Jahr Haftstrafe im Eilverfahren einbrachte, war der Auftakt ihrer politischen Kampagnen gegen ehemalige Nazi-Kader. In den Jahren, die folgten, bauen die Klarsfelds ein Netzwerk von Helfer*innen, Rechercheur*innen und Sympathisant*innen auf, die sie dabei unterstützten, ehemalige Nazi-Täter in Frankreich, Deutschland und Südamerika ausfindig zu machen und nach Deutschland ausliefern zu lassen.
Ihr Engagement brachte sie auch immer wieder in Lebensgefahr. Sie erhielten unzählige Morddrohungen, Briefbomben und 1972 entgingen sie einem Anschlag, als eine Bombe ihr Auto zerfetzte.
Für ihr Lebenswerk erhielten sie im Mai 2015 das Bundesverdienstkreuz. Im Oktober 2015 wurden sie zu UNESCO-Sonderbotschaftern für Bildung über den Holocaust und die Verhinderung von Völkermorden ernannt. 2012 wurde Beate Klarsfeld als Kandidatin der Linken für das Bundespräsidentenamt aufgestellt. 2016 verlieh Israel Beate Klarsfeld in Würdigung ihrer Verdienste die israelische Staatsbürgerschaft.

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Bestellt Bücher in der Buchhandlung Weltbühne und sonst nirgends.
Vor allem das VERSANDGESCHÄFT müßte dringend erweitert werden.

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WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !
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Lesungen fallen aus

Lesungen fallen aus, darüber bin ich nicht froh.
Aber, so höre ich im Radio, die Pop-Stars geben Solokonzerte im Internet.
Dann will ich es denen mal gleichtun.
Ausschnitte aus meinen Vorträgen im Panama.
Klicken Sie mal an, das müßte funktionieren:

 

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Hu! Ha! Sching-gis Kahn!

Heute abend ist ja wieder diese Juropien-Bombastik-Bumm-Schau „im Taumeltanz der Schaumfabrik“, diesmal in Tel Aviv.
1979 war der Song-Contest schon einmal in der durchaus nicht in Europa liegenden Stadt, und „Deutschland“ beteiligte sich an dem Wettbewerb mit der Doof-Kapelle „Tschinghis Khan“, die einen Gesang gleichen Titels zum besten gab.
Aber im „Vorfeld“ regten sich Zweifel. Der Name des Gesangsvereins und der Titel des Liedes wurden unweigerlich mit dem gleichklingenden, aber etwas anders geschriebenen Tschingis Khan, dem martialischen Mongolenherrscher aus dem 13. Jahrhundert assoziiert. Kann man, darf man als Deutsche mit sowas in Israel auftreten? Oder lieber nicht?
Das war „Frage der Woche“ in der WAZ. Leserbriefe erbeten.
Ich schrieb denen:

OB DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND ODER SONSTWER DIE BAND TSCHINGHIS KHAN ODER SONSTWEN MIT DIESEM ODER EINEM ANDEREN LIED IN ISRAEL ODER SONSTWO AUFTRETEN LÄSST ODER NICHT; IST MIR EGAL.

Der Brief wurde nicht gedruckt. Das ist schade. Eine wegweisende Betrachtung wurde dem Publikum vorenthalten. Ich hätte aufzeigen können, daß, frei nach Brecht, wer A sagt nicht unbedingt B sagen muß, oder, daß es außer Pro und Contra noch eine weitere Entscheidung gibt, und zwar NICHT „sowohl als auch“ (das wäre Merkel/Scholz/Lindner), sondern: WEDER NOCH.

Heute würden die Leserbriefleute vielleicht sagen: „Hähä, das bringen wir.“ Aber 1979 konnte das nicht gehen. Da hatte man sich zu entscheiden, ob man zuerst mit dem rechten oder mit dem linken Bein für Deutschland schreitet, ob forschen Willens oder mit vorläufiger Zurückhaltung in gewissen Ausnahmesituationen.

Bei dieser Tel Aviver Effekt-Orgie handelt es sich nicht etwa um die Europa-Wahl, von der in diesen Tagen so viel geredet wird. Die ist erst eine Woche später. Es kann da leicht zu Verwechslungen kommen.
Darum, bezogen auf die Wahl, ein diesmal konkreter Vorschlag von mir:
Man kann es auch so sagen:

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Gestern: Heinrich Böll 100 Jahre

Ich will nicht leugnen, daß Heinrich Böll (1917-1985, Nobelpreis 1972) einen inspirierenden Einfluß auf mich hatte.
Erstmals mit Heinrich Böll konkret konfrontiert wurde ich 1964 durch den Fernsehfilm „Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“. Allein schon der Titel! Und dann noch der Hildebrandt! Ich fand den Film gut, weil der so seltsam war. Sonst (Nachbarn, Bekannte, Verwandte) fand den Film keiner gut, weil der so seltsam war. (Damals gab es nur ein Fernsehprogramm, und Volk hatte sich abends vor dem Fernsehapparat einzufinden und zu gucken, was ihm vorgesetzt wurde). Wie kann man sich nur einen Namen wie Burmalottke einfallen lassen!
„Ansichten eines Clowns“ habe ich mit 15 Jahren gelesen. Ein Roman, der an einem einzigen Nachmittag und Abend spielt, durch viele Rückblenden eine nicht-chronologische Handlung bekommt, eine Collage aus Situationen. Thema: Die Unbestechlichkeit eines Menschen in schwacher Position. Das Buch war für den 15jährigen Leser eine Quelle der Kraft, die für all den Widerstand und all die Verweigerung, die ich um der Menschenwürde Willen in den weiteren Jahren und Jahrzehnten meines Lebens zu leisten hatte. Das Buch habe ich in verschiedenen Lebensabschnitten wieder gelesen. Eine neue Lektüre wäre mal wieder fällig. „Billard um halbzehn“ habe ich nur angefangen zu lesen. Darauf kann ich also noch gespannt sein.
In der Verfilmung von „Ansichten eines Clowns“ kommt eine Szene vor, die fand ich zum Lachen. Ein etwa elfjähriger Junge geht im strömenden Regen langsam die Straße entlang. Er trägt seine offene Schultasche vor sich her, damit es da reinregnet.
Den Böll muß man hören. Diesen rheinischen Akzent! Das ist die Stimme eines Mannes, der sich nicht aus der Ruhe bringen läßt.
Ich hörte den Böll reden auf der Kundgebung im Bonner Hofgarten gegen die Notstandsgesetze am 11. Mai 1968. Er sagte (unter anderem), der Widerstand müßte gewaltlos sein. Daraufhin ein paar Pfiffe aus dem Auditorium. Böll: „Jaja. Feifense ruhich. Feifense ruhich.“
Bei der Kundgebung am selben Ort am 10. Oktober 1981 (gegen die Atomrüstung) war er als letzter Redner dran. Da die Zeit schon weit fortgeschritten war, verzichtete er auf die ursprünglich vorgesehene Rede und improvisierte stattdessen. Nur war die improvisierte Rede dann länger als die nach dem ursprünglichen Manuskript.
Heinrich Böll wußte mit seinem Nobelpreisehren und seinem Prominentenstatus wirkungsvoll zu wuchern, um den Widerstand gegen Militarismus, gegen dioe Baader-Meinhof-Hysterie und gegen die Springerpresse zu unterstützen. Das war riskant. Die Niedertracht seiner Gegner, vornehmlich aus der CSU/CDU wurde sichtbar. Willy Brandt schrieb an ihn: „Resignieren sollten Sie nicht. Ich habe es auch nicht getan.“ Günter Grass forderte Böll auf, sich für die von der SPD geführte Bunesregierung einzusetzen. Böll antwortete, er würde sich immer für Willy Brandt einsetzen, aber nicht für die Regierung.
Willy Brandt, der antifaschistische Widerstandskämpfer, mußte auf seinem Weg einige seiner Ideale dem Kompromiß opfern – nicht aus Schwäche, sondern aus Unvermeidlichkeit. Das mußte Heinrich Böll nicht. Man ist besser beraten, nicht Politiker, sondern Schriftsteller zu werden. Man kann dann mehr bewirken.
In diesen Tagen denkt man vielleicht an die Geschichte „Nicht nur zur Weihnachtszeit“. Eine alte Frau, vom Krieg traumatisiert, will täglich Heiligabend feiern. Die Geschichte wurde auch verfilmt.
Dieser Film würde seine satirische Kraft erst dann vollkommen entfalten, wenn er täglich gesendet würde, jeden Abend zur Hauptsendezeit, auf allen Kanälen.
Hüten Sie sich also davor, mich zum Diktator über Deutschland zu machen.

Ah! Da sind Sie ja, Herr Schröder!

SuelzkoppSchroederDieser „Kasten“, enthaltend Zitate aus Dialogen in dem Tatort-Film „Moltke“ von 1988 (mit Götz George als Schimanski, Grimmepreis) erschien in DER METZGER Nr. 56 (Februar 1999) auf Seite 3 (als sogenanntes Intro).
In diesem überaus gelungenen und komikgeladenen Schimanski-Film fand ich den running gag lustig. Daß der geniale Überblicker Schimanski sich den Allerwelts-Namen „Schröder“ partout nicht merken kann, daß Hänschen wie immer sanft-korrigierend eingreifen muß, und daß sogar auf den stets korrekten Königsberg Schimanskis brachiale Namensgebung abfärbt – zum Lachen.
Schimanskis Fähigkeit, einen Menschen sehr schnell einschätzen zu können, versagt in diesem Fall ebenso wie sein Namensgedächtnis. Denn dieser „Sülzkopp“ genannte Schröder „hängt“ keineswegs „da mit drin“, sondern ist bloß irgendson Lackaffe, der da rumsteht.

Kurz vor Ausgabe Nr. 56 hatte eine Bundestagswahl stattgefunden, aufgrund derer Helmut K. als Bundeskanzler von Gerhard S. abgelöst wurde.
Hansjürgen Bott wunderete sich, daß in dem Heft die neue Regierung gar nicht kommentiert wurde.
Ich sagte: „Doch! Guck ma Seite 3.“
Aber das war nur eine Ausrede.

Zum Tage

1.
Zitat: „Es ist eindeutig falsch, Kräfte aus dem rechten Spektrum und eine Initiative wie Endgame in einen Topf zu werfen. Die ‚Engagierten Demokraten gegen die Amerikanisierung Europas‘ (abgekürzt Endgame) sind eine Initiative, die als Gegenpol zu den Demagogen von Pegida (‚Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes‘) entstanden ist und die den Blick statt auf die Pseudo-Bedrohung durch den Islam auf die reale Bedrohung durch den US-Imperialismus richtet.“

2.
Wenn Demagogen Demagogen Demagogen nennen!
Das Zitat (Verfasser: Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, zwei ausgewiesene Knallköppe beziehungsweise Stimmen aus der Friedensbewegung) fand ich auf www.nrhz.de (Online-Medium und Forum diverser Narreteien).
Ich zitierte das schon mal (in DER METZGER Nr. 114) und fügte an: „METZGER-Leser sind da besser informiert.“
METZGER-Leser wurden darüber informiert, daß „Endgame“ eine Nazi-Vorfeldorganisation ist. Diese Information würde aber auch bei zehnmaliger Wiederholung nicht bei denen ankommen, die das nicht wahrhaben wollen.

3.
Es war ein Zufall, daß ich gestern, am Nachmittag, beim Quellenstudium auf diese närrische Textstelle traf, bevor ich am Abend im Radio in einer Sportsendunmg aus Paris eine Detonation hörte.
Sie haben ja gar nicht Unrecht, wenn sie die pauschale „Bedrohung durch den Islam“ in Abrede stellen. Aber so meinen die das gar nicht. In ihrer Eindimensionalität kann es für sie außer der „Bedrohung durch den US-Imperialismus“ gar keine andere geben, auch nicht von islamistischen Terroristen. Wenn sich nicht hier und da in „linken Kreisen“ gerade jetzt klammheimliche Sympathie oder auch nur gewisses Verständnis für Mordbrenner, die sich auf den Koran berufen, erneut regt, beziehungsweise von „objektiven Bündnispartnern“ gefaselt wird (siehe DER METZGER 84 „Gegen die Objektiven“), dann fresse ich einen Besen.
Die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ hat sich zu den Attentaten in Paris bekannt, ohne „Täterwissen“ offenbart zu haben. Das Bekennerschreiben ist ein Hinweis, nicht ein tatsächlicher Beweis der wahren Täterschaft. Wenn dieser Vorbehalt in „linken Kreisen“ beziehungsweise unter Verschwörungsparanoikern nicht als Beweis des Gegenteils gedeutet wird, fresse ich noch einen Besen.

4.
Es kann einem angst und bange werden
– angesichts eines asymmetrischen Krieges, der nicht gewonnen werden kann, angesichts von Angreifern, gegen die es keinen Schutz gibt.
– angesichts der zu erwartenden und nicht weniger gefährlichen Reaktionen aus dieser Gesellschaft. Islamistische Fanatiker und Pegida-Fanatiker glauben nur, daß sie gegeneinander stehen. Werden den Idioten, die von hier nach Syrien ziehen, um den IS zu unterstützen, antiislamische Söldner folgen?
– angesichts eines schwachen französischen Präsidenten und angesichts der Weigerung der Bundeskanzlerin, einzugestehen, daß „wir“, die Bundesrepublik und die EU, die Haupt-Fluchtursache sind.
– angesichts sich verschärfender Gefährdung des Weltfriedens. Wenn jetzt Erdogan Truppen nach Syrien schicken will und dann Soldaten einer NATO-Armee in Gefechte mit russischen Truppen geraten, dann hat das was von Weltkrieg.
– angesichts einer Friedensbewegung, deren Diskurs immer mehr von törichtem Wunschdenken und realitätsfernen Stellungnahmen geprägt wird.

Helmut Schmidt 1918-2015 oder Wenn alle Parteien sich einig sind

Adenauer hat mal gesagt: „Dä Luttwich Erhard, dat is keine schlechte Politiker. Dat is gar keine Politiker.“
Er wollte damit wohl sagen, daß gewisse Eigenschaften, die ein Politiker unbedingt haben muß, bei Ludwig Erhard nicht vorhanden waren.
Helmut Schmidt hat mal gesagt: „Wer Visionen hat sollte zum Doktor gehen.“
Der wollte anscheinend Vision von Halluzination nicht unterscheiden.
Der wollte anscheinend auch Licht nicht ohne Scheffel ertragen.
Wie der Adenauer über Erhard geredet hat, hat der Schmidt über sich selbst geredet. Warum jemand sowas tut, weiß ich auch nicht.

P.S.: Heute und auch morgen noch hat der Helmut Schmidt natürlich immer recht gehabt und alles richtig gemacht. Ab nächste Woche darf dann endlich wieder vernünftig geredet werden.
Hoffentlich lebt der Kohl ewig. Wenn der stirbt, dann wird die beleidigte Leberwurst, diese Null, korrupt bis auf die Knochen, wieder zum „Staatsmann“. Ekelhaft!
P.P.S.: Gestern starb auch André Glucksmann. Da ist mir ja sogar der Schmidt noch lieber.

Warum überhaupt?

Bild150305„Warum ausgerechnet jetzt“?
Warum überhaupt?
Was fällt der Bildzeitung ein, mich in anderer Leuts Privatangelegenheiten einzumischen?

In der WAZ las ich am selben Tag (vorgestern) über die „Affären“ auch anderer Politiker – und es regt sich da & dort Mitgefühl mit den „betrogenen“ Gattinnen.
Ich glaube kein Wort.
Die moralischen Aufpasser kennen nämlich gar kein Mitgefühl. (Höchstens mit sich selbst).
Das „Mitgefühl“ von Spießbürgern mit „betrogenen“ Gattinnen ist bloß vorgeschoben, ebenso wie das „Mitgefühl“ mit den armen Jungens, die der Edathy sich auf Fotos angeguckt haben soll.

Ist es nicht eher Neid?
„Unsereinz reißt sich zusammen, un die? Die tun einfach watze wollen“, schallt der Ruf des Entrüsteten, der das, was er selber täte, wenn er könnte, wenn er dürfte, was er wollte, in sich selber niederringt. Die Freiheit von uneinsehbaren Zwängen kann er sich sowieso nur als Schweinigelei vorstellen. Das notorische Mißtrauen des Spießbürgers ist berechtigt – sofern er sich selbst nicht über den Weg traut.

Kein Mitgefühl wurde da jemals zuteil denen, die dem Faschismus an der Macht zum Opfer fielen – oder Kindern ganz normaler angepaßter deutscher Eltern – oder denen, auf die Realpolitiker nun mal keine Rücksicht nehmen können.

Über Mandela (Live)

Einige Passagen meiner Lesung in der Zeche Carl in Essen am 31. August wurden gefilmt. Heute zeige ich Euch: Eloge auf einen Terroristen.

Ton- und Bildaufzeichnung: Hafenstaedter.
Fortsetzung folgt.

Sieht das nicht so aus …

raketebremen… als würde die Bundeskanzlerin auf einer V2-Rakete reiten, wie einst der Baron Münchhausen auf einer Kanonenkugel?
Es sieht so aus, als wären hier wieder mal Künstler am Werk gewesen (entartete), und Behörden hätten einzuschreiten versucht, und dann doch …
Mehr über diese Anti-Kriegs-Aktion, die sich auf den 75. Jahrestag des Kriegsbeginns in Europa bezieht, ist zu erfahren dort:

http://www.himmlischevier.de/

Mit den dort genannten Terminen ist die Reise noch nicht beendet. Weitere Termine:

HimmlischeVier..