Standardtitel in der Weltbühne: Hermann L. Gremliza: Haupt- und Nebensätze

„Rettet Konkret“ lautet der unverhohlene Alarmruf auf Seite 8 der neuen Ausgabe.
Der ganzen linken Presse geht es schlecht, und darum war dieser Appell nicht wirklich eine Überraschung.
Konkret lese ich seit meinem 16. Lebensjahr (das Blatt erschien damals, 1966, noch unter der Regie von Röhl – seit 1974 unter der Regie von Gremliza). Mir liegt an dem Blatt, das mir in früher Phase half bei den frühen Schritten zu einem kontrapunktischen Denken.
Um Konkret zu helfen, habe ich für die heutige Buchempfehlung ein Buch ausgesucht, das im Buchprogramm des Verlags erschienen ist.
Und: Es geht ja auch darum, das Lebenswerk des Konkret-Herausgebers zu retten.
Darum weise ich heute hin auf:
Hermann L. Gremliza: Haupt- und Nebensätze
Verlag KVV „konkret“. 130 Seiten. 15 Euro
So stellt der Verlag das Buch vor:
»Das andere, bessere Deutschland gibt es nicht. Was es gibt, sind die Deutschen und ein paar Menschen, die auch in dieser Gegend wohnen.« Für diesen Band hat Gremliza Gedanken aus den letzten zwei Jahrzehnten gesammelt und neu gefasst: über Sommermärchen und Winteralpträume, über deutsche Unglücksfälle auf G (wie Gauck, Gabriel, Gysi), über deutsche Verbrechen gegen die Menschheit und andere Exportschlager.

Auch Libellen haben einen Vater (habent sua fata libelli): In diesem Fall: Der Titel erschien zuerst bei Suhrkamp. Gremliza entzog dem Verlag den Titel, weil er nicht dulden wollte, daß seine Arbeit in der Nachbarschaft von Uwe Tellkamp steht.

Man kann dieses Buch als Aphorismen-Zyklus bezeichnen. Aber es enthält Texte von unterschiedlicher Länge. Man kann es zur „Lektüre für Minuten“ nutzen. Man kann das Buch an beliebiger Stelle aufschlagen und pardon – „darin herumlesen“. Die Lektüre fordert heraus – mitunter zum Einspruch, aber das spricht nicht gegen das Buch.

Bestellen Sie dieses Buch, bestellen Sie die Bücher, die Sie brauchen, – zum Abholen oder im Versand bei uns. Denn auch die Buchhandlung Weltbühne muß gerettet werden!

Buchhandlung Weltbühne
Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg (Neudorf)
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Konkret schon lange nicht mehr gelesen? In der Buchhandlung Weltbühne ist Konkret seit Jahrzehnten im Angebot.
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KONKRET MUSZ BLEIBEN !
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !
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Werbung für amore e rabbia


Das passiert nicht oft, aber manchmal passiert es: Dieser Kasten erschien als Anzeige in der Juni-Ausgabe von KONKRET. Ob das Blog dadurch neue Stammgäste gefunden hat, läßt sich nicht feststellen, weil das famose Motama- oder Matomo-Zählwerk (oder wie das heißt) nichts taugt und nur unsinnige Statistiken fabriziert.
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Konkret – Kontrast

In dem Weblog kontrast-mittel.org ist – zumindest vorerst – nur ein Eintrag zu lesen:
Die Erklärung im vollen Wortlaut:

Für uns, Autorinnen und Autoren von Konkret, ist mit dem redaktionellen Kurs zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine rote Linie überschritten. Wir wollen und können nicht weiter in einer Zeitschrift publizieren, die sich in dieser Frage in die Nachbarschaft der AfD, des völkischen Flügels der Linkspartei oder Jürgen Elsässers Compact, von Henry Kissinger, Klaus von Dohnanyi oder den Lobbyverbänden der deutschen Industrie begibt.

Der März-Titel („Nato-Aggression gegen Russland“) hätte einen Einschnitt bedeuten müssen. Zwar haben viele nicht daran geglaubt, dass die russische Staatsführung mit ihren Drohungen ernst machen würde. Aber dass es in Wahrheit der Westen sei, der einen Überfall vorbereite, hat nicht einmal der Kreml selbst behauptet. Diese Stilisierung Russlands zum unschuldigen Opfer, samt Ausblendung des Aufmarsches von hunderttausend Soldaten an der Grenze zur Ukraine, wäre selbst dann fürchterlich gewesen, wenn der Einmarsch nicht erfolgt (oder, realistischer, lokal begrenzt geblieben) wäre. Durch das russische Vorgehen wurde der Titel, ob nolens oder volens, zu noch Schlimmerem: einem Stück Kriegspropaganda.

Wer – analytisch wie moralisch – so dermaßen danebengelegen hat, müsste sich eigentlich selbstkritisch fragen, wie es dazu hatte kommen können. Passiert ist bei Konkret das Gegenteil. Zwar werden in die meisten Texte pflichtschuldige Distanzierungen vom „völkerrechtswidrigen“ Angriffskrieg eingestreut, den man „keinesfalls rechtfertigen“ wolle. Aber die Grundtendenz ist überdeutlich: Russland, von der Nato-Osterweiterung und CIA-gesponserten Putschen in die Defensive gedrängt, habe schlichtweg keine andere Wahl gehabt, als entweder anzugreifen oder zu kapitulieren. Der Westen sei darum nicht bloß der eigentliche Aggressor, sondern durch die Unterstützung des ukrainischen Abwehrkampfes auch hauptverantwortlich dafür, dass das Blutvergießen nicht schon längst beendet wurde. Konkret-Hauspoet Marco Tschirpke brachte es in der Mai-Ausgabe auf den Punkt: Die Ukraine solle gefälligst kapitulieren, damit im Osten endlich wieder Ruhe herrscht.

Die Vorstellung, dass der Feind meines Feindes ein Freund sein muss, hat Konkret in der Vergangenheit stets zuverlässig kritisiert. Nur wenn es um Russland geht, will man partout nicht von der fixen Idee lassen, es handele sich irgendwie immer noch um einen Hort des Widerstands. Wie verquer diese Vorstellung ist, macht ein Satz der Redaktion unfreiwillig deutlich. In der Einleitung zum Wiederabdruck einer alten Kolumne Hermann L. Gremlizas, die den Kreml-Chef für seine Besonnenheit in Sachen Krieg und Frieden lobt, heißt es: „Der Westen sieht in diesem von Russland begonnenen Krieg die erhoffte Chance, jenes Regime loszuwerden, das sich bis heute weigert, ihm seine Märkte und seine Ressourcen zur freien Verfügung zu überlassen.“ Selbstverständlich überlassen die russischen Kapitalisten ihre Ressourcen niemandem ohne Gegenleistung; das tut kein Land der Welt, nicht einmal Tuvalu. Selbstverständlich wiederum stellt der russische Staat, wie alle anderen auch, seine Märkte dem globalen Kapital zur Verfügung; wäre es anders, bräuchte man sich schließlich über die Sanktionen nicht so aufzuregen. Mit Kritik der politischen Ökonomie hat das wenig zu tun, mit Anlehnungsbedürfnis dafür umso mehr.

Bezeichnend ist, was alles ausgeblendet werden muss, damit die Linie stimmt. Über die Verfasstheit der russischen Gesellschaft, ihre Herrschaftsverhältnisse und inneren Widersprüche als mögliche Ursachen der Aggressionspolitik findet sich kaum etwas im Heft, ebenso wenig über die ideologische und materielle Zuarbeit der Machthaber im Kreml für die rassistische und faschistische Rechte weltweit, von Orbán und Le Pen bis Trump und Modi.

Auch die Zurückweisung jeder Relativierung und Instrumentalisierung der Shoah war einmal das Markenzeichen von Konkret. Als aber Putin die Invasion damit begründete, die Ukraine, die von einem jüdischen, russischsprachigen Präsidenten regiert wird, „entnazifizieren“ zu wollen, war dies der Zeitschrift zunächst keine Silbe wert – bis zur Juni-Ausgabe, in der ausgerechnet Rolf Surmann diese Verhöhnung der Opfer als „Zuspitzung“ verteidigte. Und während man unverdrossen die Osteuropapläne des deutschen Kapitals geißelt, kommen die Bewohnerinnen und Bewohner der Region höchstens einmal als Nazis oder als Marionetten des Westens vor, nie aber als Menschen mit eigenen, wie widersprüchlich auch immer konstituierten Interessen – zu denen es nicht zuletzt gehört, womöglich nicht unbedingt unter russischer Besatzungsherrschaft leben zu wollen.

Die Gegnerschaft zu Volk und Vaterland, für die Konkret einmal stand, reduziert sich inzwischen auf bloße Diskursanalyse. Mit Argusaugen wird beobachtet, wer was in welcher Talkshow verzapft hat, und darüber erspart man sich jede Analyse der tatsächlichen Regierungspolitik. Andernfalls müsste man sich fragen, wie es eigentlich ins Schema passt, dass die Bundesrepublik bei den westlichen Verbündeten seit Langem als der treueste Fürsprecher Putins bekannt ist; dass die deutsche Regierung ihr Veto zum Nato-Beitritt der Ukraine noch im Februar dieses Jahres öffentlichkeitswirksam wiederholte; und dass, wie hinlänglich bekannt sein dürfte, Regierungspolitiker in den Tagen nach dem russischen Überfall inständig darauf hofften, ein schneller Sieg der Invasionstruppen würde Forderungen nach einschneidenden Sanktionen gegenstandslos machen. Alice Schwarzer und Verbündete gingen nicht zu Unrecht davon aus, dass ihr „Offener Brief an Kanzler Olaf Scholz“ ganz auf Regierungslinie liegt.

Bei Konkret hingegen muss man sich, wenn man das Gleiche will, unbedingt als Staatsfeind inszenieren. Als solcher aber verfügt man über jenes unverbesserlich gute Gewissen, das Täterkinder und -enkel dazu ermächtigt, den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Landstrichs, in dem die Wehrmacht gewütet hat wie kaum irgendwo sonst, Lehren über die „berechtigten russischen Sicherheitsinteressen“ zu erteilen – oder sie gar, wie Kay Sokolowsky es fertigbrachte, aufzufordern, sie möchten doch bitteschön den staatlich approbierten Schlächtern „gewaltfrei begegnen“.

Wer „gegen den Westen“ zum einzigen Entscheidungskriterium macht, kann sich jede Unverschämtheit herausnehmen und jede Barbarei zum Widerstandsakt verklären. Aus einem Organ der Kritik wird dann eine monatliche Junge Welt. Für die schreiben wir aus guten Gründen nicht. Für die Kopie dann halt auch nicht.

Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner:

Ramona Ambs
Johannes Creutzer
Alex Feuerherdt
Leo Fischer
Marit Hofmann
Martin Jürgens
Olaf Kistenmacher
Mira Landwehr
Fabian Lichter
Kim Posster
Lars Quadfasel
Frank Apunkt Schneider
Paul Simon
Johannes Spohr
Harald Nicolas Stazol
Tom Uhlig
Elke Wittich

Nach der Veröffentlichung schlossen sich weitere Autorinnen und Autoren der Erklärung an:

Sven Jachmann
Harald Justin
Veronika Kracher
Koschka Linkerhand
Petra Moser
Kuku Schrapnell
Merle Stöver
Jan Süselbeck
Jan Tölva
Svenna Triebler
Stefan Weigand
Christopher Wimmer

Haben ebenfalls die Mitarbeit bei Konkret eingestellt:

Lothar Galow-Bergemann
JustIn Monday

In der (verlängerten) Liste stehen immerhin drei Namen, die zuvor der Redaktion bzw. der Verlagsleitung angehörten. Von den Unterzeichnern ist – bis auf einen – keiner am Juli-Heft beteiligt.
Daß der Ukraine-Krieg in linken Kreisen, Organisationen, Redaktionen für Irritation und Orientierungssuche gesorgt hat, ist weder verwunderlich noch ausgeblieben. Es ist aber sicherlich nicht zu viel verlangt, daß Autorinnen und Autoren von Konkret die anderen ertragen. Aber dieser Hang zum Abgrenzen/Ausgrenzen/Ausschließen steigert sich. Das ist nicht mehr als Methode, sondern als Verhaltensmuster erkennbar, als ein Zeichen von Schwäche.
Daß einem der Stoßsäufzer auf den Lippen liegt „Du mußt heute ganz stark sein: Die neue Konkret ist gekommen“ – das ist doch nicht so neu. Da hat es schon ganz andere Klöpse gegeben.
Ist Konkret in akuter Gefahr? Mehr als der Verlust der Autoren fällt der Verlust der Inserate ins Gewicht. Im Juli-Heft sind – abgesehen von Eigenwerbung und Goodwill-Anzeigen – noch nicht einmal mehr drei Seiten mit Anzeigenraum belegt.

P.S.: auf https://www.konkret-magazin.de/ ist eine (auch nicht unheftige) „Richtigstellung“ zu lesen.

Cover von Konkret Juli 2022. Konkret ist & bleibt in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich.

Demnächst in der Weltbühne: Das neue Buch von Peter Bierl

Peter Bierl: Unmenschlichkeit als Programm. Verbrecher Verlag. 364 S. 24,00 Euro.
Die einen fordern, dass Menschen zugunsten von Tieren sterben müssten. Die anderen bezeichnen Säuglinge, Behinderte und Demente als „Nicht-Personen“, deren Leben wertlos und teuer sei. Dritte verklären den Kampf ums Dasein, Kapitalismus und Sexismus als natürliche Gesellschaftsform.
Wie passen Linke mit solchen Positionen, mit Euthanasie, Antisemitismus und Antihumanismus zusammen? Eigentlich gar nicht, sollte man meinen. Ein solches Crossover ist in der Linken jedoch nicht neu. Die kritische Darstellung und Analyse von aktuellen und historischen Strömungen, die biologistische und sozialdarwinistische Ansichten vertreten, ist das Thema dieses Buches. Bierl spricht von einer darwinistischen Linken in Abgrenzung zu einer emanzipatorischen Linken, die kritisch-materialistische Positionen vertritt. Dabei handelt es sich weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart um eine geschlossene Doktrin, sondern ein Konglomerat von Gruppen und Personen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Facetten, Widersprüchen und Konflikten. Peter Bierl unterzieht dieses Konglomerat einer genauen Analyse.

Dieses Buch erscheint Anfang bis Mitte Juli.
Um Vorbestellung wird gebeten.

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Bestellt Bücher in der Buchhandlung Weltbühne und sonst nirgends.
Vor allem das VERSANDGESCHÄFT müßte dringend erweitert werden.

Bei uns vom selben Autor auch noch erhältlich:

Grüne Braune. Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von Rechts. Unrast Verlag 2014 (Reihe transparent – rechter rand). 80 S. (NB1286) 7,80 Euro

Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik. Konkret Literaturverlag 2005. 17,00 Euro

Die Revolution ist großartig. Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat. Unrast Verlag. 312 Seiten 18 €

Zögern Sie nicht. Helfen Sie uns mit Aufträgen.
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN !

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Heute kam die neue Konkret

Die Ausgabe Januar 2020 von Konkret (angekündigt für den 3. Januar) ist heute in der Weltbühne angekommen.
Auf der internen Seite („von konkret“) ist vermerkt: „Aus gesundheitlichen Gründen konnte Hermann L. Gremliza für dieses Heft keine Texte schreiben.“
Im Impressum wird als Herausgeberin Friederike Gremliza genannt, ebenso als Geschäftsführerin (vormals Katrin Gremliza).

Ich sage nur: China China China

Neu in der Weltbühne:
Jörg Kronauer: Der Rivale. Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr des Westens. konkret texte 2019, 296 Seiten, 26 €

Das sagt der Verlag:
China ist seit dem Zerfall der Sowjetunion das erste Land, das das Potential hat, mit den westlichen Hegemonialmächten ökonomisch und politisch gleichzuziehen, ihre Dominanz also auf allen Ebenen zu brechen. Damit macht man sich bei den Herren der Welt, die ihre Entthronung befürchten müssen, keine Freunde. Mit allen Mitteln versuchen sie daher, ihre wankende Macht zu wahren.
Dieses Buch zeichnet die Konflikte nach, die aus Chinas Aufstieg zur Weltmacht und den Reaktionen der westlichen Mächte darauf entstanden sind und weiter entstehen – vom Aufbau neuer Bündnissysteme in Ost- und Südostasien, über die Konflikte im Südchinesischen Meer, die Kämpfe um Einfluss in Afrika und den Staaten entlang der Neuen Seidenstraße, bis zum antichinesischen Wirtschaftskrieg der USA und den Versuchen des Westens, die technologische Entwicklung der Volksrepublik zu torpedieren.
Der Autor
Jörg Kronauer ist Sozialwissenschaftler und freier Journalist mit den Themenschwerpunkten Neofaschismus und deutsche Außenpolitik. Er hat zuletzt die Bücher „Ukraine über alles!“ Ein Expansionsprojekt des Westens (2014, konkret texte 66), Allzeit bereit. Die neue deutsche Weltpolitik und ihre Stützen (2015), „Wir sind die Herren des Landes“. Der deutsche Griff nach Griechenland – Geschichte einer Unterwerfung (2016, konkret texte 69) und Meinst Du, die Russen wollen Krieg? Russland, der Westen und der zweite Kalte Krieg (PapyRossa-Verlag 2018) veröffentlicht. Jörg Kronauer arbeitet als Redakteur des Nachrichtenportals german-foreign-policy.com und lebt in London.

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Weltbühne muß bleiben.

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Konnte daraus was werden? (Mao Tse-tung am 1. Oktober 1949 bei der Proklamation der Volksrepublik China). Immerhin schon mal ein Widersacher der westlichen Hegemonialmächte. Und sonst? (Foto: Wikimedia commons).


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Die Füße der Gans oder Koch doch selber Kaffee

Nehmen Sie es mir nicht übel, sondern freuen Sie sich. Im Fernsehen kommen ja auch oft Wiederholungen, und das ist gut und nicht schlecht.

Die Füße der Gans oder Koch doch selber Kaffee, Veröffentlicht am 16. November 2013 von hl [und hier geringfügig überarbeitet]

Konkret berichtet über die wechselvolle Beziehung der Alice Schwarzer zu Günter Amendt.
Ihr Klang von 1980: „Ich rief ihn an. Er kam nach Köln. Wir sprachen bis in den späten Abend. In diesem Gespräch wird deutlich, daß Amendt und mich noch viel mehr verband, als wir vermutet hatten.“
1988, nachdem sie in einer TV-Diskussion mit Amendt über Pornographie schlecht ausgesehen hatte: „Der Journalist Günter Amendt präsentiert sich, nur weil er vor Jahren zwei Bücher über Jugendsex geschrieben hat, im Fernsehen auch gerne als ‚Sexualwissenschaftler‘.“ In Gänsefüßchen!
2013, zwei Jahre nach Amendts Tod: „Ich bin mit Emma mal wieder verdammt allein. Und kein Günter Amendt ist in Sicht.“

Günter Amendt…

 

…Tongtong…

Die Gemeinsamkeits-Feier 1980 fand keineswegs in allerbester Stimmung statt. Eine 22jährige Emma-Redaktionsfrau, die damals nicht mehr und noch nicht wieder meine Freundin (und noch nicht METZGER-Autorin) war, erhielt von Alice Schwarzer im üblichen Kasernenhofton den Befehl: „Koch mal Kaffee!“ Sie darauf: „Ich bin doch nicht zum Kaffeekochen eingestellt! Koch doch selber Kaffee!“ Frau Schwarzer war darüber sehr verärgert, während Günter Amendt sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

…and the Girl

Günter Amendt, Sexualwissenschaftler, Journalist (hauptsächlich für Konkret), kundig in Drogenpolitik und im Lebenswerk von Bob Dylan, SDS-Mitglied, Kommunist, 2011 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, wäre heute 80 Jahre alt geworden.

Ein sicherlich gutes Buch, das Sie jetzt auch lesen können

Ein gutes Buch, das Sie nicht nur lesen sollten, sondern jetzt auch lesen können.

Helmut Loeven: Lies mal ein gutes Buch. Tagebuchnotizen im Dienste der Bedeutung.
Trikont Verlag 2018. 172 Seiten. ISBN 978-3-945634-38-7. 14 Euro.

Heute neu.
Heute (!) aus der Druckerei gekommen.
Wenn Sie es lesen, werden Sie merken, daß Sie lange drauf gewartet haben.
Das Buch des Mannes, der nicht die geringste Chance hat, im allgemeinen linken Diskurs wahrgenommen zu werden.

Bestelladresse: Buchhandlung Weltbühne (Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg, Tel. 0203 – 375121, bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de). Sie können das Buch abholen oder sich mit der Post schicken lassen, wie Sie wünschen.

UND
unter der oben genannten ISBN überall im Buchhandel auf der ganzen Welt, sogar am Amazonas.

Bestell mal ein gutes Buch

Ist in der Druckerei. Bis zum 31. August gilt noch der Subskriptionspreis 12 €. Ab 1. September: 14 €.

Helmut Loeven: Lies mal ein gutes Buch. Tagebuchnotizen im Dienste der Bedeutung.
Trikont Verlag 2018. 172 Seiten. ISBN 978-3-945634-38-7. Subskriptionspreis: 12 Euro bis 31. August. Danach: 14 Euro.
Subskriptionsadresse: Buchhandlung Weltbühne (Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg, Tel. 0203 – 375121, bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de). Sie können es jetzt schon vorbestellen in der Sie können das Buch abholen oder sich mit der Post schicken lassen, wie Sie wünschen.
Danach: ebenfalls Buchhandlung Weltbühne (Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg, Tel. 0203 – 375121, bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de).
UND
unter der oben genannten ISBN überall im Buchhandel auf der ganzen Welt.

Ein gutes Buch? Einladung zur Subskription

Ein neues Buch ist geschrieben, gestaltet und für den Druck vorbereitet:

Helmut Loeven: Lies mal ein gutes Buch. Tagebuchnotizen im Dienste der Bedeutung.
Trikont Verlag 2018. 172 Seiten. ISBN 978-3-945634-38-7. Subskriptionspreis: 12 Euro.

— Eine Ärztin findet das Wetter nicht schön — Meine Erlebnisse mit Merkel — Was ist ein Groko? — Mein „68“ — Heinrich Böll 100 Jahre — Das Hallenbad im Elysee-Palast — Anleitung für Verschwörungstheoretiker — Die beste Idee vom lieben Gott — Warum können die Leute mich eigentlich nicht leiden? — Von der Nutzlosigkeit nützlicher Erfindungen — Die Füße der Gans oder Koch doch selber Kaffee — Gleichung mit einer Unbekannten — Kuhler Kaffee — SPD wählen muß nicht sein — Keine Demo ist auch ‘ne Demo — Der Krieg soll verflucht sein! — Müssen Pazifistinnen doof sein? — Ungeheuerliches aus dem Tatsachen-Universum — Frau am Steuer, Mann daneben — Fernsehgucken als Kunst — Bob Dylan und die Stasi — Je keiner die Ahnung desto rümpfer die Nase — Historische Haltestelle — Was wir heute bauen sind die Slums von morgen — Ein komisches Haus — Deutsches Sprache! — Die Märchentante greift zum Wort — Tongtong und der allerhöchte Ruhm des Sozialismus — Der Chor der Kassiererinnen — Über das Machen von Spaß — Deutsche als Ausländer — Die Flüchtlinge und unsere Aktien — Und solche Leute dürfen wählen — Die Dreifaltigkeit des Schreckens: Die Frau, der Fremde, der Eros — Die Überflüssigkeit der Väter — Und der Söder hat uns auch gerade noch gefehlt — Wenn Frauen hassen — Der Busen in der Leistungsgesellschaft — Erinnerung an einen Striptease — Meine Probleme mit der Menschheit — Der Pudding im Wandel der Zeiten —

Sobald das Buch auf dem Tisch liegt, ist es unter der oben genannten ISBN überall im Buchhandel und auch am Amazonas erhältlich. Sie können es jetzt schon vorbestellen in der Buchhandlung Weltbühne (Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg, Tel. 0203 – 375121, bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de). Sie können das Buch abholen oder sich mit der Post schicken lassen, wie Sie wünschen.
Wer will, der kann es sich signieren lassen.

Kennt noch jemand Rolf-Ulrich Kaiser?

Der Mann hat mich fasziniert, ich habe ihn geradezu bewundert (als ich so etwa 20 Jahre alt war). Er war Journalist, Artikel von ihm erschienen in vielen Zeitungen, in Tageszeitungen, aber auch in progressiven Blättern wie Konkret oder Song. Er schrieb über genau die Themen, die mich sehr interessierten – das Schnittfeld von emanzipatorischer Politik und progressiver Kunst (hauptsächlich Musik). Man suchte nach einem Begriff und kam auf „Underground“.
Kaiser kannte sich aus. Er kannte auch viele Leute. In den USA klapperte er die wichtigen Leute ab, z.B. Zappa, Kupferberg, Sanders, Leary. Der Informationen waren solide. Die Themen waren Neuland. Er brachte den US-Underground mit hiesigen Underground-Tendenzen in Verbindung. Er schrieb auch einige Bücher, die in verschiedenen Verlagen erschienen.
Zum Beispiel:
Das Song-Buch. (1967),
Protestfibel. Formen einer neuen Kultur. (Scherz 1968),
Zapzapzappa – das buch der mothers of invention. (Kinder der Geburtstagspresse 1968)
Fuck the Fugs – das buch der fugs. (Kinder der Geburtstagspresse 1969),
Underground? Pop? Nein! Gegenkultur! Eine Buchcollage. (Kiepenheuer und Witsch 1969),
Fabrikbewohner. Protokoll einer Kommune und 23 Trips. (Droste 1970).

Beitrag von Rolf-Ulrich Kaiser in Konkret 11/1968, daneben ein Inserat von Melzer.

Die Verbindungen in alle Richtungen machten den großen Wurf möglich: Die Internationalen Essener Songtage 1968. Das Programm war so weit wie nie wieder: Von Zappa bis Hanns-Dieter Hüsch, von Tangerine Dream bis Süverkrüp. von Alexis Korner bis Erich Fried.
Ein Jahr später gründete Kaiser das Musik-Label „Ohr“ für die Alben von Floh de Cologne, Tangerine Dream, Ash Ra Tempel, Klaus Schulze, Guru Guru, Amon Düül, Embryo, Witthüser & Westrupp, Birth Control u.a.

Das Programmheft der Essener Songtage (224 Seiten) ist eine antiquarische Rarität.

Am spannendsten fand ich sein Projekt „Kinder der Geburtstagspresse“, eine völlig neuartige Kombination von Verlag und Versandhandel. Es galt damals in der Branche noch die strikte Trennung von Verlag und verbreitendem Buchhandel (der Börsenverein wachte darüber). Da aber wurden Eigenproduktionen angeboten sowie Kaisers Bücher, die in verschiedenen Verlagen verstreut erschienen waren, und noch so’n paar Sachen, Schallplatten, Poster – und ein paar US-amerikanische Undergroundzeitschriften.
Sowas in der Art schwebte mir mit meiner Situationspresse auch vor: Im Versand und auf Büchertischen ein Programm aus den Eigenproduktionen und dazu ein übersichtliches Angebot sehr genau ausgewählter Titel. (Daß daraus dann doch eine veritable Buchhandlung wurde – was will man machen?).

Das von Lothar Franke entworfene Cover der Bröselmaschine-LP. Als CD heute noch in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich.

Ins Blickfeld des Plattengurus geriet bald auch die Bröselmaschine. Im Jahre 1972 erschien eine LP. Ich kann vorweg sagen, daß die Band froh sein konnte, aus der Verbindung mit Kaiser unbeschadet wieder rauszukommen.
Ich war wohl das einzige Bandmitglied, das den langen Plattenvertrag genau durchgelesen hat. Schön war das nicht. Am harmlosesten war ja noch, daß Kaiser sich das Recht sicherte, einzelne Musikstücke ungefragt und unhonoriert für Sampler oder Single-Auskoppelungen zu benutzen. Schlimmer war die Zusage, für die LPs zu werben, was zu fragwürdigen und unzutreffenden Presse-Promotions führte. Man sollte uns für romantisch-weltentrückte Landpomeranzen halten. Die der Band zugesicherten Tantiemen pro verkaufter Platte war sehr gering. Geld kam stattdessen rein durch den eigenen Verkauf der Platte bei Konzerten. Aber das lief über meine Rechnung. Sicherlich habe ich an der Platte mehr verdient als die anderen Bandmitglieder zusammen.
Der Klops aber war, daß unsere LP gar nicht unter dem renommierten Label „Ohr“ erschien, sondern da wurde ein zweites Label gegründet namens „Pilz“, von dem natürlich noch keiner was gehört haben konnte.
Später gründete Kaiser noch ein drittes Label: „Kosmische Kuriere“, wo elektronisch/psychedelische Musik von Ash Ra Tempel, Tangerine Dream u.ä. veröffentlicht wurde. Da war Kaiser schon total auf dem ultrakosmischen Törn. Er hätte sich lieber öfter mit dem Drogengegner Zappa als mit dem Drogen-Scharlatan Leary unterhalten sollen. Für Kaiser war der Trip schließlich wichtiger als das Geschäft, weshalb sich die meisten Musiker verärgert von ihm abwandten. Er zog sich schließlich völlig aus der Öffentlichkeit zurück. Nur als „seine“ Alben später auf CD neu erschienen, tauchte er noch mal kurz auf, hatte aber an den Werken die Rechte längst verloren.

Das legendäre Foto der Band von Eckart Gräfen (1972). Unten rechts neben Jenny: ich. Man war früher sparsam mit Material und hat ein Fotopapier für mehrere Bilder genommen.

Daß der Mann Pionierarbeit geleistet hat und es durchaus verdient, mit Leuten wie Werner Pieper und Josef Wintjes in einem Satz erwähnt zu werden, will ichg gar nicht bestreiten.

Bei meiner ersten Begegnung (in der alten Kommune-Wohnung auf der Friedenstraße) sprachen wir kurz darüber, welche die beste deutschsprachige Undergroundzeitschrift ist. Ich meinte: Hotcha!. Er meinte: Love. Da merkte ich schon, daß er in die esoterische Richtung geriet.
Später fiel mir sein unduldsamer, anherrschender Ton mit den Musikern auf. Aber immerhin überließ er mir einen beträchtlichen Stapel unverkaufter US-Undergroundzeitschriften, die ich bei Konzerten verkaufte, um etwas voranzubringen, was etwas Ähnliches wie die „Kinder der Geburtstagspresse“ werden sollte.

Es soll ihn noch geben. Darum darf er heute, am 18. Juni 2018, irgendwo seinen 75. Geburtstag feiern.

(Siehe auch: „Wie kommt der Broder in meine Zeitung?“).

„Kritik und Kriminalität“

Auszüge aus einem Text aus dem Jahre 2007 über einen Vorgang, der im Jahre 1968 ausgelöst wurde.
Hintergrund: Am 2. April 1968, heute vor 50 Jahren, brannte es in Frankfurt in zwei Kaufhäusern.

[…] Es ist oberflächlich und ungerecht, Ulrike Meinhof einzig und allein mit der RAF zu assoziieren. Sie hat eine Fülle von niedergeschriebenem Material hinterlassen, und fast alles stammt aus der Zeit bevor sie sich der Roten Armee Fraktion anschloß. Man könne von den zwei Leben der Ulrike Meinhof sprechen, oder, noch überspitzter, daß es zwei Personen namens Ulrike Meinhof gab: Die Journalistin, die für den Rundfunk arbeitete, Kolumnen in Konkret schrieb, zeitweise Chefredakteurin dieses Blattes war, deren Kommentare zu den scharfsinnigsten gehörten, die in den 60er Jahren geschrieben wurden, und die Teilnehmerin an bewaffneten Aktionen als Mitglied der RAF. Diese zweite Phase ist eine Verneinung der ersten.
[…] Indem ich Ulrike Meinhof zitiere, nehme ich für sie Partei. Ich mache sie wieder diskutabel. Ich beschütze sie – nicht vor denen, die sie kritisieren, aber vor denen, die sie verteufeln. Schließlich beschütze ich sie vor sich selbst, die eine vor der anderen, die Journalistin vor der „Terroristin“.
Die zwei Personen, als die Ulrike Meinhof uns Zeitgenossen entgegentrat, sind allerdings nicht scharf voneinander zu trennen. So sehr ihr Eintritt in die RAF überrascht haben mag, so erscheint er beim Studium ihrer Kolumnen im Nachhinein nicht ganz zufällig. Das, worin die Journalistin Vorzeichen für ihre spätere „terroristische“ Wendung erkennen ließ, hat seinerzeit nicht nur mich irritiert.
Ihren Namen las ich zum ersten Mal, als ich 16 Jahre alt war. Der Vorsprung der Autorin vor ihrem Leser war beträchtlich. Den Einfluß der meinhofschen Kommentierung auf den lernbereiten Leser überschätze ich nicht. Ich hing ihr nicht an den Lippen, ich habe ihre Texte nicht verschlungen, sondern mit Interesse gelesen. Da gab es was zu lernen über Zusammenhänge (etwa über das Verhältnis von „politisch“ und „privat“). Aber der Abstand verringerte sich kaum. Die radikale Kritikerin radikalisierte sich mit der zunehmenden Radikalisierung der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen (die Rede ist von der Zeit zwischen 1966 und 1969). Ihre Radikalisierung verlief über Stationen, die nicht immer nachzuvollziehen waren:
Im Februar 1969 erschien in Konkret eine Kolumne, mit der sie ihre Arbeit und das Feld, auf dem sie ihre Arbeit leistete, in Frage stellte: „Kolumnismus“.
„Kolumnisten haben Entlastungsfunktionen… Seine eingezäunte Unabhängigkeit gibt der Zeitung den Geruch der Unabhängigkeit. Seine Extravaganz gibt ihr den Geruch von Extravaganz. Sein gelegentlicher Mut zu unpopulären Ansichten gibt ihr den Geruch von Mut zu unpopulären Ansichten… Davon kein Wort, daß der Kolumnist der beste Untertan des Verlegers ist, der Geld bringt, Prestige und regelmäßig so tut, als könnte man alle Themen der Welt auf immer der gleichen Länge abhandeln. Kolumnisten sind … Feigenblatt, Alibi, Ausrede… Kolumnismus ist Personalisierung. Die Linke Position z.B., erarbeitet von vielen … wird im Kolumnismus wieder zur Position Einzelner, Vereinzelter runtergespielt, auf den originellen, extravaganten, nonkonformistischen Einzelnen reduziert, der integrierbar, weil als Einzelner ganz ohnmächtig ist… Eingezäunte Spielwiesenfreiheit für den Kolumnisten … ist … marktkonformes Verhalten, … ein Leserbetrug, ein Selbstbetrug… Opportunismus ist, wenn man die Verhältnisse, die man theoretisch zu bekämpfen vorgibt, praktisch nur reproduziert… konkret ist weniger eine linke als eine opportunistische Zeitung.“
Inwieweit hier die Arbeits- und Produktionsbedingungen des von Röhl geleiteten Konkret treffend geschildert sind, ist nebensächlich. Man mußte kein Prophet sein, Weiterlesen

Jutta Ditfurth über Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof

Daß es eine „68er-Generation“ überhaupt gegeben hat, habe ich wiederholt bestritten. Allein schon vom Begrifflichen: Der Zeitraum einer „Generation“ ist immer länger als vom 1. Januar bis zum 31. Dezember eines einzigen Jahres. Wer Interessen folgend die Achsenzeit auf eine Saison reduzieren will, dem kommt die Mystifizierung der Ziffernfolge „68“ recht.
Wem man in der Reflexion des Themas vertrauen kann ist Jutta Ditfurth. Von ihr soll in diesem Monat ihr Buch über die politische Freundschaft von Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof erscheinen.
Aus dem Vorwort:

Um „weiterzumachen“ (wozu, das weiß ich, nicht ich allein entschlossen bin) muß man nicht nur Ideen im Kopf behalten, sondern Strukturen erhalten. Früher hätte man eher gesagt „Strukturen stärken“. Heute muß man sagen „Strukturen retten“.
Um Vorbestellungen wird gebeten.
Das Buch ist nirgendwo besser zu kaufen als in der Buchhandlung Weltbühne. (Auch im Versand).
Bestelladresse: Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg.
Oder: bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

Apo muß bleiben.
Weltbühne muß bleiben.

Beim Durchblättern alter Notizen

Schon wieder ein schönes Wochenende mit Kappesköppen
Bei der Attac-Veranstaltung in der Gertrud-Bäumer-Schule. Ich bin mit dem Büchertisch da. Das ganze dauert von Samstag Morgen bis Samstag Abend. Nicht nur in den Pausen sind Leute im Foyer.
Ein junger Mensch, Typ Schülersprecher, geflissen, ein bißchen altklug, redet auf den Büffet-Mann ein. Er ist von dieser ganzen Veranstaltung nicht sehr begeistert. Die ganze Veranstaltung ist ihm zu „antisemitisch“. Was? Wieso das? „Weil hier der Kapitalismus kritisiert wird, anstatt daß …“ (was jetzt kommt ist so wirr, daß ich es nicht paraphrasieren kann).
Früher galt Antisemitismus als der größte Skandal überhaupt. Aber dieser junge Mensch, Typ Schülersprecher, spricht aus:
„Das ist mir hier alles ein Quäntchen zu antisemitisch“. Genauso hätte er sagen können:
„Mir ist es hier zu laut“ oder „Hier zieht es mir zu sehr.“
„Antisemitismus wird in linken Kreisen heutzutage nicht mehr bekämpft, sondern anderen angehängt. Und wieso?
„Weil hier der Kapitalismus kritisiert wird.“ Klarer Fall: Zu viel Konkret gelesen und zu wenig verstanden.
Jetzt kommt, was ich befürchtet habe: Der junge Mensch wendet sich an mich. Aber halb so schlimm. Seine Frage an mich lautet: „Wieviel Uhr ist es?“
„Zwölf Uhr.“
„Was? Dann muß ich ja längst weg sein!“ Spricht’s und haut ab.
Wer immer es war, der an jenem Tag um 12 Uhr mit dem verabredet war: Ich danke ihm!

aus DER METZGER 66 (März 2003)
auch in „Die Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen“, Situationspresse 2003
..

Kommt und holt euch den neuen Metzger!

DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 120.
m120
Und das steht drin:

Trump und Erdogan. (Nur) ein Witz für Doofe?

Ulrich Sander: Degussa vergoldet wieder die ganz Rechten. Während die NSDAP als Kriegstreiber für die Schwerindustrie willkommen war, so ist die AfD für bestimmte Kapitalkreise heute als „Angstmacher“ interessant.

Jakop Heinn: Das wäre doch nicht nötig gewesen. Der Nahost-Konflikt findet zwei mal statt: an seinem Schauplatz als Tragödie, und im Paralleluniversum der Deutschlinken als Farce. Der neueste Klops: Konkret druckt eine Rede von Netanjahu, eingeleitet mit einem kindischen Vorwort. Realitätsverlust.

„Reichsbürger“ nicht mehr zum Lachen.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal u.a.: Bob Dylan und die Stasi (und der Biermann guckt wieder in die Röhre); Je keiner die Ahnung desto rümpfer die Nase; „Nein, nein, das ist nicht der Feminismus“ – Und was stattdessen?; Mao: tse-tung oder Zedong?; Realitätsverlust: Eine Feministin redet über Verschleierung als Männerphantasie. (und ein Verbot kommt selten allein).

Detlef Stamm: Ein Essener in Duisburg. Eine sehr genaue Beobachtung.

Weltnachrichten: Die Breite ist tiefer geworden (Muckefuck).

Anna Driba: So lebendig baumelt man in der Schlinge. Der Seidenspinner ist auch nur ein Mensch.

Les pères de la libelle. Darin: Lothar Röse über den Kapitalismus-Astrologen Paul Mason.

Lina Ganowski: La Notte. Diesmal: „Ich bin zu gar nichts zu gebrauchen“ und Facebook ist prüde, ergo dumm.

Das Heft kostet 3 Euro.
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