Bauern auf den Zufahrtswegen

Vorgestern hat mir einer von seiner Begegnung mit protestierenden Landwirten erzählt: Das wären ja kolossale Traktoren, mit denen die unterwegs sind! Die kosten hunderttausend!
Das glaube ich gern. Das sind nicht mehr die Trecker der 50er Jahre, sondern hoch-technische Leistungsmaschinen, wie man sie braucht für modernen landwirtschaftlichen Betrieb.
Hunderttausend hat der Bauer nicht im Portemonnaie. So ein Ding muß kreditfinanziert werden – wie das eben so ist mit Investitionen. Um produzieren zu können sich einer Schuldenlast unterwerfen. Und jetzt steigen auch wieder die Zinsen.
Und die Abnehmer landwirtschaftlichere Produkte, der Handel … Aldi und andere haben Macht und drücken die Preise. Die Bauern sitzen wirklich in der Zwickmühle.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft, die Beherrschung durch Konzerne ist nicht aufzuhalten.

Da war die Landwirtschaftspolitik in der DDR um das Jahr 1960 weitsichtiger, aber hier „im Westen“ verteufelt mit Schaum vor den Medien-Mündern. Anders als hier dargestellt behielten die Bauern in der DDR ihr vererbbares Eigentum an Grund und Boden, waren aber gezwungen, in Genossenschaften zusammenzuarbeiten – während hier im Westen hunderte und tausende Höfe pleite gingen. Geld machen konnten die Bauern nur noch durch Landverkäufe – um davon ihre Schulden bei Kreditgebern loszuwerden. Nicht in jeder, aber in mancherlei Hinsicht war die DDR besser als die Bundesrepublik.

Der Bauern-Protest hat – für meinen Geschmack – zu viel vom Sound der Landvolkbewegung der endenden 20er, beginnenden 30er Jahre. „Zur Ausrichtung der Landvolkbewegung gehörten Völkischer Nationalismus, Antiparlamentarismus und Antisemitismus. Historiker sehen die Landvolkbewegung als einen Wegbereiter für den Erfolg der NSDAP.“ (Wikipedia).
Da helfen Ermahnungen und Distanzierungen des Bauernverbandes nicht ab. Denn die Leute glauben ja alle, sie wären nicht das, was sie sind: „Wir sind doch n-n-n-n-n-n-n-nicht rächts —“

Lest mal ein gutes Buch: „Bauern, Bonzen und Bomben“ von Hans Fallada, kongenial verfilmt von Egon Monk.

Schwarzer Oktober – ein historischer Kriminalroman

In den nächsten Tagen erscheint:
Robert Brack: Schwarzer Oktober. Kriminalroman. Edition Nautilus 2023. 160 S. 16,00 €
Die junge Arbeiterin Klara Schindler inmitten des Hamburger Aufstands, zwischen Not und revolutionärer Verheißung.
Hamburg, 1923. Es herrschen Hyperinflation, Hunger und Arbeitslosigkeit, immer wieder wird gestreikt. Klara Schindler ist neunzehn, sie hat ihre kleinbürgerliche Zukunft hingeschmissen und ist fest entschlossen, sich als Arbeiterin durchzuschlagen und die Verhältnisse umzustürzen. Voller revolutionärer Begeisterung schließt sie sich den Kommunisten an, lernt die Frauenrechtlerin Ketty Guttmann kennen und verliebt sich in die Schein-Prostituierte Selma.
Doch der von der KPD begonnene Aufstand, der nach dem Vorbild der russischen Oktoberrevolution auch in Deutschland den Umsturz herbeiführen sollte, wird zur blutigen Katastrophe. Und in Hamburg geht der Schnitter geht um, ein mysteriöser Messerstecher, der es offenbar auf Klaras Freunde abgesehen hat …

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Neu in der Weltbühne: Anti-Krieg zwischen Weltkriegen

Max Michaelis: Anti-Krieg zwischen Weltkriegen. Verlag Die Buchmacherei. 650 Seiten. 24 €.

Max Michaelis hat in einem Lesebuch Texte der „Weltbühne“ von 1927 bis zu ihrem Verbot 1933 zusammengestellt. Sie befassen sich mit den Gefahren der Kriege – den geführten und den erneut drohenden. Ein Thema, das sich auch uns gerade stellt. Entstanden ist ein authentisches Geschichtsbuch aus einer Zeit, deren Ergebnis das Jahrhundert prägte – und es kann sehr viel mehr sein als das: Dokumentensammlung von zeitgenössischen Quellen, Einblick in Beweisführungen zu Zusammenhängen und Wesen von Kriegsursachen, beweisbare Benennung von Interessen und Triebkräften – aber auch Würdigung der Autoren und eine Sammlung von Anregungen zu Literatur und Sprachgebrauch. Und über allem stehen konkrete historische Erfahrungen. Faschismus und Krieg hatten ihre Entstehungsgeschichte – und die war sehr viel mehr als „Hitlerei“. In ihrer Gesamtheit stellen die Texte eine einzigartige Verbindung von Anklage, Analyse und Anregung dar, den „marschierenden Spießer“ (W. Victor) in seiner Lächerlichkeit zu erkennen. Lesevergnügen ist garantiert – trotz äußerst bedrückendem Gegenstand.

Das Buch ist im Programm der Buchhandlung Weltbühne (auch im Versand zu beziehen).
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Erkundige dich nach Walter Benjamin

Heute, am 15. Juli 2022, ist ein Tag zur Erinnerung an Walter Benjamin, der am 15. Juli 1892, heute vor 130 Jahren in Berlin geboren wurde. Er starb am 26. September 1940 in Portbou, in den Pyrenäen auf der Flucht vor Hitler.

Wenn man über sein Leben und sein Werk referieren will, weiß man nicht, wo man anfangen soll, und man weiß, daß man so schnell nicht zu einem Abschluß kommt. „Philosoph“ trifft sicherlich zu, Kritiker, Theoretiker, Literaturwissenschaftler, Übersetzer französischer Literatur, Medientheoretiker – Theoretiker des Marxismus, der Pädagogik, der Ästhetik, der Kommunikation. Und: Emigrant. Und: Schachspieler (siehe unten).
Die Namensliste seines Bekannten- und Freundeskreises deutet in die Weite. Asja Lacis gehört dazu, Hannah Arendt, Gershom Scholem, Ernst Bloch, Ruth Berlau, Siegfried Kracauer. In engster Verbindung stand er mit Theodor W. Adorno und Bertolt Brecht.
Breit gefächert ist auch das Themen-Spektrum seiner Bücher und zahlreichen Zeitschriften-Beiträgen: von „Über Haschisch“ über „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“, „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, „Der Surrealismus“, „Über Kinder, Jugend und Erziehung“ bis „Kapitalismus als Religion“. Und so weiter. Ein Denken aus vielen Richtungen in viele Richtungen. Seine Selbsteinschätzung lautete: „linkes Außenseitertum“. Das kann nichts anderes bedeuten und bedeutete bei Walter Benjamin: Erweiterung des Blickfeldes.
Gern gelesen habe ich in „Versuche über Brecht“, was mir den Einstieg in die Brecht-Forschung erleichterte.
Der vielseitige Denker passte gut in die sich formierende Gegenkultur der 60er-, 70er Jahre. Dort galt es, ihn zu entdecken. Dazu verhalf Helmut Salzinger mit seinem Buch „Swinging Benjamin“, das feast ausschließlich aus Zitaten bestand.
Schon während des Ersten Weltkrieges wählte Walter Benjamin das Exil. Den Beginn des Zweiten Weltkrieges erlebte er in Frankreich. Dort wurde er als deutscher Flüchtling interniert. Nach Spanien geflohen wurde ihm dort die Aufenthaltserlaubnis verweigert. Er setzte seinem Leben ein Ende.
Erschüttert von dieser Nachricht widmete ihm Bertolt Brecht ein Gedicht. Dort heißt es:

Ermattungstaktik war‘s, was dir behagte
Am Schachtisch sitzend in des Birnbaums Schatten
Der Feind, der dich von deinen Büchern jagte
Läßt sich von unsereinem nicht ermatten.

Versuchen wir es trotzdem!

Jahrestage

Am 24. Juni 1922, heute vor hundert Jahren, wurde Walther Rathenau ermordet.

ADN-Zentralbild, Dr. Walther Rathenau – Bundesarchiv

Walther Rathenau (geboren 1867) war Chef der AEG, des seinerzeit weltweit größten Unternehmens der Elektrobranche. Es war Politiker (in der sozialliberalen DDP) und seit Februar 1922 Außenmminister der Weimarer Republik. Und er war in jenen Monaten der meistgehaßte Mann des Landes.
„Schlagt tot den Walther Rathenau, die gottverdammte Judensau“ , grölten Deutsche Studenten, und das haben die nicht nur gesungen, das haben die auch getan. Am Morgen des 24. Juni 1922 wurde Rathenau auf der Straße durch eine Maschinenpistolen-Salve und durch eine Handgranate getötet. Die Mörder und Mordgehilfen gehörten der rechtsextremen „Organisation Consul“ an, die mit der „Brigade Ehrhardt“ verbunden war.
Am Tag nach dem Attentat sagte der Reichskanzler Josef Wirth (Zentrum) im Reichstag einen Fundamentalsatz:
DER FEIND STEHT RECHTS.
Diesen Satz hatte auch schon Philipp Scheidemann (SPD) in der Weimarer Nationalversammlung gesagt.
Und so ist der Mord an Walther Rathenau in eine Reihe von rechtsextremen Verbrechen einzuordnen: Der Mord an Eugen Leviné, Gustav Landauer, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die Attentate auf Philipp Scheidemann, auf den jüdischen Schriftsteller Maximilian Harden. Tage vor dem Mord an Rathenau war der Finanzminister Matthias Erzberger bei einem Attentat getötet worden. Zu dieser Blutlinie faschistischer Verbrechen gehört auch der Kapp-Putsch von März 1920 und der Hitler-Putsch vom November 1923.
Die „Konservative Revolution“, wie der ideologische Hintergrund der faschistischen Blutlinie sich nannte, hat auch in diesen Tagen ihre Agitatoren. Götz Kubitschek schrieb in seiner Zeitschrift Sezession: „Die sogenannte ‚Konservative Revolution‘ von 1918 bis 1932 hat bis heute ihre Strahlkraft auch deshalb nicht verloren, weil sie in ihren Hauptvertretern radikal und kompromisslos war, so ganz und gar bereit für etwas Neues, einen Dritten Weg, einen Umsturz, eine Reconquista, einen revolutionären, deutschen Gang in die Moderne … Von Harmlosigkeit, zivilisierter Zurückhaltung, Zahnlosigkeit keine Spur.“
Der Amoklauf von Hanau und der Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) führt uns vor Augen, daß Mordrohungen und Todeslisten ernstzunehmen sind.

Am 24. Juni 1952, heute vor 70 Jahren, erschien die erste Ausgabe der Bildzeitung.
Diese Zeitung, von Axel Springer auf den Markt gebracht, wurde gegründet, um Profit zu machen mit dem Appell an niedere Instinkte.
Allein die Schlagzeilen der 60er Jahre (die hier aus Gründen der Hygiene nicht zitiert werden) hätten ausreichen müssen für ein paar hundert Jahre Gefängnis – wenn wir in einem Lande leben würden, in dem es eine Pressefreiheit gibt. Wenn die Bildzeitung Presse ist, dann ist Betrug und Raub wohl Gewerbe. Wer eine Zeitung so gestaltet wie die Bildzeitung contra APO, ist ein Verbrecher.
So stehen also diese beiden Jahrestage in einem Zusammenhang: Auch die Bildzeitung hat zu einem Attentat aufgestachelt: zum Mordanschlag auf Rudi Dutschke am 11. April 1968.

Neu in der Weltbühne: Lexikon der Vernichtungskrieger

Neu in der Weltbühne: Klaus Gietinger, Norbert Kozicki: Freikorps und Faschismus. Lexikon der Vernichtungskrieger. Schmetterling Verlag 2022, 440 S. 24,80 €
«Freikorps und Faschismus» will anhand von zentralen Figuren aufzeigen, dass der von NS-Deutschland geführte, «in seiner Qualität neuartige Raub- und Vernichtungskrieg nach innen und außen» (Karl-Heinz Roth) einen seiner Ursprünge in der staatlich geförderten konterrevolutionären Freikorpsbewegung hatte.
Dazu werden nicht nur alle vorgestellt, die von 1918 bis 1923 herausragende Freikorpskämpfer waren und die später eine Rolle im Vernichtungskrieg, in der Shoah oder im NS-System spielten, sondern auch diejenigen, die später keine wichtige Funktion mehr hatten, aber z.B. als Politiker den Freikorpsterror förderten bzw. nicht verhinderten oder gar Widerstand – aus welchen Grund auch immer – gegen das NS-Regime leisteten.
So waren unter den Freikorpsmitgliedern die schlimmsten Massenmörder, etwa Heinrich Himmler, Oskar Dirlewanger und Reinhard Heydrich, Nazi-Soldaten reinsten Wassers wie Eduard Dietl, Panzergeneräle wie Walter Model, Geheimdienstmänner wie Wilhelm Canaris und später in der Bundesrepublik glorifizierte Mitglieder des militärischen Widerstands wie Henning von Tresckow. Last but not least sind die Freikorpsförderer, etwa deutschnationale Industrielle wie Hugo Stinnes, Friedrich Minoux, Salomon Marx, Ottmar Strauß (letztere zwei mit jüdischen Wurzeln), Propagandisten wie Fritz Grabowsky und einige wichtige Sozialdemokraten wie Gustav Noske, Ernst Heilmann und August Winnig zu nennen.
Schließlich finden sich darunter auch Querfrontler, Oberst Max Bauer etwa, ganz selten auch halbe (Martin Niemöller) oder ganze (Axel Eggebrecht und der von den Nazis ermordete Beppo Römer) Renegaten. Einige waren noch im Nachkriegsdeutschland wirkungsmächtig.
Dem Lexikon geht eine längere Einführung zum Zusammenhang von Freikorps und Faschismus voran.
Medienstimmen:
«Für jeden historisch Interessierten ein absolutes Muss.»
Max Brym auf HaGalil.com (Jüdisches Leben online)
«… wird … jede künftige Forschung auf dieses neue, theoretisch wie empirisch und gesellschaftspolitisch-historisch klar positionierte, sachkundig komponierte Kompendium nicht verzichten können.»
Albrecht Götz von Olenhusen

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We are … (52) but not always on Wire

„We are everywhere …“ aber nicht immer auf Draht.
Der Begriff „Bonze“ stammt aus der chinesischen Gesellschafts-Hierarchie und bezeichnet bessergestellte, gut genährte Personen, privilegiert, aber nicht ganz oben.
„Bonze“ wurde in der Zeit vor 1933 in rechten Kreisen als Schimpfwort benutzt – gegen Gewerkschaftsfunktionäre und gegen Sozialdemokraten in öffentlichen Funktionen und in Parteiämtern. Unterstellt wurde, die „Sozis“ würden in Saus und Braus leben auf Kosten derer, deren Interessen sie angeblich vertreten.
„Bonze“ ist vorrangig ein Kampfbegriff rechter Sozialdemagogie, auch wenn er unvorsichtigerweise in linken Kreisen da und dort verwendet wird – wir auch hier.
Das Cliché, daß viel Geld und Wohlstand zum Verräter macht und aller Segen nur „von unten“ und „von unten“ nur Segen kommt, ist eben: ein Cliché!
Es ist ein Unterschied zwischen Klassenbewußtsein und Sozialneid.
Nota bene: Geneidet wird nicht das, was andere (wirklich oder angeblich) haben, sondern was man anderen nicht gönnt.

Buch-Empfehlung: „Bauern, Bonzen und Bomben“ von Hans Fallada – berichtet vielschichtig und genau vom Aufstieg der Rechten Ende der 20er Jahre und vom Versagen der Sozialdemokratie.

Neu in der Weltbühne: Sittenbild der Weimarer Republik in einem Kriminalroman

Leonhard F. Seidl: Vom Untergang. Kriminalroman. Edition Nautilus. 248 S. 18 €

Ein packendes Sittenbild der Weimarer Republik, das auf realen Geschehnissen beruht
Bayern, 1922. Der rechtskonservative Erfolgsautor Oswald Spengler schmiedet geheime Pläne für eine Lenkung der deutschen Presse. Gemeinsam mit Forstrat Escherich, dem Gründer einer militanten Bürgerwehr, und Gumbrecht, einem mächtigen Fürther Spiegelfabrikanten, will er die öffentliche Meinung in der jungen Republik beeinflussen.
Emma, Gumbrechts Sekretärin und Geliebte, ist die Tochter des Anarchosyndikalisten Fritz Oerter. Eigentlich hat sie genug von Politik und auch von ihrem Freund, dem Sozialdemokraten Max Schmidtill. Doch dann liest sie einen Brief, der nicht für ihre Augen bestimmt war …
Hundert Jahre nach den Mordanschlägen auf Walther Rathenau und Philipp Scheidemann zeichnet Leonhard F. Seidl ein packendes Sittenbild der Weimarer Republik. Spenglers Komplott, der Mord an Schmidttill und diverse Figuren wie Fritz Oerter sind historisch belegt; der Roman basiert auf intensiven Recherchen und enthält zahlreiche Originalzitate aus Zeitungen, Sitzungsprotokollen und Briefen.

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Hundert Jahre Ulysses

Am 2. Februar vor hundert Jahren, am 2. Februar 1922, feierte James Joyce seinen 40. Geburtstag. Und an diesem Tag, vor hundert Jahren, erschien sein Roman Ulysses. Möglich wurde das, weil die junge Pariser Buchhändlerin Sylvia Beach das von mehreren Verlagen abgelehnte Werk verlegte.
Der Roman beschreibt einen Tag im Leben des Anzeigenwerbers Leopold Bloom, und zwar den 16. Juni 1904 in Dublin. Jedes Jahr wird in Dublin der 16. Juni als Bloom’s Day gefeiert. James Joyce ging ein in die Liste der berühmtesten Schriftsteller, die nicht den Nobelpreis erhielten.
„Ulysses“ muß der im Sinn gehabt haben, der mir, dem jungen Mann, der Schriftsteller werden wollte, lapidar riet: Geh einmal um den Häuserblock, da ist genug Stoff vorhanden für einen Tausend-Seiten-Roman.
Ulysses gehört zu den Romanen, die als unverfilmbar galten und verfilmt wurden (1967 von Joseph Strick, mit Milo O’Shea in der Hauptrolle).
Ulysses gehört zu den Romanen, die als unübersetzbar galten. Die (Neu-)Übersetzung von Hans Wollschläger von 1975 gilt zurecht als kongenial.
Der Suhrkamp-Verlag hat eine Jubiläums-Ausgabe herausgebracht in der Reihe Suhrkamp Taschenbücher, 1000 Seiten für 18 Euro.

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Es wird erklärt (in Wikipedia): „Joyce schildert nicht nur die äußeren Geschehnisse, sondern auch die Gedanken seiner Protagonisten mit allen ihren Assoziationen, Erinnerungsfetzen und Vorstellungen. Die Sprache wird dabei ungeordnet und bruchstückhaft verwendet, ‚wie es der Person gerade durch den Kopf geht‘. Dieses von Verfassern wie Arthur Schnitzler bekannte Stilelement, der sogenannte Bewusstseinsstrom, wird hier erstmals zentrales Gestaltungselement eines Romans.“
In der Zeit, in der dieser Roman entstand, am 7. November 1917, hielt Max Weber einen Vortrag zum Thema „Wissenschaft als Beruf“. Er sprach von der „Entzauberung der Welt“. Es gebe „keine geheimnisvollen, unberechenbaren Mächte“ mehr. Man sei vielmehr so weit, alle Dinge durch Berechnen beherrschen zu können.
Dazu kommentiert Arno Widmann in der Frankfurter Rundschau: „Der Ulysses ist kein werk der Aufklärung, kein Beitrag zur Ent-, sondern zur Verzauberung der Welt.“ James Joyce selbst: „Ich habe so viel Rätsel und Geheimnisse hineingesteckt, daß es die Professoren Jahrhunderte lang in Streit darüber halten wird, was ich wohl gemeint habe.“
Zur gleichen Zeit hat ein Wiener Professor in die tiefsten Abgründe des Unbewußten hineingeleuchtet, die größten Rätsel der Gedankenfetzen und der rätselhaften Assoziationen gelöst und die Träume wissenschaftlich gedeutet.
Und jetzt: Übersetzen Sie mal den Namen Joyce ins Deutsche.

Matthias Erzberger

Gestern, am 26. August, jährte sich zum hundertsten Mal der Mord an Matthias Erzberger.
Der Zentrumspolitiker gehörte während des Ersten Weltkriegs zu den Gegnern des Krieges und eines „Sieg-Friedens“. Er war auch Kritiker der deutschen Kolonialpolitik. Nach dem Ende des Krieges im November 1918 gehörte er zu den Politikern, die von nationalistischer, rechtsextremer Seite beschuldigt wurden, der „im Felde unbesiegten“ Reichswehr in den Rücken gefallen zu sein („Novemberverbrecher“, Dolchstoßlegende).
In den ersten Jahren der Weimarer Republik wurden noch weitere Politiker von faschistischen ermordet: Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Eugen Leviné, Gustav Landauer, Hugo Haase, der Außenminister Walther Rathenau, der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner. Damit begann die Blutlinie, die dorthin führte, daß der politische Mord zum politischen Massenmord und zur Staatsdoktrin sich steigerte.
Die Taten faschistischer Mörder lasten auch auf der Gegenwart. Erinnert sei an den ermordeten Kasseler regierungspräsidenten Walter Lübcke – und an die zahllosen Opfer des Rassenhasses in diesem Land.

Im Blog DISSkursiv erschien der lesenswerte Artikel von Anton Maegerle „Rechtsterroristen: Gestern und Heute. Der Mord an Matthias Erzberger“
Bitte lesen Sie den ganzen Artikel
http://www.disskursiv.de/2021/08/23/rechtsterroristen/

Fragen Sie in der Weltbühne nach diesem Titel:
Benjamin Dürr: Erzberger. Der gehasste Versöhner. Biografie eines Weimarer Politikers. Ch. Links Verlag 2021. 312 Seiten Hardcover mit Schutzumschlag. 25 Euro.

Ein Gröl-Gesang deutscher Nationalstudenten ging so: „Schlagt tot den Walther Rathenau die gottverdammte Judensau“. Das wurde nicht nur gegrölt, das wurde auch getan.
Am Tag nach dem Mord sprach der Reichskanzler Joseph Witrh im Reichstag einen Fundamental-Satz der Demokratie:
DER FEIND STEHT RECHTS.

Vor 100 Jahren: Kapp-Putsch und Märzrevolution

In diesen Tagen erscheint (und in diesen Tagen in der Weltbühne erhältlich):
Erhard Lucas: Märzrevolution 1920. Verlag Die Buchmacherei. 2 Bände, zusammen 1288 Seiten. 40 Euro.
Der Verlag stellt sein Buch vor:
Gegen eine demokratisch gewählte Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrere tausend Arbeiter bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen alle öffentliche Gewalt und es bildet sich eine „Rote Armee“ mit etwa 50.000 Kämpfern, bestehend aus Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten. Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März 1920. Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen hatten, gegen ihre Retter vor. Die Reaktion nahm blutige Rache. Wie ist es zu diesem Aufstand gekommen und was waren die Gründe seines Scheiterns? Wieso war 1920 möglich, was 1933 gegen die Nazis nicht gelang? Erhard Lucas (1937–1993) hat dazu in 3 Bänden „Märzrevolution 1920“ eine Geschichte der Ereignisse vorgelegt – seit vielen Jahren vergriffen. Wir wollen an „100 Jahre Märzrevolution“ im Ruhrgebiet erinnern und geben dieses Werk wieder heraus, zu einem Non-Profit-Preis, als Beitrag gegen das planmäßige Vergessenmachen.

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Gneisenaustraße 226
47057 Duisburg (Neudorf)
Tel. 0203- 375121
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Erkundigen Sie sich bei uns auch über andere Titel aus der Buchmacherei.

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Breloer über Brecht

Die zweiteilige Dokumentation von Heinrich Breloer über Bertolt Brecht (180 Minuten) wurde vorigen Freitag auf Arte gesendet und kommt heute ab 20.15 Uhr in der ARD.
Gezeigt werden historische Aufnahmen, Interviews mit Zeitzeugen und Spielszenen. Das Thema in 180 Minuten zu behandeln macht Weglassungen unvermeidlich. So ist ein fragmentarisches Werk entstanden. Der erste Teil behandelt die Zeit bis 1933, der zweite die Zeit nach der Rückkehr aus dem Exil 1948. Der Bericht-Zeitraum wird ach im schnellen Tempo überflogen. Viele wichtige Mitarbeiter wie Ernst Busch, Paul Dessau, Margarete Steffin und Hanns Eisler kommen gar nicht vor, andere wie Ruth Berlau und Elisabeth Hauptmann bleiben unterbelichtet. Die Zeit des Exils, in der die wichtigsten Arbeiten entstanden, wegzulassen, war riskant.
Der erste Teil stellt die Frauen-Beziehungen so sehr in den Vordergrund, daß die Arbeit (auch die Bedeutung „seiner“ Frauen für die Arbeit) arg ins Hintertreffen geriet. Das ist insofern ärgerlich, weil der tratschsüchtige Durchblicker-Markt mit Durchblicker-Tratsch versorgt wird und insbesondere der gerade in linken Kreisen grassierende sexuelle Rechtspopulismus und Neokonservatismus mit Stoff versorgt wird.

Alles in allem aber eine sorgfältige, fachkundige, handwerklich gediegene Arbeit, die Brecht-Kennern und und solchen, die Brecht kennenlernen wollen, einige Information bietet.
Ausführliche Ergänzung ist die METZGER-Sonderausgabe (Ausgabe Nr. 55), die 1998 erschien: 52 Seiten, erhältlich für 5 Euro einschließlich Versand. Bitte bestellen Sie in der (Versand-)Buchhandlung Weltbühne.
Mit Primär- und Sekundär-Literatur von und über Brecht ist die Buchhandlung Weltbühne gut bestückt.

Und so ist auch das Buch zum Film von Heinrich Breloer „Brecht – Roman seines Lebens“ (Kiepenheuer & Witsch, 530 Seiten, 26 Euro) hier im Angebot.

Neu in der Weltbühne: Der achte Rodin

Siegmar Wyrwich: Der achte Rodin. 196 S. 11,80 Euro.
Zwei alte Freunde auf der Jagd nach einem verschollenen Kunstwerk, durch dessen Fund sich für jeden von ihnen ein Traum erfüllen könnte. Wenn nur nicht immer alles mögliche schiefgehen würde. Ein Abenteuer zwischen Ruhrpott und Paris.
Stahlbaron August Thyssen war begeisterter Sammler der Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Sieben Skulpturen hatte er nachweislich in Auftrag gegeben. Doch, gab es vielleicht noch eine achte Skulptur, wie eine bislang unentdeckte Tagebucheintragung vermuten lässt? Gästeführer Paul Werner und sein Freund, der Bildhauer Manni Baumann, wollen der Sache auf den Grund gehen. Die Geschichte einer Freundschaft.
Peter Klucken in der Rheinischen Post:
Seine Geschichte entwickelt Wyrwich mit leichter Feder: Der Duisburger Gästeführer Paul Werner, ein studierter Halbverweigerer von möglichen „besseren“ Berufskarrieren, erfährt davon, dass der Stahlbaron August Thyssen nicht nur, wie überall zu lesen ist, sieben Skulpturen des Bildhauers August Rodin besaß, sondern sogar acht. Wer diese achte Skulptur findet, hat finanziell für sein Leben natürlich ausgesorgt, meint Paul Werners alter Freund Manni Baumann, ein Bildhauer. Und die beiden machen sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Skulptur eines Künstlers, dessen Werke heutzutage millionenschwer gehandelt werden. […] Nach der Lektüre möchte man sich einige Fortsetzungen mit diesem Romanpersonal wünschen. Ein Gästeführer mit juristischem Hintergrundwissen und eine lebenspraktische Juristin als Lebenspartnerin sowie ein Künstler, der einen Sprinter fährt und der gelegentlich sein Brot als Entrümpler verdienen muss, und die vielen möglichen Gäste und Kunden: all das sollte Siegmar Wyrwich nach einem solch gelungenen Erstling zum weiteren Schreiben ermutigen.
Thomas Becker in der WAZ:
Der 1926 auf Schloss Landsberg verstorbene Stahl-Baron August Thyssen bewies als steinreiches und zutiefst geiziges Unternehmer-Genie durchaus Ähnlichkeiten mit der Comic-Figur Dagobert Duck. Doch dass der König der Hochöfen noch einmal in einem Roman auftauchen sollte, damit war nun nicht zu rechnen. Der in Hamborn aufgewachsene Autor Siegmar Wyrwich hat jetzt mit „Der achte Rodin“ eine spannende kleine Geschichte veröffentlicht, die ideenreich und mit einem kumpelhaften Tonfall mit den historischen Fakten spielt. Dazu gibt es Begegnungen und Orte wie etwa der Landschaftspark Nord, die dem Duisburger Leser sehr bekannt sind. […] Wie die Suche nach dem achten Rodin dann zuletzt ausgeht, soll hier selbstverständlich nicht verraten werden. Die Leser können sich auf jeden Fall über eine originelle und gut erzählte Geschichte freuen.

Siegmar Wyrwich? Da war doch noch was!
Richtig! Sie erinnern sich richtig. Karikaturen in DER METZGER Nr. 34 und 35. Ein zusätzlicher Grund, das Buch zu empfehlen? Warum nicht!

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Weltbühne muß bleiben.

Bitte denken Sie daran, uns nicht zu vergessen


GEGEN DAS GENESEN AM DEUTSCHEN WESEN. CARL VON OSSIETZKY
EINE BIOGRAFISCHE SKIZZE / VORTRAG VON HELMUT LOEVEN

Donnerstag, 15.03. 19:30 Uhr

Syntopia
Gerokstraße 2
47053 Duisburg-Hochfeld
Eintritt: frei

Carl von Ossietzky (1889 – 1938) war der Herausgeber der Zeitschrift „Die Weltbühne“. Sie war das Organ der radikaldemokratischen intellektuellen Linken in der Weimarer Republik. In ihr wurde der Gedanke formuliert, dass ein demokratischer Staat einer demokratischen Gesellschaft und einer demokratischen Kultur bedarf. Der Widerstand gegen Militarismus und gegen den aufsteigenden Faschismus blieb der Widerstand einer Minderheit.

Carl von Ossietzky, der 1936 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Konzentrationslagern des NS-Regimes.

Eine Veranstaltung der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner (DFG-VK).

Gegen das Genesen am deutschen Wesen


Die 39. Duisburger Akzente haben das Thema
NIE WIEDER KRIEG ?

Die DFG-VK Duisburg beteiligt sich an dieser Veranstaltungsreihe.
Unser Beitrag ist mein Vortrag über den Schriftsteller, Friedenskämpfer und Nazigegner Carl von Ossietzky.
Das Syntopia, in dem der Vortrag am Donnerstag, 15. März um 19,30 Uhr stattfindet, ist in Hochfeld auf der Gerokstraße / Ecke Eigenstraße.
Die nächste Straßenbahn- und Bushaltestelle: Pauluskirche.

Circe

Stu-04-NatGal

Franz von Stuck malte dieses Bild, das Circe darstellt, im Jahre 1913.
Modell für das Bild der verhängnisvollen Verführerin aus der griechischen Mythologie war die Schauspielerin Tilla Durieux.
Von denen, die sich an die Schauspielerin der 50er und 60er Jahre erinnern, die noch 1970 mit 90 Jahren vor der Kamera stand, wissen viele wohl nicht, daß Tilla Durieux als junge Frau eine bewunderte Schönheit der „besseren Gesellschaft“ Berlins war. Ihr Ehemann war der fortschrittliche Galerist Paul Cassirer.
Als erfolgreiche Schauspielerin nutzte sie ihre Möglichkeiten, fortschrittliche kulturelle und politische Projekte wirksam zu fördern, wie die Piscator-Bühne und die Rote Hilfe. Auch im Exil konnte sie Verfolgten des Naziregimes helfen.
An ihren Geburtstag, 18. August 1880, wird heute erinnert.

Bei Elsässer mal genauer hingucken

INPUT – antifaschistischer Themenabend
Links blinken, rechts abbiegen – Die Wege des Jürgen Elsässer und seines Projekts Compact
Referent: Volkmar Wölk
Linkes Zentrum Hinterhof, Düsseldorf
Mittwoch, 1. April 2015
Beginn: 19.30 Uhr
Es ist ein weiter Weg vom Berufsschullehrer in Stuttgart zum Herausgeber einer Monatszeitschrift, Veranstalter von Kongressen und Wanderreisenden zu Demonstrationen in der gesamten Bundesrepublik. Es ist ein noch weiterer Weg von der Leitung des „Komunistischen Bundes“ zum informellen Chefideologen der Antideutschen und schließlich zum bekennenden Fan der AfD. Das „Volk“ ist inzwischen die zentrale Kategorie in der Strategie des Jürgen Elsässer. Sein Denken knüpft direkt an die Abendland-Ideologie der „Konservativen Revolution“ an. Insofern ist es nur logisch, wenn als Redner beim Leipziger PEGIDA-Ableger auftritt.
In seinem Vortrag wird Volkmar Wölk Elsässers Weg nach rechts näher unter die Lupe nehmen und hierbei auch auf das „Mut zur Wahrheit“-Projekt „Compact“ eingehen.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit SJD – Die Falken Kreisverband Düsseldorf

INPUT – antifaschistischer Themenabend in Düsseldorf existiert seit 2002 und findet in der Regel einmal monatlich statt.

Linkes Zentrum Hinterhof
Corneliusstraße 108
40225 Düsseldorf
E-Mail: info@linkes-zentrum.de
Das Linke Zentrum heißt nicht nur „Hinterhof“. Es befindet sich an der Ecke Corneliusstraße / Oberbilker Allee und liegt zurückgezogen hinter einer Toreinfahrt, neben der ein Ladenschild hängt.

Die Anekdote am Sonntag

Geheimrat R. war der Berliner Künstlerszene sehr zugetan, und er betätigte sich auch gern als Mäzen.
Eines Abends am Stammtisch im Café des Westens entging ihm nicht, daß Erich Mühsam wohl großen Appetit, aber mal wieder keinen Pfennig Geld in der Tasche hatte. Er überlegte, wie er dem Dichter diskret beispringen könnte.
„Herr Mühsam“, sagte er, „erinnern Sie sich, daß Sie mir vor einer Woche zehn Mark geliehen haben? Darf ich sie Ihnen hiermit bestens dankend zurückgeben?“
„Sie irren sich, Herr Geheimrat. Es waren zwanzig.“

Wo waren Sie im Kriege, Herr -? (3)

Das geistige Niveau
Die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg hat den tapfern Vorkämpfer des Rechts, Dr. E. J. Gumbel, in seinem Amt als Privatdozent belassen. Diese Entscheidung ist von der Fakultät in einem längern Gutachten vor ihren nationalistischen Anhängern entschuldigt worden. Darin heißt es:
Gumbel sei ein politischer Fanatiker, dem der persönliche Mut und die ideologischen Unterlagen nicht abgesprochen werden können. Jedoch sei in seiner politischen Tätigkeit nicht der leiseste Einfluß wissenschaftlicher Qualitäten zu spüren, vielmehr sei ein Tiefstand des geistigen Niveaus und ein vollkommener Mangel an Objektivität der hervorstechendste Zug. So sehr die Fakultät die Empfindungen der durch Gumbels Handlungsweise Betroffenen teile . . .
Selbstverständlich hat die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg das Recht, über Privatdozenten ihres Lehrkörpers Urteile abzugeben; diese Urteile dürfen, wenn sie sachlich wie dieses hier sind, scharf und abfällig sein. Nur sei eine kleine Anmerkung erlaubt.

Gedenktafel_in_Sanary-sur-MerWo sich heute das geistige Leben abspielt, ist schwer zu sagen. Welche Bedeutung ihm in der Blüte des kapitalistischen Zeitalters zukommt, ist wieder eine andre Frage. Sicherlich aber sind die deutschen Universitäten nicht mehr das, was sie einmal gewesen sind: das Zentrum der geistigen Kräfte des Landes. Was sich im Rahmen dieses öden Beamtenbetriebes da heute abspielt, ist völlig unerheblich und für die geistige Struktur der wertvollen Geister gleichgültig. Unter gar keinen Umständen aber kann einem Werturteil einer Universitätsbehörde irgendwelcher Wert beigemessen werden, wenn es sich um moralische Dinge handelt. Einen Mann, der den Mord im politischen Leben verfolgt, moralisch zu verurteilen, mag einem Heiligen erlaubt sein; nicht aber Leuten, die jeden Wachtmeister im Kriege zum Ehrendoktor gestempelt, und die das Schlimmste in gemeiner Kriegshetze geleistet haben. Die Blamage der 93 Intellektuellen war zu klein: es hätten auch 930 sein können, und es wären nicht zu wenig gewesen. Die Theologen, die den lieben Gott zum Bezirkskommandeur machten; die Juristen, die nachwiesen, daß der deutsche Rechtsbruch in Belgien kein Rechtsbruch sei; die Mediziner, die dem Volk vorlogen, Hungern (der andern) sei gesund, und die ihre Lungenschwindsüchtigen in den gesunden Freiluftkurort am Chemin des Dames schickten; die Philosophen, die ihre lächerlichen Philosopheme nicht erst zu schütteln brauchten, bis die Moral dieser Staaten herausfiel -: sie sind wohl nicht ganz berufen, zu richten.
Die von Gumbel ‚Betroffenen‘ sind Mörder und Mordgesellen. Daß die Fakultät deren Empfindungen versteht, ist begreiflich. Daß sie aber wagt, von einem geistigen Niveau zu sprechen, unter dem sie seit etwa hundert Jahren ihrem Kärrnerbetrieb nachgeht, muß doch wohl zurückgewiesen werden.
Dr. Gumbel darf stolz auf sein Werk sein – was die Gutachten der Beamten angeht, so steht er über ihnen.
Er soll gesagt haben: »Die Soldaten sind – ich will nicht sagen: auf dem Felde der Unehre gefallen«, und deshalb ist gegen ihn eingeschritten worden.
Den Denunzianten unter seinen Kollegen und unter den Studenten sei gesagt: Das moderne Schlachtfeld ist weder ein Feld der Ehre noch ein Feld der Unehre. Es ist die Abdeckerei der Kaufleute, wo Sadisten, Ruhmbesoffene, wertloses Gesindel und Unschuldige, Unschuldige, Unschuldige ermordet werden.
Ignaz Wrobel (i.e. Kurt Tucholsky) in Die Weltbühne, 30.06.1925