Kluge Schreiber
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Es ist doch schließlich Heiligabend heute!
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Ein Buch von/über Willi Hoffmeister
Von der VVN kam folgende Mitteilung:
Hallo Kolleg:innen, Mitstreiter:innen!
Es wird auf diese Neuerscheinung hingewiesen. Und es wird ihnen/euch allen anempfohlen.
Mit solidarischem Gruß
Ulrich Sander
Ein ungewöhnliches Buch ist dies „Die Faust nicht nur in der Tasche ballen“. Das Buch handelt von einem Vertreter der Arbeiterklasse wie kaum einem zweiten, einem Gewerkschafter, Antifaschisten , Friedenskämpfer und Kommunisten. „Willi Hoffmeister war nicht der große Redner, nicht die Gallionsfigur, nicht der Frontmann für die Schlagzeilen. Er war einer, der alles zusammenhielt,der alles in Gang hielt, auf den wir uns verlassen konnten. Was weiß dieses Land von seinen Besten?“ (aus der Kulturzeitschrift „Der Metzger“) Der Stahlarbeiter Willi Hoffmeister (1933-1921) setzte sich als Betriebsrat unermüdlich für seine Kolleginnen und Kollegen ein, er war Ostermarschierer der ersten Stunde und als Streiter für die Gerechtigkeit ein Vorbild. Willi Hoffmeister schrieb seine Erinnerungen auf, und legte damit – wie lange keiner mehr – ein literarisches Zeugnis aus der Arbeitswelt und dem Leben kleiner Leute ab. Einige Mitstreiter:innen haben zudem mit diesem Buch ihren Beitrag zur Ergänzung seiner Autobiografie geleistet. Diese handelt vom lebenslangen Kampf für ein anderes, ein besseres Deutschland, für ein Land ohne Rüstung und Militär, ohne Nazis, ein Land, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht das Kapital. Hoffmeister genoss höchstes Ansehen im Betrieb und in der Region um Dortmund. Das Bundesverdienstkreuz – beantragt vom DGB – bekam er am 30. Juli 2021 noch am Krankenbett ausgehändigt. Obwohl Willi diese Auszeichnung auch kritisch sah, hat er sich über diese Würdigung seiner politischen Arbeit gefreut, er widmete es auch der Friedens- und Arbeiterbewegung an der Ruhr. – Auf der Titelseite steht ein Zitat von Fasia Jansen: „Wenn wir das nicht aufschreiben, dann glaubt uns das hinterher kein Mensch. Wir müssen unsere Geschichte selber schreiben, die schreiben nicht über uns.“ (Eintrag beim Hungerstreik der Hoesch-Frauen, 1981).
„Die Hand nicht nur in der Tasche ballen“ – Das Willi Hoffmeister Buch,
hg. von Ulrich Sander (VVN-BdA) und Felix Oekentorp (DFG/VK)
Neue Impulse Verlag Essen, 200 Seiten. 16,80 €,
Das Buch ist in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich (auch im Versand)
Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg (Nezudorf)
Emil-Adresse: bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de
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Deckel drauf!
Aktionstag gegen Rassismus
Am Samstag, den 19. März 2022 findet in Duisburg auf der Königstraße der Aktionstag gegen Rassismus statt.
Schade, daß sowas sein muß! Gut, daß es gemacht wird.
Zahlreiche Organisationen und Initiativen beteiligen sich.
Die Seebrücke ist dabei und das DISS,
der DGB, die IG Metall,
die Gesamtschule Globus, der Flüchtlingsrat,
Amnesty International, die AWO,
und viele andere.
Weitere Informationen findet man hier.
Willi Hoffmeister
Die VVN teilte uns mit:
Unser Kamerad Willi Hoffmeister ist am 3.8.2021 im Alter von 88 Jahren gestorben.
Willi Hoffmeister wurde 1933 im Landkreis Lübbecke geboren. Willi hatte als Kind die Schrecken des Krieges und des Faschismus erlebt. Seine Eltern waren Antifaschisten und sein Onkel Franz wurde schon 1934 als Kommunist im KZ eingekerkert. Onkel Franz kam krank nach elfjähriger Haft aus dem KZ zurück und gab ihm mit auf dem Weg: „Junge, tu alles, damit es nie wieder zu Faschismus und Krieg kommt.“ Diese Aufforderung wurde zu seinem Leitspruch:
1948 war er Mitbegründer einer FDJ-Gruppe im Landkreis Lübbecke.
Nach dem Verbot der FDJ blieb Willi seiner Überzeugung treu und wurde Mitglied der KPD. Er ließ sich von den starken staatlichen Repressionen gegen Kommunisten und Antifaschisten nicht einschüchtern und wurde Mitglied der Vereinigten Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und der DKP. Willi organisierte sich in der Gewerkschaft. Zuerst bei der ÖTV und später bei der IG Metall. Er wurde Vertrauensmann und später freigestelltes Betriebsratsmitglied.
Aus Protest gegen die Remilitarisierung unter Adenauer mit dem Ziel Atomwaffen zu besitzen entstand die Ostermarschbewegung. 1961 führte der erste Ostermarsch Ruhr von Duisburg nach Dortmund, quer durch das Ruhrgebiet. Willi war von Anfang an dabei. Die ersten zehn Jahre als Mitdemonstrant. Ab 1971 als Mitorganisator und in den letzten Jahrzehnten war er einer der Organisatoren des heutigen Ostermarsch Rhein-Ruhr. Es nicht vermessen zu behaupten, dass ohne Willi der Ostermarsch Rhein-Ruhr in der heutigen Form wohl nicht mehr bestehen würde.
Er engagierte sich seit Jahrzehnten in der Friedens- und Ostermarschbewegung, dem Dortmunder Friedensforum, der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), dem Kasseler Friedensratschlag, der Friedensversammlung Rhein-Ruhr ( früher Ostermarsch Rhein-Ruhr-Komitee), dem Bündnis »Dortmund gegen rechts«, dem Runden Tisch „Nordstadt gegen rechts“.
Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit kämpfte er für Frieden, eine bessere, gerechtere Welt und gegen Faschismus. Zuhören können und bei Problemen nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, das war ihm immer wichtig und zeichnete ihn aus.
Am 30.07.2021 bekam Willi das Bundesverdienstkreuz am Krankenbett verliehen. Willi sah diese Auszeichnung sehr kritisch. Er nahm sie nur an, da er damit seine und die Arbeit seiner Mitstreiter*innen in der Friedensbewegung und in der antifaschistischen Arbeit gewürdigt sah.
Willis Tod reißt eine große Lücke in der Friedensbewegung und im antifaschistischen Kampf. Wir werden versuchen seine Arbeit fortzusetzen.
Was weiß dieses Land von seinen Besten?
Nach Polizei-Übergriffen: ver.di fordert Aufklärung
Pressemitteilung vom 28. Juni:
ver.di NRW fordert umfassende Aufklärung der Vorkommnisse auf der Demonstration am 26.06. in Düsseldorf
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) zeigt sich irritiert über die Vorkommnisse auf der Demonstration gegen das geplante Versammlungsgesetz der Landesregierung am 26. Juni in Düsseldorf.
Gabriele Schmidt, Landesbezirksleiterin ver.di NRW, dazu:
„Es schien, als wäre der Gesetzentwurf der Landesregierung zum Versammlungsgesetz für die Polizei schon beschlossen und umgesetzt. Zumindest lassen die Maßnahmen darauf schließen. Minister Reul muss für eine lückenlose Aufklärung sorgen.“
Unter anderem wurden Zelte zur Personenüberprüfung am Düsseldorfer Hauptbahnhof eingesetzt, zudem gab es den Ausschluss von Teilgruppen ohne Abstimmung mit der Versammlungsleitung und Demonstrationsteilnehmer*innen wurden bis in die Abendstunden eingekesselt und zum Teil wegen Kreislaufproblemen behandelt. Nach Information von Demonstrationsteilnehmer*innen gab es sogar Verletzte. Den Eingekesselten wurden offensichtlich noch nicht einmal Toiletten zur Verfügung gestellt, obwohl sie bis in die späten Abendstunden festgehalten wurden. Außerdem berichtete ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur, dass er von einem Polizeibeamten mehrfach mit einem Schlagstock geschlagen worden sei.
„Der Gesetzentwurf der Landesregierung ist noch nicht verabschiedet! Die Vorkommnisse von Samstag zeigen, dass zukünftig mit gravierenden Eingriffen in die Versammlungsfreiheit zu rechnen ist.“, so Schmidt.
Deshalb lehnt ver.di den Gesetzentwurf der Landesregierung zum Versammlungsgesetz ab. Die Landesleiterin Gabriele Schmidt machte diese Haltung bereits in der Sitzung des Rechts- und Innenausschusses als geladene Sachverständige deutlich.
Das geht uns alle an
Die Demontage und du und ich
Morgen wird gewählt (in Nordrhein-Westfalen), und der Deutsche Gewerkschaftsbund sagt was Wahres
„Wo waren Sie letzten Samstag? Warum war der Laden zu?“
Wir waren am Samstag in Düsseldorf: Landesdegiertenkonferenz der VVN-BdA. Das gehört sich so.
Haus der guten Einstellung.
Wir sind mal wieder ganz früh da. Die anderen kommen noch.
Und da sind sie schon:
Seit Jahrzehnten ist der Weltbühne-Büchertisch Gast bei den Landesdelegiertenkonferenzen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten.
Büchertisch mit niemand dahinter.
Büchertisch mit jemand dahinter.
Nach der Revolution gibt es Kaffee und Kuchen.
Manchmal aber schon vor dem Bericht der Antragskommission.
WIE VIEL SCHÖNER IST DAS LEBEN,
WENN EINEN KAFFEE ES TUT GEBEN!
Eckart Spoo
„Der Journalist und Publizist Eckart Spoo ist am Donnerstag, dem 15. Dezember, in Berlin gestorben, vier Tage vor seinem 80. Geburtstag. Als Kind erlebte er Krieg und Faschismus in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach und im Fluchtort Harz; dies hat sein ganzes Leben geprägt. Mehr als drei Jahrzehnte schrieb er als Korrespondent der Frankfurter Rundschau Zeitungsgeschichte. Er galt als unbequemer Fragesteller in Pressekonferenzen und deckte manchen Skandal auf. Von 1970 bis 1986 war er Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union (dju).“
Den vollständigen Nachruf von Hans Springstein auf Eckart Spoo (1936-2016) im Freitag können Sie hier lesen.

Eckart Spoo. Foto: Justus Nußbaum Wikimedia Commons
Eckart Spoo wird den meisten bekannt sein als maßgeblicher Herausgeber der Zeitschrift Ossietzky, die er 1997 gründete. Diese zweiwöchentlich erscheinende Zeitschrift im Din-A5-Format mit der ziegelroten Umschlag erinnert von Konzept und Erscheinungsbild, vor allem vom antimilitaristischen und antifaschistischen Standpunkt sehr an die 1918 von Siegfried Jacobsohn gegründete Zeitschrift Weltbühne, und das ist auch beabsichtigt.
„Weltbühne“ sollte sie zuerst auch heißen, als Wiedergründung. Auf diese sinnfällige Namensgebung wurde – zur Vermeidung eines sicherlich sehr langwierigen Streits um Namensrechte mit ungewissem Ausgang – verzichtet. So wurde dem Blatt der Name des langjährigen Weltbühne-Herausgebers Carl von Ossietzky gegeben.
Wieso konnte, nachdem die Weltbühne nach der Machtübergabe an die Faschisten 1933 im Exil herausgegeben wurde und dann, von Maud von Ossietzky 1946 wiedergegründet, in Berlin (DDR) weitererschien (eingestellt 1993) nicht weiterhin ihren Namen behalten? Diese mit fragwürdigen Ansprüchen gespickte Geschichte aufzuschreiben habe ich mir vorgenommen.
Daß die von Magda Gorny und mir gegründete Buchhandlung „Weltbühne“ heißt ist nat+rlich auch kein Zufall.
Wieso eigentlich immer „Kessel des Monats“?
Mit der Rubrik „Kessel des Monats“ hat es natürlich, wie Sie sich denken können, eine besondere Bewandtnis.
In den 70er Jahren waren Magda und ich manchmal auf Zusammenkünften anwesend von diversen meist nicht parteigebundenen linken Individuen und Gruppen, die veranstaltet wurden zwecks Kennenlernen und Vernetzen (alles so unter der Ägide von SB Offenbach, hatte auch was mit der Zeitschrift Revier zu tun). Da waren also hauptsächlich Intellektuelle aus dem Uni-Milieu, aber ebenso Betriebsräte und Gewerkschaftler (Gewerkschaftslinke).
Einer von denen war der Betriebsratsvorsitzende von Küppersbusch.
Ein anderer war einer aus dem Betriebsrat von Standardkessel Meiderich. Der redete sinnfällig und kenntnisreich über Themen, die weit über die Betriebs- und Gewerkschaftsthematik hinausgingen, zum Beispiel über Frauenbewegung und Geschlechterverhältnis in der Geschichte und über die Ursache allen Übels in der Unterdrückung der Frau. Mit Marcuse kannte der sich auch aus.
Ich dachte mir: Da muß ich doch mal Ausschau halten ob es überhaupt so viele Kessel gibt in unserer Region, ob es einen solchen Kessel-Bedarf gibt, daß die Firma sich einen Philosophen auf ihrer Gehaltsliste leisten kann.
Jetz abber:
9. November!
„Armseliger können die Gewerkschaften, kann die Duisburger Zivilgesellschaft ihre Ignoranz nicht verbrämen.“
So endet ein Bericht im Weblog „Ruhrbarone“ mit der Überschrift: „Immer wieder Montags: Pegida in Duisburg“ (Verfasser: Thomas Meiser).
„Könnte aber nicht ganz Duisburg, nächsten Montag, am 9. November, am Gedenktag der Pogromnacht auf die Strasse gehen gegen Rechts, also auch gegen Pegida?“ heißt es in dem zitierten Bericht. Und armselig findet der Kommentator, was er vom DGB hörte: „Aus Führungskreisen des Duisburger DGB heisst es […] ‚Es gibt keinen Aufruf zu einer Gegenveranstaltung, Ende der Woche werden die Vorstände die Situation einschätzen, wir lassen uns das Drehbuch nicht von rechten Hetzern vorschreiben.’“
Was so ein richtiger deutscher Gewerkschaftssprecher ist, der läßt sich auch nicht von einem kaputten Fernseher vorschreiben, wann er ins Bett zu gehen hat.
Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“
Die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ macht Station in Duisburg. Sie hat schon am 30. April begonnen, geht aber noch bis zum 21. Mai.
Die Ausstellung wurde gestaltet von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) und wird unterstützt von den Gewerkschaften IG Metall, ver.di und GEW sowie von der Stiftung Auschwitz-Komitee.
Die Ausstellung wird gezeigt im Evangelischen Familienbildungswerk, Hinter der Kirche 34, 47058 Duisburg (Duissern), montags bis donnerstags von 9 bis 20 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Am Freitag, 8. Mai werden die Exponate in der Salvatorkirche ausgestellt. Die Ausstellung ist an diesem Tag Teil des Gottesdienstes um 18.30 Uhr, in dem des 70. Jahrestages der Befreiung gedacht wird. Es predigt Superintendent Armin Schneider.
Aus den Erläuterungen zu den Exponaten:
Über 180 Todesopfer hat die neofaschistische und rassistische Gewalt seit 1990 bereits gefordert, möglicherweise ein Mehrfaches davon – weil Hinweise auf neofaschistische Tatmotive nicht verfolgt wurden.
Die Ausstellung will dazu beitragen, dass Neofaschismus nicht auf Dauer zum Alltag gehört. Sie informiert über dessen Ideologie und Praxis und benennt Ursachen für die Ausbreitung rassistischen, nationalistischen und militaristischen Denkens und Handelns.
Die Begriffe „Rechtsextremismus“, „Rechtsradikalismus“ usw. unterstellen, dass es sich um eine politische Randerscheinung unter vielen handelt. Der konkrete historische Hintergrund wird vernachlässigt.
Wir verwenden stattdessen die international üblichen Begriffe „Faschismus“ und „Neofaschismus“.
Wir wollen damit deutlich machen, dass sich diese politische Bewegung in ihrem Wesen nicht von ihren historischen Vorbildern seit Ende des Ersten Weltkrieges unterscheidet.
Ab 1918 organisierten sich in allen europäischen Ländern faschistische Kampfverbände, Terrorgruppen und Parteien. Ende der 1920er Jahre setzte sich in Deutschland Adolf Hitlers NSDAP zunehmend durch und gewann Massenunterstützung.
1933 wurde ihr mit Hilfe wichtiger Vertreter der Industrie, konservativer Politiker und Militärs die Macht übertragen. Der Terror gegen politische Gegner und alles von ihnen als »undeutsch« Diffamierte begann sofort. 1939 überfiel Nazi-Deutschland Polen und begann so einen imperialistischen Raub- und Vernichtungskrieg mit nie dagewesenen Massenverbrechen und Völkermorden.
Neofaschisten ordnen Menschen angeblichen Rassen mit unterschiedlichem Wert zu. Das zeigt sich heute oft in der Abwertung anderer Kulturen und der Unterstellung fehlender „Integrationsfähigkeit“ von Migranten.
Antisemitismus, Antiziganismus und Islamfeindschaft sind besondere Formen des Rassismus. Neofaschisten schüren Hass, sie verharmlosen oder leugnen die NS-Verbrechen.
Neofaschisten versuchen Männer und Frauen durch die Zuordnung von Geschlechterrollen zu disziplinieren und in ihr völkisches Weltbild einzubinden. Frauen werden auf eine letztlich dienende Rolle festgelegt.
Ehemalige Nazis und Mitläufer haben nach 1945 in Westdeutschland die Möglichkeit gehabt, wichtige Positionen in Staat und Gesellschaft wieder zu besetzen. Ein konsequenter Bruch mit den Inhalten und Werten des NS-Regimes wurde trotz des demokratischen Gegenentwurfs „Grundgesetz“ versäumt. So konnten sich auch offen neofaschistische Organisationen in einem Klima der Akzeptanz neu etablieren. In den 1960er Jahren begann eine zunehmend kritische gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem NS-Regime.
Nach 1945 wurden in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR Nazis und Kriegsverbrecher enteignet, verfolgt und aus dem Staatsdienst entfernt. Rassistische und antisemitische Einstellungsmuster wurden aber unterschätzt, weil man glaubte, mit der neuen Gesellschaft die Wurzeln des Faschismus beseitigt zu haben. Nach 1989 setzten sich neofaschistische Organisationen in den neuen Bundesländern erfolgreich fest und profitierten vom Zusammenbruch der DDR. Heute sind im Osten Deutschlands Rassismus und ein autoritäres Staatsverständnis stärker verbreitet als in Westen.
Neofaschistische Ideologie wird nicht im luftleeren Raum propagiert. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber Juden, Sinti und Roma, Migranten, Muslimen, Frauen, Homosexuellen, Obdachlosen und Erwerbslosen ist bei erheblichen Teilen der Bevölkerung verbreitet. An diese Vorurteile knüpfen in populistischer Manier auch immer wieder Politiker aus demokratischen Parteien sowie Medien an und öffnen so Spielräume für Neofaschisten.
In Netzwerken, Stiftungen und Traditionsverbänden treffen Neofaschisten und Konservative aufeinander und kooperieren. Gemeinsame Feindbilder und Ähnlichkeiten im Geschichtsbild verbinden sie mehr oder weniger stark.
In ganz Europa gewinnen rechtspopulistische Parteien und Organisationen zum Teil große Anhänger- und Wählerschaften. Inhaltlich und personell überschneiden sie sich mit dem Neofaschismus.
Männer und Frauen des Widerstandes, Verfolgte und Opfer des NS-Regimes gründeten 1947 die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“. 1971 öffnete sich die Organisation für jüngere Mitglieder als „VVN – Bund der Antifaschisten“. Sie ist die größte überparteiliche und generationenübergreifende antifaschistische Organisation in Deutschland.
Bundesgeschäftsstelle der VVN-BdA,
Franz-Mehring-Platz 1,
10243 Berlin
Weitere Informationen zur Ausstellung: http://www.neofa-ausstellung.vvn-bda.de/
Before the Flood oder It’s a Hard Rain
In Zwei Tagen wird der Ostermarsch beginnen. Unterdessen ist die Friedensbewegung in eine so hoffnungslos desolate Lage gekommen wie nie zuvor.
Jedoch: Während man allerorten bloß noch den Kopf schütteln kann, gibt es in Duisburg noch Grund zum Lachen.
Ein aktueller Nachtrag zur Berichterstattung in DER METZGER 113:
Schauen wir uns mal ein paar Dokumente an:
Das Bochumer Friedensplenum appellierte, sicherlich sich im Klaren darüber, daß es bei diesem Adressaten vergebliche Liebesmüh‘ ist:
„Das Duisburger Friedensforum will die Querfront-Band ‚Bandbreite‘ beim Ostermarsch auftreten lassen.
Das Bochumer Friedensplenum fordert das Duisburger Friedensforum auf, den antifaschistischen Konsens der Friedensbewegung nicht zu verlassen und der Musikgruppe ‚Die Bandbreite‘ keine Bühne auf dem Ostermarsch zu bieten. Die Bandbreite behauptet von sich links und antifaschistisch orientiert zu sein. Diese Behauptung steht in krassem Widerspruch zu dem Umfeld, in dem die Bandbreite immer wieder auftritt. Seit Marcel Wojnarowicz als Kopf der Bandbreite vor acht Jahren ein Interview mit der Jungen Freiheit gab, werden seine Kontakte zur äußersten Rechten kritisch beobachtet. Obwohl die Bandbreite das weiß, sucht sie immer wieder die Nähe zu rechten Gruppierungen. 2011 trat sie z. B. zusammen mit Funktionären der rechtspopulistischen ‚Schweizerischen Volkspartei‘ auf der Konferenz gegen das Bilderberger-Treffen in St. Moritz (Schweiz) auf.
Seit Jahren kooperiert die Bandbreite mit verschiedenen ‚Querfront-Projekten‘ insbesondere mit Jürgen Elsässer und der Redaktion seiner inzwischen ultra rechten Zeitschrift ‚Compact‘. Die Bandbreite hat für den Gründungskongress der ‚Reichsbürger‘ massiv geworben und ist dort aufgetreten.
Seit kurzem tritt die Bandbreite bei Kundgebungen der […] Gruppierung „Endgame“ auf.“
Das Bochumer Friedensplenum verweist auf eine Erklärung der DFG/VK vom 1. 3. 2015:
„Pegida, Hagida, Pegada, Endgame – es ist die gleiche Ideologie. Die DFG-VK stellt sich den Versuchen entgegen, Friedenspolitik als Vehikel für rassistische sowie rechtsradikale Forderungen und das Schüren von Hass auf ‚das Andere‘ zu nutzen. Der Einsatz für Frieden ist immer transnational, antifaschistisch und solidarisch. Die DFG-VK unterstützt die Proteste gegen die Demonstrationen der sogenannten ‚Europäer gegen die Amerikanisierung des Abendlandes‘. […]
Die Bandbreite als fester Bestandteil dieses politischen Spektrums hat auf dem Ostermarsch nichts zu suchen.“
Spät kommt sie, doch immerhin: sie kommt: die Absage an die Leute, die Friedenspolitik als Vehikel für rechte Forderungen nutzen wollen. Ach, wäre der Gesamtverband von Anfang an so konsequent gewesen wie seine Duisburger Gruppe, sich auf den lechts/rinken bzw. rinks/lechten „Friedenswinter“ gar nicht erst einzulassen. Das Problem liegt nämlich keineswegs bloß in der typischen Duisburger Verwirrung. Der einzige Unterschied ist doch, daß man es in Duisburg nur noch etwas toller treibt als anderswo.
Auf Telepolis war zu lesen:
„Weil die Aktivisten [der traditionellen Friedensbewegung] immer wieder registrierten, dass ihre Aktionen nur wenig Zuspruch vor allem bei jungen Leuten fanden, versuchten sie eine neue Bündnispolitik. Schließlich hatten sich die sogenannten Friedensmahnwachen gebildet, die offiziell weder rechts noch links und ideologiefrei sein wollten und damit viele Verschwörungstheoretiker aller Couleur geradezu anzogen. Anfangs hatten noch viele Aktivisten der alten Friedensbewegung den Charakter dieser rechtsoffenen Friedensmahnwachen richtig erkannt und sind auf Distanz gegangen. Doch dann scheint bei den Friedensfunktionären die Verlockung, wieder Massen anführen zu können, zu groß geworden sein[,] und man kreierte den sogenannten Friedenswinter, das Bündnis zwischen alter Friedensbewegung und Mahnwachen und riskierte damit sogar, wichtige antimilitaristische Organisationen wie die VVN/BdA oder die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vor dem Kopf zu stoßen“
Es war sicherlich nicht bloß Verlockung, die auf die mit Schmierseife eingeriebene schiefe Ebene führte, sondern vor allem: Uninformiertheit und Orientierungslosigkeit: Lauter Leute, die den METZGER nicht lesen.
Doch nun die erlösende Nachricht:
„Die DFG-VK zieht ihre Unterstützung des ‚Friedenswinters‘ zurück.“
Was war der Anlaß dazu: Darüber Telepolis:
„Der unmittelbare Anlass für den Rückzug der DFG-VK [war] ein verbaler Ausfall des Mahnwachen-Aktivisten Ken Jebsen gegen den politischen Geschäftsführer der DFG-VK Monty Schädel. Auf einer Kundgebung bezeichnete der wegen seiner regressiven Israelkritik von einem Radiosender geschasste Moderator Schädel als Feind, der von der Nato gekauft ist. Damit reagierte Jebsen auf ein Interview, in dem Schädel eine kritische Bilanz des Friedenswinters zog und zu dem Fazit kam, dass dieser die Friedensbewegung nicht etwa voranbringt, sondern kaputt macht. Dabei äußerte Schädel auch Selbstkritik über seine Einschätzung der Abgrenzung der Mahnwachen nach rechts.“
Ja, so ist das mit diesen Verschwörungstrotteln: Kritiker werden zu von der Nato gekauften Feinden.
Am 31. März teilt die Partei „Die Linke“, Kreisverband Duisburg, ihren Mitgliedern mit:
„Liebe Genossinnen und Genossen,
DIE LINKE. Duisburg ruft dazu auf, am kommenden Samstag in Duisburg ein Zeichen gegen Krieg zu setzen.
Wir rufen anders als gewohnt NICHT zur Teilnahme an der Auftaktkundgebung auf. Dort wird die Band ‚Die Bandbreite‘ auftreten. Die Mehrheit der Organisatoren des Ostermarschs Ruhr-Ruhr distanziert sich ebenfalls von dieser Veranstaltung. Ebenso distanzieren sich die VVN-BdA NRW und DFG-VK NRW.
Die Bandbreite zeigte in der Vergangenheit große Nähe zu Verschwörungstheorien […]. Ebenso bezeichnen sie die Staatsformen der Bundesrepublik Deutschland und der V. Republik (die aktuelle) Frankreich als Faschismus. Dies macht es für den Kreisvorstand unmöglich zu einer Veranstaltung mit dieser Band auf zu rufen.
Wir sehen dennoch die enorme Notwendigkeit sich auch dieses Jahr wieder für den Frieden an Ostern zu engagieren. Deshalb bieten wir an, zu unserer Kundgebung um 11:30 Uhr am Averdunkplatz zu kommen. Dort wollen wir den Ostermarsch empfangen, an seiner Zwischenkundgebung teilnehmen und gemeinsam nach Düsseldorf fahren.
Mit friedlichen Grüßen
Euer Kreisvorstand“
Da wird ja mal so richtig mit dem Hämmerchen auf den Tisch gehauen. Bloß, daß in der Pressemitteilung und in dem Flugblatt zu dieser Parallel-Kundgebung die brisanten Gründe nicht genannt werden.
Schließlich hat sich auch noch das erstaunliche Duisburger Friedensforum zu Wort gemeldet. Mit Datum 1. März gibt es bekannt, was es am 25. März beschlossen hat. Aber das ist nicht die einzige Ungereimtheit:
„Warum wir die Band ‚Die Bandbreite‘ beim Ostermarsch 2015 in Duisburg auftreten lassen
‚Unser Marsch ist eine gute Sache, weil er für eine gute Sache geht…‘, mit diesem Lied sind Ostermarschierer jahrelang für den Frieden durch die Bundesrepublik gezogen. Differenzen gab es in der Bewegung immer, doch das gemeinsame Ziel einte in der Aktion, und es gab mächtige Demonstrationen.
Dass es weiter eine starke einheitliche Friedensbewegung gibt, die in der Öffentlichkeit Gehör findet, ist unser wichtigstes Anliegen auch heute. Die Boykottkampagne gegen die Band ‚Die Bandbreite‘ und die damit verbundenen ausufernden verletzenden Diskussionen arbeitet diesem Ziel entgegen. Wir haben die Band bei Auftritten über die Jahre hinweg als eindeutig antifaschistisch, antirassistisch, Gewalt ablehnend und den Frieden in der Welt fordernd erlebt. Sie prangern an, welche Kräfte immer wieder Kriege provozieren. Wir haben trotzdem reiflich überlegt, bevor wir sie baten, bei uns in diesem Jahr wieder aufzutreten.
Die Intrigen, die gegen ‚Die Bandbreite‘ betrieben werden, beruhen in höchstem Maße auf unzutreffenden Anschuldigungen. Wir wollen mit dem Auftritt dem großen Unrecht, das der Band geschieht, entgegen wirken. Dieser ständig betriebene Rufmord betrifft nicht die Band allein. Die Friedensbewegung insgesamt soll durch diese haltlosen Vorwürfe – auch gegen andere Einzelpersonen – getroffen und geschwächt werden. Wozu?
Dazu nur ein Beispiel: Ca. 80 Prozent der Bevölkerung in unserem Land lehnen Einsätze der Bundeswehr in der Ukraine ab. Artikuliert wird diese Ablehnung durch die weit verzweigte Friedensbewegung, und sie soll diskreditiert und mundtot gemacht werden. […]
Im Sinne einer Stärkung der Friedensbewegung ‚plädieren wir für verbale Abrüstung‘.“
Eine einseitige Abrüstung, für die hier plädiert wird: die Kritiker sollen still sein, während das Friedensforum die Unverfrorenheit besitzt, über mich wiederholt zu behaupten, ich hätte nichts in den Händen, und den Kritikern Absichten zu unterstellen! Der Verschwörungsglaube hat die Urteilsfähigkeit aufgefressen, und übriggeblieben ist der spießbürgerliche Abwehrreflex gegen Information und besseres Wissen.
„Nicht die Wirrköpfe, sondern die Kritiker schaden der guten Sache“, sagten die Wirrköpfe.
Ich fürchte, das wird uns noch lange beschäftigen.
Vor Auto-Signalhornochsen pünktlich um 18 Uhr 30 wird gewarnt
Über das Pro-und-contra-Pegida-Happening vor einer Woche ist im Antifa-Infoportal Duisburg ein Kommentar zu lesen. Hier ein Auszug:
(…) An der Pegida-Demonstration nahmen ungefähr 400 „besorgte Bürger“, rechte Hooligans, Rechtspopulisten und Neonazis teil. Angeführt wurde die Demo u.a. von Paul Spätling, einem Pastor aus Emmerich, dem mittlerweile das Bistum Münster die Predigterlaubnis entzogen hat (…).
Wie schon im Vorfeld vermutet war die Distanzierung der Pegida-NRW-Organisatoren von „Rechtsextremen“ in ihrem Aufruf eine glatte Lüge. Am Montag stellten nämlich die zahlreichen Neonazis und Rechtspopulist einen großen und willkommenen Anteil des Pegida-Aufmarsches. Von weitem schon war die Fahne der extrem rechten „German Defence League“ zu sehen. Außerdem befand sich in den ersten Reihen die Fahne des rassistischen und islamfeindlichen Blogs „pi-news“ – getragen von einer Frau mit einem Button der „Identitären Bewegung“. (…). Auch Mario Malonn, dessen Austritt bei Pro NRW nichts an seiner politischen Einstellung geändert hat, nahm an der Demo zusammen mit Andre Maniera, dem Landesvorsitzenden der Republikaner NRW, teil. Außerdem waren Mitglieder der NPD (…) anwesend. Des Weiteren waren zahlreiche rechte Hooligans aus dem HoGeSa-Spektrum und von der Division Duisburg dabei.
Der Abend hat gezeigt, dass nicht nur Pegidas „Distanzierung“ von Rechts leere Worte waren, sondern auch das Neutralitätsgebot der Polizei. Diese drückte ihre Zustimmung zu Pegidas Thesen mit der Hupe ihres am Kundgebungsplatz geparkten Einsatzfahrzeuges aus. Zuvor wurde von den Dresdener Pegida-Organisatoren folgender Aufruf veröffentlicht: „als Zeichen gilt für morgen Abend, Lichter und Nationalfahnen zu Hause! Auto-Signalhorn und Hupen Punkt 18:30 Uhr in ganz Deutschland/ Europa!!!“.
Doch das ist eigentlich nur die Spitze des Eisbergs von dem was sich die Polizei am Montag geleistet hat. Die Initiative gegen Duisburger Zustände berichtet, dass ihre Kundgebung von einer Horde Polizeibeamter überfallartig und ohne einen erkennbaren Anlass gestürmt wurde. Dabei droschen mehrere Polizisten mit Schlagstöcken wüst und blindwütig auf alle Umstehenden, derer sie irgendwie habhaft werden konnten, ein.
(…) Das Netzwerk gegen Rechts berichtet ebenfalls von völlig unverhältnismäßigen Angriffen der Polizei gegen Gegendemonstranten. Als etwa 30 bis 50 Neonazis und Hooligans versuchten die Kundgebung des Netzwerks gegen Rechts am Bahnhof anzugreifen, hatte die Polizei alle Zeit der Welt bevor sie sich bequemte der Aufforderung einzugreifen nachzukommen. (…) In der Presse wird der Umstand allerdings entweder überhaupt nicht erwähnt oder fälschlicherweise als „Auseinandersetzung von kleinen Personengruppen“ beschrieben, da WAZ und RP die Meldungen der Polizei unhinterfragt übernahmen. (…)
Unseren Beobachtungen nach nahmen etwa 400 an der Pegida-Demonstration teil, diesen standen insgesamt etwa 5000 Gegendemonstranten gegenüber, die sich allerdings auf mehrere Kundgebungen verteilten. Nur etwa 1000 davon standen Pegida am Bahnhof wirklich gegenüber, während etwa 100 bei der Kundgebung der Initiative gegen Duisburger Zustände am Kaufhof waren und etwa 4000 bei der Kundgebung des DGB vor dem Stadttheater standen und den Reden von Sören Link & co lauschten.
Derselbe Sören Link, der sich jetzt gegen Pegida aussprach, setzte 2013 auf einen Dialog mit den rassistischen Bürgern in Bergheim und Neumühl und sprach auf einer Kundgebung gegen „Pro Deutschland“ in Bergheim lieber von Wiedereinreisesperren gegen bulgarische und rumänische EU-Bürgern und von „rechten und linken Krawalltouristen“ als von der dringend notwendigen Rassismuskritik. Dass es auf der DGB-Kundgebung außer den üblichen Phrasen wie tolerant wir alle seien, keine radikale Rassismuskritik geben wird, war bereits absehbar. (…)
Am kommenden Montag (das ist heute! H.L.) wird sich Pegida wieder in Duisburg versammeln. (…) Dass der DGB diesmal nicht zu Gegenprotesten aufruft, zeigt, dass ihre Kundgebung am 19. Januar nur symbolischen Wert (im Sinne von „Flagge zeigen“ oder „Bratwurst grillen“ gegen Rechts) hatte und mehr eine Alibi-Veranstaltung war. Vor diesem Hintergrund ist es um so wichtiger, dass die anderen beiden Kundgebungen mehr als nur „Flagge zeigen“. Auch wenn die unterschiedlichen Bündnisse aus unterschiedlichen Gründen keine gemeinsame Kundgebung machen wollen, ist ein sinnvolles Agieren gegen Pegida durch strategisches Platzieren an der Route möglich. Es macht nämlich durchaus Sinn mehrere Kundgebungen anzumelden, doch diese sollten Pegida umzingeln und stoppen. Selbst die WAZ schreibt, dass zersplitterte Gegendemos nur Pegida nutzen.
In diesem Sinne: Kommt am Montag in die Innenstadt, kommt zu der Kundgebung, die strategisch Sinn macht! Zeigen wir Pegida gemeinsam, dass sie in Duisburg nicht erwünscht sind! Gegen Rassismus und geistige Brandstiftung! Für eine solidarische Gesellschaft!
17:30 Bahnhofsvorplatz Kundgebung des Duisburger Netzwerks gegen Rechts und des Bündnisses Duisburg stellt sich quer
17:30 vor Galeria Kaufhof Kundgebung der Initiative gegen Duisburger Zustände Aufruf der Gruppen Creme Critique & Emanzipatorische Antifa Duisburg
Blasiert
Ach, der ist ja auch noch da! Thomas Meiser, Journalist, den ich schon kannte, als er schon so klein war, äußert sich im Internet zum bevorstehenden besonderen 1. Mai in Duisburg:
„Mittwoch Abend. Im Versammlungsraum des Kleinen Prinzen unweit des Rathauses haben sich rund zwei Dutzend Institutionenvertreter eingefunden. Der Evangelenchef ist dabei, Duisburgs Superintendent Armin Schneider.“
„Evangelenchef“ ist wohl der Chef der „Evangelen“. Haben die einen Chef?
„Der Verdi-Chef ist dabei, deren (sic!) lokaler Geschäftsführer Thomas Keuer. Der DGB ist dabei, auch in Person des ehemaligen Vorsitzenden, des Landtagsmitgliedes Rainer Bischoff.
Es geht den Honoratioren darum, Protest zu zeigen gegen eine Demo der NPD zu Beginn des nächsten Monats.
[…]
So wurde eine Demonstration von Duisburgs Zivilgesellschaft angemeldet. Startend am Hauptbahnhof, die Innenstadt entlang. Bis zum Lehmbruck-Museum.
Ein schon in vergleichbares Fällen (sic!) bewährtes Bündnis, die ‘Aktionsgemeinschaft für Toleranz und Zivilcourage’ wird diese Demonstration veranstalten. […] Dazu wird es ein Kulturprogramm geben: Zwischen Landgericht, Forum und Stadttheater“
vulgo: auf dem König-Heinrich-Platz
„werden die Duisburger Philharmoniker aufspielen.“
Die spielen nicht einfach, nein. Sie spielen „auf“.
„Und der weltberühmte Duisburger Gitarrist Peter Bursch mit seiner klassischen Band Bröselmaschine.“
Daß Peter Bursch mit seiner Revival-Band („klassisch“) in der Welt berühmter ist als Thomas Meiser, scheint ein Übel zu sein, das den drückt.
„Reden werden gehalten werden. Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link (SPD)“
wird nicht einfach die Eröffnungsrede halten, sondern
„wird es sich nicht nehmen lassen werden (sic!), die Eröffnungsrede zu halten.“
Et cetra pepé.
Thomas Meiser, wie man ihn kennt: mit stolz erhobener Nase und einem klaren und deutlichen „Hu, äh!“
Der schreibt wie der Sohn eines reichen Vaters, der aber auch nichts anderes ist als der Sohn eines reichen Vaters und sich ärgert, weil er der Sohn eines reichen Vaters gern wäre.
1. Mai – diesmal etwas anders
Am 1. Mai werden in Duisburg die Faschisten und Rechtspopulisten aufmarschieren. Sowohl die NPD als auch „Pro NRW“ haben Kundgebungen angekündigt, die als Provokation gegen die Gewerkschaftsbewegung aufgefasst werden müssen. Der DGB will sich jedoch nicht von seinem Konzept abbringen lassen, wie jedes Jahr im Landschaftspark Nord sein „Familienfest“ abzuhalten.
So ganz und gar ignorieren wird der DGB die rechten Provokationen allerdings nicht:
Am Dienstag, 29. April um 18 Uhr im Julius-Birck-Saal im DGB-Haus am Stapeltor findrt eine Veranstaltung statt:
Am 1. Mai 2014 wollen NPD und Pro NRW in Duisburg aufmarschieren. Warum haben sie sich gerade diese Stadt ausgesucht? Wie konnten extrem rechte und rechtspopulistische Parteien bei der Bundestagswahl im September 2013 überdurchschnittliche Ergebnisse in Duisburg erzielen? Und wie kommt es, dass die rechtspopulistische Splitterpartei Pro NRW im Oktober 2013 von 200 jubelnden Menschen in Duisburg-Neumühl empfangen wurde?
Alexandra Graevskaia (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung) wird in ihrem Vortrag auf die Akteure im Diskurs eingehen und aufzeigen was den Rechtspopulismus in Duisburg bestärkt hat.
Die Duisburger Studentenzeitung akduell kündigt dür den 1. Mai einen Liveticker an:
http://akduell.de/2014/04/ankuendigung-akduell-liveticker-zum-1-mai/
Für den 1. Mai hat die Weiterlesen
Schöne Grüße vom Ostermarsch!
Bilder, die für sich was sagen: Bilder vom Ostermarsch 1987 (Duisburg, Essen, Dortmund), aus dem Bildarchiv der DFG-VK (Gruppe Duisburg).
Diese 9 Bilder sind als POSTKARTENSERIE erschienen.
Gibt es noch Leute, die wissen, was eine Postkarte ist? Eine Bildpostkarte? Man nannte sie auch „Ansichtskarte“.
Postkarten werden von der Post immer noch befördert, und manche Leute freuen sich, wenn sie eine Postkarte bekommen – als schönen Gruß aus der materiellen Welt. Man muß sie nicht verschicken. Man kann sie auch an die Wand hängen oder sonstwie aufbewahren.
Es gibt Leute, die Postkarten sammeln, und es gibt Leute, denen man empfehlen sollte, damit anzufangen. Denn die Postkarte ist ein universelles und mitunter subversives Medium: in der Form stringent (DIN-A6, Hoch- oder Querformat), in der Thematik geradezu unbegrenzt.
Der meistens unvermeidliche Infostand der DFG-VK.
Wer genau hinguckt, erkennt den Zweimetermann mit Schlips: Henning Scherf.
Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime begrüßen den Ostermarsch. Bruno Bachler spricht.
Wer genau hinguckt, erkennt Dietmar Schönherr (am Mikrophon).
Die Postkartenserie Ostermarsch 1987 (1 bis 9) ist für 10 Euro erhältlich (einschließlich Porto).
Die Motive sind auch einzeln erhältlich (Stückpreis: 1 Euro).
Bestelladresse: DFG-VK c/o Buchh. Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg.
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de
DFG-VK heißt: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner.
Und: Es gibt aus unserer Werkstatt noch viele andere Postkarten.
Und: Dran denken: Ostermarsch 2014!