Sie werben mit dem Slogan „Das Wir gewinnt“.
„Wir“ ist kein Substantiv, sondern ein Personalpronomen, und zwar: erste Person Plural. Auf Deutsch würde der Satz richtig lauten: „Wir gewinnen“.
Ich erinnere mich noch mit Grauen an den Slogan „Der Friseur gibt dem Ich neuen Schwung“. Der Dativ von „ich“ ist nicht „dem Ich“, sondern: „mir“.
Man sagt ja auch nicht: „Können Sie dem Ich sagen, wie spät es ist?“, sondern: „Können Sie mir sagen, wie spät es ist?“. Man sagt: „Morgen komme ich dich besuchen“, und nicht „Morgen besuche ich das Du“.
Hier will ich Ihnen jetzt mal sagen, daß man auch nicht „im Hier und Jetzt“ ganz entspannt sein kann. Man kann sich hier entspannen, man kann sich jetzt entspannen, aber „im Hier und Jetzt“ kann man sich nur verkrampfen.
Ich verstehe schon, was Sie sagen wollen. Irgendwas mit „Wir-Gefühl“ und so. Aber versuchen Sie das doch mal so auszudrücken, daß von der Grammatik noch etwas übrigbleibt. Sonst ich schmeißen in der Wasser du.
P.S.: Jetzt kommt auch noch der Steinbrück mit „Das Wir entscheidet“!
Lieber Helmut, ich stimme Dir soweit zu bis auf den Teil über „Hier & Jetzt“ – zum einen weil es sich dabei um eine durch das von Thoma Morus geprägte Wortspiel Nowhere (Nirgendwo) und Now-here (jetzt hier) handelt, die als Redewendung ins Deutsche übernommen wurde um auf die Realisierung von etwas zu pochen, das noch nicht realsiert ist, zum anderen darum, weil die bis dato beste Reflexion zum Thema „Hier und Jetzt“ sich bei Hegel in der Phänomenologie findet, im Kapitel Bewusstsein, dort im Abschnitt über die Gewissheit.
Was es in der Tat nicht gibt und auch nicht geben kann, das ist das Wort Situationismus – laut Debord wird es nur von Anti-Situationisten gebraucht, die es wohl auch erfunden haben müsssen … Du benutzt dieses Wort ganz selbstverständlich, aber als Anti-Situationisten kann Dich wohl trotzdem keiner bezeichnen …
In diesem Sinne! Situationistische Grüße!
Marvin
Der Slogan „Das Wir gewinnt“ wurde erschaffen auch nicht von der Aktion Mensch, sondern von beauftragten Werbeheinis, die von Thomas Morus und von Hegel überhaupt nichts halten, und zwar deshalb, weil die die nicht kennen („Morus? Helgel? Kennen wir nicht. Wer soll das schon sein?“).
Wenn ich Humor hätte, würde ich jetzt fragen: „Guy Debord? Wer ist das?“ – aber erst, nachdem ich beim Amtsgericht einen Verein namens „Situationistische Internationale“ hätte eintrgen lassen.
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