Was der Bauer nicht frißt, das kennt er nicht

Kommunalwahl. In Duisburg: 10 Prozent für AfD. Und am Sonntag war hier Pegida aufgetreten. Ein paar Anmerkungen:

[…] Auch ich bin vaterlos aufgewachsen. Darin unterschied ich mich von den meisten meines Jahrgangs. Ich gehöre nicht zu den Jahrgängen, deren Väter nach dem Zeugungsakt einem Marschbefehl zu folgen hatten und dann vielleicht gar nicht mehr zurückkamen oder, wenn sie Glück hatten, in Gefangenschaft gerieten und dann für ein paar Jahre davon abgehalten wurden, in die Entwicklung ihrer Kinder störend einzugreifen. Auch war in den Jahren meiner Kindheit die Scheidungsrate leider noch sehr niedrig. Die anderen hatten fast alle einen Vater, ich nicht. Ich wurde deswegen bedauert.
Wenn andere Kinder meines Alters mal ihren Vater erwähnten, dachte ich: Mensch, hab‘ ich ein Glück! Und wie man sieht ist aus mir das geworden, was ich werden wollte – was kaum einem der Väter meiner Generation in den Kram gepaßt haben dürfte.
Diese Väter waren Versager auf der ganzen Linie, jedoch fest entschlossen, ihre Idiotie an die nachfolgende Generation weiterzugeben. Sie hatten nur gelernt, zu tun, was von ihnen erwartet wurde, also: sie hatten eigentlich gar nichts Vernünftiges gelernt. Es hatte nicht viel Mühe gemacht, ihnen jeden Rest von Mitgefühl auszutreiben, und nur zu gern sind sie der Maxime gefolgt, daß das Starke sich nur durchsetzen kann, wenn das Schwache ausgemerzt wird. (Das ist übrigens ein Zitat von Joseph Goebbels). Den Hitler haßten sie, weil er sie um den Endsieg betrogen hatte und sie in Verlegenheit brachte. Also hielten sie umso hartnäckiger an den Verhaltensmustern des Untertanen fest. Daß sie den Krieg verloren hatten, nahmen sie ihren Kindern übel. Für all den Dreck, durch den sie gekrochen waren und den sie gefressen hatten, wollten sie sich an ihren Familien schadlos halten. Der Krieg ruft nicht nach den Kriegern, sondern: umgekehrt! Der Krieg jedoch benötigt nicht so sehr Helden, sondern Feiglinge: Strammsteher, Befehlsempfänger, kaltherzige Hosenscheißer, zu keinem Mitgefühl fähig, außer für sich selbst. Die, für die der einzige Ort, an dem sie Orientierung finden, der Kasernenhof ist, machen das Wohnzimmer zu einem solchen. Die deutschen Väter meiner Zeit waren Duckmäuser, die im trauten Heim ein Feldwebelgebahren an den Tag legten.
Sie waren keine Vorbilder, sie wußten keinen Rat, sie konnten keine Frage beantworten, weil sie selbst nicht verstanden, was sie taten, und glaubten, nichts verstehen zu müssen. Wat der Bauer nich kennt, dat fritt der nich, und was der Vater nicht versteht, das duldet er nicht – und er verstand eigentlich gar nichts, mischte sich aber in alles ein. Alles, was dem Leben Sinn und Inhalt gab oder es auch nur angenehmer und leichter machte, mußte gegen die stupide Ignoranz deutscher Familienväter durchgesetzt werden. Solche Leute darf man nicht fragen warum. „Warum? Befehl ist Befehl.“
Die Erfahrung der Überflüssigkeit blieb ihnen auf die Dauer dann doch nicht erspart. Denn wer nichts versteht, aber sich in alles einmischt, ist nutzlos. Und so wurde der deutsche Familienvater zum Trottel, der alles als Letzter erfährt und der den Lauf der unverstandenen Welt letztlich dann doch nicht aufhalten kann.

[…] Unsere Nachbarn auf derselben Etage waren noch eine richtige Bilderbuchfamilie. So um das Jahr 1960 wurde ein zweites Fernsehprogramm eingeführt, was in vielen Familien zu argumentlosen Streitereien führte. Aber da wurde das so geregelt: Der Vater entscheidet, welches Programm gesehen wird! Die Mutter und die drei Kinder waren glücklich, weil sie nicht gucken mußten, was sie wollten, sondern jemand für sie entschied.
Sehen Sie mich an! Vaterlos! Kinderlos! Also ein Vorbild für jeden.

Wenn ein deutscher Befehlsempfänger (Typ: Familienvater) 900 Juden ermordet hatte, dann hatte er ein schlechtes Gewissen. Warum? Weil ihm befohlen worden war, 1000 Juden zu ermorden. Nicht wegen der 900 ermordeten Juden schämte er sich, sondern wegen der 100, die ihm entwischt sind.
Weil wir (die rot-grün-schwul-alternativ-versifften Intellellen) ihm die 900 zur Last legten, fühlt er sich ungerecht behandelt. Und darum tut er sich selber leid. Er hält sich für unschuldig. Denn er hat nur getan, was ihm gesagt wurde (was von ihm erwartet wurde).
Ein Sprichwort lautet: Auschwitz – das werden die Deutschen den Juden nie verzeihen.
Ein Sprichwort lautet: Man kann einen Juden aus dem KZ holen. Aber man kann nicht das KZ aus dem Juden holen.
Ein Sprichwort könnte lauten:
Nicht alle Deutschen Familienväter waren in der SS. Aber die SS war in den Deutschen Familienvätern.
Und das gilt auch – glauben Sie es mir – für einen großen Teil der nachfolgenden Generationen.
Und die paar, auf die das alles wirklich nicht zutrifft, waren und sind eben undeutsch.

Aus DER METZGER

Ein Gedanke zu „Was der Bauer nicht frißt, das kennt er nicht

  1. Solche Kommentare sind für den Verfasser typisch: spalterisch.
    Der Herr L. hintertreibt die Verbindung mit den Massen. Typisch arroganter „Links-„Intellektueller!!!

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