Was ist wohl aus dem Vattertach geworden?

Gestern (Donnerstag, 18. Juni) war Himmelfahrtstag, vulgo: Vatertag (Vattertach). Für mich ist das – ganz unchristlich und ganz un-paternalisch – jedes Jahr einer meiner Wandertage (Zitat: Mißtraue einem Gedanken, der nicht beim Gehen entstanden ist). Fotoapparat hatte ich ausnahmsweise mal nicht bei mir). Ich wollte eigentlich zum Solbad Raffelberg gehen, um dort im Park ein oder zwei Stündchen auf einer Bank mit Lektüre zu verbringen (bei dem schönen Wetter). Aber einige Wege waren wegen Baustellen nicht zu gehen.
Die Sitte, mit Gesang auf einem Bollerwagen ein von der Sonne beschienenes Bierfäßchen hinter sich her zu ziehen, wird wohl nur noch äußerst sporadisch praktiziert. Es mag ja ganz lustig sein, wenn Herren ab 40 sich eine Kreissäge (Strohhut) auf den Kopf tun, einen Spazierstock mit Fahrradklingel mit sich führen (nach der Straßenverkehrszulassungsordnung nicht statthaft) und im Gänsemarsch mit dem einen Fuß auf dem Bürgersteig, mit dem anderen auf der Fahrbahn entlanggehen. Aber der Witz hat doch einen Bart!
(Einmal habe ich gesehen, wie so eine Gruppe zur Bushaltestelle eilte, wo der Bus gerade abfahren wollte, sich dabei aber nicht von ihrer vattertäglichen Fortbewegungsart abbringen ließ. Das war in Buchholz auf der Münchener Straße. Da ist sowas möglich).
Ich sah auf der Schweizer Straße an einer Bushaltestelle eine zehnköpfige Gruppe von Männern in dunkler Freizeitkleidung herumstehen mit Bierflaschen in den Händen und Ernst in den Gesichtern. Die waren irgendwie entschlossen. Aber wozu? Das wußten sie selber nicht. Als der Bus kam, sind sie nicht eingestiegen.
Es war schon später Nachmittag, der Weg nach Hause führte am Zoo entlang. Ich wußte ja gar nicht, daß der „andere“ Zoo-Parkplatz (nicht der an der Monning samt Straßen-Strich) so riesig ist. Autos nicht zu zählen! Ich sah keins mit Duisburger Kennzeichen – die Leute hatten sich mit dem Zoo-Besuch was Großes vorgenommen). Das Parken hier kostet eine Gebühr, Jahreskarten für den Parkplatz gibt es auch.
Die Leute waren auf dem weg vom Zoo-Ausgang zum Parkplatz, und ich ging in die entgegengesetzte Richtung. Es waren nicht hunderte, sondern tausende Menschen, die mir auf ein paar hundert Metern entgegenkamen. Und es gibt anscheinend nur noch kinderreiche Familien? Nein, oft waren es mehrere Familien, die gemeinsam mit ihren Kindern hierher gefahren waren.
Es tut gut, Menschen dabei zuzusehen, wie sie einen schönen Tag genießen. Und für diese Männer und Frauen war es ein schöner Tag, das sah man in ihren Gesichtern. Und die Kinder waren ganz brav, wie Kinder sind, wenn sie sich freuen.
Ist der Vatertag zu einem Familientag geworden? Tut die bürgerliche Familie auch mal was gutes, indem sie an Stelle der Gewohnheit lauter Maskulinitätsfeierlichkeit sich was angenehmeres einfallen läßt, angenehm auch für die Kinder? Sei es wie es sei.
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