Letztens war schon wieder der Biermann im Fernsehen. Einen Anlaß gibt es zwar immer für dieses Gesicht, aber diesmal waren es sogar zwei: 1. Biermann wurde 65, 2. vor 25 Jahren verließ er die DDR.
1976 war Biermann in die Bundesrepublik gekommen, um in Köln ein Konzert zu geben, das im Radio live übertragen wurde. Einen Tag später gab der Ministerrat der DDR bekannt, Biermann werde die Rückreise in die DDR verweigert. Das Kölner Konzert wurde daraufhin im Fernsehen gezeigt. Man sprach von „Ausbürgerung“. Die Sache machte Furore.
25 Jahre später erinnert sich Günter Wallraff: „Es war damals innerhalb der Linken ’ne ganz klare Trennungslinie: Sage mir, wie du zu Biermann stehst, und ich sage dir, ob du einen menschlichen Sozialismus anstrebst oder mehr oder weniger einem Regime angehörst, das die größten Verbrechen auch gegen die Menschheit verbringt. Nur, muß ich heute sagen: Es ist rückblickend auch beschämend, daß es erst dieser Ausbürgerung eines so prominenten, bekannten Kollegen, Freundes bedurfte, um so eine eindeutige Haltung einzunehmen.“
Das Erstaunliche an dieser Aussage Wallraffs: Er scheint die Sache heute noch genauso zu bewerten wie vor 25 Jahren. Seit jenen Tagen, in denen er sich über die „Ausbürgerung“ seines ebenso bekannten wie prominenten Kollegen & Freundes empörte, ist ihm nichts aufgefallen. Aber wie es damals „innerhalb der Linken“ zuging, das hat er ganz treffend wiedergegeben: Sag mir wie du zu diesem und zu jenem stehst, und ich sage dir, ob du auf dem falschen Dampfer bist. Es war damals einfach unerläßlich, Stellung zu beziehen, sich zu bekennen. Es wurde aufmerksam nachkontrolliert, ob man die „richtige“ Meinung vertrat. Hatte man die, stand man auf der „richtigen“ Seite, dann war’s in Ordnung. Mit Kritik, Theorie, Analyse brauchte man sich gar nicht mehr abzugeben. Wozu sich Gedanken machen, wenn man doch eine Meinung hat. šberhaupt bestand das ganze Leben der Linken im Wesentlichen darin, einer Meinung zu sein.
Das ist fatal. Da kann einem dies und das entgehen. Wer immerzu meint und wenig denkt, merkt nicht viel.
Dem Günter Wallraff scheinen all die Neuigkeiten entgangen zu sein, die ihn davon abhalten müßte, eine Beurteilung, die vor 25 Jahren noch nachvollziehbar gewesen sein mag, heute noch aufrechtzuerhalten.
In den 80er Jahren distanzierte sich Biermann von der Friedensbewegung. Die CDU verbreitete Biermanns Bild samt Zitat auf Plakaten, ohne daß Biermann dagegen einschritt (siehe DER METZGER 37). Biermanns Ausfälle gegen die Linke wurden immer aggressiver, immer maßloser, immer geschmackloser, immer fanatischer. Siehe DER METZGER 42, 48, 51. Biermann trat bei der CSU auf. Biermann wurde Kolumnist bei der Springer-Zeitung „Die Welt“. Mittlerweile hat Biermann seine Zuneigung zu dem „Richter Gnadenlos“ Ronald Schill bekanntgegeben (dpa-Meldung am 4.11.01: „Biermann stellt sich bei Kriminalitätsbekämpfung hinter Schill“).
So viel intellektuelle Redlichkeit – ach, was sage ich: so viel Auffassungsgabe darf man von einem Publizisten verlangen, daß er zur Kenntnis nimmt, wie die Geschichte mit Biermann seit 1976 weitergegangen ist. Der „kritische Kommunist“, der einen „menschlichen Sozialismus“ anstrebt, hat sich als Kalter Krieger erwiesen, der sich in der Rolle der verfolgenden Unschuld wohlfühlt. Spätestens bei „Springer“ hätte dem Wallraff, der bei „Bild“ Hans Esser war, aufgehen müssen, daß er einem Schwadroneur, einem Blender aufgesessen ist. Nicht dem ach so kritischen Herrn Wallraff, sondern der WAZ blieb es vorbehalten, der Selbstinszenierung Biermanns mit einer gewisse Skepsis zu begegnen („Ausgerechnet Wolf Biermann…“). „Den Marx’schen Idealen hat der letzte wahre Kommunist der DDR inzwischen abgeschworen“, wird Biermann in der WAZ ironisch demontiert. Der, der sich zum Gralshüter des einzig wahren Kommunismus aufgespielt hatte, findet heute: „Als Kommunisten bezeichnen sich nur noch Leute, die nie welche gewesen sind. Das sind die falschen Witwen, die nie mit Lust, nie mit Orgasmen mit dem Kommunismus im Bett gelegen haben.“ In dem Moment, in dem die Kommunistische Weltbewegung für Biermann nicht mehr einträglich ist, hört sie auf zu existieren. Biermann hängt ein Schild dran: „geschlossen“. Biermann erkannte, daß die Linken mit dem „Ex-“ davor, die Abschwörer ein stetig wachsender Markt sind.
Immer noch ist von „Ausbürgerung“ die Rede, obwohl diese Legende erschüttert ist. Biermann zog in den Westen, um sich dort einzurichten. Er wußte sehr wohl, daß er nicht zurückkehren würde und tat so, als fiele er aus allen Wolken. Das Kölner Konzert brachte ihm eine sechsstellige Summe ein, ein feines Begrüßungsgeld. Das sei ihm nicht mißgönnt. Aber daß er sich mit jenen verglich, die von den Nazis ausgebürgert wurden, die, anders als er, zu Staatenlosen wurden und für die die Flucht aus Deutschland die Vernichtung ihrer Existenz bedeutete und nicht Karrieresprung mit sechsstelligem Startgeld – das ist nicht bloß eine Frechheit, es ist geschmacklos.
Daß Biermann in der DDR 11 Jahre lang Auftritts- und Berufsverbot hatte, ist ebenfalls Legende. Daß er – etwa in Kirchengemeinden – vor Publikum auftrat, wurde mir berichtet, ich kann es nicht überprüfen. Während des „Berufsverbots“ erschienen mehrere Bücher und Schallplatten in erklecklicher Auflage und ein Theaterstück kam in Westdeutschland auf die Bühne, nebenbei brachten Abdrucke von Texten und Interviews in der Presse Geld ein, und die GEMA zahlte. Berufsverbot geht anders.
Manche Legenden sind einfach zu nützlich, um sie an den Evidenzen zerschellen zu lassen. Den Kommunismus hält Biermann zwar pflichtschuldigst für eine Irrlehre, läßt sich aber anläßlich des Jubiläums immer noch als dessen einzig wahrer Hüter (mit dem „menschlichen Antlitz“) in dem Kultursendungen feiern. Lieber nach Bautzen hätte er gewollt statt in den Westen, prahlt er. Wolfgang Neuss erinnerte sich, schon 1965 hätte Biermann ihm vorgesponnen, er wolle seine Verhaftung provozieren, dann sein Gefängnistagebuch veröffentlichen und den Nobelpreis kriegen.
Jetzt gab es erstmal ein Jubiläumskonzert mit Thierse und Eppelmann in der ersten Reihe und vor allerlei Bürgerrechtsbärten, die den Barden anhimmelten. Da sang er die alten Lieder: Röchelnd, jauchzend, quietschend, gurgelnd, jedes Wort eine Grimasse, jeder Ton eine Übertreibung. Wolf Biermann sagt nicht einfach „Bratwurst“. Er sagt: „Bratwurst. Haben Sie das gehört? Ich, Wolf Biermann, habe ‚Bratwurst‘ gesagt!!!“ Und er sagt, wie seit je, gleichzeitig verschiedene Meinungen. Er, der den Kriegseinsatz der Bundeswehr gutheißt und gesagt hatte, die „selbsternannten Friedenskämpfer“ seien nicht „in Besitz einer höheren Moral“, sie dürften nicht im Namen der deutschen Intellektuellen sprechen, sang er „Soldat Soldat in grauer Norm“ und ließ sich dafür von Thierse und Eppelmann beklatschen. Es war einfach nur noch widerlich. (Ob der „Welt“-Kolumnist auch noch sang „Die Kugel Nummer eins kam aus Springers Zeitungswald“, habe ich nicht mehr abgewartet).
Wenn die alten Lieder wieder klingen, darf der Günter Wallraff auch noch Inquisitor spielen: Sage mir, wie du zu Biermann stehst, und ich sage dir, ob du „einem Regime angehörst, das die größten Verbrechen auch gegen die Menschheit verbringt“. Verbrechen verbringen? Auch gegen die Menschheit? Einem Regime angehörst? Hätte ich damals die falsche Antwort gegeben, wäre ich vielleicht noch Minister geworden! Mit so einem menschlichen Sozialismus á la Wallraff möchte ich allerdings nichts zu tun haben. Der steht nämlich unter dem Motto: „Sage mir, daß du anderer Meinung bist als ich, und ich sage dir, daß du ein Verbrecher bist“. Ich frage lieber: „Sage mir, was für dich die größten Verbrechen sind, und ich finde heraus, ob du noch alle Tassen im Schrank hast“. Was der Richter Ronald Schill mit dem menschlichen Sozialismus zu tun hat, habe ich nicht verstanden.
Aus DER METZGER Nr. 63 (Dezember 2001)
Ich hab gehört, der Biermann hat eine Frau, die Kamelhaar heißt.
Da müssen Sie sich irren.
Er behauptet, seine Frau heißt Pamela.
Pamela? Ist das nicht der Käse, den die Italiener auf die Spaghetti tun?
Verwechslung! Auf die Spaghetti tun die Partisanenkäse.
Mit dem Biermann braucht man mir gar nicht mehr zu kommen.
Das erinnert mich an den Chanson: Wir sind die Eingeborenen von Schlitzonesien!
„Permanenter Link“ steht da. „Permaneder“ las ich erst.
Was man im Leben alles übersieht!
Was man am Laban allas abarsaaht!
Jupp Schmitzvon ist doof doof doof.
Bei dem Biermann fang ich zu friern an.
Mit dem Biermann hab ich nichts am Hut.
Hast du mit Biermann nichts am Hut, dann geht’s dir gut.
Der Biermann ist nie Marxist gewesen.
Der Biermann ist auch nie Sänger gewesen.
Gitarre spielen kann er auch nicht.
Der hat die Gitarre doch bestimmt geklaut.
Nein. Der hat doch bestimmt als junger Mann die Gitarre von Erich Mielke geschenkt gekriegt.
die gitaren kommenn alle aus aserbeidschang
Das ist da, wo ich Sie am liebsten hinschicken würde.
Wer ist eigentlich dieser Biermann?
Der ist doch bekloppt.
Noch’n Gedicht:
Fällt Biermann in die Pfütze,
lachen wir uns kaputt.
Jetzt habe ich es gelesen. Der Biermann ist doof doof doof.
Renate Scheutin scheut ihn.
Wer scheut ihn nicht? Der mit seinem Gesicht!
Kommt der Biermann in dein Haus, schmeiß ihn raus.
Der Biermann soll nie erfahren, wo ich wohne.
Ohne Biermann geht’s Dir besser.
Wenn der Biermann nicht hier wär, hätten wir zu lachen mehr.
Dem Biermann schütt ich aus dem Fenster einen Eimer Wasser auf den Kopp.
Lassen Sie in meinem Namen noch einen zweiten Eimer Wasser auf den niedergehen.
Heißt der Wirklich Biermann?
Zuerst hieß der Schnapsmann. Aber dann hat der sich etwas gemäßigt.
Ist das denn möglich, wenn man Schnapsmann heißt, sich danach Biermann zu nennen?
Dem Mann, der 85 Jahre alt geworden ist, noch schnell zum 65. Geburtstag zu gratulieren: du muß man auch erst mal drauf kommen !
65 0der 85. Das ist doch egal!
früger hatt der birmann imerr bhaupted er wäre gunter gras
Stimmt nicht. Der Günter Grass hat behauptet, er wäre Peter Hacks.
Hat der Biermann nicht behauptet, er wäre Gunter Sachs?
Gunter Sachs, war das nicht der Staatsanwalt bei Robert Lembke?