Heute vor hunderrt Jahren wurde Eddie Constantine geboren.
Er war Chorsänger in den USA, seit Ende der 40er Jahre Nachtclubsänger in London und Paris, später Nebenrollendarsteller in Filmen. Seit 1953 spielte er in einer Serie von B-Movies den „FBI-Agenten“ Lemmy Caution. Das waren komödiantische, nicht ganz ernst gemeinte Actionfilme, denen man einen gewissen selbstironischen Charme nicht absprechen konnte (mit Filmtiteln wie „Rote Lippen – blaue Bohnen“).
Später wechselte er ins Charakterfach und überzeugte in Filmen unter der Regie von Wim Wenders, Fassbinder, Geissendörfer, Godard. 1969 spielte er in der Filmbiografie des Anarchisten Malatesta von Peter Lilienthal die Titelrolle. 1975 erschien sein Roman „Der Favorit“.
In der TV-Serie „Kottan ermittelt“ parodierte er die Figur des heldenhaften Film-Detektivs Lemmy Caution, in dessen Rolle er geglänzt hatte. Das war vielleicht der Versuch, die Festlegung auf dieses Rollen-Klischee zu durchbrechen.
Sehr wirksam unterlief er das Klischee in dem Film von Jean-Luc Godard „Alphaville“ (1965 – höchste Auszeichnung auf der Berlinale). In diesem Film trat er als Lemmy Caution auf, was viele Kinogänger aufs Äußerste verblüffte, manche gar entsetzte, denn sie bekamen etwas zu sehen, was sie nicht erwartet hatten.
„Alphaville“ ist die Geschichte einer von Verwertungslogik und Entwertung des Menschen beherrschen Zukunftsstadt – einer Zukunft, die schon begonnen hat. Ein Science-Fiction-Film ohne jegliche Spazialeffekte. Die Kulisse ist die Stadt Paris, ihre Autostraßen und ihre Architektur.
„Alphaville“ ist nicht nur einer der besten Filme der Geschichte, sondern auch einer der schönsten. Der Haudrauf Lemmy Caution und der sachliche Analytiker Godard überraschten mit einer warmherzigen Botschaft, mit einem eindringlichen Plädoyer für Menschlichkeit und Poesie.