Glücksrausch.
Kennen Sie das? Daß man, plötzlich und unvermittelt, ohne einen direkten Anstoß zu erkennen, von einem Gefühl des Glücks ergriffen wird? Ich habe das ein paar mal erlebt, immer im Alter von Anfang bis Mitte Zwanzig. Und jedesmal war es dieses Bewußtsein des jugendlichen Alters: Ich habe das meiste ja noch vor mir! Das Leben will gestaltet werden, es wartet darauf!
Wir sind auf einem guten Weg. Es wird besser mit uns. Wir haben gute Ideen. Was wir in Gang gesetzt haben, ist gut in Gang gekommen.
Es muß im Dezember 1968 gewesen sein. Oder im Januar darauf? Es war ein trüber Wintertag. Es lag vielleicht ein halber Zentimeter Schnee auf dem Asphalt. Ich kam von der Mülleimer Straße (von rechts im Bild) und ging wie vorher manches Mal und seither so oft um die Ecke in den Sternbuschweg.
Da haben sie sich ja wirklich keine Mühe gegeben, den Anfang des Sternbuschwegs in entsprechender Weise, das heißt in schöner Urbanität zu gestalten! So war die spätkapitalistische Architektur eben. Lagerstätte.
(Man hat damals oft und gern vom Spät-Kapitalismus gesprochen, kaum ahnend, daß die späte Phase des Kapitalismus seine längste ist).
Ich weiß noch: Ich war unterwegs zur gerade gegründeten Pädagogischen Hochschule (heute: Universität), um da APO-Flugblätter hinzubringen, und ich sah da Gesichter, die ich später noch oft sah.
Weitere Orte des Glücks werde ich Ihnen gelegentlich zeigen.
Die Tiefe des Einblicks hät Schritt mit der Tiefenschärfe des Bildes.
An Ihnen ist auch ein Küchen-Philosoph verloren gegangen.
Der tiefe Eingriff im Schritt hält Tritt mit der schiefen Verve des Wildes. (So ist es etwas besser, gell?)
In einer Zeit, in der der reale Spätkapitalismus periodenspezifische Themen aufstellt, ist diese Kunst-Selbstverliebtheit, die sogar zu Tage tritt bei einer beliebigen Straßenecke, konterrevolutionär.
Was Sie da sagen ist zwar richtig, aber falsch.
Sagen Sie mal Herr Wielen, merken Sie eigentlich nicht, daß dieses Bild zusammen mit dem Kommentar ein eindeutiges Bekenntnis gegen den modernen Revisonismus ist?
Lieber Loeven, für diese photo-prosaische Hymne auf das Lebensglück möchte ich gern den ganzen Sternbuschweg entlanggehen.
Dann tun Sie es doch einfach!
Das erinnert mich an den Sxchlager von Fritz Grasshoff und Norbert Schulze:
Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise,
Wer hat das nochmal gesagt: „Good old everlasting Muckefuck“?
Der Wielen würde nie auf so eine Idee kommen.
Der Wielen ist einer von vielen.
Dem „Nobert“ Wielen ist mindestens ein R verloren gegangen. Eins ist ihm geblieben.