Auf einer Party kam ich mit einem ins Gespräch, den ich „von früher“ und „nur vom Sehen“ kannte. Er erkannte mich: „Ja, ich weiß noch, wie du uns immer geärgert hast, mit ‚LSD ins Trinkwasser!‘“.
Ja, das war Mitte der 70er Jahre an der Uni. Ich gehörte zu der kleinen, aber agilen Törn-Fraktion, von der ich mich nie (wie überhaupt noch nie von etwas) distanziert habe. Und er war im MSB-Spartakus. Und, so erfuhr ich nun, der MSB Spartakus sprang damals im Quadrat, weil ich offensiv und konsequent die Parole „LSD ins Trinkwasser!“ propagierte. Ich hängte ein Schild mit dieser Forderung über das Waschbecken. Ich schrieb die Parole mit Filzstift auf alle möglichen Plakate und auf die Wände, ich tippte die Parole mit der Schreibmaschine auf viele kleine Zettelchen und steckte die in die Manteltaschen in der Garderobe. Das wurde, so erfuhr ich nun, vom MSB Spartakus mißbilligt. Diese Forderung sei falsch. Diese Forderung wirke sich auf die Studentenschaft desorientierend aus.
Richtig schlimm wurde es, als ich einen Aushang des MSB Spartakus veränderte. Die hatten eine Erklärung zur Hochschulpolitik ausgehängt, die in einem Forderungskatalog gipfelte. Unter der Überschrift „Wir fordern:“ wurden sieben Forderungen aufgezählt, und ich schrieb mit Kugelschreiber darunter: „8. LSD ins Trinkwasser“.
Ich war für die der Chaot, der Anarchist aus‘m Eschhaus, überhaupt: der Inbegriff. Vor mir mußte gewarnt werden.
Ich möchte mal gern wissen, was aus denen später geworden ist.
Das möchtest Du bestimmt lieber nicht wissen …
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