Brot und Rosen

„Ich hab genug von diesen breiigen Sonntagssprüchen,
und diesen Führungskräfteschweiß kann ich nicht länger riechen.“
Degenhardt

Daß der 8. März nicht der „Weltfrauentag“ ist, wie oft dahergesagt, sondern der INTERNATIONALE FRAUENTAG, scheint sich langsam auch in den „Medien“ herumzusprechen. Das ja.
Heute in der Zeitung (WAZ) ein Kommentar. Da ist von „50 Prozent der Menschheit“ die Rede. Und schon zwei Sätze weiter geht es dann wieder um Fehlanzeige bei Frauen in Leitungsposten „in der Wirtschaft“.
Führungskräftefeminismus. Feminismus für die besseren Kreise. Sowas bleibt übrig.
Und erinnert daran, daß der WEG NACH OBEN ein Niedergang ist, wird man von der Ruferin in der Wüste.

Erinnert sich heute noch jemand an den Internationalen Frauentag …
… wie er mal gemeint war?

Edelweißpiraten

Vor wenigen Tagen erschienen ist der Roman von Mike Steinhausen:

Mike Steinhausen: Ruhrpiraten. Roman. Gmeiner Verlag 2018. 406 S. Klappenbroschur. 16 Euro
Edelweißpiraten Ruhrgebiet 1942. Während Deutschland im Gleichschritt marschiert, träumen der 16-jährige Egon Siepmann und sein Freund Fritz Gärtner von Freiheit und Abenteuer. Hin und her gerissen zwischen dem Kampf ums Überleben, den Schikanen der Hitlerjugend und der Verfolgung durch die Gestapo, suchen sie nach ihrer Identität. Doch wer sich in dieser Zeit auflehnt, wird bestraft. Und die Schergen des NS-Regimes kennen keine Gnade.

Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne (Ladengeschäft ebenso wie Versandbuchhandlung), Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg,
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

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Franz Josef Degenhardt: Zündschnüre. Roman.
Sie sitzen auf Meurichs Mauer, und ihnen entgeht nichts, was in der Siedlung, im Werk oder im Russenlager passiert. Während die Väter im Krieg sind oder im KZ, beginnen Fänä und seine Kumpane unbekümmert um jede Gefahr und lustvoll fortzusetzen, was ihnen ihre Leute vorgelebt haben: die Dreizehn-, Vierzehnjährigen greifen in den scheinbar so unaufhaltsamen Gang der Dinge ein; sie sabotieren, plündern, versuchen eine Partisanenarmee zu gründen und verstecken Leute.
Erschienen in der Degenhardt-Edition des Kulturmaschinen-Verlags für 15,90 Euro.
Aber auch die Aufbau-Taschenbuchausgabe ist hier noch erhältlich.

Weltbühne muß bleiben.

Summer in the City

Weil ich vorgestern (Samstag) den Sternbuschweg entlanggehen mußte, bin ich gestern (Sonntag) wegen des schönen Wetters nochmal den Sternbuschweg entlanggegangen.

Da schimmert es. Lassen Sie sich das mal geschimmert sein. (Es gibt Schlimmeres).

„Hair Haus“. Was den Leuten alles einfällt. Wenigstens nicht „Hair House“. Es gab mal einen Schriftsteller, der hieß Herhaus.

Jetzt sind wir schon auf der Schweizer Straße angelangt. Kein Grund, sich zu beschweren.

Das Dingen steht ja immer noch da.

„Könnten Sie sich vorstellen, in dem Haus zu wohnen?“
Könnte ich mir schon vorstellen. Dann hätte ich endlich genug Platz.
„Aber die Schmierereien auf der Mauer?“
Das wär‘ mir egal.

Und der Sommer …
… fährt dahin, fährt dahin, fährt dahin.

Die Straße heißt wirklich so.

Aufhören! Das ist ja furchtbar! Generation Fahrrad! Die sind ja bekloppt sind die ja!

Wenn ich ein Haus wäre, würde ich auch gern so aussehen.

Fortsetzung folgt.

Wie kommt der Broder in meine Zeitung?

Von dem Henryk M. Broder habe ich mal viel gehalten, weil der sich – so könnte man sagen – auf der Schnittfläche zwischen Politik und Subkultur betätigte. Zum Beispiel war er einer von denen, die die Internationalen Essener Song Tage (1968) organisiert hatten. Das war ein Festival, auf dem – von Zappa bis Degenhardt – der ganze Radius einer progressiven Kultur dargestellt war.
Eines Tages, 1971 war es, kam der Broder zur Goldstraße, weil er für das Dritte Fernsehprogramm des WDR einen Filmbericht über die Bröselmaschine machen wollte. Als der zur Tür reinkam, lag ich noch im Bett.
Ich hab mich an dem Tag etwa eine Stunde lang mit ihm unterhalten. Bei der Gelegenheit bat ich ihn um einen Beitrag für meine Zeitung, und diese Bitte hat er mir erfüllt. Ich dachte mir: Das wertet meine Zeitung auf.
Später dann sind wir in Richtung Bahnhof gegangen. Unterwegs haben wir uns verabschiedet, weil ich ein anderes Ziel hatte. Zum Abschied hob er die Faust – ein schon zu der Zeit in der kommunistischen Bewegung aus der Mode gekommenes Gruß-Ritual. Ich fand das albern, und er merkte, daß ich das albern fand.
Ein paar Wochen später wurde der Filmbericht im Fernsehen gesendet. Ich war entsetzt. Broder kommentierte, die Bröselmaschine habe so eine Art Teufelspakt mit dem Chemiekonzern Badische Anilin und Soda Fabriken geschlossen. Hintergrund: Wir hatten einen Plattenvertrag mit Rolf Ulrich Kaisers Ohr-Records. Das war die beste Adresse für progressive Musik in Deutschland (Xhol, Guru Guru etc. pp). Der Vertrieb lief über Metronom, und diese Vertriebsfirma gehörte wohl zu BASF. Broder konstruierte daraus, wir wären zu Kapitalistenknechten geworden, und überhaupt wäre die ganze Underground-Kultur nichts anderes als Geschäftemacherei von Konzernen. Broders Fazit: Jeder Protest gegen den Kapitalismus trägt zur Stabilisierung des Kapitalismus bei. Er ist später dann den Weg gegangen, den die Leute gingen, die damals so geredet hatten. Das konnte man damals schon erahnen. Nur ist er auf diesem Weg nach rechts noch weiter gegangen als andere.
Mein Kontakt mit Broder blieb aber noch einige Zeit bestehen. Es wurde korrespondiert (er verschickte immer Postkarten), und wir haben noch zwei- oder dreimal am Telefon miteinander gesprochen.
Ich hatte wohl irgendwie anklingen lassen, daß wir mit unserem Plattenproduzenten Rolf Ulrich Kaiser nicht so ganz und gar zufrieden waren und daß Witthüser und Westrupp sich den Kopf darüber zerbrachen, wie sie aus dem Vertrag mit Kaiser rauskommen könnten. Broder witterte eine Story. Ich sollte ihm alles erzählen, was Walter Westrupp Negatives über Kaiser gesagt hatte. Das gefiel mir gar nicht. Mir wollte gar nicht wohl dabei sein, den Inhalt eines Gesprächs unter Kollegen an einen storygeilen Journalisten weiterzutratschen. Ich wollte keine Rolle dabei spielen, wenn Mißhelligkeiten durch einen Pressebericht darüber zum Zerwürfnis werden. Broder hatte Kaiser bei den Essener Songtagen noch assistiert, und jetzt war er gierig darauf, ihn in die Pfanne zu hauen. Dafür ihn mit Stoff zu versorgen fiel mir nicht ein.
Broders öffentliches Wirken fand ich mit der Zeit immer geschmackloser. Er gefiel sich in der Rolle des Weiterlesen

Neu in der Weltbühne: Freunde erinnern an Franz Josef Degenhardt

Eine Neuerscheinung, die ich mit Stolz vorstelle, ist die Doppel-CD „Franz Josef Degenhardt: Freunde feiern sein Werk“ – Ausschnitte aus dem Konzert im Schiffbauerdamm-Theater in Berlin, das für den 80. Geburtstags von Franz Josef Degenhardt vorgesehen war, dann aber zu einem Gedenkkonzert wurde.


Ich zitiere den Text, mit dem der Schallplattenverlag diese Aufnahme vorstellt:
Ein Geburtstagskonzert sollte es eigentlich werden. Ein großer, auch bunter Abend für den wohl wichtigsten deutschen Liedermacher. Aber dann konnte Franz Josef Degenhardt sein 80. Lebensjahr doch leider nicht mehr vollenden, nachdem er am 14. November 2011 verstorben war. Und so standen sie am 19. Dezember fast vier Stunden lang zum Abschied auf der Bühne am Schiffbauerdamm vor ausverkauftem Haus. Die Tickets waren im Nu vergriffen – und die, die keins mehr abbekommen hatten, konnten in Nebenräumen auf Leinwänden mitverfolgen, wie 25 Kollegen unterschiedlichster Provenienz sowie Musiker und Mitglieder des Berliner Ensembles den Komponisten, Texter und Schriftsteller Degenhardt zelebrierten. Warum das Publikum danach nicht anders konnte, als mit stehendem Applaus zu danken, lässt sich nun auch auf einer Doppel-CD nachhören, welche die schönsten Momente dieser etwas anderen Tribute-Veranstaltung dokumentiert.
Der nun posthum Geehrte war zunächst wenig begeistert von der Idee, sich einen Abend lang groß feiern zu lassen. Doch das Konzept überzeugte ihn denn doch. Denn die Beteiligten verneigten sich nicht nur mit einem persönlich gewählten Degenhardt-Stück vor „dem Meister“, wie ihn sein alter Weggefährte und Freund Hannes Wader nennt, sondern gaben auch eigene Lieder zum Besten, aus denen nicht selten ganz viel „Karratsch“ (so nannten ihn die Freunde) spricht. Beeindruckend und berührend ist die Nachlese dieses gelungenen Abends am Bertolt-Brecht-Platz aber nicht nur, weil der Geist des Mannes aus Schwelm in Westfalen im Schaffen vieler anderer weiterlebt, sondern weil er dabei auch längst in der übernächsten Generation angekommen ist.
So wird dieser Konzertmitschnitt gleich mal von Max Prosa eröffnet, der mit gerade mal 22 Jahren schon zu den gewichtigsten, neuen Stimmen dieses Landes gehört und mit kraftvoller Poesie „Die Abgründe der Stadt“ besingt. Oder später der amerikanische Wahl-Berliner Daniel Kahn, der Degenhardt’s „Die alten Lieder“ mit seinem eigenen „The Good Old Bad Old Days“ in der Tradition des jiddischen Protest-Songs auch mal hübsch konterkariert. Doch ist natürlich auch die Degenhardt-Generation prominent vertreten. Etwa mit Gisela May, die – von Konstantin Wecker im Publikum entdeckt – mal eben ganz spontan auf die Bühne kam und selbst mit einem kurz improvisierten „Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens“ ihrem Ruf als herausragende Weill / Brecht-Interpretin gerecht wird. Oder auch mit Zeremonienmeister Wecker, der Degenhardt’s „Weiter im Text!“ singt, um dann gemeinsam mit Prince Chaos II die Parole „Empört Euch!“ auszugeben.
Und irgendwo dazwischen steht dann Wiglaf Droste, der große, lustvolle Provokateur, der mit der ungebrochen aktuellen Faschismus-Parabel „Wölfe mitten im Mai“ eben auch ganz persönliche Erinnerungen verbindet, an einen 1. Mai in Kreuzberg Ende der 1980er, samt folgendem U-Haft-Aufenthalt. Der aber auch gern gleich an den scheinbar anderen Franz Josef Degenhardt erinnert, der „die Liebenden steigen in den gleichen Fluß und küssen sich in den Fluten“ textete. Die Poesie dieses außergewöhnlichen Mannes drehe sich, so Droste, „in aller politischen Entschiedenheit, um die Lebenssaftigkeit im Hier und Jetzt, um die Feier des Daseins an jenem ‚Tisch unter Pflaumenbäumen‘, den er besang. Von der Aussicht auf ein besseres Leben irgendwann einmal läßt sich schließlich nicht leben, das muß man gleich tun.“ Franz Josef Degenhardt tat es. Bis zum letzten Atemzug kurz vor seinem 80. Geburtstag.
Max Prosa, Gisela May, Barbara Thalheim, Wiglaf Droste, Götz Widmann, Dota Kehr, Goetz Steeger, Kai Degenhardt, Frank Viehweg, Joana, Daniel Kahn, Konstantin Wecker, Prinz Chaos II., Jan Degenhardt, Hannes Wader.

Wenn Sie bestellen wollen, dann hier.
Diese CD ist, wie alle unsere Angebote, auch im Versand erhältlich.
Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.