Gestern in der Stadt

Mai14-1Bahnhof gesperrt.
Weil am Vormittag die NPD demonstrierte (am Abend dann auch „Pro NRW“), waren die Zugänge dem Hauptbahnhof von der Polizei gesperrt. Zugreisende mußten Umwege in Kauf nehmen.
Gegen den Aufmarsch der Faschisten wurde am Vorabend und am Vormittag des 1. Mai demonstriert (s.u.). Auf dem König-Heinrich-Platz stellte Duisburg sich quer mit einem Kulturprogramm. Das Kammerorchester des Philharmoniker und zum Schluß die Bröselmaschine.

Mai14-2Ein kluger Mann hat mal in einem Interview gesagt (ich zitiere aus dem Gedächtnis): „In der heutigen Zeit kann ein Musiker nicht unpolitisch sein.“
Ein interessanter Satz! Er hat nicht gesagt: „Ein Musiker muß politisch sein“. Er hat gesagt: „Ein Musiker kann nicht unpolitisch sein.“ Der Satz kann für Künstler allgemein gelten.
Der kluge Mann war Peter Bursch.

Mai14-3Menschen auf dem König-Heinrich-Platz, die lieber anderen zuhören als den Haßpredigern.

Mai14-4Mai14-5Die Parolen der Rechten sind uns zuwider. Wir haben eine andere Einstellung zum Menschen, eine andere Vorstellung vom Leben als NPD etc. Wir denken, wir fühlen, wir wollen das Gegenteil.
Das kann man deutlich hören.

Noch ein Jubiläum: 50 Jahre Kunst & Politik

Am 1. Mai 1964, also vor 50 Jahren, begann meine künstlerische Arbeit. Ich war 14 Jahre alt und im Begriff, Künstler zu werden. Man kann das Datum als Stichtag und damit das heutige Datum als 50jähriges Jubiläum werten. Ich werte dieses Datum als den Beginn der künstlerischen und politischen Arbeit, weil ich zwischen beidem keinen Unterschied mache. Damals ahnte ich allerdings noch nicht, daß künstlerisches und politisches Eingreifen eine unauflösliche Einheit bilden würden.
Es begann nicht, wie angenommen werden kann, mit Schreiben (obwohl mir sowas auch schon vorschwebte), sondern mit: Musik. (Später habe ich es zu meinem Grundsatz gemacht, mich nicht auf ein einzelnes Ausdrucksmedium zu beschränken).
Gemeinsam mit zwei Schulkameraden wurde eine Band gegründet. Wir versuchten vorerst, Beatles-Songs nachzuspielen. Ich hatte im Februar 1964 zum ersten Mal Musik von den Beatles gehört, und mir war dabei klar geworden, daß das Leben anders gestaltet werden könnte als es den Erwartungen an mich entsprechen würde – und daß man dabei nicht tatenlos bleiben kann!
Die beiden anderen waren besser als ich auf der Gitarre. Ich konnte nur auf der E-Saite Bass-Läufe spielen. Aber ich war der Sänger („I shoult habe known better with a girl like you … what a kiss could be. This could only happen to me“, oder so ähnlich).
Mit der Instrumentierung unserer Band mußten wir uns in Bescheidenheit üben. Einer von denen beiden hat aus Pappkartons maßstabsgetreu ein Schlagzeug und mit dem Märklin-Baukasten ein funktionsfähiges Pedal für die Bass-Drum gebastelt. Man konnte darauf wirklich Schlagzeug spielen, aber ohne Becken. Wenigstens ein Becken zu kaufen war zu teuer für uns. Das machte aber nichts. Wir hatten und fanden sowieso keinen Schlagzeuger.
Elektrische Gitarren hatten wir natürlich auch nicht. Aber auf allen möglichen Kleiderschränken verstaubten noch irgendwelche Klampfen aus der Wandervogelzeit. Aus dieser Not, die viele junge Musikmacher betraf, ist vielleicht die Entwicklung der Folkmusik begünstigt worden. Tatsächlich haben wir Liederbücher nach englischen und amerikanischen Traditionals durchsucht.
Unsere Band bestand ein knappes Jahr, in dem wir wirklich sehr ernsthaft gearbeitet haben. Aufgetreten sind wir nie. Darum brauchte die Band auch keinen Namen. Wir hatten allerdings nicht den geringsten Zweifel daran, daß man sich – ob Beat oder Folk – als Musiker die Haare lang wachsen lassen muß.
Es ist eine Ironie der Kulturgeschichte, daß die beiden anderen Bandmitglieder, die viel besser Musik machen konnten als ich, als Musiker danach keine Rolle mehr spielten, während ich ein knappes Jahrzehnt später einer der erfolgreichsten Folkrock-Bands des Landes angehörte.
Darum wollte ich eigentlich an dieser Stelle das einzige vollständige Gruppenfoto der Bröselmaschine hier hineinstellen. Aber zu meinem Entsetzen mußte ich feststellen, daß ich das Foto verkramt habe.
Wenn ich es wiederfinde, zeige ich es.
Schwarz..