Herzlichen Glückwunsch, Inge Holzinger!

Die grande dame der Friedensbewegung ist heute 80 Jahre alt geworden.
„Ich wollte, wir hätten zehn von der Sorte“, hörte ich mich mal sagen.
Aber die eine ist mit Gold nicht aufzuwiegen.
Holzinger2Immer „mittendrin“.
Holzinger3Sooo klein mit Hut ist der Generalinspekteur.
Fotos: DFG-VK

D.b.d., d.h.k.P.u.k.e.T.

aus DER METZGER 101

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Auf dem Christopher Street Day in Duisburg war sogar ein Auftritt der „Bandbreite“ geplant.
Die verschiedenartigen Ausdrucksformen linker Frustration sind ein Phänomen unserer Zeit und unseres Landes. Aber in Duisburg werden auf einen Trottel anderthalbe gesetzt: Die „antideutschen“ B-52-Bomber, der esoterische „Antiimperialismus“ der Initiativler, die Homepage „Kommunisten am Rande des Nervenzusammenbruchs“, der Irre von Neudorf – das alles ist ein Nährboden, auf dem auch so ein Gewächs wie die One-Man-Band „Bandbreite“ gedeihen kann. Kein Zweifel: Duisburg ist der Rang als Metropole links-frustrierter Narretei so schnell nicht mehr abzulaufen.
Das wäre alles halb so schlimm, ließe man den Idiotenhügel um sich selbst rotieren – als Resonanzboden seiner selbst gewissermaßen. Die diversen Selbstdarsteller, nichts mehr verstehend und von keinem verstanden, könnten nach ihrer Entlassung aus der Weltgeschichte immerhin noch als Käfig voller Narren Renommee sammeln. Doch es gibt immer wieder Leute, die es gut meinen und sie ernst nehmen. Der neueste Klops: Wojnas „Bandbreite“ sollte auf der Schwulen-und-Lesben-Kundgebung „Christopher Street Day“ (CSD) auftreten. Ausgerechnet der! Daß da zuguterletzt nix draus wurde, mindert den Schaden nur wenig.

Vom „Arbeitskreis Duisburger Lesben und Schwule e.V.“ (für den es natürlich eine einprägsame Abkürzung gibt: AkDuLuS) war zu hören: „Die haben zwar ihren Ruf weg, aber wenn die bei Partei- und Gewerkschaftsfesten auftreten, können die so schlimm ja nicht sein.“ Das zeigt doch nur, was die linken Kulturveranstalter anrichten. Da können Widersprüchlichkeiten und Widerwärtigkeiten noch und noch zutage treten: die „linken“ Kulturbanausen halten starrköpfig daran fest, daß Wojnas Bandbreite „unser“ ist, nach dem Motto: „Das haben wir immer so gemacht, und das machen wir weiter so.“ Dem Tumult beim letzten UZ-Pressefest (siehe DER METZGER 96), dem Skandal um die Bandbreite beim letzten Ostermarsch in Duisburg (siehe DER METZGER 100) zum Trotz war die „Bandbreite“ letztens bei der tausendsten (oder vierhundertsten oder soundsovielten) Jubiläums-Montagsdemo der MLPD (recte: MüllPD) selbstverständlich wieder mit Schall dabei. Da helfen keine Pillen und keine essigsaure Tonerde.
Nicht Wojna ist das Problem, sondern die Veranstalter, die ihm stets behilflich sind, sein Schwindeletikett als linker Musikmacher zu polieren. Wojna, dessen künstlerische Qualitäten sich zu seiner Eingenommenheit für sich selbst reziprok verhalten, kann sich darauf verlassen, daß MüllPD, Linkspartei, Friedensforum et al. ihm seinen Opfermythos als verfolgter Künstler, als unbequemer Wahrheitsager, gegen den dunkle Finstermänner intrigieren, abkaufen. Er kann sich darauf verlassen, daß die musikalischen Ansprüche seiner Veranstalter noch unterhalb seines musikalischen Angebots liegen. Denn gefragt ist: Stimmung! Gefragt ist bei den Leuten, daß jemand ihnen ihre Meinung nochmal in Versform bestätigt.
Die Linken und die Kunst! Und darum nochmal gefragt: Ist Wojna ein linker Musiker? Nein! Aber er ist – wie die Dinge liegen – ein Musiker der (aktionistischen) Linken . Daß er das musikalische Niveau der Linken nach unten drückt, ist weniger dem Musiker, mehr den Veranstaltern vorzuwerfen (alles Leute, die den METZGER nicht lesen). Wojna sei seine politische Naivität nachgesehen, sein Hang zu skurrilen Verschwörungsphantasien sei ihm als kurioses Hobby gegönnt. Aber wenn die aktionsorientierte Kundgebungslinke derlei auf sich abfärben läßt, dann wird die Kuriosität leicht zur Psychose und die Skurrilität zum Wahn. Gegen Leute, die schlechte Musik machen und mögen, bin ich machtlos, und leider auch gegen Leute, die schlechte Musik multiplizieren. Aber ich zucke nicht einfach nur mit den Schultern, wenn linke Organisatoren Wojna zum Abgott erheben und Kritik an ihm als Majestätsbeleidigung verfolgen. Die DFG-VK Duisburg hat kritisiert, daß die Bandbreite beim Ostermarsch auftrat, diese Kritik dezidiert begründet, andererseits nicht zu Störung und Boykott der Veranstaltung angestachelt und noch nicht einmal verlangt, daß seine Majestät aus dem Programm genommen wird, sondern nur kritisiert. Resultat: Das Friedensforum schloß uns vom Ostermarsch aus und verbot unseren traditionellen Büchertisch. In diesem Zusammenhang wurde ich als „Faschist“ tituliert. Ich hatte nämlich kritisiert, daß Wojna sich von rechten Querfront-Taktikern benutzen läßt und auf die braunesoterische Durchsetztheit der Verschwörungs-Szene hingewiesen. Wer eine Abgrenzung gegen rechts verlangt, ist für diese Leute ein „Faschist“. Das Sprichwort von Heiner Müller „Natürlich sind zehn Deutsche dümmer als fünf Deutsche“ trifft mittlerweile auf die Linken ebenso zu. Das Salz der Erde ist dem Wahnsinn verfallen (Doppelmetapher – muß auch mal sein). Adorno fragte: Was nützt die Gesundheit, wenn man ein Idiot ist? Ich frage: Was nützt die ganze Aktivität, wenn man keine Orientierung hat? Was nützt die Geschwindigkeit, wenn die Richtung nicht stimmt? Daß ich als Faschist bezeichnet wurde, stellt allerdings einen Wendepunkt in meiner Biographie dar. Wenn‘s um die Wurst geht, bin ich nachtragend.

Für einen Auftritt bei einer Schwulen-und-Lesben-Veranstaltung hat sich die „Bandbreite“ allein schon durch ihre Wanderschaft zwischen Links und Rechts disqualifiziert, und besonders durch das Machwerk „Kein Sex mit Nazis“, in dem Wojna die blödsinnige Behauptung verbreitet, Weiterlesen

Breites Band oder schmale Spur?

Man stelle sich mal folgendes vor:
Ich schreibe ein Buch. Dann reiche ich das Manuskript bei Suhrkamp ein. Denn Suhrkamp ist ein großer Name, und ich will ja reüssieren. Aber der Suhrkamp-Verlag bescheidet mir: Nein, wir wollen Ihr Buch nicht verlegen, anbei erhalten Sie Ihr Manuskript zurück.
Wie würde ich in einem solchen Fall reagieren? Ich würde wohl sagen: Schade! Dann versuche ich es eben woanders. Außerdem würde ich nicht daran zweifeln, daß es das gute Recht eines Verlages ist, ein Manuskript von mir nicht anzunehmen.
Aber stellen Sie sich vor, ich würde ganz anders reagieren, nämlich so:
„Ich habe in meinem Buch nur die Wahrheit geschrieben, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Der Suhrkamp-Verlag nimmt mein Buch nicht an! Also: Der Suhrkamp-Verlag unterdrückt die Wahrheit! Damit ist bewiesen: Der Suhrkamp-Verlag ist ein Teil des weltweiten Lügen-Kartells! Irgendwelche finsteren Mächte sind es (wahlweise: Freimaurer, Zionisten, Illuminaten, Bilderberger), die auf den Verlag Druck ausüben.“
Dann würde doch jeder sagen: Der ist plemplem.
Und man würde mir vielleicht noch attestieren, daß ich mich aus gekränkter Eitelkeit zu abstrusen Anschuldigungen versteige.

Aber genau das ist die Methode „Bandbreite“.

Die Anderthalb-Mann-Band „Bandbreite“ sollte beim UZ-Pressefest der DKP 2011 nicht auftreten. Bandbreite-Sänger Wojna sagte nicht etwa „schade“, sondern fuhr trotzdem hin, veranstaltete einen Aufstand, redete von Zensur und Meinungsterror etc. pp, verlangte, auftreten zu dürfen und fand auch Zuspruch bei Teilen des Publikums, die sich von der Zensur- und Meinungsterror-Schwadroniererei beeindrucken ließen (siehe DER METZGER 96).
Die „Bandbreite“ sollte beim Christopher-Street-Day in Duisburg 2012 nicht auftreten. Bandbreite-Sänger Wojna sagte nicht etwa „schade“, sondern fuhr trotzdem hin, veranstaltete einen Aufstand, redete von Zensur und Meinungsterror etc. pp, verlangte, auftreten zu dürfen, klebte sich ein Pflaster auf den Mund und stellte sich so auf der Bühne in Pose (siehe DER METZGER 101). Hier sucht sich nicht ein Veranstalter seine Künstler, sondern hier sucht sich ein Künstler seine Veranstalter aus, und sie sollen sich nach seiner Entscheidung richten, sonst…
Hier ist allerdings noch eine Kleinigkeit hinzuzufügen: Sowohl beim UZ-Pressefest der DKP, als auch beim Christopher-Street-Day war ein Auftritt von „Bandbreite“ ursprünglich vorgesehen gewesen. Sie wurde in beiden Fällen nachträglich wieder ausgeladen. Den Veranstaltern war erst nachträglich klargeworden, welches Kuckucksei sie sich da selbst ins Nest gelegt hatten.
Bandbreite-Wojna lebt von dem Mißverständnis, bei ihm würde es sich um einen linken Künstler handeln. Schließlich kann er darauf verweisen, für einige linke Veranstalter für einige linke Veranstaltungen engagiert worden zu sein.
Solchen Veranstaltern, namentlich der MLPD samt ihrem Umfeld, aber auch dem Friedensforum ist vorzuwerfen, daß sie, allen Hinweisen zum Trotz, Bandbreite-Wojna für seinen Etikettenschwindel Beihilfe geleistet haben.

 

Neues von der Schmalspur

Zufällig drauf gestoßen: Bei den „Ruhrbaronen“ war zu lesen (Auszüge):

… Der Raum im „Djäzz“ ist mit etwa 60 Leuten gut besetzt… An der Theke redet ein Mann im Bandbreite T-Shirt freundlich aber bestimmt auf einen Mitarbeiter ein, bei den vielen offenen Fragen könne man gar nicht anders, als “die offizielle Version” in Frage zu stellen. Irgendwas mit Flugzeugen. …
Schon beim Eröffnungsreferat gibt es die ersten Störungen. Ein Aktivist der LAG Queer (Linkspartei) versucht einen Überblick über den heutigen Abend zu geben. Es ist Wojna selbst, der das Fass ansticht, immer wieder unterbricht er den Redner mit Zwischenrufen. Der ist eigentlich gerade dabei zu erklären, dass man in der Kulturkritik nicht immer mit den Künstlern, sondern auch mal über die Künstler beziehungsweise über deren Werke diskutieren können muss. … Zwischenrufe Wojnas …
Es ist Günther Bittel, der die Kräfteverhältnisse hier im „Djäzz“-Keller offenbar werden lässt. Als der MLPD-Arzt zum ersten Mal die Worte „Rufschädigung“, „Hetze“ und „Tribunal“ in den Mund nimmt, kennt das Publikum kein Halten mehr: Das waren wohl die richtigen Signalwörter, um die eben noch besonnene Zuhörerschaft in einen pöbelnden Fanblock zu verwandeln. Beim Umschauen wird klar: Im Raum sitzen zu knapp 90 Prozent Anhänger der Bandbreite – und die haben ein verdammt hohes Erregungspotenzial. … Auf Bittels Plädoyer für die Bandbreite folgt der Neues Deutschland-Journalist Marcus Meier. Der holt – zugegebenermaßen recht kräftig – aus. … „Du Schreibtischtäter!!!“ brüllt ein Mann Mitte 50, und legt nach: “Du Giftspritzer!!“ DJ Torben und er lächeln sich süffisant an und nicken sich zu. Es war nicht sein letzter Auftritt heute Abend.
Als der Bandbreite-Auftritt bei einer Veranstaltung der rechtsradikalen SVP angesprochen wird, bricht es nun auch aus den Letzten heraus, „Lüge!!!“ „Lüge!!!“ wird das Podium angeschrien. … Das aber stachelt den Bandbreite-Fanmob nur noch mehr an, kämen hier nicht so viele aus der „Friedensbewegung“, es würden Barhocker fliegen. Alle schreien durcheinander, Hohngelächter … Bandbreiten-Wojna will sich die Show nicht entgehen lassen, seine Show. …
Laubenburg indes versucht zu erklären, warum er den Song „Kein Sex mit Nazis“ der Bandbreite ablehnt. „Der deutsche Faschismus wird erklärt durch die vermeintliche Homosexualität der Nazis“, sagt er. „Ist das eine linke Analyse? Nein, das ist antiaufklärerisch!“ Der Mittfünfziger Pöbler hat seinen nächsten Auftritt: „Meinungsdiktator!!!“, süffisanter Blick zu DJ Torben, gegenseitiges Zunicken. Seine cholerischen Ausbrüche werden zum Running Gag an diesem Abend. …
Eine Frau aus dem Publikum meldet sich. Es ist, natürlich, eine Verfechterin der „kritischen Nachfragen“. Sie will wissen, nach welchen Kriterien die CSD-Veranstalter das zu präsentierende Liedgut selektieren, formuliert es aber etwas umständlich: „Welche Lieder habt ihr worauf abgeklopft, wer wie wo was gedingsbumst wird?!“ Allgemeine Konfusion.
Es kommt zur erneuten Eskalation. Auf dem Podium entsteht eine hitzige Debatte zwischen Bittel und Meier. Es werden Faschismus-Analysen zerpflückt, aus dem Publikum heraus wird immer wieder gebrüllt und gepöbelt, der Mittfünfziger ist ganz vorne mit dabei. … Im weiteren Verlauf kommt Wojna noch recht oft zu Wort, er spult die übliche Platte ab, seine Schäfchen sind ganz aus dem Häuschen. Wojna-Ultras, sozusagen. Platz zwei seiner Aussagen geht definitiv an „Die IDF (Israel Defense Forces, d.A.) probiert an den Palästinensern Biowaffen aus!“ Unangefochten auf der Eins: „Bin ich Antisemit? Da vorne sitzt mein jüdischer Gitarrenlehrer!!“
… Nach guten anderthalb Stunden beendet Bischoff die Veranstaltung („Ich bin heute nicht schlauer geworden“). Der Mittfünfziger hat sich beruhigt. Der Bandbreite-Fanmob sieht zufrieden aus.

(Vollständiger Bericht auf http://www.ruhrbarone.de/ein-abend-mit-den-wojna-ultras/).

Was fällt auf?
– „Kritische Nachfragen“ sind solche Nachfragen, die die Konfusion von innen nach außen kehren.
– Mißtrauen gegen die „offizielle Version“ geht mit Vertrauensseligkeit gegenüber irrwitzigen Verschwörungsphantastereien einher. Wer von dem, was in der Zeitung steht, keinen Buchstaben und kein Komma glaubt, läßt sich nichtsdestotrotz die beklopptesten Schoten aus der Verschwörungs-Szene gern aufschwatzen. Ähnliches Beispiel: Leute, die ein übersteigertes Mißtrauen gegen Banken und Sparkassen hegen, sind ein gefundenes Fressen für Anlagebetrüger mit windigen Angeboten. Soll heißen: Übertriebenes Mißtrauen ist eine Steigerung der Leichtgläubigkeit.
– 90 % von etwa 60 ist über 50. Über 50 Schreihälse kann die „Bandbreite“ in einer Veranstaltung um sich scharen.
– Der Auftritt der Bandbreite bei der rechtsradikalen SVP wird mal schlicht bestritten („Lüge!!! Lüge!!!“), mal gerechtfertigt (siehe DER METZGER 96).
– Die Friedensbewegung war also auch dabei. Deren Reste sollten sich vorsehen, nicht zu einem Anhängsel der MüllPD zu werden, die wiederum von ihrer eigenen Banalität dahin getrieben wurde, das Ventilieren musikalischer Dummheit zu befördern.
– Wo es sowohl den Akteuren als auch ihrer Anhängerschaft an Urteilsfähigkeit, Geschmack, Bewußtsein und Argumentationskraft mangelt, findet der inszenierte Krawall seinen Resonanzboden.

Mit einem Wort: Die deutsche Linke, wie sie (heute) leibt und lebt! Eine Zusammenkunft frustrierter, fanatisierter Saal-Krakeeler. Da möchte man ja auch so „gern“ dazugehören. Daß sie – auch in diesem Zustand und mit solcher Werbung – noch eine Anhängerschaft findet: darauf braucht sie sich wirklich nichts einzubilden.

Zur Lektüre empfohlen: „Die letzten Tassen oder Der apologetische Kusselkopp“ und „Die Bandbreite eines Milieus“ in DER METZGER 96, bzw. auf der Homepage der DFG-VK Duisburg.
Über den speziellen Klops „Bandbreite und CSD“ in DER METZGER 101 („D.b.d., d.h.k.P.u.k.e.T“).

Da kann man hingehen: Aufführung der Berliner Compagnie

Die Berliner Compagnie führt ihr Stück „Die Weißen kommen“ am Donnerstag, 15. November im Gemeindesaal Gustav-Adolf-Straße in Duisburg-Neudorf auf (eine Veranstaltung des Duisburger Friedensforums). Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Eintrittspreis: 10 Euro, ermäßigt: 8 Euro.


„Motiviert zu dem Stück wurden wir durch die Beobachtung, dass in der Öffentlichkeit ein großes Missverhältnis besteht zwischen einer durchaus starken emotionalen Betroffenheit aufgrund der von den Medien verbreiteten Bildern der Not einerseits und einer katastrophalen Unkenntnis der wirklichen Ursachen dieser Not andererseits. In Umfragen wird auf die Frage nach Instrumenten zur Bekämpfung des Hungers in der Welt fast ausschließlich Nahrungsmittelhilfe, Entwicklungshilfe oder bessere Regierungsführung genannt. Schlechte Regierungsführung geben in einer jüngsten Umfrage gerade die besser Verdienenden bei uns als größtes Problem der Entwicklungsländer an.
Die meisten Bürger bringen die elenden Zustände weder mit den augenblicklichen, von der EU und ihrer eigenen Regierung mitgesetzten weltwirtschaftlichen Regeln, noch mit der europäischen Kolonialgeschichte, noch mit ihrem eigenen Konsum oder Wahlverhalten zusammen.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO 2009) übersteigt die Zahl der Unterernährten erstmalig die Milliarden-Grenze. Ein Drittel von ihnen lebt in Afrika. Das Millenniums-Ziel, den Hunger in der Welt bis zum Jahr 2015 zu halbieren, wird ganz offenbar scheitern.
Wir möchten mit unserem Stück auf die externen Ursachen der Katastrophe in Afrika hinweisen und zwar auf diejenigen, die mit Europa zu tun haben, mit uns. Denn obwohl wir hohe Summen als Entwicklungshilfe an Afrika schicken, schädigen wir – bzw. unsere Regierungen, unsere Konzerne – auch ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Kolonialzeit offenbar weiterhin und auf verschiedene Weise unseren Nachbarkontinent.“ Berliner Compagnie

Atomwaffen: Hat es auch Methode, es ist doch Wahnsinn

Gestern meldete die WAZ auf der ersten Seite:
„US-Atomwaffen bleiben in Deutschland.
Die noch in Deutschland gelagerten US-Atomwaffen werden ungeachtet der Bemühungen von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) offenbar vorerst nicht abgezogen. Berlin habe sich einverstanden erklärt, daß die Waffen im Land bleiben und sogar mit Milliarden-Aufwand modernisiert würden, berichtete die Berliner Zeitung unter Berufung auf Militärexperten.“
Im Kommentar auf Seite 2 heißt es: „Dabei weiß seit dem Ende des Kalten Krieges eigentlich niemand mehr, gegen wen diese Waffen eingesetzt werden sollen.“
Soll man diesen Satz so verstehen, daß Atomwaffen in einer bestimmten zeitgeschichtlichen Phase noch einen Sinn hatten, den sie nunmehr nicht mehr haben? Beziehungsweise: Daß die Atomwaffenstrategie der USA ihre Rationalität verloren hat (und demnach mal eine hatte)?
Man stelle sich vor, die Regierung würde beschließen, daß die Blindgänger des Zweiten Weltkrieges nicht mehr entschärft werden – und nicht nur das, sondern daß sie auch mit neuen Zündern versehen werden. Das wäre in der Tat irrsinnig. Etwas Ähnliches aber wird mit den Atombomben, den Blindgängern des Kalten Krieges, geplant. Sie sollen uns nicht nur erhalten bleiben, sie werden auch noch modernisiert.
Dem von den USA einseitig vorangetriebenen Wettrüsten haftete immer etwas Wahnhaftes an. Die Potentiale versetzten die Atommächte in die Lage, nicht nur den Gegner vollständig zu vernichten, sondern die Menschheit. Die Potentiale reichten aus, um gleich sechs bis sieben Menschheiten zu vernichten. Da liegt es nähe, vom „Rüstungswahnsinn“ zu sprechen. Wahnhaft ist auch die Vorstellung, durch „Abschreckung“ (also: durch immer mehr Rüstung) Krieg verhindern zu können. (Nicht durch Abschreckung, sondern nur durch Abrüstung ist der Frieden zu sichern).
Mit dem von den USA einseitig vorangetriebenen Wettrüsten war jedoch keineswegs beabsichtigt, ein „Rüstungsgleichgewicht“ zu erhalten. Die Rüstungsstrategie gründete sich auf die Voraussetzung, daß ein termonuklearer Krieg möglich, vorstellbar und vertretbar ist und daß er im klassischen Sinn gewonnen und verloren werden kann. Diese Doktrin gilt nicht nur für die Periode der Systemkonkurrenz. So irrational die Politik mit der Atombombe auch erscheint: ihr wohnt eine perfide Herrschafts-Rationalität inne.
Die USA wollen an der Option, ihre weltpolitischen Ziele mit Massenvernichtungsmitteln durchzusetzen, nicht aufgeben. Die Gefahr eines Atomkrieges besteht weiterhin.
Bitte lesen Sie den Kommentar der DFG-VK Duisburg „Das Zeitalter der Atombombe ist noch nicht beendet“.