Samstag in Lützerath

Campact gibt bekannt:

280 Millionen Tonnen Kohle: Diese enorme Menge darf RWE aus dem Tagebau Garzweiler holen. Zu viel, um Deutschlands Klimaziele zu erreichen.[1] Doch die Bundesregierung ist in Panik. Aus Angst vor Energieengpässen erfüllt sie Konzernen wie RWE gerade alle Wünsche. Und erlaubt auch das Verfeuern von Kohle, was uns noch tiefer in die Klimakrise treibt – statt die Erneuerbaren auszubauen.
Dem Dorf Lützerath im Rheinland droht deshalb die Zerstörung. Klimaaktivist*innen wollen das verhindern. Sie halten das Dorf besetzt, leben hier in Bauwagen und auf Baumhäusern, wie damals im Hambacher Wald.[2] Und wie 2018 steht auch diesmal eine gewaltsame Räumung mit Polizei-Großaufgebot bevor. Damit die Aktivist*innen noch eine Chance gegen den einflussreichen Kohlekonzern haben, brauchen sie jetzt Deine Hilfe!
Pauline Brünger von Fridays for Future organisiert für kommenden Samstag zusammen mit Campact und anderen Organisationen eine Demonstration in Lützerath. Die 20-jährige Studentin aus Köln will den Grünen in der Landesregierung klarmachen, dass sie in der Pflicht sind: „Eine Partei, die für Klimaschutz gewählt worden ist, darf nicht zulassen, dass es einen so schrecklichen Polizeieinsatz gegen Klimaaktivist*innen gibt wie damals im Hambi. Wir brauchen jetzt ein Räumungsmoratorium!“
Das Datum der Demo ist ideal: Morgen beginnt die Weltklimakonferenz, dann beraten Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in Ägypten über das 1,5-Grad-Ziel. „Diese mediale Aufmerksamkeit lenken wir ins Kohlerevier. Mit einer großen Demonstration ziehen wir die 1,5-Grad-Grenze vor Lützerath. So wird den Grünen in der Landesregierung klar: Das ganze Land, die ganze Welt schaut darauf, wie sie jetzt entscheiden.“ Damit die Aktion eindrucksvoll wird, braucht es möglichst viele, die nah genug am Tagebau wohnen, um am Samstag zur Demo zu kommen. Bitte sei auch Du in Lützerath dabei!
Ort: Lützerath am Tagebau Garzweiler, 41812 Erkelenz Zeit: Samstag, 12. November, 12 Uhr
Vom Bahnhof Erkelenz fahren ab 10 Uhr Shuttlebusse nach Lützerath – und nach der Demo auch wieder zurück. Gemeinsam mit Freund*innen und Bekannten kannst Du natürlich auch eine Fahrgemeinschaft mit dem Auto bilden: Frag doch am besten jetzt gleich mal in Deinem Ort oder Freundeskreis herum, wer am Samstag in Lützerath dabei ist.
Wir rechnen mit viel medialer Aufmerksamkeit für diese besondere Demo direkt am Tatort Tagebau. Bringe gerne Deine ganz eigene Botschaft mit und schreibe sie auf ein Plakat oder eine Fahne – vielleicht schafft sie es in die bundesweite Berichterstattung.
Herzliche Grüße
Lara Eckstein, Campaignerin

PS: Ein Windrad wird abgerissen – damit der Weg frei ist für die Kohlebagger: Diese Bilder aus dem Rheinland gingen vergangene Woche um die Welt.[3] Was für ein fatales Zeichen gegen die Energiewende in Deutschland. Kommenden Samstag, den 12. November stellen wir uns in Lützerath dem Kohle-Irrsinn entgegen und fordern: Bagger stoppen – Klimaschutz jetzt!

[1]„Kein Grad weiter – Anpassung der Tagebauplanung im Rheinischen Braunkohlerevier zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze“, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, 11. Juni 2021
[2]„Das Dorf, das der Kohle weichen muss“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Oktober 2022
[3]„Entsetzen über Windräder-Abriss bei Lützerath“, WDR Online, 25. Oktober 2022

Neu in der Weltbühne: Über „Zeitenwende“ und Rüstungswahn

Jürgen Wagner: Im Rüstungswahn. Deutschlands Zeitenwende zu Aufrüstung und Militarisierung. PapyRossa Verlag. 212 Seiten, 16,90 €
Die Bundesregierung hat das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten vom Zaun gebrochen. Diese „Zeitenwende“ (Olaf Scholz) wurde schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine von langer Hand vorbereitet: Politisch durch immer offener artikulierte Großmachtansprüche; militärisch durch einen Umbau der Bundeswehr, bei dem die Bildung von Großverbänden im Zentrum steht; und industriell durch die „Agenda Rüstung“, die auf die massive Stärkung der Waffenindustrie abzielt. Demnach steht die „Zeitenwende“ zwar in der Kontinuität dieser Entwicklungen, sie forciert sie aber in einem Ausmaß, das Deutschland nachhaltig zu verändern droht: Innenpolitisch ist mit einem deutlichen Erstarken des militärisch-industriellen Komplexes zu rechnen. Gleichzeitig wird das Land in die Riege der Top-Rüster aufsteigen und damit eine „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ wohl endgültig ad acta legen. Zugleich werden immense Ressourcen verschleudert, die dringend für die Bewältigung der zahlreichen Großkrisen – Klima, Gesundheit, Armut – benötigt werden. Daher ist es nötig, die Alternativen zu Aufrüstung und Militarisierung auszuloten – die Zeit dazu drängt: Das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen soll bis 2026 reichen, eine Debatte über dessen Verstetigung steht damit ins Haus.
Jürgen Wagner, Jg. 1974, ist Politikwissenschaftler und Historiker. Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Tübinger Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. Zahlreiche Veröffentlichungen.

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Grund zur Freude: November

Heute, am 1. November (2022) bringe ich den November in Erinnerung. Der (Monat) fängt in Nordrhein-Westfalen (und ein paar anderen Bundesländern) schon gut an, mit einem gesetzlichen Feiertag. (Das heißt für mich: Spaziergang- und Schreibtischtag).
NOVEMBER ist der Titel einer Veröffentlichung aus der Situationspresse
(Helmut Loeven: November. Situationspresse 2019, 40 S. Geheftet mit zahlreichen Abbildungenb, 5 €. ISBN 978-3-935673-47-1).
Darüber war hier im Blog zu lesen:
Es handelt sich – gewissermaßen – um ein Journal, also eine chronologische Reihe von Notaten, kommentiert durch zahlreiche Abbildungen (Fotos, Zeichnungen, Collagen, Typografien) – Erlebnisse, Erinnerungen, Marginalien, Reflexionen, deren einziges gemeinsames Kriterium eine scheinbar willkürliche Zeiteinheit ist, thematisch aber in alle Richtungen ausschweift.
Man mag sich an die gute alte Flugschriften- beziehungsweise Broschüren-Tradition, die namentlich in der Situationspresse gepflegt wurde, erinnert fühlen. Inspiriert ist diese lange vorgesehene Arbeit zur Rehabilitierung des oft als „trauriger Monat“ verstandenen November zum Beispiel durch „Ramadan“ von Hadayatullah Hübsch (1946-2011), erschienen Anfang bis Mitte der 70er Jahre im Verlag Heinrich, wir und die anderen. Ich habe dieses Monats-Tagebuch meines Kollegen nur mal in der Hand gehabt, nie besessen, aber ich fand die Idee gut. (Auf diesen Verlag müßte ich auch nochmal zu sprechen kommen). Ein zweites Vorbild war die Flug-FLUX-Blatt-Zeitung von von Albrecht/d (Dietrich Albrecht, 1944-2013) in der Reflection-Press. Für Albrecht war die Broschüre ein Medium der Bildenden Kunst, und als ein Werk der Bildenden Kunst will ich meine Text-Bild-Collage auch verstanden wissen.

Wenn Ihnen dieses Heft gefällt, dann gefällt Ihnen bestimmt auch das Pendant Juno.
ISBN 978-3-935673-50-1. Ebenfalls 40 Seiten, ebenfalls 5 Euro.